„Wer A sagt, muss B sagen, oder von der Abelschen Integraltransformation zur Beta-Funktion zur Gamma-Funktion!“ Bei der Inversion der Abelschen Integraltransformation treten Integrale vom Typ Z s dt = Γ(α)Γ(1 − α), 0 ≤ α < 1, α 1−α x (t − x) (s − t) auf. Die Frage ist natürlich, warum gilt diese Formel?? Als erstes vereinfachen wir das Problem durch die Variablen-Transformation t = λs + (1 − λ)x, also dt = (s − x)dλ und 0 ≤ λ ≤ 1 ergibt Z 1 Z 1 Z s (s − x) dλ dλ dt = = . α 1−α α 1−α α 1−α 0 (λs + (1 − λ)x − x) (s − λs − (1 − λ)x) 0 λ (1 − λ) x (t − x) (s − t) Damit kommen wir zur Beta-Funktion: Definition 1 Die unvollständige Beta-Funktion ist definiert als: Z x ua−1 (1 − u)b−1 du, a > 0, b > 0, x ∈ [0, 1], B(a, b, x) := 0 die gewöhnliche (vollständige) Beta-Funktion ist B(a, b) := B(a, b, 1). Diese Definition ist sinnvoll, da für a ≥ 1 und b ≥ 1 der Integrand eine beschränkte Funktion ist und das Integral im eigentlichen Sinn als Riemann-Integral existiert. Für 0 < a < 1 oder 0 < b < 1 handelt es sich um ein konvergentes uneigentliches Integral. Denn xa−1 (1 − x)b−1 ≤ xa−1 2b−1 xa−1 (1 − x)b−1 ≤ 2a−1 (1 − x)b−1 Da die uneigentlichen Integrale Z 1 2 xa−1 dx 1 für 0 ≤ x ≤ , 2 1 für ≤ x ≤ 1. 2 1 Z (1 − x)b−1 dx und 1 2 0 konvergieren für a, b > 0 ist B(a, b, 1) wohldefiniert. Wir können also feststellen, dass gilt Z s dt = B(α, 1 − α). α 1−α x (t − x) (s − t) 1 Wir müssen also “nur noch“ herausfinden, wie sich die Beta-Funktion zur Gamma-Funktion verhält. Dazu fangen wir mit der Beta-Funktion für natürliche Zahlen an, d.h. wir betrachten B(n, m) mit n, m ∈ N. Es gilt per Definition Z 1 um−1 (1 − u)n−1 du B(m, n) := 0 und damit Z 1 du = 1, B(1, 1) = 0 Z 1 u B(m, 1) = 0 Z m−1 1 1 m 1 du = u = , m m 0 1 (1 − u) B(1, n) = 0 n−1 1 −1 1 n du = (1 − u) = . n n 0 Durch partielle Integration ergibt sich die Beziehung Z 1 B(m, n) = um−1 (1 − u)n−1 du 0 Z 1 m n−1 1 m n−1 1 u (1 − u)n−2 du = u (1 − u) + 0 m m 0 Z −1 m−1 m − 1 1 m−2 n 1 = u (1 − u)n du u (1 − u) 0 + n n 0 m−1 n−1 B(m + 1, n − 1) = B(m − 1, n + 1). = m n Hieraus folgt n−1 (n − 1) (n − 2) B(m + 1, n − 1) = B(m + 2, n − 2) = . . . m m (m + 1) (n − 1) (n − 2) 1 = ··· B(m + n − 1, 1) m (m + 1) (m + n − 2) 1 (n − 1) (n − 2) 1 = ··· m m+1 (m + n − 2) (m + n − 1) 1 1 (n − 1)!(m − 1)! Γ(n) Γ(m) = = , != m m+n−1 (m + n − 1)! Γ(m + n) B(m, n) = m da Γ(n) = (n − 1)! und 0! = 1. Was gilt für B(a, b) mit a, b > 0 im Allgemeinen? Genau dasselbe, nur ist es schwieriger zu beweisen! Wie man auf der folgenden Seite sehen kann: http://www.iadm.uni-stuttgart.de/LstAnaMPhy/Weidl/analysis2/vorlesung-ana2/node109.html 2 Für Freunde der Wahrscheinlichkeitsrechnung/Statistik, die Beta-Verteilung besitzt die Wahrscheinlichkeitsdichte f (x; α, β) = R 1 0 xα−1 (1 − x)β−1 uα−1 (1 − u)β−1 du = Γ(α + β) α−1 1 x (1 − x)β−1 = xα−1 (1 − x)β−1 . Γ(α)Γ(β) B(α, β) Die Betaverteilung wird dann zur groben Modellierung verwendet, wenn keine Daten vorhanden sind. Sie kann zur Darstellung von zufälligen Proportionalitäten, wie z.B. dem Anteil defekter Teile einer Lieferung verwendet werden. 3