Rosaceae - Universität Konstanz

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Rosaceae - Rosengewächse (Rosales)
© Dr. VEIT M. DÖRKEN, Universität Konstanz, FB Biologie
1 Systematik und Verbreitung
Zur Familie der Rosengewächse aus der Ordnung Rosales (Magnoliopsida,
Dikotyledoneae) werden ca. 95 Gattungen mit rund 2800 Arten gestellt. In der
klassischen Systematik wurde die Familie in 4 Unterfamilien unterteilt: 1. Maloideae
(Apfelartige), 2. Prunoideae (Kirschenartige), 3. Rosoideae (Rosenartige), 4.
Spiraeoideae
(Spierenartige).
Aufgrund
neuerer
molekularphylogenetischer
Untersuchungen wird die Familie heute nur noch in 3 Unterfamilien gegliedert: 1.
Rosoideae, 2. Dyoideae und 3. Spiraeoideae.
Rosaceae sind weltweit verbreitet. Die Familie hat einen Verbreitungsschwerpunkt in
den nördlichen-gemäßigten Zonen.
Abb. 1: Verbreitungskarte (vgl. HEYWOOD, 1982);
2 Morphologie
2.1 Habitus
Die Familie der Rosaceae ist recht vielgestaltig. So kommen neben ausdauernden
seltener auch einjährige Kräuter sowie Halbsträucher, Sträucher und Bäume vor.
Besonders die Holzgewächse in tropischen und subtropischen Regionen sind
immergrün, die der gemäßigten Zonen hingegen überwiegend laubabwerfend. Bei
zahlreichen Arten verdornen die Kurztriebe stark (z.B. Prunus spinosa). Andere Arten
sind dicht mit Stacheln besetzt (z.B. Rosa). Viele Arten können sich durch
oberirdische Ausläufer (z.B. Fragaria) bzw. durch sich bewurzelnde niederliegende
Triebe (z.B. Rubus) vegetativ vermehren.
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2.2 Blatt
Die Blätter der Rosaceae sind artspezifisch unterschiedlich gestaltet. Sie sind
entweder einfach (z.B. Prunus avium), stark fiederschnittig (z.B. Sorbus ×intermedia),
handförmig zusammengesetzt (z.B. Potentilla reptans) oder fiedrig (z.B. Filipendula
ulmaria). Die Blattstellung ist beim überwiegenden Teil der Arten wechselständig.
Für den Großteil der Arten sind Stipeln (Nebenblätter) charakteristisch. Diese fehlen
lediglich in dem Verwandtschaftskreis der Spierenartigen. Bei vielen Arten (z.B. bei
Prunus) sind auf dem Blattstiel extraflorale Nektarien ausgebildet.
Abb. 2: Prunus avium, Blattstiel mit extrafloralen
Nektarien;
;
Abb. 3: Prunus avium, Blattbasis mit 2 Nebenblättern;
2.3 Blüte
Der Großteil der Arten ist insektenbestäubt und hat daher auffällig gefärbte und
große Blüten. Lediglich einige wenige Arten (z.B. Sanguisorba) sind sekundär zur
Windblütigkeit übergegangen. Die Blütenhülle ist bei diesen Taxa stark reduziert.
Abb. 4: Blütendiagramm Rosa;
Abb. 5: Rosa omeiensis f. peteracantha, Blüte;
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Abb. 6: Prunus avium, Längsschnitt durch eine Blüte;
5 Kelchblätter, 5 Kronblätter, ∞ Staubblätter und 1
Fruchtblatt;
Abb. 7: Sanguisorba minor, Blütenhülle als Anpassung
an die sekundäre Windblütigkeit stark reduziert;
Die Blüten der Rosaceae sind in 5 Kelch- und 5 Kronblätter gegliedert. Die
Kelchblätter der rosoiden Rosaceae bilden Stipeln aus. Durch die Verwachsung der
Stipeln benachbarter Kelchblätter kommt in dieser Gruppe ein sog. Außenkelch
zustande. Die Kelchblätter können artspezifisch schalen- bis krugförmig ausgebildet
sein. Die 5 Kronblätter sind groß und kräftig gefärbt. Den Kronblättern folgen
zahlreiche freie Staubblätter. Das Gynoeceum kann artspezifisch entweder oberoder unterständig stehen und sich aus einem (z.B. Prunus) oder vielen, nicht
verwachsenen Karpellen (z.B. Rubus) aufbauen.
Abb. 8 & 9: Fragaria vesca, mit einem für rosoide Rosaceae typischem Außenkelch, der aus verwachsenen
Stipeln der Kelchblätter hervorgeht (links); gelegentlich findet man auch nicht verwachsene Kelchblattstipeln
(rechts);
2.4 Frucht
Die Früchte der Rosaceae sind sehr vielgestaltig. So kommen Steinfrüchte,
Nussfrüchte, Sammelsteinfrüchte, Sammelnussfrüchte und Sammelbalgfrüchte
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vor. Sammelnussfrüchte werden z.B. bei Dryas octopetala (Silberwurz) gebildet. Mit
zunehmender Samenreife verlängern sich bei dieser Art die behaarten Griffel der
Karpelle deutlich, sodass die Nüsschen gut durch Wind ausgebreitet werden können.
Steinfrüchte werden z.B. bei den Arten der Gattung Prunus (Kirschen) gebildet.
Sammelsteinfrüchte findet man bei der Gattung Rubus (Brom- und Himbeeren). Bei
den Himbeeren bleibt die Blütenachse als weiße Ausstülpung erhalten. Bei
Brombeeren wird die Blütenachse mitgegessen. Sammelnussfrüchte kommen bei
der Gattung Fragaria (Erdbeere) vor. Hier ist der Teil, der als Frucht gegessen wird,
die zum Zeitpunkt der Samenreife saftig angeschwollene Blütenachse. Auch bei der
Gattung Rosa (Rose) kommen Sammelnussfrüchte vor. Die einzelnen Nüsschen
sind von einer krugförmigen Blütenachse umgeben. Unterständige Sammelbalgfrüchte findet man bei Malus (Apfel). Hier sind die sich an der Bauchnaht öffnenden
Früchte vom stark entwickelten Gewebe des Blütenbodens umschlossen. Im oberen
Teil der Frucht sind persistierende Kelchblätter vorhanden.
Abb. 10 & 11: Prunus cerasus ssp. acida, Steinfrucht mit einem häutigen Exokarp, fleischigem Mesokarp und
verholztem Endokarp;
Abb. 12 & 13: Malus domestica, unterständige Sammelbalgfrucht; die zahlreichen Balgfrüchte werden mit
zunehmender Samenreife vom fleischigen Gewebe des Blütenbodens umwuchert;
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Abb. 14 & 15: Fragaria ×ananassa, Sammelnussfrucht; zum Zeitpunkt der Fruchtreife sitzen die zahlreichen
kleinen Nüsschen der stark angeschwollenen, fleischigen Blütenachse auf (rechts Längsschnitt);
Abb. 16: Dryas octopetala, Sammelnussfrucht;
Abb. 18: Mespilus germanica, Steinapfel;
Abb. 17: Rosa rugosa, Sammelnussfrucht;
Abb. 19: Rubus caesius, Sammelsteinfrucht;
3 Inhaltsstoffe
Rosaceae sind besonders in den Samen und in der Rinde reich an Blausäureglykosiden.
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4 Nutz- und Zierpflanzen
Zu den Rosaceae gehören wichtige Obstlieferanten wie z.B. Amygdalus communis
(Mandelbaum), Armeniaca vulgaris (Aprikose), Cerasus avium (Süß-Kirsche),
Cerasus vulgaris (Sauer-Kirsche), Cydonia oblonga (Quitte), Fragaria ×ananassa
(Erdbeere), Malus domestica (Kultur-Apfel), Persicaria vulgaris (Pfirsich), Prunus
avium (Vogel-Kirsche), Prunus domestica (Zwetschge), Prunus spinosa (Schlehe),
Pyrus communis (Kultur-Birne), Rubus spec. (Brom- und Himbeeren), Sorbus
aucuparia (Eberesche). Das Holz von z.B. Sorbus torminalis (Elsbeere) ist ein
wertvolles Edelholz. Zahlreiche Rosaceae, besonders die Spireenartigen, sind
beliebte Zierstauden bzw. Ziergehölze.
5 Weiterführende Literatur
DÜLL, R. & KUTZELNIGG, H. (2011): Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und
angrenzender Länder. 7. Auflage. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
HEYWOOD, V. H. (1982): Blütenpflanzen der Welt. – Birkhäuser Verlag, Basel.
LEINS, P. & ERBAR, C. (2010): Flower and Fruit; Morphology, Ontongeny, Phylogeny;
Function and Ecology. – Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart.
LIEBEREI, R. & REISSDORF, C. (2007): Nutzpflanzenkunde. 7. Auflage. – Thieme,
Stuttgart.
MABBERLEY, D.J. (2008): MABBERLEY´s plant book, 3rd ed. – Cambridge University
Press, Cambridge.
STEVENS, P. F. (2001): Angiosperm Phylogeny Website. Version 12, July 2012.
http://www.mobot.org/mobot/research/apweb/
STÜTZEL, TH. (2015): Botanische Bestimmungsübungen. 3. Auflage. – Ulmer,
Stuttgart.
WEBERLING, F. (1981): Morphologie der Blüten und der Blütenstände. – Ulmer,
Stuttgart.
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