Schwerpunktthema: Astronomie und Bildung Astronomie und Bildung D ie Qualität des Bildungssy- Auflage seiner »Populären Himmelskun- zu verstehen sei. Die unterschiedlichen stems in Deutschland ist ein de« forderte: »Kein Schüler sollte aus der Erfahrungen in den alten und neuen Bun- Dauerthema. Mängel in der Schule entlassen werden, ohne Anschau- desländern tragen das ihre zu dem Dis- Konzeption der überall einge- ung und Kenntnis des Himmels und sei- sens bei – ebenso wie die Besonderheiten ner Wunder gewonnen zu haben.« unseres föderalen Bildungssystems. Das führten Bachelor- und Master-Studiengänge veranlassen Studierende an vielen Die Empfehlungen der Pädagogen und gegenwärtige Wirrwarr in den Lehrplänen Hochschulen zu lang anhaltenden Pro- Astronomen verhallten zumeist ungehört. der einzelnen Bundesländer spricht seine testen. In den alten Bundesländern sollen Lediglich ab 1959 wurde in der DDR Astro- eigene Sprache (siehe S. 52). die Inhalte der bisher 13 Schuljahre nun in nomie unterrichtet – mit einer Jahreswo- Manche versuchen unterdessen mit zwölf Jahren vermittelt werden – unter chenstunde in Klasse 10. Mehrere hundert persönlichem Engagement, die astrono- Beibehaltung der gesamten Wochenstun- Lehrer erhielten an den Universitäten mische Bildung zu fördern. Zu denjenigen, denzahl, was zu einer deutlich höheren Jena, Halle und Rostock eine fundierte die zur Tat schritten, gehören die Gründer Belastung der Schüler führt. In diese allge- Ausbildung, um die älteste Wissenschaft unserer Zeitschrift ebenso wie die Initia- meine Situation mischt sich nun die For- der Welt lehren zu können. toren der Astronomieschule e.V. und des derung hinein, Astronomie bundesweit als Pflichtschulfach einzuführen. Nach der Wende musste dieses Unter- Projekts »Wissenschaft in die Schulen!« richtsfach zunächst in Brandenburg und (siehe S. 54 und 56), großzügige Stifter Am 12. November 2009 wurde den 2007 auch in Sachsen anderen Prioritäten und zahlreiche weitere Institutionen und Kultusministerien, den Landtagen, dem weichen. Wie Thüringen es schaffte, sich Einzelpersonen. Astronomie und Bildung – weiß die Po- »Kein Schüler sollte aus der Schule entlassen werden, ohne Anschauung und Kenntnis des Himmels und seiner Adolph Diesterweg (1790 – 1866) Wunder gewonnen zu haben.« litik in Deutschland mit dieser Mischung wenig anzufangen? Dieser Schluss mag sich schon wegen der ausgebliebenen politischen Unterstützung im Internatio­ nalen Jahr der Astronomie aufdrängen. Deutschen Bundestag und Spitzenvertre- den Streichungsbestrebungen zu wider- Andere Länder hingegen engagierten sich tern des Bundes ein offener Brief zuge- setzen, wird auf S. 51 geschildert. in hohem Maße. Und es sind nicht nur stellt, der bundesweit zwei Jahreswochen- In den alten Bundesländern lehnen Bil- Industrienationen, die den Wert der As- stunden Astronomie im letzten Schuljahr dungspolitiker und Kultusministerien die tronomie für die Kultur, die Wissenschaft der Mittelstufe für alle Schüler empfiehlt Forderung, Astronomie als eigenständiges und die Gesellschaft zu schätzen wissen. und die Ausbildung speziell qualifizierter Unterrichtsfach einzuführen, ab. Begrün- Auffallend viele Länder, die wir als Ent- Astronomielehrer fordert (siehe rechte det wird dies meist mit einer Überfrach- wicklungsländer bezeichnen, nutzen das Seite). Unterzeichnet haben den offenen tung des Lehrstoffs und des Stundenplans Potenzial dieser Schlüsseldisziplin und Brief die Repräsentanten internationaler – gefolgt von dem Hinweis, man könne as- erreichen breite Bevölkerungsschichten. und nationaler Gremien sowie knapp 300 tronomische Inhalte im Physikunterricht Einzelpersonen aus Forschung und Lehre. vermitteln. Dies empfiehlt übrigens auch Union hat den weltweiten Erfolg des As- Die im offenen Brief formulierten eine gemeinsame Resolution der Astrono- tronomiejahres erkannt und nutzt den Empfehlungen sind nicht neu. Die Initia­ mischen Gesellschaft und des Rats Deut- Schwung für weitere Aktivitäten: Ein toren – Mitglieder des Landesverbands scher Sternwarten vom Januar 2009. Zehnjahresplan sieht jetzt vor, mit Hilfe Die Internationale Astronomische ProAstro-Sachsen – knüpfen an langjäh- Die Differenzen zwischen den unter- der Astronomie die nachhaltige Entwick- rige Bestrebungen von Pädagogen an, die schiedlichen Forderungen liegen haupt- lung unserer globalen Gesellschaft zu Astronomie in den allgemeinbildenden sächlich darin, wie und wie viel Astro- fördern (siehe S. 59). Schulen zu vermitteln. Am bekanntesten nomie in den Unterricht zu bringen sei ist vielleicht das Zitat von Adolph Diester- – und was überhaupt unter deren Inhal- Weblinks zum Thema dieses Schwerpunkts: weg (1790 – 1866), der im Vorwort zur 2. ten und ihrem Fächer verbindenen Wert www.astronomie-heute.de/artikel/1015729 48 Januar 2010 Uwe Reichert Sterne und Weltraum Warum die Astronomie bundesweit Pflichtfach in den Schulen werden sollte – ein offener Brief Sehr geehrte Politiker(innen), sehr geehrte Kolleg(inn)en, Unsere Kultur ist geprägt von der Kenntnis des Sternenhimmels. Technik-, Physik-, Chemie-, Biologie-, Geografie-, Geschichtsun- Die Astronomie der Griechen stellte das Denken und Handeln terricht und auf Elemente der Philosophie, Religion, Ethik und des Menschen erstmals in den Kontext des gesamten Kosmos. Kunst zurück und wenden es in einem neuen Kontext an. Diese Die ontologischen Fragen »Woher kommen wir? Wer sind wir? Strategie der Reaktivierung, Festigung und Vertiefung fördert Wohin gehen wir?« veranlasste die Menschen zu versuchen, Multiperspektivität und entwickelt intelligentes Wissen mit durch Himmelsbeobachtungen ihren Platz im Universum zu einem hohen Grad flexibler Anwendbarkeit. Optimal gelingt das bestimmen. Religionen, Mythen, Kunst, Archäologie und Wissen- in Klassenstufe 10, weil die jungen Menschen dann über wich- schaftsgeschichte zeigen die Verbundenheit des Menschen mit tige Vorleistungen verfügen und zugleich die große Mehrheit dem gestirnten Himmel. Astronomie und Astronomiegeschichte von Ihnen noch in den Genuss dieses Unterrichts kommen kann. sind Kulturgeschichte. Die modernere Astronomie erkannte, dass überall im Kosmos die gleichen Naturgesetze gelten wie auf der Erde und erklärte die Herkunft der chemischen Elemente. Heute stimuliert die 4. Wenn Astronomie nicht nur auf andere Fächer verteilt, sondern in ihrem natürlichen Zusammenhang gelehrt wird, ist sie eine Plattform für Fächer übergreifendes Arbeiten. 5. Da viele Himmelserscheinungen einer jährlichen Periodi- Astronomie viele Wissenschaften, ist Technologietreiber und ein zität unterliegen, bietet ein ganzjähriger Astronomieunterricht Fundament der Raumfahrt. Mit der Raumfahrt erkunden wir optimale Möglichkeiten, Beobachtungen zu integrieren. den Weltraum und verbessern die Qualität unseres täglichen Lebens, etwa durch Satelliten für Wettervorhersage, Kommuni- Astronomieunterricht unterstützt viele andere Fächer, fördert kation, Navigation, Flugsicherheit, Umweltkontrolle, Klimafor- vernetztes Denken und bietet den jungen Menschen zahlreiche schung und den Katastrophenschutz. Astronomie und Raum- Gelegenheiten, ethische Werte zu erschließen und Medienkom- fahrt bringen Universitäten, Forschungsinstituten, Industrie und petenz zu erwerben. Beispielsweise ist das Fach Astronomie Mittelstand eine wachsende Zahl von Aufträgen. Das fördert die besonders geeignet, dem reichlichen Astrologieangebot der wirtschaftliche Entwicklung, erhöht andererseits aber auch die Medien eine wissenschaftliche Sichtweise entgegenzusetzen. Anforderungen an das Fachpersonal, wo den Kosmos betreffen- Lehrer anderer Fächer verfügen eher selten über die dazu nöti- de Kompetenzen zunehmend gefragt sind. gen astronomischen, astronomiehistorischen und astronomie­ Allgemein bildende Schulen und Universitäten müssen sich diesen Erfordernissen stellen. Dabei geht es zum einen um eine didaktischen Voraussetzungen. Allerdings können diese Bildungs- und Erziehungspotenzen gediegene astronomische Grundbildung aller und zum anderen auch in den oben genannten Bundesländern nur teilweise darum, den interdisziplinären Charakter der Astronomie zu genutzt werden, weil dieser Unterricht auf nur eine Jahreswo- nutzen, um eine von Fächergrenzen freie Gesamtsicht auf Natur chenstunde in nur einem einzigen Schuljahr begrenzt ist. Wir und Gesellschaft zu generieren. Die besten Voraussetzungen empfehlen daher bundesweit zwei Jahreswochenstunden Astro- und Ansätze findet man dafür in Thüringen, Sachsen-Anhalt nomie im letzten Schuljahr der Mittelstufe für alle Schüler und und Mecklenburg-Vorpommern, wo die Astronomie seit 1959 eine flächendeckende Ausbildung von Astronomielehrern. Pflichtfach ist und (in Jena, Halle und Rostock) fast ebenso lange Zudem sollten astronomische Inhalte ab der Grundschule in Astronomielehrer ausgebildet werden. Aus den dort gesammel- allen allgemein bildenden Schulen eine Rolle spielen und alle ten Erfahrungen ergibt sich die Notwendigkeit, den regulären Schüler erreichen. Dem Pflichtfach Astronomie am Ende der Astronomieunterricht auf alle Bundesländer auszudehnen. Mittelstufe sollte sich in Gymnasien ein fakultativer Oberstufen- Gründe sind: kurs anschließen. 1. Medien berichten vielfältig über das All. Die Schule sollte Ein Wort zu anderen Fächerwünschen: Mitunter werden nicht nur weitere Fragmente hinzufügen, sondern mit den Schü- Wirtschaft, Rechtskunde und Gesundheitserziehung als eigen- lerinnen und Schülern ein »Regalsystem« bauen, in das sie den ständige Unterrichtsfächer gefordert. Ökonomie und Jura sind Weltraum betreffende Erkenntnisse ein Leben lang einordnen aber zentrale Komponenten des unmittelbaren gesellschaft- können. Dieses »Regalsystem« ist nichts anderes als die Fach­ lichen Alltags. Deren allgemeinbildungsrelevanten Grundlagen systematik der Astronomie. können in Gesellschaftskunde im entsprechenden Kontext sogar 2. Das Wissen über den Kosmos ist so komplex geworden, dass Lehrer den Anforderungen des Astronomie Lehrens nur dann gewachsen sind, wenn sie Astronomie für das Lehramt noch lebensverbundener und effektiver vermittelt werden als in separaten Fächern. Analog passt das Thema Gesundheit inhaltlich gut in den studiert, ein Zusatzstudium Astronomie absolviert oder im Aus- Biologieunterricht. Die Natur- und Kulturwissenschaft Astrono- nahmefall durch umfassendes Selbststudium eine vergleichbare mie lebt aber vom Zusammenspiel so vieler Disziplinen, dass sie Qualifikation erworben haben. sich nirgendwo einordnen lässt. Nicht umsonst wird sie von den 3. Im Fach Astronomie greifen die Schülerinnen und Schüler auf Wissen und Können aus dem Mathematik-, Informatik-, www.astronomie-heute.de Vereinten Nationen als basic science hervorgehoben. Die Unterzeichner Januar 2010 49 SAMMELK A SSET TE / AHNERT 2010 / K ALENDER 2010 Sammelkassette Sterne und Weltraum Die Sammelkassette aus schwarzem Kunststoff bietet Platz für 12 bis 15 Hefte. Sie können darin alle Ihre Sterne und WeltraumHefte und -Sonderhefte aufbewahren. Die Sammelkassette kostet € 9,50. Ebenfalls Platz für einen kompletten Jahrgang bieten die blauen Leinen-Einbanddecken (Anleitung für den Buchbinder liegt bei). Die Version mit der Jahrgangszahl 2009 erscheint ca. Ende Dezember, die neutrale Version ist sofort lieferbar. Goldprägung; € 10,95 zzgl. Versand. w w w. s p e k tru m.co m/s a m m eln Ahnerts Astronomisches Jahrbuch 2010 Wo und wann ist der Planet Mars am Himmel zu sehen? Welche besonderen Ereignisse sind in der kommenden Nacht zu beobachten? Ahnerts Astronomisches Jahrbuch liefert alle wichtigen Informationen für das eigene Erkunden des Sternhimmels. Der neu gestaltete Kalender präsentiert Tag für Tag die bedeutendsten astronomischen Ereignisse. Sternkarten für jeden Monat, Beschreibungen der Himmelsobjekte und viele Astroaufnahmen von erfahrenen Amateurastronomen erleichtern die Orientierung am Nachthimmel. Für Einsteiger und fortgeschrittene Sternfreunde ist der Ahnert das unentbehrliche Standardwerk. Ca. 210 Seiten, € 10,90 zzgl. 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Weil astronomische eine Resolution, in der sie sich explizit für erfuhr das Fach in der DDR durch die Schulbildung in den alten Bundesländern die Einführung eines Schulfachs Astrono- vielerorts neu gegründeten Schul- und bis dato ohne geregelten Schulunterricht mie aussprachen. Zu den Forderungen ge- Volkssternwarten, die teilweise mit Schul- auskommen muss, sollte überlegt werden, hörte unter anderem: »Einführung eines planetarien mit Kuppelgrößen von sechs den Astronomieunterricht in den neuen Astronomieunterrichts nach Erreichen bis acht Metern ausgerüstet wurden. Da- Ländern auf alle Länder der Bundesrepu- der erforderlichen Reife in einem der letz- mit erweiterten sich die Möglichkeiten blik auszudehnen.« ten Schuljahre. Der Umfang sollte an der astronomischen Bildung erheblich. Da Es zeigte sich aber schnell, dass der um- Schulen aller Gattungen wöchentlich eine die Schul- und Volkssternwarten und Pla- gekehrte Weg eingeschlagen wurde. Zwar Unterrichtsstunde betragen.« Zudem wur- netarien allgemein zugänglich waren, er- war die Ausgangsposition in Thüringen uf dem ersten Nachkriegskongress litiker der fünf neuen Bundesländer wur- der deutschen Volkssternwarten 1948 worden war. de appelliert, den Astronomieunterricht de das Erstellen eines astronomischen Lehrbuchs für den Schulunterricht, das Beschaffen von Lehr- und Anschauungsmaterial sowie – als wesentliche Grundbedingung für den Unterricht – die Aus- und Weiterbildung der zuständigen Lehrerschaft gefordert. »Wo nur irgend eine Schule sich über den tiefsten Standpunkt emporgearbeitet hat, da findet man in ihr auch das Wissen des Nothwendigen über die Erde Adolph Diesterweg und den Himmel verbreitet.« Die Bildungsbehörden der damaligen vier Besatzungszonen zeigten freilich regte die Astronomie auch in der breiten sehr gut, auch auf Grund der vielfältigen kaum Resonanz. Nach Gründung der Öffentlichkeit großes Interesse. Im Jahr Bedeutung der Astronomie in der univer- Bundesrepublik und der DDR 1949 entwi- 1963 wurde die Zeitschrift »Astronomie sitären Bildung (Lehrerausbildung an der ckelten sich schließlich auch die Dinge in im Unterricht« gegründet, deren Ziel die Universität Jena und der Landessternwar- Sachen Astronomieunterricht in unter- fachliche und methodische Unterstützung te Tautenburg) und der Industrie (Zeiss, schiedliche Richtungen. der Astronomielehrer war – und heute Schott und andere Firmen). Aber es gab In der DDR wurde die Diskussion über noch ist. Da außerdem an verschiedenen auch hier, wie in den anderen neuen Bun- die Einführung des Schulfachs Astrono- Universitäten die Astronomie im Begleit- desländern, im Zuge der Neustrukturie- mie ab 1957 deutlich intensiviert – vor studium, später auch im Direktstudium rung des Schulsystems bald Bestrebungen, allem unter dem Eindruck des Starts des angeboten wurde, waren nun sehr gute das eigenständige Schulfach Astronomie ersten künstlichen Erdsatelliten Sput- Grundlagen für das neue Fach entstan- aufzulösen. Das zeigte sich auch durch die nik 1. Die Erfolge der Raumfahrt konnten den. Schließung einiger Schulsternwarten. führung des Faches Astronomie genutzt Die Wende nach der Wende… …und der Widerstand dagegen werden. Die ersten Lehrplanberatungen Nach der deutschen Wiedervereinigung Allerdings formierte sich gegen diese 1958 im damaligen Deutschen Pädago- 1990 versammelten sich Sternfreunde aus Entwicklung erheblicher Widerstand aus gischen Zentralinstitut endeten mit dem den alten und neuen Bundesländern in den Reihen der Lehrer, Eltern und Schü- Beschluss, das neue Schulfach Astrono- der Sternwarte Hof. Auch hier versuchten ler, der auch Unterstützung durch Politik mie mit Beginn des Schuljahrs 1959/60 die Teilnehmer einen gemeinsamen Vor- und Wirtschaft fand. Als Ergebnis der in die zehnklassige Oberschule mit ei- stoß. In einer Presseerklärung schrieben Verhandlungen wurde zwar der Astrono- ner Wochenstunde in die Klassenstufe sie: »Wenn auch dem Schulwesen der DDR mieunterricht gerettet, aber es mussten 10 einzubinden. Die Inhalte des Faches die westdeutsche Bildungshaube überge- Kompromisse eingegangen werden. So sollten sich dabei an die astronomischen stülpt wird, sollten im Reformeifer nicht haben seitdem Schüler, die im Gymna- Lehrplaninhalte der deutschen Vorkriegs- die astronomischen Lehrinhalte an den sium einen sprachlichen oder musisch/ schule anlehnen sowie die Erfahrungen Schulen der alten Bundesländer kritiklos künstlerischen Zweig besuchen, keine der Sowjetunion nutzen, wo die Astrono- übernommen werden. An die Bildungspo- Astronomie als Pflichtfach in Klasse 10. nun ebenfalls als Begründung für die Ein- www.astronomie-heute.de Januar 2010 51 Nach Daten von Peter Kriesel, Peter Freudenberger, Uwe Schierhorn Astronomieunterricht in den deutschen Bundesländern – eine Übersicht Sekundarstufe I Bundesland Fächerbezug Schulform Jahrgangsstufe Baden-Württemberg Naturwissenschaft und Technik (NwT) allgemeines Gymnasium 9/10 Bayern im Rahmen des Physik-, Natur- und Technikunterrichts mit einer Fülle von fachlichen Bezügen Gymnasium, weniger in Realschule keine Angabe Berlin Wahlpflichtfach Physik (Astronomie) Wahlpflichtfach Physik Schwerpunkt Mathematik/Naturwissenschaften (zusätzliche Kurse/freies Thema) Gymnasium Realschule/Gesamtschule Hauptschule 10 9 oder/und 10 7/8 Brandenburg1 Wahlpflichtfach Astronomie/Astronomie Pflichtfach (auf Beschluss der Schule) Wahlpflichtfach Astronomie/Astronomie Pflichtfach (auf Beschluss der Schule) Wahlpflichtfach Naturwissenschaften Gymnasium Oberstufe 9 und 10/ 10 Gesamtschule 9 und 10/ 10 Bremen Physik (freies Thema) Hamburg Physik (Wahlthema) Oberstufe/Gesamtschule 9 und 10 10 Gymnasium 10 Mecklenburg-Vorpommern Astronomie Pflichtfach Haupt-/Real-/Gesamtschule/Gymnasium 9 Niedersachsen Wahlpflichtfach Physik Wahlpflichtfach Physik Wahlpflichtfach Physik (fachübergreifend) Hauptschule Realschule Gesamtschule/Gymnasium 10 Saarland Physik (Lichtgeschwindigkeit, Finsternisse) Naturwissenschaften Physik ERS Gesamtschule Gymnasium 9 8 7/8/10 Sachsen Astronomie Lernbereich des Physikunterrichts/Neigungskurs Mittelschule Astronomie Lernbereich des Physikunterrichts/Profilunterricht Gymnasium 9 10 Sachsen-Anhalt Astronomie Pflichtfach/ Wahlpflichtfach Astronomie (Einführungsphase) Astronomie Pflichtfach/ Wahlpflichtfach Astronomie SekSch/ Gymnasium 10 Gymnasium 9 Thüringen Astronomie Pflichtfach Astronomie Pflichtfach Astronomische Themen als Wahlpflichtthema in Physik RegSch (Realschule) Gymnasium RegSch (Hauptschule) 10 10 9 9 oder 10 1Fettdruck: Bundesländer mit Astronomie als eigenständigem Pflicht- oder Wahlpflichtfach 2Seit 2007/08 kann in Brandenburg auf Beschluss der Schule Astronomie-Pflichtunterricht mit einer Stundenzahl nach Möglichkeit erteilt werden. Sekundarstufe II Bundesland Kurstyp Baden-Württemberg Wahl-Grundkurs Astronomie eigenständig Bayern Wahl-Grundkurs Physik (neu: Lehrplanalternative Astrophysik) Berlin Wahlthema Grundkurs Physik (Astronomie) Wahlthema Leistungskurs Physik (Astronomie) Brandenburg besonderer Wahl-Grundkurs Astronomie (auf Antrag an Staatliches Schulamt) 2 von (theoretisch 4) Semesternoten können in die Abiturwertung eingebracht werden; jedoch als sonstiges Fach (wie Sport und nicht im math.-naturwiss. Aufgabenfeld III) Bremen Grundkurs Physik (1. Halbjahr Astronomie) Grundkurs Physik (2. Halbjahr Astronomie) Hamburg Grundkurs Physik (Gravitation, Relativitätstheorie) oder Leistungskurs Physik (Strahlung, Sterne) Hessen Grundkurs Physik (Ergänzungsbereich Astronomie) Mecklenburg-Vorpommern Ergänzungskurs (wahlobligatorisch) Astronomie Niedersachsen Grundkurs und Leistungskurs Wahlthema Astronomie Nordrhein-Westfalen Grund-/Leistungskurs Physik (astronomische Weltbilder u. Geschwindigkeit, Raumfahrt, Energie der Sonne, Gravitation) Rheinland-Pfalz Physik (2 Wahlthemen zur Auswahl) Wahl-Grundkurs Physik (Astronomie und Astrophysik) Saarland Physik (Kreisbewegung und Gravitation) Sachsen Wahl-Grundkurs Astronomie Sachsen-Anhalt Wahl-Grundkurs Astronomie Schleswig-Holstein Grundkurs u. Leistungskurs Physik, Wahlthema Astrophysik Thüringen Wahl-Grundkurs Astronomie mit der Möglichkeit, eine Abiturprüfung abzulegen, wenn Geschichte mit vertiefter Bildung gewählt wurde; Note dann im Aufgabenfeld III (vgl. Brandenburg); Physik (Astrophysik als eines von mehreren Wahlangeboten, häufig astronomische Themen im Rahmen der Seminarfacharbeit) 52 Januar 2010 Sterne und Weltraum Zeitumfang ca. 2 Wochenstunden keine Angabe 2 Wochenstunden je 3 Stunden je 4 Stunden je bis zu 2 Wochenstunden2 je bis zu 2 Wochenstunden 4 bzw. 2 Wochenstunden Olaf Kretzer 8 – 10 Stunden 1 Wochenstunde bis zu 48 Stunden Die Schul- und Volkssternwarte Suhl – seit mehr als 40 Jahren ein Ort der astronomischen Bildung für Schüler, Lehrer und Besucher. ca. 3 Stunden ca. 3 Stunden ca. 8 Stunden 14 Stunden 18 Stunden 1 Wochenstunde / 2 Wochenstunden 1 Wochenstunde für alle/2. Wochenstunde als Wahlpflichtfach-Angebot für Interessierte 1 Wochenstunde, 1 Wochenstunde ca. 12 Stunden Viele von ihnen nehmen aber freiwillig einen Kompromiss. Im Zuge der Umge- am Astronomieunterricht teil! staltung des Thüringer Gymnasiums wird zu nun die Astronomie wieder für alle Schü- stärken, wurden wiederholt von Schulen, Um den Astronomieunterricht ler der Klasse 9/10 Pflichtfach. Damit in Lehrern und Schülern Versuche und Pro- Verbindung steht die Wiedereinführung jekte gestartet, in den Klassenstufen 11 der Astronomienote auf dem Zeugnis der und 12 einen Grundkurs »Astronomie« Klasse 10 des Gymnasiums. einrichten zu können. Trotz vieler fach- Die zahlreichen Diskussionen, die ent- licher und methodischer Vorarbeiten standenen Kontakte sowie die beharrliche sowie bereits fertiger Lehrplanentwürfe Arbeit der Landesfachkommission »Astro- lehnte das Thüringer Kultusministerium nomie« und des ThILLM erbrachte sogar dieses Vorhaben ab. Die Diskussion um eine weitere Chance für den Astronomie- Jahrgangstufe Zeitumfang den Status des Fachs entflammte erneut, unterricht in Thüringen: die Einführung 12 /13 2 Wochenstunden als im Zuge der Durchsetzung einer neuen eines Grundkurses »Astronomie« in den 13 (bzw.12) 3 Wochenstunden 12 oder 13 12 oder 13 30 Stunden 30 Stunden Verwaltungsvorschrift die Fachnote Astro- Klassen 11 und 12. Die entsprechenden nomie nicht mehr als eigenständige Note Entscheidungsträger 11, 12 oder/und 13 2 oder 3 Wochenstunden auf dem Zeugnis der Klasse 10 erscheinen, zeugt werden, dass Astronomie eine im sondern nur noch als Teilnote gewertet höchsten werden sollte. Wissenschaft ist. Sie besitzt nicht nur 12 oder 13 je 3 Wochenstunden 12 oder 13 13 3 Wochenstunden 15 Unterrichtseinheiten 12 oder 13 Die Abwertung des Fachs wurde indes nicht widerspruchslos Maße konnten über- fächer­über­greifende umfangreiche Verbindungen zu den an- hingenommen. deren Naturwissenschaften, sondern auch Die Eltern- und Schülervertretungen des vielfältige Bezüge zu den Geistes- und Landes schrieben Protestbriefe an das Gesellschaftswissenschaften. Damit ist 11 2 Wochenstunden Kultusministerium. Parallel dazu wurden Astronomie eine interdisziplinäre Wissen- 13 ca. 8 Wochen die Landtagsabgeordneten der Kreise schaft und entspricht den Zielen des mo- und kreisfreien Städte bei verschiedenen dernen, fächerverbindenden Unterrichts Anlässen wie Bürgersprechstunden und im höchsten Maße. 11/II 12/13 11 13/II ca. 15 Stunden ca. 8 Stunden 11 12 Stunden 11 und 12 je 2 Wochenstunden 11 und 12 Informationsveranstaltungen über das So wurde der Auftrag zur Erstellung Problem informiert und um Mithilfe eines neuen Lehrplans durch das Thürin- gebeten. Nach langwierigen, aber kon- ger Kultusministerium auch unter der 2 Wochenstunden (4 Kurs-Halbjahre) struktiven Diskussionen erarbeiteten die Bezeichnung »Astronomie – Angewandte Beteiligten – hier seien das Thüringer Kul- Naturwissenschaft« an das ThILLM er- 13 3 Wochenstunden tusministerium, das Thüringer Institut teilt. Unter Berücksichtigung von Lehr- 12 25 Stunden für Lehrerfortbildung (ThILLM) sowie die plänen bereits vorhandener Grundkurse Landesfachkommission »Astronomie« »Astronomie« in anderen Ländern sowie stellvertretend – unter Einbeziehung relevanter fachlicher www.astronomie-heute.de genannt schließlich Januar 2010 53 Aspekte aus den zu verbindenden Wis- Dieser Kurs ist in vier Module einge- würdigen Beitrag für das astronomische senschaften entstand so ein völlig neuer teilt: Methoden der Erkenntnisgewin- Jahr geliefert. Gemeinsam haben wir dies Lehrplan. Durch Einbeziehen externer nung, Leben in Raum und Zeit, Mikrokos- erreicht, und gemeinsam wollen wir nun Fachberater konnte eine breite Sichtweise, mos und Makrokosmos sowie die Erde die neuen Möglichkeiten nutzen, mit Le- ein »Blick über den Gartenzaun hinaus«, als Lebensraum. Da die Abfolge der vier ben füllen, aber auch schützen. für die Lehrplanschwerpunkte gewährleis­ Module austauschbar ist, sind auch jahr- Ergänzt wird das Angebot durch die tet werden. gangsübergreifende Konstruktionen bei Wieder- beziehungsweise Neueröffnung geringen Schülerzahlen möglich. der Sternwarten in Arnstadt und Heubach. Ende 2008 wurde die inhaltliche Arbeit am Lehrplan des neuen Grundkurses Im Internationalen Jahr der Astrono- Damit ist der »Weg zu den Sternen« für »Astronomie« abgeschlossen. Nach des- mie, gewidmet dem 400. Jahrestag der Schüler und die gesamte Öffentlichkeit sen Genehmigung durch das Thüringer ersten Fernrohrbeobachtungen durch Ga- wieder etwas leichter zu gehen. Kultusministerium Anfang 2009 besteht lilei sowie der ersten beiden keplerschen nun seit diesem Schuljahr für die Schüler Gesetze, begehen wir auch gleichzeitig Olaf Kretzer ist Astronomielehrer und leitet des Bundeslandes Thüringen die Möglich- den 50. Jahrestag des Astronomieunter- die Schul- und Volkssternwarte mit Planetari- keit, in der Klassenstufe 11 und 12 einen richts. Durch die Etablierung des Grund- um in Suhl. Zudem ist er Lehrbeauftragter für Grundkurs »Astronomie« zu belegen. kurses »Astronomie« hat Thüringen einen Physik an der FH Schmalkalden. Astronomieschule e.V. – ein Ort, an dem schulisches Wissen vernetzt wird Schüler lernen am besten durch eigene Aktivitäten. Basteln und Beobachten machen nicht nur Spaß, sondern zeigen: Der Sternenhimmel verbindet Völker ebenso wie unterschiedliche Unterrichtsfächer. Von Cecilia Scorza D ie Landessternwarte auf dem König- zu werfen, um den Unterricht mit astro- ner desselben winzigen Planeten Erde stuhl in Heidelberg ist eines der tra- nomischen Inhalten zu bereichern. So sind, wird hier zur zentralen Erfahrung. For- bietet der Verein für komplette Kollegien Das Projekt soll zudem den Kindern ihre schungsinstitute in Deutschland. Und von Grundschulen mehrmals jährlich eigenen kulturellen Wurzeln aufzeigen weil sie mit ihrem historischen Ambiente Lehrerfortbildungen an. Bezogen auf und durch Kontakte untereinander Soli- so aussieht, wie sich der Laie eine typische den Weltraum lassen sich Erforschen, darität fördern. Sternwarte vorstellt, erfreut sie sich eines Entdecken und Erfinden thematisch ideal regen Besucherinteresses. Die speziellen kombinieren. ditionsreichsten astronomischen Das Potenzial der Astronomie als Motor der Integration und interkultureller Bedürfnisse der jüngeren Sternfreunde Auch kulturelle und soziale Aspekte Erziehung hat sich erfolgreich in einem erfüllt dort seit sieben Jahren ein einge- der Astronomie kommen hier zur Gel- Projekt in Zusammenarbeit mit dem tragener Verein, die Astronomieschule tung: Seit 2005 beteiligt sich die Astro- Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen bestätigt. Dort wurden rund 780 Erzie- »Die Astronomie erweitert des Menschen Blick und erhebt ihn über engherzige, locale Auffassungen und Ansichten.« Adolph Diesterweg herinnen, die in Kindertagesstätten mit etwa 80 bis 90 Prozent Migrantenanteil arbeiten, von der Astronomieschule in das UNAWE-Programm eingeführt. Unter dem Dach der Astronomie konnten sich e.V. Ihre Mitglieder ermöglichen Schülern nomieschule intensiv an der Entwick- viele Kinder und Eltern unterschiedlicher aller Klassenstufen, inmitten von Stern- lung und Umsetzung des Programms Kulturen zusammenfinden. wartenkuppeln den Nachthimmel direkt »Universe der Für die Sekundarstufe bietet die As- zu erleben und ihr schulisches Wissen in Internationalen Astronomischen Union. tronomieschule Workshops mit fächer- unterschiedlichen astronomischen Kon- Dieses Projekt bringt einheimischen und verknüpfendem Charakter an. Vor allem texten anzuwenden, zu vernetzen und zu ausländischen Kindern im Alter zwischen für das neue Fach »Naturwissenschaft erweitern. fünf und zehn Jahren in den Großstädten und Technik« für die Mittelstufe in Auch Lehrer bekommen in der Astro- Europas sowie Kindern aus Entwicklungs- Baden-Württemberg suchen die Lehrer nomieschule die Gelegenheit, einen Blick ländern die Schönheit des Nachthimmels nach neuen Projekten, in denen sich die über den Tellerrand ihres eigenen Fachs nahe. Die Tatsache, dass wir alle Bewoh- unterschiedlichen Fächer gut integrieren 54 Januar 2010 Awareness« (UNAWE) Sterne und Weltraum In ktive Lerna r C te D ?dj[hWaj_l[iB[hdif_[b pk7ijhedec_[kdZHWkc\W^hj WX'&@W^h[d 7X[dj[k[h _cM[bjWbb INFOProgramm gemäß § 14 JuSchG Cecilia Scorza ^[hWki][][X[dled _dAeef[hWj_edc_j JU G Mit viel Fleiß und Begeisterung basteln Grundschü- EN DS OF TW ARE PREIS 2008 ler ein Milchstraßenmodell. Eine 10. Klasse, die Trigonometrie in der Schule lernte, beobachtet nun Cecilia Scorza Sterne, deren A B E N T E U E R Entfernungen die I M W E LTA L L Begleiten Sie in diesem Lernspiel den kleinen Schüler selbst Außerirdischen Sparky in einem Raumschiff bestimmt haben. quer durch unser Sonnensystem. Hier und anwenden lassen. Die Astronomie Die große Nachfrage nach unseren An- mit ihrer universellen Themenpalette ist geboten zeigt, dass die Schule mehr Astro- dafür hervorragend geeignet. nomie braucht. Aber die Schule braucht heißt es verschiedene Missionen erfüllen, Aufgaben lösen und Rätsel knacken. Wie wichtig die Vernetzung des Wis- die Astronomie nicht nur im Physikun- sens ist, zeigt die Erfahrung aus mehreren terricht, wie viele meinen, sondern auch Zusätzlich können Sie Ihr Wissen über das Workshops. »Was hat die Chemie mit der im kulturellen und sozialen Sinn, und vor Astronomie zu tun?« fragte überrascht allem in solchen neuen (fächerverknüp- Universum und die Geschichte der Raum- eine Schülerin, die sich gerade im Fach fenden) Fächern, die auch von Erdkunde-, Chemie mit dem Periodensystem vertraut Biologie- oder Chemielehrern unterrichtet Form von Texten, Aufgaben, Schaubildern gemacht hat. Dass fast alle bekannten werden, und in denen die Interdisziplina- und Zeittafeln testen und vertiefen. Elemente durch Kernfusion im inner- rität im Vordergrund steht. fahrt anhand von über 60 Lernmodulen in sten Bereich der Sterne erzeugt werden, Um hierzu einen Beitrag zu leisten, versetzte sie in langes Staunen. Ähnlich wird die Astronomieschule in Heidelberg erging es Schülern einer 10. Klasse, nach- bald neue Lehrerfortbildungen zum The- Schullizenz : € 98,– dem sie ihre neu erworbenen Kenntnisse ma Astrobiologie, Astrochemie und »To- Systemvoraussetzungen: PC mit CD-Lauf- der Trigonometrie für die Bestimmung pografie von Erde und Mars im Vergleich« der riesigen Entfernungen zu den Sternen anbieten. Dies geschieht in Zusammenar- werk, Microsoft Windows XP oder Vista angewendet hatten. Direkt zu erfahren, beit mit dem Haus der Astronomie, das wozu das frisch erworbene Wissen gut ist, derzeit mit Unterstützung der Tschira wirkt motivierend. Stiftung gGmbH auf dem Heidelberger Zudem wird hier das naturwissen- Königstuhl entsteht. Ab 10 Jahren; € 9,90 (zzgl. Versand) www.spektrum.com/sparky schaftliche Denken – das nicht mit der bloßen Ansammlung von Fakten Cecilia Scorza ist promovierte Astronomin verwechselt werden darf – über eigene und in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Aktivitäten und die Feststellung von Zu- für das Haus der Astronomie und die Astro- sammenhängen in astronomischen Kon- nomieschule e.V. in Heidelberg sowie für das texten gefördert. Deutsche SOFIA-Institut in Stuttgart tätig. www.astronomie-heute.de in Kooperation mit Januar 2010 55 Wissenschaft aus erster Hand Über die Sterne zur Naturwissenschaft Das Projekt »Wissenschaft in die Schulen!« nutzt die Faszination und Vernetzungskraft der Astronomie, um konkrete und praktische Bezüge in den oft abstrakten naturwissenschaftlichen Unterricht zu transportieren. Von Olaf Fischer D er Pädagoge Johann Comenius for- Artikel aus dem Magazin »Spektrum der mulierte im 17. Jahrhundert ein Wissenschaft«. grundlegendes didaktisches Prinzip: Un- Ein Anstoß, das Projekt »Wissenschaft terricht braucht aktuelle Bezüge. Dieses Prinzip ist auch in unserem 21. in die Schulen!« ins Leben zu rufen, ergab Jahrhundert allgegenwärtig; die neuesten ternden Ergebnissen der Pisa-Studien der Nachrichten erwarten wir meist mit gro­ßer OECD, in denen alltags- und berufsrele- Neugier. Entsprechend wichtig ist es bei vante Kenntnisse und Fähigkeiten von der Vermittlung wissenschaftlicher Sach- Schülern untersucht werden. Die Frage verhalte, Bezüge zur aktuellen Forschung war: Wie lässt sich die naturwissenschaft- herzustellen. Doch auf welchem Wege lich-technische Kompetenz von Schülern gelangt eine wissenschaftliche Erkenntnis verbessern? Von der Antwort hängt nicht schnell und didaktisch aufbereitet in den nur die ganz persönliche Berufsfindung Schulunterricht? Einen begehbaren Weg jedes Einzelnen ab, sondern letztlich auch bietet das Projekt »Wissenschaft in die das Wohlergehen unserer gesamten Ge- Schulen!« an. Der allgemeine Gedanke des Pro- sellschaft, die gut gebildeten und ausge- jekts besteht darin, aktuelle und für den Wie können wir Kinder und Jugend- Schulunterricht wichtige Themen, die in liche stärker für Naturwissenschaft und Wissenschaftsmagazinen und speziell dazu populären Zeitschriften behandelt wer- Technik begeistern? Wie sie heranführen erarbeitete didaktische Materialien für den den, aufzugreifen und durch zusätzliche an die Physik und Mathematik, denen der Unterricht zur Verfügung. didaktische Materialien für den Gebrauch Nimbus des Komplizierten und Abstrakten im Unterricht aufzubereiten. Eine Keim- anhaftet? Wohl kaum eine Disziplin eignet zelle bildete hier die Zeitschrift »Sterne sich hierfür so gut wie die Astronomie. Was trägt noch dazu bei, dass ein und Weltraum«: Seit Oktober 2003 erstellt Sie kann – im positiven Sinne – ein Tro- Sachverhalt für uns interessant wird? ein Team von Autoren Monat für Monat janisches Pferd sein. Mit ihrer Hilfe und Die Nutzbarmachung des Vorwissens be- zu ausgewählten Beiträgen der Zeitschrift mit der Faszination, die sie besonders bei friedigt unseren Geist, die Verknüpfung sich unmittelbar aus den teilweise ernüch- bildeten Nachwuchs braucht. Die Website www.wissenschaft-schulen.de stellt ausgewählte Beiträge aus populären der verschiedenen getrennt angelegten »Wozu (der Lehrer) die Schüler anleiten will, das muß er zuerst für sich vollzogen haben. Ueber Jedem schwebt der Himmel. Selbstthätige Auffassung, Sehen und Beobachten mit eignen Augen ist Keinem zu erlassen, der Andre zu Adolph Diesterweg lebendigem Wissen anleiten will.« Wissensbereiche erfüllt ihn und hilft Unterrichtsmaterialien, die den normalen Kindern und Jugendlichen auslöst, lassen Maße die Umsetzung und Schulung des Lernstoff für die Jahrgangsstufen 10 bis sich naturwissenschaftliche Inhalte mit Fächer verknüpfenden Denkens im Schul- 13 ergänzen oder vertiefen. Lehrer und konkretem und praktischem Bezug in unterricht. Das Projekt »Wissenschaft in Schüler können dieses Angebot als PDF- den Unterricht einführen. Themen wie die Schulen!« liefert dazu vielfältige di- Dokumente kostenfrei vom Portal www. zum Beispiel die Fragen nach der Entste- daktische Materialien, deren Fächer ver- wissenschaft-schulen.de herunterladen. hung unserer Welt, nach der Größe des knüpfendes Potenzial ausgewiesen wird. Nachdem sich dieses Konzept mit Universums, nach dem Ausbleiben der dem Pilotprojekt Astronomie bestens Sonnenflecken oder die Suche nach au- bewährt hatte, stehen inzwischen auch ßerirdischem Leben führen unweigerlich Olaf Fischer, Astronom, Didaktiker und Leh- für andere naturwissenschaftliche Fächer zur Beschäftigung mit Physik im engeren rer der Physik und Astronomie, gestaltet den didaktische Materialien zur Verfügung. und der Naturwissenschaft im weiteren Astronomie-Teil des Projekts »Wissenschaft in Als thematische Aufhänger dienen hierzu Sinne. die Schulen!« schließlich auch unserem Gedächtnis. Die universelle, vernetzende Denkweise ist aber nicht nur für das Individuum von Interesse – alle Vorgänge in unserer modernen Gesellschaft sind zunehmend darauf angewiesen. Die Astronomie ermöglicht in starkem 56 Januar 2010 Sterne und Weltraum KALENDER 2010 Jahrbücher 4 1 ■ Kosmos Wetterjahr 160 S. m. 100 farb. Fotos u. 70 Illustr., kart., Kosmos. Bestell-Nr. 2179. € 10,95 (D), € 11,40 (A) Das Kosmos Wetterjahr informiert über das »typische« Wetter, nennt wichtige Signalpflanzen und klärt auf über Biowetter, Pollenflug und Bauernregeln. Mit Wettertagebuch für eigene Beobachtungen. 5 Portofreie Lieferung in D&A ab einem Bestellwert von € 20,–* 2 ■ Ahnerts Astronomisches Jahrbuch 2009, 210 S. mit zahlr., meist farb. Abb., Format: DinA4, Spektrum der Wissenschaft. Bestell-Nr. 1339. € 10,90 (D), 10,90 (A) Ahnerts Astronomisches Jahrbuch ist das unentbehrliche Standardwerk für Hobbyastronomen. Im handlichen Zeitschriftenformat enthält es alle wichtigen Informationen über die Himmelsereignisse 2010. 6 Jetzt neu mit Kalendarium zu jedem Monat: Mit einem Blick erkennen Sie die wichtigsten Himmelsereignisse und die aktuelle Mondphase. 3 ■ Kosmos Himmelsjahr Sonne, Mond und Sterne im Jahreslauf. Hrsg. v. Hans-Ulrich Keller, 2009, 304 S. m. ca. 300 Farbabb., kart., Kosmos. Bestell-Nr. 1316. € 14,95 (D), 15,40 (A) 1 Die Vermessung des Himmels Kalendarium und Texte dtsch.-engl., 13 farb. Blätter, Maxi-Format: 68 x 48,5 cm , Foliendeckblatt, Weingarten. Bestell-Nr. 2657. € 46,– (D), € 46,– (A) Die immer populärer werdenden, farbenprächtigen Sternkarten aus dem Atlas Coelestis des Andreas Cellarius aus dem 17. Jahrhundert zeigen in bunter Vielfalt, wie die Menschheit sich nach und nach den Himmel erschlossen hat. Der Kalender enthält daneben noch Sternkarten aus der Feder weiterer Astronomen sowie erklärende Texte zu jeder einzelnen Karte. Zwölf Monatsübersichten im kalendarischen Hauptteil beschreiben Mond- und Planetenlauf sowie den jeweiligen Fixsternhimmel. Monatssternkarten, anschauliche Farbzeichnungen und Fotos sorgen für den richtigen Durchblick. Mit Übersichtskarten und Tageskalendarium – die wichtigsten Infos auf einen Blick. Neu: Phototipps für Astrobilder. 4 Der teNeues Himmelskalender Der Sternenhimmel Monat für Monat. Mit zweispaltigem Nutzkalendarium u. Informationen. 13 farb. Bl., Format: 40 x 30 cm (aufgeklappt 80 x 60 cm), teNeues. Bestell-Nr. 1526. € 12,95 (D), € 12,95 (A) Was tut sich am Himmel? Diese Frage beantwortet der neue Himmelskalender Monat für Monat. 12 spektakuläre Astrofotos und 12 große Sternkarten, interessante Beobachtungstipps, großes Notizkalendarium und Platz für eigene Beobachtungen. 5 Himmel und Erde Eugen Reichl, Stefan Schiessl 13 farb. Blätter, Format: 55,5 x 45,5 cm, Spiralbindung, Weingarten. 2 Landschaft im Licht Kalendarium dtsch.-engl.-französ., 13 farb. Blätter, Format: 60 x 50 cm, Palazzi. Bestell-Nr. 2182. € 39,80 (D), € 39,80 (A) Zwölf Studien aus dem Werk des großartigen Natur-Fotografen Art Wolfe, dessen Engagement gleichzeitig dem Naturschutz gilt. ■ Space 2010 Bestell-Nr. 1338. € 29,95 (D), € 29,95 (A) In diesem Kalender von STERNE UND WELTRAUM präsentieren Astronomen ihre besten Fotografien im Großformat und lassen Sie an den Sternstunden der Naturbeobachtung teilhaben. Auf einem separatem Blatt werden die Motive ausführlich beschrieben. 6 Unendliches Weltall 3 Sternzeit Kalendarium dtsch.-engl., 13 farb. Blätter, Maxi-Format: 70 x 50 cm, Palazzi Verlag. Kalendarium dtsch.-engl.-französ., 7 farb. Transparent-Bilder, Format: 41 x 57 cm., Hannesschläger Verlag. Spektakuläre Aufnahmen von Galaxien, Sonnen oder planetarischen Nebeln in nie gekannter Detail-Treue und Bildschärfe. Jedes der 12 Monatsblätter mit Begleittext und ergänzender Abbildung. »Ein Muss für Schulen und Sternwarten, ein ausgefallen schönes Geschenk für an Astronomie und Naturschönheit interessierte Sterne und Weltraum Menschen.« Bestell-Nr. 1335. € 44,80 (D), € 44,80 (A) Bequem direkt bei www.astronomie-heute.de bestellen: www.science-shop.de Bestell-Nr. 1319. € 32,90 (D), € 32,90 (A) per E-Mail [email protected] telefonisch 06221 9126-841 Bestellen Sie bequem telefonisch: 06221 9126-841 per Fax 0711 7252-366 Raumfahrtjahrbuch mit Chronik 2009 2009, 312 Seiten, zahlr. farb. Abb., kart., VFR e.V. Bestell-Nr. 2517. € 14,90 (D), € 15,30 (A) Das Jahrbuch zur spannenden Welt der Raumfahrt. Nehmen Sie teil am größten Abenteuer unserer Zeit! per Post 2010 57 Januar Postfach 810680 • 70523 Stuttgart *Bei Bestellungen in D & A unter € 20,– sowie Bestellungen im sonst. Ausland berechnen wir € 3,50. Alle Preise inkl. Umsatzsteuer. Preise unter Vorbehalt. Spektrum der Wissenschaft Verlagsges. mbH im Netz STEFAN OLDENBURG Amateurastronom Heidelberg EUGEN REICHL Vorstandsrat Verein zur Förderung der Raumfahrt (VfR) | Riedering ANDREAS MÜLLER Astrophysiker München LEONARD BURTSCHER Doktorand | Max-PlanckInstitut für Astronomie Heidelberg CAROLIN LIEFKE Doktorandin | Hamburger Sternwarte | Hamburg LARS-C. DEPKA Amateurastronom Dortmund HELMUT DANNERBAUER Astronom | Max-PlanckInstitut für Astronomie Heidelberg MICHAEL KHAN | Luftund Raumfahrtingenieur Esa | Darmstadt SUSANNE M. HOFFMANN freie Astronomin | Berlin Seit es Menschen gibt, machen sie sich Gedanken darüber, wie das Weltall beschaffen ist. Wir denken über unsere Stellung im Universum nach, fragen nach der Natur kosmischer Objekte – oder träumen davon, zu anderen Planeten und Sternen zu reisen. All das passiert auch in den Kosmologs – dem neuen Blogportal von Sterne und Weltraum. Unsere Blogger – Wissenschaftler, Raumfahrtexperten und Sternfreunde – sind Meinungsbildner auf ihren Gebieten. Damit sind die Kosmologs authentisch – und eröffnen neue, ungewöhnliche Perspektiven. 58 Januar 2010 JAN HATTENBACH Diplomphysiker und Amateurastronom Aachen w w w. k o s m o l o g s . d e Sterne und Weltraum »Unser Universum erkunden zum Nutzen der Menschheit« Die Astronomie hat grundlegende Bedeutung für Kultur, Wissenschaft und Technik. Deshalb schlägt die Internationale Astronomische Union eine Strategie vor, wie mit ihrer Hilfe die nachhaltige Entwicklung unserer globalen Gesellschaft im kommenden Jahrzehnt gefördert werden kann. Von George Miley D ie Astronomische suche von Astronomen in diesen Ländern. besonderes Augenmerk auf die Staaten Union (IAU), die internationale Ver- Internationale Derzeit wird eine neue Programmgruppe Schwarzafrikas gerichtet. einigung der Berufsastronomen, erachtet für Grund- und weiterführende Schulen ó Steigern der Anzahl aktiver Ehren- es als eine ihrer wesentlichen Aufgaben, eingerichtet. Auch außerhalb der IAU- amtlicher durch Anwerben von neuen die astronomische Bildung weltweit zu Aktivitäten widmen sich nun mehrere Mitgliedern und Einbeziehen weiterer fördern. Wir glauben, dass die Astronomie ergänzende Angebote speziell der astro- Freiwilliger wie Doktoranden, Postdok- aufgrund ihrer kulturellen, wissenschaft- nomischen Bildung und Öffentlichkeits- toranden und kompetente Lehrer und lichen und technischen Spannbreite ein arbeit, die auch Programme für Kinder Öffentlichkeitsberater. einzigartiges und preiswertes Mittel zur umfassen. ó Vorschläge für neue Aktivitäten: unter Förderung auf allen Bildungsstufen ist Drittens möchte der Plan auf lange anderem Stiftungsdozenturen, um popu- und die globale Entwicklung nachhaltig Sicht bewirken, dass alle Länder zu einem lärwissenschaftliche Vorträge auf Ober- anregen kann. Die IAU hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten auf vielfältige Weise für die Bildung eingesetzt. Mit geringen Mitteln wurde viel erreicht, was sich besonders in dem äußerst erfolgreichen Internatio­ nalen Jahr der Astronomie bemerkbar machte. Um diese Aktivitäten fortzuführen und auszubauen, hat die IAU in den vergangenen zwei Jahren eine ehrgeizige Strategie für die Zeitspanne 2010 bis 2020 ausgearbeitet. Den Plan »Astronomie für die Entwicklungsländer« hat die Vollver- »Die Astronomie als Naturwissenschaft stellt den, der sich mit ihr beschäftigt, in die Natur. Nur auf diesem Standpunkte ist eine natürliche, gesunde und wahre Betrachtungsweise der Dinge möglich; durch ihn wird man unmittelbar in die Gegenwart eingeführt und dadurch befähigt, die Vergangenheit in der Beziehung, was sie Wahres zu Tage gefördert und in wie fern sie die richtige Bahn zur Cultur eingeschlagen hat, richtig zu würdigen.« Adolph Diesterweg sammlung der IAU im August 2009 verabschiedet. Ein Plan für 2010 bis 2020 gewissen Grad an der astronomischen stufenniveau anzubieten, und langfristige Forschung teilnehmen und dass alle Kin- Partnerschaften zwischen etablierten der weltweit Zugang zu den Erkenntnissen astronomischen Instituten einerseits und Erstens hebt das Strategiepapier hervor, der Astronomie erlangen. Der Plan for- Universitäten in Entwicklungsländern an- dass die Astronomie auf einzigartige muliert spezifische Ziele im Hinblick auf dererseits. Weise zur Bildungsförderung und zum diese Vision. ó Das Einrichten eines »Global Deve- Kompetenzerwerb beitragen kann – und Als vierter Punkt ist der Inhalt des lopment Office« zur Mobilisierung und zwar weltweit. Die Astronomie verknüpft Plans, also die Strategie, wie diese Ziele Koordination einer großen Anzahl von Wissenschaft und Technik mit Inspiration umgesetzt werden sollen, zu nennen. Freiwilligen sowie zur Umsetzung neuer und Begeisterung. Dazu gehören: Programme. Zweitens fasst der Strategieplan aktu- ó Ein ganzheitlicher strategischer Ansatz, ó Stärkere Beteiligung von Personen elle Bildungsaktivitäten zusammen und der die Bildung an Grundschulen, wei- und Institutionen aus den jeweiligen Re­ analysiert den gegenwärtigen Stand der terführenden Schulen und Hochschulen gionen. globalen astronomischen Entwicklung. sowie die Forschung und Öffentlichkeits- ó Nutzen neuer Instrumentarien, bei- Die Programmgruppen der IAU-Kommis- arbeit mit einschließt. Der »Mix« der spielsweise Archive, robotische Teleskop­ sion 46 tragen seit Langem zur Förderung relevanten Aktivitäten wird sich dabei an netzwerke, das Internet und mobile Un- der Astronomie in den Entwicklungslän- dem künftigen Potenzial der Forschung terrichts- und Ausstellungsräume. dern bei – etwa durch Einrichtung und und Bildung in dem jeweiligen Land Finanzierung von nationalen und regio- orientieren. Aufgrund ihrer relativen Un- Fünftens koppelt der Plan die Umsetzung nalen Astronomieschulen oder durch Be- terentwicklung wird bei diesem Ansatz der Strategie an das jeweils finanziell www.astronomie-heute.de Januar 2010 59 Mögliche. Die jährlichen Kosten werden Ressourcen der globalen Entwicklung und benwirkung eines der tiefgreifendsten um eine Größenordnung höher liegen als Bildung widmen, erhöhen wir damit das Abenteuer unserer modernen Kultur dar- diejenigen für das derzeitige IAU-Entwick- Ansehen der Astronomie insgesamt und stellen: der Erkundung des Universums. lungsprogramm. Mehrere Möglichkeiten, das Verständnis der Politiker für unsere neue Finanzierungsquellen zu erschlie- Forschungsvorhaben. Die Astronomie in darin, diesen Plan auch umzusetzen. Die ßen, werden in dem Strategiepapier skiz- den Dienst der globalen Entwicklung zu Devise des Internationalen Jahres der As- ziert. stellen, ist also eine äußerst rentable Stra- tronomie war: »Das Weltall: Du lebst darin tegie. – entdecke es!« Das Motto der IAU für die Sollten sich Astronomen an den Ak- Die Herausforderung besteht nun tivitäten dieses Entwicklungsprozesses Die Astronomie strahlt auf vielfältige nächste Dekade lautet: »Unser Universum beteiligen? Ich möchte das mit einem Weise in unsere Gesellschaft aus; da- erkunden zum Nutzen der Menschheit.« eindeutigen »Ja« beantworten – weil es mit kann sie auf nachhaltige Weise die mir sowohl moralisch geboten als auch Entwicklung auf internationaler Ebene opportun erscheint. Das für die astro- fördern. Die Astronomie vermag zu be­ George Miley ist Professor für Astronomie an nomische benötigte geis­tern und eröffnet so einen einzig- der Universität Leiden, Niederlande, und Vize- Instrumentarium wird von Jahr zu Jahr artigen Zugang zu Technik, Kultur und präsident der Internationalen Astronomischen teurer. Das lässt sich nur realisieren, wenn Wissenschaft, also zu drei der tragenden Union (IAU) für Bildung und Entwicklung. unsere Gesellschaft bereit ist, diese finan- Säulen von Industrienationen. Wenn sich zielle Last zu tragen. Ob ein Milliarden eine Vielzahl von fähigen und kreativen Aus dem Englischen übersetzt von Janine Dollar oder Euro verschlingendes astrono- Wissenschaftlern, Ingenieuren und Leh- Fohlmeister. misches Projekt umgesetzt wird, ist stets rern in den Dienst der internationalen eine politische Entscheidung. Wenn wir Entwicklung stellt, wird der Strategieplan Der Strategieplan der IAU: nur einen kleinen Teil der astronomischen eine preiswerte und willkommene Ne- www.iau.org/education/strategic_plan/ Spitzenforschung Verwandte Disziplinen und Teilgebiete der Astronomie Astrologie Astronautik (Weltraumfahrt, Kosmonautik) Durchqueren des kosmischen Raumes außerhalb der Lufthülle der Erde mit bemannten oder unbemannten Raumflugkörpern Die Verwendung des Wortstammes astron (griechisch: Stern) rührt aus einer Zeit, in der alle Himmelsobjekte Sterne genannt wurden, z. B. Fix-, Wandel-, Schweif- und Nebelsterne Astrophysik Himmelsmechanik Ermittlung der chemischen und physikalischen Beschaffenheit kosmischer Objekte aus Intensität, Polarisationsgrad und spektraler Zusammensetzung der Strahlung Untersuchung der Bewegung kosmischer Objekte, z.B. mit dem Gravitationsgesetz und den keplerschen Gesetzen Astrometrie Kosmologie Ortsbestimmung von kosmischen Objekten an der scheinbaren Himmelskugel Astroarchäologie (Sterndeutung) Irrlehre vom Zusammenhang zwischen Stern- und Planetenkonstellationen und irdischen Geschehnissen Betrachtung des Zustands und der Entwicklung des Kosmos als Ganzes Astronomie Kosmogonie Erforschung der Entstehung kosmischer Objekte Beschäftigt sich mit der astro­ nomischen Bedeutung von Baudenkmälern und archäologischen Ausgrabungen Nach Daten von Lutz Clausnitzer Astrobiologie 60 Erforscht Möglichkeiten der Entstehung und der Existenz von Leben außerhalb der Erde Astrogeologie Untersucht Aufbau und Entwicklung nichtstellarer Himmelskörper wie Planeten, Monde, Kleinkörper und Meteorite Stellarstatistik Beschreibt die Verteilung und Bewegung der Sterne in Galaxien und der Verteilung im Raum Januar 2010 Astrochemie Untersucht die Entstehung und Verteilung der chemischen Elemente und Verbindungen im Universum Sterne und Weltraum Grundwissenkatalog Astronomie – Reden wir über Inhalte! Astronomische Inhalte gehören in die Schule – ohne Zweifel. An den Inhalten sollte sich auch orientieren, welcher Weg dorthin der beste ist. Von Wolfgang Fiedler M eine Frau liebt das Theater – ver- eine Wissenschaft, die von vielen als inter­ verschiedene Wege in den einzelnen Bun- lässt das essant erachtet wird, in den Lehrinhalten desländern gibt, geben könnte oder geben Wohnzimmer, wenn ich mir Prognosen der Schule eine eher untergeordnete Rolle wird. und Wahlberichte anschaue. Meine beiden spielt, und würde mir für alle Schüler eine Auch wenn die Rahmenbedingungen erwachsenen Söhne treiben gern Sport – umfassende astronomische Bildung wün- in den einzelnen Bundesländern verschie- verdrehen jedoch die Augen, sobald ich schen. den sind, so ist das Interesse der Schüler allerdings fluchtartig meine Joan-Baez-CD einlege. Wir alle mö- Nach meinem Eindruck scheint es in an der Astronomie überall groß. Disku- gen bestimmte Dinge, andere hingegen den Diskussionen über die Vermittlung tieren wir gemeinsam darüber, welches nicht. astronomischen Wissens in der Schule astronomische Grundwissen einem Schü- Wie viele Ihrer Freunde und Bekannte zurzeit hauptsächlich darum zu gehen, ler im Laufe seiner Schulzeit vermittelt interessieren sich nicht für astronomische ob dies in Physik, Geografie oder einem werden sollte! Inhalte – in welcher Form auch immer? eigenständigen Unterrichtsfach Astrono- »Alle Kenner der Sache und des öffentlichen Unterrichts sind der Meinung, daß die Astronomie noch nicht zu dem Adolph Diesterweg Rechte gelangt sei, das ihr gebührt.« Ich möchte Sie dazu aufrufen, gemeinsam einen Grundwissenkatalog Astronomie zu erstellen. In diesem sollte das astronomische Mindestwissen festgelegt sein, über das ein Schüler nach Abschluss seiner Schulzeit verfügen sollte. Astronomie begeistert, fasziniert und Ich habe aus so manchem Mund schon mie geschehen soll. Ist das wirklich der weckt Neugier, besonders bei jungen Men- viel astronomischen Unsinn gehört und Kern des Problems? Sollten wir nicht lie- schen. Aus pädagogischer Sicht gibt es mich auch oft über Unwissen gewundert ber darüber nachdenken, welche Inhalte keine bessere Voraussetzung für die Wis- oder sogar geärgert, kenne jedoch keinen der Astronomie zu vermitteln sind? sensvermittlung. Denken wir also gemein- einzigen Menschen, der Astronomie für uninteressant hält. Erst wenn das Ziel klar ist, kann man da- sam darüber nach, welches astronomische rüber nachdenken, wie es erreicht werden Grundwissen in der Schule tatsächlich vermittelt werden sollte! Als Pädagoge stelle ich mir immer wie- soll und welche Wege zu diesem Ziel füh- der die Frage, welches grundlegende as- ren. Sowohl die föderale Bildungsstruktur tronomische Wissen Schülern vermittelt der Bundesrepublik als auch didaktische Wolfgang Fiedler ist Landesfachberater für werden sollte. Ich frage mich auch, warum Überlegungen bedingen, dass es viele und Astronomie in Thüringen. www.astronomie-heute.de Januar 2010 61