Geldtheorie und Geldpolitik Grundzüge der Geldtheorie und Geldpolitik Sommersemester 2013 9. Taylor (1993)-Regel und NeuKeynesianische Makro Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro 9.1 Die Taylor (1993)-Regel Taylor, John B. (1993): Discretion versus Policy Rules in Practise, CarnegieRochester Conference Series on Public Policy 39: 195-214. einschlägige Lehrbücher, z.B. GHM Kapitel 17 Bundesbank (bis 1999): Geldmengenstrategie = Steuerung des Geldmengenaggregats M3 Instrument der Geldpolitik: Geldmenge Endogene Variable, die Gleichgewicht auf Geldmarkt sichert: Zinssatz Europäische Zentralbank (ab 1999), Federal Reserve Bank USA, Bank of England: Inflation Targeting = Formulierung eines Inflationsziels Instrument der Geldpolitik: Zinssatz für Wertpapierpensionsgeschäfte Endogene Variable, die Gleichgewicht auf dem Geldmarkt sichert: Geldmenge Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro Geldpolitik wird heute über Variation des Zinssatzes wahrgenommen Quelle: EZB, Fed (2012) Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Der kurzfristige Nominalzins 𝑖𝑡 ist die geldpolitische Steuerungsgröße • Für gegebene Inflationserwartungen bestimmt der Nominalzins den Realzins und damit auch die aggregierte Güternachfrage ⇒ Operationalisierung: Was ist das "richtige" Niveau von 𝑖𝑡 ? • Hierzu schlägt die Literatur eine Instrumentenregel vor. Die bekannteste ist die sog. Taylor-Regel nach Taylor (1993). • Taylor zeigt, dass eine einfache Regel die Zinssetzung der Federal Reserve (Fed) zwischen Mitte der 1980er Jahre und 1992 gut replizieren kann (1) 𝑖𝑡 = 𝜋𝑡 + 0,5 𝑦𝑡 − 𝑦𝑡 + 0,5 𝜋𝑡 − 𝜋 𝑍 + 𝑟 ∗ 𝑟 ∗ ist Gleichgewichtsrealzins, 𝑦𝑡 der Potenzialoutput und 𝜋 𝑍 die Zielinflation Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro 10.4 Taylor-Regel und MP-Kurve Zinssatz für Tagesgeld sei eine Funktion der Inflationslücke und der Outputlücke Inflationslücke = aktuelle, tatsächliche Inflationsrate minus Inflationsziel Outputlücke = aktuelles reales BIP minus langfr. Produktionspotenzial Politikanweisung: Ist die tatsächliche Inflation größer als die Zielinflation, so muss der Nominalzins erhöht werden (vice versa) Liegt der tatsächliche Output unter dem Potenzialoutput (negative Output-Lücke), so ist der Nominalzins zu senken (vice versa) Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Die Regel (1) kann die Zinssetzung der meisten Zentralbanken gut nachbilden. • Umformen ergibt: (2) 𝑖𝑡 = −0,5𝜋 𝑍 + 𝑟 ∗ + 1,5𝜋𝑡 + 0,5 𝑦𝑡 − 𝑦𝑡 +1,5𝜋 𝑍 − 1,5𝜋 𝑍 • In der allgemeinen Form lautet die Taylor-Regel: (3) 𝑖𝑡 = 𝛼 + 1 + 𝜃𝜋 𝜋𝑡 − 𝜋 𝑍 + 𝜃𝑦 𝑦𝑡 − 𝑦𝑡 mit 𝛼 = 𝑟 ∗ + 𝜋 𝑍 als gleichgewichtiger Nominalzins, wenn Output und Inflation auf ihren Zielwerten liegen. • Taylor hat 𝑟 ∗ = 2% und 𝜋 𝑍 = 2% angenommen Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 6 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro Quelle: Taylor (1993) Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 7 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro 10.4 Taylor-Regel und MP-Kurve Quelle: Abb. 17.1 Gischer, Menkhoff, Herz , S. 327 Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro 9.2 Grundzüge eines Neu-Keynesianischen Makromodells Romer, David (2000): Keynesian Macroeconomics without the LM curve, Journal of Economic Perspectives 14 (2): 149-169; erweiterte Fassung: http://elsa.berkeley.edu/users/dromer/papers/ISMP%20Text%20Graphs%202013.pdf Wenn die Geldpolitik einer Taylor-Regel folgt, wie reagiert sie auf Nachfrage- und Angebotsschocks? • Die Nachfrage nach Gütern ist beschrieben durch folgende IS-Kurve: (4) 𝑦𝑡 = 𝑦 − 𝑎 𝑟𝑡 − 𝑟 ∗ + 𝑢𝑡 mit 𝑢𝑡 als Nachfrageschock, z.B. Anstieg der Staatskäufe oder Reduktion der Exporte. Der Parameter 𝑎 > 0 misst die Zinssensitivität der Güternachfrage (Konsum, Investitionen) Wenn 𝑟𝑡 = 𝑟 ∗ und 𝑢𝑡 = 0, dann 𝑦𝑡 = 𝑦 Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 9 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Fisher-Gleichung: (5) 𝑟𝑡 = 𝑖𝑡 − 𝐸𝑡 𝜋𝑡+1 • Die Angebotsseite wird beschrieben durch die Phillips-Kurve PC: (6) 𝜋𝑡 = 𝐸𝑡−1 𝜋𝑡 + 𝜅 𝑦𝑡 − 𝑦 + 𝑒𝑡 mit 𝑒𝑡 als Angebotsschock und 𝐸𝑡−1 𝜋𝑡 als Inflationserwartung für die heutige Periode, Erwartungsbildung in Periode 𝑡 − 1 wenn die Outputlücke steigt, steigen die Grenzkosten der Unternehmen (für 𝜅 > 0) und die Firmen erhöhen die Preise • Wir nehmen adaptive Erwartungen an. Dies vereinfacht die Analyse (im Vergleich zu rationalen Erwartungen), ohne dass das Modell an Aussagekraft verliert (7) 𝐸𝑡−1 𝜋𝑡 = 𝜋𝑡−1 𝐸𝑡 𝜋𝑡+1 = 𝜋𝑡 Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 10 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro Zusammenfassung • Modell mit fünf Gleichungen 𝑦𝑡 = 𝑦 − 𝑎 𝑟𝑡 − 𝑟 ∗ + 𝑢𝑡 IS-Kurve (Güternachfrage) 𝑟𝑡 = 𝑖𝑡 − 𝐸𝑡 𝜋𝑡+1 Fisher-Gleichung 𝜋𝑡 = 𝐸𝑡−1 𝜋𝑡 + 𝜅 𝑦𝑡 − 𝑦 + 𝑒𝑡 PC-Kurve (Güterangebot) 𝐸𝑡−1 𝜋𝑡 = 𝜋𝑡−1 adaptive Erwartungen 𝑖𝑡 = 𝑟 ∗ + 𝜋 𝑍 + 1 + 𝜃𝜋 𝜋𝑡 − 𝜋 𝑍 + 𝜃𝑦 𝑦𝑡 − 𝑦𝑡 Taylor-Regel • Reduktion auf drei Gleichungen 𝑦𝑡 = 𝑦 − 𝑎 𝑖𝑡 − 𝜋𝑡 − 𝑟 ∗ + 𝑢𝑡 𝜋𝑡 = 𝜋𝑡−1 + 𝜅 𝑦𝑡 − 𝑦 + 𝑒𝑡 𝑖𝑡 = 𝑟 ∗ + 𝜋 𝑍 + 1 + 𝜃𝜋 𝜋𝑡 − 𝜋 𝑍 + 𝜃𝑦 𝑦𝑡 − 𝑦𝑡 Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 11 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro Die Reaktion auf Schocks • Um Fluktuationen zu untersuchen, reduzieren wir das Modell auf ein Gleichungssystem in 𝑦𝑡 und 𝜋𝑡 , indem wir 𝑖𝑡 ersetzen. • Die dynamische AS-Kurve (8) 𝜋𝑡 = 𝜋𝑡−1 + 𝜅 𝑦𝑡 − 𝑦 + 𝑒𝑡 Die Kurve hat eine positive Steigung. Lageparameter sind 𝑦, 𝜋𝑡−1 und 𝑒𝑡 . • Die dynamische AD-Kurve (9) 𝑦𝑡 = 𝑦 − 𝑎𝜃𝜋 1+𝑎𝜃𝑦 𝜋𝑡 − 𝜋 𝑍 + 1 𝑢 1+𝑎𝜃𝑦 𝑡 Die Steigung ist negativ. Wenn 𝜋𝑡 steigt, muss die ZB 𝑖𝑡 erhöhen. Dies erhöht den Realzins und dämpft 𝑦𝑡 . Lageparameter sind 𝑦, 𝜋 𝑍 und 𝑢𝑡 . Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 12 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Wichtiger Unterschied zur statischen AD-Kurve: Die Kurve gilt für eine gegebene geldpolitische Regel, nicht nur für ein gegebenes Geldangebot. • Das Gleichgewicht wird durch die dynamische AD- und die dynamische ASKurve beschrieben. Ihr Schnittpunkt bestimmt 𝑦𝑡 und 𝜋𝑡 . • Die Dynamik entsteht durch die Abhängigkeit der Variablen in 𝑡 von 𝜋𝑡−1 . Wir können also die Anpassung der Variablen über die Zeit und deren Persistenz studieren. Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 13 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro Analytische Lösung Weitere Vereinfachung: 𝜃𝑦 = 0 und 𝑦 = 0 und 𝜋 𝑍 = 0 Angebotsschock: 𝑒𝑡 ≠ 0 und 𝑢𝑡 = 0 (10) (11) 𝜋𝑡 = 𝜋𝑡−1 + 𝜅𝑦𝑡 + 𝑒𝑡 𝑦𝑡 = −𝑎𝜃𝜋 𝜋𝑡 AS AD Einsetzen von (11) in (10) ergibt: (12) 𝜋𝑡 = 1 𝜋 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 𝑡−1 + Der Koeffizient vor 𝜋𝑡−1 ist 1 𝑒 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 𝑡 1 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 Diff-gleichung erster Ordnung <1 Nach einem Schock kehrt die Inflation also wieder zum Steady state zurück. Je höher 𝜃𝜋 , desto geringer ist die Persistenz der Inflation. Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 14 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Wir betrachten die Reaktion auf einen einmaligen Angebotsschock 𝑒0 = 1, ausgehend vom Steady state mit 𝜋𝑡−1 = 0 • In 𝑡 = 0 gilt: 𝜋0 = 1 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 𝑦0 = −𝑎𝜃𝜋 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 𝑖0 = 𝑟 ∗ + 1+𝜃𝜋 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 • In 𝑡 = 1 gilt: 𝜋1 = 1 𝜋 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 0 = 𝑦1 = −𝑎𝜃𝜋 𝜋1 = 1 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 2 −𝑎𝜃𝜋 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 2 𝑖1 = 𝑟 ∗ + 1+𝜃𝜋 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 2 • In 𝑡 = 2 gilt: … Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 15 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Zeitpfade der einzelnen Variablen Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 16 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Anpassungspfad im 𝜋𝑡 -𝑦𝑡 -Diagramm Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 17 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Nach einem kontraktiven Angebotsschock entsteht Inflationsdruck. Die ZB reagiert durch eine Zinserhöhung, um damit den Output zu reduzieren und die Ökonomie zu stabilisieren. • Je höher 𝜃𝜋 , desto geringer die Schwankungen der Inflation und desto höher die Schwankungen des Outputs. • Je steiler die Phillips-Kurve, desto geringer sind die Konjunkturschwankungen Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 18 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Nachfrageschock: 𝑢𝑡 ≠ 0 und 𝑒𝑡 = 0 (13) (14) 𝜋𝑡 = 𝜋𝑡−1 + 𝜅𝑦𝑡 𝑦𝑡 = −𝑎𝜃𝜋 𝜋𝑡 + 𝑢𝑡 AS AD Einsetzen: 1 𝜋 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 𝑡−1 (15) 𝜋𝑡 = (16) 𝑦𝑡 = − + 𝑎𝜃𝜋 𝜋 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 𝑡−1 Prof. Dr. Jochen Michaelis 𝜅 𝑢 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 𝑡 + 1 𝑢 1+𝜅𝑎𝜃𝜋 𝑡 Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 19 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Zeitpfade der einzelnen Variablen Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 20 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Anpassungspfad im 𝜋𝑡 -𝑦𝑡 -Diagramm Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 21 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Nach einem expansiven Nachfrageschock entsteht Inflationsdruck und eine positive Outputlücke. Die ZB reagiert durch eine Zinserhöhung, um damit die Inflation und den Output zu reduzieren und die Ökonomie zu stabilisieren. • Je höher 𝜃𝜋 , desto geringer die Schwankungen der Inflation und desto höher die Schwankungen des Outputs. • Je steiler die Phillips-Kurve, desto geringer sind die Konjunkturschwankungen Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 22 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Das Taylor-Prinzip • Die Taylor-Regel lautete (für 𝜋 𝑍 = 𝑦 = 0) 𝑖𝑡 = 𝑟 ∗ + 1 + 𝜃𝜋 𝜋𝑡 + 𝜃𝑦 𝑦𝑡 • In Taylors (1993) Vorschlag ist 1 + 𝜃𝜋 = 1,5. Das Taylor-Prinzip verlangt 𝜃𝜋 > 0 • Für 𝜃𝜋 < 0 lautet die AD-Kurve 𝑦𝑡 = − 𝑎𝜃𝜋 𝜋 1+𝑎𝜃𝑦 𝑡 + 1 𝑢 1+𝑎𝜃𝑦 𝑡 Die Kurve hat eine positive Steigung! Dies führt zu Instabilität. Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 23 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Um die Inflation nach einem expansiven Nachfrageschock (kontraktiven Angebotsschock) zu stabilisieren, verlangt das Modell einen Anstieg des Realzinses 𝑟𝑡 = 𝑖𝑡 − 𝜋𝑡 Damit 𝑟𝑡 steigt, muss 𝑖𝑡 stärker steigen als 𝜋𝑡 . Dies ist nur dann der Fall, wenn die ZB stärker als 1:1 auf die Inflation reagiert, also für 1 + 𝜃𝜋 > 1. • Fazit: Fazit: Nur wenn 𝜃𝜋 > 0 wirkt die Geldpolitik stabilisierend. Wenn das Taylor-Prinzip nicht gilt, verstärkt die Geldpolitik die bereits vorhandenen Fluktuationen in der Ökonomie. Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 24 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Hypothese von Clarida, Galì und Gertler (2000): Die Fed ist für die hohen Inflationsraten in den 1970er Jahren direkt verantwortlich, weil sie das TaylorPrinzip nicht beachtet hat: 1960-1978 (pre-Volcker): 𝜃𝜋 = −0,14 < 0 nach 1979 (Volcker-Greenspan-Bernanke) : 𝜃𝜋 = 0,72 > 0 Probleme und Erweiterungen Was ist die richtige Inflationsrate (CPI?, BIP-Deflator?, Vermögenspreise?) Was ist die Zielinflation? Was ist der gleichgewichtige Realzins? Real time data anstelle revidierter makroökonomischer Daten (z.B. Output gap) Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 25 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro • Häufiger Vorschlag: Erweiterung um Vermögenspreise 𝑠𝑡 𝑖𝑡 = 𝑟 ∗ + 𝜋 𝑍 + 1 + 𝜃𝜋 𝜋𝑡 − 𝜋 𝑍 + 𝜃𝑦 𝑦𝑡 − 𝑦𝑡 + 𝜃𝑠 (𝑠𝑡 − 𝑠 𝑍 ) Vorteil: ZB könnte Zinssatz rechtzeitig anheben, um Vermögenspreisblasen und damit Krisen zu verhindern. Aber: Was ist 𝑠 𝑍 ? Außerdem: starke Zinsreaktion erforderlich! Würde 𝑦𝑡 in die Rezession drücken. Nicht praktikabel! Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 26 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro Die Rolle von Zinsträgheit • Zinsentscheidungen häufig in Höhe von 25 Basispunkten. Zinssenkungs- und Zinserhöhungsphasen erstrecken sich über Quartale Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 27 9. Taylor (1993)-Regel und Neu-Keynesianische Makro Taylor-Regel mit Zinsträgheit 𝑖𝑡 = 𝑟 ∗ + 𝜋 𝑍 + 1 + 𝜃𝜋 𝜋𝑡 − 𝜋 𝑍 + 𝜃𝑦 𝑦𝑡 − 𝑦𝑡 + 𝜃𝑖 𝑖𝑡−1 • Woher kommt die Zinsträgheit? Steuerung von Inflationserwartungen durch eine rückwärtsgerichtete Politik? Sorge um Bankenstabilität? Persistente Schocks? Informationsprobleme? Kostenkanal der Geldpolitik Zinssatz als Teil der Grenzkosten und damit Teil der Phillips-Kurve Geldpolitik verschiebt jetzt AD und PC simultan Konsequenzen für geldpolitische Reaktion: Ravenna und Walsh (JME, 2006), Michaelis (2012), Palek (2015) Prof. Dr. Jochen Michaelis Geldtheorie und Geldpolitik SS 2013 28