M E D I Z I N Stefan Jäckle1 Frank Thonke2 Heiner Greten3 Nib Soehendra2 Zusammenfassung Die Applikation von Ligaturen ist das sicherste und effektivste Verfahren für die Therapie blutender Ösophagusvarizen. Im Fall einer massiven Ösophagusvarizen- oder Fundusvarizenblutung wird jedoch durch Injektion von N-Butyl(2)Cyanacrylat die höchste Blutstillungs- und geringste Rezidivblutungsrate erzielt. Nach jeder Varizenblutung muss wegen der hohen Rezidivblutungswahrscheinlichkeit eine konsequente endoskopische Varizentherapie erfolgen. Wegen der niedrigeren Komplikationsrate empfiehlt sich statt einer Sklerosierungstherapie zunächst eine Ligaturtherapie. Um spätere Rezidivblutungen zu verhindern, sollten nach erfolgreicher Ligaturtherapie kleine Restvarizen durch Injektion von Polidocanol sklerosiert werden. Die Ligaturtherapie könnte sich künftig auch für die Primärprävention von blutungsgefährdeten Ösophagusvarizen etablieren, wenn die Überlegenheit der Ligaturtherapie verglichen mit der ßBlocker-Therapie in weiteren Studien belegt werden kann. Schlüsselwörter: gastrointestinale Blutung, Endoskopie, Ösophagusvarize, Varizenblutung, Ligatur, Sklerosierungstherapie, Cyanacrylat. Summary Endoscopic Therapy in Variceal Gastrointestinal Bleeding Ligation has been demonstrated to be the most effective treatment modality for bleeding varices with the lowest rate of complications. Yet, in case of massive bleeding from esophageal or gastric varices injection of N-butyl(2)-cyanacrylate has been shown to be the treatment with the highest potential to control bleeding and with the least rebleeding rate. Once bleeding occurs varices have to be treated by endoscopic methods because of the high rebleeding rate. Ligation has been demonstrated to be superior to sclerotherapy in terms of complication rates. However, after elimination of large varices with ligation, smaller varices might be treated with sclerotherapy with polidocanol subsequently to avoid early recurrence of varices. Ligation will become the preferential treatment in primary prophylaxis of high risk varices as well, if further studies can confirm a benefit compared to ß-blocker treatment. Key words: gastrointestinal bleeding, endoscopy, esophageal varices, variceal bleeding, ligation, sclerotherapy, cyanacrylate A 608 Endoskopische Therapie bei variköser gastrointestinaler Blutung L angzeitstudien haben gezeigt, dass circa 90 Prozent aller Leberzirrhosepatienten im Verlauf ihrer Erkrankung Ösophagusvarizen ausbilden (7). Dabei kommt es bei 25 bis 30 Prozent der Fälle insbesondere innerhalb a res für einen Zirrhosepatienten des Stadiums C mit großen Ösophagusvarizen und „red spots“ bei 76 Prozent liegt, wird es für Child-A-Patienten mit kleinen Varizen ohne „red spots“ mit sechs Prozent angegeben (41). b Therapie einer blutenden Fundusvarize (a) durch Injektion von Histoacryl (b) des ersten Jahres nach Diagnosestellung zu einer Blutung (15, 41), die immer noch mit einer Letalität von 25 bis 30 Prozent verbunden ist. Dennoch versterben nur etwa 20 bis 30 Prozent aller Leberzirrhosepatienten an den Folgen einer Varizenblutung. Primärprävention der Varizenblutung Die Wahrscheinlichkeit einer Ösophagusvarizenblutung hängt von der Schwere der Lebererkrankung, der Größe der Varizen und dem Vorhandensein dünnwandiger Varizen, erkennbar an so genannten „red spots“, ab. Während das Risiko einer Ösophagusvarizenblutung innerhalb eines Jah1 Medizinische Klinik (Chefarzt: Prof. Dr. med. Stefan Jäckle) des Krankenhauses Sankt Adolf-Stift, Reinbek 2 Klinik für Interdisziplinäre Endoskopie (Direktor: Prof. Dr. med. Nib Soehendra) des Universitäts-Krankenhauses Eppendorf, Hamburg 3 Medizinische Kernklinik und Poliklinik (Direktor: Prof. Dr. med. Heiner Greten) des Universitäts-Krankenhauses Eppendorf, Hamburg Die Therapie mit ß-Blockern hat sich für die prophylaktische Therapie von Leberzirrhosepatienten und Ösophagusvarizen bewährt (9, 39). Die Ergebnisse einer prophylaktischen Sklerosierungstherapie schwanken erheblich innerhalb der publizierten Studien. In einer Metaanalyse (13) profitierten ausschließlich die mit Polidocanol behandelten Patienten mit einer Leberzirrhose des Stadiums Child C. Mit der Ligaturtherapie steht jedoch ein deutlich risikoärmeres und effektiveres endoskopische Verfahren für die Behandlung von Ösophagusvarizen zur Verfügung (Abbildung) (17). Blutungen, Strikturen, Perforationen und Mediastinitiden, die häufig nach Sklerotherapie beschrieben wurden, werden nach der Ligaturtherapie nur noch sehr selten beobachtet. Die Blutungshäufigkeit und blutungsbedingte Letalität konnten in ersten Studien durch die prophylaktische Ligatur verglichen mit unbehandelten Patienten gesenkt werden (20, 30). Eine von Sarin und Mitarbeitern veröffentlichte Studie zeigt erstmalig, dass das Blutungsrisi½ Jg. 98½ ½ Heft 10½ ½ 9. März 2001 Deutsches Ärzteblatt½ M E D I Z I N ko durch die Ligaturtherapie verglichen mit der ß-Blocker-Therapie effektiver vermindert werden kann (32). In dieser Studie kam es jedoch zu keiner signifikanten Reduktion der Gesamtletalität und der blutungsbedingten Letalität. Darüber hinaus wurde in der mit ß-Blockern behandelten Gruppe möglicherweise in Folge der verglichen mit anderen Studien niedrigeren Dosis eine hohe Blutungsrate beobachtet. Vorläufige Ergebnisse einer laufenden Studie ergaben keinen Vorteil der Ligatur verglichen mit der ß-BlockerTherapie (35). Eine derzeit in Deutschland durchgeführte multizentrische Studie wird möglicherweise zur Klärung des Stellenwerts einer prophylaktischen Varizentherapie beitragen. Die heutige Datenlage lässt noch keine eindeutige Empfehlung für eine prophylaktische Ligaturtherapie zu. Therapie der akuten Varizenblutung Die leichtgradige oder bereits während der Untersuchung spontan sistierende Ösophagusvarizenblutung lässt sich in der Regel problemlos durch die Ligatur behandeln, die sich verglichen mit der Sklerosierungstherapie als überlegen erwiesen hat. In einer 1995 publizierten Metaanalyse wurde nach der Ligaturtherapie eine geringere Rezidivblutungsrate, Gesamtletalität und blutungsbedingte Letalität im Vergleich zur Sklerosierungstherapie festgestellt. Liga´ Tabelle 1 1 C ´ Tabelle 2 C C ´ Ligaturtherapie von Ösophagusvarizen mit und ohne gleichzeitig durchgeführte Sklerosierungstherapie Referenz 31 32 L L/S L L/S L L/S Eradikation (Prozent) 92 88 60 71 64 54 81 86 Sitzungen (n) 2,3 2,4 2,7 4,9 3,3 4,1 3,6 3,8 Komplikationen (Prozent) 2 6 10 29 20 65 29 34 Rezidivblutungen (Prozent) 10 20 30 29 25 36 20 14 Rezidivvarizen (Prozent) 24 26 – – 16 23 6 21 L: Ligatur; L/S: Ligatur und simultane Sklerotherapie. turbedingte Ösophagusstrikturen wurden signifikant seltener beobachtet als nach Sklerotherapie (17). Zwischenzeitlich durchgeführte Studien konnten die Ergebnisse dieser Metaanalyse bestätigen (Tabelle 1) (16, 21, 22, 25). Für die Ligaturtherapie werden Blutstillungsraten von 86 Prozent (36), 89 Prozent (18), 94 Prozent (21, 22) bis 100 Prozent (16) angegeben. Als Alternative zur Ligaturtherapie können Miniloops (37) oder Hämoklipps (26) eingesetzt werden. Im Fall einer massiven Ösophagusvarizenblutung sind die Einschränkung der Sicht durch den Zylinderaufsatz des Multiligaturapparats und die ebenfalls hierdurch eingeschränkten Möglichkeiten Blut abzusaugen und zu spülen jedoch so gravierend, dass sich Therapie von blutenden Ösophagusvarizen oder Ösophagusvarizen nach einer durchgemachten Blutung durch Ligatur oder Sklerosierungstherapie Blutstillung (Prozent) Rezidivblutung (Prozent) Komplikationen (Prozent) L S L S L S 12 94 62 17 33 5 29 13 100 88 19 41 4 22 14 94 80 11 36 3 19 15 – – 26 50 10 36 16 86 77 36 48 2 22 17 89 89 26 44 24 56 L: Ligatur; S: Sklerotherapie. ½ Jg. 98½ ½ Heft 10½ ½ 9. März 2001 Deutsches Ärzteblatt½ 34 L/S ´ Referenz 33 L in diesen Fällen die Blutstillung durch N-Butyl(2)-Cyanacrylat (Histoacryl, Braun Melsungen, Deutschland beziehungsweise Glubran, GEM, Italien) anbietet (Abbildung) (4). Glubran ist für die Indikation der endoskopischen Behandlung von Varizen der Speiseröhre, des Magens und Zwölffingerdarms EU-CE-zertifiziert. Der in wässriger Form intravasal injizierte Gewebekleber N-Butyl(2)-Cyanacrylat härtet bei Berührung mit Blut innerhalb weniger Sekunden komplett aus, so dass eine sichere Obliteration der blutenden Varize erreicht wird. Um das Risiko einer Embolie zu minimieren, sollten pro Injektion nur 0,5 ml des N-Butyl(2)-Cyanacrylat-Gemisches (0,5 ml N-Butyl(2)-Cyanacrylat: 0,8 ml Lipiodol) injiziert werden, wobei im Fall sehr großer Varizen zum Teil mehrere Injektionen erforderlich sind, um eine komplette Obliteration zu erreichen. Voraussetzung für das Gelingen der Obliteration durch N-Butyl(2)Cyanacrylat ist die strikt intravasale Injektion. In Zweifelsfällen kann die intravasale Lage der Injektionsnadel durch vorherige Injektion von destilliertem Wasser geprüft werden. Die Mischung des Gewebeklebers N-Butyl(2)-Cyanacrylat mit Lipiodol erleichtert die Injektion, vergleichbare Ergebnisse durch die Injektion des unverdünnten Gewebeklebers wurden jedoch berichtet (11). Durch den Einsatz von N-Butyl(2)-Cyanacrylat gelingt es in 95 bis 100 Prozent aller Fäl- A 609 M E D I Z I N le, eine Ösophagusvarizenblutung zu reicht werden. Es kam bei 24 Prostillen (14, 24, 40). Um die oftmals dro- zent während des Krankenhausaufhende Rezidivblutung zu verhindern, enthalts und bei 28 Prozent innerhalb sollte neben der Obliteration der blu- von 30 Tagen zu einer Rezidivblutung tenden Varize eine konsequente Era- (38). Offensichtlich ist die N-Butyl(2)dikation der restlichen Varizen durch Cyanacrylat-Therapie nicht mit den Ligatur und gegebenenfalls zusätzli- gleichen Erfolgen wie in anderen Zencher Sklerosierungstherapie (Grafik) tren durchgeführt worden (14, 24, 40). erfolgen. Erst hierdurch kann das Blu- Aufgrund eigener Erfahrungen bei tungsrezidiv auf unter zehn Prozent in- mehr als 500 Patienten halten die Autonerhalb eines Jahres gesenkt werden ren die Therapie mit N-Butyl(2)(4). In einer randomisierten Studie Cyanacrylat bei schweren, durch andere wurde die N-Butyl(2)-Cyanacrylat- Methoden nicht sicher stillbaren Blutunund die anschließende Polidocanol-In- gen für gerechtfertigt. Leichtere Ösojektion zur Behandlung akuter Öso- phagusvarizenblutungen sollten durch phagusvarizenblutungen mit einer al- Ligatur behandelt werden. leinigen Polidocanol-InjektiGrafik on verglichen. Die Blutungsrezidivrate und KrankenhausVarizenblutung letalität war signifikant niedriger in der mit N-Butyl(2)-Cyanacrylat behandelten Gruppe (14). Die ÜberlegenÖsophagus Magen/Duodenum heit der Therapie mit N-Butyl(2)-Cyanacrylat und anschließenden SklerosierungsGeringradig/sistiert Massiv therapie verglichen mit einer alleinigen Sklerosierungstherapie mit Ethanolamin konnte Ligatur Histoacryl Histoacryl in einer weiteren randomisier+ Ligatur ten Studie demonstriert werden (40). Die Therapie mit NNach vier Tagen Nach vier Tagen Butyl(2)-Cyanacrylat ist nicht risikolos und bedarf daher einer strengen IndikationsstelGegebenenfalls Gegebenenfalls lung. Kasuistiken über EmboLigatur (1 – 3 x) Histoacryl lien in der Lunge, dem Gehirn und der Milz wurden publiNach sieben Tagen ziert (5). Während sich in mehreren Studien die N-Butyl(2)-Cyanacrylat-Injektion Gegebenenfalls verglichen mit der SklerosieSklerosierung rungstherapie für die Therapie der akuten Ösophagusvarizenblutung als Überlegen Erste Kontrolle Nach vollständiger erwiesen hat, erbrachte eine nach drei Wochen Eradikation von Sung und Mitarbeitern Kontrollen nach durchgeführte Vergleichsstudrei bis sechs die einer Injektionstherapie Monaten mit N-Butyl(2)-Cyanacrylat Nach vollständiger Eradikation und Natriumtetradecylsulfat weitere Kontrollen bei Patienten mit hepatozelim ersten Jahr lulärem Karzinom keine signialle drei Monate, fikanten Unterschiede. Allerspäter alle sechs Monate dings konnte in der mit N-Butyl(2)-Cyanacrylat behandelten Gruppe in 16 Prozent kei- Empfohlene Vorgehensweise bei einer akuten Varizenblune initiale Blutstillung er- tung A 610 Sekundärprävention der Varizenblutung Aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit einer Rezidivblutung nach durchgemachter Ösophagusvarizenblutung ist eine präventive Therapie obligat. Für die Sekundärprävention der Ösophagusvarizenblutung ist nach derzeitigem Kenntnisstand die endoskopische Therapie der ausschließlichen ß-Blocker-Therapie überlegen (3, 17). Aufgrund der geringeren Komplikationsrate und der geringeren Behandlungsdauer hat sich hierfür die Ligaturtherapie gegenüber der alleinigen Sklerosierungstherapie durchgesetzt (Tabelle 1). Da nach der alleinigen Ligaturtherapie Varizenrezidive rascher aufzutreten scheinen als nach Sklerosierungstherapie (2, 42) wurde geprüft, ob die Kombination beider Verfahren Vorteile gegenüber der alleinigen Ligaturtherapie bietet. Das raschere Wiederauftreten der Ösophagusvarizen nach der Ligaturtherapie verglichen mit der Sklerosierungstherapie ist möglicherweise durch die Schwierigkeit kleine Restvarizen zu ligieren und durch die inadäquate Obliteration der Venae perforantes zu erklären (10). Die simultane Kombination der Ligatur mit der Sklerotherapie (Polidocanol, Tetradecyl) bietet aufgrund der publizierten Studien keinerlei Vorteile gegenüber der alleinigen Ligaturtherapie. Die Behandlungsdauer konnte nicht verkürzt und die Komplikationsrate nicht reduziert werden (Tabelle 2) (1, 12, 19, 29). Dagegen scheint jedoch die mit niedrig dosiertem einprozentigen Polidocanol durchgeführte Therapie der nach erfolgreicher Ligaturtherapie verbleibenden kleinen Restvarizen mit einer sehr geringen Komplikationsrate einherzugehen und zu einer relevanten Verzögerung des Wiederauftretens von Rezidivvarizen zu führen (23). Nach einer durchgemachten Ösophagusvarizenblutung sollte zunächst eine Ligaturtherapie erfolgen. Eine komplette Varizeneradikation kann durch eine anschließende Sklerosierungstherapie erreicht werden. ½ Jg. 98½ ½ Heft 10½ ½ 9. März 2001 Deutsches Ärzteblatt½ M E D I Z I N Therapie von Magenvarizen Blutungen aus Magenvarizen treten seltener auf als Blutungen aus Ösophagusvarizen, sind aber häufig massiv und mit einer hohen Letalität verbunden (31). Die Effektivität der Therapie der Magenvarizen durch intravasale Injektion von N-Butyl(2)-Cyanacrylat (34) konnte zwischenzeitlich durch mehrere Studien validiert werden (14, 40). Verglichen mit der Sklerosierungstherapie durch Ethanolamine oleate kommt es nach der Obliteration der Magenvarizen durch N-Butyl(2)-Cyanacrylat zu einer signifikant höheren initialen Blutstillungsrate und einer geringeren Letalität (27). Die intravasale Injektion von Thrombin (28) und die kombiniert para- und intravasale Injektion von hypertoner Glucoselösung (6) sowie absolutem Alkohol (33) wurden ebenfalls erprobt. Während durch die Sklerosie- rungstherapie junktionaler Varizen mit absolutem Alkohol bei 94 Prozent eine Obliteration gelang, ist dies bei isolierten Fundusvarizen bei 41 Prozent mit einer Rezidivblutungshäufigkeit von 53 Prozent möglich (27). Aufgrund der zum Teil großen Ausdehnung der Magenvarizen muss deshalb vor einer Sklerosierungstherapie gewarnt werden, da die Blutstillung unsicher ist und die Gefahr von Nekrosen und einer massiven Blutung beziehungsweise Perforation besteht. Bevorzugt werden sollten Verfahren, die zu einer sofortigen Obliteration der Varizen führen. Hierfür hat sich insbesondere die Therapie mit N-Butyl(2)Cyanacrylat bewährt. Die Ligaturtherapie mit dem Endoloop (Olympus Optical Co., Hamburg) wurde ebenfalls zur Behandlung von Magenvarizen eingesetzt (8, 42). Trotz der in diesen Arbeiten guten Blutstillungsraten und niedrigen Rezidivblutungsraten muss das methodenbedingte Risiko der Ligatur ausgedehnter Fundusvarizen in weiteren großen Untersuchungen überprüft werden. Solange beide Methoden bislang nicht in randomisierten Studien verglichen wurden, ist aufgrund der weltweit guten Erfahrungen N-Butyl(2)-Cyanacrylat für die Behandlung großer Magen- und Duodenalvarizen zu präferieren. ❚ Zitierweise dieses Beitrags: Dt Ärztebl 2001; 98: A 608–611 [Heft 10] Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist. Anschrift für die Verfasser: Prof. Dr. med. Stefan Jäckle Medizinische Klinik des Krankenhauses Sankt Adolf-Stift Hamburger Straße 41 21465 Reinbek Referiert Laparoskopische Cholezystektomie Im Lancet wurden kürzlich Daten einer zehnjährigen (1989–1999) retrospektiven Untersuchung über die Cholezystektomie in 51 kommunalen schottischen Krankenhäusern publiziert. Von besonderem Interesse waren in diesem Jahrzehnt des Wechselns von der konventionellen zu laparoskopischen Cholezystektomie die Cholezystektomierate, die Krankenhausverweildauer sowie die postoperative Mortalität. Im Beobachtungszeitraum stieg die Rate der Cholezystekomien um 20 Prozent, davon wurden am Ende (mit großer Streuung) 80 Prozent laparoskopisch durchgeführt. Die Liegezeit sank von acht Tagen auf 2,9 Tage. Die postoperative Mortalität zeigte zwar fallende Tendenz, war jedoch nicht signifikant verringert. Wie bereits aus anderen Studien bekannt, sank die postoperative Mortalität mit steigender Erfahrung des Chirurgen mit der laparoskopischen Methode. ½ Jg. 98½ ½ Heft 10½ ½ 9. März 2001 Deutsches Ärzteblatt½ Die Autoren sehen aufgrund dieser Daten derzeit eine kürzere Liegedauer als einzig greifbaren Fortschritt der laparoskopischen Cholezystektomie. Ob die beobachtete höhere Anzahl von Eingriffen berechtigt ist, bleibt ihrer Ansicht nach offen. Für die Zukunft erwarten sie mit zunehmender Erfahrung der Chirurgen mit der neuen Methode einen weiteren Rückgang der Liegedauer als auch acc der postoperativen Mortalität. McMahon AJ et al.: Impact of laparoscopic cholecystectomy: a population-based study. Lancet 2000; 356: 1632–1637. Andrew McMahon, Dep. of Surgery, Stobhill Hospital, North Glasgow University Hospitals NHS Trust, Glasgow G21 3UW, Schottland. Referiert Handys und Hirntumoren Die Behauptung, dass häufige HandyBenutzung zu Hirntumoren führen könnte, wurde in Krankenhäusern in Phönix, Boston und Pittsburgh bei 782 Patienten untersucht, bei denen Hirn- tumoren in den Jahren 1994 bis 1998 (489 Gliome, 197 Meningiome und 96 Akustikusneurinome) festgestellt worden waren. Als Kontrollen dienten 799 Patienten der gleichen Krankenhäuser. Das relative Risiko bei mehr als 100 Stunden Handy-Nutzung lag für die Gliome bei 0,9, für die Meningiome bei 0,7, für Akustikusneurinome bei 1,4 und für alle Hirntumoren zusammen bei 1,0. Es ergab sich auch kein erhöhtes Risiko bei den Personen, die täglich das Handy 60 oder mehr Minuten benutzten. Auch bezüglich der Seitenlokalisation der Hirntumoren und der Kopfseite, wo das Handy benutzt wurde, ergaben sich keine Korrelationen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Hypothese, die häufige Benutzung vom Handy könne Hirntumoren induzieren, nicht zutreffend sei, doch sei möglicherweise der Beobachtungszeitraum noch zu kurz, um definitive Aussagen zu treffen. w Inskip PD, Tarone R E, Hatch E E et al.: Cellular-telephone use and brain tumors. N Engl J Med 2001; 344: 79–86. Dr. Inskip, Executive Plazas, Rm 7052, 6120 Executive Blvd., Rockride MD 20852, USA. A 611