Sachanalyse: Herz Das Herz ist ein im Brustkorb gelegener Hohlmuskel. Er liegt zwischen den beiden Lungenflügeln und ist von einem bindegewebigen Sack, dem Herzbeutel, umgeben. An seinem unteren Ende steht der Herzbeutel mit dem Zwerchfell in Kontakt (Schünke 2005, 98). Die Größe des Hohlorgans hängt von dessen Belastung durch körperliche Betätigung oder Erkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck ab. Im Normalfall wiegt das Herz einer erwachsenen Frau zwischen 200 und 250 Gramm; das Herz eines erwachsenen Mannes ist im Durchschnitt 50g schwerer. Generell sollte das Herzgewicht ca. 1/200 des normalen Körpergewichtes des Trägers ausmachen (Moll 2006, 451 f.). Das Herz ist durch die muskulöse Herzscheidewand in zwei Hälften unterteilt. Die rechte Herzhälfte besteht aus zwei Höhlräumen, dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer, welche durch eine Segelklappe, die sogenannte Trikuspidalklappe, getrennt sind. Die linke Herzhälfte ist entsprechend in den linken Vorhof und die linke Herzkammer untergliedert. Auch in diesem Fall befindet sich zwischen dem Vorhof und der Herzkammer eine Segelklappe, die Mitralklappe. Die Segelklappen sorgen während der Systole dafür, dass ein Rückfluss venösen Blutes aus der rechten Herzkammer bzw. arteriellen Blutes aus der linken Herzkammer in den jeweiligen Vorhof unterbleibt. Aus der rechten Herzkammer wird das sauerstoffarme Blut über die Lungenarterie in den Lungenkreislauf ausgetrieben. Zwischen der Lungenarterie und der rechten Herzkammer befindet sich eine Taschenklappe. Die Taschen füllen sich zwischen Systole und Diastole mit Blut. Durch diesen Vorgang werden die Ränder der Taschen aneinander gepresst und versperren dem Blut den Weg aus der Lungenarterie zurück in die rechte Herzkammer. Auf die gleiche Weise verhindert die Aortenklappe einen Rückfluss des sauerstoffreichen Blutes aus der Aorta in die linke Herzkammer. Die Herzklappen fungieren somit als Ventile, welche für einen gleichbleibenden Blutstrom sorgen. Da die vier Klappen des Herzens etwa auf Höhe der Vorhof-Kammer-Grenze liegen, wird diese auch als Ventilebene bezeichnet (Moll 2005, 454). Kommt es durch Fehlbildungen oder krankhafte Veränderungen der Herzklappen zu einem von der Norm abweichenden Klappenlumen hat dies unmittelbare Auswirkungen auf den Weg des Blutes durch das Herz. Aus einer Insuffizienz der Herzklappen resultiert ein Rückfluss des Blutes aus der Arterie in die Kammer, bzw. aus der Kammer in den Vorhof. Auf Dauer führt die Belastung durch das erhöhte Blutvolumen zu einer Vergrößerung des betroffenen Hohlraums. Die Stenose einer Herzklappe führt hingegen zu einer Verengung des Klappenlumens. Um das Blut durch die verkleinerte Öffnung zu treiben muss der Herzmuskel einen höheren Druck aufbauen. Die dauerhaft gesteigerte Kraftaufwendung führt zu einer Verdickung der Muskulatur und einer Erweiterung des vor der Stenose gelegenen Hohlraums. Die Eigenversorgung des Herzens erfolgt über die Herzkranzgefäße (= Koronargefäße). Die Koronararterien entspringen unmittelbar oberhalb der Aortenklappe. Die Herzvenen münden, zum Sinus coronarius vereinigt, in den rechten Vorhof (Moll 2006, 462). Eine Verengung des Lumens der Herzarterien, eine sogenannte Koronarsklerose oder Arteriosklerose, führt zu einer verminderten Versorgung des Herzmuskels und schwächt auf diese Weise seine Leistungsfähigkeit. Die Ursachen für eine Arteriosklerose können vielfältig sein. Abgesehen von einer genetischen Veranlagung und natürlichen Alterungsprozessen sind die Hauptursachen für die, umgangssprachlich auch als Arterienverkalkung bezeichnete Erkrankung, in den Folgen von Überernährung und schädlichen Umwelteinflüssen zu sehen (Pschyrembel 2001, 126). Zu diesen Umwelteinflüssen gehören auch dem Körper freiwillig zugeführte Gifte, wie in Tabakwaren enthaltenes Nikotin. Die Äste der Koronararterien sind stets nur für einen bestimmten Herzmuskelabschnitt zuständig. Verstopft eine der Endarterien, ist ein Bereich des Herzmuskels von der Blutversorgung abgeschnitten und kann nicht mehr kontrahieren. Es kommt zum Herzinfarkt. Die Phasen der Herzaktion werden als Systole und Diastole bezeichnet. Die Systole beinhaltet die Anspannungs- und Austreibungsphase. Wenn der Druck innerhalb der Herzkammer den Druck des Vorhofs überschreitet schließen sich die Segelklappen. Zu diesem Zeitpunkt sind auch die Taschenklappen verschlossen. Der Kammerdruck steigt solange, bis er den Aortendruck üb erschreitet. Mit der Öffnung der Aortenklappe endet die Anspannungsphase. Die Austreibung des Blutes in die Aorta erfolgt, bis der Druck im Inneren der Kammer den Aortendruck wieder unterschreitet. Dies bewirkt den Schluss der Aortenklappen (Moll 2005, 455 f.; Klinke 2005, 140). Der Diastole werden die Erschlaffungs- und die Füllungsphase zugeordnet. In der Erschlaffungsphase öffnen sich die Segelklappen. Durch den raschen Abfall des Kammerdrucks unter den Vorhofdruck kommt es zur Füllung der Herzkammer mit Blut. Ist die Füllungsphase beendet, beginnt mit dem Verschluss der Segelklappe der Kreislauf von neuem (ebd.). Der Impuls zur Kontraktion der Herzmuskulatur wird in einem herzeigenen Erregungszentrum generiert. Die Herzfunktion ist damit nicht auf eine Steuerung durch das vegetative Nervensystem angewiesen, obgleich es Einfluss auf die Herzfrequenz nehmen kann. Das Erregungsbildungs- und leitungssystem des Herzens besteht im Wesentlichen aus fünf Teilen, welche eine Hierarchie aufweisen. Dieser Ordnung folgend wird die Erregung vom Sinusknoten, welcher im rechten Vorhof liegt, über eine kleine Region in der Vorhofscheidewand, den AV-Knoten, bis in die Kammerschenkel und schließlich die Arbeitsmuskulatur des Herzens geleitet. Zwischen Vorhofscheidewand und Kammerschenkel überbrückt das sogenannte His-Bündel die Strukturen des Herzskeletts. Die Purkinje-Fasern leiten als Ausläufer der Kammerschenkel den Kontraktionsimpuls in die Arbeitsmuskulatur der Herzkammern (Moll 2005, 460). Bei einem gesunden Herzen gibt der Sinusknoten die Herzfrequenz von circa 70 Schlägen pro Minute vor. Lediglich bei einem Ausfall des Sinusknotens treten die sekundären und tertiären Autonomiezentren zur Aufrechterhaltung eines Ersatzrhythmus in Erscheinung (Pschyrembel 2001, 682). Die Erregungsfrequenz der nachgeordneten Erregungszentren nimmt dabei parallel zur Entfernung vom Sinusknoten ab (vgl. Moll 2005, 460). Voraussetzung für die Autorhythmie des Herzens sind spezialisierte Muskelzellen, welche ein besonders instabiles Ruhemembranpotential aufweisen. Durch spontane Depolarisation entstehen unaufhörlich neue Aktionspotentiale (Klinke 2005, 149 ff.). Zur Veranschaulichung der Anatomie des Herzens im Biologieunterricht bietet sich die Präparation eines Schweineherzens an. Das Herz des Schweins ist dem des Menschen in Größe und Gestalt sehr ähnlich. Durch die unterschiedliche Körperhaltung von Mensch und Schwein ist allerdings die Lage des Herzens in situ verschieden. Da sich das Präparat außerhalb des Körpers befindet, wird an dieser Stelle auf eine Lagebeschreibung des Schweineherzens verzichtet. Es wiegt mit circa 300 bis 350 Gramm (Deutsche Landrasse, Deutsches Weideschwein) durchschnittlich mehr als ein menschliches Herz (Nickel 2005, 54). Durch die kurze, auf einen möglichst hohen Fleischertrag ausgelegte Mast, werden Mastschweine üblicherweise überfüttert und an einem, der Nahrungsaufnahme entsprechenden Bewegungsmaß gehindert. Die Folgen der Überernährung sind bei Mensch und Schwein ähnlich. Im Ruhezustand schlägt sowohl das menschliche Herz, als auch das eines Schweins, welches ein Alter von mehr als 16 Wochen erreicht hat, etwa 70-mal pro Minute (Pschyrembel 2001, 683 f.; Eich 1982, 47). Das menschliche Herz hat ein durchschnittliches Schlagvolumen von ca. 75 ml. Wird die Schlagfrequenz mit dem Schlagvolumen multipliziert ergibt sich ein Herzzeitvolumen von circa 5 Litern pro Minute. Dies entspricht annährend der Blutmenge eines erwachsenen Menschen (Campbell 2006, 1051).