2 Altersbestimmung 2.1 Altersvergleich zwischen Hund und Mensch.......................227 2.2 Zahnaltersbestimmung beim Hund ......................................227 2.3 Altersvergleich zwischen Katze und Mensch ......................230 2.4 Zahnaltersbestimmung bei der Katze...................................231 Das Altern ist ein komplexer Vorgang, der verschiedene Stoffwechselstörungen und Infektionskrankheiten begünstigt und der von individuellen – sowohl ererbten als auch erworbenen Faktoren – abhängig ist. Beim Mensch und beim Haustier wird zwischen dem kalendarischen und dem individuellen biologischen Alter unterschieden. Bei Hunde- aber auch Katzenrassen wird der Einfluss von hereditären (vererbten) Faktoren deutlich sichtbar. Hochgezüchtete Tiere zeigen meist früher Alterserscheinungen als Mischlinge. Großwüchsige Hunderassen altern i. d. R. schneller als mittelgroße oder kleine Rassen; bei den Katzenrassen zeigen Siamesen die statistisch höchste Lebenserwartung. Generell erfolgt die Entwicklung im 1. Lebensjahr sehr schnell; Geschlechts- und Fortpflanzungsreife sind beim Hund mit 9–15 Monaten, bei der Katze ab dem 6. Monat erreicht. Das entspricht einem Menschen von 15–17 Jahren. Ein Altersvergleich zwischen Hund bzw. Katze und Mensch ist in Tabelle 2-1 bzw. 2-3 aufgeführt. Als Hilfsmittel zur Altersbestimmung dienen der Allgemeinzustand des Tieres, das Fell und die Zähne. Welpen können relativ genau anhand des Durchbruchs und Wechsels der Milchzähne geschätzt werden. Beim Ersatzgebiss ist beim Hund der Abrieb der Schneidezahnlappen eine Orientierungshilfe, die jedoch aufgrund von Fütterung, Fress- und Spielgewohnheiten großen individuellen Schwankungen unterliegt. Deswegen werden bei erwachsenen Hunden auch weitere Altersmerkmale (z. B. Trübung der Augenlinse) berücksichtigt. Äußerlich kann man einer Katze das Alter kaum ansehen; Hinweise sind neben einem veränderten Stoffwechsel eine verminderte Beweglichkeit mit einer Zunahme des Ruhe- und Schlafbedürfnisses. Zu den altersbedingten Krankheiten zählen beispielsweise Diabetes mellitus, Nachhandlähmung, Organerkrankungen (besonders Auge, Herz, Leber, Niere), Tumorerkrankungen (Gesäuge, Haut, Lunge), Übergewichtigkeit sowie Zahnerkrankungen und vermehrte Zahnsteinbildung. 226 226 Hund und Katze 2.1 Altersvergleich zwischen Hund und Mensch Tab. 2-1 Hundealter (Echtzeit) und Menschenalter (vergleichbar) Alter des Hundes Alter des Menschen 6 Monate 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre 7 Jahre 8 Jahre 9 Jahre 10 Jahre 11 Jahre 12 Jahre 15 Jahre 20 Jahre 10 Jahre 15 Jahre 24 Jahre 30 Jahre 36 Jahre 40 Jahre 42 Jahre 48 Jahre 56 Jahre 63 Jahre 65 Jahre 70 Jahre 75 Jahre 87 Jahre 95 Jahre Diese Vergleichszahlen berücksichtigen nicht, dass Zwergrassen mit ca. 12 Monaten, großwüchsige Rassen mit ca. 18 Monaten ausgewachsen sind. 2.2 Zahnaltersbestimmung beim Hund Das Milchgebiss des Hundes hat 28, das bleibende Gebiss 42 Zähne. Da linke und rechte Gebisshälfte identisch sind, wird die Zahnformel stets einseitig für den Oberkiefer (OK) und den Unterkiefer (UK) dargestellt. Im Milchgebiss werden die Zähne mit kleinen Buchstaben (früher auch Zusatz eines kleinen „d“), im Ersatzgebiss mit großen Buchstaben bezeichnet (Abb. 2-1). Altersbestimmung 227 Abb. 2-1 Bezeichnung der Zähne im Milch- und Dauergebiss des Hundes Tab. 2-2 Verwendete Abkürzungen der Zähne in der Zahnformel Zahnbezeichnung Abkürzung Schneidezahn = Zange = Incisivus Eckzahn = Haken- oder Fangzahn = Caninus Vorderer Backenzahn = Praemolar Hinterer Backenzahn = Mahlzahn = Molar i/I c/C p/P m/M Die Zählung der Schneidezähne beginnt immer von der Mitte aus. Der P1 und die hinteren Backenzähne M1–M3 haben keine Milchzahnvorgänger. Im Ersatzgebiss sind im Ober- und Unterkiefer je vier Prämolare sowie im Oberkiefer zwei, im Unterkiefer drei Molare vorhanden. Einer dieser Backenzähne, stets der drittletzte, ist besonders kräftig und wird als Reißzahn (Dens sectoris) bezeichnet – im Oberkiefer ist dies der P4, im Unterkiefer der M1! Die beiden Zähne greifen wie eine Schere ineinander und dienen dem Zerreißen der Nahrung, während die darauffolgenden Backenzähne das Futter (z. B. Knochen) zermalmen. Die Zahnformel stellt sich wie folgt dar: x Zahnformel Milchgebiss: OK: i1 i2 i3 c1 p2 p3 p4 oder vereinfacht: UK: i1 i2 i3 c1 p2 p3 p4 228 228 Hund und Katze 313 313 = 28 Zähne x Milchgebiss klein mit scharfen Spitzen mit zunehmendem Alter weichen die Zähne auseinander x Zahnformel Ersatzgebiss: OK: I1 I2 I3 C1 P1 P2 P3 P4 M1 M2 UK: I1 I2 I3 C1 P1 P2 P3 P4 M1 M2 M3 oder vereinfacht: 3142 3143 = 42 Zähne x Schneidezähne des Ersatzgebisses deutlicher Hals und Krone im Unterkiefer zweilappig im Oberkiefer I1 und I2 dreilappig, I3 spitz-kegelförmig x Durchbruch und Wechsel der Zähne Zahnlos (evtl. nur kleine Fangzahnspitzen) Durchbruch der Fangzähne (c) Durchbruch der Schneidezähne (i1–i3) Durchbruch der Praemolaren (p2–p4) Vollständiges Milchgebiss; blauweiße Zahnfarbe Wechsel der Schneidezähne Wechsel der Fangzähne; häufig doppelt vorhanden Vollständiges Ersatzgebiss; porzellanweiße Zahnfarbe Abrieb der Lappen der Schneidezähne: Unterkiefer I1 I2 Oberkiefer I1 I2 Unterkiefer I3 Oberkiefer I3 Ergrauen der Lippen- und Kinnhaare Ergrauen der Backen- und Nasenhaare Alter (ungefähr) bis 3 Wochen 2–4 Wochen 4–6 Wochen 6–8 Wochen ab 6. Woche (i.d.R. 8 Wochen) 4–6 Monate 6–7 Monate ab 6. Monat (i.d.R. 7–8 Monate) 1–1,5 Jahre 2–2,5 Jahre 3–3,5 Jahre 4–4,5 Jahre 5 Jahre 6 Jahre 6 Jahre 7 Jahre Altersbestimmung 229