5 Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war es, Gene zu identifizieren, deren Expression durch die Induktion von systemisch erworbener Resistenz (SAR) in Kartoffelblättern zu frühen Zeitpunkten systemisch reguliert wird. Dazu wurden Kartoffelblätter mit Pseudomonas syringae pv. maculicola infiltriert und diese und die darüberliegenden Blätter analysiert. Mit der Methode des Enhanced bzw. des klassischen Differential Display (DDRT-PCR) war es möglich, einige cDNA-Fragmente zu isolieren, die differentiell exprimiert werden, wobei die klassische Methode geeigneter erschien als die Modifikation. Zwei cDNAFragmente, sre 3 und sre 4 (systemisch responsiv), wurden weiterbearbeitet. Die Expression von sre 3 wird zu frühen Zeitpunkten nach Bakterieninfiltration aktiviert und dauert bis mindestens 48 h an. In systemischem Gewebe wurde eine geringere aber ebenfalls differentiell regulierte Transkriptakkumulation mit Hilfe der RT-PCR festgestellt. Das DDRT-PCR-Fragment sre 3 hybridisiert mit einer 2,8 Kb-Bande im Northern Blot und mit je zwei Restriktionsfragmenten im Southern Experiment, sodass man von einem Gen mit geringer Kopienzahl im Genom ausgehen kann. Eine Klonierung längerer cDNAs blieb ohne Erfolg und die Analyse des genomische Bereiches ergab ein ungewöhnlich komplexes Muster an invertierten Wiederholungen, die weder eine kodierende Region noch einen Promotor erkennen ließen. Das Gen sre 4 ist bereits 6 h nach der Bakterieninfiltration sowohl lokal als auch systemisch stärker exprimiert und bleibt bis mindestens 48 h auf einem hohen Expressionsniveau. Außerdem wird die Expression von sre 4 durch die Signalsubstanzen Salizylat und Abszisinsäure, durch Verwundung, osmotischen Stress und Kältereize, sowie tagesverlaufsabhängig aktiviert. In Blüten ist es stärker exprimiert als in alten Blättern und Knollen und dort stärker als in der Sproßachse und in Wurzeln. In sehr jungen Blättern sind keine sre 4-Transkripte detektierbar. Die genomische Sequenz des Gens sowie etwa 1 Kb in 5´-Richtung konnten mit Hilfe des genome walking isoliert und sequenziert werden. In Übereinstimmung mit der tatsächlich gefundenen Expression enthält der Promotorbereich verschiedene konservierte Boxen, die unter anderem Licht-, Abszisinsäure-, Salizylat-, Trockenstress- und Zucker-abhängige sowie circadiane Genregulation vermitteln können. Außerdem enthält der Promotorbereich zwei sogenannte W-Boxen, die in die Pathogen- und Elicitorresponsivität von Genen involviert sind und als gemeinsames Motiv systemisch aktivierter Gene identifiziert wurden. Das Gen sre 4 kodiert für ein Transkript, das durch alternative Nutzung von 5`Spleißstellen und differentielles Spleißen eines zweiten Introns insgesamt 4 mRNAs hervorbringt. Das Hauptprodukt kodiert für ein 166 AS großes Protein, das starke Sequenzhomologien zu glyzinreichen RNA-bindenden Proteinen zeigt, deren Funktion noch nicht aufgeklärt werden konnte. Die putative Lokalisation im Kern und die berechnete 3D-Struktur, die verifizierten RNA-bindenden Domänen stark gleicht, legen die Vermutung nahe, dass sre 4 an genregulatorischen Prozessen beteiligt sein könnte. Zusammenfassung 83 . Die immunologische Analyse von Blattmaterial hat ergeben, dass mit einem Antiserum gegen ein internes Peptid zwei Proteine detektiert werden können, wobei es sich möglicherweise um das sre 4-Hauptprodukt Sre-p1 sowie um ein sequenzhomologes Protein aus Kartoffel handeln könnte. Die anderen drei Transkripte kodieren für kürzere Proteine, die die oben genannten Domänen z. T. nicht enthalten, weshalb fraglich ist, ob es sich um funktionelle Proteine handeln kann. Zur Funktionsanalyse des von Catherine Kistner identifizierten Gens sre 2, das schnell und transient nach Bakterieninfiltration akkumuliert, wurde eine der identifizierten cDNAs unter der Kontrolle eines konstitutiv stark exprimierenden Promotors in senseund antisense-Orientierung exprimiert. Der transgene Status sowie die Expression des Transgens wurde in den transformierten Pflanzen analysiert und eine Auswahl von Linien wurde in Inokulationsexperimenten untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass die Nekrosenbildung nach Bakterieninfiltration in sense-Linien deutlich verzögert war, während antisense-Linien einen Wildtyp-ähnlichen Phänotyp zeigten. Das bakterielle Wachstum war in sense-Linien höher als in Wildtyp-Pflanzen und in antisensetransgenen Linien, was einen Hinweis darauf gibt, dass es sich bei dem Genprodukt von sre 2 um einen negativen Regulator der Pflanzenabwehr handeln könnte.