Biologie im Überblick WS 2011/2012 Julia Stich und Janna Guder, Master of Education Chemie/Biologie, 3. Fachsemester Fachbetreuer: Prof. Dr. Dr. E. Beck, Prof. Dr. S. Clemens, Prof. Dr. S. Schuster 08.11.2011 Gasaustausch 1. Der Gasaustausch physikalisch betrachtet 2. Der menschliche Kreislauf unter dem Einfluss des Partialdrucks 3. Blut als Transportmittel von Gasen und damit verbundene Besonderheiten 4. Anpassung der Atemorgane an den Lebensraum und ihre Funktion 5. Pflanzen und die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid 6. Alternativen der Kohlenstoffdioxidumsetzung in Pflanzen 1. Der Gasaustausch physikalisch betrachtet1 Der Begriff Gasaustausch ist zwangsläufig mit dem physikalischen Prozess der Diffusion verbunden. Diffusion führt zu einer gleichmäßigen Verteilung von Teilchen und somit zur vollständigen Durchmischung zweier oder mehrerer Stoffe. Damit eine Diffusion zu Stande kommt müssen verschiedene Komponenten zusammen spielen. Diese werden im Fick’schen Diffusionsgesetz berücksichtigt: · · : Diffusionsstrom: Menge eines Gases, die pro Zeiteinheit transportiert wird. : Gasdiffusionskonstante (=Krogh-Diffusionskoeffizient) Beschreibt die Beweglichkeit eines Gases für die Diffusion. : Oberfläche über die die Diffusion stattfindet Je größer die Oberfläche, desto höher ist die Durchtrittsmenge an Gas. : Diffusionsstrecke Je kleiner die Diffusionsstrecke ist, desto schneller kann das Gas hindurch diffundieren. Ist entscheidend für die Dauer der Diffusion, da die Zeit mit dem Quadrat der Entfernung zunimmt. d.h. für 1µm m benötigt Sauerstoff in Wasser 0,1ms. Bei Bei 0,1mm ist es bereits 1s und bei einer Entfernung von 1mm beträgt die Diffusionszeit bereits 100s. → Diffusion ist nur für Entfernungen En unter 0,1mm geeignet pa – pi: Druckdifferenz Gase diffundieren immer vom Ort des höheren Partialdrucks p zum Ort mit geringerem Partialdruck. Um möglichst hohe Leistungen beim Gasaustausch zu erfüllen müssen folgende drei Kriterien en erfüllt sein: - Die respiratorischen Oberflächen der Atmungsorgane müssen möglichst groß sein. - Es muss ein konstantes und möglichst großes Partialdruckgefälle aufrecht erhalten werden, damit ein dauernder Stofffluss per Diffusion möglich ist. is - Die Epithelien der Atmungsorgane müssen möglichst dünn sein. 2. Der menschliche Kreislauf unter dem Einfluss des Partialdrucks2 Partialdruck der Atmosphäre auf Meereshöhe: 760mmHg Prozentualer Anteil an Sauerstoff in der Atmosphäre beträgt 21% → Der Partialdruck von Sauerstoff ist also 160mmHg Der Partialdruck von Kohlenstoffdioxid ist mit 0,23 mmHg deutlich geringer. Der Partialdruck von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid ist im Menschen nicht immer gleich (s. Abb. 1). Alveolen (hoher PO2, geringer PCO2): O2 aus dem Gasraum löst sich in dem Flüssigkeitsfilm, der das Alveolarepithel bedeckt und diffundiert durch die respiratorische Oberfläche in die Kapillare. Abb.1:: Aufnahme und Abgabe von Atemgasen im menschlichen Blutkreislauf. Organe (geringer PO2, hoher PCO2): Sie entziehen der interstitiellen Flüssigkeit den Sauerstoff welchen sie für die Zellatmung benötigen und geben das dabei entstandene Kohlenstoffdioxid ab. 3. Blut als Transportmittel von Gasen und damit verbundene Besonderheiten2 Gase sind nur begrenzt in Flüssigkeiten löslich, deshalb haben sich respiratorische Proteine entwickelt. Respiratorische Proteine werden auch als Atmungsproteine oder Atmungspigmente bezeichnet. Sie zeichnen sich durch ein Metallatom im Zentrum aus (Kupfer oder Eisen), was zu einer unterschiedlichen Farbgebung von rot, grün, blau oder violett führt. Man unterscheidet 3 Typen von respiratorischen Proteinen im Tierreich Tab.1: Die drei Typen respiratorischer Proteine im Tierreich. Hämerythrin3 „Art“ des Eisenprotein Zentralatoms: (oxidiert: violett, desoxidiert: farblos) Vorkommen: Anneliden und kleine wurmförmige Stämme (marin) Hämocyanin4 Hämoglobin5 2 Kupfer-Atome (oxygeniert: blau, desoxygeniert: farblos) „blaublütige Tiere“ Mollusken: Tintenfisch, Schnecken, Muscheln Arthropoden: viele Krebse, Spinnentiere und Tausendfüßer Eisenporphyrin (rot durch die HämGruppe) Bei allen Tierstämmen vertreten Als Blutzelle in Vertebraten, als extrazelluläre Riesenproteine im Regenwurm Hämoglobin genauer betrachtet: Hämoglobin befindet sich dicht gepackt in den roten Blutzellen der Vertebraten. Diese „Verpackung“ ist nötig, da dadurch das Blut eine hohe Konzentration an Hämoglobin besitzen kann ohne dass der kolloidosmotische Druck oder die Viskosität des Plasmas erhöht wird. Das Vertebraten-Hämoglobin besteht aus vier Untereinheiten (s. Abb. 2). Jede Untereinheit besitzt als Co-Faktor eine Häm-Gruppe welche ein zentral gebundenes Eisenatom trägt → jedes Hämoglobin kann vier Sauerstoff Moleküle aufnehmen. Der Sauerstoff wird reversibel an das Hämoglobin gebunden. Man spricht deshalb von einer Oxygenierung. Oxidation wäre in diesem Abb. 2: Hämoglobin-Molekül. Zusammenhang falsch. Nachdem das erste Sauerstoffmolekül an das Hämoglobin gebunden hat, kommt es zu einer Konformationsänderung im Molekül, was das Binden der restlichen drei Sauerstoffmoleküle erleichtert. Hierbei spricht man von einer Erhöhung der Sauerstoffaffinität. Analoges erfolgt bei der Entladung des Hämoglobins. Der sogenannten Desoxygenierung. Sobald das erste Sauerstoffmolekül abgegangen ist, können die anderen drei Sauerstoffmoleküle leichter folgen. Es ergibt sich eine sigmoidale Sauerstoffdissoziationskurve (s. Abb. 3). Abb.3: Sauerstoffdissoziationskurve des menschlichen Hämoglobins. Entscheidende Parameter des Milieus und ihre Auswirkungen:2 Ein sinkender pH-Wert hat eine geringere Sauerstoff- Affinität des Hämoglobins zur Folge. Dieser Effekt ist besser bekannt unter dem Begriff Bohr-Effekt. Er ist wichtig, weil Kohlenstoffdioxid in Verbindung mit Wasser zu Kohlensäure reagiert und somit das Milieu ansäuert. Dies passiert in der Umgebung stoffwechselaktiver Gewebe. Somit wird das Hämoglobin verstärkt zur Abgabe von Sauerstoff veranlasst, welcher zur Zellatmung genutzt wird. Der Root-Effekt bei Fischen ist ebenfalls mit der Änderung des pH-Werts verbunden. Ihnen ist es möglich durch Ansäuern des Blutes die Sauerstoffaffinität und die Sauerstoffkapazität zu verringern. D.h. beim Ansäuern von Fischblut wird immer Sauerstoff frei, unabhängig vom Partialdruck. Dies ist eine wichtige Eigenschaft, da Fische durch das Ansäuern des zur Schwimmblase fließenden Blutes, diese trotz eines enormen Sauerstoffpartialdrucks weiter mit Sauerstoff füllen können. Hierzu haben Fische zwei Arten von Hämoglobin um die Gewebe trotz Root-Effekt weiter mit Sauerstoff zu versorgen. Abb. 4: Gassekretion in der Schwimmblase zur Auftriebsregulation. Aus dem Blut wird Sauerstoff gasförmig in die Schwimmblase freigesetzt. Ein weiterer Regulator ist 2,3-Bisphosphoglycerat, 2,3-BPG (oder veraltert 2,3Diphosphoglycerat, 2,3-DPG). Es bindet an das Hämoglobin und erniedrigt ebenfalls dessen Sauerstoffaffinität. Es kommt also zu einer Rechtsverschiebung der Sauerstoffbindungskurve. Dieser Effekt hat praktische Konsequenzen für das Bergsteigen oder Tauchen.6 Eine weitere Besonderheit spielt 2,3-BPG bei der Schwangerschaft. Das fetale Hämoglobin unterscheidet sich durch zwei Gamma-Untereinheiten (ααγγ) vom adulten (ααββ). Das Gamma-Globulin des fetalen Hämoglobins hat eine geringere Affinität zu 2,3-BPG. Damit erhöht sich im Vergleich zum adulten Hämoglobin die Affinität des fetalen Hämoglobins zu Sauerstoff. Das ermöglicht eine Abb. 5: Sauerstoffbindungskurve von Myoglobin, leichte Übertragung von Sauerstoff von der adultem und fetalem Hämoglobin im Vergleich. Mutter zum Fetus.6 Transport von CO2:2 Kohlenstoffdioxid wird auf verschiedene Weisen aus den Zellen zurück in die Lunge transportiert. 7% wird gelöst im Blutplasma transportiert, 23% binden an freie Aminogruppen des Hämoglobins und 70% werden im Blut in Form von Bicarbonationen (HCO3-) transportiert. Abb. 6: Transport von Kohlenstoffdioxid im Blut. Den Ablauf des CO2-Transportes ist Abb.6. zu entnehmen. Das Kohlensäure-Bicarbonatsystem ist zudem ein wichtiges Puffersystem des Blutes. 4. Anpassung der Atemorgane an den Lebensraum und ihre Funktion2, 7 Damit der Körper überhaupt an Sauerstoff aus der Umgebung gelangt, haben sich verschiedene Atemorgane entwickelt. Die Atemorgane der meisten Wassertiere sind Kiemen. Tracheensysteme und Lungen sind respiratorische Anpassungen landlebender Tiere. Die Säugerlunge:2 Aufbau und Funktion: Um eine möglichst große respiratorische Oberfläche zu erreichen wird dies Ausgestülpt und gefächert. Man untergliedert Hauptbronchien, Segmentbronchien, Bronchiolen und Alveolen. Der Mensch besitzt ca. 300 Millionen Alveolen. Wenn man die Lunge eines Menschen flach Abb. 7: Der Respirationstrakt eines Säugers. auflegt, würde eine durchschnittliche Fläche von 90m2 bedeckt werden. Die Poolatmung ist relativ effizient, da die Flussrichtung von Blut und Atemmedium in etwa gleich sind. Der Sauerstoffpartialdruck pO2 der Luft ist anfangs viel höher als der des Blutes, dies gleicht sich aber irgendwann an und es erfolgt kein Austausch mehr. Abb. 8: Schematische Darstellung der Säugerlunge. Lungenventilation: Abb. 9: Unterdruckatmung bei Säugern. Beim Einatmen (Inspiration) kontrahiert der Säuger die Zwischenrippenmuskulatur und das Zwerchfell. Dabei wird das Zwerchfell kolbenartig nach unten bewegt und der Brustkorb dehnt sich. Das Volumen des Brustkorbs und damit auch das der Lunge nimmt zu. Der Gasdruck der Lunge fällt unter den des atmosphärischen Luftdrucks und Frischluft strömt ein. Das Ausatmen (Exspiration) erfolgt, indem die Zwischenrippenmuskulatur und das Zwerchfell erschlaffen und die Brusthöhle wieder zu ihrer normalen Größe zurückgeht. Die Vogellunge8 Aufbau und Funktion: Die Lunge der Vögel ist unbeweglich in den Brustraum eingebaut. Sie ist nicht gelappt und vollzieht während der Atmung keine Volumenänderungen. An der Gabelung der Luftröhre (Trachea) teilt sich das luftleitende System in die beiden Stammbronchien. Von den Stammbronchien gehen vier Gruppen von Sekundärbronchien (medioventrale, mediodorsale, lateroventrale und laterodorsale) ab. Von den Sekundärbronchien gehen Parabronchien (Lungen- Abb.10: Schematische Zeichnung einer Vogellunge in einem Vogel. pfeifen) aus. Sie sind 0,5–2 mm dick. In ihrer Wand gibt es kleine trichterförmige Öffnungen, die in die Luftkapillaren (Pneumocapillares) führen. Die Luftkapillaren bilden ein Netzwerk meist untereinander kommunizierender Röhren und sind das eigentliche Austauschgewebe, um das dichte Blutkapillarnetze ausgebildet sind. Im Gegensatz zu den Säugetieren handelt es sich nicht um ein blind endendes System, sondern um ein offenes Röhrensystem. Nach Durchströmen der Lunge gelangt die Luft in die Luftsäcke, die wie Blasebälge für die Ventilation (den Luftstrom) sorgen. Lungenventilation: Zyklus 1 Erste Inspiration: sauerstoffhaltige Luft wird in den hinteren Luftsack ‚geatmet‘ Erste Exspiration: die sauerstoffreiche Luft wird vom hinteren Luftsack in die Parabronchien weitergeleitet Zyklus 2 Zweite Inspiration: sauerstoffarme Luft aus den Parabronchien gelangt nun in den vorderen Luftsack Zweite Exspiration: die sauerstoffarme Luft wird aus dem vorderen Luftsack über den Hauptbronchus abgegeben. Ein neuer Atemzyklus beginnt. Abb. 11: Die Bewegung eines → Zu einer vollständigen Durchschleusung der Atemluft sind Gasvolumens durch das Atmungssystem eines Vogels. zwei Atemzyklen erforderlich (Zyklus 1 + Zyklus 2). Das Prinzip von Kiemen7 Aufbau und Funktion: Die Kiemen sind Ausstülpungen des Atemepithels, um die respiratorische Oberfläche zu vergrößern. Die Gesamtfläche der Kiemen eines Fisches entspricht dem 10- bis 60-fachen der Hautoberfläche.9 Abb. 12: Schematische Darstellung von Fisch und Fischkiemen. Kiemen bedienen sich dem System des Gegenstroms. Dieses ist das effektivste in der Natur. Der Sauerstoffpartialdruck des Wassers ist hierbei immer höher als der des Blutes. Somit kann über einen längeren Zeitraum Sauerstoff aus dem Wasser ins Blut übernommen Abb. 13: Schema zur werden. Veranschaulichung des Gegenstrom-Prinzips. Kiemenventilation (duales Pumpsystem) Für die Erzeugung des Wasserstroms sind zwei Pumpmechanismen nötig (Mundund Kiemenraumpumpe). Zunächst wird bei geöffnetem Maul der Mundraum erweitert, was zum Einstrom von Wasser in die Mundhöhle führt (a). Mit einer geringen zeitlichen Verzögerung kommt es nach der Erweiterung des Mundraums zu einer Erweiterung des Kiemenraums durch eine Auswärtsbewegung der Kiemendeckel. Der dadurch erzeugte Unterdruck im Kiemenraum ist größer als derjenige in der Mundhöhle und deshalb strömt das Wasser aus der Mundhöhle an den Kiemen vorbei in den Kiemenraum (b) (Saugpumpe). Der Mundraum wird verkleinert und die Abb. 14: Schematische Darstellung der Mundöffnung schließt sich automatisch (c). Nun Ventilation beim Knochenfisch. wird ebenfalls nach einer kleinen Verzögerung auch der Kiemenraum verkleinert. Der dadurch erzeugte Druckanstieg hebt die freien Ränder des Kiemendeckelventils vom Körper ab und das Wasser tritt aus (d) (Druckpumpe). Ein Rückfluss des Wassers in die Mundhöhle tritt wegen des dort herrschenden höheren Drucks nicht ein. 5. Pflanzen und die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid10 Spaltöffnungsapparat Die Spaltöffnungen der Pflanzen setzen sich aus Schließzellen und Nebenzellen zusammen. Durch die Öffnung der Spaltöffnungen kann Kohlenstoffdioxid aufgenommen und Wasserdampf abgegeben werden. Abb. 15: Stomataöffnung durch Blaulicht. Wenn blaues Licht auf die Pflanze fällt, wird der Photorezeptor Phototropin angeregt. Dies führt zu einer Aktivierung von Protonenpumpen, wodurch ein nach innen gerichteter K+-Kanal aktiviert wird. Zudem wird Malat2- durch Stärkeabbau gebildet. Das Malat2-- und die K+-Ionen werden in die Vakuole transportiert. Durch eine osmotisch gekoppelte Diffusion von H2O in die Vakuole kommt es zu einer Zunahme des Zellvolumens und somit zur Öffnung der Stomata. Bei einem für die Pflanze bedenklichen Turgorverlust bilden ihre Zellen rasch und in großen Mengen das „Wasserstresshormon“ Abscisinsäure. Sie gelangt durch den Transpirationsstrom an die Schließzellen und bindet dort an einen Rezeptor. Dies führt zur Freisetzung von Ca2+-Ionen, wahrscheinlich aus dem ER. Die erhöhte Ca2+Ionenkonzentration hemmt zum einen die Protonenpumpen und öffnet zum anderen die Cl—Ionen-Kanäle. Beide Ereignisse führen zu einer raschen Depolarisation des elektrischen Abb. 16: Stomataverschluss durch Abscisinsäure (ABA). Membranpotentials. Nach außen gerichtete + 2K -Kanäle öffnen sich und Malat wird aus der Vakuole abgegeben. Der Abfall des osmotischen Wertes der Schließzellen hat einen osmotischen Wasserverlust zur Folge. Die Zellen schrumpfen wieder und die Spaltöffnungen werden wider geschlossen. C3-Pflanzen Kohlenstoffdioxid diffundiert aufgrund des Partialdruckgefälles durch die geöffneten Stomata in den interzellularen Gasraum. Von dort diffundiert es weiter in die Mesophyllzellen wo es an die RubisCO angelagert wird. RubisCO überträgt nun das CO2 an Ribulose-1,5-bisphosphat (RuBP2). Diese sehr instabile Zwischenstufe zerfällt spontan in zwei Moleküle 3-Phosphoglycerat (3-PG), das erste fassbare Zwischenprodukt bei C3-Pflanzen. Dieser C3-Körper gibt den C3-Pflanzen ihren Namen. Der Calvin-Zyklus läuft weiter ab und bildet schließlich aus dem Kohlenstoffdioxid das gewünschte Produkt den Zucker. Problem der Nebenreaktionen: Photorespiration Ein in der Evolution anscheinend nicht sehr entscheidender Faktor ist die ebenfalls vorhandene Sauerstoffaffinität von RubisCO. Wenn der Sauerstoff-Partialdruck in den luftgefüllten Hohlräumen des Blattes höher ist als der Kohlenstoffdioxid-Partialdruck (dies kann durch intensive PS geschehen, da im Chloroplasten durch die Photolyse des Wassers sehr viel Sauerstoff freigesetzt wird), dann wird anstelle des Kohlestoffdioxids Sauerstoff an Ribulose-1,5-bisphosphat angelagert. Diese Oxygenasereaktion liefert jedoch nur ein Molekül 3-PG und einen C2-Körper. Dieser C2-Körper (Phosphoglykolat) kann nicht weiter im Calvin-Zyklus umgesetzt werden. Es folgen einige Schritte, die mehrere Zellkompartimente enthalten (Chloroplasten, Peroxisomen und Mitochondrien). Hierbei wird aus zwei Molekülen Phosphoglycerat ein Molekül Triosephosphat gewonnen, welches wieder in den Calvin-Zyklus eingespeist wird. Da im Verlauf der Reaktionen Sauerstoff verbraucht und Kohlenstoffdioxid gebildet wird, bezeichnet man diese nur im Licht festzustellende Reaktionsfolge als Photorespiration. 6. Alternativen der Kohlenstoffdioxidumsetzung in Pflanzen2 Wenn Pflanzen in sehr trockenen, heißen und sonnigen Gebieten vorkommen haben sie spezielle Einrichtungen, um die durch die Hitze entstehenden großen Wasserverluste möglichst gering zu halten. Hierbei unterscheidet man zwei Typen von Pflanzen. C4- und CAM-Pflanzen. C4-Pflanzen Bekannte Arten von C4-Pflanzen sind das Zuckerrohr und der Mais. Es gibt aber auch noch viele andere (~ 20) Pflanzenfamilien die den Mechanismus der CO2-Fixierung der C4-Pflanzen aufweisen. Hierbei ist zunächst der Aufbau eines C4-Pflanzen-Blattes zu betrachte. Man unterscheidet zwei Typen photosynthetisch Abb. 17: Zuckerrohr. aktiver Zellen: Bündelscheidenzellen und Mesophyllzellen. Die Bündelscheidenzellen sind als dichter Kranz um die Leitbündel angeordnet. Um sie herum, zwischen den Bündelscheidenzellen und der Blattepidermis, befinden sich die Mesophyllzellen. Das CO2 wird wie auch bei den C3Pflanzen aufgenommen, aber nun an das Phosphoenolpyruvat (PEP) angelagert, Abb. 18: Blattanatomie und CO2-Fixierung bei C4-Pflanzen. wodurch Oxalacetat entsteht. Eine Carbonsäure mit 4 Kohlenstoffatomen. Daher haben die C4-Pflanzen auch ihren Namen. Dieser Schritt wird zudem durch die PEP-Carboxylase katalysiert, die eine wesentlich höhere CO2-Affinität aufweist als RubisCO. Das fixierte CO2 wird nun mittels C4-Körper (Malate, Oxalate, …) über Plasmodesmen in die Bündelscheidenzellen gebracht. CO2 wird wieder freigesetzt von RubisCO aufgenommen und mittels des Calvin-Zyklus, der nur in den Bündelscheidenzellen abläuft, zu organischen Verbindungen (Zuckern) verarbeitet. Der hohe CO2-Partialdruck in den Bündelscheidenzellen ist wichtig, da RubisCO so eigentlich nur CO2 bindet und somit die Photorespiration minimiert wird. Zudem erlaubt der örtlich getrennte Vorgang auch eine Zuckerproduktion, wenn die Stomata geschlossen sind. CAM-Pflanzen Einer anderen Methode bedienen sich die sogenannten CAMPflanzen. Zu ihnen gehören sukkulente Arten der Dickblattgewächse (Crassulaceen) wie z.B. Kakteen, Ananaspflanzen sowie einige weitere Familien. Anders als allen andern Pflanzen öffnen CAM-Pflanzen nachts ihre Stomata und schließen sie tagsüber. Dies verhindert einen zu großen Wasserverlust, vermindert jedoch aber auch die Aufnahme Abb. 19: Ananas. von CO2. Die CO2-Aufnahme erfolgt also nachts und wird wie bei den C4-Pflanzen in eine Carbonsäure umgewandelt. Daher auch der Name CAM = crassulacean acid metabolism. Die Carbonsäuren werden nachts produziert und bis zum Morgen in einer großen Vakuole gespeichert. Erst am Tag, wenn ATP und NADPH aus der Lichtreaktion zu Verfügung stehen wird das CO2 aus den Carbonsäuren wieder frei gesetzt (in der selben Zelle) und mittels des Calvin-Zyklus zu Zuckern weiter verarbeitet. Der Wasserverlust der CAM-Pflanzen kann somit auf 1/10 gegenüber C3-Pflanzen reduziert werden. Jedoch ist aber auch die Produktivität deutlich erniedrigt. Vergleich C4- und CAM-Pflanzen Abb.20.1: Kohlenstoff-Fixierung bei C4-Pflanzen. C4- und CAM-Pflanzen sind sich im Prinzip sehr ähnlich. Sie setzen beide zunächst CO2 in organische Zwischenprodukte um, bevor es im Calvin-Zyklus weiter verarbeitet wird. Der Unterschied ist, dass C4Pflanzen (links) eine räumliche Trennung von CO2-Fixierung und Calvin-Zyklus haben, während bei CAM-Pflanzen eine zeitliche Trennung Abb. 20.2: Kohlenstoff-Fixierung vorliegt (rechts). bei CAM-Pflanzen Exkurs : Funktionen von landlebenden Tieren um Wasser einzusparen Bsp: Kängururatte11 Um in den heißen Gebieten der Wüsten überleben zu können leben sie in tiefen Erdbauten, welche sie vor der größten Hitze schützen. Zudem brauchen sie nur selten Wasser. Letzteres wird durch einen effizienten Abb. 21: Kängururatte. Wasserstoffwechsel ermöglicht. Durch sehr leistungs- fähige Nieren sowie die Möglichkeit, durch bio-chemische Prozesse aus ihrer Nahrung Wasser zu gewinnen. Durch das Kühlen der Ausatemluft wird zusätzlich Wasser im Körper zurückgehalten. Während das Tier ausatmet wird die Luft an der weniger durchbluteten und daher kühleren Nasenschleimhaut abgekühlt. Dadurch kann die Luft weniger Feuchtigkeit halten und Wasser kondensiert. Diese wird zusätzlich als Kühlungsmechanismus genutzt. Was ist, wenn Pflanzen zu viel Wasser um sich haben10 Es gibt verschiedene Mechanismen die Pflanzen entwickelt haben um sich bei Überschwemmungen zu retten. Also die CO2-Versorgung aufrecht erhalten zu können. Einige Pflanzen (z.B. Sumpfund Wasserpflanzen wie Reis und Sumpfampfer) haben sich Luftversorgungskanäle angelegt um das CO2 aus der Luft aufnehmen zu können. Diese, auch Aerenchyme genannt, entstehen durch programmierten Zelltod aus benachbarten Zellen des Rindenparenchyms. Der Zelltod geschieht durch die Anreicherung von ETH bei einer Überflutung, welche die Bildung von Abb. 22: Aerenchyme. zellwandabbauenden Enzymen auslöst. Es bilden sich somit durchgehende Kanäle für die Luftzufuhr. Ein weiteres Phänomen liefert ein Experiment mit Süßwasserreis. Bei ansteigendem Wasserstand (z.B. während der Monsunzeit) kommt es durch das angehäufte ETH zu einer starken Streckung der Internodien (und zur Hyponastie der Blätter). Durch ein enormes Wachstum (bis zu 25cm am Tag) wird erreicht, dass immer ein Teil des Sprosses wie ein Schnorchel genutzt werden kann und über Wasser bleibt. Die CO2Abb. 23: Wachstumsverhalten von Weiterleitung erfolgt über die submersen Teile der Tiefwasserreis bei Überflutung. Pflanze. Fragen 1. Wie viel Liter beträgt das Atemzugsvolumen bei Ruheatmung? 2. Die Lunge besitzt ca. ….. Alveolen. 3. Nach dem Einatmen steht für den Gasaustausch eine Gesamtoberfläche von ca. .. m2 zur Verfügung. 4. Wie ändern sich die Partialdrücke in der Luftblase, wenn das Insekt auf 1m Tiefe abtaucht? Begründen Sie Ihre Antwort! 5. Welche Unterschiede in Funktion und Leistungsfähigkeit finden sich beim Vergleich von Vogel- und Säugerlunge? (Herbst 2009 1.2) 6. Beschreiben Sie die Mechanismen der Ventilation und des Gasaustauschs zwischen Organismen und Umwelt a. bei der Fischkieme, b. bei der Säugetier-Lunge! c. Worin liegen die Unterschiede? (Herbst 2005 3.2) 7. Erklären Sie die Sauerstoffbindungskurve für respiratorische Proteine (mit Skizze) für Hämoglobin, Myoglobin und fetales Hämoglobin (prinzipieller Verlauf)! (Frühjahr 2006 2.1) 8. Wie viele Chloroplasten befinden sich ungefähr in einer Zelle aus dem Palisadengewebe des Laubblattes? 9. Wie hoch ist der Transpirationsquotient (in g H2O pro g C) bei C3-Pflanzen? 10. Wie hoch ist der Transpirationsquotient (in g H2O pro g C) bei C4-Pflanzen? 11. Wie hoch ist der Transpirationsquotient (in g H2O pro g C) bei CAM-Pflanzen? 12. Wie erfolgt die Stickstoffaufnahme in Pflanzen? 13. Welche Rolle spielt RubisCO (Ribulose-bisphosphat-Carboxylase/Oxigenase) für die Pflanze? (Herbst 2008 1.3) 14. Beschreiben Sie die Vorgänge der Photorespiration (ohne Strukturformeln)! Gehen Sie darauf ein, in welchen Zellkompartimenten die einzelnen Reaktionsschritte stattfinden! (Herbst 2010 1.5) 15. Beschreiben Sie die Stoffwechselwege bei C3-, C4- und CAM-Pflanzen und gehen Sie knapp auf wesentliche Unterschiede ein! (Herbst 2008 2.2) Nennen Sie jeweils einen Vertreter und beschreiben Sie typische Habitate von C3-, C4und CAM-Pflanzen! (Herbst 2009 1.1) Quellenverzeichnis-Vortrag Literatur: 1. G. Heldmaier, G. Neuweiler, Vergleichende Tierphysiologie, Band 2: Vegetative Physiologie. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York. 2004. 2. N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. 3. http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4merythrin (01.11.2011) 4. http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4mocyanin (01.11.2011) 5. http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4moglobin (01.11.2011) 6. http://de.wikipedia.org/wiki/2,3-Bisphosphoglycerat (31.10.2011) 7. H. Penzlin, Lehrbuch der Tierphysiologie, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, [7. Auflage], 2009. 8. http://de.wikipedia.org/wiki/Lunge (03.11.2011) 9. http://de.wikipedia.org/wiki/Kieme (03.11.2011) 10. E. Weiler, L. Nover, Allgemeine und molekulare Botanik, Thieme Verlag, Stuttgart, 2008. 11. http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4ngururatten (25.10.2011) Abbildungen: Abb. 1: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 42.27 Abb. 2: http://medicalpicture.akibase.com/media/premid/000051000/51490.jpg (03.11.2011) Abb. 3: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 42.28 Abb. 4: W. A. Müller, S. Frings, Tier- und Humanphysiologie, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York. 1998. – Abb. 26.5 Abb. 5: W. A. Müller, S. Frings, Tier- und Humanphysiologie, Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York. 1998. – Abb. 8.9 Abb. 6: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 42.29 Abb. 7: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 42.23 Abb. 8: H. Penzlin, Lehrbuch der Tierphysiologie, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, [7. Auflage], 2009. – Abb. 6.5 Abb. 9: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 42.24 Abb. 10: http://www.darwinismus.com/res/95c.jpg (03.11.2011) Abb. 11: H. Penzlin, Lehrbuch der Tierphysiologie, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, [7. Auflage], 2009. – Abb. 6.26 Abb. 12: http://www.julius-ecke.de/bilder/Biologie/00_Fauna/Kiemen.htm (03.11.2011) Abb. 13: H. Penzlin, Lehrbuch der Tierphysiologie, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, [7. Auflage], 2009. – Abb. 6.5 Abb. 14: H. Penzlin, Lehrbuch der Tierphysiologie, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, [7. Auflage], 2009. – Abb. 6.11 Abb. 15: E. Weiler, L. Nover, Allgemeine und molekulare Botanik, Thieme Verlag, Stuttgart, 2008. – Abb. 7.12 Abb. 16: E. Weiler, L. Nover, Allgemeine und molekulare Botanik, Thieme Verlag, Stuttgart, 2008. – Abb. 7.13 Abb. 17: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 10.19 Abb. 18: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 10.18 Abb. 19: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 10.19 Abb. 20: N. A. Campbell, J.B. Reece, J.M. Markl, Biologie, Pearson Education Deutschland GmbH, [6. Auflage], 2006. – Abb. 10.19 Abb. 21: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/50/Kangaroorat.jpg/300px-Kangaroo-rat.jpg (25.10.2011) Abb. 22: E. Weiler, L. Nover, Allgemeine und molekulare Botanik, Thieme Verlag, Stuttgart, 2008. – Box 19.6 Abb. 23: E. Weiler, L. Nover, Allgemeine und molekulare Botanik, Thieme Verlag, Stuttgart, 2008. – Abb. 19.11 Quellenverzeichnis-Fragen • • • • • • A. Faller, M. Schünke (2004). Der Körper des Menschen. [14. Auflage]. Stuttgart: Thieme. U. Lüttge, M. Kluge, G. Bauer (2002). Botanik. [4. verbesserte Auflage]. Weinheim: Wiley-VCH. R. Eckert (2002). Tierphysiologie. [4. Auflage]. Stuttgart: Thieme. Staatsexamensaufgaben Zoologie und Humanbiologie: Herbst 2004 – Herbst 2010 Staatsexamensaufgaben Botanik: Herbst 2004 – Herbst 2010 http://m.schuelerlexikon.de/mobile_biologie/Fotosynthese.htm (Zugriff am 26.10.2011)