PRODUKTION Mit IR Granulate im Spritzgussbetrieb trocknen Effektiv mit wenig Energie Granulate müssen in der Regel vor der Verarbeitung auf Spritzgussautomaten getrocknet werden. Hierbei erweist sich die Kombination zwischen Infrarot-Strahlung und Drehrohren als besonders effektiv. Aufgrund der kurzen Trockenzeit und der damit verbundenen schnellen Reaktionszeit bei Prozessunterbrechungen, Farb- oder Materialwechseln kann die Ausschussproduktion gesenkt werden. Die Durchsatzleistungen des kleinsten Infrarot-Drehrohres, hier direkt auf dem Spritzgussautomaten, liegen zwischen 10 und 200 kg/h. Die Siac GmbH & Co. KG in Neunkirchen und Essen hat eine Typenreihe von IR-Drehrohren entwickelt, die sich durch eine robuste Konstruktion, flexible Einsatzmöglichkeiten und eine hohe Energiedichte auszeichnen. Dadurch konnte eine kompakte und effektive Bauweise verwirklicht werden. Die Einbaumaße und damit der benötigte Platz sind sehr gering. Ein Vorteil des IR-Drehrohres ist neben seiner hohen Energiedichte die geringe Behandlungszeit. Anstelle von Stunden wie bei vielen anderen Trocknerarten liegen die Behandlungszeiten bei wenigen Minuten. Besonders bei schwer zu behandelnden Materialien wie Pulver, Dipl.-Ing. Sven-Olaf Zillmann, Siac GmbH & Co. KG, Essen, Dipl.-Ing. Urban Stricker, Ökutec GmbH, Siegen 104 pulverartigen oder stark Staub belasteten Materialien und sehr feuchten Produkten ist dies von Bedeutung. Die Infrarot-Strahlung erwärmt innerhalb des Drehrohres das Korn nicht nur von außen, sondern dringt in der Regel auf Grund der kurzen Strahlungsfrequenz in das Korn ein und erwärmt das Wasser in seinem Inneren. Durch die Temperaturdifferenz zwischen dem warmen Kern des Korns und der kalten Oberfläche wird das Wasser ausgetrieben. Oberflächenfeuchtigkeit wird natürlich ebenfalls mit einer hohen Effizienz bei sehr geringen Verlusten verdampft. Ein Infrarot-Drehrohr kann für alle vorstellbaren Aufgaben zur Wärmebehandlung eingesetzt werden. Beim Trocknen schwieriger Produkte wie Pulver, pulverförmige Stoffe sowie stark staubhaltigen Materials wird durch die langsame Drehung des Drehrohres das Material gut durchmischt, es wird dabei aber nicht aufgewirbelt. Eine weitere besondere Anwendung ist die Trocknung und Erweichung von Kurzfasern mit 10 bis 40 mm Länge aus zum Beispiel Polyamid oder PET. Das Material wird sehr gut durchmischt und getrocknet und dies auch bei größeren Feuchten von 20 bis 30%. Weiterhin kann das IR-Drehrohr auch zur reinen Kristallisation von entsprechenden Kunststoffen verwendet werden. Auch hier beträgt die Behandlungszeit nur wenige Minuten bis zur maximalen Kristallisation. Durch die intensive Durchmischung und die spezielle Gestaltung der Wendel im Drehrohr wird ein Verkleben des Granulates weitgehend vermieden. Der Energieeinsatz ist sehr gering. Infrarot-Drehrohre (IRD) zur Wärmebehandlung von rieselfähigen Schüttgütern werden seit etwa vier Jahren in der Kunststoffindustrie in der Extrusion und auch beim Spritzgießen zunehmend eingesetzt. Die benötigte Trockenzeit verkürzt sich durch ihren Einsatz von mehreren Stunden auf wenige Minuten. PLASTVERARBEITER 54. Jahrg. (2003) Nr. 10 Trocknen von Pellets im IR-Drehrohr Konventionelle Trockner erreichen die geforderten Trocknungsleistungen, allerdings ist die Trockenzeit sehr lang. Sie liegt in der Regel bei mehreren Stunden, bei speziellen Kunststoffen können sogar Trockenzeiten bis 30 h auftreten. Dies liegt einerseits an der sehr schlechten Wärmeleitfähigkeit von Kunststoffen. Da die Luft zur Energiezufuhr nicht wärmer als die untere Erweichungstemperatur der Granulate sein darf, benötigt das Durchwärmen des Kornes bereits viel Zeit. Anderseits wirkt als treibende Kraft zum Austreiben des Wassers aus dem Korn die Partialdruckdifferenz zwischen Korninneren und Umgebung. Diese Kraft ist aber sehr schwach. Übertrocknung und Mehrfachtrocknung vermeiden Lufttrockner arbeiten in einem konstanten Prozess – auch wenn der nachgeschaltete Prozess in der Produktion unterbrochen wird. Das Material verbleibt im Trockner und kann dadurch entsprechend der Stillstandszeit übertrocknet werden. Bei einem Stopp der Produktion – zum Beispiel am Wochenende – verbleibt das Trockengut im Trockentrichter. Beim erneuten Anfahren der Produktion wird dieses Material erneut getrocknet. Beides ist nicht nur eine Energieverschwendung. Übertrocknung und Mehrfachtrocknung produzieren extra trockene Pellets. Die Qualität der Trocknung weicht von der Norm ab und führt häufig zu Veränderungen der Schmelzeviskosität. Solche Schwankungen müssen vom Maschinenbediener unter Beobachtung der produktspezifischen PLASTVERARBEITER 54. Jahrg. (2003) Nr. 10 Qualitätsmerkmale durch Nachstellen der Spritzgussparameter kompensiert werden. Es ist bei Spritzgießern bekannt, dass ein wieder gestarteter Prozess sorgfältig beobachtet werden muss, da die Gefahr von Fehlproduktionen hier besonders hoch ist. IRD können als flexible Beistelltrockner, als Aufsatztrockner oder auch in zentralen Trocknungsanlagen eingesetzt werden. Welche Anwendung sinnvoll ist, hängt vom jeweiligen Aufgabenschwerpunkt ab und wird von Fall zu Fall betrachtet. Die oben angeführten Nachteile der Lufttrockner sind in jedem Fall ausgeschlossen. Aufgrund der extrem kurzen Trockenzeit und der damit verbundenen schnellen Reaktionszeit bei Prozessunterbrechungen, bei Farboder Materialwechseln kann die bisher als unvermeidlich geltende Ausschussproduktion drastisch gesenkt werden. Die resultierende höhere Produktivität ist häufig der wesentliche Grund für die Entscheidung zur Nutzung von IRD. Die Probleme durch Über- und Mehrfachtrocknung treten mit IRD systembedingt nicht auf. Bei einem Stopp verbleibt das Material im Drehrohr, die Energiezufuhr durch IR ist binnen einer Sekunde unterbunden. Wird der Prozess wieder gestartet, wird das Material binnen einer Sekunde weiter getrocknet. Wird ein Prozess für längere Zeit unterbrochen, besteht die Möglichkeit einer erneuten Befeuchtung. Doch auch hier ist die Menge an dann nicht ausreichend getrocknetem Material weitaus geringer, als die Materialmenge die zum Anfahren der nachfolgenden Produktion benötigt wird. Ein Ausschuss durch mangelnde Trocknung entsteht nicht. Innerhalb weniger Minuten nach Beginn des Trocknungsprozesses steht wieder getrocknetes Material mit konstanter Qualität zur Verfügung. Auf diese Weise konnte ein Betreiber eines IR-Drehrohres seinen Ausschuss von über 5% auf unter 1% senken. Ein weiterer Vorteil ist die schnelle Reaktionszeit. Der Trockner muss nicht mehrere Stunden vor dem Start der Produktion eingeschaltet werden. Er wird zusammen mit der Produktion angefahren. Die bedeutet, wenn der Trockner am Montag morgen eingeschaltet wird, eine Produktionserweiterung um drei bis vier Stunden pro Woche. Umgerechnet auf ein Jahr beträgt somit die zusätzliche Produktionszeit fast zwei Wochen. Siac, Halle B2, Stand 8310 Im größten verfügbaren IR-Drehrohr Typ C erreicht man in Abhängigkeit von Durchmesser und Länge des Drehrohres Durchsätze zwischen 300 und 10 000 kg/h. (Bilder: Siac) 105