Vorwort und Einleitung

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Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page III — le-tex
III
Vorwort und Einleitung
Das Grundkonzept des „Helwig/Otto“ ist über Jahrzehnte unverändert geblieben. Mit jeder neuen Auf
lage wurde jedoch die Benutzerfreundlichkeit verbessert und der Informationsgehalt der einzelnen
Kapitel erhöht. Für die 11. Auflage wurde das Werk
von den Autoren vollständig überarbeitet, aktualisiert
und neu gegliedert. Dadurch entstanden 41 Kapitel,
die, soweit möglich, alphabetisch nach Indikationsgebieten bzw. Arzneistoffgruppen behandelt werden.
Dabei werden Arzneistoffe mit verschiedenen Indikationen wie z. B. Chloroquin (Malariamittel, Antirheumatikum) oder Amantadin (Antiparkinsonmittel,
Antivirusmittel) in der Regel an einer Stelle als
Haupteintrag einschließlich der verschiedenen Handelspräparate besprochen. An den übrigen Stellen
wird auf diesen Haupteintrag verwiesen.
Bei der Überarbeitung wurden fast sämtliche Arzneistoffe, die in Deutschland nicht im Handel sind,
eliminiert, um den Umfang des Werkes nicht zu
sehr auszuweiten. Ausgenommen sind solche Stoffe,
die in anderen Ländern eingeführt sind, und die in
Deutschland eingeführt werden könnten oder deren
Einführung sehr wahrscheinlich ist.
Die einzelnen Kapitel und deren Unterkapitel beginnen stets mit einer allgemeinen Einführung mit
einer vergleichenden Zusammenstellung der für die
Stoffgruppe generellen Charakteristika. Ihr folgen in
alphabetischer Reihung die Stoffbeschreibungen der
einzelnen Arzneistoffe. Letztere sind nach dem bisherigen, bewährten Schema untergliedert, wenn auch
gelegentlich die vorhandenen Daten sehr unterschiedlichen Umfang besitzen.
Titel der einzelnen Stoffbeschreibung ist sofern vorhanden der INN-Name, im Text stets kursiv geschrieben. Es folgt die chemische Bezeichnung,
möglichst nach der IUPAC-Nomenklatur und auch
die Formelbilder werden möglichst einheitlich nach
IUPAC-Regeln dargestellt, um strukturelle Verwandtschaften leichter erkennbar zu machen. Physikalischchemische Daten werden nur teilweise angegeben,
besonders diejenigen, die für das Verständnis der
pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften sowie für Stabilität und technologische
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Eigenschaften der Handelspräparate von Belang sind.
Physikalische Größen werden generell nach dem SISystem bzw. DIN benannt und abgekürzt.
Der Abschnitt Wirkungen enthält Daten zur Wirkungsweise, die, soweit möglich, der Originalliteratur entnommen wurden bzw. sich auf Angaben
der Hersteller beziehen. Ergänzt werden sie, besonders auch für ältere Arzneistoffe, durch Angaben aus
der Standardliteratur (Goodman and Gilman, Martindale et al.).
Daten zur Bioverfügbarkeit, zum Metabolismus usw.
werden im Abschnitt Pharmakokinetik zusammengefasst. Hier muss naturgemäß zunächst auf die vom
Hersteller im Zulassungsantrag vorgelegten Untersuchungsergebnisse zurückgegriffen werden, da unabhängige Überprüfungen längst nicht für sämtliche
neueren Arzneistoffe vorliegen. In vielen Fällen konnten jedoch Untersuchungen sowohl aus der Originalals auch aus der Standardliteratur, besonders für ältere Arzneistoffe, mit einbezogen werden. Angaben
zur Pharmakokinetik bei verschiedenen Altersstufen
sind, sofern bekannt bzw. zugänglich, berücksichtigt.
Als Indikationen werden im Wesentlichen die zugelassenen und in kontrollierten Studien bzw. durch
jahrzehntelange Empirie belegten Anwendungsgebiete aufgeführt. Auf nicht allgemein anerkannte oder
auf fragwürdige Anwendungsempfehlungen wird gelegentlich auch hingewiesen.
Unerwünschte Wirkungen, Wechselwirkungen
und Kontraindikationen werden so ausführlich
wie möglich und nötig dargelegt, wobei für ältere
Arzneistoffe Daten aus der Standardliteratur und
bei neueren Arzneistoffen zunächst die Daten der
Zulassung herangezogen werden. Ergänzt werden die
Angaben durch in der Fachliteratur veröffentlichte
neuere Berichte, durch Behördenangaben (BfArM,
EMA, FDA) und Auflagen. Da bei neueren Arzneistoffen neue Kenntnisse in diesem Bereich teilweise
erst nach längerer Anwendung auftreten, kann die
Zusammenstellung hier trotz möglichst kurzfristiger
Aktualisierung, nicht immer vollständig sein. Neue
unerwünschte Wirkungen, die dem BfArM bekannt
geworden sind, können auf der Webseite des BfArM
Helwig/Otto: Arzneimittel
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page IV — le-tex
IV
Vorwort und Einleitung
www2.bfarm.de/uaw. kostenlos abgerufen werden.
Hingewiesen sei auch auf die Datenbank www.
arzneimittel-in-der-schwangerschaft.de.
Als Dosierung wird meist die mittlere Standarddosis
für Erwachsene angegeben. Dosierungen für spezielle Altersgruppen, Indikationen oder Zubereitungsformen werden ebenfalls, soweit bekannt, aufgeführt.
Einige Literaturhinweise finden sich am Ende der
allgemeinen Einführung zu den Stoffgruppen. Sie
enthalten Original- und/oder Übersichten, die ein ausführlicheres Studium ermöglichen. Standardliteratur,
Arzneibücher und andere Nachschlagewerke werden
nicht im Einzelnen benannt. Studien werden nur
dann genutzt, wenn sie nach den gültigen Regeln
(doppelblind, randomisiert, placebokontrolliert usw.)
durchgeführt und ausgewertet sowie veröffentlicht
sind.
Beginnend mit der 2. Aktualisierungslieferung zur
11. Auflage wird für jede Substanz eine Einschätzung vorgenommen. In diesem neu eingefügten Abschnitt Kommentar werden zusätzliche Informationen angeboten, die dem Benutzer teilweise auch
eine Bewertung des jeweiligen Arzneistoffs im Vergleich zu anderen Stoffen der jeweiligen Indikation
oder auch in Bezug auf das Nutzen-Risiko-Verhältnis
bzw. der Arzneimitteltherapiesicherheit erleichtern
sollen.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Handelspräparate werden am Schluss der Stoffmonographie genannt. Warenzeichen sind durch ®
gekennzeichnet. Ein fehlendes ® besagt nicht unbedingt, dass das Warenzeichen nicht geschützt ist. Bei
neuen Arzneistoffen wird das Datum des erstmaligen
Inverkehrbringens des Arzneimittels in Deutschland
angefügt. Orphan Drugs werden entsprechend gekennzeichnet. Eine aktuelle Liste findet sich unter
www.vfa.de/orphan-drugs. Wegen der häufigen und
schnellen Veränderungen und Wechsel der pharmazeutischen Unternehmer der Generika können entsprechende Handelspräparate stets nur in einer Auswahl aufgeführt werden. Eine jeweils aktuelle Zusammenstellung findet sich in Lauer Taxe® , Gelbe
Liste® und Rote Liste® . Medizinprodukte werden per
Definition in der Regel nicht aufgenommen.
Abkürzungen: BfArM = Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte; CH als Zusatz bei
Firmennamen = Consumer Health; EMA = Europäische Medizin Agentur; IQWiG = Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen,
G-BA = Gemeinsamer Bundesausschuss. Weitere
Abkürzungen in einzelnen Monographien werden
dort erklärt.
Hinweis: Redaktionsschluss für die mit der 7. Akt.lfg.
ausgetauschten Kapitel 7 Antidote, 10 Antiinfektiva
und 40 Urologika ist der 20. März 2015.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
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10
Antiinfektiva
10.1
Antibakteriell wirksame
Chemotherapeutika 5
10.1.1
Antibiotika 7
“-Lactam-Antibiotika 7
Penicilline 7
Amoxicillin 9
Ampicillin 10
Benzylpenicillin 12
Benzylpenicillin-Benzathin 14
Benzylpenicillin-Procain 14
Flucloxacillin 15
Mezlocillin 16
Phenoxymethylpenicillin 17
Phenoxymethylpenicillin-Benzathin 19
Piperacillin 19
“-Lactamasehemmer 21
Avibactam 21
Clavulansäure 22
Sulbactam 23
Tazobactam 25
Cephalosporine 26
Cefaclor 28
Cefadroxil 30
Cefalexin 31
Cefazolin 32
Cefepim 33
Cefixim 34
Cefotaxim 36
Cefpodoxim 37
Ceftarolin 39
Ceftazidim 39
Ceftibuten 41
Ceftobiprol 42
Ceftriaxon 43
Cefuroxim 45
Carbapeneme und Monobactame 47
Aztreonam 48
Doripenem 49
Ertapenem 50
Imipenem 51
Meropenem 53
Aminoglykosid-Antibiotika 55
Amikacin 55
Clindamycin 57
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Framycetin 59
Gentamicin 59
Kanamycin 61
Neomycin/Framycetin 63
Paromomycin 64
Streptomycin 65
Tobramycin 67
Tetracycline 68
Chlortetracyclin 69
Doxycyclin 70
Minocyclin 72
Oxytetracyclin 73
Tetracyclin 74
Tigecyclin 76
Makrolid-Antibiotika 77
Azithromycin 78
Clarithromycin 80
Erythromycin 82
Fidaxomicin 84
Roxithromycin 86
Spiramycin 87
Telithromycin 89
Polypeptid-Antibiotika 90
Colistin 91
Daptomycin 92
Polymyxin B 93
Teicoplanin 94
Telavancin 96
Tyrothricin 98
Vancomycin 99
Verschiedene Antibiotika 101
Chloramphenicol 101
Fosfomycin 103
Fusafungin 104
Fusidinsäure 105
Mupirocin 106
Retapamulin 107
Rifaximin 108
10.1.2
Synthetische
Chemotherapeutika 109
Chinolone (Gyrasehemmer) 109
Ciprofloxacin 111
Enoxacin 113
Levofloxacin 115
Helwig/Otto: Arzneimittel
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Emtricitabin 168
Enfuvirtid 169
Entecavir 170
Etravirin 171
Famciclovir 171
Fomivirsen 172
Fosamprenavir 174
Foscarnet 175
Ganciclovir 176
Imiquimod 177
Indinavir 178
Interferone 180
Lamivudin 180
Lopinavir 181
Maraviroc 182
Nelfinavir 183
Nevirapin 184
Ombitasvir 185
Oseltamivir 186
Paritaprevir 187
Penciclovir 188
Raltegravir 189
Ribavirin 190
Rilpivirin 191
Ritonavir 192
Saquinavir 194
Simeprevir 196
Sofosbuvir 196
Stavudin 198
Telaprevir 199
Telbivudin 200
Tenofovir 201
Tipranavir 203
Trifluridin 204
Tromantadin 205
Valaciclovir 206
Valganciclovir 206
Zanamivir 207
Zidovudin 208
Moxifloxacin 116
Nadifloxacin 118
Norfloxacin 119
Ofloxacin 120
Sulfonamide 121
Sulfacetamid 123
Sulfadiazin 123
Sulfamethoxazol 124
Sulfasalazin 125
Diaminopyrimidine 125
Pyrimethamin 125
Trimethoprim 125
Weitere Wirkstoffe 127
Linezolid 127
Metronidazol 129
Nifuratel 131
Nitrofural (Nitrofurazon) 131
Nitrofurantoin 132
Taurolidin 134
10.1.3
Antituberkulotika 135
Bedaquilin 135
Delamanid 136
Ethambutol 137
Isoniazid 138
p-Aminosalicylsäure 140
Protionamid 141
Pyrazinamid 142
Rifabutin 143
Rifampicin 144
Streptomycin 146
Terizidon 146
10.1.4
Lepratherapeutika
(Antileprotika) 147
Clofazimin 147
Dapson 148
10.2
Antiviralia 149
Abacavir 151
Aciclovir 152
Adefovir 154
Amantadin 155
Amprenavir 155
Atazanavir 155
Boceprevir 156
Brivudin 157
Cidofovir 158
Daclatasvir 160
Darunavir 161
Dasabuvir 162
Didanosin 163
Docosanol 164
Dolutegravir 165
Efavirenz 165
Elvitegravir 167
Helwig/Otto: Arzneimittel
10.3
Antimykotika 210
10.3.1
Ergosterol-BiosyntheseInhibitoren 211
Azole 211
Bifonazol 212
Clotrimazol 213
Econazol 215
Fenticonazol 216
Fluconazol 217
Isoconazol 218
Itraconazol 219
Ketoconazol 221
Miconazol 223
Oxiconazol 224
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
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Posaconazol 225
Sertaconazol 226
Tioconazol 227
Voriconazol 228
Allylamine 229
Naftifin 229
Terbinafin 230
Weitere Arzneistoffe
(Morpholine) 232
Amorolfin 232
10.3.2
Polyen-Antibiotika 233
Amphotericin B 233
Natamycin 234
Nystatin 236
10.3.3
Sonstige Antimykotika 237
Anidulafungin 237
Caspofungin 238
Ciclopirox 240
Flucytosin 241
Griseofulvin 242
Micafungin 243
Tolnaftat 244
10.4
Antiparasitaria 245
10.4.1
Anthelmintika 245
Albendazol 245
Diethylcarbamazin 247
Ivermectin 248
Mebendazol 250
Niclosamid 251
Praziquantel 251
Pyrantel 253
Pyrviniumembonat 253
10.4.2
Antiprotozoenmittel 254
Amodiaquin 256
Artemether, Co-Artemether 257
Atovaquon 258
Chinin 260
Chloroquin 261
Halofantrin 262
Lumefantrin 264
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Mefloquin 264
Miltefosin 265
Nifurtimox 265
Pentamidin 266
Primaquin 267
Proguanil 269
Pyrimethamin 270
Suramin 271
10.4.3
Externe Antiparasitaria 273
Benzylbenzoat 273
Crotamiton 274
Lindan 274
Pyrethrum-Extrakte/Pyrethroide 275
Kombinationspräparate 277
10.5
Antiseptika und
Desinfektionsmittel 277
10.5.1
Schwermetallverbindungen 278
Quecksilberverbindungen 278
Silberverbindungen 278
10.5.2
Oxidationsmittel 279
10.5.3
Halogene 279
Chlorverbindungen 279
Bromverbindungen 279
Iodverbindungen 280
10.5.4
Aldehyde 280
10.5.5
Alkohole 281
10.5.6
Phenole 282
10.5.7
Quartäre
Ammoniumverbindungen 284
10.5.8
Verschiedene Wirkstoffe 286
Aluminiumsalze 286
Chlorhexidin 286
Ethacridin 287
Hexetidin 288
Octenidin 289
Polihexanid 290
10.5.9
Kombinationspräparate 290
Helwig/Otto: Arzneimittel
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10–26
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
Dosierung
Die übliche Dosis beträgt 3-mal tgl. 2–4 g Piperacillin mit 0,5 g Tazobactam als i.v.-Kurzinfusion oder
Injektion über mindestens 3–5 min.
Kommentar
Die EMA hat einen Zulassungsantrag auf das Inverkehrbringen der Kombination Ceftolozan2 /Tazobactam im August 2014 angenommen. Der Antrag
gründet auf positiven Daten aus zwei zulassungsrelevanten klinischen Phase-III-Studien zu Ceftolozan/Tazobactam bei komplizierten Harntraktinfektionen und komplizierten Infektionen im Bauchraum.
Handelspräparate
Kombinationspräparate
Piperacillin-Natrium und Tazobactam-Natrium:
Piperacillin comp. HEXAL® (Hexal), Tr.-Subst. f.
Inj./Inf.-Lsg.
Piperacillin + Tazobactam-Eberth (Eberth),
Tr.-Subst. f. Inj./Inf.-Lsg.
Piperacillin/Tazobactam-Actavis®
(Actavis
Deutschland), Tr.-Subst. f. Inj./Inf.-Lsg.
Piperacillin/Tazobactam Stragen (STRAGEN),
Plv. F. Inf.-Lsg.
Piperacillin/Tazobactam-Teva (Teva), Tr.-Subst. f.
Inj./Inf.-Lsg.
Tazobac® (Pfizer Pharma), Plv. f. Inf.-Lsg.
Cephalosporine
Cephalosporine sind Derivate der 7-Aminocephalosporansäure (7-ACS), die aus dem schwach antibakteriell wirksamen Cephalosporin C gewonnen wird
und mit der 6-Aminopenicillansäure biogenetisch
verwandt ist. Durch Veränderungen der Seitenketten
in Position 3 und 7 des Ringsystems und durch Ersatz
des Schwefels durch Sauerstoff konnte eine größere
Zahl partialsynthetischer Cephalosporine entwickelt
werden.
Cephamycine wie Cefotetan, Cefoxitin und Latamoxef besitzen an C-7 eine zusätzliche Methoxygruppe
und haben den Cephalosporinen ähnliche Eigenschaften, weshalb sie hier mit eingereiht werden. Alle heute therapeutisch verwendeten Cephalosporine werden partialsynthetisch gewonnen. Cefalotin und Cefaloridin als erste eingeführte Derivate konnten sich
wegen ihrer begrenzten Verträglichkeit, trotz ihres
2
breiten Wirkungsspektrums gegenüber den Penicillinen nicht durchsetzen. Erst mit der Einführung von
Cefazolin und den so genannten Oralcephalosporinen
Cefalexin und Cefradin erlangten die Cephalosporine
mit vielen neu entwickelten Derivaten und veränderten Eigenschaften zunehmende Bedeutung.
Cephalosporine wirken bakterizid auf viele grampositive und gram-negative Erreger. Sie vereinen
prinzipiell die Aktivität der Aminopenicilline mit denen der gegen Staphylokokken wirksamen Isoxazolylpenicilline. Weiterentwicklungen haben zu weniger
gegen Staphylokokken wirksamen und stärker gegen
gram-negative Keime wirkenden Derivaten geführt.
Das Wirkungsspektrum der Cephalosporine weist
innerhalb der parenteral und peroral anwendbaren
Gruppen deutliche Unterschiede auf, die bei den Substanzen im Einzelnen aufgeführt sind.
Primär resistent gegen die meisten Cephalosporine sind methicillinresistente Staphylokokken, koagulase-negative Staphylokokken, Enterokokken bzw.
Streptokokken der Gruppe D, Clostridien, Listerien, Nocardien, Mykobakterien, Mykoplasmen, Ureaplasma sp., Rickettsien, Legionellen und Chlamydien. Sekundäre Resistenzen entwickeln sich im
Wesentlichen über gegen Cephalosporine gerichtete
“-Lactamasen (Cephalosporinasen). Kreuzresistenz
zu anderen Vertretern verwandter Gruppen sind möglich, soweit relevant, werden sie bei den einzelnen
Substanzen erwähnt.
Cephalosporine unterscheiden sich z. T. wesentlich
stärker in ihren pharmakokinetischen Eigenschaften
(vgl. Tab. 10.1.5 und 10.1.6), als in ihren Wirkungsbereichen. Während anfangs nur parenteral anwendbare
Derivate zur Verfügung standen, haben inzwischen
einige ausreichend resorbierbare peroral einsetzbare Cephalosporine Bedeutung in der Praxis erlangt.
Beim Vergleich der Wirksamkeit parenteral und peroral anwendbarer Derivate darf jedoch nicht außer
acht gelassen werden, dass durch i.v.-Gabe um ein
Mehrfaches höhere Blut- und Gewebekonzentrationen erreichbar sind als durch perorale Gabe.
Die Plazentagängigkeit ist bei allen Cephalosporinen gut, die Liquorgängigkeit bei nicht entzündeten
Meningen meist gering. Die Mehrzahl der Cephalosporine wird im Körper nicht oder nur unwesentlich
Ceftolozan ist ein neues Cephalosporin-Antibiotikum, das bisher noch keine Zulassung hat.
Helwig/Otto: Arzneimittel
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
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10–27
10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
oraler Gabe die Carboxygruppe an C-2 bei einigen
eigentlich nur parenteral einsetzbaren Cephalosporinen verestert. Beispiele dafür sind Cefpodoximproxetil und Cefuroximaxetil. Ihre Bioverfügbarkeit ist
jedoch deutlich niedriger als die der übrigen peroral
einsetzbaren Cephalosporine (Tab. 10.1.3). Auch Cefixim zählt zu den neueren Oralcephalosporinen, da
es als freie Säure peroral eingesetzt werden kann.
Eine für die Anwendung wichtige Eigenschaft ist
auch die Stabilität gegenüber “-Lactamasen. Dabei
differenziert man zwischen Cephalosporinen „ohne erhöhte “-Lactamasestabilität“ und solchen „mit
erhöhter “-Lactamasestabilität“. Die weitere Unterscheidung bezüglich des Wirkungsspektrums resultiert in der Gruppenbildung (Tab. 10.1.3).
Tab. 10.1.3 Einteilung der Cephalosporine
Parenterale
Applikation
Perorale
Applikation
Gruppe 1
Cefazolin
Cefaclor ,
Cefadroxil ,
Cefalexin
Gruppe 2
Cefuroxim
Cefuroximacetil
Gruppe 3a
Cefotaxim ,
Cefpodoxim ,
Ceftriaxon
Cefixim ,
Cefpodoximproxetil ,
Ceftibuten
Gruppe 3b
Ceftazidim
Gruppe 4
Cefepim
Gruppe 5
Ceftarolin ,
Ceftobiprol
Antiinfektiva
metabolisiert, abgesehen von einigen bedeutsamen
Ausnahmen wie z. B. Cefotaxim. Die Ausscheidung
erfolgt überwiegend renal zu 60–90 %, meist innerhalb von 6 h. Nur wenige Derivate werden auch über
die Galle eliminiert.
Allergische Reaktionen sind möglich und entsprechen in Ausmaß und Häufigkeit nicht ganz denen
nach Anwendung von Penicillinen. Auch Kreuzallergie mit Penicillinen kann vorkommen.
Eine i.m.-Injektion ist meist schmerzhaft, weswegen
der i.m.-Zubereitung stets ein Lokalanästhetikum beigefügt ist. Die i.v.-Zubereitungen dürfen daher nicht
i.m. injiziert werden. Die Venenverträglichkeit ist
zufriedenstellend, Venenreizungen sind möglich. Zu
Blutgerinnungsstörungen durch Vitamin K-Mangel
kann es in seltenen Fällen bei Cephalosporinen mit einer N-Methyl-thiotetrazolyl-Seitenkette wie z. B. bei
Cefamandol, Cefoperazon, Cefmenoxim und Cefotetan, in noch selteneren Fällen bei solchen mit einer
Methyl-thiadiazolylthiol-Seitenkette kommen. Dies
besonders bei zusätzlichen Belastungen des Blutgerinnungsmechanismus. Prophylaktisch und therapeutisch sind Vitamin K-Gaben zu empfehlen, sowie häufige Überprüfung der Gerinnungsparameter,
insbesondere des Quick-Wertes. Einzelheiten finden
sich bei den genannten Substanzen. Bei gleichzeitiger
Gabe von hoch dosiertem Heparin, oralen Antikoagulantien und anderen Arzneimitteln, die das Blutgerinnungssystem beeinflussen, sollten die Gerinnungsparameter häufig und regelmäßig überwacht werden.
Dies gilt auch bei gleichzeitiger Gabe von Substanzen, die Thrombozytenfunktionsstörungen auslösen
können. Bei Substanzen mit einer N-Methyl-thiotetrazolyl-Seitenkette kann es bei gleichzeitigem Alkoholgenuss zu einer Alkoholunverträglichkeit im
Sinne einer Disulfiramwirkung kommen.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden Cephalosporine häufig in Gruppen zusammengefasst, die entsprechend ihrer zeitlichen Entwicklung und Aktivität
vielfach als 1., 2., 3. usw. Generation bezeichnet werden. Auch eine Einteilung nach Wirkungsbereichen
in verschiedene Gruppen oder eine Unterteilung in
parenteral und peroral anwendbare Substanzen wird
teilweise vorgenommen.
Strukturell lassen sich peroral anwendbare Cephalosporine von nur parenteral einsetzbaren durch den
Substituenten an C-3 abgrenzen. Ist dieser durch
Säure hydrolysierbar, so kann der Arzneistoff nur
parenteral genutzt werden. Daher findet man bei den
älteren peroral nutzbaren Stoffen an dieser Stelle
entweder einen kleinen Alkylrest wie bei Cefadroxil
und Cefalexin oder ein Halogen wie bei Cefaclor und
Loracarbef oder Wasserstoff. Bei einigen neueren
Substanzen hat man zur Erhöhung der Lipophilie
und damit zur Verbesserung der Resorption bei per-
10
Gruppe 1 enthält Cephalosporine ohne erhöhte
“-Lactamasestabilität. Sie wirken gut auf die meisten gram-positiven Mikroorganismen (Ausnahme
Enterococcae) und einige gram-negative Erreger.
Die übrigen Gruppen enthalten Cephalosporine
mit erhöhter “-Lactamasestabilität. Wirkstoffe der
Gruppe 2 sind gegenüber gram-negativen Enterobacteriaceae deutlich aktiver als die der Gruppe
1. Cephalosporine der Gruppe 3a sind gegenüber
gram-negativen Erregern wesentlich wirksamer,
während die Aktivität gegenüber gram-positiven
Erregern vermindert ist, und die Gruppe 3b entspricht
der Gruppe 3a mit zusätzlicher Wirksamkeit gegen
Pseudomonas aeruginosa. Cefepim (Gruppe 4)
zeigt eine gute Wirksamkeit gegen Pseudomonas
aeruginosa, die jedoch in der Regel geringer als
die von Ceftazidim ist. Gegenüber anderen Erregern
besteht deutlich verminderte Aktivität.
Innerhalb der Gruppe der peroral applizierbaren
Cephalosporine finden sich z. T. beträchtliche
Helwig/Otto: Arzneimittel
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 28 — le-tex
10–28
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
Tab. 10.1.4 Antibakterielle Aktivität (Auswahl) peroral applizierbarer Cephalosporine
Staph. aureus
Haemophilus influenzae
Enterobacteriaceae
Cefadroxil , Cefalexin
++
-
+
Cefaclor , Cefuroximaxetil
++
+
++
Cefixim , Ceftibuten
-
+++
+++
Cefpodoximproxetil
+(+)
+++
++
Unterschiede in der antibakteriellen Aktivität (Tab.
10.1.4). Im gram-positiven Bereich besteht bei den
klassischen Oralcephalosporinen gute Wirksamkeit
auf Staphylokokken, Streptokokken und Pneumokokken. Im gram-negativen Bereich ist die Wirksamkeit
der neueren Arzneistoffe deutlich verbessert. Gegen
Haemophilus influenzae wirkt am besten Cefixim,
gefolgt von Cefuroximaxetil, Cefpodoximproxetil
und Cefaclor. Die Wirksamkeit von Cefalexin
und Cefadroxil ist hier ungenügend. Die Wirkung
sämtlicher peroral einsetzbarer Cephalosporine auf
Bordetella pertussis ist deutlich schwächer als die von
Erythromycin, Amoxicillin und Cotrimoxazol und hat
keine therapeutische Bedeutung. Resistent sind in der
Regel Enterokokken, Enterobacter sp., Serratia sp.,
Clostridium diff ., Pseudomonas sp., Campylobacter
sp., Mykoplasmen, Chlamydien und Legionellen.
Cephalosporine zeigen Wechselwirkungen mit einer
Reihe anderer Medikamente. Werden Aminoglykosid-Antibiotika, Polymyxin oder Schleifendiuretika
in Zusammenhang mit Cephalosporinen verabreicht,
kann es zu nephrotoxischen Wechselwirkungen kommen. Bei Gabe von Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern erhöht sich durch Cephalosporine die Blutungsgefahr. Bakteriostatisch wirkende Antibiotika wie Tetracycline, Erythromycin,
Sulfonamide und Chloramphenicol können die Wirkung von Cephalosporinen aufheben.
Eine Zusammenstellung einiger wichtiger pharmakokinetischer Parameter der Cephalosporine findet sich
in Tab. 10.1.5 und Tab. 10.1.6.
Nachstehend werden die Arzneistoffe, von denen in
Deutschland Handelspräparate erhältlich sind, unabhängig von der Applikationsform in alphabetischer
Reihung besprochen.
Cefaclor
Cefaclor, (6R,7R)-7-[(R)-2-Amino-2-phenylacetamido]-3-chlor-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct2-en-2-carbonsäure, wird als in Wasser schwer lösliches Cefaclor-1-Wasser ( = Cefaclor-Monohydrat
Ph.Eur.) peroral eingesetzt. Der pH-Wert der
2,5 %igen wässrigen Suspension liegt bei 3–4,5. Es
muss luftdicht verschlossen gelagert werden.
COOH
O
Cl
N
H
N
S
H
H2N
H
O
Cefaclor
Wirkungen
Das Wirkungsspektrum ist dem von Cefazolin ähnlich. Zusätzlich wirksam ist Cefaclor gegen Haemophilus influenzae. Resistent sind Enterobacter, Pseudomonas, Serratia, Listerinen, Mykoplasmen, Chlamydien und Campylobacter jejuni.
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit beträgt ca. 90 % und die Plasmaeiweißbindung 25 %. Die Halbwertszeit liegt zwischen 45–60 min. Etwa 75 % werden renal, 4 % mit
den Faeces eliminiert.
Indikationen
Literatur
Scholz H. Cefepim – Stellenwert in der Pädiatrie.
Arzneimitteltherapie, 22(8):209–216, 2004
Vogel F, Expertengruppe der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. Parenterale Antibiotika
bei Erwachsenen. PEG-Empfehlungen. Chemother
J, 8:3–49, 1999
Helwig/Otto: Arzneimittel
Cefaclor ist geeignet zur peroralen Behandlung von
Infektionen mit empfindlichen Erregern besonders
im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, in den Atem- und
Harnwegen, Haut und Weichteilen. Wegen der guten
Akzeptanz besonders der flüssigen Form ist es als
Standard-Praxis-Cephalosporin für Kinder gut geeignet.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 29 — le-tex
10–29
10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
Tab. 10.1.5 Pharmakokinetische Parameter parenteral anwendbarer Cephalosporine
Arzneistoff
Eiweißbindung (%)
Plasma-HWZ (min)
Ausscheidung, unverändert (% der Dosis)
Harn
Galle
Cefazolin
80
90–105
90
Cefepim
19
120
85 (7 % Met)
Cefotaxim
40
70–100
50 (30 % Met)
2
Ceftazidim
10
110
80
<5
Ceftriaxon
90
480
55
40
Cefuroxim
33–50
70
90
2
5
HWZ = Halbwertszeit, Met = Metabolite
Arzneistoff
Bioverfügbarkeit (%)
tmax (min)
Eiweißbdg. (%)
t½ (min)
Ausscheidung renal (%)
Cefaclor
90
60
50
40–60
90
Cefadroxil
98
60–90
20
75–90
90
Cefalexin
90
40–60
15
50
80–100
Cefixim
40–52
210
60–65
180–240
16
Cefpodoximproxetil
40–50
120–180
40
120–170
80
Ceftibuten
84
120–180
62–64
150
60–70
Cefuroximaxetil
30–50
120
33–50
70–90
90
Unerwünschte Wirkungen
Gastrointestinale Störungen werden bei 1–3 % der
Behandelten beobachtet, insbesondere bei hochdosierter Gabe. Allergische Reaktionen aller Schweregrade sind wie bei allen “-Lactam-Antibiotika möglich, aber eher selten. In seltenen Fällen kann es
zu Erythema multiforme und Stevens-Johnson-Syndrom kommen. Nach Cefaclor können vorübergehende Blutbildveränderungen wie Leukopenie, Eosinophilie, Thrombozytopenie oder Agranulozytose
sowie Leber- und Nierenfunktionsstörungen auftreten.
Wechselwirkungen
Cefaclor sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika wie Tetracyclinen, Erythromycin, Sulfonamiden oder Chloramphenicol kombiniert werden, da sie die Wirkung von Cefaclor
aufheben können. Die Wirkung von Cefaclor wird
durch Probenecid verstärkt. Cefaclor führt zu einer
Wirkungsverstärkung von Aminoglykosid-Antibiotika, wodurch es vermehrt zu Nierenschädigungen
kommen kann. Bei der Kombination mit Antiko11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
agulantien und Thrombozytenaggregationshemmern
wird deren Wirkung verlängert, so dass sich die Blutungsgefahr erhöht. Standard-Laboruntersuchungen
zur Bestimmung von Eiweiß- und Zuckergehalt im
Urin können durch die Anwendung von Cefaclor
verfälscht werden.
Kontraindikationen
Patienten mit einer Allergie gegen “-Lactam-Antibiotika dürfen nicht mit Cefaclor behandelt werden. Bei
anderen Allergien oder Asthma bronchiale sollte die
Anwendung nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen, da verstärkt mit Überempfindlichkeitsreaktionen gerechnet werden muss. Frühgeborene Säuglinge
dürfen nicht mit Cefaclor behandelt werden. Während Schwangerschaft und Stillzeit soll Cefaclor nur
bei strenger Indikationsstellung angewendet werden.
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
muss eine Dosisanpassung erfolgen.
Dosierung
Erw. und Kdr. ab 10 J. erhalten peroral 3-mal tgl.
(250–)500 mg, bis 4 g. Die Normdosis für Kdr. von
Helwig/Otto: Arzneimittel
Antiinfektiva
Tab. 10.1.6 Pharmakokinetische Parameter peroral anwendbarer Cephalosporine
10
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 30 — le-tex
10–30
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
30 mg/kg KGW in 2–3 ED kann bei Bedarf auf 50–
100 mg/kg KGW erhöht werden.
Kommentar
Cefaclor ist bedingt gegenüber “-Lactamasen stabil.
Damit stellt es eine mögliche Alternative zu penicillinasefesten Penicillinen dar. Eine Nebenwirkung,
die praktisch nur unter Cefaclor beobachtet wird, ist
eine der Serumkrankheit ähnliche Reaktion mit Exanthem, Arthralgie und vereinzelt mit Fieber. Diese
Reaktion kommt besonders bei Kleinkindern vor. In
einer Studie war eines von 200 behandelten Kindern
davon betroffen.
Handelspräparate
CEC® (HEXAL), Brausetbl., Filmtbl., Tr.-Saft
Cefaclor 1A (1A Pharma), Filmtbl., Granulat f. Suspension
Cefaclor acis (acis), Brausetbl., Filmtbl., Granulat f.
Suspension z. Einnehmen
Cefaclor Aristo (Aristo Pharma), Kps., Tr.-Saft,
Tr.-Saft forte
Cefaclor-ratiopharm® (ratiopharm), Kps., Granulat
f. Suspension z. Einnehmen
Cefaclor STADA® (STADApharm), Kps.
Infectocef ® (Infectopharm), Granulat f. Suspension
z. Einnehmen
Panoral® /-forte (Eberth), Kps., Granulat f. Suspension z. Einnehmen
Cefadroxil
Cefadroxil Ph.Eur., (6R,7R)-7-[(R)-2-Amino2-(4-hydroxyphenyl)acetamido]-3-methyl-8-oxo5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carbonsäure,
wird als in Wasser schwer lösliches Cefadroxil1-Wasser, Schmp. 197 ℃, peroral angewendet. Der
pH-Wert der 5 %igen wässrigen Suspension liegt
bei 4–6. Die Substanz muss luftdicht verschlossen
gelagert werden.
HO
COOH
O
CH3
N
H
N
S
H
H2N
H
O
Cefadroxil
Helwig/Otto: Arzneimittel
Wirkungen
Cefadroxil ist ein typisches, sogenanntes Oralcephalosporin mit den in der Einleitung genannten Eigenschaften und einem Wirkungsspektrum, das vorwiegend gram-positive Erreger umfasst (Tab. 10.1.1.3),
und dessen Wirkungen im gram-negativen Bereich
unzureichend sind. Das Wirkungsspektrum ist ähnlich wie das von Cefalexin.
Pharmakokinetik
Unter den peroral applizierbaren Cephalosporinen
besitzt Cefadroxil die günstigsten pharmakokinetischen Eigenschaften. Die Bioverfügbarkeit beträgt
ca. 98 % und die Plasmaeiweißbindung ca. 20 %.
Die Halbwertszeit liegt zwischen 75–90 min. 90 %
werden in den ersten 12 h größtenteils unverändert,
in antibakteriell wirksamer Form im Urin ausgeschieden.
Indikationen
Cefadroxil dient der peroralen Behandlung von Infektionen mit empfindlichen Erregern insbesondere im
Hals-Nasen-Ohren-Bereich, den Atem- und Harnwegen sowie von Haut und Weichteilen. Auch erfolgen
Anwendungen in der Kinderheilkunde.
Unerwünschte Wirkungen
Die gastrointestinale Toleranz ist stark dosisabhängig
und schlechter als die von Cefalexin oder Cefaclor.
In Einzelfällen wurden nach Cefadroxil Sehstörungen beobachtet, über deren kausalen Zusammenhang
jedoch keine Aussage gemacht werden kann. Als
weitere Nebenwirkungen können verschiedene Formen von Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten.
Beispiele hierfür sind unterschiedliche Hautreaktionen, Schwellungen der Gefäße, Arzneimittelfieber,
interstitielle Nephritis, interstitielle Pneumonie und
Blutbildveränderungen.
Wechselwirkungen
Cefadroxil sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika wie Tetracyclinen, Erythromycin, Sulfonamiden oder Chloramphenicol kombiniert werden, da sie die Wirkung von Cefadroxil
aufheben können. Die Wirkung von Cefadroxil wird
durch Probenecid verstärkt. Cefadroxil führt zu einer
Wirkungsverstärkung von Aminoglykosid-Antibiotika, wodurch es vermehrt zu Nierenschädigungen
kommen kann. Bei der Kombination mit Antiko11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 31 — le-tex
10–31
10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
agulantien und Thrombozytenaggregationshemmern
wird deren Wirkung verlängert, sodass sich die Blutungsgefahr erhöht.
COOH
O
H
N
Kontraindikationen
Dosierung
Erw. und Jugendl. erhalten peroral ein- bis 2-mal tgl.
1–2 g, Kdr. 2-mal tgl. 25 mg/kg KGW, bei Streptokokken-Tonsillitis auch einmal tgl. 30 mg/kg KGW.
S
H
H2N
H
O
Cefalexin
Wirkungen
Das Wirkspektrum ist ähnlich wie das von Cefazolin,
jedoch ist Cefalexin vor allem im gram-negativen
Bereich schwächer wirksam, es ist meist wirksam
gegen Staphylokokken, D-Streptokokken, E. coli und
Klebsiellen.
Pharmakokinetik
Die Bioverfügbarkeit beträgt ca. 90 % und die Plasmaeiweißbindung 15 %. Die Halbwertszeit liegt zwischen 40–60 min. 90 % werden in den ersten 8 h
größtenteils unverändert, in antibakteriell wirksamer
Form im Urin ausgeschieden.
Kommentar
Indikationen
Cefadroxil ist ein typischer Vertreter der ersten Cephalosporin-Generation. Die günstigen pharmakokinetischen Eigenschaften sowie die ein- bis 2-mal
tägliche Gabe haben Cephalexin bei günstigen mikrobiologischen und toxikologischen Eigenschaften zu
einem wichtigen Arzneimittel werden lassen.
Cefalexin wird hauptsächlich bei bakteriellen Infektionen im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane,
der Atemwege, der Haut und des Weichteilgewebes,
des Hals-, Nasen- und Ohrengebietes, der Knochen
und Gelenke sowie der Zähne eingesetzt.
Handelspräparate
Unerwünschte Wirkungen
Cefadroxil 1A Pharma® (1A Pharma), Tbl., Tr.-Saft
Cefadroxil HEXAL® (HEXAL), Tbl., Granulat f.
Suspension z. Einnehmen
Grüncef ® (Infectopharm), Tbl., Plv. f. Suspension z.
Einnehmen
Überempfindlichkeitsreaktionen und Beschwerden
im Magen-Darm-Bereich sind mögliche Nebenwirkungen. Wie bei allen Cephalosporinen besteht eine Kreuzresistenz mit Penicillinen. Cefalexin kann
unter Umständen fälschlich positive Ergebnisse bei
der Zuckerbestimmung im Harn vortäuschen. Ebenso
kann der direkte Coombs-Test falsch positiv ausfallen.
Nach Cefalexin können vorübergehende Blutbildveränderungen wie Leukopenie, Eosinophilie, Thrombozytopenie oder Agranulozytose sowie Leber- und
Nierenfunktionsstörungen auftreten. In seltenen Fällen kann es auch zu Erythema multiforme und Stevens-Johnson-Syndrom kommen.
Cefalexin
Cefalexin, (6R,7R)-7-[(R)-2-Amino-2-phenylacetamidol-3-methyl-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct2-en-2-carbonsäure, wird als Cefalexin-1-Wasser
( = Cefalexin Ph.Eur.), eine in Wasser 1:100 lösliche
Substanz, oder als Cephalexin hydrochloride USP
peroral angewendet. Der pH-Wert der 0,5 %igen
wässrigen Lösung liegt bei 3,5–5,5. Die Substanz
muss unter 30 ℃ luftdicht verschlossen und lichtgeschützt gelagert werden.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Antiinfektiva
Patienten mit einer Allergie gegen “-Lactam-Antibiotika, dürfen nicht mit Cefadroxil behandelt werden.
Bei anderen Allergien oder Asthma bronchiale sollte die Anwendung nur nach Rücksprache mit dem
Arzt erfolgen, da verstärkt mit Überempfindlichkeitsreaktionen gerechnet werden muss. Frühgeborene
Säuglinge dürfen nicht mit Cefadroxil behandelt werden. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss eine Dosisanpassung erfolgen. Während
Schwangerschaft und Stillzeit gilt strenge Indikationsstellung.
CH3
N
Wechselwirkungen
Cefalexin sollte nicht mit bakteriostatisch wirkenden Chemotherapeutika wie Tetracyclinen, Erythromycin, Sulfonamiden oder Chloramphenicol komHelwig/Otto: Arzneimittel
10
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 32 — le-tex
10–32
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
biniert werden, da sie die Wirkung von Cefalexin
aufheben können. Die Wirkung von Cefalexin wird
durch Probenecid verstärkt. Cefalexin führt zu einer
Wirkungsverstärkung von Aminoglykosid-Antibiotika, wodurch es vermehrt zu Nierenschädigungen
kommen kann. Bei der Kombination mit Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern
wird deren Wirkung verlängert, so dass sich die
Blutungsgefahr erhöht. Es besteht Kreuzresistenz gegenüber Penicillinen.
Cefazolin
Cefazolin, (6R,7R)-3-[(5-Methyl-1,3,4-thiadiazol2-yl)thiomethyl]-8-oxo-7-[2-(1H-tetrazol-1-yl)acetamido]-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en2-carbonsäure, wird als in Wasser, 0,9 % NaClLösung oder Glucoselösung leicht lösliches Natriumsalz, Cefazolin-Natrium Ph.Eur., Schmp. 185–186
bzw. 188–189 ℃, parenteral eingesetzt. Die 10 %ige
wässrige Lösung hat einen pH-Wert von 4,5–6.
Kontraindikationen
Patienten mit einer Allergie gegen “-Lactam-Antibiotika dürfen nicht mit Cefalexin behandelt werden.
Auch bei anderen Allergien oder Asthma bronchiale muss verstärkt mit Überempfindlichkeitsreaktionen gerechnet werden. Bei akuten, schweren MagenDarmstörungen, die von Erbrechen und Durchfall
begleitet sind, sollte die Anwendung von Cefalexin
nur nach strenger Indikationsstellung erfolgen. Eine verminderte Nierenfunktion erfordert eine Dosierungsanpassung. Cefalexin durchdringt die Plazenta.
Deshalb sollte es während der Schwangerschaft nur
auf ärztliche Anweisung eingenommen werden. Es ist
bekannt, dass Cefalexin in die Muttermilch übergeht.
Beim Säugling kann es durch Störung der Darmflora zu Durchfall oder einer Darmentzündung durch
Sprosspilzbesiedelung kommen. Außerdem besteht
die Möglichkeit einer Sensibilisierung des Säuglings.
Aus diesen Gründen sollte während der Stillzeit eine
Anwendung nicht erfolgen.
Dosierung
Erw. und Jugendl. erhalten peroral 1–4 g tgl. in 2–4
ED, Kdr. 25–100 mg/kg KGW in 3–4 ED.
Kommentar
Im Vergleich zu den übrigen Chephalosporinen der
ersten Generation weist Cefalexin die schwächste
Aktivität gegenüber gram-positiven Kokken auf, ist
aber trotzdem noch gut wirksam gegenüber Staphylokokken und Streptokokken. Cefalexin gehört zu den
Antibiotika der Wahl in der Stillzeit.
Handelspräparate
Cephalexin-1A Pharma (1A Pharma), Filmtbl.
Cephalexin-ratiopharm® (ratiopharm), Filmtbl.,
Granulat f. Suspension z. Einnehmen
Cephalex-CT (AbZ-Pharma), Filmtbl.
Helwig/Otto: Arzneimittel
COOH
N
N
CH3
O
N
H
N
S
S
H
N
S
H
O
N
N
Cefazolin
N
Wirkungen
Cefazolin wirkt vorwiegend gegen Staphylokokken
und Streptokokken. Bei Methicillin-resistenten Staphylokokken ist Cefazolin, wie alle Cephalosporine
außer Ceftobiprol, unwirksam. Der Anteil empfindlicher Enterobacteriaceae (wie Escherichia coli, Klebsiella spp. etc.) hat in den letzten Jahren abgenommen.
Gram-negative Keime zeigen ein unterschiedliches
Verhalten, zum Teil sind sie wenig empfindlich oder
resistent. Resistent sind insbesondere auch Enterokokken, Pseudomonas, Proteus rettgeri, Morganella morganii, Serratia, Campylobacter, Enterobacter,
Haemophilus-Arten, Mykoplasmen sowie teilweise
auch Proteus vulgaris.
Pharmakokinetik
Bei i.m.-Injektion von 1 g werden nach 1 h Plasmakonzentrationen von 50, nach 6 h von 10 μg/ml
gefunden. Nach i.v.-Injektion von 1 g werden nach 1 h
gleiche Werte, nach 6 h jedoch nur noch die Hälfte
gemessen. Die Bioverfügbarkeit beträgt ca. 90 % und
die Plasmaeiweißbindung 80 %. Die Halbwertszeit
liegt zwischen 90–105 min. Innerhalb von 6 h werden
mit dem Harn etwa 90 % in aktiver Form ausgeschieden.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 33 — le-tex
10–33
10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
Cefazolin wird bei leichten bis mittelschweren Infektionen mit empfindlichen Erregern und bei Verdacht
auf Infektionen mit gram-positiven Erregern vielfach
als parenterales Standardcephalosporin eingesetzt,
wegen der erreichbaren hohen Konzentrationen, der
vergleichsweise langen Halbwertszeit und des, verglichen mit neueren Cephalosporinderivaten, günstigen
Preises. Es wird ebenfalls zur perioperativen Prophylaxe genutzt.
Unerwünschte Wirkungen
In Einzelfällen ist eine geringgradige Verlängerung
der Prothrombinzeit möglich, jedoch kommt es nicht
zu erhöhter Blutungsneigung wie bei Substanzen mit
einer N-Methylthiotetrazolyl-Seitenkette. Blutungsstörungen können allerdings in seltenen Fällen auftreten. Über Thrombophlebitis wurde berichtet.
Cefazolin HEXAL® (HEXAL), Tr.-Subst. f. Inj.Lsg.
Cefazolin-saar® (MIP Pharma), Tr.-Subst. f. Inj./
Inf.-Lsg.
Cefepim
Cefepim, (6R,7R)-7-[(Z)-2-(2-Aminothiazol-4-yl)2-methoxyiminoglyoxylamido]-3-(1-methylpyrrolidinomethyl)-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct2-en-2-carboxylat, Schmp. 150 ℃, wird als in Wasser
leicht lösliches Hydrochlorid-1-Wasser, Cefepime
hydrochloride USAN, parenteral eingesetzt.
H3C
CH3
O
Wechselwirkungen
Kontraindikationen
Bei Überempfindlichkeit gegen Cephalosporine darf
kein Einsatz erfolgen. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Allergien, Asthma, Heuschnupfen und
Magen-Darmerkrankungen und eingeschränkter Nierenfunktion.
Dosierung
Erw. 2- bis 4-mal tgl. 0,5–1,5 g i.v. oder i.m., Kdr.
2- bis 4-mal tgl. 25 mg/kg KGW. Dosisanpassung bei
Niereninsuffizienz.
Vitamin K-Substitution bei eingeschränkter Nierenfunktion gegen Blutungsneigung.
Kommentar
Cefazolin ist vor allem zur Therapie von Infektionen
durch Methicillin-empfindliche Staphylokokken sowie für die perioperative Prophylaxe geeignet.
Handelspräparate
Basocef ® -Actavis (Actavis Deutschland), Tr.-Subst.
f. Inj./Inf.-Lsg.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
N
H
N
S
H
H
O
N
H2N
N+
N
O
Cefazolin vermindert die Wirkung von Antikoagulantien und Thrombozytenaggregationshemmern. Die
Wirkung von Cefazolin wird durch Probenecid verstärkt. Bei gleichzeitiger Gabe mit AminoglykosidAntibiotika oder Diuretika kann die Nephrotoxizität
steigen. Bei S. aureus besteht Kreuzresistenz mit
penicillinase-festen Penicillinen.
O–
O
S
Cefepim
Cefepim ist eine gezielte Entwicklung, bei der man
erfolgreich versucht hat, die Eigenschaften des Cefotaxim mit der guten Aktivität gegen Pseudomonas
von Ceftazidim durch Einführung eines quartären
Stickstoff-Substituenten an C-3 unter Erhalt der Acylseitenkette des Cefotaxim an C-7 zu vereinen.
Wirkungen
Cefepim besitzt ein sehr breites Wirkungsspektrum
und ist resistent gegenüber den meisten “-Lactamasen. Empfindlich sind Staphylococcus aureus und St.
epidermidis (methicillinempfindlich), Streptococcus
pneumoniae (penicillinempfindlich) und S. pyogenes, andere Streptokokken sp. (Lancefield Gruppen
C, F, G), Moraxella catarrhalis, Citrobacter diversus, Escherichia agglomerans, E. sakazakii, E. coli, Haemophilus influenzae und H. parainfluenzae,
Klebsellia oxytoca und K. pneumoniae, Morganella morganii, Neisseria gonorrhoeae und N. meningitidis, Proteus mirabilis, Providencia rettgeri, P.
stuarti, Pseudomonas aeruginosa, Serratia liquefaciens und S. marcescens. Die MHK-Werte gegenüber
Enterobacter sp. und Citrobacter freundii (ca. 0,5 bis
2,0 mg/l) sind oftmals bis zu einer Größenordnung
niedriger, als die von vergleichbaren Cephalosporinen. Resistent sind Enterococcus sp., methicillinreHelwig/Otto: Arzneimittel
Antiinfektiva
Indikationen
10
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 34 — le-tex
10–34
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
sistente Staphylococcus aureus und S. epidermidis,
Listeria sp., Pseudomonas cepacia, Xanthomonas
maltophilia, Bacteroides sp. sowie Clostridium difficile.
in der Vorgeschichte. Während der Schwangerschaft
und Stillzeit ist strenge Indikationsstellung geboten.
Pharmakokinetik
Erw. und Jugendl. > 12 J. erhalten 2-mal tgl. 1–2 g als
langsame i.v.-Injektion (mindestens 3–5 min) oder
als Kurzinfusion.
Bei einer i.v./i.m.-Injektion von 2 g liegen die
Plasmakonzentrationen von Cefepim nach 1 h
bei 85/50 μg/ml, nach 8 h bei 3,9/8,7 μg/ml. Die
Halbwertszeit beträgt 2 h, die Plasmaeiweißbindung
< 19 %. Die Elimination erfolgt überwiegend durch
glomeruläre Filtration. Mit dem Urin werden 85 %
einer Dosis in unveränderter Form ausgeschieden.
Etwa 15 % werden hepatisch metabolisiert zum NMethylpyrrolidin-N-oxid metabolisiert und zu etwa
7 % mit dem Urin ausgeschieden. Bei Nierenfunktionseinschränkungen und bei alten Personen ist die
Halbwertszeit verlängert.
Indikationen
Cefepim wird bei schweren Infektionen mit empfindlichen Erregern wie Sepsis, schwerer Pneumonie,
schweren Infektionen der Harnwege, der Gallenblase
und der Gallenwege eingesetzt.
Unerwünschte Wirkungen
Es können gastrointestinale Störungen, allergische
Reaktionen wie Fieber, Exanthem oder Urticaria bis
zum anaphylaktischen Schock (sehr selten), allergische Neutropenie (reversibel nach Absetzen), Brustschmerzen und Tachykardie, Blutungsneigung bei
eingeschränkter Nierenfunktion, Anstieg der Transaminasen oder mesodiastolische Herzgeräusche durch
funktionelle Mitralstenosen auftreten.
Dosierung
Kommentar
Cefepim ist ein Breitspektrumantibiotikum aus der
Gruppe der Cephalosporine der 4. Generation mit
ähnlichem Wirkungsspektrum wie Cefpirom. Ceftazidim resistente Pseudomonasstämme sind gegen Cefepim möglicherweise empfindlich.
Handelspräparate
Maxipime® (Bristol-Myers Squibb), Tr.-Subst. f.
Inj./Inf.-Lsg.
Cefixim
Cefixim, (6R,7R)-7-[(Z)-2-(2-Aminothiazol-4-yl)2-(carboxymethoxyimino)glyoxylamido]-8-oxo3-vinyl-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carbonsäure, wird als in Wasser praktisch unlösliches
Trihydrat, Cefixim Ph.Eur., peroral eingesetzt. Es ist
ein schwach gelbliches, geruch- und geschmackloses
Pulver, das löslich ist in Methanol, und mäßig löslich
in 0,1 N Phosphatpuffer und Ethanol.
Wirkungen
Wechselwirkungen
Unter der Behandlung mit Cefepim kann in seltenen Fällen der Coombs-Test falsch-positiv ausfallen.
Ebenso können Bestimmungen des Harnzuckers ein
falsch-positives Resultat ergeben. Bei gleichzeitiger
Anwendung von Schleifendiuretika oder Aminoglykosiden sollte die Nierenfunktion überwacht werden.
Kreuzresistenzen bestehem gegenüber Ceftazidim,
Cefpirom und anderen Breitspektrumcephalosporinen.
Cefixim wirkt bakterizid gegen gram-positive und
gram-negative Keime. Es ist gut wirksam im gramnegativen Bereich mit MHK-Werten < 1 μg/ml gegen
E. coli, Klebsiella sp., Proteus-Arten, Haemophilus
influenzae, Branhamella catarrhalis und GonokokO
COOH
O
N
O
HO
N
H
N
Kontraindikationen
Bei Überempfindlichkeit gegen Cephalosporine und
bei Kindern < 12 J. darf kein Einsatz erfolgen. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Allergien, Asthma, Heuschnupfen oder Magen-Darmerkrankungen
Helwig/Otto: Arzneimittel
S
H
H
O
N
H2N
CH2
S
Cefixim
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 35 — le-tex
10–35
ken. Eine gleich gute Empfindlichkeit zeigen Streptococcus pyogenes und S. pneumoniae. Bei empfindlichen gram-negativen Keimen liegt die minimale
bakterizide Konzentration deutlich unter der, die von
Cefalexin, Cefaclor oder Amoxicillin benötigt wird.
Seine “-Lactamasestabilität entspricht der von Cefotaxim. Aufgrund der bakteriologischen Daten ist
Cefixim im gram-negativen Bereich den älteren Oralcephalosporinen überlegen. Resistent sind Staphylokokken, Pseudomonas-Arten und Anaerobier.
xim veranlassen muss. Exantheme, Erytheme und in
Einzelfällen Erythema exsudativum multiforme sind
möglich. Wie nach allen Antibiotika können auch
allergische Allgemeinreaktionen auftreten. Als Folge
einer Sensibilisierung wurde ein Arzneimittelfieber
in Einzelfällen beobachtet. Gelegentlich kann es zu
Kopfschmerzen und Schwindel kommen. Reversible
Blutbild-, Kreatinin-, Harnstoff- und Leberenzymwert-Veränderungen sind möglich.
Pharmakokinetik
Wechselwirkungen
Cefixim wird nach peroraler Gabe wahrscheinlich
über ein spezifisches Carriersystem im Dünndarm
resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit, abhängig
von der Zubereitung, liegt zwischen 40 und 52 %.
Durch Nahrungsaufnahme wird die Resorption nicht
signifikant beeinflusst. 3–4 h nach peroraler Gabe
von 200/400 mg werden maximale Plasmakonzentrationen von 2,9–3,25/3,4–4,8 μg/ml erreicht. Bei Kindern betrugen die Plasmakonzentrationen 3,5 h nach
4/6/8 mg/kg KGW 2,4/4,1/3,9 μg/ml. Kumulation bei
wiederholter Gabe wurde nicht beobachtet. Die Plasmaeiweißbindung beträgt 60–65 %. In der Muttermilch ist Cefixim nicht nachweisbar. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 3–4 h, bei älteren Menschen
ist sie etwas länger, ohne dass Dosisanpassungen
nötig sind. Bei eingeschränkter Nierenfunktion steigt
sie an. Eine Metabolisierung findet nicht statt. Die
renale Elimination erfolgt überwiegend durch glomeruläre Filtration und teilweise durch tubuläre Sekretion. Innerhalb 24 h werden etwa 16 % einer Dosis im
Urin wiedergefunden. Die biliäre Elimination wurde
nicht systematisch untersucht und lag bei wenigen
Einzelfällen zwischen 3,7 und 10 %.
Bei gleichzeitiger Gabe mit Aminoglykosid-Antibiotika, Polymyxin oder Colistin sowie hochdosierten Schleifendiuretika kann die nierenschädigende Wirkung dieser Wirkstoffe verstärkt werden.
Durch Kombination von Cefixim mit Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern kann
deren Wirkung verlängert werden. Damit erhöht sich
die Blutungsgefahr. Durch Nifedipin wird die Bioverfügbarkeit von Cefixim um etwa 70 % erhöht.
Standard-Laboruntersuchungen zur Bestimmung von
Eiweiß- und Zuckergehalt im Urin können durch die
Einnahme von Cefixim verfälscht werden.
Indikationen
Cefixim kann angewendet werden bei Infektionen
der oberen und unteren Atemwege, im Hals-NasenOhren-Bereich, der Nieren und der ableitenden Harnwege sowie der Gallenwege und bei akuter gonorrhoischer Urethritis.
Kontraindikationen
Bei einer Überempfindlichkeit gegen “-Lactam-Antibiotika darf Cefixim nicht angewendet werden. Patienten mit anderen Allergien oder Asthma bronchiale sollten Cefixim nur mit Vorsicht anwenden,
da es verstärkt zu Überempfindlichkeitsreaktionen
kommen kann. Früh- und Neugeborene dürfen nicht
mit Cefixim behandelt werden. Bei eingeschränkter
Nierenfunktion muss die Dosierung verringert werden. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit schweren
Magen-Darmstörungen. Cefixim durchdringt die Plazenta und kann über das Fruchtwasser in den Embryo
gelangen. Bislang sind dadurch keine Schädigungen
des Ungeborenen bekannt geworden. Stillende Mütter dürfen nicht mit Cefixim behandelt werden, da der
Nachweis der Unbedenklichkeit noch nicht erbracht
wurde.
Unerwünschte Wirkungen
Gastrointestinale Intoleranz, besonders weiche Stühle und Durchfälle werden häufig beobachtet, zwingen
aber nur ausnahmsweise zum Abbruch der Medikation. Bei Einmaldosierung treten diese Symptome
häufiger auf. Bei schweren, anhaltenden Durchfällen
muss auch an eine pseudomembranöse Enterocolitis gedacht werden, die zu gezielten Gegenmaßnahmen (Vancomycin peroral) nach Absetzen des Cefi11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Antiinfektiva
10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
Dosierung
Erw. und Kdr. > 12 J. peroral einmal tgl. 400 mg oder
2-mal tgl. 200 mg. Kdr. < 12 J. einmal tgl. 8 mg/kg
KGW oder 2-mal tgl. 4 mg/kg KGW. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis erniedrigt
werden, im Allgemeinen auf einmal tgl. 200 mg bzw.
4 mg/kg KGW.
Helwig/Otto: Arzneimittel
10
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 36 — le-tex
10–36
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
Kommentar
Cefixim ist ein Breitspektumantibiotikum aus der
Gruppe der Cephalosporine der 3.Generation. Bei
Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung muss die
Dosis verringert werden. Cefixim kann in der Schwangerschaft angewendet werden, sofern es das Keimspektrum erfordert.
Handelspräparate
Cefixim 1A Pharma® (1A Pharma), Filmtbl., Granulat f. Suspension
Cefixim AL (ALIUD PHARMA), Filmtbl., Plv. f.
Suspension z. Einnehmen
Cefixim HEXAL® (HEXAL), Filmtbl., Granulat f.
Suspension
Cefixim-ratiopharm® (ratiopharm), Filmtbl., Granulat f. Suspension, Trinktbl.
Cefixim STADA® (STADApharm), Filmtbl.
Cephoral® (Merck Serono), Filmtbl.
InfectoOpticef (Infectopharm), Granulat f. Suspension z. Einnehmen, Trinktbl.
Uro-Cephoral® (Merck Serono), Filmtbl.
Cefotaxim
Cefotaxim, (6R,7R)-3-(Acetoxymethyl)-7-[(Z)2-(2-aminothiazol-4-yl)-2-methoxyiminoglyoxylamido]-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carbonsäure, wird als leicht bis sehr leicht in Wasser
lösliches Natrium-Salz, Cefotaxim-Natrium Ph.Eur.,
Schmp. 162–163 ℃, parenteral angewendet. Der
pH-Wert der 10 %igen wässrigen Lösung liegt bei
etwa 5,5.
terielle Aktivität und ein im Wesentlichen dadurch
bedingt erweitertes Wirkungsspektrum aus, bei lediglich unterschiedlicher Wirksamkeit gegenüber Pseudomonas aeruginosa. Besonders gute Wirksamkeit
besteht gegenüber vielen gram-negativen Enterobacteriaceae, insbesondere Escherichia coli, Klebsiella
pneumoniae und Proteus vulgaris. Gering ist die
Wirksamkeit auf Enterobacter cloacae. Die Wirksamkeit gegen Staphylokokken ist deutlich schwächer
als die von Cefazolin. Sehr gute Wirksamkeit besteht
gegenüber Haemophilus influenzae. Unterschiede finden sich innerhalb der Gruppe bezüglich der “-Lactamasestabilität, jedoch ist sie meist als gut bis vollständig zu bezeichnen. Resistent sind Enterokokken,
Listerien, Legionellen, Mykoplasmen, Chlamydien
und Clostridium difficile.
Pharmakokinetik
Cefotaxim wird nach peroraler Gabe nicht resorbiert.
Bei i.v.-Injektion/Infusion von 1 g liegen nach 1 h
die Serumkonzentrationen bei 12 μg/ml, nach 6 h nur
noch bei 3 μg/ml. Gleichzeitig werden jedoch zeitverschoben wirksame Konzentrationen von Desacetylcefotaxim, dem einzigen antibakteriell wirksamen
Metabolit, in Plasma und Gewebe gefunden. Die
Liquorgängigkeit ist wie bei allen Cephalosporinen
gering, infolge der hohen antibakteriellen Aktivität
jedoch insbesondere bei entzündeten Meningen ausreichend für eine bakterizide Wirkung im Zentralnervensystem. Die Halbwertszeit beträgt für Cefotaxim
3–4 h, die Plasmaeiweißbindung 40 %. Mit dem Urin
werden 50 % als unverändertes Cefotaxim und 30 %
als antibakteriell wirksamer Metabolit Desacetylcefotaxim ausgeschieden.
Indikationen
COOH
H3C
CH3
H
N
S
H
H
Cefotaxim mit seinem breiten Spektrum wird zur
kalkulierten Initialtherapie schwerster, lebensbedrohlicher Infektionen wie Pneumonie, Sepsis oder Meningitis genutzt. Des Weiteren ist Cefotaxim zur Therapie der Neuroborreliose geeignet.
O
N
H2N
O
N
O
N
O
O
Unerwünschte Wirkungen
S
Cefotaxim
Wirkungen
Cefotaxim ist die Stammsubstanz der sogenannten Breitspektrumcephalosporine (Cefotaximgruppe). Sie zeichnen sich gegenüber anderen Cephalosporinen durch eine wesentlich stärkere antibakHelwig/Otto: Arzneimittel
Es können gastrointestinale Störungen, allergische
Reaktionen wie Fieber, Exanthem und Urticaria bis
zum anaphylaktischen Schock (sehr selten), allergische Neutropenie (reversibel nach Absetzen), Brustscherzen und Tachykardie, Blutungsneigung bei eingeschränkter Nierenfunktion, Anstieg der Transaminasen oder mesodiastolische Herzgeräusche durch
funktionelle Mitralstenosen auftreten.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 37 — le-tex
10–37
10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
Bei gleichzeitiger Gabe mit Aminoglykosid-Antibiotika, Polymyxin oder Colistin sowie hochdosierten Schleifendiuretika kann die nierenschädigende
Wirkung dieser Wirkstoffe verstärkt werden. Durch
Kombination von Cefotaxim mit Antikoagulantien
oder Thrombozytenaggregationshemmern kann deren Wirkung verlängert werden. Damit erhöht sich
die Blutungsgefahr. Probenecid verlängert die Wirkung von Cefotaxim. Standard-Laboruntersuchungen
zur Bestimmung von Eiweiß- und Zuckergehalt im
Urin können durch die Einnahme von Cefotaxim
verfälscht werden. Kreuzresistenzen bestehen partiell
mit Cefazolin, Cefuroxim und Cefotiam.
Kontraindikationen
Patienten mit einer Allergie gegen “-Lactam-Antibiotika dürfen nicht mit Cefotaxim behandelt werden.
Bei anderen Allergien oder Asthma bronchiale sollte die Anwendung nur nach Rücksprache mit dem
Arzt erfolgen, da verstärkt mit Überempfindlichkeitsreaktionen gerechnet werden muss. Frühgeborene
Säuglinge dürfen nicht mit Cefotaxim behandelt werden. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss eine Dosisanpassung erfolgen. Cefotaxim
ist plazentagängig und konzentriert sich im fötalen
Gewebe. Es geht in geringer Konzentration in die
Muttermilch über. Es sollte deshalb nicht während
der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden.
Cefotaxim HEXAL® (HEXAL), Tr.-Subst. f. Inj./
Inf.-Lsg.
Cefotaxim Stragen (STRAGEN), Tr.-Subst. f. Inj./
Inf.-Lsg.
Claforan® (Sanofi), Tr.-Subst. f. Inj./Inf.-Lsg. / – f.
Inj.-Lsg.
Cefpodoxim
Cefpodoxim,
(6R,7R)-7-[(Z)-2-(2-Aminothiazol4-yl)-2-methoxyiminoacetamido]-3-(methoxymethyl)-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en2-carbonsäure, wird nur als 1-[(Isopropoxycarbonyl)oxy]ethylester, Cefpodoximproxetil, peroral angewendet.
Antiinfektiva
Wechselwirkungen
10
Dosierung
Wirkungen
Erw. und Kdr. > 12 J. erhalten als i.v.-Kurzinfusion 2bis 4-mal tgl. 1–2 g, Kdr. 50–100–200 mg/kg KGW.
Bei Meningitis sind 6-stündliche Applikationen zu
empfehlen.
Bei Kombination mit Aminoglykosid-Antibiotika
keine Mischlösungen verwenden, sondern getrennte
Verabreichung.
Cefpodoxim besitzt ein breites antibakterielles Spektrum. Es ist ähnlich wie das von Cefalexin, jedoch
mit stärkerer Aktivität gegen gram-negative Erreger.
Es wirkt gegen gram-positive und gram-negative
Bakterien und es ist stabil gegenüber den häufig vorkommenden “-Lactamasen. Sowohl die wesentlichen
Erreger von Atemwegsinfektionen (Streptokokken,
Pneumokokken, Hämophilus influenzae und Moraxella catarrhalis) als auch die häufigsten Verursacher von Infektionen der Harnwege (Escherichia coli,
Klebsiella, Proteus mirabilis) werden erfasst. Die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK-Werte) liegen
bei diesen Keimen meist unter 1 mg/l. Schließlich ist
die Substanz auch gegenüber einigen anderen Erregern wie z. B. Neisserien, Shigellen und Salmonellen
wirksam. Staphylokokken sind eher mäßig empfindlich (MHK-Werte: meist > 2 mg/l). Enterokokken und
Pseudomonaden sind resistent. Erreger atypischer
Atemwegsinfektionen, wie Chlamydien, Legionellen
oder Mykoplasmen, werden ebenfalls nicht erfasst.
Kommentar
Cefotaxim ist ein Breitspektumantibiotikum aus der
Gruppe 3a der Cephalosporine. Durch das breite
Wirkspektrum kann es zur ungezielten und gezielten
Therapie lebensbedrohlicher Infektionen eingesetzt
werden.
Handelspräparate
Cefotaxim-Actavis (Actavis Deutschland), Tr.-Subst.
f. Inj./Inf.-Lsg
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Helwig/Otto: Arzneimittel
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 38 — le-tex
10–38
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
Pharmakokinetik
Nach peroraler Gabe wird Cefpodoximproxetil rasch
resorbiert und in der Darmmucosa zu Cefpodoxim
hydrolysiert. Nahrungsaufnahme verbessert die Resorption. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt nach
100 mg auf nüchternen Magen 40–50 %. Maximale
Plasmakonzentrationen werden 2–3 h nach Nüchterneinnahme erreicht und betragen nach 100/200 mg 1–
1,2/2,2–2,5 μg/ml. Das Verteilungsvolumen beträgt
32,3 l, bei Kindern 0,43 l/kg KGW. Die Eliminationshalbwertszeit wird mit 2,1–2,7 h, die Plasmaeiweißbindung mit 40 % angegeben. 80 % werden unverändert als Cefpodoxim renal ausgeschieden. Eine
nennenswerte Metabolisierung findet nicht statt. Bei
eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatininclearance
< 40 ml/min) ist eine entsprechende Dosisanpassung
erforderlich.
Eiweiß- und Zuckergehalt im Urin können durch die
Einnahme von Cefpodoxim verfälscht werden.
Kontraindikationen
Patienten mit einer Allergie gegen “-Lactam-Antibiotika dürfen nicht mit Cefpodoxim behandelt werden. Bei anderen Allergien oder Asthma bronchiale
kann es durch Cefpodoxim verstärkt zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen. Bei älteren Patienten
mit einer Nierenfunktionsstörung kann die Ausscheidung von Cefpodoxim verzögert sein. Während der
Schwangerschaft sollte Cefpodoxim nicht eingesetzt
werden, da der Wirkstoff durch die Plazenta gelangt
und die Entwicklung des Ungeborenen stören kann.
Obwohl bislang keine Schädigungen des Kindes bekannt sind, sollte Cefpodoxim während der Stillzeit
nur nach strenger Abwägung von Nutzen und Risiko
angewendet werden.
Indikationen
Cefpodoxim wird angewendet bei Infektionen der
oberen und unteren Atemwege, im Hals-NasenOhren-Bereich, an Haut und Weichteilen sowie
bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen, die durch
empfindliche Erreger verursacht werden und einer
peroralen Therapie zugänglich sind.
Dosierung
Erw. erhalten peroral 2-mal tgl. 100–200 mg, Kdr.
Tgl. 5–12 mg/kg KGW in 2 ED.
Hinweis: Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist Dosisanpassung erforderlich.
Kommentar
Unerwünschte Wirkungen
Gelegentlich können Magendrücken, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Blähungen oder Durchfall auftreten. Überempfindlichkeitsreaktionen unterschiedlicher Stärke sind wie bei allen “-Lactam-Antibiotika
möglich. In Einzelfällen können harnpflichtige Substanzen und Leberenzymwerte im Serum ansteigen.
Blutbildveränderungen, Thrombozytose, Thrombopenie, Leukopenie, Eosinophilie und Kopfschmerzen
wurden in seltenen Fällen beobachtet.
In einer 2012 veröffentlichten Studie zur Kurzzeitbehandlung der akuten unkomplizierten Blasenentzündung bei Frauen wurden Cefpodoximproxetil und
Ciprofloxacin direkt miteinander verglichen. Dabei
war Ciprofloxacin die deutlich wirksamere Substanz,
d. h. zusammen mit Bedenken bezüglich einer möglichen Selektion resistenter Keime bei der Anwendung von Breitspektrum-Cephalosporinen sprechen
die Ergebnisse nicht für die Anwendung von Cefpodoximproxetil als Alternative zum Fluorchinolon
Ciprofloxacin bei dieser Indikation.
Wechselwirkungen
Bei gleichzeitiger Gabe von Antacida oder H2 -Rezeptorenblockern wird beim nüchternen Patienten
die Bioverfügbarkeit um ca. 30 % vermindert. Antibiotika, die das Wachstum von Bakterien hemmen, können die Wirkung von Cefpodoxim aufheben. Cefpodoxim sollte daher nicht mit Tetracyclinen,
Sulfonamiden, Erythromycin oder Chloramphenicol
kombiniert werden. Wird Cefpodoxim zusammen
mit hochdosierten Schleifendiuretika oder mit Aminoglykosid-Antibiotika angewendet, kann es zu einer Nierenschädigung kommen. Cefpodoxim kann
die Wirkung von oralen Kontrazeptiva einschränken.
Standard-Laboruntersuchungen zur Bestimmung von
Helwig/Otto: Arzneimittel
Handelspräparate
Cefpodoxim 1A Pharma® (1A Pharma), Filmtbl.,
Plv. f. Suspension z. Einnehmen
Cefpodoxim AL (ALIUD PHARMA), Filmtbl.
Cefpodoxim HEXAL® (HEXAL), Filmtbl., Plv. f.
Suspension z. Einnehmen
Cefpodoxim-ratiopharm® (ratiopharm), Filmtbl.,
Plv. f. Suspension z. Einnehmen
Cefpodoxim STADA® (STADApharm), Filmtbl.
Orelox® (Daiichi Sankyo), Filmtbl., Granulat f. Suspension z. Einnehmen
Podomexef ® (Daiichi Sankyo), Filmtbl., Granulat f.
Suspension z. Einnehmen
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 39 — le-tex
10–39
10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
Ceftarolin, (6R,7R)-{(2Z)-2-[5-Amino-2-ethoxyimino-1,2,4-thiadiazol-3-yl]acetamido}-3-{[4(1-methylpiperidinium-4-yl)-1,3-thiazol-2-yl]sulfanyl}-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en2-carboxylat, ist eine Substanz, die als Phosphonoderivat, Ceftarolinfosamil, parenteral angewendet wird.
Wirkungen
Ceftarolinfosamil zeigte in den zulassungsrelevanten
Studien eine breite Wirkung gegen gram-positive
und gram-negative Erreger, speziell gegen Streptococcus pneumoniae, gegen methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA), gegen methicillinresistente Staphylococus epidermis (MRSE), gegen vancomycinresistente Enterokokken (VRE) sowie gegen
penicillinresistente Streptokokken. Nicht wirksam ist
Ceftarolinfosamil gegen ESBL-bildende Enterobacteriaceae sowie Non-Fermenter. In der Klinik wurde
diese Ergebnisse bestätigt beim Einsatz bei älteren
Patienten mit allgemein erhöhtem Risiko sowie bei
Patienten mit Komorbiditäten.
Pharmakokinetik
Nach i. v. Gabe von 600 mg Ceftarolinfosamil wird
eine maximale Plasmakonzentration vom 21,3 mg/l
erreicht. Die Cmax und AUC steigen innerhalb des
Bereichs von Einzeldosen zwischen 50 und 1000 mg
annähernd dosisproportional an. Das Prodrug Ceftarolinfosamil wird in das aktive Ceftarolin umgewandelt. Die Halbwertszeit liegt bei 2,8 h. Ceftarolin
wird nur zu 20 % and Plasmaeiweiße gebunden und
das Verteilungsvolumen mit ca. 20 l entspricht etwa
dem Extrazellulärraum. Die Ausscheidung erfolgt
überwiegend renal in unveränderter Form. In geringem Ausmaß entsteht durch Hydrolyse des “-Laktamringes ein antibakteriell unwirksamer Metabolit.
Wechselwirkungen
Es liegen keine vollständigen Angaben zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneistoffen vor. Das
Interaktionspotenzial mit Arzneistoffen, die über
P450-Enzyme verstoffwechselt werden, dürfte gering
sein, da Ceftarolin in vitro weder ein Inhibitor noch
ein Induktor von P450-Enzymen ist.
Kontraindikationen
Bei Überempfindlichkeit gegenüber anderen Cephalosporinen darf Ceftarolinfosamil nicht angewendet
werden, da schwere und gelegentlich tödlich verlaufende Überempfindlichkeitsreaktionen möglich sind.
Dosierung
600 mg als i.v.-Infusion über 60 min alle 12 h für 5–
14 d, bei ambulant erworbener Pneumonie für 5–7 d.
Bei mäßiger Störung der Nierenfunktion sollte die
Dosis auf 400 mg reduziert werden.
Kommentar
Ceftarolinfosamil ist ein Cephalosporinderivat, das
sich bisher zur Behandlung sonst schwierig oder
kaum zu behandelnder Infektionen eignet. Da es erstmals auch das Penicillin-bindende Protein PBP2a inaktiviert, besitzt es eine gute antibakterielle Aktivität
gegen Methicillin-resistente Staphylococcus aureus
(MRSA) Bakterien. In umfangreichen Zulassungsstudien erwies es sich als gleichwertig oder tendenziell
besser wirksam als Standardantibiotika wie Ceftriaxon bei Pneumonien und bei Hautinfektionen mit
der Kombination aus Vancomycin plus Aztreonam (in
Deutschland nicht im Handel).
Handelspräparate
Zinforo® (AstraZeneca), Tr.-Subst. f. Inf.Lsg.-Konz.
Das Handelspräparat wird nur an krankenhausversorgende Apotheken geliefert.
Indikationen
Ceftarolinfosamil ist zugelassen zur Behandlung Erwachsener mit komplizierten Haut- und Weichgewebeinfektionen oder mit ambulant erworbener Pneumonie.
Unerwünschte Wirkungen
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen, die
während der Zulassungsstudien auftraten, zählen Diarrhö, Kopfschmerzen, Übelkeit und Juckreiz.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Ceftazidim
Ceftazidim Ph.Eur., (6R,7R)-7-[(Z)-2-(2-Aminothiazol-4-yl)-2-(2-carboxy-2-propoxy)iminoacetamido]-3-(1-pyridiniomethyl)-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carboxylat, wird als in Wasser
schwer lösliches, jedoch in Alkalien wie Natriumcarbonat lösliches Pentahydrat, Ceftazidim-5-Wasser,
nur parenteral genutzt.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Antiinfektiva
Ceftarolin
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Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 40 — le-tex
10–40
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
O
H3C
O
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N+
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S
H
S
Ceftazidim
Wirkungen
Das Wirkungsspektrum des Ceftazidim ähnelt dem
von Cefotaxim. Allerdings ist die Wirkung auf Pseudomonas aeruginosa bis zu 10fach stärker. Außerdem zeigt es gute Wirksamkeit gegen Proteus vulgaris, Serratia marcescens, Acinetobacter und Enterobacter cloacae. Die Wirkung auf Staphylokokken ist
deutlich geringer als die des Cefotaxim. Auch die Wirkung auf Bacteroides fragilis ist gering. Ceftazidim
besitzt gute “-Lactamasestabilität.
Pharmakokinetik
Bei i.v.-Injektion von 1 g liegen nach 1 h die Plasmakonzentrationen bei 40 μg/ml, nach 4 h bei 10 μg/ml.
Die Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 90–110 min,
die Plasmaeiweißbindung nur 10 %. Die Liquorkonzentrationen erreichen bei entzündeten Meningen
4–20 μg/ml. Sie reichen bei hoher Empfindlichkeit
der Erreger auch zur Behandlung der durch Pseudomonas verursachten Meningitis aus. Mit dem Urin
werden innerhalb 24 h 90–95 % einer Dosis bei
i.v.-Applikation in wirksamer Form ausgeschieden.
Die Galleausscheidung liegt < 1 %.
Indikationen
Schwere Infektionen mit empfindlichen Erregern, insbesondere Pseudomonas aeruginosa, auch bei MeHelwig/Otto: Arzneimittel
ningitis. Zur ungezielten Behandlung von immunsupprimierten Patienten oder bei Verdacht auf Infektionen durch Staphylokokken, bzw. Anaerobier sind
Kombinationen mit einem Aminoglykosid-Antibiotikum, Breitspektrumpenicillin, Clindamycin oder
Vancomycin zu empfehlen.
H
O
N
H2N
O–
O
OH
Unerwünschte Wirkungen
Blutgerinnungsstörungen können in sehr seltenen
Fällen auftreten. Gefährdet sind Risikopatienten mit
Begleiterkrankungen, die zu einem Vitamin-K-Mangel führen oder andere Blutgerinnungsmechanismen
beeinflussen. Erhöhungen der Leberenzymwerte und
der harnpflichtigen Substanzen im Blut kommen
vor. Durchfälle bis zur pseudomembranösen Kolitis,
Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Candidiasis,
Vaginitis, Kopfschmerzen, Schwindel, Parästhesien,
Geschmackssensationen wurden beobachtet.
Wechselwirkungen
Eine hochdosierte Behandlung mit Ceftazidim sollte
nicht durchgeführt werden bei gleichzeitiger Gabe
von Schleifendiuretika oder Aminoglykosid-Antibiotika, da Nierenschäden möglich sind. Bei Kombination mit Chloramphenicol kann die Wirkung von
Ceftazidim abgeschwächt werden. Standard-Laboruntersuchungen zur Bestimmung von Eiweiß- und
Zuckergehalt im Urin können durch die Einnahme
von Ceftazidim verfälscht werden. Es besteht partiell
eine Kreuzresistent mit anderen Cephalosporinen.
Kontraindikationen
Patienten mit einer Allergie gegen “-Lactam-Antibiotika dürfen nicht mit Ceftazidim behandelt werden.
Bei anderen Allergien oder Asthma bronchiale kann
es durch Ceftazidim verstärkt zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen. Bei älteren Patienten mit
einer Nierenfunktionsstörung kann die Ausscheidung
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Helwig/Otto: Arzneimittel — 2015/9/8 — page 41 — le-tex
10–41
10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
von Ceftazidim verzögert sein. Während der Schwangerschaft sollte Ceftazidim nicht eingesetzt werden,
da es durch die Plazenta gelangt und die Entwicklung
des Ungeborenen stören kann. Obwohl bislang keine
Schädigungen des Kindes bekannt sind, sollte Ceftazidim während der Stillzeit nur nach strenger Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden.
Erw. und Kdr. > 12 J. erhalten 2- bis 3-mal tgl. 1–2 g
als i.v.- oder i.m.-Injektion oder als i.v.-Kurzinfusion.
Kdr. erhalten tgl. 50–100 mg/kg KGW in 2 bis 3
ED, Neugeborene und junge Säugl. tgl. 25–60 mg/kg
KGW in 2 ED. Bei eingeschränkter Nierenfunktion
ist eine Anpassung des Dosierungsintervalls erforderlich auf 24–48 h.
Kommentar
Ceftazidim ist ein parenteral anzuwendendes Cephalosporinderivat der 3. Generation mit breitem Wirkspektrum ähnlich dem von Cefotaxim. Es zeigt eine
hohe Aktivität gegen gram-negative Enterobakterien
und eine bisher für ein Cephalosporinderivat nicht
erreichte Wirksamkeit gegen Pseudomonas spec. Als
nachteilig muss die schwache Aktivität im grampositiven Bereich (besonders gegen Staphylokokken)
sowie gegen Anaerobier gewertet werden. Ceftazidim
ist kombinierbar mit anderen Antibiotika z. B. Aminoglykosid-Antibiotika bei neutropenischen Patienten. Ceftazidim ist gegen Hydrolyse durch bakterielle
“-Lactamasen resistent.
Handelspräparate
Ceftazidim Eberth (Eberth), Tr.-Subst. f. Inj./Inf.Lsg.
Ceftazidim HEXAL® (HEXAL), Tr.-Subst. f. Inj./
Inf.-Lsg., – f. Inj.-Lsg.
Fortum® (ratiopharm), Tr.-Subst. f. Inj./Inf.-Lsg., –
f. Inj.-Lsg., – f. Inf.-Lsg.
Ceftibuten
Ceftibuten, (6R,7R)-7-[(Z)-2-(2-Aminothiazol-4-yl)4-carboxycrotonamido]-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]-oct-2-en-2-carbonsäure, ist leicht löslich
in Dimethylformamid, wenig löslich in Wasser,
Methanol, Ethanol oder Aceton, und praktisch
unlöslich in Chloroform. Es wird als schwer lösliches
Dihydrat, Ceftibuten-2-Wasser, peroral genutzt.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
COOH
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S
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H
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Ceftibuten
Wirkungen
Das Oralcephalosporin Ceftibuten zeigt ein breites Wirkungsspektrum und hohe Stabilität gegenüber “-Lactamasen. Das Wirkungsspektrum ist ähnlich wie das von Cefixim mit etwas stärkerer Wirkung gegen einige Enterobacteriaceae. Empfindlich
sind Streptokokken (MHK 4 μg/ml), Streptococcus pneumoniae (penicillinsensibel MHK 4–8 μg/ml,
penicillinresistent > 8–32 μg/ml), Haemophilus influenzae (MHK 0,06 μg/ml), Moraxella catarrhalis
(MHK 4 μg/ml), Escherichia coli (MHK 0,25–
1 μg/ml), Providencia, indolpositive Proteus-Stämme, Proteus mirabilis (MHK 0,06 μg/ml), Klebsiella pneumoniae (MHK 0,13 μg/ml), Enterobacter
sp., Salmonella sp. und Shigella sp. Resistent sind
Staphylokokken, Enterokokken, Acinetobacter, Listerien, Pseudomonas sp. und Flavobacterium.
Pharmakokinetik
Nach peroraler Gabe wird Ceftibuten zu > 84 % resorbiert, durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme wird
die Bioverfügbarkeit um etwa 10–20 % vermindert.
Maximale Plasmakonzentrationen betragen bei Erwachsenen 2–3 h nach 200/400 mg etwa 10/17 μg/ml.
Bei Kindern wurden nach Gabe von 9 mg/kg KGW
maximale Plasmakonzentrationen von etwa 16 μg/ml
gemessen. Die Plasmahalbwertszeit schwankt zwischen 2 und 4 h, im Mittel wird sie mit 2,5 h angegeben, die Plasmaeiweißbindung mit 62–64 %. Mit
dem Urin werden innerhalb 24 h 60–70 % einer peroralen Dosis in unveränderter Form und 10–20 % als
trans-Isomer ausgeschieden.
Indikationen
Ceftibuten kommt zur Behandlung von Bronchitis,
Sinusitis und Infektionen der Niere, der Gaumenmandeln, des Rachen und des Mittelohrs zum Einsatz,
insbesondere bei Penicillinallergie.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Antiinfektiva
Dosierung
OH
O
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10–42
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
Unerwünschte Wirkungen
Handelspräparate
Gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit und
Durchfälle treten bei etwa 3 % der Behandelten,
Erbrechen bei 1 %, und Kopfschmerzen bei 2 % auf.
Selten sind dyspeptische Beschwerden, Gastritis, Abdominalschmerzen und Schwindel. In Einzelfällen
können Blutbildveränderungen oder vorübergehende
Erhöhungen der Transaminasen beobachtet werden.
Durch Veränderungen der Darmflora kann es zu
durch Antibiotika verursachten Durchfällen kommen.
Allergische Reaktionen aller Schweregrade sind möglich, aber selten.
KEIMAX® /-forte (Essex Pharma), Kps., Tr.-Saft/
-forte
Wechselwirkungen
Ceftibuten kann in seltenen Fällen zu einer verlängerten Blutungszeit führen, besonders in Kombination
mit Antikoagulantia. Falls erforderlich, muss hier
Vitamin K als Gegenmittel verabreicht werden.
Kontraindikationen
Bei einer Überempfindlichkeit gegen Cephalosporine
darf Ceftibuten nicht angewendet werden. Bei Patienten mit einem erhöhten allergischen Risiko ist
Vorsicht geboten, da es verstärkt zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen kann. Kinder < 3 Monaten sind von der Behandlung mit Ceftibuten ausgeschlossen. Patienten mit schweren Erkrankungen im
Magen-Darm-Bereich, insbesondere mit chronischen
Dickdarmentzündungen, auch in der Anamnese sollten Ceftibuten nicht anwenden. Ceftibuten durchdringt die Plazenta. Deshalb sollte die Notwendigkeit einer Anwendung während der Schwangerschaft
unbedingt überprüft werden. Es ist nicht bekannt,
ob Ceftibuten in die Muttermilch übergeht, deshalb
sollte vor der Behandlung mit Ceftibuten abgestillt
werden.
Dosierung
Erw. erhalten peroral tgl. 400 mg in 1 oder 2 ED,
Kinder 9 mg/kg KGW.
Kommentar
Ceftibuten ist ein Antibiotikum mit Aktivität im
gram-negativen Bereich. Die Wirkung gegen grampositive Bakterien ist geringer. Staphylokokken stellen eine wichtige Lücke im Spektrum der Substanz
dar. Bei bakteriellen Infektionen der Atemwege und
bei Infektionen des Urogenitaltraktes erwies sich Ceftibuten bei einmal täglicher Gabe als gut wirksam.
Bei Tonsillopharyngitis zeigte sich eine leichte Überlegenheit im Vergleich zu Penicillin V.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Ceftobiprol
Ceftobiprol, (6R,7R)-7-[(2Z)-(5-Amino-1,2,4-thiadiazol-3-yl)-2-(hydroxyimino)acetamido]-8-oxo3-[(E){(3’R)-2-oxo-[1,3’-bipyrrolidin]-3-yliden}methyl]-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carbonsäure, ist eine Substanz, die als Natriumsalz
des N-geschützten Derivats Ceftobiprol medocaril
(Prodrug) parenteral appliziert wird.
Wirkungen
Wie andere Cephalosporine so wirkt auch Ceftobiprol durch Hemmung der bakteriellen Zellwandsynthese indem es an proteinbindende Proteine (PBP)
gebunden wird, wodurch die Quervernetzung der
Peptidoglykanketten gestört wird. Detaillierte Untersuchungen haben gezeigt, dass die Substanz bei grampositiven Erregern einschließlich MRSA an PBP2a,
bei Streptococcus pneumoniae an PBP2b und/oder
PBP2x und bei Enterococcus faecilis an PBP5 bindet.
Wirksamkeit gegen eine Reihe weiterer Keime wie
Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Haemophilus influenzae, Citrobacter und Actinobacter wurde in
klinischen Studien gefunden.
Ceftobiprol wird durch Extended-Spektrum-“-Lactamasen, Klasse B-Lactamasen und Carbapenemasen
inaktiviert.
Pharmakokinetik
Die i. v. Gabe erfolgt durch das Prodrug Ceftobiprol
medocaril. Durch Plasmaesterasen wird rasch das
aktive Ceftobiprol freigesetzt, das Prodrug ist in Plasma und Urin nur kurzfristig nachweisbar. Ceftobiprol
wird nur geringfügig in einen inaktiven Metaboliten
umgewandelt. Es wird mit einer Halbwertszeit von etwa 3 h fast vollständig unverändert durch glomeruläre
Filtration über die Nieren ausgeschieden.
Indikationen
Ceftobiprol wurde (nicht von der EMA sondern in
einem dezentralisierten Verfahren) zugelassen zur
Behandlung Erwachsener mit nosokomialer Pneumonie oder ambulant erworbener Pneumonie.
Hinweis: Es ist nicht zugelassen zur Behandlung der
beatmungsassoziierten Pneumonie.
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10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
In klinischen Studien wurden sehr häufig Übelkeit
und Erbrechen beobachtet. Häufig waren auch Geschmacksstörungen (Caramel-ähnlicher Geschmack),
Durchfall, Kopfschmerzen und Reaktionen an der
Infusionsstelle. Ferner wurde über Pilzinfektionen,
allergische Reaktionen, Hyponatriämie, Dyspepsie,
Anstieg der Leberenzyme und Exantheme berichtet.
mit anderen relevanten Antibiotika scheinen noch
nicht vorzuliegen.
Handelspräparate
Zevtiva® (Basilea Medical Ltd.), Tr.-Subst. f. Inf.Lsg. (5. Dezember 2014)
Hinweis: Präparat wird nur an Kliniken geliefert.
10
Wechselwirkungen
Ceftobiprol ist ein Hemmer der Enzyme OATP1B1
und OATP1B3. Entsprechende Wechselwirkungen
sind möglich, aber bisher noch nicht nachgewiesen.
Kontraindikationen
Ceftobiprol ist bei einer Überempfindlichkeit
gegen den Wirkstoff und verwandte Antibiotika
(“-Lactam-Antibiotika) kontraindiziert.
Ceftriaxon
Ceftriaxon, (6R,7R)-7-[(Z)-2-(2-Aminothiazol-4-yl)2-methoxyiminoglyoxylamido]-3-{[(2,5-dihydro6-hydroxy-2-methyl-5-oxo-1,2,4-triazin-3-yl)thio]methyl}-8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en2-carbonsäure, wird als das Dinatrium-3,5-Wasser-Salz, Ceftriaxon-Dinatrium Ph.Eur., Schmp.
> 155 ℃, parenteral eingesetzt. Es ist in Wasser
löslich zu etwa 40 g/100 ml bei 25℃.
Dosierung
500 mg werden als 2-stündige Infusion alle 8 h appliziert.
Kommentar
Nach bisher vorliegenden Ergebnissen ist Ceftobiprol
bei der Behandlung von durch resistente Erreger
verursachten Pneumonien ähnlich gut wirksam wie
die bisher genutzte Kombination von Ceftazidim mit
Linezolid. In klinischen Studien wurde möglicherweise ein etwas schnellerer Wirkungseintritt bei Ceftobiprol beobachtet, dafür aber eventuell eine etwas
schlechtere Verträglichkeit. Vergleichende Studien
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Antiinfektiva
Unerwünschte Wirkungen
Wirkungen
Durch den Ersatz der 3-Acetoxygruppe im Cefotaxim
durch einen 1,2,4-Triazinring wird eine wesentliche
Änderung der Pharmakokinetik und des Metabolismus erreicht. Das Wirkungsspektrum wird hierdurch nicht verändert, so dass Ceftriaxon bezüglich
der Wirkungen dem Cefotaxim entspricht. Die für
die Cephalosporine typische Enterokokkenlücke ist
bei Ceftriaxon ebenfalls vorhanden, auch Listerien,
Legionellen und Pseudomonas aeruginosa werden
nicht erfasst. Inwieweit durch die veränderte Kinetik die antibakterielle Effektivität beeinflusst wird,
ist nicht erwiesen. Es ist jedoch vorstellbar, dass
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10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
COOH
H3C
OH
N
O
S
H
O
N
S
durch die lange anhaltenden wirksamen Konzentrationen eine länger anhaltende Bakterizidie erreichbar
ist.
Pharmakokinetik
Durch die Strukturveränderung wurden ungewöhnliche kinetische Eigenschaften erzielt. Eine hohe
Plasmaeiweißbindung von 90 % führt bei Ausschaltung der tubulären Sekretion zu einer Verlängerung
der Plasmahalbwertszeit auf einen Mittelwert von
8 h. Bei i.v.-Injektion/Infusion von 1 g betragen nach
1 h die Plasmakonzentrationen 120 μg/ml, nach 6 h
liegen sie noch bei 50, nach 12 h bei 30 μg/ml. Eine nennenswerte Metabolisierung findet nicht statt.
Mit dem Urin werden innerhalb 24 h 40–60 % in
aktiver Form ausgeschieden, 35–40 % über die
Galle. Dadurch kommt es selbst bei Niereninsuffizienz mit Clearancewerten von > 5 ml/min nur zu
einer Verlängerung der Halbwertszeiten auf maximal 12 h. Schwere Leberschädigungen beeinflussen
nicht die Halbwertszeit. Im Liquor werden langfristig bakterizide Konzentrationen für Infektionen
mit empfindlichen Erregern erreicht, die noch 24 h
nach einer Applikation deutlich über 1 μg/ml liegen.
Indikationen
Ceftriaxon ist geeignet zur kalkulierten Initialtherapie schwerer und lebensbedrohlicher Infektionen,
wie Sepsis, Meningitis, Pneumonien, Infektionen des
Bauchraumes, bei Patienten mit Immunschwäche
(neutropenisches Fieber), zur präoperativen Antibiotikaprophylaxe (als Einmalgabe) bei Patienten mit
hohem postoperativem Infektionsrisiko, z. B. bei
Viszeralchirurgie, bei gynäkologischen und geburtshilflichen Eingriffen und bei lang anhaltenden orthopädischen Eingriffen. Des Weiteren ist Ceftriaxon zur
Therapie der Neuroborreliose und der Einmalbehandlung der Gonorrhö geeignet.
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S
N
H
N
H
H2N
N
N
O
O
N
H3C
Ceftriaxon
Unerwünschte Wirkungen
Bei hoher Dosierung (tgl. 100 mg/kg KGW) kann
es infolge der vermehrten Ausscheidung über die Galle zu einer erhöhten Häufigkeit der Diarrhö kommen.
Gelegentlich werden vorübergehende Erhöhungen
der Transaminasewerte besonders bei hoher Dosierung beobachtet. Sehr selten sind reversible Ausfällungen in der Niere, besonders bei hoher Dosierung
und Flüssigkeitsrestriktion. In Einzelfällen kommt
es zu geringer Verlängerung der Prothrombinzeit,
eine erhöhte Blutungsneigung wie bei Substanzen
mit einer N-Methylthiotetrazolyl-Seitenkette wurde
jedoch nicht beobachtet. Während einer langfristigen Behandlung mit Ceftriaxon besteht die Gefahr
eines Befalls des Dickdarms mit resistenten Bakterien oder Pilzen. Dies kann nachfolgend zu einer
pseudomembranösen Colitis führen. Nach einer Infusion mit Ceftriaxon sind Blutgefäßentzündungen und
-verstopfungen möglich. An der Einstichstelle selbst
können Schmerzen und Verhärtungen entstehen.
Wechselwirkungen
Antibiotika, die das Wachstum von Bakterien hemmen, können die Wirkung von Ceftriaxon abschwächen oder sogar aufheben. Deshalb sollte die Kombination mit Tetracyclinen, Erythromycin, Sulfonamiden oder Chloramphenicol vermieden werden. Ceftriaxon kann die Wirkung oraler Kontrazeptiva abschwächen. Die gleichzeitige Anwendung mit Probenecid kann zu erhöhter Konzentrationen von Ceftriaxon in Blut und Galle und damit zu einer Wirkungsverstärkung führen. Während der Behandlung
mit Ceftriaxon können Standard-Laboruntersuchungen zur Bestimmung von Eiweiß- und Zuckergehalt
im Urin gestört sein.
Infusionslösungen sind mit den meisten anderen
Wirkstoffen nicht mischbar und sollten deshalb immer ohne weitere Beimischung verabreicht werden.
Dies gilt besonders für calciumhaltige Lösungen. Bei
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10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
Kontraindikationen
Bei einer Überempfindlichkeit gegen Cephalosporine darf Ceftriaxon nicht angewendet werden. Bei
Patienten mit einem erhöhten allergischen Risiko
ist Vorsicht geboten, da es verstärkt zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen kann. Neugeborene
dürfen im Falle einer parenteralen Behandlung mit
Ca2+ -Salzen nicht mit Ceftriaxon behandelt werden.
Ceftriaxon ist weiter kontraindiziert bei Früh- und
Neugeborenen mit Hyperbilirubinämie wegen der
Gefahr einer Bilirubin-Enzephalopathie infolge Verdrängung von Bilirubin aus seiner Bindung an Serumalbumin.
Dosierung
Da die i.m.-Injektion schmerzhaft ist, soll bei entsprechenden Zubereitungen in der Regel ein Lokalanästhetikum beigefügt werden. Als i.v.- oder
i.m.-Injektion erhalten Erw. und Kdr. > 12 J. 1–2-mal
tgl. 1–2 g je nach Schweregrad der Infektion und Sensibilität des erwarteten Erregers. Für Kdr. sind einmal
tgl. 1 g gewöhnlich ausreichend bei ambulant erworbenen Pneumonien, Gallenwegs- und Harnwegsinfektionen, einmal tgl. 2 g bei Sepsis, nosokomialer
Pneumonie, Peritonitis und febrilen Episoden neutropenischer Patienten. Bei bakterieller Meningitis werden initial 100 mg/kg KGW, maximal 4 g eingesetzt.
Nach Empfindlichkeitsbestimmung des Erregers ist
oft eine entsprechende Dosisreduktion, z. B. auf einmal tgl. 70 mg/kg KGW möglich.
Ceftriaxon-ratiopharm® (ratiopharm), Tr.-Subst. f.
Inf./Inj.-Lsg., – f. Inf.-Lsg.
Ceftriaxon-saar (MIP Pharma), Tr.-Subst. f. Inf.Lsg.
CEFRIAXON Stragen (STRAGEN), Tr.-Subst. f.
Inf./Inj.-Lsg., – f. Inf.-Lsg., – f. Inj.-Lsg.
Rocephin® (Roche), Tr.-Subst. f. Inj.-Lsg., – f. Inf.Lsg.
Cefuroxim
Cefuroxim, (6R,7R)-3-(Carbamoyloxymethyl)7-[(Z)-2-(2-furyl)-2-methoxyiminoacetamido]8-oxo-5-thia-1-azabicyclo[4.2.0]oct-2-en-2-carbonsäure, wird als Natriumsalz, Cefuroxim-Natrium
Ph.Eur., das in Wasser zu 500 mg/2,5 ml löslich ist,
und schwer löslich in Ethanol sowie wenig löslich in
Methanol ist, parenteral eingesetzt. Der pH-Wert der
10 %igen wässrigen Lösung liegt bei 7. Wässrige Lösungen sind bei Raumtemperatur für 13 h stabil. Als
1-(Acetoxy)ethylester, Cefuroximaxetil Ph.Eur., und
als 1-(2-Methoxy-2-methyl-1-oxopropoxy)ethylester,
Cefuroxime pivoxetil USAN, kann es auch peroral
appliziert werden, da die Veresterung zu höherer
Lipophilie führt und damit eine bessere Resorption
nach peroraler Gabe bewirkt.
10
Kommentar
Ceftriaxon ist ein parenteral anzuwendendes Cephalosporinderivat mit breitem Wirkungsspektrum der
3. Generation. Bisherige Beobachtungen sprechen
gegen ein fetotoxisches Risiko. Deshalb kann es in
der Schwangerschaft angewendet werden, sofern es
das Keimspektrum erfordert. Erwähnenswert ist die
lange Halbwertszeit, die eine einmal tägliche Gabe
möglich macht.
Handelspräparate
Cefotrix® (Eberth), Tr.-Subst. f. Inj.-Lsg., – f. Inf.Lsg.
Ceftriaxon-Actavis
(Actavis
Deutschland),
Tr.-Subst. f. Inj.-Lsg.
Ceftriaxon HEXAL® (HEXAL), Tr.-Subst. f. Inj.Lsg., – f. Inf.-Lsg.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Antiinfektiva
gleichzeitiger Gabe kann es zu Kristallbildungen
kommen, die sich in Lunge und Nieren festsetzen.
Wirkungen
Cefuroxim ist weitgehend “-lactamasestabil, was zu
einer guten Aktivität gegen gram-negative Stäbchen,
weniger gegen gram-positive Kokken führt. D. h., es
zeigt gute Wirksamkeit gegen Streptokokken, Meningokokken, Gonokokken, Salmonellen, Staphylokokken, Die für Cephalosporine typische Enterokokkenlücke ist auch bei Cefuroxim vorhanden, auch
Listerien, Legionellen und Pseudomonas aeruginosa
werden nicht erfasst. Die Wirkung auf gegen Cefalotin resistente Staphylokokken ist gering, ebenso auf
Bacteroides fragilis.
Helwig/Otto: Arzneimittel
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10–46
10.1 Antibakteriell wirksame Chemotherapeutika
Pharmakokinetik
Bei i.v.-Injektion von 1 g liegen nach 1 h die Serumkonzentrationen bei 24 μg/ml, nach 4 h bei 3,7 μg/ml.
Cefuroxim selbst wird nach peroraler Gabe nicht
nennenswert resorbiert. Cefuroximaxetil wird zu 30
bis 50 % resorbiert. Nach der Resorption wird der
Ester gespalten und Cefuroxim wirksam. Bei peroraler Gabe nach dem Essen werden maximale Plasmakonzentrationen nach 2–3 h erreicht, die nach
125/250/500 mg bei 2–4/4–6/5–8 μg/ml liegen. Die
Bioverfügbarkeit beträgt bei Einnahme nach dem
Essen 50–60 %, bei Nüchterneinnahme nur 30–40 %.
Die Plasmaeiweißbindung für Cefuroxim wird mit
33–50 % angegeben. Im Liquor werden bei entzündeten Meningen und ausreichend hoher Dosierung
bei i.v.-Gabe wirksame Konzentrationen bei Infektionen mit empfindlichen Erregern erreicht. Die Plasmahalbwertszeit des Cefuroxim beträgt ca. 70 min.
Die Ausscheidung erfolgt vollständig in aktiver Form
über die Nieren. Die Konzentrationen im Urin liegen in der Regel über 100 mg/l. Bei eingeschränkter
Nierenfunktion und verzögerter Ausscheidung ist entsprechende Dosisanpassung erforderlich.
Indikationen
Die i.v.-Applikation von Cefuroxim ist geeignet bei
Infektionen mit sicher oder wahrscheinlich empfindlichen Erregern. Aufgrund der “-Lactamasestabilität
und der hohen Aktivität gegenüber vielen Keimen
ist eine primäre initiale Monotherapie systemischer
Infektionen möglich. Nicht mehr indiziert ist Cefuroxim bei Haemophilus-influenzae-Typ-b-Meningitis
wegen ungenügender Aktivität im Liquor.
Peroral als Cefuroximaxetil kann es eingesetzt werden bei Infektionen mit empfindlichen Erregern im
Bereich der Atemwege, der ableitenden Harnwege,
der Haut und Weichteile sowie bei unkomplizierter
Gonorrhö. Zu beachten ist, dass die Plasmakonzentrationen nur 10–20 % derjenigen nach i.v.-Gabe betragen und dass Erreger mit MHK-Werten > 3 μg/ml
nur im Harn sicher abgetötet werden.
Unerwünschte Wirkungen
Allergische Reaktionen sind möglich und entsprechen in Ausmaß und Häufigkeit nicht ganz denen
nach Anwendung von Penicillinen. Kreuzallergie mit
Penicillinen kann vorkommen. Die Venenverträglichkeit ist zufriedenstellend. Blutgerinnungsstörungen
können in seltenen Fällen auftreten. In Einzelfällen
ist eine geringe Verlängerung der Prothrombinzeit
möglich, eine erhöhte Blutungsneigung wie bei Substanzen mit einer N-Methylthiotetrazolyl-Seitenkette
tritt praktisch nicht auf.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Während einer langfristigen Behandlung mit Cefuroximaxetil besteht die Gefahr eines Befalls des
Dickdarms mit resistenten Bakterien oder Pilzen.
Dies kann nachfolgend zu einer pseudomembranöser Colitis führen. Nach einer Infusion mit Cefuroxim sind Blutgefäßentzündungen und -verstopfungen
möglich.
Wechselwirkungen
Chemotherapeutika, die das Wachstum von Bakterien hemmen, können die Wirkung von Cefuroxim
abschwächen oder sogar aufheben. Deshalb sollte
die Kombination mit Tetracyclinen, Erythromycin,
Sulfonamiden oder Chloramphenicol vermieden werden. Wird Cefuroxim zusammen mit AminoglykosidAntibiotika oder Schleifendiuretika eingenommen,
besteht die Gefahr der Nierenschädigung. Bei der
gemeinsamen Einnahme von Cefuroxim mit Antikoagulantien wird die blutverdünnende Wirkung verstärkt und es besteht die Gefahr einer erhöhten Blutungsneigung mit Hauteinblutungen. Cefuroxim kann
die Wirkung oraler Kontrazeptiva abschwächen. Die
gleichzeitige Anwendung mit Probenecid kann zu
erhöhten Konzentrationen von Cefuroxim in Blut und
Galle und damit zu einer Wirkungsverstärkung führen. Während der Behandlung mit Cefuroxim können
Standard-Laboruntersuchungen zur Bestimmung von
Eiweiß- und Zuckergehalt im Urin gestört sein.
Infusionen von Cefuroxim dürfen nicht gleichzeitig
mit calciumhaltigen Lösungen und Medikamenten
verabreicht werden, auch nicht über getrennte Kanülen. Außerdem dürfen calciumhaltige Mittel erst 48 h
nach der letzten Dosis von Cefuroxim verabreicht
werden, da sich sonst gefährliche Calciumpräzipitate
bilden können.
Kontraindikationen
Bei einer Überempfindlichkeit gegen Cephalosporine
darf Cefuroxim nicht angewendet werden. Bei Patienten mit einem erhöhten allergischen Risiko ist
Vorsicht geboten, da es verstärkt zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen kann. Kinder < 3 Monate
sind von der Behandlung mit Cefuroxim ausgeschlossen. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss eine Dosierungsanpassung erfolgen. Cefuroxim sollte während der Schwangerschaft, besonders
in den ersten drei Monaten, nur nach strenger Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden.
Es ist bekannt, dass Cefuroxim in die Muttermilch
übergeht. Es kann zu einer Störung der Darmflora
kommen, die Durchfall oder eine Darmentzündung
durch Sprosspilzbesiedelung zur Folge haben kann.
Außerdem besteht die Möglichkeit einer Sensibili11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
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10.1.1 Antibiotika: “-Lactam-Antibiotika
sierung des Säuglings. Aus diesen Gründen sollte
Cefuroxim auch während der Stillzeit nur nach strenger Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet
werden.
Cefuroxim STADA® (STADApharm), Tbl.
Elobact® (GlaxoSmithKline), Filmtbl., Granulat f.
Suspension z. Einnehmen
Dosierung
Kommentar
Cefuroxim gehört zur 2. Generation der Cephalosporine. Es zeigt im Vergleich zu Cephalosporinen
der 1. Generation eine verstärkte Wirkung gegen
gram-negative Stäbchen, vor allem gegen Haemophilus influenzae. Resistenzen zeigen Enterokokken
und Pseudomonaden. Cefuroxim besitzt eine hohe
Stabilität gegenüber “-Lactamasen.
Handelspräparate
Aprokam 50 mg (Théa Pharma), Tr.-Subst. f. Inj.Lsg.
CefuHEXAL® (HEXAL), Granulat f. Suspension z.
Einnehmen, Filmtbl.
Cefurax® (Aristo Pharma), Filmtbl.
Cefurox Basics (Basics), Tbl.
Cefuroxim 1A Pharma® (1A Pharma), Drg., Plv. f.
Suspension z. Einnehmen
Cefuroxim AbZ (AbZ-Pharma), Filmtbl.
Cefuroxim-Actavis (Actavis Deutschland), Plv. f.
Inj.-Lsg., – f. Inf.-Lsg.
Cefuroxim AL (ALIUD PHARMA), Tbl.
Cefuroxim axcount (axcount), Filmtbl.
Cefuroxim-CT (AbZ Pharma), Tr.-Saft, Filmtbl.
Cefuroxim HEXAL® (HEXAL), Tr.-Subst. f. Inj./
Inf.-Lsg.
Cefuroxim Heumann (Heunet Pharma), Filmtbl.
Cefuroxim-ratiopharm® (ratiopharm), Granulat f.
Suspension z. Einnehmen, Filmtbl., Tr.-Subst. f.
Inj./Inf.-Lsg., – f. Inj.-Lsg.
Cefuroxim saar® (MIP Pharma), Filmtbl., Tr.-Subst.
f. Inj.-Lsg.
11. Auflage, 7. Aktualisierungslieferung 2015
Carbapeneme und Monobactame
Neben den lange bekannten Penicillinen und Cephalosporinen hat man in weiteren Mikroorganismen
Substanzen mit “-Lactamstruktur gefunden. Sehr
groß war dabei das Interesse an den monocyclischen Verbindungen wie den von Actinomyceten
gebildeten Nocardicinen und den von Bakterien gebildeten Monobactamen. Allerdings verhinderten ihre
pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Eigenschaften ihren direkten Einsatz in der Therapie.
Inzwischen sind mehrere semisynthetische Derivate
entwickelt worden, von denen das vollsynthetische
Monobactam Aztreonam seit einigen Jahren genutzt
wird. Das Breitspektrum-Antibiotikum Thienamycin
wurde schließlich aus Kulturen von Streptomyces
cattleya isoliert. Durch geringfügige Modifizierung
hat man seine pharmakokinetischen Eigenschaften
verbessern können, und das so erhaltene Derivat als
Imipenem in die Therapie eingeführt. Ebenfalls Weiterentwicklungen stellen Ertapenem und Meropenem
dar.
Thienamycin und seine Derivate werden als Carbapeneme bezeichnet, da ihre Strukturen, allerdings nur
für ungeübte Augen, so aussehen wie Penicilline, bei
denen das Schwefelatom durch Kohlenstoff (Carba)
ersetzt wurde. Sie unterscheiden sich jedoch von
Penicillinen nicht nur in dieser Formalie, sondern
sehr wesentlich durch die Dehydroaminosäurestruktur, verantwortlich u. a. für die leichte Inaktivierung
durch Dehydropeptidase I in den Tubuluszellen der
Niere, weiter durch die Seitenkette am “-Lactamteil, die keinen acylierbaren Stickstoff enthält, und
schließlich durch den Schwefelsubstituenten an C-3,
der metabolisch leicht angegriffen werden kann.
Carbapeneme wurden zunächst als Reserveantibiotika gegen gram-negative Erreger, auch Krankenhauserreger, mit Erfolg eingesetzt, da lange keine
Resistenzen bekannt waren. Nach einer Mitteilung
des Robert-Koch-Instituts (2013) ist eine bedrohliche Resistenzentwicklung eingetreten, da inzwischen
zahlreiche Erreger nicht nur gegen fast alle anderen
Antibiotikaklassen sondern auch gegen Carbapeneme unempfindlich geworden sind.
Carbapeneme können die Serumkonzentrationen von
Valproinsäure senken, daher werden Bestimmungen der Serumkonzentrationen des Antiepileptikums
empfohlen.
Helwig/Otto: Arzneimittel
Antiinfektiva
Erw. und ältere Kdr. erhalten 3- bis 4-mal tgl. 0,75–
2 g als i.v.-Kurzinfusion oder i.m.-Injektion. Kdr.
3-mal tgl. 50 mg/kg KGW, bei Meningitis mindestens
4-mal tgl. anwenden.
Cefuroximaxetil: Erw. peroral 2-mal tgl. 250–500 mg,
bei Frauen mit unkomplizierten Harnwegsinfektionen 2-mal tgl. 125 mg, bei unteren Atemwegsinfektionen 2-mal tgl. 500 mg, bei unkomplizierter Gonorrhö
einmalig 1000 mg. Kdr. 2-mal tgl. 10–20(30) mg/kg
KGW, ab 5 J. 2-mal tgl. 125–250 mg.
Hinweis: Cefuroximpivoxetil ist in Deutschland nicht
im Handel, sämtliche Zubereitungen zur peroralen
Applikation enthalten Cefuroximaxetil.
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