14 Rubrik Aktiv und mobil sein – trotz SauerstoffLangzeittherapie Wenn sich erste Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Kurzatmigkeit extrem verschlechtern, lautet die Therapie häufig: Sauerstoff-Langzeittherapie. Zuerst ein Schock, doch diese Therapie bietet effektiv eine Verbesserung der Lebensqualität. Die durch den Sauerstoffmangel verursachten Defizite können teilweise ausgeglichen werden und der Alltag kann wieder besser bewältigt werden. Nicht nur die Mobiltelefone sind in den letzten Jahren immer kleiner geworden, auch bei den Sauerstoffkonzentratoren ist die Medizintechnik weiter vorangeschritten. Die Geräte sind immer leiser und kleiner geworden. Mit den kleinen mobilen Sauerstoffkonzentratoren, auch POC’s (Portable Oxygen Concentrators) genannt, ist ein aktives Leben außerhalb der Wohnung unabhängig von einer Stromquelle möglich. Auch im Bereich des Flüssigsauerstoffes gibt es kleine, tragbare Systeme für unterwegs. Sauerstoff ist Leben Ohne Sauerstoff ist kein organisches Leben möglich. Als farb- und geruchloses Gas ist es das am häufigsten vorkommende Element auf der Erde und für alle Verbrennungs- und Korrosionsvorgänge notwendig. Unsere Atemluft ist ein Bild: Inova Labs Gasgemisch, bestehend vor allem aus Stickstoff (78 %) und Sauerstoff (21 %). Da der Sauerstoff im Körper nicht gespeichert werden kann, muss er kontinuierlich zugeführt werden. Sauerstoffmangel kann beim Menschen durch verschiedene Erkrankungen verursacht werden und erhebliche gesundheitliche Konsequenzen haben. Die Lebensqualität der Betroffenen ist erheblich eingeschränkt. Sauerstoffmangel im Körper Können die Organe und Muskeln nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden, entsteht eine Mangelversorgung mit der Folge, dass alle Körperfunktionen eingeschränkt sind. Ein Sauerstoffmangel im Blut wird dabei als „Hypoxämie“ und ein Sauerstoffmangel im Körpergewebe wird als „Hypoxie“ bezeichnet. Erste Symptome sind Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Abgeschlagenheit und Kurzatmigkeit. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kommt es schon bei der geringsten Belastung zu einer kompletten Erschöpfung und die Pulsfrequenz steigt an. Jetzt kann sogar im Ruhezustand Atemnot auftreten. Verschiedene Erkrankungen der Atmungsorgane, aber auch Herz- Kreislauferkrankungen können zu den geschilderten Symptomen führen: Chronisch-obstruktive Lungenkrankheit (COPD) Veränderung des Bindegewebes der Lungenbläschen (Lungenfibrose, Mukoviszidose) Überblähung der Lunge (Lungenemphysem) angeborene Lungenerkrankungen wie Churg-Strauss-Syndrom, Alpha-1-Antitrypsin-Mangel pulmonale Hypertonie (Hochdruck im Lungenkreislauf) Herzinsuffizienz Schlafapnoe-Syndrom Sauerstoff-Langzeittherapie Vor der Verordnung einer SauerstoffLangzeittherapie (SLT) ist eine genaue Diagnostik erforderlich. Mit Hilfe der Blutgasanalyse (BGA) mit einem Pulsoxymeter werden die Werte der Sauerstoffsättigung und des Sauerstoffpartialdruckes ermittelt. Wenn der arterielle Sauerstoffpartialdruck (PaO2) unter Ruhebedingungen über einen längeren Zeitraum (4 Wochen) mindestens dreimal zwischen 56–60 mmHg (7,3–8 kPa) liegt, besteht gemäß Leitlinien z. B. für COPD-Patienten ein behandlungsbedürftiger chronischer Sauerstoffmangel. In mehreren prospektiven Studien1, 2 wurde nachgewiesen, dass COPDKranke, die bereits in Ruhe hypoxisch waren, mit einer stabilisierten Sauer- ProVita Jan./Feb. 2015 Anzeige stoffkonzentration im Blut durch die SLT im Mittel ein bis zwei Jahre länger am Leben waren. Der 6-Minuten-Gehtest Auch der so genannte „6-Minuten-Gehtest“ ist ein klinischer Funktionstest zur Abschätzung und Kontrolle der kardiovaskulären und pulmonalen Leistungsfähigkeit. Er wird wie folgt ausgeführt: Der Patient muss ununterbrochen 6 Minuten einen Rundkurs oder einen Gang von rund 25 m Länge laufen. Er muss versuchen, in den 6 Minuten eine möglichst weite Strecke zu schaffen. Richtungswechsel sollten unterbleiben, da sie das Ergebnis verfälschen können. Schneller, langsamer gehen oder Pausen sind erlaubt. Der 6-Minuten-Gehtest sollte vor, während und nach der Sauerstofftherapie durchgeführt werden, um den therapeutischen Fortschritt zu beurteilen. Gemessen wird die Wegstrecke in Metern, sowie ggf. Sauerstoffsättigung Blutdruck Puls Zum Vergleich: Ein Gesunder schafft in 6 Minuten zwischen 700 und 800 Metern. Durch die Sauerstoff-Langzeittherapie kann eine deutliche Verbesserung der Symptomatik erzielt werden. Grundvoraussetzung ist – neben der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt – eine konsequente Durchführung der Therapie. Aus Untersuchungen ist bekannt, dass diese mindestens 16 Stunden am Tag durchgeführt werden sollte. Dabei ist auf die strikte Einhaltung der verordneten Sauerstoffflussraten zu achten. Werden diese Bedingungen erfüllt, profitiert der Patient meist in vielerlei Hinsicht von der Therapie: Steigerung der Lebenserwartung Steigerung der Lebensqualität und -freude Steigerung der Leistungsfähigkeit Verminderung der Krankheitsanfälligkeit Auch bei jahrelanger Anwendung ist die Sauerstoff-Langzeittherapie praktisch nebenwirkungsfrei. Verschiedene Möglichkeiten der Sauerstoffversorgung Waren es vor einigen Jahren noch die größeren, unhandlichen Sauerstoffkonzentratoren oder Flüssiggassysteme mit schweren Gasflaschen, so gibt es heute kleine, leise oder mobile Systeme die den Patienten ein großes Stück Unabhängigkeit gebracht haben. Sogar Reisen können dank der besonders kleinen Sauerstoffgeräte unternommen werden. Der Sauerstoffkonzentrator ist das am häufigsten eingesetzte Hilfsmittel zur Sauerstoff-Langzeittherapie. Das Grundprinzip ist die so genannte Rektifikation, bei der Sauerstoff aus der Raumluft abgetrennt und in konzentrierter Form wieder abgegeben werden kann. Der Sauerstoffgehalt beträgt dann 90–96 % (statt 21 % in der normalen Luft). Andere Systeme basieren auf der Verabreichung von gasförmigem 8 16 Rubrik bzw. Flüssigsauerstoff aus 8 Sauerstoff Gasflaschen. Zum Transportieren der Gasflaschen können Rucksäcke oder so genannte „Caddies“ benutzt werden. (bk, kk) Studien zur Überlebensrate: 1 Medical Research Council Working Party: Long term domicilary oxygen therapy in chronic hypoxic cor pulmonale complicating chronic bronchitis and emphysema, Lancet. 1981 Mar 28; 1(8222): 681–6 2 Nocturnal Oxygen Therapy Trial Group: Continuous or nocturnal oxygen therapy in hypoxemic chronic obstructive lung disease. Ann Intern Med. 1980; 93(3): 391–8 Quellen: Broschüre „Sauerstoff-Langzeittherapie … fördert die körperliche Belastbarkeit“, Herausgeber: COPD-Deutschland e.V. und der Patientenorganisa- tion Lungenemphysem-COPD Deutschland, crossmed Edition, 1/2013 Long term domiciliary oxygen therapy in chronic hypoxic cor pulmonale complicating chronic bronchitis and emphysema, Report of the medical research council working party, 1981 www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/020-002.html Deutsche Lungenstiftung e.V. Systeme zur Sauerstoff-Langzeittherapie Die Sauerstoff-Langzeittherapie (SLT) wird langfristig durchgeführt und soll täglich mindestens 16 Stunden angewendet werden, auch über Nacht. Eine kurze Sauerstoffzufuhr, wie beispielsweise in der Notfallmedizin oder als Sauerstoffdusche, kann den erwünschten therapeutischen Erfolg nicht herbeiführen. Die bundesweit (Karte) tätige Firma OxyCare GmbH aus Bremen bietet hierfür eine besonders breite Systempalette zur SLT an – das passende System für jeden Bedarf, für jeden Einsatzbereich – beispielsweise: Konzentratoren EverFloTM und PerfectO2® oder Platinum®: Bewegliche, leise Geräte die auf einen Dauerbetrieb ausgerichtet sind. Sie stellen eine Versorgung von max. 5–9 l/min sicher. Falls gewünscht, kann ein Befeuchterbecher zur Befeuchtung der Nasenschleimhäute angeschlossen werden. Das Prinzip der Befeuchtung ist bei allen Sauerstoffkonzentratoren identisch. Der durch den Sauerstoffkonzentrator aus der Raumluft gefilterte reine Sauerstoff wird durch einen, im besten Fall mit pyrogenfreien Wasser gefüllten, Atemgasbefeuchterbecher geleitet. Durch angefeuchtete Atemgas werden während der Applikation die Schleimhäute weniger gereizt, da sie nicht so austrocknen. Ifill Sauerstofffüllstation: Das Gerät arbeitet nach dem Prinzip eines Sauerstoffkonzentrators und befüllt bei Bedarf zu Hause die benötigten Flaschen wieder auf. Der Patient kann zwischen 1,2 bis 4,7 Liter-Flaschen wählen und unterwegs eine Sauerstoffflasche mit Sparsystem benutzen. Damit sind ist der Anwender unabhängig von Flaschenlieferanten und hat jederzeit die passende Sauerstoffflasche zur Hand. Mobiler Konzentrator LifeChoice Activox: Der mobile Sauerstoffkonzentrator LifeChoice Activox mit einem Gewicht von nur 1,9 kg bietet eine interne Batterieleistung von 12,5 Stunden bei Stufe 1. Die „Pulse Wave Technologie“ ermöglicht trotz der kleinen Bauweise eine effektive Sauerstoffausbeute. Der SchlafProVita Jan./Feb. 2015 modus mit der hochsensiblen Atemerkennung sorgt für eine „Rund-um-dieUhr-Versorgung“ mit Sauerstoff. SimplyGo: Der tragbare, 4,5 kg leichte Sauerstoffkonzentrator SimplyGo ist der kleinste mobile Sauerstoffkonzentrator mit Dauerflow von 2 l/min und gepulster O2-Versorgung bis zu 6 l/min äquivalent zum kontinuierlichen Flow. Außerdem verfügt er über ein SchlafmodusBackup: Wenn im Schlaf-Modus für 15 Sekunden keine Atmung erkannt wird, schaltet der SimplyGo automatisch auf einen Dauerflow von 2 l/min um. Dieser Dauerflow wird für 2 Minuten abgegeben, sodann wieder auf Atmungserkennung umgeschaltet. Dieses schützt den Patienten im Schlaf vor einer Sauerstoffunterversorgung. Falls dann wieder für 15 Sekunden keine Atmung erkannt wird, gibt es wieder 2 l/min für 2 Minuten ab. Die Akkuleistung beträgt im Pulse Dose Modus (atemzuggesteuert) auf Stufe 2 ca. 3 Stunden. Sobald der SimplyGo an das Stromnetz angeschlossen wird, lädt er automatisch den Akku auf – bei gleichzeitiger Versorgung des Patienten mit O2. Sauerstoffkonzentrator Inogen One G3: Ein Gerät der neuesten Generation ist beispielsweise der kleine tragbare Sauerstoffkonzentrator Inogen One G3. Er ist mit 2,2 kg nicht nur besonders klein, leicht und leise, sondern überzeugt auch mit einer hohen Sauerstoffabgabe bis zu 840 ml/min (Stufe 4) und durch lange Laufzeiten. Seine Laufzeit kann Sauerstoff-Langzeittherapie von 4 Stunden optional mit einem leistungsfähigeren Lithium-Ionen-Akku auf 8 Stunden erweitert werden. Er wird mit einer Tasche, optional mit einem Rucksack geliefert und besitzt eine Flugzulassung (FAA). 17 Wichtig ist es auch, evtl. zusätzliche Akku’s und Ladegeräte auf die Reise mitzunehmen. Es verlängert sich nicht nur die Gerätelaufzeit, sondern zudem wird für mehr Sicherheit gesorgt. Für Migräneanfälle und Cluster-Kopfschmerz gibt es noch eine Besonderheit: Das OxyBag Hit. Es stellt Sauerstoff bis zu 15 l/min zur Verfügung. Durch diese große Sauerstoffmenge in Verbindung mit der Hochkonzentrationsmaske für Cluster-Kopfschmerz von OxyCare ist es zu 70–80 % der Fälle möglich, die Schmerzen – ohne Medikamente – zu lindern. Impressum ProVita Jan./Feb. 2015 ISSN 1433-6413 Verlag + Herausgeber Mühlen-Verlag • Klückmann Chefredaktion Diplom-Sozialwirtin Kriemhild Klückmann Redaktion Dipl.-Phys. Michael Klückmann In Kooperation mit OxyCare GmbH TravelCare O2 Eclipse 5: Sein Einstellbereich reicht im gepulsten Modus von Stufe 1–6 und im Dauerfluss von 0,5–3,0 l/min. Die Akkuleistung beträgt im gepulsten Modus auf Stufe 2 ca. 4 Stunden. Das Gerät ist in der Lage den Akku im Auto aufzuladen und gleichzeitig den Patienten mit Sauerstoff zu versorgen, ist daher ideal für unterwegs. Im Falle einer Apnoe schaltet er automatisch vom gepulsten Modus in den Dauerflow. Alle kleinen mobilen Geräte der Firma OxyCare verfügen über eine so genannte FAA Fluggenehmigung – müssen aber unbedingt mindestens zwei Wochen vor Flugbeginn bei der jeweiligen Fluggesellschaft angemeldet werden. Allgemein zu beachten: Brandgefahr: Da Sauerstoff verbrennungsfördernd ist, besteht erhöhte Brandgefahr. Immer wieder kommt es zu Brandverletzungen bei Patienten, die während der Sauerstoff-Langzeittherapie Zigaretten geraucht haben. Der Kontakt mit Feuer ist daher zwingend zu meiden. Öle und Fette können in Verbindung mit Sauerstoff explodieren. Daher dürfen sie auf keinen Fall mit Sauerstoff oder den -geräten in direkten Kontakt kommen. Sauerstoffkonzentratoren nicht in feuchten Räumen nutzen Wöchentliches Reinigen der Filter, Zubehör- und Wasserwechsel sind vom Patienten oder Angehörigen durchzuführen Reisen mit Sauerstoffgeräten bedürfen einer ausgiebigen frühzeitigen Planung (mindestens 2 Wochen vor Reiseantritt) und Absprache mit Lieferanten, Reiseveranstaltern, Fluggesellschaft etc. Bild OxyCare – bundesweit (s. Karte) Alle Geräte für die SLT können Sie sich von Ihrem Arzt verordnen lassen – OxyCare kümmert sich um die Kostenabwicklung mit Ihrer Krankenkasse. Anzeigen Kauffrau Brigitte Hoffmann Tel.: 0 51 53 / 96 31 52 • Fax: 0 51 53/96 35 81 e-Mail: [email protected] Satz + Layout: caze • werbung & kommunikation dipl. grafikdes. catharina zeropa-stangenberg erlenweg 1 • 31789 hameln • [email protected] Redaktionsanschrift und Anzeigenannahme Zum Wasserbaum 13 • 31020 Salzhemmendorf Tel.: 0 51 53 / 58 10 • Fax: 0 51 53/5711 e-Mail: [email protected] Hinweis: Die in diesem Journal angegebenen Dosierungen vor allem von Neuzulassungen sollten in jedem Fall mit den Beipackzetteln der verwendeten Medikamente verglichen werden. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine Gewähr/keine Rücksendung. Erscheinungsweise 6 Ausgaben Jahresabo 2 30,– inkl. Porto, Einzelheftpreis 2 4,50 zuzügl. Porto Kündigung jeweils bis zum 15. November zum Kalenderjahresende © Mühlen-Verlag 2014 ProVita Jan./Feb. 2015