~ SpringerWienNewYork Der Fahrzeugantrieb Herausgegeben von Helmut List Wissenschaftlicher Beirat K. Kollmann, H. P. Lenz, R. Pischinger R. D. Reitz, T. Suzuki Rudolf Pischinger Manfred Kell Theodor Sams Thermodynamik der Verbrennungskraftmaschine Dritte Auflage Der Fahrzeugantrieb SpringerWienNewYork Dipl.- Ing. Dr. Rudolf Pischinger Dipl.-Ing. Dr. Manfred Klell Institut fur Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik Technische Universitat Graz, Graz, Osterreich Dipl.-Ing. Dr. Theodor Sams AVL List GmbH, Graz, Osterreich Das Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, das Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ahnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. 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Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt aueh ohne besondere Kennzeiehnung nieht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeiehen- und Markensehutz-Gesetzgebung als frei zu betraehten waren und daher von jedermann benutzt werden diirfen. © 1989,2002 und 2009 Springer-Verlag/Wien Printed in Austria Datenkonvertierung: Thomson Press (India) Ltd., Chennai Druck: Druckerei Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan im Lavanttal Gedruckt auf saurefreiem, ehlorfrei gebleichtem Papier - TCF SPIN 12641451 Mit 283 Abbildungen Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz fur diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhaltlich. ISSN 1617-8920 ISBN 978-3211-99276-0 3. Aufl. SpringerWienNewYork ISBN 3-211-83679-9 2. Aufl Geleitwort Die von Hans List herausgegebene Reihe "Die Verbrennungskraftmaschine" diente tiber Jahrzehnte den Ingenieuren in der Praxis und den Studierenden an Universitaten als unentbehrlicher Ratgeber. Mit Riicksicht auf die Schnelllebigkeit der Technik habe ich mich entschlossen, eine neue Reihe zu konzipieren und unter dem Titel .Der Fahrzeugantrieb" herauszugeben. 1m Unterschied zum Titel der urspriinglichen Reihe, "Die Verbrennungskraftmaschine" , solI der neue Titel, .Der Fahrzeugantrieb" , zum Ausdruck bringen, dass die heutigen Verbrennungskraftmaschinen als Bestandteile von Antriebssystemen zu sehen sind. Dieser Trend wird sich in nachster Zeit noch verstarken. In den Banden der neuen Reihe wird versucht werden, die ganzheitlichen Zusammenhange der einzelnen Komponenten eines Fahrzeugantriebes aufzuzeigen. In den nachsten Jahren sollen in dieser Serie mehr als zehn Bucher erscheinen. Die Gliederung wurde entsprechend den heutigen Aufgabengebieten in der Industrie vorgenommen. In dieser Buchserie wird versucht, den Stand des Wissens auf den verschiedenen Fachgebieten in der Industrie, ausgehend von den Grundlagen und mit Beschreibung der notwendigen Hintergrundinformation, darzustellen. Neben den technischen Inhalten werden auch Methoden und Prozesse fiir Neuentwicklungen sowie deren Randbedingungen dargestellt. Auch sollen die Gegebenheiten der unterschiedlichen Wirtschaftsraume und ihre jeweiligen Anforderungen an Konzepte dargelegt werden. Diese Buchserie bietet sich sowohl den Studierenden an Universitaten und Fachhochschulen als auch den Praktikem in der Industrie als Ratgeber an, urn sich aus dem aufbereiteten Erfahrungsschatz der Autoren Fachwissen anzueignen. Ich danke den Autoren, die sich bereit erklart haben, ihr Wissen dieser Serle zur Verfiigung zu stellen, und ihre Arbeitskraft hierfiir einsetzen. Auch mochte ich dem Springer-Verlag danken fiir die Kooperation, insbesondere Herm Direktor Siegle, welcher die Herausgabe wohlwollend unterstiitzt hat. Ich bedanke mich recht herzlich beim wissenschaftlichen Beirat, der mir sowohl bei der Unterteilung des sehr umfassenden Themengebietes als auch bei der Auswahl der Autoren zur Seite stand. Die Mitglieder des Beirats sind Dr. K. Kollmann, vormals DaimlerChrysler, Univ.-Prof. Dr. H. P.Lenz, Technische Universitat Wien, Univ.-Prof. Dr. R. Pischinger, Technische Universitat Graz, Univ.-Prof. Dr. R. D. Reitz, University of Wisconsin-Madison, und Dr. T. Suzuki, Hino Motors. Helmut List Vorwort zur 2. Auflage 1m Jahre 1939 erschien in der Reihe "Die Verbrennungskraftmaschine" das von Hans List verfasste Buch .Thermodynamik der Verbrennungskraftmaschine" . Eine vollige Neufassung der "Thermodynamik der Verbrennungskraftmaschine" im Jahre 1989 von R. Pischinger, G. KraBnig, G. Taucar und Th. Sams berucksichtigte insbesondere die sturmische Entwicklung der EDV fur die Motorprozessrechnung. Dieses inzwischen vergriffene grundlegende Werk stellte fur lange Zeit einen geschatzten Begleiter als Lehrbuch fur Studierende sowie als Nachschlagwerk fur Fachleute in der Praxis dar. Die vorliegende Neuauflage, zugleich der erste Band der neuen Reihe .Der Fahrzeugantrieb" , beinhaltet neben einer zusammenfassenden Darlegung der theoretischen Grundlagen eine konsistente Darstellung des derzeitigen Wissensstandes bei der Berechnung innermotorischer Vorgange, Der enge Bezug zur Praxis ist durch das aktuelle Literaturverzeichnis sowie durch die Analyse des Arbeitsprozesses einer Reihe charakteristischer moderner Motoren gegeben. Herrn Prof. Helmut List gilt unser besonderer Dank. Durch sein Engagement und seine Unterstutzung wurde diese Neuauflage ermoglicht. Basierend auf der Auflage des Jahres 1989 wurde, der Entwicklung der letzten Jahre Rechnung tragend, eine vollige Neubearbeitung des Stoffes vorgenommen. Das erste Kapitel, "Grundlagen der Thermodynamik" , wurde urn einen Abschnitt tiber die Stromung mit Warmetransport erweitert, urn der steigenden Bedeutung der Stromungsrechnung im Motorprozess gerecht zu werden. Die in der vorigen Auflage ins erste Kapitel eingebundenen Grundlagen der chemischen Reaktionen sowie der Verbrennung wurden erweitert und in einem eigenen Kapitel "Verbrennung" zusammengefasst. Das Kapitel tiber idealisierte Motorprozesse wurde im Abschnitt tiber den vollkommenen Motors erganzt. Vollig neu bearbeitet wurde das Kapitel tiber die Motorprozessrechnung. Autbauend auf dem entsprechenden Kapitel der vorigen Auflage von G. KraBnig, dem an dieser Stelle fur seine Arbeit und Anregungen herzlich gedankt sei, beinhaltet das neue Kapitel "Analyse und Simulation des Systems Brennraum" neben nulldimensionalen Modellen, die urn eine Verbrennungssimulation erweitert wurden, zusatzlich Abschnitte tiber die quasidimensionale und dreidimensionale Modellierung. Aufgenommen wurde auch ein Abschnitt tiber die Schadstoffbildung. Das Kapitel ,,Aufladung " wurde insbesondere urn Ausfuhrungen zum Ein- und Auslasssystem erweitert sowie aktualisiert. Vollig neu bearbeitet wurde das Kapitel tiber den Motorprozess ausgefuhrter Motoren; im Kapitel "Analyse des Arbeitsprozesses ausgefuhrter Motoren" wird die Methodik der Verlustanalyse im Detail beschrieben sowie anhand von aktuellen Motoren mit Beispielen belegt. Ein neues Kapitel, .Anwendung der thermodynamischen Simulation" , geht kurz auf die zunehmende Bedeutung der Simulation in der Entwicklung von Motoren und Fahrzeugen ein. Dem fruheren, von G. Taucar verfassten Kapitel .Jvlesstechnik" wird ein eigener Band der neuen Reihe gewidmet. Fur diese Auflage wurden Kap. 1-3 von Pischinger und Klell, Kap.4 von Klell, Kap.5 von Sams, Kap. 6 von den drei Autoren gemeinsam und Kap. 7 von Sams und Klell verfasst. VIII Vorwort Die Neuauflage konnte unter Mitwirkung zahlreicher Fachleute realisiert werden, die Abschnitte des Texts gelesen und korrigiert oder mit Anregungen zur Bereicherung des Inhalts beigetragen haben. Ihnen allen sei an dieser Stelle herzlich gedankt, insbesondere den Mitarbeitem der AVL List GmbH sowie denen des Instituts fur Verbrennungskraftmaschinen und Thennodynamik der Technischen Universitat Graz. Unser besonderer Dank gilt Prof. Peter DeJaegher, der in zahlreichen Diskussionen wertvolle Beitrage zur inhaltlichen Gestaltung geliefert hat und von dem wie in der vorigen Auflage die Berechnungen zu den Stoffgrofen im Anhang stammen. Wir danken Brigitte Schwarz fur die sorgfaltige Ausfuhrung der Abbildungen sowie Dietmar Winkler fur die Durchfuhrung von Motorprozessrechnungen. Die Firmen, die uns Messdaten von Motoren fur die Analyse des Arbeitsprozesses zur Verfugung gestellt haben, seien ebenfalls bedankt. Wir hoffen, dass der vorliegende Band ebenso wie seine beiden Vorganger dem Studierenden sowie dem Ingenieur in der Praxis als brauchbarer Arbeitsbehelf dienen kann. September 2001 R. Pischinger, M. Klell, Th. Sams Vorwort zur 3. Auflage Wegen des erfreulich groBen Interesses an unserem Buch .Thermodynamik der Verbrennungskraftmaschine" erscheint nun die dritte Auflage. Wir haben dabei nur kleinere Korrekturen durchgefiihrt, urn die Neuerscheinung nicht zu verzogem, Die in Kapitel6 "Analyse des Arbeitsprozesses ausgefiihrter Motoren" beschriebene Methodik behalt zwar ihre volle Gtiltigkeit, die untersuehten Motoren stellen aber nieht mehr den neusten Stand dar. Trotz der seit dem Erscheinen der 2. Auflage im Jahr 2002 erfolgten Weiterentwieklungen bleiben aber die wesentliehen konzeptbedingten Aussagen aufrecht. Wir hoffen, dass die 3. Auflage dieses Bandes wieder so guten Anklang findet wie die vorhergehenden. September 2009 R. Pischinger, M. Klell, T. Sams Inhaltsverzeichnis Formelzeichen, Indizes und Abkiirzungen XIII 1 1.1 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.3 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.4 1.4.1 1.4.2 1.4.3 1.5 1.5.1 1.5.2 1.5.3 1.5.4 1.5.5 1.5.6 1.5.7 Allgemeine Grundlagen 1 Uberblick 1 Grundlagen der Thermodynamik 2 Erster Hauptsatz der Thermodynamik 2 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik 4 Kreisprozesse 5 Exergie und Anergie 6 Ideales Gas 7 Thermische Zustandsgleichung 7 Kalorische Zustandsgrolsen 8 Gemische aus idealen Gasen 11 Reale Gase und Dampfe 13 Reale Gase 13 Verdampfungsvorgang 14 Gas-Dampf-Gemische 14 Grundlagen der Stromung mit Warmetransport 16 Beschreibung von Stromungsvorgangen 16 Ahnlichkeitstheorie und charakteristische Kennzahlen 17 Stationare eindimensionale Stromung 23 Instationare eindimensionale Stromung 27 Dreidimensionale Stromung 45 Turbulenzmodellierung 49 Grenzschichttheorie 54 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.5.1 2.5.2 2.5.3 2.6 2.7 Verbrennung 63 Brennstoffe 63 Luftbedarf und Luftverhaltnis 67 Energiebilanz und Heizwert 69 Chemisches Gleichgewicht 74 Zusammensetzung und Stoffgroben des Verbrennungsgases 79 Verbrennungsgas bei vollstandiger Verbrennung 80 Verbrennungsgas bei chemischem Gleichgewicht 83 Luftverhaltnis aus Abgasanalyse 87 Umsetzungsgrad 92 Reaktionskinetik 94 X 2.8 2.8.1 2.8.2 2.8.3 2.9 2.9.1 2.9.2 2.9.3 2.10 Inhaltsverzeichnis Ziindprozesse 100 Thermische Explosion 100 Chemische Explosion und Ziindverzug 101 Ziindgrenzen und Ziindbedingungen 103 Flammenausbreitung 105 Vorgemischte Verbrennung 105 Detonation 110 Nicht-vorgemischte Verbrennung 113 Brennstoffzelle 114 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 Idealisierte Motorprozesse 121 Kenngrollen 121 Vereinfachter Vergleichsprozess 125 Vollkommener Motor 132 Ergebnisse der genauen Berechnung 137 Einfliisse auf den Wirkungsgrad des vollkommenen Motors 140 Aufgeladener vollkommener Motor 144 Gleichraumgrad 150 Exergiebilanz des vollkommenen Motors 152 4 Analyse und Simulation des Systems Brennraum 157 Einleitung 157 Nulldimensionale Modellierung 159 Modellannahmen 159 Grundgleichungen des Einzonenmodells 160 Zustandsgroben des Arbeitsgases 162 Gaszusammensetzung und Luftverhaltnis 163 Gaskonstante 169 Innere Energie 170 Enthalpie 172 Realgasverhalten 172 Brennverlauf 173 Ideale Verbrennung 174 Ersatzbrennverlaufe 175 Ersatzbrennverlaufe bei geanderten Betriebsbedingungen 185 Nulldimensionale Verbrennungssimulation 189 Wandwarmeiibergang 194 Warmedurchgang 195 Gasseitiger konvektiver Warmeiibergang 200 Gasseitiger Warmeiibergang durch Strahlung 209 Experimentelle Erfassung des gasseitigen Wandwarmeiibergangs 212 Vergleich verschiedener Ansatze fiir Wandwarmeubergang 220 Warmemanagement und thermisches Netzwerk 223 Ladungswechsel 224 Kenngrolsen des Ladungswechsels 225 Massenverlaufe aus Energiesatz 228 4.1 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.3.1 4.2.3.2 4.2.3.3 4.2.3.4 4.2.3.5 4.2.4 4.2.4.1 4.2.4.2 4.2.4.3 4.2.4.4 4.2.5 4.2.5.1 4.2.5.2 4.2.5.3 4.2.5.4 4.2.5.5 4.2.5.6 4.2.6 4.2.6.1 4.2.6.2 Inhaltsverzeichnis 4.2.6.3 4.2.6.4 4.2.6.5 4.2.7 4.2.8 4.2.8.1 4.2.8.2 4.2.8.3 4.2.8.4 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.4 4.4.1 4.4.2 4.4.3 4.5 4.5.1 4.5.2 5 5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3 5.4 5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3 5.5.4 5.5.5 5.5.6 5.5.7 5.6 5.6.1 5.6.2 5.6.3 5.6.4 5.7 5.7.1 Massenverlaufe mittels Durchflussgleichung 229 Berechnung der Spulung 234 Abgasruckfuhrung 238 Zusammenstellung der Gleichungen des Einzonenmodells 242 Zwei- und Mehrzonenmodelle 246 Modellannahmen und Grundgleichungen 246 Zweizonenmodell mit unverbrannter und verbrannter Zone 248 Modell mit mehreren Verbrennungsgaszonen 257 Kammermotoren 258 Quasidimensionale Modellierung 263 Ladungsbewegung 264 Verbrennungssimulation 271 VVarmetibergang 277 Schadstoffbildung 279 Uberblick 280 Stickoxide '283 Kohlenwasserstoffe und RuB 286 Dreidimensionale Modellierung 287 Rechenprogramme 287 Beispiele zur CFD-Simulation 289 Ein- und Auslasssystem, Aufladung 303 Einlass- und Auslasssystem 303 Berechnungsverfahren 303 Berechnungsbeispiele 306 Aufladung 307 Zusammenwirken von Motor und Lader 308 Zweitaktmotor 309 Viertaktmotor 310 Ladeluftkuhlung 311 Mechanische Aufladung 312 Abgasturboaufladung 314 Charakteristische Betriebslinien 314 Beaufschlagungsarten der Turbine 315 Abgasturboaufladung von Viertaktmotoren 318 Abgasturboaufladung von Zweitaktmotoren 318 Kennfelddarstellung 320 Berechnung der Aufladung bei stationaren Betriebszustanden 326 Berechnung der Aufladung bei instationaren Betriebszustanden 330 Wellendynamische Aufladeeffekte 333 Schwingrohraufladung 333 Resonanzaufladung 333 Auslegungsbeispiele 334 Druckwellenlader 336 Sonderformen der Aufladung 337 Zweistufige Aufladung 337 XI XII 5.7.2 5.7.3 5.7.4 5.7.5 Inhaltsverzeichnis Miller- Verfahren 338 Hyperbaraufladung 339 Registeraufladung 340 Turbocompound 341 6 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.2.4 6.2.5 6.2.6 6.2.7 6.2.8 6.2.9 6.2.10 Analyse des Arbeitsprozesses ausgefuhrter Motoren 343 Methodik 343 Energiebilanz des gesamten Motors 343 Energiebilanz des Brennraums 345 Wirkungsgrade und Verlustanalyse 349 Ergebnisse 361 Zweitakt-Ottomotor 362 Viertakt-Ottomotor 364 Ottomotor mit direkter Benzineinspritzung 366 PKW-Dieselmotor mit direkter Einspritzung und Turboaufladung 368 LKW-Dieselmotor mit direkter Einspritzung und Turboaufladung 370 GroBmotoren 371 Altere analysierte Motoren 375 Vergleichende Brennverlaufsanalyse 377 Vergleich von Wirkungsgraden und Mitteldrucken 379 Vergleichende Verlustanalyse 382 7 Anwendung der therrnodynamischen Simulation 387 Simulation in der Motorenentwicklung 387 Simulation des gesamten Fahrzeugs 391 7.1 7.2 Anhange 395 A Stoffgroben 397 B Zylindervolumen und Volumenanderung 460 Literatur 462 Namen- und Sachverzeichnis 471 Fonnelzeichen, Indizes und Abkiirzungen Formelzeichen a A Aa b be B C cv,c p C Cmv, Cmp Cs d dv D DSM e ea E Ea Ekin I IB Ir 1 Aufladegrad [- ]; Abstand [m]; Schallgeschwindigkeit [m/s]; Temperaturleitfahigkeit a = A/pC [m2Is] praexponentieller Faktor [- ]; Amplitude [m]; (Querschnitts-)Flache [m2] Massenabsorptionsquerschnitt [m 2/g] spezifischer Kraftstoffverbrauch [g/kWh] effektiver spezifischer Kraftstoffverbrauch [g/kWh] Anergie [1] Lichtgeschwindigkeit im Vakuum, 8 C = 2,997925 . 10 m/s; spezifische Warmekapazitat (friiher kurz: spezifische Warme), C = dqrev/dT [1/kgK] spezifische Warmekapazitat bei v = konst. bzw. p = konst. [1/kgK] Konstante (verschiedene Dimensionen); elektrische Kapazitat [F] molare Warmekapazitat (friiher auch: Molwarme) bei v = konst. bzw. p = konst. [llkmoIK] Strahlungskonstante des schwarzen Korpers Cs = 5,77W/m2 (K/l00)4 Zylinderdurchmesser [m] Ventildurchmesser (charakteristischer) Durchmesser [m] mittlerer Tropfchendurchmesser nach Sauter [m] spezifische Energie [1/kg]; spezifische Exergie [1/kg] spezifische aufsere Energie [1/kg] Energie [1]; Exergie [1]; Energiepotential der Zelle [V]; Elastizitatsmodul [N/m 2 ] aufsere Energie [1]; Aktivierungsenergie [llkmol] kinetische Energie [1] Frequenz [s-l] Kraftstoff-Mischungsbruch [-] Reibungskraft je Masseneinheit (spezifische Reibungskraft) [N/kg] Vektor der volumenbezogenen Kraft [N/m 3 ] F F g G Gm,G~ Gr grad* h h*u hv H Ho,Ho Hm Ho ~HR Hu H* u Hv,H p I I k Kc Faraday-Konstante [As/mol], Kraft [N] Kraftvektor [N] Erdbeschleunigung, Normfallbeschleunigung: gn = 9,80665 m/s 2 Feldgrolse (verschiedene Dimensionen moglich); freie Enthalpie, Gibbsenthalpie [1] molare freie Enthalpie [llkmol], molare freie Enthalpie beim Standarddruck Po [llkmol] Grashof-Zahl [- ] transponierter Gradiententensor Hohe (des Zylinderraums) [m]; spezifische Enthalpie [Jzkg]; plancksches Wirkungsquantum h = 6,62~ . 10- 34 1s Heizwert (bezogen auf 1 kg Verbrennungsgas) [1/kg] Ventilhub [m] Enthalpie [1] Gemischheizwert [11m 3 ] molare Enthalpie [llkmol] Brennwert (friiher: oberer Heizwert) [1/kg] Reaktionsenthalpie [llkmol] Heizwert (friiher: unterer Heizwert) [1/kg] (alle Heizwerte auch: [kJ/kg, Ml/kg]) Heizwert (bezogen auf 1 kmol Verbrennungsgas) [llkmol] Heizwert bei v = konst. bzw. p = konst. [1/kg] Laufvariable (1, 2, ... , n) Stromstarke [A]; Impuls [Ns]; polares Tragheitsmoment [kgm 2] Impulsvektor Warmedurchgangszahl [W1m2 K]; Boltzmann-Konstante: k = 1,38054 . 10- 23 11K; Geschwindigkeitskonstante chemischer Reaktionen (verschiedene Dimensionen moglich); Extinktionskoeffizient [-]; (mittlere spezifische) turbulente kinetische Energie [m 2/s2 ]; Konvertierungsrate [%] Gleichgewichtskonstante (bezogen auf Konzentrationen) [-] XIV Kp II 1M 1K L Lp t.; m ms.mt: mAG, mAGi, mAGe mB,mL ms-, ms p mRG, mVG rh rh* me, rhL M Md Ma n n* nel N Nu P PO t«. Pi Pm, Pr P r; Pe Pr q a«. qr Formelzeichen, Indizes und Abkiirzungen Gleichgewichtskonstante (bezogen auf Partialdriicke) [-] (charakteristische) Lange, Schubstangen-, Stromfadenlange [m] integrale Lange [m] Mikrolange [m] Kolmogorov-Lange [m] Luftbedarf [kg/kgn] (auch andere Einheiten moglich) leistungsbezogener Luftdurchsatz [kg/s kW] (auch andere Einheiten moglich) stochiometrischer Luftbedarf [kg/kgn] (auch andere Einheiten moglich) Masse [kg] oder [kmol]; Formfaktor (des Vibe-Brennverlaufs) [-] insgesamt ausstromende, einstromende Gasmasse [kg] Abgasmasse [kg], intern, extern riickgefiihrte Abgasmasse [kg] Brennstoffmasse [kg], Luftmasse [kg] Frischladungsmasse [kg], Spiilmasse [kg] Restgasmasse [kg], Verbrennungsgasmasse [kg] Massenstrom [kg/s] bezogener Massenstrom (verschiedene Dimensionen moglich) Massenstrom Brennstoff, Luft [kg/s] (auch kg/h moglich) molare Masse [kg/kmol]; Drehimpuls [N/m] (Motor-) Drehmoment [Nm] Machzahl [- ] Anzahl; (Motor-)Drehzahl [min-I, evtl. auch s-l]; Polytropenexponent [-]; Stoffmenge, Molzahl [kmol]; stochiometrischer Koeffizient [- ]; Laufvariable [- ] bezogene Drehzahl (verschiedene Dimensionen moglich) Anzahl der Elektronen (Brems-)Last [J] Nusselt-Zahl [-] Druck, Partialdruck [bar, Pa] Standarddruck, PO = 1 atm = 1,013 bar effektiver Mitteldruck [bar], innerer (indizierter) Mitteldruck [bar] Mitteldruck [bar], Reibungsmitteldruck [bar] Leistung [W, kW] effektive Leistung [kW] Peclet-Zahl [- ] Prandtl-Zahl [- ] spezifische Warmetmenge) [J/kg] spezifische aulsere Warmetrnenge) [J/kg], spezifische Reibungswarmeunenge) [J/kg] q q* Q Qa, Qr Qrev dQB/dcp dQH/dcp dQw/dcp Q r rp R Rm Re Ret S Sm S Sm t T t; u U Urn v Va Ve Vfl, Vt VK, VKm Vm Vq V r , Vt, Vu Vr Vx , v v vy, V z Warmestromdichte [W1m2 ] ; spezifischer Warmestrom [W/kg] dimensionslose Warmezufuhr [- ] Wanne [J]; elektrische Ladung [C] auBere Warme [J], Reibungswarme [J] reversible Wanne [J] Brennverlauf [J/oKW] Heizverlauf [J/o KW] Wandwarmeverlauf [J/oKW] Warmestrom [W] Kurbelradius [m]; spezifische Verdampfungswarme [J/kg]; Reaktionsgeschwindigkeit der Spezies P [kg/m 3s] spezifische Gaskonstante [J/kg K]; elektrischer Widerstand [(2] allgemeine (molare) Gaskonstante: R m = 8314,3 Jlkmol K Reynolds-Zahl [- ] turbulente Reynolds-Zahl [- ] Lange, Hohe, Kolbenhub, Wanddicke [m]; Schichtdicke (des Gaskorpers, der Flamme) [m]; spezifische Entropie [J/kgK] spezifische molare Entropie [J/kgK] Entropie [J/K] molare Entropie [JlkmoIK] Zeit [s]; Temperatur rOC] Temperatur [K] Reibungstemperatur [K] spezifische innere Energie [J/kg] innere Energie [J]; elektrische Spannung [V] molare innere Energie [Jlkmol] spezifisches Volumen [m 3/kg]; (Teilchen-)Geschwindigkeit [m/s] Geschwindigkeit in achsialer Richtung [m/s]; ungestorte Stromungsgeschwindigkeit auBerhalb der Grenzschicht [m/s] Einbringgeschwindigkeit [m/s] laminare, turbulente Flammen(ausbreitungs)geschwindigkeit [cm/s] momentane, mittlere Kolbengeschwindigkeit [m/s] mittlere Stromungsgeschwindigkeit [m/s] Quetschstromungsgeschwindigkeit [m/s] Geschwindigkeit in radiale Richtung, tangentiale Richtung, Umfangsrichtung [m/s] Schubspannungsgeschwindigkeit [m/s] Geschwindigkeit in x-Richtung, y-Richtung, z-Richtung [m1s] Geschwindigkeitsvektor [m/s] arithmetisch gemittelte Geschwindigkeit [m/s] XV Formelzeichen, Indizes und Abkiirzungen V v' v" V Ve Vm Vh, VH V W Wt Wy W We, Wi Wr , Wt , W y , Wv We x XAG, XRG, dichtegewichtet gemittelte Geschwindigkeit (nach Favre) [m/s] turbulente Schwankungsgeschwindigkeit [m/s] turbulente Schwankungsgeschwindigkeit bei dichtegewichteter Mittelung [mls] Volumen [m3 ] , Zylindervolumen [dm 3 ] Verdichtungsvolumen [m 3 ] Molvolumen [m3/kmol] Hubvolumen eines Zylinders, des gesamten Motors [m3 , dm 3 ] Volumenstrom [m 3/s] spezifische Arbeit [J/kg] spezifische technische Arbeit [J/kg] spezifische Volumanderungsarbeit [J/kg] Arbeit [J] effektive Arbeit, innere (indizierte) Arbeit [J] Reibungsarbeit, technische Arbeit [J] Arbeit des vollkommenen Motors, Volumanderungsarbeit [J] Weber-Zahl [- ] Feuchtegrad [-]; Strecke, (Kolben- )Weg, Koordinate [m]; Durchbrennfunktion des Brennverlaufs, Umsetzrate [-, %] Abgasanteil [-]; Restgasanteil [- ]; Verbrennungsgasanteil [- ] XYG XAGe x x x y z Z 'f]e 'f]e, 'f]i 'f]g 'f]gl 'f]LLK 'f]m 'f]s-i,K, 'f]s-i,T 'f]th 'f]y [-] K A A, Aloe, Ay, AYG Aa Af Al Ar As /L /Li /La v Vi n P PD a ex fJ y 0 oij ~ 8 8' 8<p 8G 1] Warmeiibergangskoeffizient [W1m2 K]; Kontraktionsziffer [- ]; Temperaturleitfahigkeit [m2 Is]; Absorptionskoeffizient [- ] thermischer Ausdehnungskoeffizient (11K) Ventilsitzwinkel [0] Grenzschichtdicke [m] Kronecker-Einheitstensor Differenz zweier Grolsen; Laplace-Operator Verdichtungsverhaltnis [-]; Dissipation Verdichtungsverhaltnis des Zweitaktmotors [-] Entspannungsgrad [- ] Emissionsverhaltnis [-] molekulare Viskositat [N s/rrr']; Wirkungsgrad [- ] Isentropenexponent [- ] Schubstangenverhaltnis [- ]; Warmeleitfahigkeit, Warmeleitzahl [WImK]; Wellenlange [m] Luftverhaltnis (Luftzahl), ortliches Verbrennungsluftverhaltnis, Verbrennungsluftverhaltnis, Luftverhaltnis des Verbrennungsgases [- ] Luftaufwand [- ] Fanggrad [-] Liefergrad [- ] Reibbeiwert oder Rohrreibungszahl [-] Spiilgrad [-] Durchflusszahl [- ]; Uberstromkoeffizient [-] /Lehem externe Abgasriickfiihrrate [- ] Kolbengeschwindigkeit [mls] relative Umsetzgeschwindigkeit der Verbrennung [- ] Lage- oder Ortsvektor [m] Koordinate [m] Koordinate [m]; Zylinderzahl [- ]; geodatische Rohe [m] Realgasfaktor, Kennzahl [- ] Wirkungsgrad des Carnot-Prozesses [- ] effektiver Wirkungsgrad, indizierter (innerer) Wirkungsgrad [-] Giitegrad [- ] Gleichraumgrad [- ] Ladeluftkiihler-Wirkungsgrad [-] mechanischer Wirkungsgrad [- ] innerer isentroper Wirkungsgrad des Kompressors (Verdichters), der Turbine [- ] thermodynamischer Wirkungsgrad [- ] Wirkungsgrad des vollkommenen Motors an t i rI rK rM tp Vt co ~ ~u r chemisches Potential [Jlkmol] Masseanteil der Komponente i [-] Durchflusskennwert [- ] kinematische Zahigkeit [m2/s]; Geschwindigkeitsfunktion [-] Molanteil der Komponente i [-] Druckverhaltnis [-] Dichte [kg/m 3 ] Dichte des Wasserdampfes (absolute Feuchte) [kg/rrr'] Versperrungsziffer [- ]; (Oberflachen- )Spannung [N/m 2 ] Standardabweichung [- ] Schubspannung [N/m 2 ] ; Zeit [s] viskoser Spannungstensor integrale Zeit [s] Kolmogorov-Zeit [s] Mikrozeit [s] Kurbelwinkel [0 KW]; Geschwindigkeitsbeiwert [-]; relative Feuchte [-] Durchflussfunktion [- ] Winkelgeschwindigkeit [s-l] exergetischer Wirkungsgrad [- ]; Verlustbeiwert [- ] Umsetzungsgrad [- ] Diffusionskoeffizient [- ] XVI Formelzeichen, Indizes und Abktirzungen e je Raum- und Zeiteinheit entwickelte Warmemenge [W1m3 ] Equivalence Ratio [- ]; RuBvolumenbruch [m 3 RuBlm 3 ] [P] Konzentration der Spezies P [kmol/m'] geo ges Geometrie gesamt Gleichraum-Verbrennung kombinierte Gleichraum-Gleichdruck-Verbrennung Gesamtsystemsimulation Hochdruck(phase) Hardware in the Loop innen, indiziert ideal kritisch Kompression; Kompressor, Verdichter: Kammer; Kanal; Kolben; Ktihlmittel Auslasskanal Einlasskanal konstant Konvektion Kurbelwinkel Luft; Lade(druck) laminar Leckage, Blow-by Large Eddy Simulation (Grobstruktursimulation) Laser-induzierte Interferenz Leerlauf Ladeluftktihler lokal Ladungswechsel mittel; molar Motor; Mulde maximal Messung minimal Mehrkorpersysteme Modell Methanzahl Niederdruck(phase) Nutzturbine optimal oberer Totpunkt Oktanzahl Pumpe Quetschstromung Reibung; rtick(laufende Welle) Reaktion real Weitere Indizes und Abkiirzungen 0 1 2 1-0 3-0 a A ab abs AGR AO AS ATL B Bez, bez ch char CFD CZ D diff ONS dpf Dr dyn e E EB ECU EO ES EST EV f FB FEM fl FI g G GOI GO-V Bezugs- oder Standardzustand Zustand (im Querschnitt, am Punkt) 1 Zustand (im Querschnitt, am Punkt) 2 eindimensional dreidimensional aus,auBen,auBere (Zylinder-)Auslass abgeftihrt(e) (Warme) absolut Abgasrtickftihrung Auslass offnet Auslass schlieBt; Arbeitsspiel Abgasturboaufladung Brennstoff, Kraftstoff, Benzindampf; Zylinderbuchse; Behalter Bezug, bezogen chemisch charakteristisch Computational Fluid Dynamics Cetanzahl Wasserdarnpf; Zylinderdeckel Diffusion direkte numerische Simulation Dampf Drall, Fltigelgrad dynamisch effektiv; ein, (Behalter-)Eintritt; eingebracht (ZYlinder-)Einlass, einstromend: Empfanger; Explosion Einspritzbeginn Engine Control Unit Einlass offnet Einlass schlieBt Einspritzteilmenge Einspritzverzug feucht; frei; frisch; fruh Forderbeginn Finite-Elemente-Methode (laminare) Flamme Fluidiwarme) getrocknet; geometrisch Gas, gasseitig; Gemisch Gasoline Direct Injection (direkte Benzineinspritzung) Gleichdruck-Verbrennung GR-V GRGO-V GSS HO HIL id k K KA KE konst. Konv KW L lam Leek LES LIP LL LLK loc LW m M max Mess min MKS Mod MZ NO NT opt OT OZ P q R real XVII Formelzeichen, Indizes und Abkiirzungen Rech red rel RG rL rV S st Str SZ t T Tb Teu th TL tr Tr u U urn U Rechnung reduziert relativ Restgas reale Ladung realer Verbrennungsablauf isentrop, bei s = konst.; zur Spiilung; spat Laufschaufel; Saug(druck); Schwerpunkt stochiometrisch; stabil; stationar; statisch Strahlung Schwarzungszahl turbulent Turbine Tumble Traction Control Unit theoretisch; thermodynamisch Teillast; Turbolader trocken Tropfen unverbrannt(e Zone) Umfang; Umgebung umgesetzt(e) Uberstrom- UT uV v V VB vd VD VE VG VL VT w W WOT Ww Z ZOT zu ZV ZZP A tp unterer Totpunkt unvollkommene Verbrennung verbrannt(e Zone); vollkommen; vor(laufende Welle) Ventil; Verlust Verbraucher; Verbrennungsbeginn verdampfen, verdampft Verbrennungsdauer Verbrennungsende Verbrennungsgas Volllast Verdichterturbine wirksam Wandtwarme); Wasser Wechsel-OT Wandwarme Zylinder Ziind-OT zugefiihrt(e) (Warme) Ziindverzug Ziindzeitpunkt bei A = konst. beim Kurbelwinkel 1 Allgemeine Grundlagen 1.1 Uberblick Der Arbeitsprozess der Kolbenverbrennungskraftmaschine ist ein auBerordentlich komplizierter thermodynamischer Vorgang. Er beinhaltet allgemeine Zustandsanderungen mit Warmeiibergang in einem weiten Temperatur- und Druckbereich, chemische Prozesse wahrend und nach der Verbrennung, instationare Vorgange und Stromungen im Arbeitsraum und beim Ladungswechsel, Verdampfungsvorgange vor allem bei der Gemischbildung usw. In diesem Kapitel sollen nur die fiir die Anwendung auf die Verbrennungskraftmaschine wichtigsten theoretischen Grundlagen zusammengefasst werden. Eine ausfiihrliche Darstellung findet man in einschlagigen Fachbiichem [1.2, 1.8, 1.34, 1.35]. Die thermodynamischen Vorgange lassen sich auf die beiden Hauptsatze der Thermodynamik zuriickfiihren. Diese machen eine Aussage einerseits iiber die Energiebilanz und andererseits iiber die Richtung eines Prozessablaufs oder iiber Gleichgewichtszustande, Bei Anwendung der beiden Hauptsatze miissen die Stoffeigenschaften der am Arbeitsprozess beteiligten Substanzen bekannt seine Bei thermodynamischen Rechnungen ist es notwendig, den betrachteten Raum genau abzugrenzen. Man bezeichnet diesen als thermodynamisches System und unterscheidet zwischen folgenden Arten von Systemen: - - offenes System: instationares offenes System: allgemeiner Fall mit instationarem Energie- und Stofftransport; stationares offenes System (stationarer FlieBprozess): konstanter Zu- undAbfluss von Stoffen und Energie ohne Anderung der im System gespeicherten Energie geschlossenes System: kein Stofftransport abgeschlossenes System: kein Energie- und Stofftransport Bei Verbrennungskraftmaschinen konnen je nach Aufgabenstellung und Betrachtungsweise die Systemgrenzen unterschiedlich festgelegt werden, wodurch sich auch unterschiedliche Arten von Systemen ergeben konnen. So stellt z. B. der Motor als Ganzes bei stationarem Betrieb ein stationares offenes System dar, der Arbeitsraum ist in der Hochdruckphase ein geschlossenes System und bei geoffneten Ventilen ein instationares offenes System. Die Stoffeigenschaften werden durch Zustandsgrollen beschrieben. Diese konnen unabhangig von der betrachteten Masse sein wie z. B. Druck p und Temperatur T. Man spricht dann von intensiven Zustandsgrolsen. Extensive Zustandsgrolien sind proportional der Masse. Sie werden iiblicherweise mit GroBbuchstaben bezeichnet. Dazu gehoren das Volumen V und die innere Energie U. Bezieht man diese Grolien auf 1 kg Masse, werden sie spezifische Zustandsgrolsen genannt und' mit Kleinbuchstaben bezeichnet, z. B. spezifisches Volumen v, spezifische innere Energie u. Oft ist es auch vorteilhaft, auf die Stoffmenge 1 mol (NA = 6,022 x 1023 Teilchen) bzw. 1 kmol zu 2 Allgemeine Grundlagen beziehen. Man spricht dann von molaren Zustandsgrollen, z. B. Molvolumen Vrn, molare innere Energie Urn. Die molare Masse M in kglkmol folgt aus der Masse m nach Division durch die Stoffmenge n in kmol: M =m/n. (1.1) Bei chemisch reinen Stoffen ist der Zustand durch zwei Zustandsgroben eindeutig gegeben. So sind z. B. die drei thermischen Zustandsgrolien Druck p, Temperatur T und spezifisches Volumen v durch die thermische Zustandsgleichung f(p,T,v) = 0 (1.2) verkniipft. Auch die kalorischen Zustandsgrollen (innere Energie U, Enthalpie H, Entropie S u. a.) lassen sich jeweils als Funktion von zwei anderen Zustandsgrolsen darstellen. Diese Funktionen miissen durch Messungen ermittelt werden und konnen durch oft komplizierte Gleichungen, Tabellen oder Diagramme dargestellt werden. 1.2 Grundlagen der Thermodynamik 1.2.1 Erster Hauptsatz der Thermodynamik Das Gesetz von der Erhaltung der Energie wird 1. Hauptsatz der Thermodynamik genannt. 1m Verbrennungsmotor tritt in einigen Phasen des Arbeitsprozesses ein instationarer Massentransport auf, z. B. beim Ladungswechsel. Man nennt ein solches System, welches mit einem Massentransport iiber die Systemgrenzen verbunden ist, ein instationares offenes System. Fiir dieses lautet die Energiegleichung: dWt + dQa + L tunith; + \ eai) J v tiber die Systemgrenzen transportierte Energien = dU + dE a . (1.3) "-v-" im System gespeicherte Energien Darin bedeuten Wt die iiber die Systemgrenze geleitete Arbeit (technische Arbeit), Qa die iiber die Systemgrenze flieBende Warme (aufere Warme), m, die iiber die Systemgrenze ftieBende Masse, hi die spezifische Enthalpie der iiber die Systemgrenze flieBenden Masse mi, eai die spezifische aulsere Energie (z. B. kinetische oder potentielle Energie) der iiber die Systemgrenze flieBenden Masse m., U die innere Energie des Systems und E a die aulsere Energie des Systems (z. B. kinetische oder potentielle Energie). Vorzeichenfestlegung: dWt , dQa, dmi sind positiv, wenn sie dem System zugefiihrt, und negativ, wenn sie vom System abgefiihrt werden. In der technischen Thermodynamik wurde friiher fiir die Arbeit eine umgekehrte Vorzeichenfestlegung gewahlt.. Gleichung (1.3) gilt sowohl fiir reibungsfreie als auch fiir reibungsbehaftete Vorgange. Sie sagt aus, dass die Summe der durch Arbeit, Warme und mit dem Stoffstrom zugefiihrten Energien gleich den im System gespeicherten inneren und auBeren Energien ist. Dabei ist beim gespeicherten Energieanteil jeweils die innere Energie einzusetzen, bei dem mit dem Stoffstrom transportierten 3 1.2 Grundlagen der Thermodynamik Energieanteil die Enthalpie mit der Definition h= u + pv, (1.4) welche auBer der inneren Energie u noch die Verschiebearbeit pv enthalt. Diese ist also bei der Arbeit W t nicht mehr zu beriicksichtigen. Solange keine chemischen Umwandlungen eintreten, kann der Nullpunkt von einer der beiden Zustandsgr6Ben u oder h beliebig gewahlt werden, der Nullpunkt der anderen Zustandsgr6Be ergibt sich dann aus der Definitionsgleichung (1.4). Bei chemischen Reaktionen kann nur der Nullpunkt einer begrenzten Anzahl von Stoffen festgelegt werden, oder es muss die Differenz durch die Reaktionsenergie oder die Reaktionsenthalpie (Heizwert) iiberbriickt werden (siehe Abschn. 2.3). Wenn kein Massentransport tiber die Systemgrenzen erfolgt, wie das z. B. wahrend der Kompression und Expansion im Zylinder der Fall ist, spricht man von einem geschlossenen System. Gleichung (1.3) vereinfacht sich dann zu: dWt + dQa = dU + dEa. (1.5) Die auBere Energie des geschlossenen Systems kann bei Gasen haufig vernachlassigt werden, weil die potentielle und die kinetische Energie gegeniiber der inneren Energie klein sind. Die Arbeit ist beim reibungsfreien Prozess gleich der Volumanderungsarbeit Wv: dWv = -pdV. (1.6) Darin bedeuten p den Druck an der Systemgrenze und V das Volumen des Systems. Wenn die zu- und abgefiihrten Energie- und Stoffstrome zeitlich konstant sind und sich die im System gespeicherten Energien nicht andern, spricht man von einem stationaren Flie8prozess. Dieser tritt z. B. bei Gasturbinen auf, aber auch die Kolbenverbrennungskraftmaschine als Ganzes kann als stationarer FlieBprozess betrachtet werden. Fur diesen kann Gl. (1.3) in folgende Gleichung umgeformt werden: n Wt + e. + Lmi(hi + eai) = o. (1.7) i=I Fur den haufigen Fall, dass ein konstanter Massenstrom mit dem Zustand 1 eintritt und dem Zustand 2 austritt, ergibt sich: (1.8) Wt + Qa = m'h: - hv + e a2 - eaI). Bezogen auf 1 kg des durchstromenden Mediums lautet diese Gleichung: (1.9) Die aulsere Energie ea des Massenstromes besteht fast immer nur aus kinetischer und potentieller Energie..Mit der Geschwindigkeit v, der Erdbeschleunigung g und der geodatischen Hohe z gilt: ea = v 2 /2 + g z: (1.10) Bei Gasen kann meistens die potentielle Energie gz und oft auch die kinetische Energie v2 /2 vernachlassigt werden. Die reversible Warme Qrev ist diejenige Warme, welche bei einem reversiblen Prozess 4 Allgemeine Grundlagen zugefiihrt werden miisste, urn dieselbe Zustandsanderung wie beim tatsachlichen Prozess zu erreichen. Sie beinhaltet die auHere Warme Qa (iiber die Systemgrenzen flieBende Warme, positiv oder negativ) und die im Inneren entstehende Reibungswarme Qr (durch Reibungsvorgange im Inneren des Systems entstehende Warme, immer positiv): Qrev = Qa + Qr. (1.11) Fiir chemisch reine Stoffe oder Stoffgemische mit konstanter Zusammensetzung gilt dQrev =dU + pdV (1.12) und (1.13) dQrev = dB - V dp. Setzt man die von auBen zugefiihrte Warme nach Gl. (1.11) unter Beriicksichtigung von Gl. (1.13) in den 1. Hauptsatz Gl. (1.9) ein, erhalt man die zweite Formulierung des Energiesatzes fiir den stationaren FlieBprozess, in der die Reibungswarme aufscheint: 1 2 Wt = v dp + qr + ea2 - eal· (1.14) 1.2.2 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik sagt aus, in welche Richtung Prozesse ablaufen konnen, oder ob sich ein System im Gleichgewicht befindet. Fur ein adiabates (warmeisoliertes) System lautet die mathematische Formulierung mit Hilfe der Entropie S: (1.15) Das heiBt, die Entropie eines adiabaten Systems kann immer nur zunehmen. 1m Grenzfall des reversiblen Prozesses bleibt sie konstant. Fiir den Gleichgewichtszustand eines adiabaten Systems muss die Entropie ein Maximum erreichen, d. h., es muss gelten: (1.16) Sehr haufig wird kein vollkommenes Gleichgewicht erreicht, sondem nur Gleichgewicht hinsichtlich einer oder mehrerer Zustandsgrolsen. Die restlichen Zustandsgrolsen sind dann "eingefroren" . Man spricht in diesem Fall von einem partiellen Gleichgewicht. Zur Berechnung des Gleichgewichtszustands von nicht adiabaten Systemen kann ebenfalls Gl. (1.16) beniitzt werden, wenn die Systemgrenzen so erweitert werden, dass kein Warmefluss iiber diese beriicksichtigt werden muss. In der modemen Thermodynamik wird die Entropie haufig nicht mit Hilfe der Warme definiert, trotzdem wird hier diese Definition beibehalten, weil sie sich wegen ihrer Anschaulichkeit bei der technischen Anwendung bewahrt hat: dS = dQrev/T. (1.17) Aus Gl. (1.17) folgt, dass die reversible Warme, wie in Abb.1.1 dargestellt, im TS-Diagramm als Flache unter der Zustandsanderung abgelesen werden kann. Bei geschlossenen Systemen ist haufig Qr ~ 0, so dass diese Flache gleichzeitig die von auBen zu- oder abgefiihrte Warme ist. 5 1.2 Grundlagen der Thermodynamik 2 f- Qrev Entropie S Abb. 1.1. Darstellung der reversiblen Warme im TS-Diagramm Bei adiabaten offenen Systemen kann andererseits die immer positive Reibungswarme abgelesen werden. Aus Gl. (1.17) folgt mit den GIn. (1.12) und 0.13): + pdV, (1.18) T dS = dH - V dp. (1.19) TdS = dU 1.2.3 Kreisprozesse Kreisprozesse dienen zur Umwandlung von Warme in Arbeit (Warmekraftmaschinen) oder zum Warmetransport von einem tiefen auf ein hoheres Temperatumiveau mittels Arbeit (Kaltemaschinen), Die Verbrennungskraftmaschine fiihrt zwar keinen geschlossenen Kreisprozess aus, weil Frischladung angesaugt und Abgas ausgeschoben wird . Man kann sich aber den Ladungswechsel durch eine Warmeabfuhr ersetzt denken, so dass ein geschlossener Kreisprozess entsteht und aIle Gesetze der Kreisprozesse anwendbar sind. Die Zustandsanderungen eines Kreisprozesses sind impV- und TS-Diagramm geschlossene Kurvenziige, die bei Warmekraftmaschinen im Uhrzeigersinn durchlaufen werden (Abb. 1.2). Der thermodynamische Wirkungsgrad 17th eines Kreisprozesses ist als Quotient von abgegebener Arbeit - W und zugefiihrter Warme Qzu definiert: 17th = - (1.20) W / Q zu- T zu.m f- :; "§ aE ~ T ab.m Volumen V Entropie S Abb. 1.2. p V- und TS-Diagramm eines Kreisprozesses am Beispiel der Verbrennungskraftmaschine 6 Allgemeine Grundlagen Aus der Energiebilanz ergibt sich mit der vom Prozess abgegebenen Warme Qab: -w = (1.21) Qzu - Qab. Damit gilt fur den thermodynamischen Wirkungsgrad: 17th = (1.22) 1 - Qab/ Qzu. Da die Warmeabfuhr Qab zwangslaufig zu jedem Kreisprozess gehort, muss auch der Wirkungsgrad immer wesentlich kleiner als 1 seineWarme kann daher niemals vollstandig in Arbeit umgewandelt werden. Fur den reibungsfreien Prozess konnen die Warmen durch T dS = Tm~S ersetzt werden. Damit folgt mit Tab,m als mittlerer Temperatur der Warmeabfuhr und Tzu,m als mittlerer Temperatur der Warmezufuhr: 17th = 1 - Tab,m/Tzu,m. (1.23) J Urn einen moglichst hohen Wirkungsgrad zu erreichen, sollte also die Warme bei moglichst hoher Temperatur zugefiihrt und bei moglichst tiefer Temperatur abgefiihrt werden. Bei gegebenen Temperaturgrenzen ist der Carnot-Prozess der Optimalprozess, bei dem die Warmen bei konstanten Temperaturen Tzu bzw. Tab zu- bzw. abgefiihrt werden, so dass sich im TS-Diagramm eine Rechteckflache ergibt. Sein Wirkungsgrad 17C betragt: 17C = 1- Tab/Tzu. (1.24) 1.2.4 Exergie und Anergie Nach dem 2. Hauptsatz konnen mechanische Energie und Arbeit zur Ganze in jede andere Energieform umgewandelt werden; dagegen konnen Warme, innere Energie und Enthalpie nicht vollstandig in Arbeit umgeformt werden. Man bezeichnet die umwandelbaren Energien und Energieanteile als Exergie E, nicht umwandelbare Energieanteile werden als Anergie B bezeichnet. Die Begriffe Exergie und Anergie werden fur die Berechnung von Prozessen nicht benotigt, sie ermoglichen aber eine thermodynamisch einwandfreie Verlustanalyse, wie sie mit Hilfe von energetischen Wirkungsgraden nicht immer moglich ist. Mit Hilfe von Exergie und Anergie konnen die beiden Hauptsatze neu formuliert werden. 1. Hauptsatz: Die Summe aus Exergie E und Anergie B ist konstant: L(E + B) = konstant. (1.25) 2. Hauptsatz: Die Exergie nimmt beim irreversiblen Prozess ab, beim reversiblen Prozess bleibt sie konstant und eine Zunahme ist unmoglich: (1.26) Der Exergieanteil der teilweise umwandelbaren Energien hangt U. a. vom Umgebungszustand abo Dieser muss daher vor jeder Exergiebetrachtung festgelegt werden. Wenn keine Stoffumwandlungen beriicksichtigt werden, dann geniigt es, Temperatur und Druck der Umgebung festzulegen. Bei Stoffumwandlungen, wie sie auch im Verbrennungsmotor stattfinden, muss auch die chemische Zusammensetzung der Umgebung definiert werden. Da der Motor mit atmospharischer Luft betrieben wird, ist es sinnvoll, gesattigte feuchte Luft als Umgebung festzulegen. 7 1.3 Ideales Gas Mechanische, kinetische und potentielle Energie, Arbeit sowie elektrische Energie sind voll umwandelbar und daher reine Exergie. Warme kann im Idealfall mit dem Wirkungsgrad des CarnotProzesses Gl. (1.24) umgewandelt werden. Der Exergieanteil der Warme betragt daher: dE = (1 - (1.27) Tu/T)dQ. Darin bedeutet T die Temperatur, bei der die Warme dQ zugefiihrt wird, und Tu die Umgebungstemperature Fur die Exergie eines Stoffstroms lasst sich aus dem 1. Hauptsatz fur den stationaren FlieBprozess bei reversibler Prozessfiihrung folgende Gleichung ableiten: E = H - Hu - Tu(S - Su) + Ea. (1.28) Fur die Exergie des geschlossenen Systems gilt: E = U - Uu - Tu(S - Su) + pu(V - Vu). (1.29) In den beiden Gleichungen bedeuten H die Enthalpie des Stoffstroms, Hu die Enthalpie bei Umgebungszustand, S die Entropie des Stoffstroms, Su die Entropie bei Umgebungszustand, E; die aufere Energie mit E a = m(v 2 / 2 + gz), U die innere Energie des Systems, Uu die innere Energie bei Umgebungszustand, pu Umgebungsdruck, V das Volumen des Systems und Vu das Volumen des Systems bei Umgebungszustand. 1.3 Ideales Gas 1.3.1 Thermische Zustandsgleichung Bei sehr stark verdiinnten Gasen werden die Wechselwirkungskrafte zwischen den einzelnen Molekiilen vernachlassigbar klein. Man nennt solche Gase ideale Gase. Ihr thermodynamisches Verhalten lasst sich durch einfache Gesetze beschreiben. Obwohl dieser Zustand ein Idealzustand ist, wird er von vielen Gasen mit guter Naherung erfiillt. Das gilt auch fur die Arbeitsgase der Verbrennungskraftmaschine (Luft und Verbrennungsgas). Die thermische Zustandsgleichung stellt eine Beziehung zwischen Druck p, spezifischem Volumen v (bzw. Molvolumen Vm ) und Temperatur T dar und lasst sich je nach Bezugsgrofse folgendermaBen schreiben: Bezugsgrofse 1 kg: pv = RT; (1.30) Bezugsgrolse 1 lanol: (1.31) Die allgemeine Gaskonstante Rm ist eine fur aIle Gase gleiche Naturkonstante: s.; = 8314,3J/kmoIK. Die spezifische Gaskonstante R kann aus der allgemeinen Gaskonstanten Rm und der molaren Masse M berechnet werden: (1.32) R = Rm/M. 8 Allgemeine Grundlagen Fur die Masse m lautet die Gasgleichung: pV=mRT (1.33) pV=nRmT. (1.34) und fur die Stoffmenge n: 1m Anhang, Tabelle A.l, sind die wichtigsten Stoffwerte von idealen Gasen wiedergegeben, ausfiihrliche Daten findet man z. B. in Lit. 1.37. 1.3.2 Kalorische Zustandsqrofsen Die spezifische Warmekapazitat (friiher auch: spezifische Warme) des idealen Gases hangt nur von der Temperatur ab und nicht von Druck oder spezifischem Volumen: C v = cv(T), (1.35) C p = cp(T). (1.36) Dabei bedeuten C v die spezifische Warmekapazitat bei konstantem Volumen und c p die spezifische Warmekapazitat bei konstantem Druck. Bei nicht zu groBen Temperaturanderungen konnen die spezifischen Warmekapazitaten auch als konstant angenommen werden. Bei Luft betragt der Fehler etwa 1 % bei 100 Grad Temperaturdifferenz. 1m Arbeitsraum von Verbrennungskraftmaschinen treten sehr starke Temperaturanderungen auf, so dass nicht mit konstanten spezifischen Warmekapazitaten gerechnet werden darf. Dagegen ergeben sich bei Turboladern und vor allem bei den Ladungswechselvorgangen nur geringe Fehler, wenn mit konstanten spezifischen Warmekapazitaten gerechnet wird. Fur die spezifischen Warmekapazitaten, gleichgiiltig ob konstant oder temperaturabhangig, gilt der Zusammenhang: (1.37) C p - C v = R. Mit der Definition des dimensionslosen Isentropenexponenten K= wird cp/c v 1 cv=--R K-1 und K cp=--R. K-1 (1.38) (1.39) (1.40) Von den drei Grolsen cp , Cv und K braucht also nur jeweils eine bekannt zu sein, urn die beiden anderen berechnen zu konnen. Mit Hilfe der spezifischen Warmekapazitaten konnen die spezifische innere Energie u und die spezifische Enthalpie h berechnet werden. Sie sind daher ebenfalls reine Temperaturfunktionen: du = c., dT, (1.41) dh = cpdT. (1.42) 1.3 Ideales Gas 9 Aus den GIn. (1.4) und (1.30) lasst sich fur die Enthalpie des idealen Gases h= u + RT (1.43) ableiten. Der Nullpunkt kann nur fur eine der Grolsen u oder h frei gewahlt werden. Er liegt fur beide Grolsen bei derselben Temperatur, wenn er bei 0 K festgelegt wird. Anstelle der spezifischen Grollen werden auch haufig molare Gro8en (bezogen auf 1 kmol) verwendet. Die GIn. (1.37) bis (1.43) gelten analog: Cmp - Cmv = Rm , (1.44) = Cmp/Cmv, (1.45) 1 Cmv=--R m, (1.46) K K-1 K Cmp=--R m, (1.47) K-1 Hm=Um + pVm, (1.48) Hm=Um + RmT. (1.49) Darin bedeuten Cmv die molare Warmekapazitat (friiher auch: Molwarme) bei konstantem Volumen, Cmp die molare Warmekapazitat bei konstantem Druck, Um die molare innere Energie und Hm die molare Enthalpie. Fur die Entropie gilt folgendes Gleichungssystem: dT dv ds=c-+Rv Tv' dT dp ds=c - - R - (1.51) v' T p (1.50) dp ds = c v - dv + cp - p (1.52) . v Die Integration ergibt: S2 - SI = l T2 i i T2 TI S2 - SI = T cp - TI S2-SI= -Cv dT + R In -V2, T PI + R In-, dT T2 Cv -dp+ TI (1.53) VI p i (1.54) P2 T2 TI p c -dv. (1.55) V Bei konstanten spezifischen Warmekapazitaten wird: S2 - SI T2 = C v In - TI S2 - SI T2 =cpln - TI S2 - SI = P2 Cv In - PI + V2 R In-, (1.56) VI PI + Rln-, (1.57) P2 V2 + c p In-. VI (1.58) Allgemeine Grundlagen 10 Es ergeben sich also durchwegs logarithmische Abhangigkeiten von den Grolsen p, v und T. Fur die Isentrope (s = konst.) ergeben sich bei konstanten spezifischen Warmekapazitaten aus Gl. (1.56) bis (1.58): T2 = Tl (~)K-l, (1.59) V2 T2 = (P2)(K-l)/K, TI PI -P2 PI K VI =( - V2 (1.60) ) bzw. pv K = konst. (1.61) Fur die Volumanderungsarbeit Wv des isentropen geschlossenen Systems kann fur ein ideales Gas mit konstanten spezifischen Warmekapazitaten aus Gl. (1.5) bei Vemachlassigung der aufseren Energien die Beziehung (1.62) abgeleitet werden. Durch Einsetzen von Gl. (1.59) bzw. (1.60) ergeben sich mit Gl. (1.39) die Gleichungen Wv = _ 1 RTl[(~)K-l -1] K - 1 V2 beziehungsweise 1 wv=--RTI K - 1 [(p~ ) (K-l)/K PI (1.63) ] -1. (1.64) Fur die technische Arbeit Wt des isentropen stationaren FlieBprozesses ergibt sich aus Gl. (1.9) unter denselben Voraussetzungen: (1.65) Wt=_K RTI[(~)K-l_1], K - 1 (1.66) V2 Wt = _K_ RTI P2 [( K - 1 PI ) (K-l)/K ] - 1 . (1.67) Diese Gleichungen dienen z. B. zur Berechnung der zugefiihrten Arbeit des idealen Thrbokompressors. II 1.3 Ideales Gas 0 ~ "N <ll 0<ll -" Ql E '<ll T2 ClT 1 ~ N Ql 0f/) T, Abb. 1.3. Ermittlung der mittleren spezifischen Warmekapazitat Temperatur T Fur die Erm ittlung der von der idea len G asturbine abgegebenen Arbei t WT muss das Vorzeichen umgedreht we rden, und es gilt: WT = cp(TI - T2), WT = _ K RTI K - WT = 1 (1.68) [I_(~)K-l ], RTI 1 _ P2 ( PI ) [ 1 _ K_ K - (1.69) V2 (K- I)/K] . ( 1.70) Bei temperaturabhangigen spezifischen Warmekapazitaten wird haufig mit mittler en spezifischen Warmekapazitiiten cl ~~ (c p oder cv) zwischen den Temperaturen TI und T2 mit folgender Definition gerechnet (siehe Abb . 1.3): (1.71) Tabelle A.2 gibt die mittlere molare Warmekapazitat fiir einige Gase an . Als Ausgangstemperatur wurde dabei 0 °C gewahlt. Die mittlere spezifische Warmekapazitat kann zur Berechnung der inn eren Energie u bzw. der Enthalpie h, bezogen auf die Temperatur TI , verwendet werden. Sie darf aber nicht zur Berechnung eines mittleren Isentropenexponenten nach Gl. (1.38) oder zur Berechnung der Entropie nach Gl. (1 .56) bis (1.58) beniitzt werden, da diese Grofsen nicht linear von der Temperatur abhangen. Der dabei ent stehende Fehler ist urn so grober, je starker die Ternperaturabhangigkeit der spezifischen Warmekapazitat ist. 1.3.3 Gemische aus id e ale n Gasen Verbrennungskraftmaschinen arbeiten durchwegs mit Gasgemischen. Dabei verhalt sich jede Kompohente so , als ob sie allein im Raum ware. Die Zu sammensetzung des Gasgemisches kann in Masseanteilen /.L oder Molanteilen v angegeben werden. Der M asseanteil /.Li der Komponente i ist als Verhaltnis der Masse m, der Komponente i zur Gesamtmasse m definiert: /.Li = m;/m. (1.72) 12 Allgemeine Grundlagen Der Molanteil vi der Komponente i ist als Verhaltnis der Stoffmenge ni der Komponente i zur gesamten Stoffmenge n definiert: Vi = ru l n, (1.73) Die Volumanteile entsprechen bei idealen Gasen den Molanteilen. Die Partialdriicke addieren sich zum Gesamtdruck (Satz von Dalton): n (1.74) Darin bedeuten P den Gesamtdruck und Pi den Partialdruck der Komponente i. Die Partialdriicke sind den Molanteilen proportional: (1.75) Pi/p = Vi· Gemische aus idealen Gasen verhalten sich wie ein ideales Gas mit den folgenden Stoffgrofien. Die Gaskonstante des Gemisches kann entweder aus den Masseanteilen n (1.76) R= LJLiRi i=l oder aus der molaren Masse des Gemisches n (1.77) M=LviMi i=l in Kombination mit Gl. (1.32) berechnet werden. Die kalorischen Zustandsgrollen ergeben sich durch anteilsmalsige Addition nach folgendem Schema: n n c., = LJLiCVi i=l Cmv = L Vi Cmvi i=l n n Cp = LJLiCpi i=l Cmp = L Vi Cmpi i=l n n U= LJLiUi i=l Um= LViUmi i=l n n h= LJLihi i=l Hm= LViHmi i=l n n S = LJLiSi i=l (1.78) Sm= LViSmi i=l Fur die Zustandsgrolsen C v , c p , U und h sind die Stoffgrofsen der Komponenten nur temperatur-abhangig, fur die Entropie s miissen jedoch auch die Partialdriicke der Komponenten beriicksichtigt werden. 13 1.4 Reale Gase und Dampfe Luft kann als Gemisch idealer Gase angesehen werden. Tabelle A.3 zeigt die genaue Zusammensetzung der trockenen Luft [1.7]. Mit guter Naherung kann mit einer Zusammensetzung von 21 Mol-% Sauerstoff und 79 Mol-% Stickstoff gerechnet werden. Dazu kommt ein Wasserdampfgehalt, der zwischen 0 % und Sattigung liegen kann (siehe Abschn. 1.4.3). TabelleA.4 gibt einen Potenzansatz fiir Cmp von Luft und stochiometrischem Verbrennungsgas an. Tabelle A.5 gibt die Durchschnittswerte fiir Temperatur, Druck und Dichte in Abhangigkeit von der Seehohe an [1.7]. In gemalsigten Breiten tretenAbweichungen von der mittleren Luftdichte urn mehr als 7 % wahrend etwa 20 % der Zeit auf. 1.4 Reale Gase und Dampfe 1.4.1 Reale Gase Bei hohen Driicken gelten die Gesetze fiir ideale Gase nicht mehr. Insbesondere betrifft dies die thermische Zustandsgleichung (1.30), und in weiterer Folge sind die spezifischen Warmekapazitaten, die innere Energie und die Enthalpie nicht nur von der Temperatur, sondem auch vom Druck abhangig. Die Stoffeigenschaften von realen Gasen konnen durch Diagramme, Tabellen oder komplizierte Gleichungen wiedergegeben werden. Letztere haben durch den Einsatz der EDV sehr an Bedeutung gewonnen. Bei Gasen mit ahnlichem Molekiilautbau besteht auch eine Ahnlichkeit der intermolekularen Krafte und damit auch im thermodynamischen Verhalten. Wenn man die thermischen Zustandsgrollen dadurch dimensionslos macht, dass man sie durch die Zustandsgroben des kritischen Punktes dividiert, dann sollte man die gleiche thermische Zustandsgleichung fiir aIle Stoffe erhalten. Wenn dieses Theorem der iibereinstimmenden Zustande auch nicht voll erfiillt ist, so gilt es doch mit guter Naherung fiir eine ganze Reihe von Stoffen (darunter auch N2 und 02, also auch Luft). Die Abweichung von der thermischen ZustandsgIeichung des idealen Gases kann durch den Realgasfaktor Z ausgedriickt werden: Z = pvjRT. (1.79) Abbildung 1.4 zeigt den Realgasfaktor von Luft als Funktion von Druck und Temperatur. Man erkennt, dass dieser besonders bei hohen Driicken und mittleren Temperaturen vom Idealwert 1 abweicht. In Abb. 1.5 ist die relative spezifische Warmekapazitat von Luft als Funktion von Temperatur und Druck dargestellt. Bei idealem Gasverhalten (Cv,id) diirfte keine Druckabhangigkeit auftreten. Man sieht jedoch, dass hohe Driicke eine geringfiigige Erhohung von c; zur Folge haben. Beide Einfliisse spielen aber bei der Verbrennungskraftmaschine nur eine geringe Rolle und brauchen normalerweise nicht beriicksichtigt zu werden. Nur bei Motoren mit sehr hohem Verdichtungsenddruck (hochverdichtete und hochaufgeladene Motoren) kann sich ein Einfluss des Realgasverhaltens bemerkbar machen (vgl. Abschn.4.2.3). Zacharias [1.39] gibt Gleichungen fiir das Realgasverhalten von Verbrennungsgas an. Jankov [1.14] fiihrte mit Hilfe dieser Gleichungen Berechnungen des idealen und des realen Motorprozesses durch. 14 Allgemeine Grundlagen 1,05 ,.--....--....---.........------..........---..-----, 5,...........-------...-------....--------. + ++ . ~ 4 1,04 ~IJ ··)·~~;·~L·······t·········· 3 ci. ~ 2 <5 ~ 1,02 1ii ::: ··+··········r···········j··········· ~ ~ E co C> ~N m1,01 a: ·········;·········+········i··········· 1 Q) Q. en 0 ~-~--1~~~---+ ~ 0,99 --' ~ 200 400 200 600 800 1000 1200 1400 1600 Temperatur T [K] Abb.1.4 400 600 800 1000 Temperatur T [K] Abb.1.5 Abb. 1.4. Realgasfaktor von Luft als Funktion von Druck und Temperatur Abb. 1.5. Relative spezifische Warmekapazitat von Luft als Funktion von Druck und Temperatur 1.4.2 Verdampfungsvorgang Bei der Verdampfung von chemisch reinen Fliissigkeiten findet eine isotherm-isobare Warmezufuhr statt, welche sich aus der Enthalpiedifferenz zwischen Dampf und Fliissigkeit berechnen Iasst: r = hI! - i: (1.80) Darin bedeuten r die Verdampfungswarme, h" die spezifische Enthalpie des Sattdampfs und h' die spezifische Enthalpie der Fliissigkeit. 1m Anhang sind das Ts-Diagramm (Abb.A.1) und das hs-Diagramm (Abb.A.2) fur .Wasser wiedergegeben [1.8]. Tabelle A.6 gibt einenAuszug aus den Dampftabellen fur Wasser. Ausfiihrliche Tabellen finden sich in Lit. 1.11. 1.4.3 Gas-Dampf-Gemische Wenn in einem Gemisch aus Gasen eine Komponente leicht kondensiert, spricht man von einem Gas-Dampf-Gemisch. Wichtige Beispiele sind feuchte Luft und fast aIle Verbrennungsgase, Sehr haufig, z. B. auch bei feuchter Luft, ist der Partialdruck der kondensierenden Komponente so klein, dass sie bis zur Kondensationsgrenze als ideales Gas behandelt werden kann. Es gelten somit aIle Gesetze fur Gemische aus idealen Gasen (Abschrr, 1.3.3), solange keine Kondensation auftritt. Nach dem Satz von Dalton gilt: P = PL + PD· (1.81) Darin bedeuten p den Gesamtdruck, PL den Partialdruck der trockenen Luft und PD den Partialdruck des Wasserdampfs. Bei feuchter Luft ist es iiblich, die Stoffgrofsen auf 1 kg trockene Luft zu beziehen, so dass sich die Bezugsmenge auch bei Kondensation nicht andert, Dementsprechend definiert man den Feuchtegrad x als Verhaltnis der Masse des Wasserdampfs mo zur Masse der trockenen Luft mL: (1.82)