6. Optionsstrategien

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56
6.
Optionsstrategien
Nachdem im vorangehenden Kapitel ein vollständiges Bild über die Einflussfaktoren und über die Optionskennzahlen vermittelt wurde, wendet sich dieses Kapitel der praktischen Anwendung von Optionen zu.
Es sei an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt, dass es sich nur um eine selektive Auswahl
von Optionsstrategien handelt. Auf Grund der Einfachheit und der Übersichtlichkeit, werden
für alle Gewinn/Verlust-Diagramme folgende Annahmen getroffen:
¾ Die Optionspositionen werden jeweils bis zum Verfall gehalten
¾ Das Bezugsverhältnis ist 1 : 1
¾ Zinsen und Transaktionskosten werden nicht berücksichtigt
¾ Die verschiedenen Transaktionen ziehen keine Steuerfolgen nach sich
¾ Es handelt sich ausschliesslich um Aktienpositionen
¾ Strikepreis und Einstandpreis sind identisch (at-the-money)
Wie Futures kann der Kauf oder Verkauf von Optionen aus verschiedenen Absichten geschehen. Es sind dies:
¾ Arbitrage
¾ Hedge
¾ Spekulation
Diese Arbeit wird sich ausschliesslich mit einigen ausgewählten Hedge- und Spekulationsstrategien befassen. Auf die Darstellung von Arbitragegeschäften wird verzichtet, da sie sich
für Privatanleger nur in Ausnahmesituationen eignen.
6.1.
Optionstyp
Unterteilt man Optionen nach dem erhaltenen Recht, so kann man zwischen zwei Typen
unterscheiden:
¾ Call
¾ Put
Da man sowohl Calls als auch Puts kaufen und verkaufen kann, ergeben sich vier verschiedene Geschäftsarten, die sich wesentlich voneinander differenzieren:
¾ Long Call
¾ Short Call
¾ Long Put
¾ Short Put
57
Die Abb. 6-1 stellt einen Überblick über die verschiedenen Geschäftsarten dar und zeigt auf,
was für Rechte und Pflichten dabei eingegangen werden.
Option
Kaufoption
=
Call
Verkaufsoption
=
Put
Call-Inhaber
(Käufer eines Calls)
Call-Schreiber
(Verkäufer eines Calls
Put-Inhaber
(Käufer eines Puts)
Put-Schreiber
(Verkäufer eines Puts)
hat das Recht, nicht
aber die Verpflichtung zum Kauf
hat auf Verlangen des
Inhabers die Pflicht
zum Verkauf
hat das Recht, nicht
aber die Verpflichtung zum Verkauf
hat auf Verlangen
des Inhabers die
Pflicht zum Kauf
Long Call
Short Call
Long Put
Short Put
Abb. 6-1: Grundpositionen und Grundgeschäftsarten einer Option1
Diese vier Geschäftsarten stellen die Basis für sämtliche Optionsstrategien dar.
6.2.
Das Hedging
Durch Hedgen versucht der Anleger, sich vor Preisänderungen am Kassamarkt zu schützen.
Dies kann erreicht werden, indem er eine entgegengesetzte Position zur bestehenden eingeht. Das Hedging kann sowohl bei steigenden als auch bei sinkenden Märkten eingesetzt
werden. Abb. 6-2 zeigt die Ausgangslage bevor eine Hedgeposition eingegangen wird.
Grundposition Basistitel
Gewinn/Verlust
300.00
200.00
100.00
Aktie Long
-100.00
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10
Aktie Short
-200.00
-300.00
Kurs Basistitel
Abb. 6-2: Grundposition Basistitel
1
Vgl. Ernst Müller-Möhl, Optionen und Futures, 3. Auflage, Zürich 1995, S. 50
58
Der Anleger sollte über die Zeitdauer, in welcher er seine Aktie versichern will, eine eindeutige Vorstellung haben.
6.2.1.
Hedging mit Optionsstrategien
In der Fachliteratur wird gewöhnlich zwischen drei Absicherungsstrategien unterschieden:
¾ Protective Put Strategie
¾ Long Call Hedge
¾ Covered Call Writing
Da Absicherungen über einen bestimmen Zeitraum erfolgen, ist es von Vorteil, wenn man
europäische Optionen erwirbt, da diese normalerweise günstiger sind1.
Für die Berechnung der Anzahl zu kaufender bzw. zu verkaufender Optionen wird auf das
vorhergehende Kapitel2 verwiesen.
6.2.1.1.
Protective-Put-Strategie
Der Protective-Put ist für Anleger, die einen sinkenden Basiswert erwarten, ein wahrer Segen. Auf diese Weise kann ihm eine bestimmte Rendite auf seinem Portefeuille garantiert
werden. Die Konstruktion ist sehr einfach. Zu einem bestehenden Kassatitel, in unserem Fall
eine Aktie, wird ein Long Put erworben. Aus dem Gewinn/Verlust Profil in Abb. 6-3 ist der
Versicherungsgedanke klar ersichtlich.
Protective-Put-Strategie
Gewinn/Verlust
300.00
200.00
100.00
Aktie
-100.00
Long Put
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11
-200.00
-300.00
Wert Basistitel
Abb. 6-3: Protective-Put-Strategie
1
2
Vgl. Ernst Müller-Möhl, Optionen und Futures, 3. Auflage, Zürich 1995, S. 142
Vgl. Abschnitt 5.5 Optionskennzahlen
Total
59
Notiert die Aktie beim Verfall des Puts unter dem Ausübungspreis, so wird der Besitzer des
Puts sein Recht wahrnehmen und die Aktie zum vereinbarten Preis an den Schreiber des
Puts verkaufen.
Notiert die Aktie bei Verfall über dem Ausübungspreis, wird der Besitzer des Puts seine Option verfallen lassen, da sie wertlos ist.
Der maximale Verlust, den der Anleger erleiden kann, ist auf die Optionsprämie beschränkt,
nämlich dann, wenn seine Erwartung eintritt und der Aktienkurs fällt. Erfüllt sich seine Markterwartung jedoch nicht, partizipiert er trotzdem am steigenden Kurs, jeweils um die Optionsprämie reduziert.
Beispiel
Einstandspreis
226
Basispreis
Prämie
maximaler Verlust
Break Even
200
3
29
229
220
11
17
237
Das obige Beispiel soll darstellen, wie sich der Break Even und der Verlust je nach Wahl des
Basispreises verändert. Will man sich nur gegen grosse Kursrückschläge versichern, so erwirbt man eine Put Option, die weit „out-of-the-money“ ist (disaster insurance). Will man sich
jedoch auch gegen kleine Kursrückschläge versichern, wählt man eine Option, die „at-themoney“ ist.
Die Protective-Put-Strategie ist die einzige wirkliche Absicherungsstrategie gegen fallende Kurse. Sie ist sehr einfach verständlich, äusserst effizient und kostengünstig.
6.2.1.2.
Long Call Hedge
Diese Strategie eignet sich vorzüglich, wenn man im entsprechenden Basistitel eine ShortPosition eingegangen ist. Betrachtet man das Gewinn/Verlust Profil in Abb. 6-4, stellt man
fest, dass es sich exakt um das Spiegelbild der Protective-Put-Strategie handelt. Demzufolge
treffen die beim Protective-Put gemachten Aussagen auch für den Long Call Hedge zu. Jedoch mit umgekehrten Vorzeichen.
60
Long Call Hedge
300.00
Gewinn/Verlust
200.00
100.00
Aktie Short
-100.00
Long Call
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10 11
Total
-200.00
-300.00
Kurs Basistitel
Abbildung 6-4: Long Call Hedge
6.2.1.3.
Covered Call Writing
Der Besitzer des Basistitels tritt bei dieser Strategie als Stillhalter auf, d.h. die in seinem Besitze befindlichen Aktien werden nach dem Verkauf des Calls auf einem Sperrkonto hinterlegt. Durch den Verkauf des Calls verpflichtet er sich, auf Verlangen des Optionskäufers, den
Basiswert zu einem voraus vereinbarten Preis zu liefern.
Liegt der Aktienkurs zum Zeitpunkt des Verfalls über dem Ausübungspreis, wird die Option
vom Käufer ausgeübt. Der Stillhalter übergibt dem Käufer der Option den Basiswert zu den
dazumal vereinbarten Bedingungen. Dem Stillhalter entgeht somit ein Gewinn, nämlich die
Differenz zwischen dem aktuellen Kurs und dem vereinbarten Preis des Basiswertes, abzüglich der Prämie, die er für die Option erhalten hat.
Liegt der Aktienkurs zum Zeitpunkt des Verfalls jedoch unter dem Ausübungspreis, wird der
Käufer die Option verfallen lassen. Da der Schreiber des Calls die Aktie während der Laufzeit der Option nicht verkaufen darf, geht er das Risiko ein, dass der Kurs des Basiswertes
bei Verfall erheblich unter dem Ausübungspreis liegt. Somit kann der Verlust ein Mehrfaches
des Optionspreises ausmachen, im Maximum aber nur bis zum eingesetzten Betrag auf den
Basiswert, abzüglich der erhaltenen Optionsprämie.
Der maximale Gewinn, den der Stillhalter einer Option erzielen kann, ist auf die Höhe der
Prämie beschränkt.
Diese Strategie wird in der Praxis – selbst von Anlagespezialisten – als Absicherungsstrategie bezeichnet. Dies entspricht in keiner Weise dem tatsächlichen Sachverhalt. Bei näherer
Betrachtung stellt man fest, dass das Schreiben einer Option nichts anderes als eine
Spekulation auf sinkende Volatilität oder auf gleich bleibende Kurse des Basistitels
61
ist. Dabei profitiert der Verkäufer davon, dass die Option an Zeitwert verliert. Obwohl es sich
nicht um eine Absicherungsstrategie handelt, wird das Covered Call Writing in diesem Abschnitt behandelt, nämlich darum, weil diese in der Literatur mehrheitlich als Hedgestrategie
verkauft wird.
Covered Call Writing
200.00
Aktie
15
13
-200.00
11
9
7
5
3
1
Gewinn / Verlust
400.00
Short Call
Total
-400.00
-600.00
Kurs Basistitel
Abbildung 6-5: Covered Call Writing
Das Schreiben einer Option stellt in zweierlei Hinsicht ein Risiko dar:
¾ Liegt der Kurs des Basistitel über dem Strikepreis bzw. unter bei einem Put, entgeht dem
Stillhalter ein Gewinn, weil die Option durch den Optionskäufer ausgeübt wird.
¾ Liegt der Kurs des Basistitels wesentlich unter dem Strikepreis bzw. über bei einem Put,
so kann der Verlust ein Vielfaches der erhaltenen Optionsprämie sein.
Obwohl es grundsätzlich nicht zum Thema dieser Arbeit gehört, soll auf ein nicht unwesentliches Detail hingewiesen werden. Gemäss der Absicht der Verordnung des Bundesrates sollten Gelder der zweiten Säule mit möglichst geringem Risiko angelegt werden. Dass es gemäss diesem Grundsatz trotzdem erlaubt ist, Optionen zu schreiben, lässt am Sachverstand
derer zweifeln, die solche Verordnungen erlassen.
Zusammenfassend kann beurteilt werden, dass die zwei einzigen wirklichen Absicherungsstrategien die „Protective Put Strategie“ und der „Long Call Hedge“, bei gleichzeitigem Halten
der Kassaposition, sind. Das Schreiben von Optionen kann auch beim Halten der Gegenposi-tion nicht als wirklicher Hedge bezeichnet werden. Dem Eingehen solcher Positionen mit
der Absicht der Absicherung sollte mit äusserster Vorsicht entgegengetreten werden.
6.2.2.
Hedging mit Futurestrategien
Wie bereits im 4. Kapitel erwähnt, werden Futures in verschiedener Absicht eingesetzt:
62
¾ Arbitrage
¾ Hedging
¾ Spekulation
Der Einsatz von Futures für Privatanleger mit der Absicht, Spekulations- oder Arbitragegeschäfte zu tätigen, wird abgelehnt1. Somit konzentrieren sich die Futurestrategien ausschliesslich auf Hedgestrategien.
Für die nachfolgenden Gewinn/Verlust Diagramme wurden folgende Annahmen getroffen:
¾ Zinsen und Transaktionskosten werden nicht berücksichtigt
¾ Die verschiedenen Transaktionen ziehen keine Steuerfolgen nach sich
¾ Die Basis ist Null
6.2.2.1.
Die Short Hedge Strategie
Die Idee hinter dieser Strategie liegt in der Absicherung einer bestehenden Kassaposition
gegen einen Kursrückgang2. Die Konstruktion ist sehr einfach. Zu einer bestehenden Kassaposition wird ein Futures verkauft. Abb. 6-6 zeigt das Gewinn/Verlust Profil der gesamten
Position.
Short Hedge Strategie
Gewinn / Verlust
300.00
200.00
100.00
Basis
-100.00
Short Future
1
2
3
4
5 6
7
8
9 10
Total
-200.00
-300.00
Kurs Basiswert
Abbildung 6-6: Die Short Hedge Strategie
Das Diagramm zeigt, dass der Gewinn aus der Futuresposition addiert mit dem Verlust aus
der Kassaposition immer Null ist. Im Abschnitt 4.3.2 wurde das Problem des Betafaktors erläutert. Durch gezielten Einsatz des Betafaktors hat der Anleger bei der Short Hedge Strate-
1
2
Vgl. Abschnitt 4.5. Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Vgl. Abschnitt 4.3.3. Der Short Hedge
63
gie die Möglichkeit, durch eine beabsichtigte Über- oder Unterversicherung zusätzliche Gewinne oder Verluste zu erzielen.
6.2.2.2.
Die Long Hedge Strategie
Der Gedanke dieser Strategie liegt in der Absicherung gegen einen künftigen Kursanstieg
des Basistitels1. Vergleicht man das Gewinn/Verlust Diagramm der Long Hedge Strategie
(Abb. 6-7) mit dem Diagramm der Short Hedge Strategie (Abb. 6-6), stellt man fest, dass es
sich exakt um das Spiegelbild handelt.
Auch bei der Long Hedge Strategie hat der Anleger die Möglichkeit, durch eine gezielte Über- oder Unterversicherung zusätzliche Gewinne oder Verluste zu erzielen.
Long Hedge Strategie
Gewinn / Verlust
300.00
200.00
100.00
Long Future
-100.00
Basis
1
2
3
4
5
6
7
8
9 10
Total
-200.00
-300.00
Kurs Basiswert
Abbildung 6-7: Die Long Hedge Strategie
In der praktischen Anwendung darf bei beiden Strategien nicht vergessen werden, dass noch
Transaktions- und Zinskosten anfallen, die den Gesamtverlauf der Position negativ beeinflussen. Auch kann der Preis der Basis2 durch den Einfluss folgender Faktoren verzerrt werden:
¾ Die differenzierte Risikoneigung der diversen Anleger
¾ Unterschiedliche Gewichtung der Informationen
¾ Differenzierte Erwartungen der Marktteilnehmer
¾ Marktliquidität
6.3.
Das Trading
Der Trader, häufig auch Spekulant genannt, ist das eigentliche Gegenstück zum Hedger,
und vielfach auch die Gegenpartei. Der Spekulant übernimmt sehr bewusst Risiken, die ein
Hedger nicht bereit oder nicht fähig wäre zu übernehmen.
1
2
Vgl. Abschnitt 4.3.2. Der Long Hedge
Vgl. Abschnitt 4.4. Die Bewertung von Futures
64
Es gibt zwei Gründe, weshalb Optionen vom Spekulanten „nackt“ gehalten werden1:
Der Anleger möchte den Leverage der Option ausnützen. Dies kann bspw. auf Grund einer
charttechnischer Situation geschehen. Am Basistitel selbst ist er grundsätzlich nicht interessiert.
Der Anleger tätigt das Optionsgeschäft in der Absicht der Aktiensubstitution, weil der Kapitaleinsatz wesentlich geringer ist als bei einem Direktengagement, oder weil von seiner
Markterwartung nicht vollends überzeugt ist und sich deshalb absichern möchte. So kauft er
bspw. einen Call, obwohl er in Erwartung sinkender Kurse die entsprechende Aktie verkauft
hat. Das Risiko beschränkt sich somit auf die bezahlte Prämie.
6.3.1.
Die vier Grundpositionen
Die Ausgangslage jeder Optionsstrategie liegt in einer der vier Grundpositionen:
¾ Long Call
¾ Short Call
¾ Long Put
¾ Short Put
6.3.1.1.
Der Long Call
Der Käufer eines Calls hat das Recht, nicht aber die Pflicht, einen bestimmten Basistitel zu
einem im voraus bestimmten Preis an einem bestimmten2 Zeitpunkt zu kaufen. Den Preis,
den er dafür bezahlt, wird Prämie genannt. Sie stellt zugleich den maximalen Verlust dar,
den der Optionskäufer erleiden kann, dann nämlich, wenn der aktuelle Kurs des Basistitels
unter dem Strikepreis liegt. Der Gewinn ist theoretisch unendlich. Die kritischen Punkte sind
in Abb. 6-8 und in nachfolgendem Beispiel ersichtlich.
Beispiel
Long Call
Basispreis
Prämie
1
2
2'400
-80.00
Maximaler Verlust
Break Even
Maximaler Gewinn
80.00
2'480.00
unendlich
Vgl. Igor Uszczapowski, Optionen und Futures verstehen, 3., erweiterte Auflage, München 1995, S. 145 & ff.
Vgl. Abschnitt 5.4.1. Optionsstyle
65
Gewinn Verlust
Long/Short Call
150.00
100.00
50.00
-50.00 0
40 80 20 60 00 40 80
0
-100.002'3 2'3 2'3 2'4 2'4 2'5 2'5 2'5
-150.00
Long Call
Short Call
Kurs Basistitel
Abbildung 6-8: Grundposition Long/Short Call
6.3.1.2.
Der Short Call
Der Short Call stellt das Gegengeschäft zum Long Call dar. Der Verkäufer des Calls hat die
Pflicht, auf Verlangen des Käufers einen bestimmten Basistitel zu einem im voraus bestimmten Preis an einem bestimmten1 Zeitpunkt zu liefern. Den Betrag, den er für den Verkauf erhält, wird Optionsprämie genannt. Sie ist der maximale Gewinn, den der Optionsschreiber erwirtschaften kann. Das Risiko, das der Anleger bei diesem Geschäft eingeht, ist
theoretisch unbegrenzt. Dies kommt in Abb. 6-8 und im nachfolgenden Beispiel deutlich zum
Ausdruck.
Beispiel
Short Call
Basispreis
Prämie
6.3.1.3.
2'400
80.00
Maximaler Gewinn
Break Even
Maximaler Verlust
80.00
2'480.00
unendlich
Der Long Put
Der Käufer eines Long Put erwirbt durch Bezahlung einer Prämie das Recht, einen bestimmten Basistitel zu einem im voraus bestimmten Preis an einem bestimmten Zeitpunkt zu verkaufen. Der maximale Verlust, den der Käufer eines Puts erleiden kann, ist die bezahlte
Prämie, nämlich dann, wenn sich der Preis des Basistitels bei Verfall über dem Strikepreis
befindet. Der Gewinn kann theoretisch unendlich sein. Das in Abb. 6-9 dargestellte Gewinn/Verlust Profil und das nachfolgende Beispiel sollen dies aufzeigen.
Beispiel
Long Put
Basispreis
Prämie
1
2'400.00
-80.00
Vgl. Abschnitt 5.4.1. Optionsstyle
Maximaler Verlust
Break Even
Maximaler Gewinn
80.00
2'320.00
Wert des Basistitels
66
Long/Short Put
100.00
Long Put
15
13
11
9
7
5
3
1
Gewinn/Verlust
200.00
Short Put
-100.00
-200.00
Kurs Basistitel
Abbildung 6-9: Grundpositionen Long/Short Put
6.3.1.4.
Der Short Put
Durch das Schreiben eines Puts verpflichtet sich der Verkäufer, auf Verlangen des Käufers einen bestimmten Basistitel zu einem im voraus bestimmten Preis zu einem bestimmten
Zeitpunkt zu kaufen. Demzufolge stellt der Short Put das Gegenstück zum Long Put dar. Die
Risikoverteilung ist ähnlich wie beim Short Call. Der maximale Gewinn eines Short Puts ist
die erhaltene Prämie, nämlich dann, wenn der Kurs des Basistitels bei Verfall über dem Basispreis liegt. Der Verlust kann jedoch, wie Abb. 6-9 zeigt, ein Vielfaches des eingesetzten
Betrages sein. Das nachfolgende Beispiel soll das Ganze noch verdeutlichen.
Beispiel
Short Put
Basispreis
Prämie
Käufer
Verkäufer
Schreiber
Stillhalter
2'400
80.00
Maximaler Gewinn
Break Even
Maximaler Verlust
80.00
2'320.00
Wert des Basistitels
Call
Put
Erwartung
Kursanstieg der Aktie
Kursrückgang der Aktie
Recht
Kauf der Aktie zum Basispreis
Verkauf der Aktie zum Basispreis
Pflicht
Zahlung des Optionspreises
Zahlung des Optionspreises
Risiko
Beschränkt auf die bezahlte Optionsprämie
Beschränkt auf die bezahlte
Optionsprämie
Erwartung
Stabiler oder leicht sinkender Aktien- Stabiler oder leicht sinkender
kurs
Aktienkurs
Recht
Erhalt der Optionsprämie
Erhalt der Optionsprämie
Lieferung der Aktie zum vereinbarten
Strikepreis, sofern vom Käufer verlangt
Unbeschränkt
Übernahme der Aktie zum vereinbarten Strikepreis, sofern vom
Käufer verlangt
unbeschränkt
Pflicht
Risiko
67
6.3.2.
Spekulationsstrategien
Durch offene Positionen versuchen Trader am Optionsmarkt überdurchschnittliche Gewinne
zu erzielen. Wir können zwischen drei Strategien (Abb. 6-10) unterscheiden.
Trading mit Optionen
Spread Strategien
Straddle Strategien
Strangle Strategien
Abbildung 6-10: Spekulationsstrategien
6.3.2.1.
Spread Strategien
Spread Strategien stellen Kombinationen zwischen Kauf- oder Verkaufsoptionen dar, die
sich auf den gleichen Basiswert beziehen. Die verschiedenen Optionen haben unterschiedliche Verfalldaten oder Basiskurse. Jedoch sind bei allen die Gewinn- und Verlustmöglichkeiten begrenzt1.
Durch den Einsatz von Spread Strategien bringt sich der Anleger in die komfortable Lage,
seine individuelle Markteinschätzung durch den Einsatz von Optionen ideal umzusetzen,
ohne dass er sich wie bei „nackten“ Optionspositionen der Gefahr von grossen Verlusten
aussetzt. Die Begrenzung der Verluste muss aber durch die Begrenzung der Gewinne gekauft werden.
Wir unterscheiden zwischen folgenden Spread Strategien:
¾ Price Spread: Durch den Einsatz von geeigneten Optionen mit gleichem Basistitel und
Verfall, aber unterschiedlichem Basispreis, versucht der Anleger einen Erfolg zu erzielen.
Einige Price Spread Strategien werden nachfolgend detailliert beschrieben.
¾ Time Spread: Die Idee der Konstruktion liegt darin, dass man versucht, durch den Kauf
und Verkauf der geeigneten Optionen Vorteile aus den unterschiedlichen Zeitwertverlusten zu ziehen. Man kauft bzw. verkauft Optionen auf den gleichen Basiswert mit dem
gleichen Basispreis, aber unterschiedlichen Verfalldaten. Dabei wird bspw. vorteilhaft ein
Call mit kurzer Laufzeit verkauft und ein solcher mit langer Laufzeit gekauft.
1
Vgl. Bernd Rudolph, Derivate Finanzinstrumente, Stuttgart 1995, S. 59
68
¾ Diagonal Spread: Dieser versucht, sich die Vorteile beider vorhergehenden Strategien zu
Nutzen zu machen.
Alle diese Strategien weisen eine solche Vielfalt auf, dass eine umfassende Darstellung den
Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Je nachdem, ob man die Strategien aggressiv oder
moderat einsetzten möchte, müssen andere Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Es ist
aber in jedem Fall empfehlenswert, für sich ein Gewinn/Verlust Diagramm zu erstellen. Diese
geben über Chancen und Risiken einen idealen Überblick.
6.3.2.1.1. Vertical Bull Spread Call/Put
Wer verhalten optimistisch ist, nicht aber das Risiko eines „nackten“ Long Call eingehen
möchte, findet in dieser Strategie eine interessante Alternative. Die Position wird konstruiert,
indem ein Call mit niedrigem Basispreis gekauft und einer mit höherem verkauft wird. Mit
dem Verkauf wird ein Teil des Kaufs vom Call finanziert. In Abb. 6-11 wird der Vertical Bull
Spread Call dargestellt. Je nach Wahl der Basispreise werden die Gewinn- bzw. Verlustmöglichkeiten verändert.
Vertical Bull Spread Call
150.00
100.00
Long Call
50.00
Short Call
Total
17
15
13
11
9
7
5
-50.00
3
1
Gewinn/Verlust
200.00
-100.00
Kurs Basistitel
Abbildung 6-11: Vertical Bull Spread Call
Ein Resultat mit ähnlichem Gewinn/Verlust Profil kann erreicht werden, indem ein Put mit
höherem Basispreis verkauft und einer mit einem tieferen Basispreis gekauft wird.
6.3.2.1.2. Vertical Bear Spread Call/Put
Im Gegensatz zum vorhin erwähnten Vertical Bull Spread Call/Put, erwartet der Anleger bei
dieser Strategie eine leicht negative Marktentwicklung, ist aber nicht bereit, eine alleinstehende Long Put Position einzugehen. Die Konstruktion ist sehr einfach. Es werden einfach
die Basispreise ausgetauscht, d.h. ein Call mit niedrigerem Basispreis wird verkauft und ein
69
solcher mit höherem gekauft. Wiederum finanziert die Prämie des verkauften Calls einen Teil
des zu kaufenden. In Abb. 6-12 wird der Vertical Bear Spread Call graphisch dargestellt.
Vertical Bull Spread Call
150.00
100.00
Long Call
50.00
Short Call
17
15
13
11
9
7
5
3
Total
-50.00
1
Gewinn/Verlust
200.00
-100.00
Kurs Basistitel
Abbildung 6-12: Vertical Bear Spread Call
Ein ähnliches Resultat wird mit dem Kauf von Puts erreicht, wenn ein Put mit tieferem Basispreis verkauft und ein solcher mit höherem Basispreis gekauft wird.
6.3.2.1.3. Butterfly Spread Kauf
Der Butterfly Spread eignet sich für Anleger, die die kurzfristigen Kurse in einer engen Bandbreite erwarten, sich jedoch nicht dem Risiko des Verkaufs eines Calls aussetzen möchten.
Das Resultat wird erreicht, indem zwei Long Call gekauft werden. Einer mit einem hohen und
einer mit einem tieferen Basispreis. Im weiteren werden zwei Calls mit einem Basispreis,
der zwischen jenen der zwei Long Calls liegt, verkauft. Wie Abb. 6-13 zeigt, sind auch hier
sowohl Gewinn als auch Verlust begrenzt.
Butterfly Spread mit Calls
200.00
Long Call
Long Call
100.00
Short Call
25
23
21
19
17
15
13
9
7
5
11
-100.00
3
1
Gewinn/Verlust
300.00
Short Call
Total
-200.00
Kurs Basistitel
Abb. 6-13: Butterfly Spread Call
Dasselbe Resultat kann auch mit dem Kauf und Verkauf von entsprechenden Puts erreicht
werden.
70
Anleger die stark schwankende Märkte erwarten, sich jedoch über die Richtung der Preisentwicklung nicht schlüssig sind, finden mit dem Butterfly Spread Verkauf die ideale Strategie. Graphisch stellt diese genau das Spiegelbild des Butterfly Spread Kaufes dar. Die Konstruktion wird durch den Verkauf zweier Calls mit unterschiedlichem Basispreis und dem
Kauf zweier Calls mit gleichem Basispreis, die zwischen den zwei Basispreisen der verkauften Calls liegen, erreicht.
Wiederum kann das gleiche Resultat mit einer Put Konstruktion erreicht werden.
6.3.2.2.
Straddle Strategien
Straddle Strategien stellen den gleichzeitigen Kauf oder Verkauf einer Call und einer Put
Option mit gleichem Basispreis, gleichem Verfall und gleichem Basiswert dar. Mit dem Eingehen einer Straddle Position versucht der Anleger an der Veränderung der Volatilität teilzuhaben. Wir unterscheiden zwischen einer Straddle Long und einer Straddle Short Position.
6.3.2.2.1. Der Long (Bottom) Straddle
Diese Strategie eignet sich nach einer längeren Phase mit geringen Kursbewegungen und
somit mit geringen Volatilitäten. Der Anleger erwartet bspw. auf Grund anstehender Konjunkturdaten eine starke Marktbewegung, kann sich aber für die Richtung dieser Bewegung nicht
festlegen. Die Position wird mit einer Long Call und einer Long Put Option konstruiert. Basiswert, Basispreis und Verfall der beiden Optionen sind identisch. Vorzugsweise werden „atthe-money“ Optionen gewählt.
Long Call
21
19
17
15
13
11
9
7
5
Long Put
3
200.00
150.00
100.00
50.00
-50.00
-100.00
-150.00
-200.00
1
Gewinn/Verlust
Long Straddle
Total
Kurs Basistitel
Abb. 6-14: Long (Bottom) Straddle
In Abb. 6-14 wird deutlich ersichtlich, dass, wenn sich die Kurse entgegen der Erwartungen
bis zum Verfall nur geringfügig bewegen, die Optionen wertlos verfallen werden und der An-
71
leger somit die Prämien verlieren würde. Die eingesetzte Optionsprämie stellt somit den maximalen Verlust dar. Bei einer starken Marktbewegung in eine der beiden Richtungen sind
dem Gewinn keine Grenzen gesetzt.
6.3.2.2.2. Der Short (Top) Straddle
Der Short Straddle stellt das eigentliche Gegenstück zum Long Straddle dar. Für Anleger,
die in naher Zukunft geringe oder überhaupt keine Kursbewegungen erwarten, ist der Short
Straddle (Abb. 6-15) eine Anlagealternative.
Tritt die Markterwartung ein, so wird der maximale Gewinn die Optionsprämie sein. Erfüllt sie
sich jedoch nicht, kann der Verlust speziell beim Short Call theoretisch unbegrenzt sein.
Short Call
22
19
16
13
10
7
Short Put
4
200.00
150.00
100.00
50.00
-50.00
-100.00
-150.00
-200.00
1
Gewinn/Verlust
Short Straddle
Total
Kurs Basistitel
Abb. 6-15: Short (Top) Straddle
6.3.2.3.
Strangle Strategien
Unterscheiden sich die Kauf- bzw. Verkaufsoptionen lediglich im Basispreis, so entsteht aus
den vorhin besprochenen Straddle ein Strangle.
72
Long Call
25
22
19
16
13
10
7
Long Put
4
200.00
150.00
100.00
50.00
-50.00
-100.00
-150.00
-200.00
1
Gewinn/Verlust
Long Vertical Strangle
Total
Kurs Basistitel
Abbildung 6-16: Long Vertical Strangle
Die Aussagen bezüglich Chancen und Risiken sind gleich wie bei den Straddle Strategien
mit dem Unterschied, dass sich die Spannweiten für einen evtl. Gewinn oder Verlust erweitern.
Short Call
25
22
19
16
13
10
7
Short Put
4
200.00
150.00
100.00
50.00
-50.00
-100.00
-150.00
-200.00
1
Gewinn/Verlust
Short Vertical Strangle
Total
Kurs Basistitel
Abbildung 6-17: Short Vertical Strangle
6.4.
Zusammenfassung
Optionen können in verschiedenster Absicht eingesetzt werden. Durch ihren Versicherungscharakter sind sie vor allem dazu geeignet, Risiken von Kursrückschlägen zu vermindern
oder ganz zu eliminieren. Die Protective Put Strategie eignet sich vorzüglich für den Schutz
vor Kursrückgängen auf einzelne Aktienpositionen. Für die Absicherung von ganzen Aktienportefeuilles sollten – wie unter Kapitel 4 besprochen – Futures eingesetzt werden. Der Käufer einer Option bezahlt immer einen, zum Teil nicht zu unterschätzenden, Zeitwert. Futures
hingegen haben keinen Zeitwert. Die gleiche Aussage gilt auch für den Einsatz von „Long
Call Hedge“, jedoch mit umgekehrten Vorzeichen.
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Covered Call Writing kann im weitesten Sinne als Absicherung bezeichnet werden. Wegen
dem sehr grossen Überwachungsaufwand und dem nicht zu unterschätzenden Risiko sollte
diese Strategie nur sehr restriktiv angewandt werden.
Hervorgegangen durch den Börsenboom der vergangenen Jahre, hat das Trading mit Optionen einen enormen Aufschwung erlebt. Ihren Teil dazu beigetragen haben auch Klein- und
Kleinstanleger. Ob diese bei veränderten Rahmenbedingungen dem Markt die Treue halten
werden, ist zu bezweifeln. Gerade unter diesen Anlegerkreisen, die vielfach schlecht über
Chancen und Risiken aufgeklärt sind und die weder das Verhalten des Basismarktes noch
dasjenige des Optionsmarktes verstehen, wird es bei einem Rückgang der Aktienkurse zu
massiven Verlusten kommen. Das heisst nicht, dass Optionen keine Anlagealternative für
Kleinanleger sind, aber das Funktionieren der Märkte muss in gleicher Weise begriffen werden, wie wenn es um grössere Vermögen ginge.
Welche Optionsstrategie ein Trader wählt, hängt letztendlich von seiner persönlichen Markteinschätzung und von seiner persönlichen Risikofähigkeit ab.
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