Lineare Algebra I (WS 12/13) Bernhard Hanke Universität Augsburg 04.12.2012 Bernhard Hanke 1/9 Affine Unterräume (Wiederholung) Definition Es sei V ein Vektorraum. Ein affiner Unterraum von V ist eine Teilmenge von V der Form v + W , wobei v ∈ V und W ⊂ V ein Untervektorraum ist. Der Punkt v ∈ V heißt auch Aufhängepunkt des affinen Unterraumes. Bemerkung Ein affiner Unterraum ist in der Regel kein Untervektorraum von V . Dies ist genau dann der Fall, falls 0 ∈ v + W , d.h. falls v ∈ W . Definition Ist W ⊂ V ein Untervektorraum und sind v1 , v2 ∈ V , so nennen wir die affinen Unterräume v1 + W und v2 + W parallel. Bernhard Hanke 2/9 Proposition Es sei V ein reeller Vektorraum und A ⊂ V ein affiner Unterraum. Schreiben wir A = v + W mit v ∈ V und einem Untervektorraum W ⊂ V , so ist W durch A eindeutig bestimmt. Der Vektor v ist eindeutig bestimmt bis auf Addition von Vektoren in W . Bernhard Hanke 3/9 Definition Es sei A = a + W ⊂ V ein affiner Unterraum. Die Dimension von A wird definiert als die Dimension von W (W ist ja durch A eindeutig bestimmt). Affine Unterräume der Dimension 1 heißen Geraden, der Dimension 2 Ebenen und der Dimension n − 1 Hyperebenen in V . Proposition Es sei ein lineares Gleichungssystem durch die erweiterte Koeffizientenmatrix (A|b) ∈ Rm×(n+1) gegeben. Es sei L ⊂ Rn die Lösungsmenge dieses linearen Gleichungssysstems. Dann tritt genau einer der folgenden beiden Fälle ein: I L = ∅. I L ⊂ Rn ist ein affiner Teilraum mit dim L = dim Lhom , wobei Lhom ⊂ Rn die Lösungsmenge des zugehörigen durch A gegebenen homogenen Systems ist. Bernhard Hanke 4/9 Bemerkung I Ist f : V → W linear und b ∈ W , so ist das Urbild f −1 ({b}) ⊂ V entweder leer oder ein affiner Unterraum der Dimension dim ker f . Denn ist x ∈ f −1 ({b}), so gilt für alle v ∈ V f (v ) = b ⇔ f (v − x) = 0 und somit auch v ∈ f −1 ({b}) ⇔ v ∈ x + ker f . I Falls A ∈ Rm×n , so ist A−1 ({b}) ⊂ Rn genau die Lösungsmenge des durch (A|b) gegebenen linearen Gleichungssysstems. Bernhard Hanke 5/9 Proposition Es sei M ⊂ Rn ein affiner Teilraum. Dann existiert ein m ∈ N, eine Matrix A ∈ Rm×n und ein Vektor b ∈ Rm , so dass die Lösungsmenge des linearen Gleichungssystems mit erweiterter Koeffizientenmatrix (A|b), also die Lösungsmenge der Gleichung Ax = b (mit Unbekannter x ∈ Rn ), genau mit M übereinstimmt. Bernhard Hanke 6/9 Transversalität Proposition Es seien A und B affine Teilräume in einem endlichdimensionalen Vektorraum V . Dann ist entweder A ∩ B leer oder wieder ein affiner Teilraum von V . Im letzten Fall gilt die Ungleichung dim A + dim B − dim(A ∩ B) ≤ dim V (1) Definition Falls in obiger Proposition A ∩ B nichtleer ist und in (1) Gleichheit gilt, so sagt man, dass sich A und B transversal schneiden. Bernhard Hanke 7/9 Transversalität: Beispiele Was bedeutet es im R2 , R3 , R4 und R5 , dass sich zwei Ebenen transversal schneiden? I Für zwei sich schneidende Ebenen im R2 gilt dim(A ∩ B) ≥ 2 + 2 − 2 = 2 und der Schnitt ist genau dann transversal, wenn dim(A ∩ B) = 2. Da jede Ebene im R2 gleich R2 ist, schneiden sich zwei Ebenen im R2 also immer transversal. I Für zwei sich schneidende Ebenen im R3 gilt dim(A ∩ B) ≥ 2 + 2 − 3 = 1 und der Schnitt ist genau dann transversal, wenn dim(A ∩ B) = 1. Die beiden Ebenen schneiden sich also in einer Gerade oder in einer Ebene und der Schnitt ist genau dann transversal, wenn der Schnitt eine Gerade ist. Bernhard Hanke 8/9 I Für zwei sich schneidende Ebenen im R4 gilt dim(A ∩ B) ≥ 2 + 2 − 4 = 0 und der Schnitt ist genau dann transversal, wenn dim(A ∩ B) = 0. Die beiden Ebenen schneiden sich also in einem Punkt, in einer Gerade oder in einer Ebene. Der Schnitt ist genau dann transversal, wenn der Schnitt aus einem Punkt besteht. I Für zwei sich schneidende Ebenen im R5 gilt dim(A ∩ B) ≥ 2 + 2 − 5 = −1 und der Schnitt ist genau dann transversal, wenn dim(A ∩ B) = −1. Da Dimensionen immer positiv sind, können sich zwei Ebenen im R5 nie transversal schneiden. Bernhard Hanke 9/9