Eigenwerte und Eigenvektoren Eigenwerte und Eigenvektoren Eigenwerte Für eine gegebene quadratische Matrix A ∈ Rn×n , (oder A ∈ Cn×n ) suchen wir Skalare λ (reell oder komplex) so dass A − λI nicht bijektiv ist Wir nennen solche Zahlen Eigenwerte der Matrix A Beispiel 1 A= 1 0 0 2 0 0 1 1 Offenbar ist A regulär, d.h. 0 ist kein Eigenwert von A. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 374 / 415 Eigenvektoren Jedes nichtverschwindende Element des Kerns von A − λI wird Eigenvektor der Matrix A zum Eigenwert λ genannt. Bemerkung: Wir bezeichnen mit I die Einheitsmatrix – wenn wir eine andere Matrix verwenden, sprechen wir von einem verallgemeinerten Eigenwertproblem. Wenn v Eigenvektor ist, so ist offenbar auch κv Eigenvektor für jeden von Null verschiedenen Skalar κ. Mit λ = 1 und der Matrix A aus dem Beispiel ergibt sich 0 0 0 A − λI = 1 1 1 0 0 0 dies ist offensichtlich eine singuläre Matrix, sie bildet z.B. (1, −1, 0)T und (0, 1, −1)T auf den Nullvektor (0, 0, 0)T ab. Ebenso ist λ = 2 Eigenwert, A − 2I bildet (0, 1, 0)T auf den Nullvektor in R3 ab. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 375 / 415 Charakteristische Gleichung Wenn wir die Bedingung, dass A − λI singulär sei, mittels Determinante ausdrücken, erhalten wir die sogenannte charakteristische Gleichung |A − λI| = det (A − λI) = 0 . Die linke Seite dieser Gleichung ist ein Polynom nten Grades in λ. Für die Matrix aus dem Beispiel ergibt sich det (A − λI) = (1 − λ)2 (2 − λ) . Damit sind λ1 = 1 und λ2 = 2 die einzigen Eigenwerte von A. Beachte, dass λ1 ein mehrfacher Eigenwert der Vielfachheit 2 ist. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 376 / 415 Existenz Aus dem Hauptsatz der Algebra wissen wir, dass ein Polynom nten Grades genau n Wurzeln hat – wobei Vielfachheiten zu zählen sind. Für n paarweise verschiedene Wurzeln – alle Eigenwerte sind also einfach – erhalten wir auch n unabhängige Eigenvektoren. Bemerkung: Eigenvektoren zu verschiedenen Eigenwerten sind linear unabhängig. Wenn eine Basis aus Eigenvektoren v1 . . . vn existiert, dann diagonalisiert diese die Matrix A diag (λ1 . . . λn ) = V −1 AV maple worksheet zu Eigenvektoren Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 377 / 415 Symmetrie Unter der Voraussetzung, dass A ∈ Rn symmetrisch ist, also A = AT , existiert ein komplettes System reeller Eigenvektoren, d.h. in gewissen Basen ist A diagonal. Wir nennen solche Systeme eine Eigenbasis von A. Bemerkung: Asymmetrische Matrizen können n verschienene Eigenwerte und somit eine Eigenbasis haben, für multiple Eigenwerte gibt es jedoch Beispiele, wo dies nicht der Fall ist. Die Eigenwerte bzw. -vektoren können komplex sein, auch wenn die Matrix reell ist. Wenn die Matrix A symmetrisch ist, dann sind Eigenvektoren zu verschiedenen Eigenwerten orthogonal, man kann also immer n orthogonale Eigenvektoren mit Länge Eins wählen orthogonale Matrix V , VV T = V T V = I. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 378 / 415 Potenzmethode Es gibt keine Formel zur Lösung von Polynomgleichungen höheren als vierten Grades. Damit ist das Finden von Eigenwerten und Eigenvektoren im Allgemeinen sehr diffizil. Ein relativ leichter Weg zum Bestimmen des betragsmäßig größten Eigenwertes einer symmetrischen Matrix besteht in der folgenden iterativen Prozedur: 1 wähle Anfangsvektor v 2 bilde ihn ab auf Av 3 normiere (Norm beliebig, z.B. l 2 oder l ∞ ) 4 wenn die Ergebnisse sich stabilisieren, stop, sonst wiederholen ... Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 379 / 415 Eigenwertproblem – Zusammenfassung Definition Der Skalar λ heißt Eigenwert, der Vektor x 6= Θ Eigenvektor der Matrix A ∈ Rn×n , wenn gilt Ax = λx Bemerkung: Die Matrix A − λI ist für Eigenwerte λ singulär → kanonische Gleichung |A − λI| = det (A − λI) = 0 Polynomgleichung n-ten Grades → ∃n Lösungen (in C), aber i.a. nur numerisch lösbar Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 380 / 415 Beispiel 3 0 0 1 −1 A = 0 0 −1 1 0 = |A − λI| = λ(3 − λ)(λ − 2) A hat also die EW 0, 2, und 3. EV hierzu sind z. B. (0, 1, 1)T , (0, 1, −1)T sowie (1, 0, 0)T . Weil 0 EW ist, ist A singulär. Weil alle EW nichtnegativ sind, ist A positiv semidefinit. Kurt Frischmuth (IfM) Mathe4WiWi WS 2012 381 / 415