Die Limo und Cola in der Sonne ... Schwermetallanalytik in Softdrinks aus der PET-Flasche Verschiedene Softdrinks, die zum Beispiel Apfel- oder Phosphorsäure enthalten, können Antimon aus PET-Flaschen herauslösen und so Konzentrationen oberhalb des erlaubten Grenzwerts verursachen. Antimon ist ein potenziell toxisches Schwermetall. Die Atomabsorptionsspektrometrie ermöglicht, Metalle in Spurenkonzentrationen nachzuweisen – auch ohne aufwändige Konzentrierungsschritte vorab. Ein heißer Sommertag – im Auto empfängt ein heißer Innenraum und eine heiße Limo, die am Morgen dort vergessen wurde. Jetzt ist sie nicht zu trinken, aber doch wohl nach einer Nacht im Kühlschrank. Dann wird sie zwar kühl sein, aber hat die Hitze sie in ihrer chemischen Zusammensetzung verändert? Schachteln, Päckchen, Kartons und Dosen – das sind die gängigen Verpackungen für Nahrungsmittel. Viele sind aus Kunststoff und haben andere Werkstoffe ersetzt. So wurde die schwere Glasflasche in der Getränkeindustrie weitestgehend durch die viel leichtere PET-Flasche verdrängt. Kunststoffverpackungen dienen dem Schutz des Produkts und der Hygiene – und sind gleichzeitig Werbefläche. Regalplatz und Haushaltsgrößen sind die Leitmotive bei der Nahrungsmittelverpackung; Umweltaspekte spielen eine untergeordnete Rolle. Nahezu 100 Mio. Tonnen Kunststoffe werden jedes Jahr weltweit verbraucht. Ihre Herstellung bindet 8 % der weltweiten Ölproduktion. Jedes Jahr werden 500 Mrd. bis eine Billion Plastiktüten verbraucht – über eine Million pro Minute. Milliarden von ihnen landen auf dem Müll. Kunststofftaschen und -abfälle in den Ozeanen töten jährlich etwa 1.000.000 Meerestiere. Nach dem Film „Plastic Planet“ gibt es in den Meeren sechsmal mehr Kunststoffteilchen als Plankton. Antimon in PET-Flaschen Jüngste Studien fanden heraus, dass Wasser in PET-Behältnissen mit Antimon (Sb) kontaminiert ist, einem potenziell toxischen Schwermetall. Antimontrioxid wird als Katalysator bei der Herstellung von PET (Polyethylenterephthalat)-Flaschen eingesetzt. PET enthält üblicherweise mehrere Hundert Milligramm Sb pro Kilogramm. Elutionsexperimente wurden mit einer Reihe von Flüssigkeiten vorgenommen, wie zum Beispiel mit Mineralwässern und Softdrinks in verschiedenen PET-Flaschen. Die Proben wurden analysiert mit Hilfe eines AA‑7000G Atomabsorptionsspek­ trophotometers zusammen mit dem hochempfindlichen GFA-7000-Graphitrohrofen und einer ASC-7000-Probenvorbereitungsstation wie in Abbildung 1 dargestellt. Alle Versuche wurden mit wässrigen Lösungen vorbereitet, die Antimon-Konzentrationen in Kombination mit verschiedenen Matrizes enthielten. Die experimentellen Parameter sind 22 Prof. Dr. Jürgen Schram, FB Chemie – Instrumentelle und Umweltschutzanalytik, Hochschule Niederrhein 22 Dipl.-Min. Uwe Oppermann, Produktmanager Spektroskopie bei Shimadzu Europa Schon in den frühen 80ern des letzten Jahrhunderts ergriff die Europäische Gemeinschaft Maßnahmen, um den Umgang mit Verpackungsmüll zu regeln. 2004 wurde die Richtlinie angepasst, um Kriterien festzulegen, welche den Begriff „Verpackung“ definieren, und um die Ziele bezüglich Rückgewinnung und Recycling von Verpackungsabfall anzuheben. Im nachfolgenden Jahr wurde die Richtlinie erneut überarbeitet, um neuen Mitgliedsstaaten Übergangsfristen zur Erfüllung der Rückgewinnungs- und Recyclingziele mit einer Wiederherstellungsrate von 80 % einzuräumen. Außerdem wurde die Konzentrationskumulierung von Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Quecksilber und sechswertigem Chrom auf 100 mg/kg begrenzt. © Kitch Bain - Fotolia.com Grenzwerte für Schwermetallkonzentrationen Abb. 1: AA-7000G mit GFA-7000 und ASC-7000 in Tabelle 1 aufgelistet. Abbildung 2 zeigt das Absorptionssignal einer koffeinhaltigen Limonade mit einer Antimon-Konzentration von 10 µg/l. Die Messung wurde mit Pd/Mg-Matrixmodifier bei einer Pyrolyse von 1000°C und einer Atomisierungstemperatur von 2500 °C durchgeführt. PET-Flaschen im geparkten Auto Die experimentelle Arbeit hat gezeigt, dass Apfelsäure (5 g/l), ein Gemisch organischer Säuren (Apfelsäure, Weinsäure und Zitronensäure, jeweils 5 g/l) und Phosphorsäure (0,1 mol/l) im Stande sind, Antimon aus PET-Flaschen herauszulösen und im Vergleich zu Wasser in höheren Konzentrationen stabil in Lösung zu halten. Die meisten Softdrinks auf Cola-Basis enthalten Phosphorsäure in Konzentrationen von 5 bis 9 mmol/l. Diese Säurekonzentration in Cola-Softdrinks bewirkt höhere Antimonkonzentratio- nen, insbesondere bei höheren Temperaturen. In einem lebensnahen Experiment (z. B. eine Cola-Flasche in einem geparkten Auto im Sommer bei einer Temperatur bis zu 70 °C) wurden Antimonkonzentrationen von über 6 µg/l gemessen. Diese Konzentration überschreitet den europäischen Grenzwert für Antimon im Trinkwasser von 5 µg/l. ▶ ▶K ontakt Dipl.-Min. Uwe Oppermann Duisburg Tel.: 0203/7687-0 Fax: 0203/766625 [email protected] www.shimadzu.eu Abb. 2: Element- und Untergrundsignal (blau) einer Realprobe mit 10 µg/l Antimon Prof. Dr. Jürgen Schram Jan Knoop FB Chemie – Instrumentelle und Umweltschutzanalytik Hochschule Niederrhein Krefeld [email protected] Tab. 1: Instrumentelle Parameter für die Antimon-Bestimmung