28 MANAGEMENT EIGENANLAGE Der Mix macht’s Mezzanine als Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital kann für Sparkassen eine attraktive Beimischung für das eigene Depot sein. Entscheidend ist die richtige Auswahl. VON KARL LAPORTE A uch wenn Jeremy Golding britischer Staatsbürger ist – so gut wie er kennt kaum ein Deutscher die Bundesrepublik. Vor bald zehn Jahren gründete Golding, der unter anderem Berater bei der Boston Consulting Group und Manager bei General Electric war, sein eigenes Investmentund Beratungshaus Golding Capital Partners. Seither sammelt er quer durch die Republik Kapital bei institutionellen Anlegern ein: bei Banken, Versicherungen und vor allem bei Sparkassen. Fast jede der 432 Sparkassen in Deutschland hat der 47-jährige Absolvent der Aston University, Birmingham und der Business-Schule Insead in Fontainebleau schon persönlich besucht. Rund 40 Institute zählen zu seinen Kunden, außerdem Landesbanken, die öffentlichen Versicherer und Kapitalanlagegesellschaften unter dem Dach der Deka. „Ich fühle mich als Teil der Sparkassen-Familie“, sagt der britische Manager. Golding und sein Partner Hubertus Theile-Ochel – lange Jahre Referent an der Sparkassenakademie der Bayerischen Landesbank – beraten institutionelle Anleger vornehmlich bei Investitionen in Private Equity und Mezzanine-Anlagen. Für Sparkassen habe sich gerade Mezzanine in den vergangenen Jahren als durchaus attraktiv erwiesen, wirbt Golding. Vor allem dank eines attraktiven Rendite-/Risiko-Verhältnisses und eines stetigen Einnahmestroms eigne es sich gut für die Beimischung in das Depot A. Keine Korrelation zu Aktien Arendt Gruben, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Schwarzwald-Baar (siehe Interview) bestätigt: „Wir konnten gerade jetzt in der Krise erkennen, dass in der Tat keine Korrelation etwa zu Aktien besteht.“ Vornehmlich Mittelständler refinanzieren sich mit MezzanineKapital. Für sie ist es die Mischung aus Fremd- und Eigenkapital, die diese Finanzierung attraktiv macht (siehe Kasten „Mezzanine“). Weil es in den Bankratings zudem als Eigenkapital geführt wird, erhöht es obendrein die Möglichkeiten, zusätzliches Fremdkapital aufzunehmen. Für Finanzinstitute wie Versicherungen, Kapitalanlagegesellschaften und eben Werben für Mezzanine-Anlagen: Jeremy Golding (l.), Gründer des Investment- und Beratungshauses Golding Capital Partners, mit seinem Partner Hubertus Theile-Ochel. FOTO: LAPORTE Sparkassen eignet sich eine Investition in Mezzanine zur Risikostreuung des eigenen Portfolios. „Im Durchschnitt investieren die Sparkassen etwa ein Prozent ihres Depots A in Mezzanine, in einigen Fällen bis zu 2,5 Prozent“, so Theile-Ochel. „Natürlich sehen auch wir Bremsspuren wegen der Finanzkrise, und auch in unseren Portfolien stieg die Anzahl der Ausfälle“, räumt Unternehmensgründer Golding ein. So sind auch institutionelle Investoren bei Neuanlagen vorsichtig geworden, und die Fonds finden derzeit schwerer geeignete Zielobjekte. Infolge der Krise stieg in den Unternehmen zudem die Zahl der Ausfälle. Doch dank Geld aus dem Zwischengeschoss Mezzanine-Kapital (nach dem italienischen „Mezzanino“, für „Zwischengeschoss“) ist ein Sammelbegriff für Finanzierungsarten, die in ihren rechtlichen und wirtschaftlichen Ausgestaltungen eine Zwischenform von Eigen- und Fremdkapital darstellen. Bei einer Mezzanine-Transaktion werden meist verschiedene Finanzierungsbestandteile miteinander verbunden, wodurch eine hohe Flexibilität etwa bei Laufzeiten, Kündigung, Verzinsung oder Rückzahlungsmodalitäten S PA R K A S S E DEZEMBER 2009 entsteht. Im Fall einer Insolvenz rangieren die Ansprüche des Mezzanine-Gebers vor denen der Eigenkapitalgeber, was risikomindernd wirkt. Mezzanine stärkt die Eigenkapitalbasis eines Unternehmens, ohne dass damit eine Kapitalverwässerung oder der Verlust von Eigentumsrechten verbunden wären. Der Mezzanine-Geber erhält häufig weitreichende Eingriffs- und Mitspracherechte für den Fall, dass das Unternehmen bestimmte Vertragsklauseln verletzt. MANAGEMENT 29 breiter Diversifikation schlägt sich das bisher kaum in der Rendite der Investoren nieder. Die Anlagepolitik der breiten Streuung zahlt sich aus. Das Investitionskapital verteilt sich bei Golding Capital Partners auf 26 Zielfonds, die ihrerseits in durchschnittlich 30 Unternehmen investieren. Ein Investor, der zehn Mio. Euro anlegt, ist in mehr als 700 Unternehmen investiert, aber mit nicht mehr als 15.000 Euro pro Unternehmen engagiert. Zahl der Ausfälle ist gestiegen Zusätzlich risikomindernd wirkt sich aus, dass „wir durch unsere langjährige Erfahrung die Fonds sehr genau kennen und wissen, wer Branche, Unternehmen und Management wirklich auf Herz und Nieren prüft“, erklärt Golding. Unternehmen, die eine Mezzanine-Finanzierung sozusagen als letzten Rettungsanker betrachten, weil sie keine Bankkredite mehr bekommen, fallen bei der Investitionsentscheidung von vorneherein durch das Raster. Um übereilte Investitionen auszuschließen, achtet Golding Capital Partners darauf, dass die Manager der Zielfonds im geeigneten Maß erfolgsabhängig vergütet werden. Um das eigene Engagement zu unterstreichen, investiert das Investmenthaus in jeden der ausgewählten Fonds auch eigenes Geld. Über die vergangenen 20 Jahre gerechnet lag damit in der Branche die durchschnittliche Ausfallrate auf das investierte Kapital bei rund 6,5 Prozent, spektakuläre Ausfälle blieben die Ausnahme. Zinsen und endfällige Zahlungen führten insgesamt zu einer Überkompensation der Ausfälle, die Rendite für den Anleger addierte sich in den Golding-Fonds im Schnitt auf rund 14 Prozent pro Jahr, die durchschnittliche Haltedauer der Investition beläuft sich auf etwa vier Jahre. Der Ertrag setzt sich etwa zu zwei Dritteln aus Zinseinnahmen und zu einem Drittel aus Erfolgsbeteiligungen zusammen. Für Unternehmen ist es nicht billig Für die Unternehmen ist die Inanspruchnahme von Mezzanine-Kapital eine teure Angelegenheit. Der Vorteil gegenüber dem klassischen Private-Equity-Kapital besteht darin, dass die Eigner und Manager Herr im eigenen Haus bleiben – zumindest solange, wie der Kapitaldienst geleistet und die vertraglichen Bedingungen eingehalten werden. Rund die Hälfte des von Golding Capital Partners in den vergangenen Jahren investierten Mezzanine-Kapitals liegt in den USA, wo Mezzanine-Kredite weniger als ein teures Darlehen denn als günstige Möglichkeit gesehen wird, Eigenkapital zur Wachstumsfinanzierung aufzunehmen. Die andere Hälfte wurde in Europa vergeben, etwa 13 Prozent in Deutschland. Der hohe Anteil der Zinseinnahmen macht die Anlage in Mezzanine gerade im Vergleich mit Private Equity interes- sant. Denn so entstehen von Beginn der Investition an stetige Einnahmen, auf die Sparkassen für ihr Depot A Wert legen, während bei Private-Equity-Fonds die Gewinne fast ausschließlich bei der Liquidierung der Fonds fließen. Um dabei den Einnahmefluss von Anfang an zu garantieren, unterlegt beispielsweise die HSH-Nordbank jede Investition mit einem Kredit, um die Ertragskurve zu glätten und die Ertragswirksamkeit der Mezzanine-Anlage von Anfang an sicherzustellen. Im vergangenen Jahr lag das investierte Mezzanine-Kapital nach Erhebungen von Standard & Poor’s in Europa bei rund 6,2 Mrd. Euro und damit etwas niedriger als 2007. Für die nächste Zeit erwartet Jeremy Golding einen deutlichen Aufschwung. „Durch die Finanzkrise sind viele Hedgefonds aus dem Wettbewerb ausgeschieden, die in den vergangenen Jahren mit hohem Risiko in die Engage- ments gingen und so auch die Konditionen unter Druck setzen.“ Der Umschwung macht sich bereits bemerkbar: Angeheizt durch die Liquiditätskrise und den vergleichsweise niedrigen Basiszins stieg der Spread bei den Zinsen von Mezzanine-Finanzierungen auf den Euribor für die Unternehmen von knapp acht Prozent zur Jahresmitte 2007 auf aktuell rund zwölf Prozent. Reale Anlagen sind nicht bedroht Eine Konkurrenz zwischen einer Investition in einen Mezzanine-Fonds und dem Engagement in der lokalen Wirtschaft sieht Golding nicht: „Wer ein oder zwei Prozent seiner Eigenanlagen in Mezzanine investiert, entzieht damit nicht der heimischen Wirtschaft Kapital, sondern macht die Sparkasse in ihrer Risiko- und Ertragsstruktur sicherer.“ MEZZANINE – INTERVIEW „Vorteil Risikostreuung“ Mezzanine-Kapital stabilisiere das Portfolio, sagt Arendt Gruben, Vorstandschef der Sparkasse Schwarzwald-Baar. SPARKASSE: Herr Gruben, warum hat sich Ihre Sparkasse für ein Investment in Mezzanine-Kapital entschieden? Arendt Gruben: Vor gut drei Jahren haben wir mit externer Hilfe unser Portfolio analysieren lassen und kamen zu dem Ergebnis, dass wir uns breiter diversifizieren müssen. Ein Thema, das in diesem Zusammenhang aufkam, war Mezzanine-Kapital. Gruben: Wir haben den Markt analysiert und zwei Anbieter identifiziert, die uns geeignet erschienen. Darunter befand sich auch Golding Capital Partners. Wir brauchten Partner, die nicht auf der Modewelle mitschwimmen, sondern langjährige Erfahrung vorzuweisen haben und in den Managementteams die notwendige Qualität garantieren konnten. Wie schätzen Sie die Zukunft von Wo sehen Sie die Vorteile von Mezzanine ein? Mezzanine? Gruben: Die Krise hat deutGruben: Ganz eindeutig in lich gezeigt, wie wichtig die „Mezzanine ist der Risikostreuung. Zum eiAuswahl der Unternehmen benen konnten wir gerade jetzt ein Beimischungs- ziehungsweise der Zielfonds produkt, und in der Krise erkennen, dass ist. Viele Fonds können derzeit daran wird sich nur geringe Korrelationen zu das ihnen anvertraute Kapital auch nichts Aktien bestehen und dass Innicht anlegen, da sie nicht die ändern.“ vestitionen in Mezzanine zur passenden Zielobjekte finden. Arendt Gruben, Stabilisierung bei der BewerGenerell aber hat die AnlageVorstandschef tung des Portfolios beitragen. form in der Krise ihre FeuerSparkasse Zum anderen besteht durch Schwarzwald-Baar taufe gut bestanden. die Investition in Dachfonds auch innerhalb der Anlageklasse eine Wie hoch ist der Anteil von Mezzanine breite Streuung, so dass selbst einzelne im Portfolio der Sparkasse SchwarzwaldAusfälle unsere Zielrendite momentan Baar? nicht gefährden. Gruben: Unter einem Prozent. Mezzanine ist ein Beimischungsprodukt, und Wie sind Sie bei der Auswahl der Partner daran wird sich auch nichts ändern. vorgegangen? S PA R K A S S E DEZEMBER 2009