21 | ExportManager | Finanzieren Ausgabe 6 | 13. Juli 2016 Digitales Management von exotischen Währungen Die global ausgerichtete deutsche Wirtschaft mit ihren beeindruckenden Exportzahlen und die aktuelle Schwäche des Euro haben die Entwicklung von Plattformen zur globalen Abwicklung von Fremdwährungszahlungen begünstigt. Im Gespräch mit dem ExportManager berichtet Markus Renkes, Head FX4Cash Germany, über die Erfahrungen der Deutschen Bank mit ihrer ­Plattform in Deutschland. Welchen Nutzen können Kunden daraus ziehen? Gibt es Risiken, die zu beachten sind? 22 Wie beurteilen Sie nach fünf Jahren den Erfolg der Plattform in Deutschland? paaren mit klarem Wachstumstrend, ins­ besondere bei den stark regulierten ­Währungen, den sogenannten Exoten. Das durchschnittliche Volumen steigt von Jahr zu Jahr im Mittel um ca. 25%. Zum Vergleich: 2013 wurden nur Zahlungen bis maximal 20.000 EUR Gegenwert ver­ arbeitet. Heute sehen wir ein durch­ schnittliches Zahlungsvolumen von über 100.000 EUR pro Zahlung. Den Erfolg messen wir im Grundsatz über die Zufriedenheit unserer Kunden. Heute bedienen wir deutlich über 1.000 Unternehmen aktiv auf der Plattform allein aus Deutschland heraus und beglei­ ten diese auch global entlang ihrer ­Wertschöpfungskette in deren wichtigs­ ten Märkten. Mit ca. 100.000 verarbeite­ ten Zahlungen jeden Monat ist unsere Kapazität noch lange nicht erschöpft. Gerade in den vergangenen sechs Mona­ ten sahen wir einen starken Wachstums­ trend. Nicht nur für Kleinstbeträge geeignet – Plattformen für Fremdwährungszahlungen wickeln auch Großbeträge ab. © lcswart/iStock/Thinkstock/Getty Images Solch ein Volumen lässt sich nur vollauto­ matisiert verarbeiten. Das kommt unse­ ren Kunden zugute, da auch die schwieri­ gen Währungen digital verarbeitet wer­ den können. Täglich konvertieren wir in mehr als 80 verschiedenen Währungs­ 22 Woher kommt der Erfolg? Bis dato war die Wahrnehmung der Kunden, dass Fremdwährungszahlungen intransparent sind, sehr lange Laufzeiten bei der Abwicklung haben und es immer wieder zu Nachfragen bzw. auch zu Nach­ belastungen bei solchen Zahlungen kommt. Diese Faktoren wurden als nega­ tiv bzw. in Summe als teuer empfunden. Hier haben wir mit unserer Plattform eine Lösung entwickelt, die dazu führt, dass nicht nur Kleinstbeträge gezahlt, sondern auch zunehmend Großbeträge ange­ wiesen werden, die nicht im Fokus der ­FX-Absicherungsstrategie des Unterneh­ mens stehen. Markus Renkes Head FX4Cash Germany, Deutsche Bank [email protected] Die Möglichkeiten der Automatisierung und Flexibilität, die diese Plattform aus­ zeichnen, geben den Kunden die Option, nicht nur den einfachen Zahlungsverkehr der kommerziellen Zahlungen abzuwi­ ckeln, sondern auch kapitalbezogene Zahlungen und kleinere M&A-bezogene „FX-Zahlungen in Exotenwährungen galten früher als ­intransparent, zeitaufwendig und komplex, also insgesamt als teuer. “ Transaktionen durchzuführen. Hier for­ dern die Kunden vorab einen festen Kurs an und eine terminliche Sicherheit, wann das Geld beim Empfänger ist. Daneben werden die lokalen Dokumentationser­ fordernisse vor Ort als Service angeboten. Für Kunden wird damit eine vollumfäng­ liche digitale Lösung geschaffen. Wir haben in den vergangenen fünf Jah­ ren sehr viele kundenbezogene IT-Ent­ wicklungen umgesetzt, die es unserer ➤ Kundschaft – sowohl der deutsche Mittel­ stand als auch die großen DAX-Konzerne – leichter machen, Aufträge digital zu ­verarbeiten und die lokalen Anforderun­ gen in den regulierten Märkten besser und schneller zu bedienen. Dabei nutzen wir sehr intensiv unser bestehendes ­Netzwerk und die Netzwerke unserer Partner. 22 Welche Unterschiede zum Wettbe­ werb stellen Sie fest? Wir haben es geschafft, Zahlungen in einer echten „End-to-End“-Abwicklung zu strukturieren, gerade in den exotischen asiatischen Währungen oder bei Kapital­ zahlungen nach Lateinamerika und in den afrikanischen Kontinent. Dabei nut­ zen wir das globale Netzwerk der Deut­ schen Bank und unserer Partner, um direkt in lokaler Währung zu zahlen – ohne den Umweg über eine Hartwährung wie den Euro oder US-Dollar. Kunden erzielen so signifikante Prozesserleichte­ rungen. Volle Information über Kurse und verein­ barte Preise vor der Verarbeitung einer Zahlung bzw. die entsprechende Klarheit über Kurs und Preis bei Eingängen von z.B. im Ausland erwirtschafteten ­Einnahmen geben unseren Kunden die gewünschte Transparenz. Die extrem hohe „Straight Through Processing (STP)“Rate hilft nicht nur unserem Haus, Kosten­ synergien zu heben, die wir an die Kun­ den weitergeben können, sondern ver­ Ausgabe 6 | 13. Juli 2016 einfacht auch die Abwicklung solcher Zahlungen. Für die meisten der exoti­ schen Währungen haben wir Erfahrungen in der Abwicklung gesammelt, die es uns und unseren Kunden erlauben, Zahlun­ gen in regulierte Märkte ähnlich wie eine SEPA-Zahlung zu betrachten. Die Platt­ form ist als echte globale Plattform konzi­ piert und wird auch so genutzt, das heißt, Tochterunternehmen im Ausland können z.B. in Indien oder Korea denselben Ser­ „Importeure, die das Ausland als verlängerte Werkbank nutzen, können Rechnungen, Kredite und Kapitaleinlagen in lokaler Währung zahlen und damit auch ihre ‚Buying Power‘ bei der FX-Preisgestaltung durchsetzen. “ vice wie in Deutschland erhalten. Durch die Integration und Nutzung „wirklicher“ Echtzeitkurse wird ein potentielles FXRisiko eliminiert. Wir haben kontinuierlich auf der Basis von Kundenwünschen in dieses Produkt investiert und es weiter­ entwickelt. 22 Was sind die Hauptvorteile für unsere Leser, also sowohl die Exporteure als auch die Importeure? Für reine eingehende Zahlungen stel­ len wir außer in Deutschland in weiteren 25 Ländern den Service zur Verfügung. In weiteren sieben Ländern gehen wir noch in diesem Jahr „live“. Damit haben wir dann zum Jahresende die wichtigsten Märkte angebunden, und auch Tochter­ gesellschaften unserer Kunden können so über eine einheitliche Plattform bedient werden. Importeure, die das Ausland als verlän­ gerte Werkbank nutzen, können Rech­ nungen, Kredite und Kapitaleinlagen in lokaler Währung zahlen und damit auch ihre „Buying Power“ bei der FX-Preisge­ staltung durchsetzen und sich so die Kos­ tenvorteile bei der Rechnungsregulierung sichern. Die Erfahrungen der vergange­ nen Jahre haben wir kontinuierlich in die Weiterentwicklung der IT investiert, um den Abwicklungsaufwand für unsere Kun­ den zu reduzieren. 22 Gibt es schwierige Märkte, die durch Regulierung Zahlungen in lokaler Wäh­ rung verhindern? Für Länder wie Korea, Indien, Indone­ sien, Malaysia, Vietnam oder die Philippi­ nen, um nur ein paar wenige Länder zu nennen, haben wir spezielle Kapazitäten vor Ort entwickelt, die es den Kunden erlauben, Zahlungen in einem vereinfach­ ten Verfahren zu tätigen. Der Zahlungs­ verkehr mit dem noch immer hochregu­ lierten Land China, in dem sowohl klas­ sisch in Hartwährung wie auch direkt in Renminbi gezahlt wird, hat sich für die Kunden ebenfalls als Standardabwicklung etabliert. 22 Wie sieht die Zukunft für die Plattform aus? Neben der schon erwähnten Erweite­ rung der Funktionalitäten in die verschie­ denen Länder investieren wir kontinuier­ lich auch in unsere IT, um den Kundenan­ forderungen zu genügen. In Kürze werden wir unseren Kunden externe Marktver­ gleichsraten anbieten können, um den geforderten Compliance- und Wirt­ schaftsprüfungsrichtlinien der Unterneh­ men gerecht zu werden. Im laufenden Quartal bieten wir unserer Kundschaft auch die Option an, sich zu lokalen Handelszeiten mit Fremdwäh­ rung im Zahlungsverkehr einzudecken. Das war eine Erweiterung, die wir maßge­ schneidert für unsere Kunden entwickelt haben, die ihren eigenen Zahlprozess in Europa oder Amerika erst starten können, wenn wie z.B. in Korea die FX-Märkte schon geschlossen sind. Dieses Angebot ist gerade in der finalen Testphase, und wir bieten damit unseren Kunden bessere Abwicklungskurse im vollautomatischen Prozess an. Für das kommende Jahr bieten wir dann auch einen Informationsservice via App an, der es erlaubt, Zahlungseingänge individuell zu managen. Herr Renkes, wir danken Ihnen für das Gespräch. ➤ 22 | ExportManager | Finanzieren