Molekularbiologie von Tumor 1.b. Protoonkogene Folie 17 Zum Onkogen werden Der durch den epidermalen Wachstumsfaktor (EGF; epidermal growth factor) vermittelte Signalweg dient als wichtiges Modell beim Verstehen, wie ein von einem extrazellulären Wachstumsfaktor getragtes Signal sich zu intrazellulären Signalen umwandelt, welche durch die Wirkung an die Genexpression die Vermehrung der Zelle stimulieren. Der EGF-Rezeptor (EGFR) (welcher ein Tyrosinkinase-Rezeptor ist) war der erste entdeckte Wachstumsfaktorrezeptor. Der EGFRRezeptor besteht sich aus einer extrazellulären ligandbindenden Domäne, einer einzelnen Transmembran-Domäne und einer zytoplasmatischen Tyrosinkinase-Domäne. Der Prozess vom Empfangen des Signals bis zur Änderung der Genexpression besteht sich aus vielen regulierten Schritten: Bindung des Wachstumsfaktors zum Rezeptor, Dimerisierung des Rezeptors, die Autophosphorylierung des Rezeptors (d.h. es phosphoryliert sich selbst), Aktivierung von intrazellulären Transduzern (zB. Ras), Kaskade von Serin/Threonin Kinasen, Regulierung von Transkriptionsfaktoren, und letztlich die Änderung der Genexpression. (1) Wachstumsfaktoren (GF) Die Überexpression von diesen Polypeptid-Wachstumsfaktoren kann eine G0 G1 Zustandänderung in solchen Zellen hervorrufen, die ursprünglich in der G0 Phase sind. Dies kann zur unkontrollierten Vermehrung der Zellen führen. (a) Fibroblast-Wachstumsfaktoren (FGF) bilden eine grosse Familie der Wachstumsfaktoren, welche vorwiegend bei der Wundeheilung eine Rolle spielen, ihre Überexpression kann aber zu Tumorbildung führen. (b) Aus Blutplättchen stammende Wachstumsfaktor (PDGF) spielt normalerweise bei der Produktion der extrazellulären Matrix eine Rolle, ihre Überexpression kann Zellvermehrung durch autokrine Stimulierung verursachen. Ein Affenretrovirus exprimiert ein Onkogen aus der PDGF-Familie (sis). Weiterhin, PDGF ist auch ein Komponent der Wundeheilung, seine normale Aufgabe ist die Stimulierung der Epithelzellen rund um die Wunde, damit sie sich vermehren und die Verletzung reparieren. Seine hohe Expression kann durch autokrine Stimulation Zellteilung verursachen. Einen frühen Beweis über die Rolle der Protoonkogene lieferten die v-sis viralen Onkogene. Das Proteinprodukt befindet sich im Zytoplasma, und erwies sich als eine gestumpfte Version von PDGF. Die Bedeutung der onkogenen Form könnte die aberrante Lokalisation (zytoplasmatisch anstatt von sekretiert) sein, welche zur inadequaten (nicht im Folge einer Verletzung) Stimulation des PDGF-Signalweges führt, was Krebsbildung verursacht. (2) Wachstumsfaktor-Rezeptoren (GFRs) Die Bindung der Wachstumsfaktoren an ihren Rezeptoren verursacht Dimerisierung. Mehrere solche GFRs wurden identifiziert, welche auch in der Abwesenheit von Ligand aktiviert werden können. Viele solche Rezeptoren enthalten ein intrazelluläres Domän, welches als Tyrosinkinase funktioniert. (a) Epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptoren (EGFRs): Von mindestens drei Mitgliedern der Tyrosinkinase-Rezeptoren (erbB-1, erbB-2, und erbB-3) stellte sich heraus, dass sie nach einer Mutation in der Abwesenheit von Ligandbindung falsche Signale in die Zelle übermitteln. erbB-1 (anders als HER2 bekannt; human epidermal growth factor receptor 2) kann eindeutig mit der Krebsentstehung in Zusammenhang gebracht werden. Das virale (Retrovirus) erbB Gen aus Hühnchen kodiert ein EGF-Rezeptor, welcher an den beiden Enden kürzer als die zelluläre Form ist. Dieser gestumpfte Rezeptor funktioniert so, als wäre ständig ein Ligand dazu gebunden. Die Erhöhung der Quantität von den normalen c-erbB Proteinen durch Genamplifikation (Vermehrung) ist ein anderer Prozess, welcher zur Karzinogenese, besonders zum Brustkrebs führen kann. Die Genamplifikation ist das Ergebnis der mehrfachen Verdoppelung von DNA-Sequenzen, welche durch den Fehler der DNA-Replikation verursacht wird. (b) Das ret Protoonkogen ist ein anderer Wachstumsfaktorrezeptor (Tyrosinkinase-Rezeptor), welcher durch die Heterodimerisation (Verknüpfung von unterschiedlichen Molekülen) mit dem Zelloberflächenrezeptor GFR-l-4 das Signalmolekül GDNF (glial-derived neurotrophic factor) binden kann, welches eine wichtige Rolle in der Nierenentwicklung und neuronalen Differenzierung spielt. Die papillaren Schilddrüsenkrebszellen enthalten oft chromosomale Umlagerungen, welche in solchen Fusionsgenen resultieren, derer Proteinprodukte am Amino-Ende unterschiedliche Peptide haben, und das Karboxyl-Ende ist die Extraanforderung Boldogkői Zsolt© 1 Molekularbiologie von Tumor 1.b. Tyrosinkinase-Domäne des ret Proteins. Dieses Fusionsprotein hat so eine Tyrosinkinase-Aktivität, welche nicht von der Bindung des Signalmoleküls GDNF abhängig ist. (3) Signaltransduktionsproteine Die nächste Ebene, wo Fehler bei der Steuerung der Zellteilung auftreten können, sind die intrazellulären Signaltransduktionsproteine. (a) Ras ist ein häufiges Onkogen, 10-20% der Tumoren enthält ein mutiertes Ras. Ras-Mutationen befinden sich in einer grossen Anzahl von Tumorarten: Dickdarm, Pancreas, Nebenniere, usw. In einem inaktiven Zustand bindet Ras GDP. Nach einer Stimulierung bindet Ras GTP anstatt von GDP, und aktiviert die späteren Komponente des Signalweges. Ras hat eine GTPase Aktivität, so inaktiviert es sich selbst kurz nach der Aktivierung. Eine Mutation kann diese Inaktivierung einfrieren. Die Mutation kann nicht nur im Ras-Gen erfolgen, sondern auch in den Genen der GAP-Proteine, welche die GDP GTP Verwandlung helfen. (b) Die nicht-Rezeptor-Tyrosinkinasen bilden eine weitere wichtige Gruppe der Protoonkogene. Die folgenden Gene können auch zum Onkogen werden: (b1) zytoplasmatische Tyrosinkinase-Gene, wie zB. src; (b2) Serin/Threonin-Kinasen, wie zB. die RAF und MAPK Gene; und (b3) nukleäre Kinasen, wie zB. abl. - Die Hemmung der c-SRC Kinase ist durch die Phosphorylierung der Tyrosin Aminosäure in der SH2 Domäne (Tyr530 = 530. Aminosäure) gesichert, dadurch, dass es die Raumstruktur des Proteins verändert. Im Fall der Dickdarmtumoren kann das onkogene src mit dem Verlust eines Peptidabschnittes charakterisiert werden, welcher Tyr530 in sich trägt, deshalb das aberrante Protein ist nicht fähig inaktiviert zu werden, es ist also dauernd in einem eingeschalteten (aktiven) Zustand. Hierher gehört auch das abl (im Philadelphia-Chromosom betroffenes Gen: abnormal kurzes Chromosom 22). FOLIE 18 In den Tumorzellen der an CML (chronic myeloid leukemia) leidenden Patienten bringt eine Chromosomtranslokation das sich am Chromosom 9 befindende abl Gen in die Nähe des sich am Chromosom 22 befindenden bcr Gens. Als Ergebnis entsteht ein Fusionsprotein (BCR/ABL), welches eine Rolle bei der Entstehung von bestimmten Leukämien spielt. (4) Transkriptionsfaktoren Der ultimative Zielpunkt der Onkogene ist die Regulierung der Transkription. Viele Onkogene sind selbst Transkriptionsfaktoren. Diese Faktoren werden normalerweise in niedrigen Mengen produziert, ihre Expression steigt nur an, wenn sie Signale aus der Umgebung empfangen. (a) c-myc Die Transkriptionsfaktoren, mitverstanden auch das Protoonkogen myc, erfüllen eine integrierende Rolle, was die auf unterschiedlichen Signalwegen einkommenden, Zellteilung beeinflussenden Signale betrifft. Die Aktivierung des c-myc Onkogens bedeutet die übermä ige oder konstitutive (kontinuierliche) Funktion des Gens. Die Translokation von myc (am Chromosom 8.) in so eine genomische Region, wo ein starker Promotor liegt (zB. in die Nähe der Immunglobulin-Gene am Chromosom 14.) führt zur übermä igen Expression von c-myc. So eine onkogenische Aktivierung des cmyc Gens ist im Fall des Burkitt-Lymphoms zu beobachten. Dieses Gen ist ein häufiger Zielpunkt der Integration von Viren und von chromosomalen Umordnungen. (b) Das c-Fos Protoonkogen bildet Heterodimer mit c-Jun (ein anderes Protoonkogen), so entsteht der AP1 (activator protein-1) Faktor, welcher eine Rolle bei der Stimulierung der Transkription von Genen spielt, die in unterschiedlichen Prozessen teilnehmen. AP1 kann auf unterschiedlichen Wegen aktiviert werden. Normalerweise, die c-fos mRNA ist kurzlebig, also ihre Reaktion auf die Mitogene ist nur vorübergehend. Deletion des 3’-Endes vom c-fos führt zum Verlust der für die mRNA-Instabilität verantwortlichen Sequenz (ATTTATTT). Die Mutation resultiert also in eine langlebige mRNA und mehrere Transkriptionsfaktormoleküle, welches mit einer höheren Expression der durch AP1 regulierten Gene verbunden ist. Ein anderer Mechanismus im Fall von c-fos zum Onkogen zu werden ist die Mutation des auf Serum reagierenden Elementes vom Promotor, was dazu führt, dass das c-fos Gen auch in der Abwesenheit der Serummitogene aktiv wird. (5) Zellzyklusregulatoren (a) Zyklin D spielt bei der G1 S Übergang eine Rolle (b) CDK4 Dieser Regulator ist das am häufigsten veränderte Gen in dieser Klasse (c) CDK-Inhibitoren: p16, p21, p27 (6) miRNA-s eine neue Gruppe der Onkogene (einige sind Tumorsuppressoren) Extraanforderung Boldogkői Zsolt© 2