TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften Fachrichtung Biologie Institut für Botanik Professur für Pflanzenphysiologie Prof. Dr. Jutta Ludwig-Müller Studiengang Biologie -Hauptstudium- Kurspraktikum „Entwicklungsphysiologie“ Praktikumsanleitung Wintersemester 2004/05 Seite 1 Entwicklungsphysiologie – Praktikum (08.11. - 19.11.2004) Seminar 19.11.2004 Übersicht Zeitplan Montag 08.11. Dienstag 09.11. Mittwoch 10.11. Donnerstag 11.11. Freitag 12.11. Montag 15.11. Dienstag 16.11. Mittwoch 17.11. Donnerstag 18.11. Freitag 19.11. 9.20-16.20 13.00-16.20 9.20-16.20 13.00-16.20 9.20-16.20 9.20-16.20 13.00-16.20 9.20-16.20 13.00-16.20 9.20-16.20 --- 8B --- 9 10B --- --- 1B 3A,B 4A 2A 5A 9 3B 5B1 6B Seminar 8A1 8A2 4B 2B 7B 6A Vormittag 1A Versuch 7A Buß- und Bettag Nachmittag Versuch Buß- und Bettag 5B2 10A A = Versuchsansatz, B = Versuchsauswertung Seite 2 Praktikumsversuche Thema Raum Datum Betreuer 1. Adventivwurzelinduktion S II, 217 08./19.11.04 Güther 2. Keimung S II, 217 10./11.11.04 Güther 3. Wachstum S II, 217 08./15.11.04 Güther 4. Koleoptilzylindertest S II, 217 09./10.11.04 Ludwig-Müller/Heinze 5. Isolierung von Auxinen S II, 215/ 207 11./16.11.04 Ludwig-Müller/Heinze 6. Auxinnachweis mittels Reportergenen S II, 215/217 16./18.11.04 Güther 7. Betacyaninsynthese S II, 217 08./15.11.04 Güther 8. Nitratreduktase S II, 217 08./09./10.11.04 Schuller 9. Lichtabhängige Genexpression (Peroxidasen) S II, 215 12.11.04 Güther 10.Alterung von Blättern S II, 215 08./15.11.04 Güther Allgemeines I) Versuchsprotokoll Es empfiehlt sich sehr, alle für die Versuche notwendigen Daten in einem Primärdatenheft festzuhalten. Je Praktikumsgruppe ist ein Gruppenprotokoll spätestens zwei Wochen nach Praktikumsende abzugeben. Es wird (als Übung für die spätere Diplomarbeit) dringend empfohlen, die Berechnung der Meßergebnisse und die Reinschrift mit Hilfe von modernen Computerprogrammen abzufassen. Für die Reinschrift des Protokolls sollte folgende, allg. übliche Gliederung von wiss. Arbeiten angewendet werden: 1. Einführung: Einstieg in das behandelte Thema mit Fragestellung, Arbeitshypothese, Literaturüberblick usw. (kann im Versuchsprotokoll knapp gehalten werden). 2. Material und Methoden: Angaben zu den verwendeten Pflanzen, Versuchsbedingungen usw. (im Versuchsprotokoll reicht i.a. der Verweis auf Änderungen gegenüber der Anleitung im Manuskript aus). 3. Ergebnisse: Diagramme (z.B. kontinuierliche Kurve, Polygonzug, Histogramm), Tabellen, Schreiberkurven, Spektren, statistische Auswertung usw. Musterbeispiel für den verwendeten Rechengang und eine kurze wörtliche Schilderung der erzielten Ergebnisse. Achten Sie bei der tabellarischen Darstellung auf eine sinnvolle Angabe für die Genauigkeit der Ergebnisse, i.a. sollten höchstens drei Kennziffern z.B. 0,123 (bzw. 1,23; 12,3 oder 123) angegeben werden (maßgebend ist der ungenaueste Schritt während eines Experiments). 3. Diskussion: Interpretation (Vergleich mit Literaturangaben) der Ergebnisse, Fehlerabschätzung und Schlußfolgerungen, (bei wiss. Arbeiten z.B. auch Bestätigung/Ablehnung der Arbeitshypothese). 4. Literatur: vollständige Zitate der im Text benützten Literaturangaben nach einheitlichem Muster (hier hat jede wissenschaftliche Zeitschrift - leider - eigene Regeln), z.B. Physiologia Plantarum: Hinz, H. & Kunz, K. 1895. Über die Blattbewegung von Mimosa pudica. Zeitschrift für Botanik 54: 56-59 5. Zusammenfassung („abstract“): Kurzbericht über den wesentlichen Inhalt der Arbeit (höchstens 1 DIN A4 Seite) mit Aufgabenstellung, verwendete Methoden, Beurteilung der erzielten Ergebnisse BEMERKUNG: Für die Erfassung und Interpretation von Versuchsdaten ist die Wahl von sinnvollen Bezugsgrößen (z.B. Trocken- und Frischgewicht, Chlorophyll- und Proteingehalt, Blattfläche oder Zellzahl) ausschlaggebend (siehe auch Versuch 2). Dies beginnt bereits mit der Berücksichtigung geeigneter Kontrollpflanzen und endet bei der eigentlichen Messung (Erfassung von Blindwerten, Überprüfung des Ansatzes und der Meßgeräte mit Standards usw.) von interessanten Parametern. Daher sollte gerade der exakten Durchführung der Kontrollansätze während eines Experiments größte Aufmerksamkeit geschenkt werden, da letztlich von dieser Bestimmung alle weiteren Parameter abhängig sind ! Seite 4 II) Herstellung von Lösungen: 1. molare Lösungen: 1 M bedeutet 1 mol einer Substanz in 1 l Lösungsmittel gelöst. (1 mol = 6,023 * 10 23 Teilchen) 2. molale Lösungen: 1 M’ bedeutet 1 mol einer Substanz in 1 kg Lösungsmittel gelöst 3. prozentige Lösungen: (weight/weight): z.B. 20 g NaCl + 80 g H2O = 20% (w/w) (weight/volume): z.B. 1 g Phloroglucin mit Ethanol auf 100 ml auffüllen = 1% (w/v) (volume/volume): z.B. 20 ml Ethanol auf 100 ml mit H2O auffüllen = 20% (v/v) 4. Drei häufige Problemstellungen beim Ansetzen von Lösungen: 1. Beispiel: aus zwei Stammlösungen (10 M HCl und 1 M HCl) sollen durch Mischen 50 ml 3 M HCl hergestellt werden. Welche Volumina sind jeweils zu pipettieren ? Ergebnis: das Ergebnis ist aus dem Mischungskreuz ableitbar: es müssen 2 (=3-1) Teile 10 M HCl mit 7 (=10-3) Teilen 1 M HCl gemischt werden. 10 M HCl: (2/(2+7)) x 50 ml = 11,1 ml 1 M HCl : (7/(2+7)) x 50 ml = 38,9 ml 10 2 3 1 7 2. Beispiel: Wieviel Gramm NaCl (MGNaCl = 58,44 g/mol) müssen eingewogen werden um 40 ml einer 50 mM NaCl-Lösung herzustellen ? Ergebnis: m = V x MG x c = 40 ml x 58,44 (g/mol) x 50 mM = 0,116 g NaCl (V Volumen, MG Molekulargewicht, c Konzentration) 3. Beispiel: Welche Konzentration (mol/l) hat eine 32% (w/w) HCl-Lösung (MGHCl = 36,5 g/mol; Dichte ρ = 1,16 kg/l) ? Ergebnis: c = ρ x %-Satz / MG = 1,16 (kg/l) x 32% / (36,5 (g/mol)) = 10,2 M HCl Seite 5 III) Zentrifugation: Im Praktikum wird die Heraeus Labofuge 400 R mit zwei verschiedenen Rotortypen eingesetzt. Vor Gebrauch muß jeweils die richtige Kennzahl eingegeben werden; eine Vorkühlung ist nur bei laufendem Rotor möglich. Rotortyp Ausschwingrotor Festwinkelrotor 8172 3765 17,4 cm 7,3 cm Zentrifugenbecher 25 ml (8 St.) Reaktionsgefäße 1,5 ml (24 St.) RPM 300 - 4.500 1.000 - 13.000 3.939 x g 13.791 x g Kennzahl-Nr. Radius max. RZB Aus der Drehzahl n [in min] und dem Radius r [in cm] läßt sich die rel. Zentrifugalkraft RZB (Einheit: Vielfaches der Erdbeschleunigung, z.B. 3000 x g) berechnen: -3 2 RZB = 1,118 * 10 * n * r [g] Seite 6 IV) Laborsicherheit: Für das pflanzenphysiologische Praktikum gilt die „Allgemeine Laborordnung für das Botanische Institut“. Allen Praktikumsteilnehmern wird dringend empfohlen, sich darüber hinaus anhand der in den Laborräumen ausliegenden Exemplare über den Umgang mit Gefahrstoffen und allg. Laborsicherheit zusätzlich zur Sicherheitsbelehrung zu informieren. Es gelten folgende Grundregeln: • Im Kursraum ist das Trinken, Essen und Rauchen verboten ! • Für Praktikumsfremde ist der Aufenthalt in den Praktikumsräumen nicht gestattet. • Im Labor dürfen keine Kleidung, Sturzhelme, Einkaufstaschen usw. herumliegen (Kleiderschränke auf dem Flur benutzen!). • Im Labor ist zweckmäßige Kleidung, z.B. einen Baumwoll-Laborkittel, zu tragen. Die Kleidung soll den Körper und die Arme ausreichend bedecken. Es darf nur festes, geschlossenes und trittsicheres Schuhwerk getragen werden. • Alle Chemikalienflaschen müssen mit einem Klebeetikett eindeutig beschriftet sein (keine Abkürzungen); die Beschriftung sollte dauerhaft erkenntlich sein. Die Angaben auf den Etiketten müssen der Gefahrstoffverordnung entsprechen (Name und Gefahrensymbol). • Glasabfall in den bereitstehenden Behältern sammeln. Kein Glasabfall in den Hausmüll wegen der damit verbundenen Verletzungsgefahr ! • Zur gefahrlosen Beseitigung von verschütteten, flüssigen Gefahrstoffen sind geeignete Sorbtionsmittel in den Räumen 202 und 215 unter den Spültischen vorhanden. • Gefahrstoffe, wie auch andere Lösungen, niemals mit dem Mund pipettieren ! • Sämtliche Glaswaren sind vor Gebrauch auf Unversehrtheit zu überprüfen. Glasflaschen nicht am Flaschenhals ergreifen und nur in einer geeigneten Wanne, Eimer o.ä. transportieren. • Niemals in sich bewegende Geräte (z.B. Zentrifugen oder Rührer) hineingreifen. • Defekte Geräte dürfen nicht mehr weiterbenutzt werden ! • Im Gefahrfall (insbes. Feuer) Ruhe bewahren, Gebäude umgehend verlassen (Fluchtwege einprägen) und am Sammelplatz treffen. Dort vollständige Anwesenheit aller Kursteilnehmer überprüfen und dem Kursleiter melden! Feuerlöscher Treppenhaus auf jedem Stockwerk Notdusche und Augenspülflaschen Räume 201, 202 und 215 Erste-Hilfe-Kasten Raum 202 Ersthelferin Frau Arndt, Raum 211 Sammelplatz Hinterausgang Zellescher Weg Seite 7 REGULATIONSMECHANISMEN DER ENTWICKLUNG HÖHERER PFLANZEN Die Entwicklung höherer Pflanzen wird über ein komplexes Zusammenwirken von Umwelt- und endogenen Faktoren mit dem Cytoplasma bzw. dem (nukleären/plastidären/mitochondrialen) Genom gesteuert. Diese Interaktion resultiert in einer regulierten, differentiellen Genexpression, wobei die pflanzliche Zelle die Expression nukleärer, plastidärer bzw. mitochondrialer Gene aufeinander abstimmen muss. Sämtliche Teilaspekte der Entwicklung höherer Pflanzen (z.B. Wurzel- oder Blattentwicklung, Zellteilung, Zellstreckung) setzen eine exakte zeitliche und räumliche Koordination der Genexpression bzw. eine koordinierte Funktion verschiedener metabolischer Teilsysteme voraus (multifaktorielle Regulation). Zu den wichtigsten Faktoren, die die pflanzliche Entwicklung steuern, zählen: a. Licht (Qualität, Quantität, Tag-Nacht-Rhythmus) b. Schwerkraft c. Temperatur d. Luftfeuchtigkeit e. Nährstoffversorgung (CO2, H2O, Nährsalze) f. Phytohormone/Wachstumsregulatoren (Auxine, Cytokinine, Ethylen, Gibberelline, Abscisinsäure, Jasmonsäure, Brassinosteroide) g. Stressoren (Hitze, Dürre, Kälte, Licht, Hunger) Entwicklungsprozesse können experimentell auf Ebenen unterschiedlicher Komplexität untersucht werden. Dabei gilt es zu beachten, dass - einerseits bei zunehmender Komplexität des untersuchten Systems (Zelle → Gewebe → Organ) die Vergleichbarkeit mit dem natürlichen System, das heißt der intakten Pflanze, zunimmt. - andererseits aber erst die Auflösung in funktionale Einzelkomponenten (=Teil-Systeme, „in vitro“ -Systeme) die Aufklärung von Mechanismen auf molekularer Ebene ermöglicht. Seite 8 Ziel des Praktikums ist die Untersuchung von Entwicklungsvorgängen im Leben einer Pflanze an ganzen Pflanzen, Pflanzenorganen bzw. Pflanzenextrakten. Dazu werden Versuche zur Licht- und Hormonwirkung auf verschiedenen Ebenen durchgeführt. Eine beliebte Versuchspflanze ist der Mais (Zea mays), an dem während des Praktikums viele Entwicklungsvorgänge demonstriert werden sollen. Daneben werden aber auch bestimmte Vorgänge bei anderen Pflanzen demonstriert. Aus versuchstechnischen Gründen können die Versuche während des Praktikums nicht in ihrer logischen zeitlichen Abfolge durchgeführt werden, da einige Versuche über einen längeren Zeitraum hinweg angesetzt sein müssen. Bestandteil des Kurses sind Versuche zu: • Keimung (licht- und hormonabhängig), Versuch 2 (Seite 12) • Wachstum von Pflanzen (licht- und hormonabhängig), Versuche 3 (Seite 14) und 4 (Seite 17) • Hormongehalte von Pflanzen, Versuche 5 (Seite 20) und 6 (Seite 23) • Organinduktion (hormonabhängig), Versuch 1 (Seite 10) • Stoffwechselaktivitäten (hormonabhängig), Versuche 7 (Seite 28) und 8 (Seite 31) • differentielle Genexpression (gewebe- und lichtabhängig), Versuche 6 und 9 (Seite 36) • Alterungsvorgänge (Seneszenz, licht- und hormonabhängig), Versuch 10 (Seite 42) Seite 9 Versuch 1 Untersuchungen zur Adventivwurzelbildung von Coleus durch Wuchsstoffapplikation Literatur: 1. Fischnich, O., Planta 24, 552 (1935) 2. Ruge, U., Pflanzenphysiol. Prakt. IV, 51 (1951) Objekt: Junge Topfpflanzen von Coleus blumei Prinzip: Der Versuch soll ein Beispiel für die vielfältigen morphogenetischen und korrelativen Wirkungen geben, die von Wachstumsregulatoren, auch den vornehmlich als Streckungswuchsstoffen bekannten Auxinen ausgelöst werden können. Geräte und Reagenzien: Spatel Abdampfschale Wasserbad Wollfett Filzschreiber Pipetten Hormonlösungen: 50 mM Indol-3-essigsäure 20 mM 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure 50 mM Indol-3-buttersäure 20 mM Gibberellinsäure 20 mM Abscisinsäure Aqua dest. Durchführung: Seite 10 5g Wollfett (Adeps lanae anhydr, DAB VI) werden in einer Abdampfschale so eingewogen, dass die Hauptmasse am Rand haftet. In die Abdampfschale werden 5 ml Wuchsstoff-Lösung gegeben. Die Abdampfschale wird auf dem Wasserbad erhitzt. Beide Phasen werden mit dem Spatel so lange verrührt, bis das Wollfett erstarrt ist und eine gleichmäßige weiße Farbe angenommen hat. Die Paste muss sehr gründlich (mindestens 10 Min. lang) verrieben werden bis „Nivea“-Konsistenz erreicht ist. Die Pasten werden mit Aluminiumfolie abgedeckt und bei 4°C aufbewahrt. Eine Kontrollpaste wird in gleicher Weise mit Aqua dest. angesetzt. Je 3 ColeusPflanzen werden mit der selben Paste behandelt. Die Wuchsstoffpaste wird mit einem Spatel ringförmig um jeweils ein unteres und ein oberes Internodium einer jeden Pflanze aufgetragen. Nach einer Woche werden die Pasten erneuert und nach 14 Tagen werden die aus den verdickten Internodien hervorbrechenden Adventivwurzeln gezählt und anhand von Querschnitten die morphogenetischen Veränderungen des Stängels im Mikroskop beobachtet und in einer Skizze schematisch dargestellt. Außerdem sollen weitere morphologische Veränderungen oder Besonderheiten an den behandelten Pflanzen notiert werden. Seite 11 Versuch 2 Lichtaktivierung der Samenkeimung bei Lactuca sativa und der Einfluss von Gibberellinsäure Die Wirkung des Lichtes bei der Aktivierung der Samenkeimung erfolgt über den Photorezeptor Phytochrom (reversibles Hellrot-Dunkelrot-System). Unabhängig hiervon kann durch exogene Gabe des Phytohormons Gibberellinsäure (GA3) der Keimungsprozess gefördert werden. Stichworte für die Vorbereitung und Protokollführung: Phytochrom-System, Keimungsprozesses, Samenkeimung, Quellung, Samenruhe, Reservestoffe, hormonelle Aktivierung von Steuerung des Hydrolasen durch Gibberellinsäure, Induktion von Amylase(n). Praktische Durchführung: Grüne Photolaborlampe, Petrischalen, Pinzetten, Pipetten, Pinsel, Lupe, 10 mM GA3-Lösung. Durchführung: In je 4 Petrischalen werden jeweils 50 Achänen (ca. 53 mg) von Lactuca sativa bei grünem Sicherheitslicht auf mit 2ml Wasser bzw. 2ml 1.0, 0.1, 0.01 mM GA3-Lösung angefeuchtetem Filterpapier verteilt. Jeder Ansatz wird zwei mal angesetzt. Die eine Hälfte der Schalen wird mit Parafilm verschlossen und am Fenster hell aufgestellt, die andere Hälfte wird in Alufolie eingepackt. Es ist essentiell, dass diese Schalen bis zur Auswertung nicht dem Licht ausgesetzt werden! Auswertung: Nach 24 Stunden wird jeweils der prozentuale Anteil der gekeimten Achänen (Keimwurzel sichtbar) sorgfältig ausgezählt. Die Ergebnisse werden zusammengetragen und gemeinsam diskutiert. Seite 12 Seite 13 Versuch 3 Keimlingsentwicklung bei Zea mays: Quantifizierung von Wachstum, Einfluss von Licht, Bedeutung von Bezugsgrößen Theoretischer Hintergrund Der wichtigste exogene Faktor, der die pflanzliche Entwicklung beeinflusst, ist das Licht. Ziel des ersten Versuches ist daher die Quantifizierung des Wachstums von Keimlingen von Zea mays im Dunkeln bzw. im Licht-Dunkel-Wechsel. Licht steuert die Entwicklung auf mehreren Ebenen, abhängig von Qualität, Quantität und zeitlichem Muster. Neben seiner primären Bedeutung für die energieliefernden Reaktionen der Photosynthese (⇒ siehe Stoffwechselphysiologie) hat es auch andere, morphogenetische Effekte (z.B. bei Phototropismus, Verhinderung von Etiolement, Blühindikation, Stomatabewegung, Bildung sekundärer Pflanzenstoffe, Streckungswachstum etc. Besondere Bedeutung kommt hierbei dem Phytochrom-System zu, über welches morphogentisch wirksames Licht perzipiert wird. Im Versuch werden 5- bzw. 7-Tage-alte Zea mays-Keimlinge angezogen im Hell-DunkelWechsel (16Std.Hell/8Std.Dunkel) bzw. Dauerdunkel hinsichtlich folgender Merkmale verglichen: a) Länge von Spross (Mesokotyl und Koleoptile getrennt) und Wurzel b) Frischgewicht von Spross und Wurzel c) Trockengewicht (dito) d) Proteingehalt, getrennt für Spross (Mesokotyl und Koleoptile) und Wurzel Da die in diesem Versuch erhobenen Messdaten (Längenmaße, Frisch-, bzw. Trockengewichte, Proteingehalt etc.) bei entwicklungsphysiologischen Untersuchungen oft als Bezugsgrößen dienen, sei an dieser Stelle kurz auf die grundsätzliche Bedeutung von Bezugsgrößen hingewiesen. Bei der experimentellen Untersuchung eines entwicklungsphysiologischen Prozesses wird oft die zeitliche Veränderung einer Messgröße (z.B. Enzym-Aktivität, mRNAMenge) unter dem Einfluß eines exogenen Faktors (z.B. Licht, Temperatur) untersucht. Die Veränderung der interessierenden Variablen wird dabei in Abhängigkeit von einer Bezugsgröße (z.B. Frischgewicht, Trockengewicht, Gesamtprotein) des sich entwickelnden Systems dargestellt. Bezugsgrößen zeigen oft selber dramatische, entwicklungsabhängige Seite 14 Veränderungen. Daher ist die Erfassung möglichst mehrerer Bezugsgrößen für die Aussagekraft jeder Untersuchung über entwicklungsabhängige Veränderungen einer spezifischen Messgröße von entscheidender Bedeutung. Die Ergebnisse dieses Versuches sollen Aufschluss geben über: a) die entwicklungsabhängige Veränderung der genannten Bezugsgrößen: - Längen, Frisch- und Trockengewichte (jeweils pro Keimling) - Proteingehalte (pro g Frisch- bzw. Trockengewicht) b) die Beeinflussung durch den Parameter Licht Stichworte für die Vorbereitung und Protokollbearbeitung: Morphologie & Anatomie des Zea mays-Keimlings, Samenkeimung, Reservestoffe, Streckungs- & Teilungswachstum, Etiolement, Phytochromsystem. Praktische Durchführung: Pflanzenmaterial (vom Betreuer angesetzt): Maiskeimlinge hell 5 Tage alt Maiskeimlinge hell 7 Tage alt Maiskeimlinge dunkel 5 Tage alt Maiskeimlinge dunkel 7 Tage alt a) Längen-Bestimmung Von 10 Keimlingen werden nach Abtrennung von Spross (Mesokotyl & Koleoptile) und Wurzel (direkt am Samen mit der Rasierklinge abschneiden) deren Längen auf ± 1mm Genauigkeit (Millimeter-Papier) ermittelt und die Mittelwerte und Standardabweichungen errechnet. Die Keimlinge werden in einer feuchten (nicht nassen!) Kammer vor dem Austrocknen bewahrt. b) und c) Frisch- und Trockengewichtsbestimmung Von den vermessenen Keimlingen werden die Frischgewichte getrennt für Wurzel und Spross (Mesokotyl & Koleoptile) bestimmt (10 Keimlinge/Anzuchtbedingung). Die Mittelwerte (± Standardabweichung) werden errechnet. Anschließend werden Proben von 5 Sprossen bzw. Wurzeln jeweils vereinigt und im Trockenschrank auf markierten Schiffchen aus Alufolie getrocknet (Gewichtsbestimmung am 2. Versuchstag). Seite 15 d) Protein-Bestimmung Jeweils 5 weitere Sprosse bzw. 5 Wurzeln mittlerer Länge werden nach Frischgewichtsbestimmung für die Protein-Bestimmungen eingesetzt. Hierzu wird das Pflanzenmaterial im Mörser in 10ml/g Frischgewicht 50mM Na-Phosphat-Puffer (pH 7.0) gründlich homogenisiert. Mit der Pipette (Spitze abschneiden) wird von jedem Extrakt 1 ml in Eppendorf-Gefäße überführt. Nach Zentrifugation (10 min, 13 000 rpm) werden 3 Proben zur Proteinbestimmung angesetzt: 2, 5 bzw. 10 µl des unverdünnten Überstands. Alle Proben werden auf 100 µl aufgefüllt, und nach Zusatz von 1 ml Bradford-Reagenz wird die Absorption bei 595 nm gegen einen Leerwert (Phosphatpuffer) gemessen. Zur Ermittlung der Proteinmenge wird mit einem Eichprotein (Serumalbumin, BSA) eine entsprechende Eichkurve mit Bradford-Reagenz erarbeitet. Dafür werden 0, 5, 10, 25 und 50 µl der Eichproteinlösung (1 mg BSA in 1 ml) mit Phosphatpuffer auf 100 µl aufgefüllt und wie oben weiterbehandelt. Die Protein-Konzentration pro g Frischgewicht (bzw. Trockengewicht; s.o) sowie das Gesamtprotein/Organ sollen errechnet werden. Auswertung Die Ergebnisse der Bestimmungen von Längen, Frisch- und Trockengewichten (bzw. deren Verhältnis) sowie den Protein-Gehalten (pro g FG, pro g TG, pro Organ [Mesokotyl, Koleoptile, Wurzel]) sollen in einer Tabelle zusammengefasst werden. Diskutiert werden sollen: - die Frisch- bzw. Trockengewichtszunahmen vom 5. zum 7. Tag Vergleich für Lichtund Dunkel-Anzucht - die Verhältnisse Frischgewicht/Trockengewicht (angegeben als Prozent des Frischgewichtes) für die unterschiedlichen Anzuchtbedingungen - die Längenzunahmen vom 5. zum 7. Tag im Vergleich für Licht- und DunkelAnzucht - die Proteingehalte in Abhängigkeit vom Alter und den unterschiedlichen Anzuchtbedingungen Seite 16 Versuch 4 Einfluß von Indol-3-essigsäure und Abscisinsäure auf das Streckungswachstum von Koleoptil- Mesokotyl- und Wurzelsegmenten etiolierter Zea mays-Keimlinge Theoretischer Hintergrund: Definition eines Wachstumsregulators (Pflanzenhormon). Pflanzliche Wachstumsregulatoren ("Phytohormone") beeinflussen in geringsten Konzentrationen (10-9 - 10-5 M) die verschiedenen Entwicklungsprozesse höherer (und teilweise auch niederer) Pflanzen . Syntheseund Wirkort können, müssen aber nicht verschieden sein. Übersicht über die verschiedenen Hormon-Klassen und ihre Biosynthese-Wege. Einige der bekannten Wachstumsregulatoren sind in ihrer Biosynthese eng an bekannte Wege des GrundStoffwechsels der Zelle angebunden, z.B.: L-Tryptophan Adenin Mevalonsäure > > > Indol-3-essigsäure Zeatin Gibberellinsäure Nicht in allen Fällen ist die Aufklärung der intermediären Schritte bereits zweifelsfrei gelungen. Der Grund ist in der Tatsache zu suchen, dass es leichter ist Enzyme nachzuweisen, die unter IN VITRO Bedingungen eine bestimmte Reaktion katalysieren können (u.Umst. auf Grund mangelnder Spezifität), als ihre essentielle Funktion in einem bestimmten Biosyntheseweg IN VIVO zu beweisen. Makroskopisch sichtbare Hormon-Effekte: Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Hormonen. Die meisten Entwicklungsprozesse wie z.B. Zellteilung, Zellstreckung, Blühinduktion, Samenkeimung, Blattfall und Fruchtreifung sind das Resultat einer ganzen Reihe steuernder Faktoren (Wasser, Nährstoffe, Licht, etc.), zu denen auch Pflanzenhormone (meist mehrere) zählen. Die Beobachtung, dass ein bestimmter Prozess scheinbar durch ein Hormon ausgelöst werden kann, sagt nicht mehr als: Unter den experimentell definierten Bedingungen ist das untersuchte Hormon ein limitierender Faktor ! Der Einsatz von Mutanten in der Aufklärung von hormonellen Regulationsmechanismen. Der Einsatz von Mutanten hat z.B. für Pisum sativum und Zea mays die Aufklärung der einzelnen Schritte der Gibberellin-Biosynthese ermöglicht. Kombiniert mit Seite 17 molekularbiologischer Methodik lassen sich die Gene für diese essentiellen Biosynthese-Enzyme isolieren und im Detail untersuchen (gewebe- bzw. entwicklungsspezifische Expression, zelluläre Lokalisation, etc.). Neben den Biosynthese-Mutanten existieren auch eine Reihe von Sensitivitäts-Mutanten. Letztere weisen meist einen ähnlichen Gehalt der entsprechenden Hormone auf wie die NormalTypen, sie reagieren jedoch mit verminderter/erhöhter Sensitivität gegenüber exogenen/endogenen Hormonen. Vermutet wird, dass es sich zumindest in einigen Fällen um Rezeptor-Mutationen handelt. Stichworte für die Vorbereitung: Streckungs- und Teilungswachstum, Morphologie und Anatomie des Zea mays-Keimlings (Koleoptile, Mesokotyl, Wurzel), Etiolement, Phytochromsystem, Biosynthese von Pflanzenhormonen, makroskopische Effekte von Pflanzenhormonen, basipetaler IES-Transport, pH-Gradienten in der Zelle, aktiver & passiver Transport, Hormonsensitivität verschiedener Gewebe 5 mm Pflanzen: Rasierklingen Zea mays-Keimlinge Schraube (3 mm) Geräte: Rasierklingen, Lineal Gummistopfen mit Glasscheibe Versuch 5 mm Koleoptile 3 mm Spitze Abfall Praktische Durchführung: Von im Dunkeln auf H20 angezogenen Zea mays-Keimlingen (5 Tage alt; Anzucht vom Betreuer!) werden 5 mm lange Koleoptil-, Mesokotyl- bzw. Wurzel-Segmente mit Rasierklingen (2 Klingen fixiert im Abstand von 5 mm) entnommen und je 10 Segmente im Dunkeln auf je 5 ml folgender Lösungen für 24 Std. inkubiert (das Wachstum wird vom Betreuer nach 24 Std. durch Zugabe von 1 ml Äthanol gestoppt). Am folgenden Kurstag werden die Längen (in mm, auf 0.5 mm genau) bestimmt und Mittelwerte sowie Standardabweichungen errechnet. Alternativ Seite 18 können innerhalb einer Gruppe auch verschiedene Bereiche der Koleoptilen verglichen werden, um die entwicklungsabhängige Modulation der Sensitivität zu demonstrieren. Als Antagonist des auuxininduzierten Streckungswachstums wird Abscisinsäure (ABA) eingesetzt (Stammlösung 10-2M). Koleoptile: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) Nährlösung (s.u.) 1µM IES (in Nährlösung) 10µM IES (dito) 100µM IES (dito) 1000µM IES (dito) 100µM ABA (dito) 100µM ABA + 100µM IES (dito) Mesokotyl: (wie 1-7) 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) Wurzel: 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) (dito) 1 nM IES (in Nährlösung) 10 nM IES (dito) 100 nM IES (dito) 1000 nM IES (dito) 10µM ABA (dito) 10µM ABA + 1 nM IES (dito) Zusammensetzung der Nährlösung: 50mM Saccharose 10mM KH2PO4 1mM MgSO4 0.5 mM Ca(NO3)2 0.1 mM FeCl3 pH 6.2 Indol-3-essigsäure Abscisinsäure Seite 19 Versuch 5 Nachweis des Syntheseortes von IAA in Maiskoleoptilen Indol-3-essigsäure (IAA) wird bevorzugt in jungen Geweben gebildet und von dort zu anderen Orten der Auxinwirkung transportiert. Transport von Wachstumsregulatoren. Der Transport kann je nach Hormon von Zelle zu Zelle, im Phloem oder auch im Xylem stattfinden. Der gerichtete Transport des Hormons Indol3-essigsäure (IAA) findet basipetal im Parenchym statt. An diesem IAA-Transport sind auf zellulärer Ebene Carrier für Influx (Aufnahme in die Zelle) und Efflux (Abgabe aus der Zelle) beteiligt. Als schwache Säure liegt die IAA (pKs 4.7) in der Zellwand zu ca. 50 % undissoziiert (R-COOH) vor. Nach Aufnahme in die Zelle (über H+/IAA-Symport) bildet sich das IAA-Anion (R-COO-), welches über einen basipetal lokalisierten Anionen-Carrier die Zelle verlässt. In jungen Maiskeimlingen soll im Spross anhand drei verschiedener Gewebestücke die IAAKonzentration bestimmt werden. Dazu wird die Maiskoleoptile, die im Dunkeln angezogen wurde (Streckungswachstum!), in drei verschiedene Abschnitte zerlegt. 3 Mesokotyl 2 1 Koleoptile + Primärblatt Von jedem Gewebe werden zwischen 0.3 und 1 g Frischgewicht geerntet, die dann in einem Mörser homogenisiert werden. IAA Extraktion: für 1 g Frischgewicht: • Gewebe im Mörser mit Homogenisierungspuffer (65% iso-Propanol/35% 200 mM Imidazol Puffer, pH 7) und wenig Seesand zerreiben, 2 ml Puffer/g Frischgewicht verwenden, den Mörser mit einem weiteren ml Puffer ausspülen Seite 20 • Proben 10 Minuten bei 13 000 rpm zentrifugieren • Überstand abnehmen und den Anteil iso-Propanol eindampfen • Aufreinigung des Extraktes mittels Ethylacetat-Extraktion: - Einstellen des pH-Wertes der H2O-Phase auf 7.0 - Zugabe des gleichen Volumens Ethylacetat, vortexen des Extraktes - Abnehmen der organischen Phase (Æ wird verworfen, weiter mit H2O-Phase) - Einstellen des pH-Wertes der H2O-Phase auf 3.0 - Zugabe des gleichen Volumens Ethylacetat, vortexen des Extraktes - Abnehmen der organischen Phase, möglichst quantitativ (H2O-Phase wird verworfen, weiter mit organischer Phase) - Trocknen der organischen Phase mittels Na2SO4 (eine Spatelspitze trockenes Na2SO4 zugeben) - über Faltenfilter filtrieren und die organische Phase in einen Rotationskolben überführen • Die Proben werden am Rotationsverdampfer bis zur Trockne evaporiert, in 2x 300 µl Methanol resuspendiert und in einem N2-Strom auf 100 µl eingeengt. Anschließend werden die Proben kurz zentrifugiert und in die Probengefäße für die HPLC (Hochdruckflüssigkeitschromatographie) gegeben. • Der gesamte Überstand wird nun mittels HPLC analysiert. Die HPLC-Bedingungen sind: 0.7 ml/min Flussrate, Detektion der Indolderivate bei 280 nm, Laufmittelgradient: Lösungsmittel A: 1% wässrige Essigsäure Lösungsmittel B: 100% Methanol Der Gradient wird wie folgt angelegt: 20 Minuten von 70%A/30%B auf 40%A/60%B 10 Minuten konstant 40%A/60%B innerhalb von 5 Minuten wird die Ausgangskonzentration wieder erreicht, 70%A/30%B dann erfolgt noch mal ein Spül- bzw. Equilibirerungsschritt von 5 Minuten 70%A/30%B Schema des Gradienten: A ,B 100% Zeit Seite 21 • Die Auswertung erfolgt anhand der Retentionszeit von Standardsubstanzen, die vorher im selben Trennsystem analysiert worden sind. Eine weitere Hilfe zur Identifizierung der Substanzen sind ihre Absorptionsspektren, die mit Hilfe eines Dioden-Array-Detektors aufgenommen werden. Die Flächen der Substanzpeaks nach Integration stehen in einem linearen Zusammenhang mit der Konzentration. Daher kann aufgrund der Flächeneinheiten, die per Computer errechnet werden, direkt die Konzentration ermittelt werden. Zur Berechnung der endogenen IAA-Konzentration dient die Beziehung: - 19 Mio. Flächeneinheiten entspricht 1 µg IAA Die ermittelte IAA-Konzentration wird dann pro Gramm Frischgewicht angegeben. Alternativ dazu kann eine Parallelprobe mit Diazomethan (Abzug!) methyliert (der Methylester von IAA ist leichter flüchtig) und mittels Gaschromatographie-Massenspektroskopie (GC-MS) analysiert werden. Diese Methode bietet den Vorteil einer gleichzeitigen ‚echten’ Identifizierung der gesuchten Substanz durch das charakteristische Massenspektrum. Dieser Teilversuch kann durchgeführt werden, wenn genügend Zeit zur Verfügung steht. Transportversuch: Um Auxintransport nachzuweisen, werden 20 Koleoptilzylinderstücke, die wie in Versuch 4 präpariert werden, auf Agarblöcke (Wasser-Agar (0.8%) wurde in Petrischalen gegossen, dieser wird herausgelöst und in Würfel zerschnitten) aufgebracht. Es werden zwei Versuchsanordnungen gewählt: 1. die Stücke werden mit dem basalen Ende auf die Blöcke gesetzt 2. die Stücke werden mit dem apikalen Ende auf die Blöcke gesetzt Die Inkubation findet in einer feuchten Kammer statt, um das Austrocknen der Pflanzenstücke zu verhindern. Nach 1-2 Stunden Inkubation werden die Agarblöcke wie für das Pflanzenmaterial beschrieben extrahiert und der erhaltene Extrakt auf das Vorkommen von IAA analysiert. Stichworte zur Vorbereitung: Auxine, Syntheseort/Wirkort, Biosynthese, Wirkungsweise von Auxinen, Keimung und Wachstum von Maispflanzen (siehe auch Versuch 2 und 3) Versuch 6 Seite 22 Reportergene: Nachweis der GUS-Aktivität Theoretischer Hintergrund: Die Expression eines Gens erfordert, dass dem Gen in 5’-Position Basensequenzen vorgeschaltet sind, die als Promotor eine organ- und stoffwechselspezifische Kontrolle der Expression bewirken. Ein auf gentechnischem Weg in eine Pflanze eingeschleustes Fremdgen muss daher mit einer Promotorsequenz versehen sein, um exprimiert werden zu können. Die Auswahl des Promotors bestimmt, wo und unter welchen Bedingungen eine Genexpression erfolgt. Die Wirkung einer Promotorsequenz lässt sich durch Reportergene überprüfen. Hierbei wird ein Gen, dessen Produkt sich in einer Pflanze besonders gut nachweisen lässt, mit der Promotorsequenz verknüpft. Als Reportergen wird häufig das Gen für das Enzym βGlucuronidase (GUS) aus E. coli verwendet, welches in Pflanzen mit anderem pH-Optimum vorkommt. GUS ist ein Enzym, das eine Reihe von β-Glucuroniden durch Hydrolyse spaltet und für das eine Reihe von Substraten erhältlich ist, die nach Spaltung spektrophotometrisch, fluorometrisch oder durch eine Farbreaktion nachgewiesen werden können. Neben der Extraktion und Messung mittels HPLC und/oder GC-MS (siehe Versuch 5) ist eine weitere Möglichkeit des Nachweises von endogenen Hormonkonzentrationen mittels auxininduzierbarer Promotoren gegeben. Im Praktikum soll die Aktivität eines auxininduzierbaren Promotors (IAA2) aus Arabidopsis thaliana, der mit GUS als Reportergen gekoppelt ist, in planta mit Hilfe einer Farbreaktion nachgewiesen werden. Solche Gene werden in Arabidopsis thaliana als Aux/IAA-Gene bezeichnet und sind Transkriptionsregulatoren. Die Aktivierung des spezifischen IAA2 Promotors durch Auxin resultiert in einer Expression des ßGlucuronidase-Gens. Die Farbreaktion durch Spaltung von X-Gluc (ein Indigo-Derivat) kann zur histochemischen Anfärbung von Pflanzen-Organen (z.B. Blättern, Wurzeln) Geweben und einzelnen Zellen genutzt werden. Als Kontrolle (natürlich vorkommende Auxinkonzentrationen) dienen IAA2-Pflanzen, die nur in Nährlösung inkubiert wurden. Die Induktion durch Auxin wird anhand einer Zeitreihe demonstriert, bei der die Pflanzen über unterschiedliche Zeiten mit 10-4 bis 10-6 M IAA inkubiert wurden. Mittels Skizzen sollen die unterschiedlichen Expressionsmuster des IAA2-Promotors festgehalten werden (Binokular). Die Aufnahme und Verteilung von IAA im Gewebe ist auch vom Transport abhängig. Der Transport von IAA verläuft im Spross basipetal und in der Wurzel akropetal. Der gerichtete Transport (siehe auch V5) ist abhängig von Carrier-Proteinen. Für Auxin sind sogenannte InfluxCarrier als auch Efflux-Carrier bekannt, die asymmetrisch in den Zellen angeordnet sind. Der Auxin-Efflux-Carrier lässt sich mit sogennanten Phytotropinen inhibieren. Zu den Phytotropinen Seite 23 gehört Naphthylphthalamsäure (NPA). In einem Teilversuch soll gleichzeitig mit IAA auch mit NPA (5 µM) inkubiert und der Effekt dokumentiert werden. A B Modell des polaren Auxintransportes. NPA kann in dem eingekreiseten Bereich wirken, wahrscheinlich wird die korrekte Lokalisierung des Carriers in der Plasmamembran unterbunden (A) oder NPA bindet direkt an den Carrier (B). Stichworte für die Vorbereitung: Promotor, Reportergen, Transformation, Nachweis von Auxinen, Auxintransport Geräte: Photometer Pflanzen: Mutanten von Arabidopsis thaliana (IAA2 Promotor-GUS-Fusionen) im Keimlingsstadium auf Nährmedium angezogen. Details zum Versuch sind beim Betreuer zu erfragen. Praktische Durchführung: Material: Auf Agarplatten vorgezogene IAA2-Keimlinge A) Auxinbehandlung: Die Keimlinge werden vorsichtig (!) ohne sie zu verletzen von den Agarplatten genommen (Pinzette) und in vorbereitete Vertiefungen von Makrotiterplatten, die Nährlösung + IAA oder das künstliche Auxin 1-NAA in verschiedenen Konzentrationen enthalten, gegeben. Die Seite 24 Zusammensetzung des Nährmediums (nach Murashige & Skoog) kann beim Betreuer erfragt werden. Die Inkubation erfolgt für 2 h bei Raumtemperatur. Eine Kontrolle ohne Auxin wird ebenfalls angesetzt. IAA- bzw. 1-NAA-Konzentrationen: 10-4M 10-5M 10-6M Kontrolle Die Verdünnungen werden aus einer 10-2M Stammlösung hergestellt. B) NPA- bzw. Flavonoid-Behandlung Gleichzeitig zu einer IAA-Konzentration, die eine gut sichtbare Blaufärbung ergibt, werden während der gesamten Inkubationszeit 5 µM NPA oder das Flavonoid Quercetin zugegeben (wird aus einer 10-2M Stammlösung verdünnt). Dieser Ansatz wird mit dem Ansatz ohne NPA verglichen und das Muster der Blaufärbung dokumentiert. C) Histochemischer Nachweis Das Substrat X-Gluc (5-Brom-4-Chlor-3-Indolyl-β-D-Glucuronsäure-CyclohexylammoniumSalz) wird von den Zellen aufgenommen. In transformierten Zellen wird dieses Substrat von der β-Glucuronidase, dem Produkt des GUS-Gens, durch Hydrolyse gespalten. Es entsteht ein Indoxylderivat, das nach Oxidation (siehe dazu unten unter „Inkubations-Puffer“) blau wird und ausfällt. Transformierte Zellen sind dadurch an ihrer blauen Farbe zu erkennen. Schema zur ßGlucuronidase-Reaktion. Im 1 Schritt erfolgt die enzymatische Spaltung. Das Produkt wird unspezifisch oxidiert. Der entstandene IndigoFarbstoff fällt am Ende aus. Eine Diffusion ist dann nicht mehr möglich. Seite 25 Durchführung: Nach der Behandlung (siehe A und B) werden die mit IAA2-Promotor/GUS-Konstrukten transformierten Arabidopsis thaliana Pflanzen in der Inkubationslösung getränkt und 1h bei 37°C inkubiert. Eine kurze Vakuum-Behandlung (Exsikator/Pumpe) zur Entlüftung und damit zur besseren Infiltration des Substrates kann von Vorteil sein. Die Inkubation wird durch das Überführen der Pflanzen in Phosphat-Puffer beendet. Anschließend wird die Färbung der Keimlinge skizziert. Bei grünem Gewebe ist es erforderlich, mittels einer Ethanol-Inkubation das Chlorophyll zu entfernen, damit die Blaufärbung deutlicher sichtbar ist. Inkubations-Puffer: In der Literatur werden unterschiedliche Puffer beschrieben, fast alle basieren auf einem 0.1 M Natrium-Phosphat-Puffer pH 7,4 (Puffer A). Die Verwendung eines solchen Puffers ist deshalb notwendig, weil pflanzliche Zellen durchaus endogene Glucuronidasen besitzen, deren pH-Optimum allerdings im sauren Bereich liegen. Oberhalb von pH 7 sind diese endogenen Glucuronidasen jedoch meistens inaktiv. Puffer A ist in der Regel ausreichend. Da allerdings die Blaufärbung des Substrates neben der Spaltung des Moleküls durch die Glucuronidase außerdem noch eine Oxidation der Spaltprodukte voraussetzt, wird noch ein Oxidationsmittel wie Kaliumferro/ ferricyanid dazu gegeben, außerdem noch Na2EDTA zum Komplexieren unerwünschter Ionen und Triton zum besseren Eindringen des Substrates in die Zellen. Puffer A: 0.1 M Phosphatpuffer pH 7.4.: 3.1 g NaH2PO4(x1H2O) 13.7 g Na2HPO4(x2H2O) in 1l H2O, steril filtrieren. Inkubations-Puffer 500 ml 0.1M Phosphatpuffer (= Puffer A) + 1.86 g Na2EDTA (10mM) 82 mg K3 [Fe(CN)6] (0.5 mM) 105 mg K4[Fe(CN) 6] (0.5mM) 0.5% Triton X-100 steril filtrieren X-Gluc Stammlsg: 100 mg X-Gluc in 1 ml DMSO (Dimethylsulfoxid). Nur frisches DMSO verwenden! Seite 26 Es wird zuerst der Puffer A angesetzt und anschließend 500 ml dieses Puffers mit den angeführten Zusätzen versehen (= Inkubations-Puffer). Unter dem Abzug arbeiten. Zum Inkubieren werden 50 µl X-Gluc Stammlsg. in 10 ml Puffer (entspr. 0.5mg/ml) gelöst. Die Inkubation wird gestoppt durch Überführung des Gewebes in Puffer oder in 70% Ethanol (s. oben). D) Photometrischer Nachweis der Blaufärbung Die angefärbten Pflanzen werden mittels Dimethylsulfoxid (DMSO) homogenisiert, kurz zentrifugiert und die Absorption bei 634 nm gemessen. Dieser semiquantitative Nachweis erlaubt eine Aussage über die Reportergenaktivität in der ganzen Pflanze. Seite 27 Versuch 7 Cytokinin-induzierte Synthese des Vakuolenfarbstoffs Betacyanin bei Amaranthus caudatus ss. viridis Hormonelle Regulation der Betacyanin-Synthese. In diesem Versuch wird demonstriert, wie ein synthetisches Cytokinin (Benzylaminopurin, BAP) die Synthese eines roten Vakuolenfarbstoffs, des Betacyanins in etiolierten Amaranthus-Keimlingen induziert. Die Wirkung beruht auf einer Stimulation der Genexpression der beteiligten BiosyntheseEnzyme. Das im Nährmedium angebotene Tyrosin ist eine Vorstufe des Betacyanins. Im Versuch wird die Konzentrationsabhängigkeit der Cytokinin-Wirkung quantitativ über die photometrische Bestimmung des gebildeten Betacyanins erfasst. (Spezialliteratur zu diesem Test: K.H. Köhler & K. Conrad, Biol. Rundschau 4 (1966) 3637; N.L. Biddington & T.H. Thomas, Planta 111 (1973) 183-186; Richter; Biochemie der Pflanzen, Stuttgart 1966) Stichworte für die Vorbereitung und Protokollbearbeitung: Biosynthese und Grundstruktur von Anthocyanen & Betacyanin, Regulation der Genexpression in Eukaryonten, Cytokinine (Struktur und Funktion). Praktische Durchführung: Versuchsansatz: Pro Gruppe werden 7 Eppendorfröhrchen mit den Nummern 1-7 markiert und mit 250 µl der unten angegebenen Induktionslösung beschickt. Von den Betreuern werden 2 Petrischalen mit je etwa 70 zwei Tage alten, im Dunkeln bei 25oC angezogenen Amaranthus-Keimlingen zur Verfügung gestellt. Mit einem scharfen Skalpell werden die oberen Teile der Keimlinge (Keimblätter plus etwa 0,5 cm des Hypokotyls) abgeschnitten und je 10 Keimlingsspitzen in jedes Röhrchen gelegt. Es muss zügig und im Dämmerlicht gearbeitet werden, damit die Spitzen nicht austrocknen und nicht zuviel Licht bekommen. Die Keimlinge werden nach der Präparation für etwa 20 Minuten durch Zusatz von 250 µl der unten angegebenen Hormonlösungen induziert. Nach 20 Minuten wird die hormonhaltige Nährlösung abgezogen Seite 28 und die Eppendorfröhrchen gut verschlossen im Dunkeln 24 Stunden inkubiert. Sie werden dann von den Betreuern bis zum nächsten Kurs eingefroren. Hormonlösungen (je 1 ml in Induktionslösung) 1. minus BAP (Kontrolle) 2. 2x 10-9 M BAP 3. 2x 10-8 M BAP 4. 2x 10-7 M BAP 5. 2x 10-6 M BAP 6. 2x 10-5 M BAP 7. 2x 10-4 M BAP Achtung: Bei allen Schritten nach Zusatz der Hormonlösungen ist stets darauf zu achten, dass es keine Verunreinigungen zwischen den Proben gibt: Stets die Proben in der vorgegebenen Reihenfolge mit ansteigenden Hormonkonzentrationen bearbeiten!!! Induktionslösung (zur Verdünnung der Hormonstammlösung): 10mM KH2PO4 2mM L-Tyrosin ad pH 6.3 Benzylaminopurin (BAP) Stammlösung 2x 10-4 M BAP in Induktionslösung 2. Auswertung: Extraktion der Betacyanine: Die Keimlingsspitzen werden aufgetaut und direkt in den Eppendorfröhrchen mit einem passenden Pistill zerquetscht. Der resultierende Brei wird mit 700 µl einer Kochsalzlösung (200 mM NaCl plus 0,5% Triton) weiterverarbeitet. Das Homogenat wird mit 200 µl Chloroform versetzt. Nach gründlichem Schütteln (Chloroform entfernt Fette) wird für 3 min in der Biofuge A bei 13000 rpm zentrifugiert. Von der wässrigen (roten) Oberphase werden 300 µl entnommen und in frischen Eppendorf-Gefäßen mit 700 µl H2O-bidest versetzt. Die Absorption der Proben Seite 29 wird bei 542 nm bestimmt. Als Referenz dient H2O-bidest. Die Absorptionswerte (A542) werden halblogarithmisch gegen die BAP-Konzentrationen aufgetragen. Benzylaminopurin (BAP) Biosynthese von Betalainen (z.B. Amaranthin): L-Tyrosin DOPA Betalaninsäure Betaxanthine (gelb) + Cyclo-DOPA Betanidin Betanin Amaranthin Seite 30 Versuch 8 Induktion der Nitratreduktase in Agrostemma-Embryonen: Über die hormonale Steuerung von Enzymaktivitäten bei Tieren existiert bereits eine umfangreiche Literatur. In vielen Fällen konnte der Mechanismus weitgehend aufgeklärt werden und bis in die Ebene der genetischen Informationsübermittlung verfolgt werden. Unsere Kenntnisse über den Einfluss von Phytohormonen auf Synthese und Aktivität von Enzymen in den Geweben höherer Pflanzen sind demgegenüber vergleichweise gering. Für Gibberellinsäure konnte die Induktion der α-Amylasesynthese in Gerstendosperm nachgewiesen werden. Auch für Auxin gibt es einige Beispiele; für die Gruppe der Cytokinine liegen jedoch nur wenige Angaben vor. Cytokinine gelten allgemein als Zellteilungshormone. Sie bewirken allerdings neben Zellteilung auch Zellververgrößerung. Sie bringen eine Vielfalt von morphologischen Veränderungen hervor und verhindern vor allem das Altern pflanzlicher Gewebe. Eines der wenigen bekannten Beispiele für eine Förderung von Enzymaktivitäten ist die Induktion der Nitratreduktase in Embryonen durch Cytokinine (z.B. Benzylaminopurin, BAP). Die Nitratreduktase reduziert Nitrat zu Nitrit. Sie ist das erste Enzym einer Reaktionsfolge, in welcher das von der Pflanze aus dem Boden aufgenommene Nitrat zu NH4+ reduziert wird. Spezifischer H-Donator ist dabei NADH. Die Nitratreduktase ist in den Pflanzengeweben meist nicht konstitutiv, sondern wird durch ihr Substrat induziert, wenn die Pflanze NO3- im umgebenden Medium vorfindet. Bei Agrostemma kann das Enzym statt durch Nitrat auch durch ein Cytokinin induziert werden. Bei der Induktion der Nitratreduktase handelt es sich um eine de novo-Synthese, was durch Anwendung von Hemmstoffen der Proteinsynthese wahrscheinlich gemacht wurde. Der endgültige Beweis wurde durch Dichtemarkierung des Enzymmoleküls (Deuterium; 18oC erbracht. In den durchzuführenden Versuchen soll das Enzym durch sein Substrat (KNO3) und durch das Cytokinin Benzylaminopurin (BAP) induziert werden. Ferner soll die Einwirkung eines Hemmstoffs (Cycloheximid) auf die de novo-Synthese untersucht werden. Die Bestimmung der Aktivität der Nitratreduktase erfolgt dabei nach zwei verschiedenen Methoden: einmal im zellfreien Gewebeaufschluß (in vitro-Test), zum zweiten mit intaktem Gewebe (in vivo-Test). Bei dem zweiten Verfahren macht man sich die Tatsache zunutze, dass unter anaeroben Bedingungen (N2) und in Gegenwart eines Alkohols (Propanol) pflanzliches Seite 31 Gewebe Nitrat aufnimmt und zu Nitrit reduziert, während die weitere Reduktion des Nitrits blockiert ist. Das gebildete Nitrit wird ausgeschieden, so dass die im Medium bestimmte Nitritmenge als Maß für die Aktivität der Nitratreduktase dienen kann. Reagenzien: Benzylaminopurin (BAP) 1mM Æ auf 0,1 mM verdünnen (50 ml) (BAP in wenig 0,1 N NaOH lösen, mit verd. HCL auf pH 8,0) einstellen und mit H2O bidest. auffüllen). Cycloheximid 100µg/ml (100 ml) KNO3 0,1 M (100ml) NaNO2 0,1 mM (50 ml) n-Propanol Kaliumphosphatpuffer 1 M, pH 7,5 (100 ml) Aufschlußpuffer: 0,1 M Tris-HCL pH 8,0 (500 ml), vor Gebrauch pro 50 ml 6 mg Cystein frisch zusetzen NADH 1mM (20 ml) Zinkacetat 1 M (100 ml) Sulfanilamidreagenz: 1g Sulfanilamid in 75 ml H2O und 25 ml konz. HCL Naphthyl-Reagenz: 0,02 % wässr. Lösung von N-1-Naphtylethylendiamin Material: Samen von Agrostemma githago (Kornrade) 25 Petrischalen, Filtrierpapier, Karton mit Deckel 2 Teesiebe Pinzetten, Präpariernadeln je 10 Pipetten 0.1, 0.5, 1, 5, 10 ml; 2 verstellbare automatische Pipetten Reagenzgläser, 30 Glaszentrifugengläser 10 Erlenmeyerkolben mit Gummistopfen (25 ml Vol.) Mörser, Seesand, Eisbad Tischzentrifuge Piccolo (Heraeus) thermostatisiertes Wasserbad 25o und 100oC. Wasserbadschüttler mit Plattform für 25 ml Erlenmeyerkolben Stickstoff-Flasche mit Reduzierventil Photometer, Plastikküvetten Seite 32 Versuchsdurchführung: A. Präparation des Pflanzenmaterial Agrostemma-Samen über Nacht (16 Std.) im Dunkeln in einer großen Petrischale auf feuchtem Filterpapier bei Zimmertemperatur quellen lassen. Für jede Probe (vgl. B.) 10 Embryonen (für in vivo-Test), bzw. 25 Embryonen (für in vitro-Test) mit einer Pinzette aus dem Samen unverletzt herauspräparieren. B. Vorbehandlung der Embryonen Petrischalen (9 cm Ø) mit 2 Lagen Filtrierpapier auslegen und je 2 Petrischalen mit je 3 ml von einer der folgenden Versuchslösung (a-k) tränken (je 1 Petrischale für in vivo- und 1 Petrischale für in vitro-Test): a) H2O h) Cycloheximid 20 µg/ml + BAP 10 µM b) KNO3 50 mM i) Cycloheximid 2 µg/ml + BAP 10 µM c) „ 5 mM k) Cycloheximid 0,2 µg/ml + BAP 10 µM d) „ 0,5 mM e) BAP 10 µM f) „ 1 µM g) „ 0,1 µM In jede Schale 10 bzw. 25 Embryonen legen und 24 Std. bei Zimmertemperatur im Dunkeln stehen lassen. Danach die unter C. 2. und C. 3. beschriebenen Enzymtests durchführen. C. Analytische Bestimmungen 1. Nitrit-Eichkurve: In Reagenzgläsern werden0,02; 0,05; 0,1; 0,2; 0,3; 0,4; 0,5; 0,6; 0,7; 0,8 ml 0,1 mM Nitritlösung einpipettiert. Zum Ausschalten von Pipettenfehlern nur eine einzige Pipette (0,5 oder 1,0 ml) verwenden! Proben mit Aqua bidest. auf 1,0 ml ergänzen. Zu den Proben je 1,0 ml Sulfanilamid- und Naphthylreagenz einpipettieren, mischen. Nach 10 min die Extinktion bei 540 nm messen; als Blindwert dient eine Probe, die anstelle von Nitrit nur Wasser enthält. Die gefundenen Werte in ein Diagramm eintragen (Abscisse: Nitrit in nM; Ordinate: Extinktion) = Eichkurve. 2. In vivo-Enzymtest: Seite 33 Die 10 Embryonen aus einer Petrischale auf ein Sieb geben und mit dest. Wasser abspülen. Embryonen in einen eisgekühlten 25 ml Erlenmeyerkolben überführen, der 2 ml der folgenden Inkubationslösung enthält: 0,1 M Phosphatpuffer, pH 7,5, 20 mM KNO3, 1 Vol.% n-Propanol (Endkonzentrationen). Als Blindprobe 1 Erlenmeyerkolben mit Inkubationslösung ohne Embryonen beschicken. Eine Minute lang Stickstoff durch das Medium blubbern und Kolben sofort fest mit Gummistopfen verschließen; Proben im Wasserbadschüttler 30 min bei 30o inkubieren. Sitz der Stopfen prüfen. Reaktion abstoppen, indem der Kolben 10 sec in ein siedendes Wasserbad gehalten wird (vorher Gummistopfen abnehmen); anschließend sofort im Eisbad abkühlen. 1,0 ml des Mediums mit je 1,0 ml Sulfanilamid- und Naphthylreagenz versetzen. Nach 10 min Extinktion bei 540 nm messen. Als Blindprobe dient ein entsprechender Ansatz mit 1,0 ml der Inkubationslösung. Zur Auswertung an Hand der Eichkurve die in jedem Ansatz in 30 min gebildete Nitritmenge in nMol/Embryo berechnen. 3. In vitro-Enzymtest: Einsätze der Zentrifuge kalt stellen. a) Herstellen des Enzym-Rohextraktes. Die 25 Embryonen aus einer Petrischale auf ein Teesieb geben und mit dest. Wasser abspülen. Embryonen in einem gekühlten Mörser im Eisbad mit 3 Spatelspitzen Seesand und 5 ml gekühltem Aufschlusspuffer zerreiben und den Mörser mit 2 ml Puffer nachspülen. Den entstandenen Brei in ein Glasröhrchen überführen und gleichmäßig auf 2 x 2 ml Eppendorfgefäße verteilen. Homogenat 15 min bei Einstellung 4 zentrifugieren). Die klaren Überstände im Eisbad aufbewahren. b) Enzymtest: Folgende Lösungen in 20 Eppendorfgefäße im Eisbad in der angegebenen Reihenfolge einpipettieren (für jeden Extrakt a)-k) 2 identische Ansätze): 0,4 ml Kaliumphosphatpuffer, 0,1 M (1M Stammlösung; 1:10 verdünnen) 0,1 ml KN03, 0,1 M 0,4 ml Extrakt 0,1 ml NADH 1 mM Seite 34 Für jeden Extrakt wird je 1 Ansatz als Blindprobe (ao-ko) sofort mit 0,2 ml 1 M Zinkacetatlösung abgestoppt und im Eisbad belassen. Ansätze im Wasserbad 1 Std. bei 25°C inkubieren. Abstoppen der Reaktion mit 0,2 ml Zinkacetatlösung; denaturiertes Protein in der Tischzentrifuge abzentrifugieren. (Einstellung 4). 1,0 ml klaren Überstand (bei weniger Überstand Volumen bestimmen und auch die Mengen an Nachweisreagenz entsprechend einsetzen! Auf Küventtenvolumen achten!) mit einer automatischen Pipette in ein Reagenzglas überführen, mit je 1,0 ml Sulfanilamid- und Naphthylreagenz versetzen; nach 10 min Extinktion bei 540 mm messen. Nach Korrektur um den Blindwert in jedem Ansatz die in 1 Std. gebildete Nitritmenge in nMol/Embryo berechnen. Vergleichen Sie die im in vitro-Test mit den im in vivo- Test gebildeten Nitritmengen. Literatur: E.J. Hewitt: Assimilatory nitrate-nitrite reduction. Ann. Rev. Plant Physiol. 26 (1975) 73-100 P. Filner, J.L. Wray and J.E. Varner: Enzyme induction in higher plants. Science 165 (1969) 358-367. H. Kende, H. Hahn and S. E. Kays: Enhancement of nitrate reductase activity benzyladenine in Agrostemma githago. Plant Physiol. 48 /1971) 702-706. H. Kende and T.C. Shen: Nitrate reductase in Agrostemma githago. Comparison of the inductive effects of nitrate and cytokinin. Biochim. Biophys. Acta 286 (1972) 118-125. Seite 35 Versuch 9 Entwicklungs- und organabhängige Regulation der Genexpression am Beispiel von Peroxidase-Isoenzymen Theoretischer Hintergrund: Pflanzliche Peroxidasen. Im Genom höherer Pflanzen sind die Peroxidasen als Genfamilie kodiert, deren Expression während der Entwicklung der Pflanze differentiell reguliert wird. Die Gruppe der Peroxidasen setzt sich aus einer Reihe basischer und saurer Isoformen zusammen, von denen einige über den normalen sekretorischen Weg in den Zellwand-Raum abgegeben werden (Peroxidasen sind Glycoproteine). Hier katalysieren sie unter anderem folgende wichtige Reaktionen: 1) Kopplung von Extensin-Molekülen über Tyrosin-Reste 2) Polymerisierung von Phenylpropan-Einheiten bei der Lignin-Synthese 3) Oxidation von Indol-3-essigsäure Verschiedene Isoformen haben unterschiedliche Substrat-Spezifitäten. Da die verschiedenen Isoformen in ihrer Expression entwicklungsabhängig, teilweise wund-induziert und auch hormon-reguliert sind (s.o.), werden sie hier zur Darstellung entwicklungs- bzw. organspezifischer Expression von Isoenzym-Mustern herangezogen. Gelelektrophoretische Auftrennung enzymatisch aktiver Peroxidasen in Gegenwart von Natriumdodecylsulfat (SDS). Die Durchführung der Elektrophorese in Gegenwart von 1% SDS führt zur Beladung aller basischen und sauren Proteine mit SDS (anionisches Detergenz !) und damit zu einer negativen Gesamtladung (die eigenen Ladungen (basische/saure Aminosäuren) sind zu vernachlässigen). Die Bindung von SDS verursacht eine partielle oder vollständige Denaturierung vieler Proteine, doch macht man sich im vorliegenden Falle die Tatsache zu Nutze, dass saure und basische Peroxidasen zwar SDS binden, hierdurch jedoch nicht in ihrer Aktivität gehemmt werden. Die Aufrennung der Proteine bzw. Peroxidasen erfolgt über eine sogenannte diskontinuierliche Gelelektrophorese: Hierbei werden die Proteine zunächst in einem Sammelgel auf eine schmale Zone fokussiert (Ursache: hoher Spannungsabfall im Sammelgel wegen Mangel an beweglichen Ionen, da das Glycin des Reservoirpuffers bei pH 6.8 als Zwitterion vorliegt und der Reservoirpuffer keine Chlorid-Ionen enthält), so daß sie alle zum Seite 36 gleichen Zeitpunkt in das Trenngel eintreten (man beachte, dass Sammelgel und Trenngel unterschiedliche pH-Werte und Acrylamid-Konzentrationen haben !). Stichworte zur Vorbereitung: Hormonelle Regulation der Genexpression, pflanzliche Peroxidasen, Zellwand-Struktur, Extensine, Lignin-Biosynthese, IES-Oxidasen, Isoformen, Multigenfamilien, Glycoproteine, der sekretorische Weg (ER->Golgi->Zellwand), Gelelektrophorese Pflanzen: Zea mays-Keimlinge , 5 Tage alt. Geräte: Zentrifuge, Gelelektrophorese-Apparatur, Sephadex-Säulen Praktische Durchführung: a) 1.Halbtag: Herstellung der entsalzten Protein-Extrakte Die Zea mays-Keimlinge werden 5 Tage vor Kursbeginn vom Betreuer in Petrischalen ausgelegt und im Dunklen sowie einem 16h/8h Tag-Nacht-Rhythmus gehalten. Als Versuchsmaterial dienen: a) Wurzel (2cm-lange Segmente, von der Wurzelspitze) b) Mesokotyl (1cm-lange Segmente, unterhalb der Koleoptile) c) Primärblatt (Koleoptile bei Dunkelanzucht entfernen) WU MS PB Gewebeaufarbeitung: 1 g Frischgewicht Gewebe mit 1 ml Extraktionspuffer im Mörser (auf Eis !!) homogenisiert (bei mehr oder weniger Frischgewicht auch auf eine veränderte Puffermenge achten!) pro Gruppe werden 3 Extrakte hergestellt (WU, MS, PB) Extraktionspuffer: 50 mM MES, 1 M NaCl, mit Tris auf pH 6.5 einstellen MES = 2-(N-Morpholino) - ethansulfonsäure Seite 37 a) Die Homogenate werden in Eppendorf-Gefäße überführt und nach 15 minütigem Schütteln bei 4 oC für 5 min zentrifugiert (13000 rpm, Biofuge A) b) 200 µl der Überstände (Rohextrakte) werden in Sephadex G 25 Minisäulen (Säulenvolumen 800 µl) entsalzt (pro Gruppe 3 Säulen); Elutionspuffer ist identisch mit dem Extraktionspuffer, aber ohne NaCl, pH mit HCl einstellen. Hestellen der Säulen: 2 g grobes Sephadex G 25 werden mit viel Elutionspuffer überschichtet und über Nacht quellen lassen (in Schnappdeckelglas). Für Säulenaufbau: in blaue abgeschnittene Spitze 800 µl Wasser aufziehen, eine Markierung machen zur Fixierung des Volumens, Wasser verwerfen. Spitze mit wenig Watte füllen (dient zum Auffangen des Sephadexes, nur ganz locker stopfen), an abgeschnittenes Ende den dünnen Gummischlauch aufstecken und mit Klemme verschließen. Spitze in Stativ einstellen. Langsam Sephadex einfüllen und dabei die Klemme soweit öffnen, dass sich das Sephadex langsam als Säule aufbaut bis der Markierungsschritt erreicht ist. Säulenlänge 800 µl. Bis zum Einsatz der Säule diese mit Elutionspuffer überschichtet stehen lassen. d) Proteinfraktionen entsalzen. Hierzu werden 200µl Rohextrakt mit 100 µl Dextranblau gemischt und diese Mischung auf die Säule aufgetragen. Durch langsames Öffnen der Klemme Probe in die Säule einziehen lassen bis kein Puffer über dem Säulenmaterial steht. Dann mit Elutionspuffer überschichten und blaugefärbte Probe abfangen. Proben auf Eis lagern. e) Aceton-Fällung (zur Konzentrierung der Proteine): 200 µl entsalzten Extrakts mit 800 µl Aceton (vorgekühlt bei -20°C) mischen und anschließend bis zum Beginn des 2. Versuchsteils (mindestens 30 min) bei -20°C lagern. b) 2.Halbtag: a) Gefällte Proben für 10 min bei 13000 rpm zentrifugieren b) Nach Dekantierung des Überstandes wird erneut kurz anzentrifugiert und mit der 200 µl-Pipette alle Flüssigkeit quantitativ (!) entnommen c) Die Proben werden für 5 min bei 37°C "getrocknet" (zur Entfernung des restlichen Acetons) d) Präzipitate direkt in je 40 µl Probenpuffer (s.u.) für die Gelelektrophorese aufnehmen (lösen sich nicht komplett, evtl. noch mal kurz zentrifugieren Æ im Überstand Seite 38 ist dann genug Protein gelöst) e) Durchführung der Gelelektrophorese (s.u.) Gelelektrophorese in Gegenwart von 1% Natriumdodecylsulfat (SDS) zum nativen Nachweis von sauren und basischen Peroxidase-Isoenzymen Vorbereitung des Gels: Es werden Minigele (Apparatur BioRad) gegossen. 10%iges Trenngel: 3.1 ml H20 2.5 ml Lösung 1 1.9 ml Lösung 2 30 µl Lösung 3 8 µl TEMED Lösungen mischen und Trenngel sofort gießen. Das Gel polymerisiert in ca. 30 min, dann Sammelgel gießen. Sammelgel: 1.5 ml H20 375 µl Lösung 1 625 µl Lösung 4 10 µl Lösung 3 6 µl TEMED Nach Polymerisation des Sammelgels den Proben-Kamm und die Gummidichtung (!) entfernen und die Gel-Kasette einspannen. Elektroden-Puffer auffüllen (Luftblasen am unteren Gel-Rand entfernen) und Proben auftragen Durchführung der Gelelektrophorese: Proben in 15 µl-Aliquots pro Gel-Tasche aufgetragen. Zusätzlich werden Marker-Proteine definierter Größe vom Betreuer zur Verfügung gestellt. Die Elektrophorese bei 100 V starten, wenn der Farbstoff das Sammelgel erreicht hat auf 200 V erhöhen. Elektrophorese abbrechen, wenn der Farbstoff das Gelende erreicht hat (Gesamt-Laufzeit ca. 70 min). Schema der Probenaufgabe: Probe 0 1 15µl MA Probenpuffer 2 WU 3 MS 4 PB 5 PB 6 MS 7 WU 8 15 µl Probenpuffer Proben 1-5: Für Coomassie-Färbung Proben 6-8 MA: WU: MS: PB: Für Peroxidase-Färbung Marker-Proteine Wurzelprobe Mesoktylprobe Primärblattprobe Seite 39 Lösungen für die Gelelektrophorese: Lösung 1: 43.8 g Acrylamid 1.2 g bis-Acrylamid ad 150 ml mit H20 bidest Lösung 2: 18.2 g Tris (Base) in 80 ml H2O bidest lösen mit 6 N HCl auf pH 8.8 einstellen ad 100 ml mit H20 bidest Lösung 3: 0.1 g Ammoniumperoxodisulfat (APS) in 1 ml H20 bidest täglich frisch ansetzen Lösung 4: 3.0 g Tris (Base) in 40 ml H2O bidest lösen mit 6 N HCl auf pH 6.8 einstellen ad 50 ml mit H20 bidest Lösungen 1-4 nach Zubereitung filtrieren und bei 4 oC aufbewahren. Lösung 5 (Reservoir-Puffer, 5fach konzentriert): 72 g Glycin 15 g Tris (Base) 5 g SDS ad 1 L mit H20 bidest Vor Gebrauch mit H20 1:5 verdünnen (pH sollte zwischen 8.6 und 8.8 liegen, überprüfen). Lösung 6 (Probenpuffer): 0.3 g Tris (Base) 2.0 ml Bromphenolblau-Lösung(Konz.: 1 mg/ml H20 bidest) in 15 ml H2O bidest lösen pH mit HCl auf 6.8 einstellen mit 3.2 ml Glycerin mischen und mit H2O bidest auf 20 ml auffüllen Färbung des Gels mit Coomassie R 250 : Proteinfärbung: Nach Entnahme des Gels aus der Kasette nur (!) den zu färbenden Gelteil in Färbelösung für 30 min inkubieren. Anschließend in Entfärbelösung (mehrfach wechseln) inkubieren bis der GelHintergrund farblos ist (Dauer mindestens 2-3 Stunden). Seite 40 Färbelösung: 227 ml Methanol 46 ml Essigsäure 1.25 g Coomassie R 250 ad 500 ml mit H20 bidest Entfärbelösung: 200 ml Äthanol 75 ml Essigsäure ad 1 L mit H20 bidest Nachweis der Peroxidase-Isoenzyme im Gel: Den entsprechenden Teil des Gels mit Handschuhen in Färbelösung überführen (Vorsicht: dieser Schritt ist vom Betreuer durchzuführen, unter dem Abzug !!!) und entwickeln bis PeroxidaseBanden sichtbar, anschließend mit Wasser gründlich spülen und mit Polaroid-Kamera Foto anfertigen. Färbelösung zum Peroxidase-Nachweis (immer frisch ansetzen): a) b) c) 40 ml 0.2 M Na-Acetat 4 ml 5 mM MnSO4 4 ml 0.35% H202 Lösungen a-c in Färbeschale geben. Anschließend Gel einlegen und Lösung d) langsam am Rand einfließen lassen. Nicht genau auf das Gel geben und sehr vorsichtig unter dem Abzug arbeiten. Durch leichtes Schwenken der Färbeschale die Lösungen mischen. d) 10 ml Benzidin-Guajakol-Lösung (Achtung: giftig!!) (20 mg Benzidin + 10 ml 10%ige Essigsäure + 54 µl Guajakol) Guajakol = Brenzkatechinmonomethyleter Benzidin = 4,4´-Diamino-biphenyl sehr giftig! Auswertung: Die Gesamtprotein-Muster (Coomassie-Färbung) und die Peroxidase-Isoenzymmuster der verschiedenen Proben (Wurzel, Mesokotyl, Primärblatt) werden miteinander verglichen. Die Größe der Proteine/Peroxidasen ist durch Vergleich mit den Markerproteinen abzuschätzen (Einschränkung: kein ß-Mercaptoäthanol im Probenpuffer !). Die gefärbten Gele werden mit der Geldokumentationseinrichtung fotografiert. Für die Diskussion tauschen die Gruppen ihre Ergebnisse aus. Seite 41 Versuch 10 Cytokinin- und Jasmonatwirkung auf den Alterungsprozeß (Seneszenz) von grünen Blättern Literatur: 1. Libbert, Lehrbuch der Pflanzenphysiologie, Gustav Fischer Verlag, Jena, 1987 2. Dörfling, Das Hormonsystem der Pflanzen, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1982 3. Mothes, Über das Altern von Blättern, Naturwissenschaften 47, S. 337-351 v. 1960 Objekt: Blätter von jungen Bohnenpflanzen (Phaseolus vulgaris) Blätter von jungen Maispflanzen (Zea mays) Prinzip: Cytokinine haben eine besondere Bedeutung für die Alterungsprozesse in Pflanzen. Blätter, die nach dem Abschneiden bei hoher Luftfeuchtigkeit aufbewahrt werden, zeigen nach wenigen Tagen Gelbfärbung, bedingt durch Chlorophyllabbau, sowie andere Seneszenzerscheinungen wie Proteinabbau und Rückgang des RNA-Gehaltes. Besprühen der Blätter mit einer Kinetinlösung verzögert diese Prozesse bzw. kehrt sie um: Der Chlorophyllabbau wird gestoppt, die RNA- und Proteinsynthese wird wieder gesteigert. Umgekehrt wird die Seneszenz durch Jasmonsäure gefördert. COOH O Kinetin Jasmonsäure In diesem Versuch soll die Wirkung unterschiedlicher Cytokinin- und JasmonsäureKonzentrationen auf die Seneszenz isolierter Bohnenblattstückchen anhand des Chlorophyllgehaltes untersucht werden. Verwendet wird das künstliche Cytokinin Kinetin (6-Furfurylaminopurin). Seite 42 Geräte und Reagenzien: 36 sterile Glaspetrischalen ∅ 10 cm mit je einem Ansatz: Filterpapier bestückt 5 Messkolben 50 ml 10 Messpipetten 5 ml 3 Bechergläser 600 ml 1 Korkbohrer Nr. 9 1 Brettchen 1 Pinzette Filzschreiber Natriumhypochloritlösung 0,2% dest. Wasser Extraktion: 3 Mörser und Pistill Seesand 80 % Aceton 36 Zentrifugenröhrchen 1 Messzylinder 10 ml 1 Messpipette 5 ml 36 Reagenzgläser Glasküvetten O.S. Spektralphotometer Citronensäure-Phosphat-Puffer 0,1 M pH 4,7 Lsg. I 0,1 M Citronensäure Lsg. II 0,2 M Na2HPO4 48 Vol. % (ergibt pH 4,7) Kinetin-Stammlösung 10-3 M 21,5 mg in 0,1 N KOH vorlösen und mit H2O ad 100 ml auffüllen Jasmonsäure-Stammlösung 10-3 M in Alkohol vorlösen, dann mit Citratpuffer auffüllen Seite 43 Durchführung: Blätter zuerst mit 0,2 % Natriumhypochloridlösung oberflächensterilisieren, dann 2 x mit dest. Wasser waschen. Mit Hilfe eines Korkbohrers werden Blattstücke von 1,5 cm Durchmesser ausgestanzt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Mittelrippe nicht ausgestanzt wird. Die Hormonstammlösungen von Kinetin und JA (10-3 M) werden sukzessive mit 0,1 M Citronensäure-Phosphat-Puffer pH 4,7 im Verhältnis 1 : 10 verdünnt, so dass folgende Konzentrationen entstehen: 10-4 M, 10-5 M, 10-6 M, 10-7 M und 10-8 M Von jeder Konzentrationsstufe werden 5 ml in eine mit Filterpapier ausgelegte, sterile Petrischale (3 Parallelansätze) pipettiert. Jede Petrischale wird mit 10 Blattstücken versehen. Es werden Parallelversuche mit hell und dunkel gestellten Schalen durchgeführt. Die Kontrolle enthält nur Citratpuffer. Auswertung: Nach 4-8 Tagen werden die Blattstücke bis zur Extraktion eingefroren. Die Extraktion der Blattstücke (es wird jede Petrischale einzeln extrahiert) erfolgt im Mörser mit Seesand und 80% Aceton (ca. 5 ml). Der Extrakt wird kurz abzentrifugiert (Tischzentrifuge, Stufe 4), der Überstand wird dekantiert und auf ein bestimmtes Volumen (10 ml) aufgefüllt. Die Bestimmung des Chlorophyllgehaltes erfolgt am Spektralphotometer. Jede Probe wird bei den Wellenlängen 663 nm und 645 nm geg 80% Aceton gemessen. Der Chlorophyllgehalt berechnet sich nach folgenden Formeln: (Ergebnis = Pigmentkonzentrationen in µg/ml bzw. mg/l) Chlorophyll a = 9,78 x E663 - 0,99 x E645 Chlorophyll b = 21,4 x E645 - 4,65 x E663 Chlorophyll a + b = 20,2 x E645 + 8,02 x E663 Es sollen Chlorophyll a, b und Gesamtchlorophyllgehalt gegen die Kinetin- und JAKonzentration aufgetragen werden. Fragen zur Auswertung: 1. Welche Wirkungen von Cytokininen sind Ihnen bekannt? 2. Beschreiben Sie den Vorgang der Seneszenz 3. Interpretieren und diskutieren Sie Ihre Versuchsergebnisse Seite 44 Weitere Literatur: Braune W. et al. Pflanzenanatomisches Praktikum I und II. Fischer-Verlag Brauner L. & Bukatsch F. Das kleine pflanzenphysiologische Praktikum. Fischer-Verlag Brunold C. et al. Streß bei Pflanzen. UTB-Verlag Dörffling, K. Das Hormonsystem der Pflanzen. Georg Thieme Verlag Eschrich W. Funktionelle Pflanzenanatomie. Spinger-Verlag Flindt R. (1995) Biologie in Zahlen. Fischer-Verlag Heldt H.W. Pflanzenbiochemie. Springer-Verlag Heß D. Pflanzenphysiologie. UTB-Verlag Inskeep W.P., Bloom P.R. (1985). Extinction coefficients of chlorophyll a and b in N,Ndimethylformamide and 80% acetone. Plant Physiol. 77: 483-485 Kindl H. Biochemie der Pflanzen. Springer-Verlag Kutschera U. (1998) Grundpraktikum zur Pflanzenphysiologie. UTB-Verlag Kutschera U. Kurzes Lehrbuch der Pflanzenphysiologie. UTB-Verlag Libbert E. Lehrbuch der Pflanzenphysiologie. Fischer-Verlag Marschner H. Mineral nutrition of higher plants. Academic Press. Matile P., Kräutler B. (1995) Wie und warum bauen Pflanzen das Chlorophyll ab ? Chemie in unserer Zeit 29: 298-306 Metzner H. Pflanzenphysiologische Versuche. Fischer-Verlag Mohr H., Schopfer P. (1992) Pflanzenphysiologie, 4. Auflage, Springer-Verlag Richter G. Biochemie der Pflanzen. Thieme-Verlag Scheibe R. (1996) Die Regulation der Photosynthese durch das Licht. Biologie in unserer Zeit 26: 27-34 Schopfer P. (1986). Experimentelle Pflanzenphysiologie. Einführung in die Methoden. Springer -Verlag Schopfer P. (1989). Experimentelle Pflanzenphysiologie. Einführung in die Anwendungen. Springer Verlag Sitte P. et al. Strasburger - Lehrbuch der Botanik. Fischer-Verlag Wyler H. (1969). Die Betalaine. Chemie in unserer Zeit 3: 146-151 Seite 45