Klimawandel – Folgerungen für die Siedlungsentwässerung

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Fachtagung „Wasserwirtschaft im Wandel“
dbb-formum berlin, 29. November 2006
Theo G. Schmitt, TU Kaiserslautern
Klimawandel
– Folgerungen für die Siedlungsentwässerung
Technische Universität Kaiserslautern
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
29.11.06 - 2
Vortragsübersicht
¾ Klimawandel in der öffentlichen Wahrnehmung
¾ Klimamodelle und Siedlungsentwässerung
¾ Folgerungen für die Siedlungsentwässerung
• Überflutungsschutz
¾ Zusammenfassung
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29.11.06 - 3
Extremereignisse! – Klimawandel? ...
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29.11.06 - 4
und die Folgen ...
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29.11.06 - 5
Prognose Klimawandel …
¾ öffentliche Wahrnehmung: Häufung von (Kanal-)
Überflutungen … tatsächlich ? … in den Medien?
¾ Experten erwarten eine Zunahme extremer Ereignisse
¾ mögliche Auswirkungen Siedlungsentwässerung
ƒ häufigere Überflutung der Kanalnetze, höhere Schäden
ƒ Zunahme der Mischwasserüberläufe ?
ƒ … der niederschlagsbedingten Gewässerbelastung ?
¾ aber: bis dato kaum statistisch signifikante Nachweise
in der Niederschlagsanalyse (Siedlungsentwässerung)
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29.11.06 - 6
Untersuchungen zum Klimawandel - international
¾ Großbritannien – programmatisch:
ƒ Schwerpunkt auf Hochwasser und Sturmflut
ƒ erhebliche Auswirkungen auch für städtische Kanalnetze
erwartet – häufigere Überflutungen, höhere Schäden
Æ Flood Risk Management Research Consortium
¾ Belgien – exemplarisch:
ƒ allgemein hohe Variabilität des Niederschlagsgeschehens
ƒ keine signifikante Zunahme von Starkregen erkennbar
¾ Sizilien (Großraum Palermo) – exemplarisch:
ƒ signifikant negativer Trend der Starkregenhöhen
ƒ singuläres Phänomen: extreme Urbanisierung
¾ USA - Besorgnis: „Wasserverfügbarkeit im Südwesten“
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29.11.06 - 7
… in Deutschland
Analyse langer Regenreihen (100 / 50 a)
¾ jahreszeitliche u. markante räumliche Unterschiede
ƒ generell: Zunahme Winterniederschläge
ƒ z.B. Zunahme Jahresniederschlagshöhe HH, KA, M
¾ Analyse Starkniederschläge (u.a. KLIWA)
ƒ Betrachtung von Tageswerten, z.B. Schwellwert „25 mm/d“
ƒ örtliche Zunahme der Häufigkeit und/oder N-Höhe
ƒ deutlichere Zunahme im Winterhalbjahr
Æ Skalierung für Siedlungsentwässerung nicht geeignet!
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29.11.06 - 8
Klimamodelle …
¾ Prognosen zum Klimawandel: „Szenarien“
ƒ unterschiedliche Annahmen bzgl. Einflussfaktoren
ƒ große Variationsbreite der Aussagen
• „Temperaturanstieg 1,4 bis 5,8 ºC“
• „Anstieg der Weltmeere 9 bis 88 cm“
¾ Kernaussagen - Tendenzen
ƒ „Bislang als selten eingestufte Extreme werden mit größerer
Häufigkeit auftreten!“
ƒ häufigere Starkregen: „ ...sehr wahrscheinlich, in den meisten
Gebieten“ (IPCC)
ƒ Regionalstudie für Teile Mitteleuropas
• häufigere Starkregen, bei Abnahme der Sommerniederschläge
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29.11.06 - 9
Klimamodelle - Siedlungsentwässerung…
¾ wesentlich: Skalierung der Klimamodelle
ƒ zeitlich: Jahreswerte (saisonal) – Tageswerte
ƒ räumlich: global – regional (Æ lokal ??)
ƒ global: Klima
ƒ regional: Großwetterlage
ƒ lokal: Niederschlagsereignis Æ Siedlungsentwässerung
ÆBesondere Schwierigkeiten bei Skalenübergängen
¾ Aussagefähigkeit: Kalibrierung der Klimamodelle
ƒ Jahreswerte der Niederschlagshöhen
ƒ saisonale Verteilung (Sommer-/Winterniederschläge)
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29.11.06 - 10
Klimamodelle - Siedlungsentwässerung…
¾ Anforderungen der Siedlungsentwässerung an
Auflösung der Niederschlagsdaten
ƒ räumlich : wenige km2
ƒ zeitlich: Stunden-/Minutenwerte (5 … 60 min … 4-6 h)
ÆKlimamodelle liefern dafür (noch?) keinen
verwertbaren Systeminput!
Æquantitative Aussagen nur über statistische
Methoden
ƒ z.B. Regenspendenlinien – KOSTRA-DWD-2000
Æ Zunahme der Regenhöhe hN für (D,n) ??
Æ größere Häufigkeit n des Starkregens (hN,D) ??
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29.11.06 - 11
Starkregenereignis
Wann ist ein Regenereignis ein „Starkregen“?
„Starkniederschläge oder „Starkregenereignisse“
bezeichnen Regen mit einer im Verhältnis zur Dauer
hohen Niederschlagsintensität und daher seltenem
Eintritt (im Mittel maximal 2 mal pro Jahr). Die
zugehörigen Regenhöhen sind somit abhängig von der
Dauerstufe und der Örtlichkeit.“
Æ Schwellenwert aus KLIWA: 25 mm/d für SE ungeeignet
z.B. Karlsruhe: Niederschlagshöhe hN > 25 mm
D = 15 min:
Tn > 20 a
D = 1 h:
Tn > 5 a
D = 6 h:
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Tn ≥ 1 a
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29.11.06 - 12
KOSTRA-DWD-2000
¾ Fortschreibung des Bezugszeitraums bis 2000
ƒ Datenbasis jetzt 50 Jahre (1950 – 2000) statt bisher 30 Jahre
ƒ für D ≥ 12 h: Zunahme der Starkregenhöhen im Winter
¾ Dauerstufen ≤ D 60 min (besondere Relevanz SE!)
ƒ an ca. 40 (von 43) untersuchten hochauflösenden Stationen
keine statistisch signifikanten Veränderungen feststellbar!!
Æ KOSTRA-Daten für D ≤ 60 min nicht verändert!!
¾ Methodische Änderung bei D = 5 und 10 min
ƒ geänderter hyperbolischer Ansatz zur Extrapolation
Æ z.B. Abschwächung der Regenspitze bei EULER-Regen
Æ ggf. Diskrepanz zu DIN 1986 „Gebäudeentwässerung“
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29.11.06 - 13
Häufigkeits-Dauerlinien
D / Tn
5 min
1a
2a
5a
7,7 / 5,6 9,6 / 7,5 12 / 10
10 a
20 a
100 a
14 / 12
16 / 14
21 / 19
15 min
11
14
18
21
24
31
1h
17
22
29
34
40
52
2h
20
26
34
40
46
60
6h
27
34
43
50
57
74
1d
45
55
68
77
87
110
KOSTRA-DWD 1997 und 2000
Regenhöhe hN (mm), Beispiel Karlsruhe, Rasterfeld 2182
Æ Keine Änderungen für D > 5 min !!
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29.11.06 - 14
Untersuchung Universität Stuttgart
¾ instationäre Extremwertanalyse an 11 N-Stationen
ƒ überwiegend positiver Trend bei Starkregenhöhen auch bei
Dauerstufen < 6 h !!
ƒ Änderung saisonal unterschiedlich
ƒ starke lokale Ausprägung
Æ keine Regionalisierung („Verallgemeinerung“) möglich!!
Æ Verbreiterung der Datengrundlage notwendig!
Æ Plädoyer Uni Stuttgart:
Änderung der Auswertemethodik: „instationäre Ansätze“
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29.11.06 - 15
Folgerungen ...
Bemessungspraxis
¾ derzeit keine quantifizierbaren Bemessungszuschläge
(N-Höhen, Wiederkehrzeiten)
¾ Verwendung möglichst aktueller N-Daten
¾ Fortschreibung der Niederschlagsanalysen,
Verfeinerung der Analysemethoden
¾ Augenmaß bei Vergleich Anforderung – Rechenwert Tn
¾ „Leben mit der Ungewissheit“ (‘risk and uncertainty‘)
• Erfolgskontrolle im Betrieb – ggf. gezielte Nachbesserung
Æ tatsächliche Überstau-, Überflutungshäufigkeit !?
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29.11.06 - 16
Folgerungen …
Entwässerungskonzeption Æ „mehr Flexibilität!“
¾ zentrale Entwässerungsstrukturen eher unflexibel
Æ Umsetzung der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung
Æ Kombination unterschiedlicher Maßnahmen
¾ Systematische Analyse Überflutungsgefährdung
Identifikation besonders gefährdeter Bereiche
¾ Abwägung „Objektschutz“ – „verstärkte Ableitung“
¾ Beteiligung Betroffener (Anlieger, Fachplaner)
¾ Aufklärungsarbeit
ƒ Standortwahl, Offenhaltung von Flutmulden
ƒ Höhenlage Gebäude - Straßenraum
ƒ verbleibende Unwägbarkeiten und Risiken
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29.11.06 - 17
Zusammenfassung
¾ Klimawandel bleibt auf der Agenda
¾ Zunahme Überflutungen / Schäden „möglich“
¾ bisherige Erkenntnisse für allgemeine / pauschale
Bemessungszuschläge nicht ausreichend
Æ Verwendung möglichst aktueller Niederschlagsdaten
¾ Erhöhung der Flexibilität der Systeme
• Beitrag dezentraler Regenwasserbewirtschaftung
• Objektschutz in besonders gefährdeten Bereichen
ƒ Zunehmende Bedeutung der Gegebenheiten an
der Oberfläche für Überflutungsschutz
¾ Aufklärungsarbeit: Niederschlag = Naturereignis
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29.11.06 - 18
z.B. Starkregen in Freudenstadt…
„Istzeit”
1961-2000
„Zukunft”
2021 - 2050
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