4 Herstellung der Bach-Blüten-Essenzen Die Original Bach-Blüten-Konzentrate werden noch heute aus den von Edward Bach bestimmten Pflanzenspezies hergestellt, die an den von ihm aufgezeichneten Standorten um Sotwell (Groß­ britannien) herum gesammelt werden. Es handelt sich dabei um wildwachsende Pflanzen, die nicht kultiviert werden. Für die Herstellung der sogenannten „mother tincture“ benötigt man nur ganz wenige Blüten. Das englische Bach Centre verfügt über Vorräte aller 38 Blüten aus fünf Jahren, da in manchen Jahren wetterbedingt eine Herstellung von „mother tinctures“ nur beschränkt möglich ist (Scheffer 1993). Die Herstellung von zur Einnahme bestimmten Präparaten erfolgt in mehreren Schritten: Aus den „mother tinctures“ werden die „stock bottles“ – die Konzentrate, die man erwerben kann – durch Verdünnung mit Alkohol hergestellt. Das einzige fixe Kombinationspräparat der Bach-Blüten-Therapie – Rescue Remedy – wird aus den „mother tinctures“ der fünf Blüten Cherry Plum, Clematis, Impatiens, Rock Rose und Star of Bethlehem verdünnt und gemischt. Einnahmemischungen werden dann durch weitere starke Verdünnung der Konzentrate aus den „stock bottles“ individuell für jeden Patienten gefertigt, nachdem für diesen die benötigten Blüten ermittelt wurden. In seinen Schriften wies Edward Bach immer wieder darauf hin, dass jedermann selbst nach seinen Vorschriften Blütenessenzen herstellen und anwenden kann. Er befürwortete die Eigenverantwortung des Patienten für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden. Sein Werk ist durchzogen von dem Gedanken der Hilfe zur Selbsthilfe, ausgehend von den damaligen Verhältnissen in der Arbeiterschaft, die sich kaum einen Arzt leisten konnte. Natürlich ist es heutzutage – auch im Hinblick auf Umwelt- und Artenschutz – nicht wünschenswert, dass Menschenmassen durch Wiesen und Wälder streifen, um die benötigten Pflanzen zu suchen und daraus eigene Essenzen herzustellen. Zudem gibt es von manchen Pflanzen verschiedene botanische Varietäten, die sich sehr ähnlich sind, sodass selbst Edward Bach sie zur Sicherheit durch Botaniker bestimmen ließ. Zusätzlich sind auch die Standortbedingungen – Klima, Niederschlagsmenge, Bodenbeschaffenheit usw. – beteiligt, ob sich eine bestimmte Pflanze zur Herstellung einer Bach-Blüten-Essenz eignet oder nicht. Auch der optimale Zeitpunkt zur Gewinnung der Essenz ist wichtig. Die Pflanze muss bei sonnigem Wetter in vollster Blüte stehen. Inzwischen gibt es weltweit außer dem Bach Centre eine ganze Reihe von Herstellern, die Blütenessenzen nach Bach anbieten. Manche haben das Herstellungsverfahren auch etwas verändert, indem sie z. B. den Mondrhythmus einbeziehen oder die Schwingungen von Pflanzen mit Hilfsmitteln auf Quellwasser übertragen, ohne die Blüte pflücken zu müssen. In Deutschland z. B. gibt es ein Unternehmen in Hilpoltstein, das sogenannte „Deutsche Blütenmittel“ aus den gleichen Pflanzen herstellt wie Edward Bach – allerdings von deutschen Standorten. Ein Problem bei der Essenzherstellung ist die Qualitätssicherung. Es gibt – außer der Color-Plate-Fotografie oder der spektroskopischen Untersuchung, die beide aufwendig und teuer sind – bisher keine einfachen, praktikablen Untersuchungsmöglichkeiten, um die Qualität von Blütenessenzen objektiv zu messen. Es bleibt dem Anwender momentan nichts anderes übrig, als auf die Zuverlässigkeit des Herstellers zu vertrauen. Edward Bach entwickelte für die Herstellung seiner Blütenessenzen zwei unterschiedliche Verfahren (Weeks u. Bullen 1991): die Sonnenmethode und die Kochmethode. 4.1 Sonnenmethode Nach der Sonnenmethode werden die Essenzen aus den Pflanzen hergestellt, die im späten Frühjahr, Sommer und Frühherbst blühen, wenn die Sonne ihre volle Kraft erreicht hat: 99 99 99 99 99 Agrimony Centaury Cerato Chicory Clematis 99 99 99 99 99 Oak Olive Rock Rose Rock Water Scleranthus 15 Gösmeier, Bach-Blüten-Therapie für Pferde, (ISBN 9783830491545) © 2007 Sonntag Verlag 4 Herstellung der Bach-Blüten-Essenzen Wasseroberfläche bedeckt ist. Wenn die Blüten nach 3–4 Stunden in der prallen Sonne zu welken beginnen, entfernt man sie, wiederum mit Hilfe eines grünen Blattes oder eines Zweiges der entsprechenden Pflanze. Mit dem Wasser aus der Schüssel werden die Glasflaschen zur Hälfte befüllt und anschließend mit 40%igem Alkohol ganz aufgefüllt. Die so hergestellte Essenz – die „mother tincture“ – soll kühl, dunkel und entfernt von elektrischen Geräten oder Leitungen aufbewahrt fast unbegrenzt haltbar sein. In „Mount Vernon“ sind heute noch von Edward Bach selbst hergestellte „mother tinctures“ vorhanden, die ebenso wie vor 70 Jahren wirken. 4.2 Kochmethode Nach der Kochmethode werden Essenzen aus Pflanzen (Bäumen und Sträuchern) hergestellt, die so früh im Jahr blühen, dass die Sonne ihre volle Kraft noch nicht erreicht hat: Abb. 4.1 Impatiens gehört zu den Blüten, die nach der Sonnenmethode extrahiert werden. 99 99 99 99 99 Gentian Gorse Heather Impatiens (Abb. 4.1) Mimulus 99 99 99 99 99 Vine Vervain Water Violet White Chestnut Wild Oat Für diese Herstellungsmethode werden vollerblühte Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung verwendet. Zusätzlich benötigt man gutes, frisches Quellwasser, eine saubere Glasschüssel (möglichst Kristallglas), verschließbare Braun- oder Violettglasflaschen und 40%igen Alkohol (Edward Bach verwendete dafür einen guten Brandy). Die Herstellung erfolgt an einem klaren, sonnigen Tag. Zuerst stellt man die Kristallglasschüssel in der Nähe des Pflanzenstandortes in die pralle Sonne und füllt sie mit Quellwasser. Dann sammelt man die Blüten der Pflanze, aus der man eine Essenz herstellen will. Dies sollte vor 9 Uhr morgens geschehen. Wichtig ist es, die Blüten nicht mit den Händen anzufassen. Stattdessen nimmt man ein Blatt der entsprechenden Pflanze als Pflückwerkzeug oder verwendet Handschuhe bei solchen Pflanzen, die vor dem Blattaustrieb blühen (z. B. Cherry Plum). Man gibt so viele Blüten in die Schüssel, dass die 99 99 99 99 99 99 99 99 99 Aspen Beech Cherry Plum (Abb. 4.2) Chestnut Bud Crab Apple Elm Holly Honeysuckle Hornbeam 99 99 99 99 99 99 99 99 99 Larch Mustard Pine Red Chestnut Star of Bethlehem Sweet Chestnut Walnut Wild Rose Willow Es werden ebenfalls nur vollerblühte Pflanzen und Sträucher in ihrer natürlichen Umgebung verwendet. Zusätzlich benötigt man Quellwasser, Abb. 4.2 Sehr früh im Jahr blühende Pflanzen wie Cherry Plum werden nach der Kochmethode verarbeitet. 16 Gösmeier, Bach-Blüten-Therapie für Pferde, (ISBN 9783830491545) © 2007 Sonntag Verlag