Glossar zu Bogen 3: allgemeine Beobachtungen in der Schule

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Individueller Förder- und Entwicklungsplan/
Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen
Glossar zu Bogen 3: grundlegende Lernkompetenzen
Sozialverhalten
In diesem Abschnitt geht es darum, die Situation
des Kindes im Zusammensein mit anderen zu
erfassen und zu beschreiben.
Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass es
keinesfalls darum gehen darf, ein moralisches
Urteil über das Kind hinsichtlich seines sozialen
Verhaltens gegenüber anderen Kindern und/oder
Erwachsenen zu fällen. Die Beschreibungsebene
sollte deskriptiv sein, da wir als Beobachter nur
dann die Strategien des Kindes, sich mit seiner
Umwelt auseinanderzusetzen, erfahren, wenn wir
dem Verhalten des Kindes zunächst möglichst
vorurteilsfrei und vor allem losgelöst von
bestehenden Normvorstellungen begegnen.
Insofern
beschreiben
Belastbarkeit
und
Durchhaltevermögen die Fähigkeit, ein Spiel oder
eine Aufgabe über einen längeren Zeitraum zu
verfolgen und zu vollenden unter Berücksichtigung
der gestellten Aufgabe.
Selbstsicherheit umfasst das Maß, in dem das Kind
an seine Fähigkeiten und Fertigkeiten glaubt und
sich seiner sicher ist. Die Einschätzung der
Fähigkeiten muss dabei nicht die realen
Möglichkeiten des Kindes aufweisen.
Selbständigkeit ist die Fähigkeit, Aufgaben alleine,
also ohne fremde Hilfe, zu lösen.
Bei der Frage nach der Kontaktfähigkeit sollen die
Form und Fähigkeit der Kontaktaufnahme näher
betrachtet werden. Hier spielen u.a. Gesichtspunkte,
die die Sprache, Mimik oder Gestik betreffen eine
große Rolle. Desgleichen ist danach zu fragen, zu
wem das Kind vermehrt den Kontakt sucht und
Belastbarkeit und Durchhaltevermögen
ð Irritation
ð Erschöpfung oder Ausdauer
ð Ablenkbarkeit
ð Orientierung oder Desorientierung
ð Kontinuität
ð Benötigte Pausen
aufbaut: zu Gleichaltrigen, zu Jüngeren oder zu
Erwachsenen.
Der Punkt Durchsetzungsvermögen fragt nach der
Art und Weise der Umsetzung von Zielen, die das
Kind für sich selbst als bedeutungsvoll definiert.
Werden Argumente eher sprachlich vorgetragen
oder in Form von Androhung körperlicher Gewalt?
Die Frage nach der Kooperationsfähigkeit zielt auf
die Kompetenz des Kindes, mit anderen
zusammenzuarbeiten, Kompromisse einzugehen,
die
Akzeptanz
und
Toleranz
gegenüber
andersartigen Vorschlägen. Gleichzeitig soll hier
beobachtet werden, inwieweit das Kind in der Lage
ist, anderen Kindern zu helfen, sich helfen zu lassen
und sich im Klassenverband als festes Mitglied zu
integrieren.
Der direkte Zusammenhang von Sozial-, Lern- und
Arbeitsverhalten mit den Rahmenbedingungen und
der daraus resultierenden Motivationslage sollte
hierbei stets ins Gedächtnis gerufen werden.
Auch hier wieder gilt wieder, dass Beobachtungen
an dieser und an anderer Stelle notiert werden
können. Da es aber verschiedenen Anwendern stets
ein Bedürfnis war eine Extrakategorie zum
Sozialverhalten im Gesamtformular aufzunehmen,
werden an dieser Stelle Informationen gesammelt
und berichtet die auch an anderen Stellen
auftauchen. Es bleibt dem Anwender überlassen an
welcher Stelle er seine Beobachtungen notieren
möchte. Gegebenenfalls können hier auch sehr
knappe Ausführungen schon hilfreich sein.
Selbstsicherheit und Selbständigkeit
ð Aufbau des Wunsches/ Willens und der
entsprechenden Fertigkeiten, ohne Hilfe
anderer (v.a. Erwachsener) auszukommen
ð Selbstvertrauen entwickeln und fördern
ð selbständige
Bewältigung
von
Lebenssituationen
ð Entscheidungen - auch in Konflikt- und
Problemsituationen – treffen
ð Selbständige Materialbeschaffung
ð Benötigt Lob der Bezugspersonen
ð Verzichtet auf Überprüfung der Aufgaben
durch die Lehrerin
ð Einschätzen eigener Leistung: sicher/unsicher
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Kontaktfähigkeit
Durchsetzungsvermögen
ð Interesse an Kontaktaufnahme
ð Eigene Wünsche und Bedürfnisse artikulieren
ð Spricht andere an
ð Argumentative
Überzeugung
oder
körperliches Durchsetzen
ð Holt Materialien von anderen
ð Einbringen eigener Beiträge in die
ð Bittet um etwas
Gruppenarbeit
ð Spielt mit anderen
ð Art der Kontaktaufnahme (verbal, emotional,
körperlich) zu Gleichaltrigen, Erwachsenen, ...
Kooperationsfähigkeit
(Verhalten in der Gruppe, Fähigkeit zur sozialen
Integration)
ð Gemeinsam mit anderen handeln
ð Erkennen, übernehmen, durchführen von
Teilaufgaben
ð Kompromisse annehmen
ð Vorschläge anderer akzeptieren
ð Anderen helfen
ð Allgemein gestellte Forderungen als für sich
verbindlich erleben
ð Im Klassenverband integriert sein
Lern- und Arbeitsverhalten
Das Lern- und Arbeitsverhalten eines Schülers ist
Produkt und Spiegel seiner individuellen
Persönlichkeit, seiner psychischen Verfassung und
seines spezifischen sozialen Umfeldes. Zudem steht
es in enger Beziehung zu den Fähigkeiten und auch
Schwierigkeiten des jeweiligen Kindes, den Lehrund Lernmethoden und den Rahmenbedingungen.
Im Hinblick auf die Beobachtung des Lern- und
Arbeitsverhaltens und die Beschreibung der
Einstellung zum Lernen in und außerhalb der
Schule ist zu berücksichtigen, dass sich
charakteristische Eigenheiten nur über einen
längeren Beobachtungszeitraum erkennen lassen.
Darüber hinaus ist zu bedenken, dass Verhalten
immer in Situationen stattfindet - es gibt kein
Verhalten an sich - und Situationen unterscheiden
sich immer voneinander. Die Einstellungen, die
Menschen zu verschiedenen Dingen haben, sind
immer kontextgebunden - der Kontext ist aber
immer ein anderer.
THOMAE, 1976 weist zusätzlich darauf hin, dass
Verhaltensbeobachtungen einen bestimmten FigurGrund-Charakter besitzen - dass also bestimmte
Verhaltensweisen in den Mittelpunkt der Aussage
rücken, während andere nicht gesehen oder erwähnt
werden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein
bestimmtes Verhalten erfaßt wird, nimmt zu mit
dem Grad der Abweichung dieser Verhaltensweise
vom Üblichen, von der Norm“ (ebd. S. 10). Als
Beobachter sind wir in unserer Wahrnehmung
natürlich auf unsere Erfahrungen, Wertmaßstäbe,
Vorannahmen etc. angewiesen, so dass wir uns von
bestimmten Normvorstellung kaum lösen können.
Dies hat zur Folge, dass die Beobachtung eines
Schülers immer subjektiv ist. Sie wird aber um so
objektiver - wenn auch nie wirklich objektiv - je
länger der Zeitraum der Beobachtung andauert und
je mehr Beobachter ihre Beobachtungen
zusammentragen.
Aus diesem Grund wird beim IEP außerordentlich
viel Wert auf die kontinuierliche und kritische
Überprüfung der Beobachtungsergebnisse in
Kooperation mit allen, die an der Erstellung
beteiligt sind, gelegt. Es müssen jederzeit
Revisionen,
also
die
Neugestaltung
der
Hypothesen, angesichts neuer diagnostischer
Erkenntnisse möglich sein.
In diesem Sinne sollen die im folgenden
aufgeführten
Kategorien
die
Beobachtung
erleichtern, indem sie als Stukturierungshilfe
verstanden werden. Es ist jedoch entscheidend, dass
wir als Beobachter darum bemüht sind, nicht nur
die vorgegebenen Aspekte im Auge zu haben oder
gar alle angegebenen Merkmale finden zu wollen.
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allgemein
Konzentration
ð Im Unterricht
ð Im Spiel und in der Freizeit
ð Ablenkbarkeit
ð Benötigte Arbeitsumgebung
Arbeitsverhalten
ð Arbeitsbeginn
ð Unterstützung, Zuwendung, Bestätigung
ð Instuktionsverständnis
ð Benötigte Zeit zur Aufgabenbewältigung
ð Aufgabenlösung als Ganzes oder in
Teilschritte zerlegt
ð Zielbewußtes und ausdauerndes Arbeiten ,
Sorgfalt und Genauigkeit
ð Konzentration, Aufmerksamkeit
ð Ausdauer
ð Arbeitsverlauf
ð Selbständigkeit
Umgang mit Hilfestellungen
Kreativität und Produktivität
ð Hilfestellungen annehmen
ð Spontaneität und Phantasie
ð Hilfestellungen weitergeben
ð Experimentieren und Entdecken
ð Interesse an Korrektur
ð Ungewöhnliche Ideen, Leistungen
Lösungen, neuartige Ergebnisse
ð Akzeptanz und Umsetzung von „Hilfe zur
Selbsthilfe“
ð Partner bei Hilfestellungen (Lehrerinnen,
Schülerinnen, ...)
und
Neugier und Fragehaltungen, Neigungen und Initiative und Risikoverhalten, Aktivität und
Interessen
Antrieb
ð Aufgeschlossenheit gegenüber Erscheinungen
ð Unternehmensbereitschaft, Entschlußfähigkeit
und Ereignissen in der Umwelt
ð Bereitschaft, den Anstoß für Handlungen zu
ð Unbefangenheit, Offenheit, Fragen und
liefern
Problematisieren in allen Bereichen, allem
ð Einsatz für eine Meinung, eine Sache, einen
Neuen gegenüber
Menschen
ð Entdeckendes, beobachtendes Lernen
ð Einsatzbereitschaft - auch bei ungewissem
ð Anerkennung und Entwicklung, Aufbau und
Ausgang oder möglichen persönlichen
Erweiterung spezieller Interessen
Nachteilen
ð Fähigkeit zur Verbalisierung von Fragen,
Meinungen, Gefühlen
ð Einbringen außerschulischer Erfahrungen
Genauigkeit, Schnelligkeit, Ausdauer
ð Sorgfältig/ungenau/akkurat
ð Langsam aber konzentriert/ abgelenkt/ schnell
und sicher
in der Schule
Motivation und Entscheidung/
sozialen Organisation der Arbeit
Art der Auswahl der Arbeit
ð alleine od. Partnerarbeit - Lehrerin oder
ð Benötigte Zeit zum Auswählen der Arbeit
Mitschülerinnen / kleine od. große Gruppe
ð Anregung/ Unterstützung / Zuwendung durch
ð bevorzugte Fächer, Inhalte, Aufgaben-typen
Lehrerin oder Mitschülerinnen nötig (verbale
ð wählt
schwierigere
Aufgaben
bei
Hinweise, Danebenstehen, ...)
differenziertem Angebot
ð Bedingungen besonders motivierten Arbeitens
ð häufiger Wechsel oder Abbruch
ð Bevorzugte Aufgabentypen
ð eigene Ideen bestimmen das Handeln
ð Methoden
besonderer
Motivation
ð Bestätigung
und
Rückmeldung
sind
(Einstiegsphasen der Stunden)
notwendig
ð eigenständige Beurteilung
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Partnerwahl
ð Typus des Partners
ð Gründe für die Wahl (Freundschaften, ...)
ð gestaltet sich schwierig, Außenseiterrolle
ð wird gern ausgewählt
Unterrichtsinhalte
Vorliebe für bestimmte Inhalte:
Mündliche und schriftliche Beteiligung
ð Bezug zur eigenen Lebensumwelt (Bauernhof,
ð Gleich oder Diskrepanz
Haustiere, Berufe der Eltern...)
ð Fächerabhängig
ð Eigene
Hobbys,
besondere
ð Fremdreaktionen auf die Äußerungen
Urlaubserfahrungen
ð Deutliche Verbindungen zu bestimmten
erlernten Fähigkeiten
bevorzugte Methoden
Vorlieben für ein bestimmtes Materialangebot
ð Gründe für die Wahl
ð Umgang mit dem Material
vom Schüler gewählter Aufgabentypus,
ð nachmachend od. kreativ
ð wiederholend od. entdeckend
ð knifflig
vom Schüler gewählter Aufforderungsgrad
ð leicht
ð mittel
ð schwer
ð Selbstüber oder –unterschätzung
Abstraktionsebene
ð konkrete Anschauung, Objekt
ð Symbol
ð Abbildung
ð neu eingeführt od. vertraut
Vergleich unterschiedlicher Lernsituationen/-orte
ð Frontalunterricht
ð Offener Unterricht, Wochenplan
ð Gruppengröße
ð Klassenunterricht
ð diagnostischen Probeunterricht
Unterstützende und hemmende Bedingungen
ð Unterrichtsform und -gestaltung
ð Sozialform
Hausaufgaben
ð eigener Raum
ð Ruhe
ð andere Aufgaben
ð Tätigkeiten nebenbei (TV, Radio, auf Geschwister achten)
ð regelmäßig
ð mit Hilfe
ð Wo Eltern helfen können, wo Geschwister?
ð Welche Bedeutung Hausaufgaben für die Eltern haben?
ð vorherige genaue Erklärung in der Schule nötig
ð vollständig
ð Begründungen für fehlende Aufgaben
ð Strategien zur Vermeidung und Lösung
Problemlöseverhalten und Denkstategien
Die wesentlichen Inhalte von verschiedenen zur
Bestimmung
des
Förderbedarfs
benutzten
Intelligenztests können bei Bedarf in diesem
Abschnitt qualitativ beschrieben werden, dabei
stehen im Vordergrund die inhaltliche Betrachtung
der Vorgehensweise des Kindes angesichts von
Aufgaben
die
die
Breiche
des
Problemlöseverhaltens betreffen. Wichtig erscheint
dabei, dass der Anwender sich vollständig von einer
quantitativen
Analyse
(Bestimmung
des
Intelligenzquotient) löst und das Schwergewicht auf
eine
Beschreibung
des
Prozesses
der7
Auseinandersetzung des Kindes mit den Aufgaben
legt.
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Wie bereits erwähnt überschneiden und ergänzen
sich einige Bereiche. Hierbei ist eine Verbindung
mit dem beobachteten Lern- und Arbeitsverhalten
sinnvoll.
Das genaue analysieren der Herangehensweise an
verschiedene Aufgabentypen gibt Aufschluss über
präferierte Lösungsstrategien und ihre Methoden.
Dadurch können mögliche Fehlerquellen und
Ansätze zur Förderung aufgezeigt werden.
Informationsverarbeitungsprozesse können jedoch
nicht in ihrer ganzen Komplexität entschlüsselt
werden. Dem Diagnostiker bleibt nur die
Beobachtung der einzelnen Handlungsschritte
sowie die Aufforderung, dass das Kind seine
Handlungen sprachlich begleiten soll.
Die kognitive Psychologie betont, dass Lernen ein
sinnstiftender Prozess ist. Die Art und Weise, wie
Schüler über Aufgaben und Probleme nachdenken,
die individuellen Schemata die sie dabei anwenden
und die „naiven“ Wahrnehmungen die sie haben,
müssen erkannt werden wenn Unterricht erfolgreich
sein soll. Es gibt jedoch immer verschiedene
Methoden zur Problemlösung.
Kritisches Denken und Urteilen
Reflexionsvermögen
eigenen
und
fremden
Verhaltens:
ð Informationen aufnehmen und verarbeiten
ð Die Gefühle anderer nachvollziehen können
ð Flexibilität des Denkens
ð Eigene Anteile in Konfliktsituationen
ð Prüfen, Vergleichen, Werten
erkennen können
ð Kritikfähigkeit
ð Ursache-Wirkungszusammenhänge erkennen
ð Vorund
Nachteile
erkennen,
sie
gegeneinander abwägen
ð Schlüsse ziehen
ð Arbeitsergebnisse beurteilen
Allgemeines Herangehen an Probleme
Lösungsverhalten
ð Freude am Problemlösen (Rätsel)
ð Probleme erkennen und aufgreifen
ð Probieren, um Lösungswege zu finden
ð Kompromißbereitschaft
und Allgemeine Problemlösestrategien etc.
ð Wie ist der Prozeß von Aufnahme und
Verarbeitung der Aufgaben gestaltet?
ð Wie wird eine Aufgabe in Angriff genommen
bzw. gelöst?
ð Mit welchen Mitteln und Wegen wird sie
gelöst
ð Welche Instruktionen werden benötigt?
ð Wie wird mit den Hilfen umgegangen?
Beschreiben der Denkstrategien
ð Logisch - schlußfolgerndes Denken: Durch Beobachtungen (Wahrnehmung) gewonne-ne Erkenntnisse
mit Erfahrungen ver-knüpfen, zueinander in Beziehung setzen und Rückschlüsse ziehen
- deduktiv: Ableiten des Einzelfalls aus dem Allgemeinen
- induktiv: Ableiten von Schlussfol-gerungen aus vorgegebenen Fakten
- analog: Bezug nehmen auf ein anderes ähnliches Problem
-digital: Stufen-, Schrittweise
ð Strategisches Vorgehen: Vorsätzliche und überlegte Mittel werden zur Zielerrei-chung eingesetzt,
Anwendung von Regeln
ð Transfertechniken: können Wissen aus einer bereits gelernten Situation auf eine neue Situation
übertragen
ð Ganzheitliches oder mehr synthetisches Denken: vernachlässigt einzelne Faktoren, löst die Aufgabe in
Abschnitten
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