Einführung in die Makroökonomie SS 2013 Sitzung „Die makroökonomischen Daten“ 15. April 2013 Universität Erfurt, Lehrstuhl für Makroökonomie Dr. Christian Fahrholz Allgemeines und Organisatorisches • Ziel und Gegenstand der Veranstaltung • Organisatorisches • Vorlesungsplan 2 Inhalte der Sitzung • Die Messung des Volkseinkommens, d.h. des Lebensstandards (Kap. 23) • Messung der Lebenshaltungskosten (Kap. 24) 3 Die Messung des Volkseinkommens 23 Leitfragen • Wie unterscheidet sich die Makroökonomie von der Mikroökonomie? • Wie und warum wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ermittelt? • Warum entspricht das gesamte Einkommen der Volkswirtschaft den gesamten Ausgaben und dem Wert der produzierten Güter? • Welches sind die Hauptbestandteile des BIP? • Ist das BIP ein guter Maßstab für die ökonomische Wohlfahrt? 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 5 Womit befasst sich die Makroökonomie? • Mikroökonomie (oder Mikroökonomik) untersucht, wie Haushalte und Unternehmungen Entscheidungen treffen und wie sie miteinander auf Märkten interagieren. • Makroökonomie (oder Makroökonomik) untersucht die Volkswirtschaft als Ganzes. Ihr Ziel ist die Erklärung von wirtschaftlichen Veränderungen, welche Haushalte und Unternehmungen gleichzeitig betreffen. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 6 Womit befasst sich die Makroökonomie? • Makroökonomie befasst sich mit Fragestellungen wie z.B.: − Warum ist das Durchschnittseinkommen in manchen Ländern höher als in anderen? − Warum steigen die Preise in manchen Perioden stärker als in anderen? − Warum erhöht sich die Produktion in manchen Jahren und sinkt in anderen? 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 7 Das Bruttoinlandsprodukt • Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) misst das Einkommen oder die Ausgaben einer Volkswirtschaft. • Es entspricht dem Wert aller für den Endverbrauch bestimmten Güter und Dienstleistungen, welche in einer Zeitperiode im Inland produziert worden sind. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 8 Das Bruttoinlandsprodukt • Wie geht man bei der Berechnung vor? − Wert der produzierten Güter (Entstehung) − Gesamtausgaben der Haushalte (Verwendung) − Gesamteinkommen der Haushalte (Verteilung) 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 9 Abbildung 1: Das Flussdiagramm Einnahmen (= BIP-Entstehung) GÜTERMÄRKTE Güter / Dienstleistungen UNTERNEHMUNGEN Güter / Dienstleistungen HAUSHALTE Arbeit und Kapital Inputs für die Produktion Löhne und Gewinne Ausgaben (= BIP-Verwendung) FAKTORMÄRKTE Einkommen (= BIP-Verteilung) = Waren- und Dienstleistungsströme = Geldströme 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 10 Tabelle 1: BIP 2010 – Enstehung, Verwendung und Verteilung I. Entstehung Industrie und Gewerbe Dienstleistungen Gütersteuern – Gütersubventionen Mrd. € 2.498 644 1.595 259 II. Verwendung Privater Konsum Staatskonsum Investitionen Ausfuhr Einfuhr 2.498 1.444 487 437 1.146 –1.016 III. Verteilung Arbeitnehmer Unternehmer und Vermögen (Abgrenzungen, z.B. indirekte Steuern) 2.498 1.182 642 674 Quelle: Statistisches Jahrbuch 2011, Monatsbericht der Deutschen Bundesbank 11/2011 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 11 Die Bestandteile des BIP Das BIP (Y) enthält, von der Verwendung her betrachtet, folgende Komponenten: • • • • Konsum/Privater Verbrauch (Consumption, C) Investitionen (I) Staatsausgaben (Government Purchases, G) Nettoexporte (NX) Y = C + I + G + NX Nettoexporte = Exporte minus Importe. Exporte werden im Inland hergestellt. Importe werden im Ausland hergestellt, sind aber in C + I + G enthalten. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 12 Wie genau ist das BIP? • Was ist im BIP nicht enthalten? − Alles, was nicht statistisch erfasst werden kann. − Beispiele: Güter des informellen Sektors (z.B. Schwarzmarkt) Nicht gehandelte Güter (Produktion des Haushalts für den Haushalt) • Ungenauigkeiten Güter ohne Marktpreis (öffentliche Verwaltung) gehen zu Produktionskosten in das BIP ein. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 13 Abbildung 2: Umfang der Schattenwirtschaft* 2011 * Alle wirtschaftlichen Aktivitäten, welche ins offiziell kalkulierte BIP eingehen, aber nicht registriert werden. Quelle: Rückgang der Schattenwirtschaft dank Aufschwung, Friedrich Schneider, 1. April 2011 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 14 Reales versus nominales BIP • Das reale BIP bewertet die Produktion von Gütern und Dienstleistungen z.B. zu den Preisen des Vorjahres. • Das nominale BIP bewertet den Output von Gütern und Dienstleistungen zu laufenden Marktpreisen. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 15 Reales versus nominales BIP • Das BIP kann sich erhöhen, weil die Preise steigen oder weil die (reale) Produktion zugenommen hat. • Um den Effekt von Preissteigerungen auszuschließen, wird das reale BIP z.B. mithilfe des BIP-Deflators berechnet. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 16 Tabelle 2: Reales und nominales BIP Jahr Preise und Mengen Preis eines Hotdogs Menge an Hotdogs Preis eines Hamburgers Menge an Hamburgern 2010 1 100 2 50 2011 2 150 3 100 2012 3 200 4 150 Jahr Berechnung des nominalen BIP 2010 (€ 1 pro Hotdog x 100 Hotdogs) + (€ 2 pro Hamburger x 50 Hamburger) = € 200 2011 (€ 2 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + (€ 3 pro Hamburger x 100 Hamburger) = € 600 2012 (€ 3 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + (€ 4 pro Hamburger x 150 Hamburger) = € 1.200 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 17 Tabelle 2: Reales und nominales BIP Jahr Berechnung des nominalen BIP 2010 (€ 1 pro Hotdog x 100 Hotdogs) + (€ 2 pro Hamburger x 50 Hamburger) = € 200 2011 (€ 2 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + (€ 3 pro Hamburger x 100 Hamburger) = € 600 2012 (€ 3 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + (€ 4 pro Hamburger x 150 Hamburger) = € 1.200 Jahr Berechnung des realen BIP (Vorjahrespreisbasis) 2011 (€ 1 pro Hotdog x 150 Hotdogs) + (€ 2 pro Hamburger x 100 Hamburger) = € 350 2012 (€ 2 pro Hotdog x 200 Hotdogs) + (€ 3 pro Hamburger x 150 Hamburger) = € 850 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 18 Der BIP-Deflator • Der BIP-Deflator ergibt sich aus dem aktuellen nominalen BIP geteilt durch das reale BIP (x 100). • Der BIP-Deflator zeigt uns, wie viel der Zunahme des nominalen BIP eine Folge von Preiserhöhungen ist. BIP-Deflator = nominales BIP x 100 reales BIP 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 19 Der BIP-Deflator nominales BIP BIP- Deflator = x 100 reales BIP Jahr Nominales BIP Reales BIP 2010 € 200 – 2011 € 600 € 350 2012 € 1.200 € 850 Jahr Berechnung der Preisentwicklung (BIP-Deflator) 2011 € 600 / € 350 x 100 171 2012 € 1.200 / € 850 x 100 141 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 20 Abbildung 2: Das reale BIP in Deutschland 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 21 BIP und der Wohlstand der Bevölkerung • Das Pro-Kopf-BIP ist das beste verfügbare Einzelmaß für den ökonomischen Wohlstand der Bevölkerung. • Es gibt das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung an und misst deshalb den Lebensstandard der Bevölkerung. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 22 BIP und der Wohlstand der Bevölkerung Das BIP ist jedoch kein perfekter Maßstab, weil • der Wert der Freizeit nicht erfasst wird; • die Qualität der Umwelt nicht erfasst wird; • der Wert der Güter, die im Haushalt hergestellt werden, nicht erfasst sind; • nichts über die Verteilung ausgesagt wird. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 23 Tabelle 3: BIP und Lebensqualität Land Reales BIP pro Lebens- AlphabetisierungsKopf erwartung quote (2007, in $) (Jahre) (in %) der Bevölkerung Internetnutzung (in % der Bevölkerung) USA 45.592 79 99 63 Deutschland 34.401 80 99 45 Japan 33.632 83 99 67 Russland 14.690 66 99 15 Mexiko 14.104 76 93 18 Brasilien 9.567 72 90 19 China 5.383 73 93 9 Indonesien 3.843 71 92 7 Indien 2.753 63 66 3 Pakistan 2.496 66 54 7 Nigeria 1.241 48 72 4 Bangladesch 1.969 66 54 0,3 Quelle: Human Development Report 2009, Vereinte Nationen 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 24 Zusammenfassung • Das BIP misst die Gesamtheit der Güter und Dienstleistungen, die in einer Periode produziert wurden. • Es wird durch verschiedene Methoden erfasst: Entstehung, Verteilung und Verwendung. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 25 Zusammenfassung • Das BIP (Verwendung) gliedert sich in vier Komponenten: Konsum, Investitionen, Staatsausgaben und Nettoexporte. • Das BIP ist ein guter, wenn auch nicht perfekter Maßstab für den Lebensstandard einer Nation. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 26 Die Messung der Lebenshaltungskosten 24 Leitfragen • Wie wird der Verbraucherpreisindex (VPI) berechnet? • Warum ist er ein unzureichendes Maß für die Lebenshaltungskosten? • Wie unterscheidet er sich vom BIP-Deflator? • Zu welchem Zweck werden Preisindizes (z.B. VPI und BIP-Deflator) erfasst? 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 28 Inflation und die Lebenshaltungskosten • Die Inflation steht für einen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus der Volkswirtschaft. • Die Inflationsrate entspricht der prozentualen Veränderung des Preisniveaus gegenüber der Vorperiode. • Das Preisniveau kann nur eingeschränkt erfasst werden; Preisindizes liefern Näherungswerte. • Preisniveauänderungen (Inflation) beeinflusst die Lebenshaltungskosten. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 29 Der Verbraucherpreisindex • Eine Messgröße für die Preisentwicklung ist der Verbraucherpreisindex. • Er misst die Preisveränderungen der Güter und Dienstleistungen, die von einem „typischen” Haushalt konsumiert werden. • Er wird verwendet, um die Veränderung der Lebenshaltungskosten im Zeitablauf festzustellen. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 30 Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet? Vier Schritte 1.Festlegung des Warenkorbs Welche Güter und Dienstleistungen werden von einem typischen Haushalt konsumiert? Diese werden in einem Warenkorb erfasst. 2.Ermittlung von Preisen Für jedes Gut und jede Dienstleistung im Warenkorb wird der Preis zu verschiedenen Zeitpunkten ermittelt. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 31 Wie wird der Verbraucherpreisindex berechnet? 3. Preis des Warenkorbs Der Preis des Warenkorbs zu verschiedenen Zeitpunkten wird berechnet. 4. Auswahl eines Basisjahrs Ein Basisjahr wird bestimmt. Der Verbraucherpreisindex im Basisjahr wird auf 100 gesetzt. Dann wird der Verbraucherpreisindex für verschiedene Zeitpunkte berechnet. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 32 Abbildung 1: Entwicklung des Verbraucherpreisindex bis 1990: Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte, Basisjahr 1995, früheres Bundesgebiet ab 1991: Verbraucherpreisindex, Basisjahr 2005, Deutschland Quelle: Statistisches Bundesamt 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 33 Wie wird die Inflationsrate berechnet? • Die Inflationsrate ergibt sich aus der prozentualen Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) im Vergleich zur Vorperiode für einen statistischen „Warenkorb“. • Inflationsrate im Jahr 2 VPI Jahr 2 – VPI Jahr 1 = x 100 VPI Jahr 1 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 34 Was ist im Warenkorb enthalten? • Der „Warenkorb“ enthält diejenigen Produkte, welche von den Konsumenten aktuell häufig gekauft werden. • Er wird laufend aktualisiert (unabhängig von der Aktualisierung des Wägungsschemas). • So wurden etwa DVD-Player, MP3-Player oder Espresso-Maschinen in den Warenkorb aufgenommen, sobald sie zu den gängigen Produktvarianten gehörten. Quelle: Statistisches Bundesamt, Statement von Präsident Walter Radermacher, 3. März 2008. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 35 Abbildung 2: Das Wägungsschema des Warenkorbs 2005 Quelle: Statistisches Bundesamt 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 36 Probleme bei der Messung der Lebenshaltungskosten • Substitutionsverzerrungen • Einführung neuer Güter • Nicht erfasste Qualitätsänderungen 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 37 Probleme bei der Messung der Lebenshaltungskosten • Substitutionsverzerrungen − Konsumenten ersetzen relativ teuer gewordene Güter durch relativ billig gewordene Güter. − Der Index kann diese Reaktion von Konsumenten nicht erfassen, weil die Anteile der Güter im Warenkorb konstant sind. − Dies führt zu einer Überschätzung der Inflationsrate. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 38 Probleme bei der Messung der Lebenshaltungskosten • Einführung neuer Güter − Der Warenkorb reflektiert die Einführung neuer Güter nicht (sofort). Neue Güter bedeuten, dass Konsumenten eine größere Auswahl haben und sich dadurch der Wert des Geldes erhöht. − Die Veränderung der Kaufkraft durch neue Güter wird nicht erfasst. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 39 Probleme bei der Messung der Lebenshaltungskosten • Nicht erfasste Qualitätsänderungen − Wenn sich Preise aufgrund von Qualitätsänderungen verändern, dann wird Inflation überschätzt. − In manchen Fällen wird versucht, Qualitätsänderungen zu erfassen. Die Erfassung ist problematisch und unvollständig. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 40 Probleme bei der Messung der Lebenshaltungskosten • Probleme durch die Einführung neuer Produkte, Substitution und Qualitätsänderungen führen dazu, dass die aktuelle Inflationsrate überschätzt wird. • Das ist ein wichtiges Ergebnis, weil beispielsweise bei Lohnverhandlungen oder der Festsetzung von Renten und Sozialhilfe der Verbraucherpreisindex berücksichtigt wird. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 41 BIP-Deflator versus Verbraucherpreisindex • Der BIP-Deflator ergibt sich aus: BIP-Deflator = nominales BIP reales BIP x 100 • Der BIP-Deflator enthält − Güter, welche nicht von privaten Haushalten gekauft wurden; − nur die im Inland hergestellten Güter; − einen Vergleich zwischen den gegenwärtig produzierten Gütern und den Gütern des Vorjahrs (keinen festen Warenkorb). 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 42 Abbildung 3: Die beiden Messgrößen der Inflation 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 43 Inflationsbereinigung von wirtschaftlichen Größen • Preisindizes erlauben den Vergleich der Kaufkraft von Geldbeträgen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. • Sie erlauben Aussagen über die Veränderung realer Einkommen (Lebensstandards). 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 44 Geldbeträge zu unterschiedlichen Zeitpunkten Konvertieren wir das Einkommen des Baseballstars Babe Ruth von 1931 in das Jahr 2007: Preisniveau von 2007 Gehalt 2007 = Gehalt1931 × = $ 80.000 × Preisniveau von 1931 207 15,2 = $ 1.089.474 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 45 Tabelle 1: Die beliebtesten Filme aller Zeiten in den USA – inflationsbereinigt Rang Film Jahr Einspielergebnis nominal Einspielergebnis inflationsbereinigt (in $ Mio.) (in $ Mio.) 1 Vom Winde verweht 1939 198,7 1.588,1 2 Krieg der Sterne 1977 460,9 1.400,0 3 Meine Lieder – meine Träume 1965 158,7 1.119,4 4 E.T. 1982 435,1 1.115,0 5 Die zehn Gebote 1956 65,5 1.029,7 6 Titanic 1997 600,8 1.008,8 7 Der weiße Hai 1975 260,0 1.006,7 8 Doktor Schiwago 1965 111,7 975,7 9 Der Exorzist 1973 232,7 869,1 10 Schneewittchen und die sieben Zwerge 1937 184,9 856,7 ... ... 760,5 764,4 ... ... 14 Avatar ... 2009 Quelle: www.boxofficemojo.com 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 46 Zusammenfassung • Der Verbraucherpreisindex (VPI) gibt den Preis eines Warenkorbs im Verhältnis zum Preis desselben Warenkorbs im Basisjahr an. • Der VPI ist unvollkommen wegen Substitutionseffekten, der Einführung neuer Güter und Qualitätsänderungen. Dies kann zu einer Fehlschätzung der Inflationsrate führen. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 47 Zusammenfassung • Der BIP-Deflator unterscheidet sich vom Verbraucherpreisindex, weil er die Preise aller Güter einschließt, nicht nur der Konsumgüter. • Der BIP-Deflator misst nur Preisänderungen von im Inland hergestellten Gütern. • Der BIP-Deflator basiert nicht auf einem festen Warenkorb. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 48 Zusammenfassung • Geldbeträge von unterschiedlichen Zeitpunkten erlauben keinen zuverlässigen Kaufkraftvergleich. • Preisindizes erlauben die Veränderung von Lebenshaltungskosten und -standards zu erfassen. 2012 © Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft • Steuern • Recht • GmbH www.sp-dozenten.de Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg. 49