WIE NOTWENDIG IST DER NACHWEIS VON PROVIRUS BEI EINER INFEKTION MIT FELINEM LEUKÄMIE VIRUS? Prof.Gelderbloom, RKIa J. Guthardt, I. Langbein-Detsch, E. Müller, LABOKLIN, Bad Kissingen, Deutschland Der Anlaß: •Impfstoffversuch: In einer 2005 in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut (RKI) durchgeführter Impfstoffstudie konnte nachgewiesen werden, daß selbst bei vorhandenem Impfschutz gegen FeLV bis über 100 Tage nach einer challengeInfektion noch FeLV-provirus nachweisbar war. Bei keiner dieser Katzen wurde im Routine-ELISA Antigen detektiert. (Grafik 1) Das Virus: Das Felines Leukämie Virus (FeLV) gehört zur Familie der Retroviridae, Genus Oncovirus. Es ist ein behülltes RNA-Virus mit den drei für Retroviren charakteristischen Hauptstrukturgenen gag-env-pol. Das Virus wird direkt von Katze zu Katze übertragen. Hauptübertragungsquelle ist dabei der Speichel. In den meisten Fällen kommt es daher zu einer oropharyngealen Infektion. Bissverletzungen stellen ein großes Übertragungsrisiko dar, weil hier der infektiöse Speichel direkt in die Blutbahn gelangen kann. Nach Eindringen in die Schleimhäute vermehrt sich FeLV innerhalb von zwei Tagen dort sowie in den Tonsillen und retropharyngeären Lymphknoten. Über infizierte Lymphozyten und Monozyten gelangt das Virus nach etwa zwölf Tagen in den Blutkreislauf. •Studie zur Infektion bei Bluttransfusionen: In einer Studie der VetSuisse Fakultät, Universität Zürich* konnte nachgewiesen werden, daß bei der Transfusion von FeLV-Antigen-negativem aber Proviruspositivem Blut auf 15 SPF-Katzen diese Tiere bis über einen Zeitraum von 15 Wochen ein positives Ergebnis in der PCR zeigten. Bei zwei dieser Katzen wurde zudem p27-Antigen nachgewiesen und damit der Nachweis einer Übertragbarkeit der Infektion durch eine Bluttransfusion erbracht. Die Infektion: kann in drei Varianten ablaufen: Unsere Fragestellung: 1. Persistente Infektion: die Katze hat eine Virämie und ist für andere Katzen infektiös. 2. Transiente (abortive) Infektion: in ca. 60% der Fälle kommt es nur zu einer vorübergehenden Virämie. Das Immunsystem ist in der Lage das Virus komplett zu eliminieren. 3. Latente Infektion: die Katze ist nicht mehr virämisch, aber Provirus hat sich dauerhaft in das Genom integriert und kann unter Streß wieder reaktiviert werden . Die Epidemiologie: Dies zeigt, daß diese latent infizierten Katzen, die in der Routineuntersuchung mittels ELISA nicht erfasst werden, sollten sie aber als Blutspender herangezogen werden, ein deutliches Infektionsrisiko dar stellen. Wie hoch ist der Anteil der Antigen-negativen, aber Provirus-positiven Katzen im allgemeinen Einsendungsrahmen ? Das Material und die Methoden: Hierzu wurden 140 Katzenproben aus der Antigen-ELISA-Routinediagnostik auch auf Provirus untersucht: Die Durchführung des Tests auf FeLV Provirus wurde mittels Realtime PCR nach Langhammer et al. (2005) durchgeführt. Die Extraktion erfolgte mit dem „FastStart Essential DNA Probes Master“-Kit von Roche, die PCR wurde im LightCycler96, Roche, durchgeführt. (Grafik 2) Grafik 1: Die Ergebnisse: die Prävalenz der FeLV-Infektion liegt in Deutschland bei ca. 3.0-3.5% mit einer Häufung der Infektionszahlen bei Katzen < 6Jahre. Von den 140 Katzen waren insgesamt 15 Katzen in der PCR positiv (10.7%). Bei sieben wurde hiermit das positive Antigen-ELISA-Ergebnis bestätigt. Bei weiteren acht Katzen, alle p27-Antigen-negativ, ergab die PCR ebenfalls ein positives Ergebnis. Geplante Folgeuntersuchungen der positiven Katzen scheiterten leider an mangelnder Kooperation der Tierbesitzer. -Linie grün + gelb zeigen geimpfte Katzen Grafik 2: Die Daten: links „live“-PCR Protokoll: Proben, die ebenfalls positiv im ELISA sind zeigen frühen Anstieg, Proben latent infizierter Katzen zeigen erst nach ca. 30 Zyklen einen Anstieg über die Nachweisgrenze. Der Hintergrund: •Neben der meist routinemäßig durchgeführten Untersuchung auf p27-Antigen im ELISA oder der in-praxis-Tests, steht seit einiger Zeit die Untersuchung auf provirale-DNA von FeLV mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) im Focus der Labordiagnostik. •Katzen, die sich erstmals mit FeLV infizieren können über einige Monate Antigenpositiv sein. Bildet das Immunsystem nun ausreichend neutralisierende Antikörper, speziell gegen das Transmembranprotein p15E, verläuft die Infektion abortiv. Reicht die Menge nicht aus kommt es zu einer latenten Infektion, bei der die Katze kein Antigen mehr produziert, sich aber Virusgenom dauerhaft integriert und der Nachweis auf provirale-DNA positiv ausfällt. Die Diskussion: Diese Ergebnisse zeigen, dass der Nachweis proviraler DNA bei der FeLV-Infektion einen sinnvollen Aspekt der Diagnostik mit deutlich erhöhter Sensitivität gegenüber dem p27-Antigen-ELISA darstellt. Zum einen können positive Antigenbefunde damit verifiziert werden, zum anderen werden auch die Katzen erfasst, die latent infiziert sind. Eine PCR-Untersuchung sollte daher immer bei möglichen Blutspendern, bei Zuchttieren sowie unbekanntem Impfstatus bevorzugt werden. Zur Abklärung transienter Infektionen ist eine Zweituntersuchung nach ca. drei Monaten anzuraten. Eine Aussage zum klinischen Status erlaubt dieser PCR-Nachweis nicht. Die Literatur: Korrespondenzadresse: [email protected] •Nesina et al, transmission of FeLV infection by provirus positive blood, 11th IFRRS, Leipzig 2012 •Langhammer et al. 2005: “Antibodies neutralizing feline leukaemia virus (FeLV) in cats immunized with the transmembrane envelope protein p15E. Immunology 117:229-237” .