Wiederholung der letzten Vorlesungsstunde: Das (wellen-) quantenchemische Atommodell – Orbitalmodell Beschreibung atomarer Teilchen (Elektronen) durch Wellenfunktionen, Wellen, Wellenlänge, Frequenz, Amplitude, konstruktive und destruktive Interferenz, Welle-Teilchen-Dualismus, Elektronenbeschreibung durch dreidimensionale Wellenfunktionen, Schrödinger-Gleichung, Orbitale Thema heute: Fortsetzung, das wellenmechanische Atommodell (Orbitalmodell) Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 73 Das Bohr’sche Atommodell o Leistungen: • Interpretation des Wasserstoffspektrums und ähnlicher Spektren • Berechnung der Bahnradien des Wasserstoffs • Berechnung der Energiezustände des Wasserstoffs • Quantitative Interpretation des Periodensystems der Elemente o Unzulänglichkeiten: • Die Theorie ist auf Postulate gegründet • Die Interpretation von Mehrelektronensystemen ist nicht möglich • Chemische Bindungen können, mit Ausnahme der Ionenbindung, nicht erklärt werden • Zu erwartendes magnetisches Moment ist experimentell nicht nachweisbar Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 74 Werner Heisenberg 1901-1976 Louis-Victor deBroglie 1892-1987 Erwin Schrödinger 1887-1961 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 75 Beschreibung der Elektronenzustände durch Wellenfunktionen Interferenz von sich überlagernder Wellen Konstruktive Interferenz: Louis-Victor deBroglie 1892-1987 Destruktive Interferenz: Versuch: Wellen Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 76 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 77 Allgemeine Beschreibung von Wellen u : Auslenkung (Elongation) v: Ausbreitungs-/Fortpflanzungsgeschwindigkeit t: Zeit λ ⋅ν = c Harmonische Wellen lassen sich durch eine Schwingungsgleichung beschreiben: ∂ 2u 1 ∂ 2u ∂x 2 = v 2 ∂t 2 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 78 Wellencharakter bewegter Materie: deBroglie Das Verhalten von Elektronen lässt sich durch eine Wellenfunktion beschreiben. Davisson-GermerExperiment: Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 79 Röntgenbeugung Elektronenbeugung an Aluminiumfolie Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 80 Welle-Teilchen-Dualismus Elektromagnetische Strahlung Teilchen / Welle Erweiterung auf Elektronen durch de Brogli Einstein: E = mc2 Planck: E = hv Planck‘sches Wirkungsquntum h = 6.626 10-34 J s (Energie * Zeit = „Wirkung“) de Brogli: c ersetzen durch Geschwindigkeit des Elektrons Man kann jedem Elektron eine Wellenlänge und damit Wellencharakter zuordnen. Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 81 Bei einer stehenden, dreidimesionalen Welle muss der Durchmesser ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge sein, da ansonsten destruktive Interferenz auftritt. Damit ergibt sich die Quantenzahl n im Bohr’schen Atommodell aus einer Wellenbetrachtung der Elektronen! Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 82 Die Elektronen werden nun mit Hilfe von Wellenfunktionen beschrieben. Damit sind sie an einem bestimmten Ort nur mit einer endlichen Wahrscheinlichkeit anzutreffen. verschmierte Elektronenwolke. Gestalt der Elektronenwolke, die über Wellenfunktion beschrieben wird, gibt den Raum an, in dem sich das Elektron mit größter Wahrscheinlichkeit aufhält. „Orbital“ Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 83 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 84 Jedes Materieteilchen (Atom, Molekül, ausgedehnter Feststoff) lässt sich durch Wellenvorgänge beschreiben: Dreidimensionale stehende Wellen werden durch die Schrödingergleichung beschrieben: Die zeitunabhängige Schrödingergleichung x, y, z: m: E: U: ψ: Raumkoordinaten Teilchenmasse Gesamtenergie potentielle Energie Wellenfunktion Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 85 Lösungen der Schrödingergleichung sind Wellengleichungen, die eine begrenzte Anzahl erlaubter Schwingungszustände, mit Ladungsverteilungen und Energie beschreiben. Dazu sind 3 Quantenzahlen nötig + eine vierte, um das Verhalten eines e⊝ im Magnetfeld zu beschreiben! Hauptquantenzahl n Werte n Schale Energie 1 K E1 2 L 3 M 4 N 5 O 1 E1 } 4 1 E1 } 9 1 E1 } 16 1 E1 } 25 n = 1,2,3,4,5 ... ∞ Grundzustand (Wasserstoff) angeregte Zustände En = Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling me 4 ⋅ 1 8 ε o2 h 2 n 2 86 Nebenquantenzahl Schale n l Bezeichnung s l ≤ n − 1 Werte l = 0,1,3 ... n-1 K 1 0 s L 2 01 sp sharp, p principal, d Magnetische Quantenzahl M 3 012 spd N 4 0123 spdf diffuse, f fundamental (Zeemann-Effekt) l ml Anzahl der Zustände 2l+1 0 1 2 3 0 -1 0 +1 -2 -1 0 +1 +2 -3 -2 -1 0 +1 +2 +3 1s 3p 5d 7f Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 87 n, l, m l sind die Orbitalquantenzahlen Hauptquantenzahl Größe des Orbitals Nebenquantenzahl Gestalt des Orbitals Magnetquantenzahl Orientierung im Raum Spinquantenzahl + Quantenzustände bis n = 4 Schale n K 1 L 2 M 3 N 4 0 0 1 0 1 2 0 1 2 3 Orbitaltyp 1s 2s 2p 3s 3p 3d 4s 4p 4d 4f ml 0 0 -1 0 +1 0 -1 0 +1 -2 -1 0 +1 +2 0 -1 0 +1 -2 -1 0 +1 +2 -3 –2 -1 0 +1 +2 +3 1 1 und 2 2 Anzahl der Quantenzustände Anzahl der Orbitale ms 1 1 3 1 3 5 1 3 5 7 ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ ±½ pro Orbitaltyp 2 2 6 2 6 10 2 6 10 14 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling insgesamt 2 8 18 32 88 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 89 Das Pauli-Prinzip Ein Atom darf keine Elektronen enthalten, die in allen vier Quantenzahlen übereinstimmen. Das bedeutet, dass jedes Orbital mit maximal 2 Elektronen entgegengesetzten Spins besetzt werden kann. Die Hund’sche Regel Die Orbitale einer Unterschale (l) werden so besetzt, dass die Anzahl der Elektronen mit gleicher Spinquantenzahl (Spinrichtung) maximal ist. ↑ ↑ ↑ px py pz ↑↓ ↑ falsch richtig - drei Elektronen in p-Orbitalen Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 90 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 91 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 92 Orbitale sind Elektronenzustände in einem Atom (quantenmechanisch gekennzeichnet durch die Quantenzahlen n, m, l) 3s orbital 3d orbitals Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 93 Termschema, links: Mehrelektronensystem, rechts: Wasserstoffatom Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 94 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 95 Vorlesung Allgemeine Chemie, Prof. Dr. Martin Köckerling 96