wellenl.sdw 25.04.00 Fachhochschule Bielefeld Fachbereich Elektrotechnik Kurzanleitung Physikalisches Praktikum Internet: Wellenlängenbestimmung von Spektrallinien mit dem Gitterspektrometer 1. Physikalische Grundlagen: Ein optisches Beugungsgitter besteht aus einer parallelen, dünnen Glasplatte, in die mit einem Diamanten maschinell viele eng benachbarte parallele und äquidistante Furchen geritzt wurden. Da ein solches Gitter relativ teuer ist, wird im physikalischen Praktikum eine billigere Kopie des Originals verwendet. Zunehmend werden auch auf holographischem Wege hergestellte Gitter eingesetzt. Bei einem Beugungsgitter wirken die unverletzten Teile der Glasoberfläche zwischen den Furchen als enge Spalte (vgl. Abb.1). Sp al t Fu rch e g g Den Abstand zweier Striche oder Spaltmitten nennt man Gitterkonstante g (in m oder Abb1.: Querschnitt eines Strichgitters mm).Falls ein optisches Gitter genügend Striche N (Furchen) pro mm besitzt und damit eine kleine Gitterkonstante g hat (g = 1/N), ist es besonders gut zur Messung von Wellenlängen des Lichtes geeignet. Beleuchtet man das Gitter, bei dem die Spaltbreite vergleichbar mit der Wellenlänge des verwendeten Lichtes ist, mit parallelem Licht, so wird jeder dieser Spalte nach dem Huygensschen Prinzip zum Ausgangspunkt einer Kugelwelle, d.h. das auftreffende Parallelbündel wird hinter dem Gitter über den ganzen Winkel von 180 ° gebeugt. Die Gitterkonstante g eines optischen Gitters läßt sich aus einem Kalibrierungsversuch aus dem Beugungswinkel einer bekannten Spektrallinie (z.B. Natriumlicht λD2 = 589,95 nm) ermitteln. 1 wellenl.sdw 25.04.00 g g g 3 2 . m Abb.2: Beugung eines parallelen Lichtbündels an einem optischen Gitter Abb.2 zeigt ein schmales, paralleles, köhärentes und monochromatisches Lichtbündel, das auf ein optisches Gitter fällt und dabei an jedem Spalt im Halbraum von 180º abgebeugt wird. Betrachtet man das abgebeugte Bündel in einer beliebigen Richtung m, so gibt es eine Richtung (d.h. sogar m-Richtungen), in der "Wellenberge" und "Täler" der Lichtwellen, wie in Abb.2 schematisch dargestellt ist, eine gerade Linie (Wellenfront) senkrecht zur Richtung des abgebeugten Bündels bilden. Passiert ein solches abgebeugtes Lichtbündel die Brennebene einer hinter dem Gitter angeordneten Sammellinse, dann überlagern sich die Wellen im Brennpunkt und verstärken sich abwechselnd mit den Richtungen m. Wo Wellenberge auf Täler fallen, d.h. wenn Laufwegunterschiede von λ/2, 3λ/2, 5λ/2 ... (2m+1)λ/2 vorliegen, löschen sie sich aus. Die in der Brennebene sich abzeichnenden hellen und dunklen Streifen nennt man Interferenzmaxima und Interferenzminima. Li n s e 2 Git t er Lin se 1 m= 1 m= 0 m= 1 Abb.3: Fraunhofersche Beugung, Beugungsmaxima 0.und 1.Ordnung Die Streifenbreite hängt dabei von der Breite des auftreffenden Parallelbündels, d.h. von der Einstellung der Spaltbreite ab (vgl. Abb.3). Für die Versuchsauswertung sind das Helligkeitsmaximum erster Ordnung (m = 1) und zweiter Ordnung (m = 2) von Interesse. Die Streifen gleicher Ordnung liegen symmetrisch zum Bild der sogenannten 0.Ordnung. 2 wellenl.sdw 25.04.00 Die Bedingung für das Eintreffen von Helligkeitsmaxima ist aus Abb.2 ersichtlich. Es gilt: g ⋅ sin β m = m ⋅ λ λ= oder g ⋅ sin β m m mit m = 1,2,3,.... 2. Versuchsaufgabe: 2.1 Bestimmung der Gitterkonstanten g: 2.1.1. Die Gitterkonstante des Beugungsgitters ist mittels einer Natrium-Spektrallampe aus dem Beugungswinkel β2 der zweiter Ordnung für die gelbe NaD2 - Linie mit λD2 = 589,59 nm zu ermitteln. (Beachte gelbe NaD1 - Linie mit λD1 = 589,00 nm !) 2.1.2 Berechnen Sie mit Hilfe der Fehlerfortppflanzung den zu erwartenden Meßfehler (zu erwartende Ungenauigkeit) bei einem abzuschätzenden Meß- und Ablesefehler ∆β der Winkelskala des Spektrometers. g = ( g ± ∆g )m Das Ergebnis ist in der Form anzugeben 2.2 Bestimmung unbekannter Wellenlängen: 2.2.1 Aus den Beugungswinkeln βm, für die 1. und für die 2.Ordnung und der unter 2.1 ermittelten Gitterkonstanten g sollen die Wellenlängen der 7 hellsten Spektrallinien einer Hg-Spektrallampe (violett, violett, blau, blaugrün, grün, gelb, gelb) ermittelt werden. 2.2.2 Der zu erwartende Meßfehler bzw. die zu erwartende Meßungenauigkeit ist mit dem unter 2.1.2 angenommenen Meß- bzw. Ablesefehler ∆β und des unter 2.1.2 ermittelten ∆g zu bestimmen. λi = (λ ± ∆λ )nm Das Ergebnis ist in der Form anzugeben 2.3 Graphische Darstellung: 2.3.1.Zeichnen Sie das Diagramm β über λ für m = 1 und m = 2 aus den gemessenen βund den errechneten λ- Werten. 2.3.2 Tragen Sie für den Bereich λ = 400 nm bis λ = 700 nm unter Verwendung der unter 2.1.1 ermittelten Gitterkonstanten g in das unter 2.3.1 erstellte Diagramm die theoretische Kurve (die Funktion) β= f(λ) ein. β m = arcsin m⋅λ g 2.3.3 Tragen Sie unter Verwendung einer Gitterkonstanten g = 1,6933 10–6 m und den Literaturwerten für λ die theoretische Kurve β= f(λ) in das Diagramm ein. 3 wellenl.sdw 25.04.00 3) Versuchsaufbau: Zur Messung der Beugungswinkel dient ein Spektrometer (Abb.4 und Abb.5). Dessen Hauptteile sind: Spaltrohr mit Eintrittsspalt, Spektrometertisch mit Teilkreisscheibe, die mit einer Rändelschraube arretiert werden kann, und Fernrohr, dessen drehbarer Arm an der Stativachse mit dem Fernrohr - Feststeller (Rändelschraube) festgestellt werden kann. Ist der Fernrohrarm arretiert, so läßt sich mit Hilfe des Feintriebes eine Feineinstellung des Fernrohrarmes vornehmen. Fest verbunden mit dem FernAbb.4: Aufbau eines Spektrometers rohrarm ist der Nonius, der es ermöglicht die Teilkreiswinkel mit einer Genauigkeit von 1/10 Grad abzulesen. Abb.5 zeigt das Prinzip einer Gitterspektrometer- Meßanordnung mit Strahlengang nach Frauenhofer, die wegen der genauen Bestimmungsmöglichkeit der Ablenkungswinkel β, ähnlich wie bei der Aufnahme der Dispersionskurve eines Prismas, Wellenlängenbestimmungen mit hoher Genauigkeit ermöglicht. F Gi t t er e rn ro h r S p alt roh r m= 0 S p al t Mit Hilfe der Winkelteilung des Teilkreises kann die Verdrehung Non iu s (Beugungswinkel βm) des Fernrohres bei Deckung des Abb.5: Strahlengang im Gitterspektrometer Fernrohrfadenkreuzes mit einer bestimmten Spektrallinie ermittelt werden. 4) Versuchsdurchführung: Da das Gitterspektrometer bereits durch: 1. Einstellung des Fernrohres auf Unendlich, 4 wellenl.sdw 25.04.00 2. die Senkrechtstellung der Sehlinie des Fernrohres zur Drehachse des Spektrometers, 3. die Einstellung des Spaltrohres und 4. die Justierung des Beugungsgitter justiert ist,sind am Spektrometer nur Rändelschrauben zu betätigen, die zur Messung der Beugungswinkel βm erforderlich sind! Zur Ermittlung der Gitterkonstanten g des Gitters ist der Beugungswinkel β2 zwischen dem Beugungsbild 2.Ordnung und dem unabgelenkten Spaltbild (0.Ordnung) der bekannten gelben Natrium D2 - Linie (λD2=589,59 nm) zu messen. Da die Beugungsbilder symmetrisch zu beiden Seiten des unabgelenkten Spaltbildes angeordnet sind, bestimmt man zweckmäßig den Winkel 2 β2 der von den beiden Beugungswinkeln 2.Ordnung rechts und links vom unabgelenkten Spaltbild eingeschlossen wird. Mit dem Fernrohr sucht man die Beugungsbilder 2.Ordnung zu beiden Seiten der 0.Ordnung auf und stellt die Mitte des Beugungsbildes jeweils genau auf Fadenkreuzmitte. In beiden Fällen wird die am Nonius anliegende Gradzahl abgelesen. Die Winkeldifferenz entspricht 2 β2. g= Es gilt: 2 ⋅ λD2 sin β 2 Analog werden die Wellenlänge der 7 stärksten Hg-Spektrallinien in erster (m = 1) und zweiter (m = 2) Ordnung ermittelt. Die Wellenlänge einer Spektrallinie ergibt sich unter Verwendung des zuvor ermittelten Wertes der Gitterkonstanten g aus der Beziehung: λ= g ⋅ sin β m m mit m = 1 und m = 2 Für jede Spektrallinie sind die Mittelwerte λ aus den Ergebnissen der 1. und 2. Ordnung zu ermitteln. 5) Literatur: Bergmann-Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik, Bd. III (Wellenoptik). W. de Gruyter, Berlin W. Ilberg: Physikalisches Praktikum für Anfänger, Teubner Verlagsgesellschaft, Leipzig W. Walcher: Praktikum der Physik, Teubner Studienbücher Physik, Stuttgart O. Wegner: Skriptum Physik II (Wellenoptik) 5