Ziel der Myokardszintigraphie Die Myokardszintigraphie stellt eine regionale Myokardischämie dar. Darunter versteht man eine mehr oder weniger starke Reduktion der Durchblutung des Herzmuskels. Meist wird die Myokardischämie erst durch eine Belastung hervorgerufen. Deshalb wird die Myokardszintigraphie üblicherweise unter Belastungsbedingungen durchgeführt. Bei der Myokardszintigraphie wird meist eine körperliche Belastung durchgeführt. Möglich sind aber auch medikamentöse Belastungsformen mit unterschiedlichen Substanzgruppen, die eine Durchblutungssteigerung im gesunden Herz bewirken und zu einer regionalen Ischämie bei Durchblutungsstörungen führen. 13.07.2003 F.D. Maul 1 Angina pectoris, deren Auswirkungen aufs EKG und deren häufigste Ursache Beschwerden Wenn es zu einer Myokardischämie kommt, entwickeln viele Patienten eine Angina pectoris, die gekennzeichnet ist durch: retrosternalen Druck thorakale Enge ausstrahlende Schmerzen In der Regel tritt eine Angina pectoris unter Belastung auf. Sie kann aber auch nach einer reichlichen Mahlzeit oder im Schlaf vorkommen! 13.07.2003 Koronarangiogramm Normalbefund Stenose Die häufigste Ursache für eine Myokardischämie ist die Stenose (Verengung) einer Koronararterie. Es handelt sich um die Koronare Herzkrankheit, die die häufigste Todesursache in der zivilisierten Welt darstellt. Ihre schlimmste Folge ist der Herzinfarkt. Im nebenstehenden Koronarangiogramm Darstellung der rechten Koronararterie. Oben ein Normalbefund unten eine hochgradige Stenose. Im EKG, meist auch erst unter Belastung, führt die Myokardischämie in etwa 70% aller Fälle zu einer ST-Strecken-Senkung! T-Welle F.D. Maul QRS 2 Welche Auswirkung hat die Stenose einer Koronararterie Durchblutung des Myokards Belstung Durchblutungsabnahme Ruhe % Stenose Stenose Betroffenes Gebiet 13.07.2003 Die Stenose oder der Verschluss einer Koronararterie führt zu einem entsprechenden regionalen Ausfall der Myokarddurchblutung F.D. Maul 3 Perfusion des Myokards Die Perfusion des Myokards erfolgt über: • Große Gefäße (Koronargefäße, Verlauf auf dem Herzmuskel, man spricht von epikardialem Verlauf) – Ramus interventrikularis anterior (RIA) – Ramus circumflexus (RCX) – Rechte Kranzarterie (RCA) – sowie deren große Seitenäste • Kollateralen (Entwicklung neuer Gefäße bei bestehender Minderversorgung bei Koronarer Herzkrankheit (KHK) • kleine Gefäße des Myokards – Arteriolen und Kapillaren 13.07.2003 F.D. Maul 4 Indikationen der Myokardszintigraphie • Indikationen: – Lokalisation und Bestimmung des Ausmaßes von Ischämien des Myokards • unter Belastung – Körperlich (am physiologischsten) – medikamentös – Pacemaker (praktisch ohne Bedeutung für die Myokardszintigraphie) • in Ruhe – zum Nachweis vitalen Myokards 13.07.2003 F.D. Maul 5 Standardtracer für die Myokardszintigraphie • Die wichtigsten Tracer für die Myokardszintigraphie – Perfusion • Tl-201 (K-Analogon, bis 30 m nach Injektion) • Tc-99m markierbare Perfusionsmarker (spezielle TcKomplexe) – Vitalität • Tl-201 (ab 3 h nach Belastung und Injektion oder in Ruhe nach 15 m) • F-18-Desoxyglukose (FDG) 13.07.2003 F.D. Maul 6 Durchführung der Myokardszintigraphie • Belastung (in der Regel körperlich) • 2-3 SPECT-Akquisitionen in der Regel ohne Transmission – Dauer jeweils 15 - 30 min – in der Regel Patient in Rückenlage – in der Regel ohne Triggerung (führt zu einer Verwischung der Myokardgrenzen durch die Überlagerung verschiedener Abschnitten des Herzzyklus, die aber bei der Routineauswertung nicht zu einer signifikanten Einschränkung der Aussagefähigkeit führt) • gefilterte Rückprojektion – Heute noch selten: iterative Rekonstruktion mit Absorptionskorrektur 13.07.2003 F.D. Maul 7 Iterative vs. Nicht-Iterative Rekonstruktion der Myokardszintigraphie • Detektorabstand und Abbildungseigenschaften der Gamma-Kamera führen – bei der gefilterten Rückprojektion zu unterschiedlichen Objektabbildungen in Abhängigkeit von der Detektor-ObjektEntfernung – „falschen“ oder schlechten szintigraphischen Bildern – Absorptionsbedingter scheinbarer Aktivitätsminderung der Hinterwand, die als Defekt fehlinterpretiert werden kann • Das Problem läßt sich durch eine iterative Rekonstruktion und Absorptionskorrektur lösen. 13.07.2003 F.D. Maul 8 Normale Szintianatomie der Myokardszintigraphie Szintigraphische Anatomie des Myokards: Darstellung des linken Herzventrikels in 3 Ebenen U oder V-förmig Kurzachsenschnitte gleichmäßig den Tracer speichernd andeutungsweise Darstellung des rechten Ventrikels noch normal keine Darstellung der Vorhöfe Vertikale Längsachsenschnitte keine Darstellung der Herzklappen keine Darstellung der Gefäße Horizontale Längsachsenschnitte 13.07.2003 F.D. Maul 9 Myokardszintigraphie mit 99mTc markierbaren Perfusionsmarkern • Tc-99m markierbare Perfusionsmarker – Sestamibi (Cardiolite®) – Tetrofosmin (Myoview®) • beide Tracer verhalten sich ähnlich • sie werden weitgehend passiv in die Myokardzellen aufgenommen und in den Mitochondien angereichert • sie eignen sich nicht zum direkten Vitalitätsnachweis • Zum Ischämienachweis muss die Untersuchung unter Belastung durchgeführt und zum Vergleich mir der Ruhesituation in Ruhe wiederholt werden (2 Injektionen!). • Wegen der besseren Zählrate von 99mTc-Aufnahmen können die Aufnahmen getriggert werden und durch die Auswertung verschiedener Funktionszustände kann die Auswurffraktion (Ejektion Fraction EF) sowie das Endsystolische und Enddiastolische Volumen berechnet werden. 13.07.2003 F.D. Maul 10 Myokardszintigraphie mit 99mTc markierbaren Perfusionsmarkern Die häufigste Indikation der Myokardszintigraphie unter körperlicher Belastung ist der induzierbare Nachweis oder Ausschluß einer Ischämie. Im Vorfeld einer invasiven Diagnostik mittels Herzkatheter, sind 99mTc markierbare Substanzen gut geeignet, weil sie zu einer niedrigeren Strahlenexposition als 201Tl führen und die Abbildungseigenschaften besser sind. Eine regionale Ischämie stellt sich im Myokardszintigramm als Defekt in der Belastungsuntersuchung dar, der sich in der Ruheuntersuchung teilweise oder ganz zurückbildet. Max. 13.07.2003 Belastung Ruhe F.D. Maul 11 Getriggerte Myokard-SPECT Leicht pathologischer Befund. Goldgelb: endsystolischer Zustand. Rot-transparent: enddiastolischer Zustand. Der grüne Bereich: zeigt eine bewegungslose Stelle (Akinesie) 13.07.2003 F.D. Maul 12 Myokardszintigraphie mit 201Tl-Chlorid • Verhalten des 201Tl-Ion – Aufnahmemechanismus: 201Tl wird aktiv als K -Analogon in die Zelle eingeschleust – Perfusionsdarstellung bis 30 m p.i. (nach Injektion) • Gewebeaufnahme eines Tracers ist abhängig von – Perfusion – Extraktion (über weite Bereich der myokardialen Perfusion gleichbleibend) – Vitalitätsdarstellung ab 3 h u.U. wird nochmals 201Tl nachinjiziert (Reinjektionstechnik) • nur vitales Gewebe kann Tl aufnehmen, da die Aufnahme aktiv ist 13.07.2003 F.D. Maul 13 201Tl-Myokardszintigraphie mit Reinjektion zur Darstellung von vitalem Myokard Nach Belastung Großer Defekt der Hinterwand 13.07.2003 In Ruhe nach 3-4 h Ischämienachweis durch teilweise Rückbildung des Defektes F.D. Maul Nach Reinjektion keine weitere Defektverkleinerung. Der bestehende Defekt stellt eine Narbe dar. 14