Elektrodynamik Theoretische Physik B WS 2010/2011 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Inhaltsverzeichnis 1 Die Maxwellgleichungen 4 1.1 Ladungen und Ströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2 Differentielle Maxwellgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.3 Kramers-Kronig-Beziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 1.4 Integrale Maxwellgleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1.5 Mikroskopische und Makroskopische Elektrodynamik . . . . . . . . . . . 15 2 Elektrostatik 21 2.1 Elektrisches Feld im Vakuum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.2 Skalares Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.3 Energie des elektrischen Feldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.4 Multipolentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.5 Energien und Kräfte bei Anwesenheit von Medien . . . . . . . . . . . . . 43 2.6 Übergangsbedingungen an Grenzflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 2.7 Clausius-Mossotti-Beziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2.8 Das Randwertproblem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 2.8.1 Die Greenschen Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 2.8.2 Eindeutigkeit der Lösung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 2.8.3 Schein- und Influenzladungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 2.8.4 Methode der Greenschen Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 2.8.5 Kapazitätskoeffizienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 3 Magnetostatik 72 3.1 Vektorpotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 3.2 Magnetische Multipolentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 3.3 Magnetische Kraftwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83 3.4 Magnetische Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 2 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 3.5 Grenzbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 3.6 Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4 Quasistationäre Felder 96 4.1 Faradaysches Induktionsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Kirchhoffsche Regeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 5 Volles Systen der Maxwellgleichungen 97 107 5.1 Energiebilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 5.2 Eichtransformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 5.3 Freie elektromagnetische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 5.4 Transparente lineare Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 5.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 5.5.1 Multipolentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 5.5.2 Elektrische Dipolstrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 6 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 139 6.1 Lorentz-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 6.2 Pseudoeuklidischer Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 6.3 Elektromagnetische Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 7 Anhang: Hamilton-Prinzip 153 3 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 1 Die Maxwellgleichungen 1.1 Ladungen und Ströme Elektrische Ladungen sind an Materie gebunden. Ladungseinheit: Coulomb (C) 1C = 1As Die Ladung ist eine skalare und extensive Größe. Q1 und Q2 seien Ladungen in disjunkten Raumbereichen. Die Gesamtladung beträgt somit: Q = Q1 + Q2 Für Q = 0 gilt nicht Q1 = Q2 = 0, da es sowohl negative, als auch positive Ladungen gibt. Freie Ladungen sind immer Vielfache einer Elementarladung e = 1, 602 · 10−19 C. Oft ist es sinnvoll mit der Ladungsdichte zu arbeiten. ∆Q ∆V →0 ∆V ρ(~r) = lim ∆Q ist hierbei die Ladung in ∆V . Offensichtlich gilt: Z Q(t) = d3~rρ(~r, t) Für die Beschreibung von Punktladungen gilt: ρ(~r) = q · δ(~r − ~r 0 ) Analog gilt für mehrere Punktladungen ρ(~r) = N X qα · δ(~r − r~α ) α=1 4 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Falls die Punktladungen beweglich auf der Bahnkurve r~α (t) sind gilt: ρ(~r, t) = N X qα · δ(~r − r~α (t)) α=1 Bei einer Ladungsänderung in einfach zusammenhängendem Raumbereich V ergibt sich: ∆Q = ∆Q(1) + ∆Q(2) Dabei ist ∆Q(1) die im Raumbereich erzeugte bzw. vernichtete Ladung und ∆Q(2) die durch die Oberfläche zu-/abgeflossene Ladung. Die pro Zeiteinheit durch die Oberfläche (V ) fließende Ladung gibt Anlaß zum Ladungsstrom. ∆Q(2) ∆t→0 ∆t I = − lim Für I < 0 fließt der Strom nach innen und für I > 0 fließt der Strom nach außen. Mit Hilfe der Erzeugungs-/Vernichtungsrate Λ ≡ Q̇(1) im Volumen V gilt folgende Bilanzgleichung: Q̇ + I = Λ Die Erfahrung besagt, daß es keine Quellen oder Senken für elektrische Ladungen gibt. Daraus folgt der Erhaltungssatz für die elektrische Ladung. Q̇ + I = 0 Für die differentielle Betrachtung definieren wir die Stromdichte senkrecht zum Flächenelement ∆a. ∆I ∆a→0 ∆a jn = j⊥ = lim 5 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Z da j⊥ (~r, t) I(t) = a mit j⊥ = ~en · ~j(~r, t) wobei ~j(~r, t) das Vektorfeld der Strömung bzw. das Stromdichtefeld ist. Mit Hilfe von da ~en = d~a folgt somit Z I(t) = d~a · ~j(~r, t) a Für das Stromdichtefeld bewegter Punktladungen gilt: ~j(~r, t) = N X qα · ~r˙α (t) · δ(~r − ~rα (t)) α=1 Damit können wir den Erhaltungssatz der Ladungen formulieren als Z Z d 3 d~a · ~j(~r, t) = 0 d ~rρ(~r, t) + dt V (V ) | {zR } | {z } V =const: d3 ~ rρ̇(~ r,t) R V ~ ~j(~ d3 ~ r ∇· r,t) Damit ergibt sich die lokale (diefferentielle) Form der Ladungserhaltung, die sogenannte ”Kontinuitätsgleichung ”: ~ · ~j = 0 ρ̇ + ∇ 1.2 Differentielle Maxwellgleichungen Im Vakuum kann der elektromagnetische Zustand des Raumes durch zwei Vektorfelder beschrieben werden: ~ r, t) • elektrisches Feld E(~ 6 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ r, t) • magnetisches Induktionsfeld B(~ Im Inertialsystem sind diese Felder mit Ladungsdichten und Stromdichten verknüpft durch folgende Gleichungen: ~ ·B ~ = 0 homogene M W G im V akuum ∇ ~ ×E ~ +B ~˙ = 0 homogene M W G im V akuum ∇ ~ ·E ~ = 1 ·ρ ∇ 0 1 ~ ×B ~ − ·E ~˙ = µ0 · ~j ∇ c2 inhomogene M W G im V akuum inhomogene M W G im V akuum Vs mit µ0 = 4π · 10−7 Am , 0 = 8, 854 · 10−12 VAsm , 0 · µ0 = 1 c2 mit c = 3 · 108 ms . Bemerkung: Die Maxwellgleichungen sind linear. ⇒ Felder können sich überlagern ohne sich gegenseitig zu beeinflussen. Die Maxwellgleichungen beschreiben den Einfluß von Ladungen und Strömen auf Felder, welche ihrerseits auf geladene Teilchen wirken. Ein System von N Punktladungen qα erfährt die Lorentz-Kraft: N N X X ~ rα (t), t) + qα~r˙α (t) × B(~ ~ rα (t), t) ~ ~ F = Fα = qα E(~ α=1 α=1 Die zugehörige Kraftdichte ergibt sich aus: ~ r, t) + ~j(~r, t) × B(~ ~ r, t) f~(~r, t) = ρ(~r, t)E(~ Diese erfüllt F~ = Z d3~rf~(~r, t) V 7 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Die Maxwellgleichungen im Vakuum beschreiben elektromagnetische Eigenschaften der Materie korrekt, aber sind für makroskopische Systeme oft unpraktisch: typischerweise sind 1023 Einzelladungen zu berücksichtigen. Beispiel: In der Optik müssten alle Blenden, Linsen und Spiegel auf atomistischem Niveau beschrieben werden. ⇒Mittelung über atomistische Strukturen ⇒makroskopische Maxwellgleichungen, die nur noch makroskopisch relevante Ladungen enthalten Die mikroskopischen Informationen sind jetzt in Polarisation P~ (~r, t) und ~ (~r, t) Magnetisierung M enthalten. Wir definieren das Verschiebungsfeld ~ r, t) = 0 E(~ ~ r, t) + P~ (~r, t) D(~ und die magnetische Feldstärke ~ r, t) = 1 · B(~ ~ r, t) − M ~ (~r, t) H(~ µ0 8 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Dafür gelten jetzt die makroskopischen Maxwellgleichungen: ~ ·B ~ =0 ∇ ~ ×E ~ +B ~˙ = 0 ∇ ~ ·D ~ =ρ ∇ ~ ×H ~ −D ~˙ = ~j ∇ Hierbei sind ρ und ~j jetzt die makroskopisch relevanten Ladungs- und Stromdichten. Ein ~ und in H-Feldern ~ Teil der Ladungs- und Stromdichten ist jetzt bereits in D enthalten. Der materialspezifische Zusammenhang zwischen Feldern und Polarisation/Magnetisierung wird durch die Materialgleichung bestimmt. Im allgemeinsten Fall wird dies durch Funktionale bestimmt. h i h i ~ r, t), B(~ ~ r, t) ⇒ D(~ ~ r, t) = D ~ E(~ ~ r, t), B(~ ~ r, t) P~ (~r, t) = P~ E(~ h i h i ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ M (~r, t) = M E(~r, t), B(~r, t) ⇒ H(~r, t) = H E(~r, t), B(~r, t) Spezialfall: lineare Medien, lokaler Zusammenhang Z Pi (~r, t) = 0 ∞ dt0 | 0 {z } dielektrische Suszeptibilitaet z }| { χij (~r, t0 ) Ej (~r, t − t0 ) + ... + (0) Pi (~r, t) | {z } thermische F luktationen Kausalitaet Das Zeitintegral trägt der Kausalität Rechnung und läuft effektiv nur über die endliche Zeit, die durch das Gedächtnis des Systems gegeben ist. Die thermischen Fluktationen werden im folgenden vernachlässigt. 9 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Bei der Betrachtung im Frequenzraum ergibt sich: Z ~ ~ r, ω) E(~r, t) = dω e−iωt E(~ Z P~ (~r, t) = dω e−iωt P~ (~r, ω) Z ∞ dτ χij (~r, τ )eiωτ χij (~r, ω) = 0 Damit ergibt sich für die Materialgleichung Pi (~r, ω) = 0 χij (~r, ω)Ej (~r, ω) ~ = 0 E ~ + P~ ergibt sich: Mit D Di (~r, ω) = 0 (δij + χij (~r, ω)) Ej (r, ω) | {z } ij (~ r,ω) wobei ij (~r, ω) der komplexwertige Dielektrizitätstensor ist. Spezialfall: schmalbandige Felder ij (~r, ω) ≈ ij (~r, ω0 ) ≡ ij (~r) dann gilt approximativ Di (~r, t) = ij (~r)Ej (~r, t) bzw. für isotrope Medien ~ r, t) = (~r)E(~ ~ r, t) D(~ Oft = 0 · r , wobei r die relative Dielektrizitätskonstante und (~r) die Dielektrizitätskonstante ist. Analog können die magnetischen Medien betrachtet werden. Für isotrope Medien gilt: ~ r, t) = H(~ 1 µ(~r) |{z} ~ r, t) mit µr = · B(~ P ermeabilitaet 10 µ µ0 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 1.3 Kramers-Kronig-Beziehung Sind Real- und Imaginärteil der Suszeptibilität Z ∞ dτ eiωτ χ(τ ) χ(ω) = 0 voneinander unabhängig? Untersucht wird folgendes Kurvenintegral in der komplexen Ebene: I χ(ω) dω I = lim η→+0 C ω − ω0 + iη Z ∞ dτ exp {−τ Imω + iτ Reω} χ(τ ) χ(ω) = 0 Dieses Integral ist endlich für Im ω > 0 (obere Halbebene). Falls Im ω = 0, so gilt: Z ∞ Z iτ Reω < dτ e χ(τ ) 0 ∞ dτ eiτ 0 Reω Z χ(τ ) = dτ χ(τ ) = χs 0 11 ∞ Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Für statische Felder gilt: ∞ Z 0 dτ χ(τ ) E(t − τ ) = 0 χs Es | {z } P (t) = Ps = 0 Es ⇒ χ(ω) ist in der gesamten oberen Halbebene regulär. Bemerkung: Dies ist Folge der Kausalität, d.h. der unteren Integrationsgrenze in χ(ω) = R∞ 0 dτ eiωτ χ(τ )! ⇒Der Integrand von I hat keine Polstelle innerhalb von C ∞ Z ⇒ I = 0 = lim η→0 iϕ Mit ω = ω0 + R e Z Kreisbogen −∞ χ(ω) dω + ω − ω0 + iη Z χ(ω) dω ω − ω0 Kreisbogen gilt: χ(ω) dω = i ω − ω0 Z 0 π χ(ω0 + R eiϕ ) R eiϕ dϕ = i R eiϕ Z π χ(ω0 + R eiϕ ) dϕ 0 mit Z iϕ ∞ dτ exp {−τ R sin ϕ + iτ [ω0 + R cos ϕ]}χ(τ ) χ(ω0 + R e ) = 0 Dies verschwindet für R → ∞ und für 0 < ϕ < π. Z ∞ χ(ω) ⇒ lim dω = 0 η→0 −∞ ω − ω0 + iη Z ∞ Z ∞ (ω − ω )χ(ω) iηχ(ω) 0 0 = lim dω − dω 2 2 η→0 −∞ (ω − ω0 )2 + η 2 −∞ (ω − ω0 ) + η {z } | {z } | (1) (2) Es folgt für (1) Z ∞ −∞ (ω − ω0 )χ(ω) η→0 dω → C.H. 2 2 (ω − ω0 ) + η Z ∞ −∞ χ(ω) dω ω − ω0 und für (2) Z ∞ −∞ iηχ(ω) 1 η dω mit δ(x) = lim 2 2 2 (ω − ω0 ) + η π η→0 x + η 2 12 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Z ∞ δ(ω − ω0 )χ(ω)dω → iπ χ(ω0 ) ⇒ −iπ −∞ 1 ⇒ χ(ω0 ) = C.H. iπ 0 Z ∞ −∞ χ(ω) dω ω − ω0 00 Mit χ(ω) = χ (ω) + iχ (ω) folgen die Kramer-Kronig-Relationen: Z ∞ 1 χ (ω0 ) = C.H. π Z−∞ ∞ 1 χ00 (ω0 ) = − C.H. π −∞ 0 χ00 (ω) dω ω − ω0 χ0 (ω) dω ω − ω0 D.h. Realteil und Imaginärteil der Suszeptibilität (und damit auch der dielektr. Funktion) sind nicht frei wählbar. Bemerkung: • Sind keine Materialeigenschaften sondern Ausdruck des Kausalitätsprinzips • praktische Relevanz: aus der Messung von χ00 wird typischerweise χ0 bestimmt 13 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ω1 und ω2 werden Mediumresonanzen genannt. Dort tritt der Energieverlust des elektromagnetischen Feldes auf. 1.4 Integrale Maxwellgleichungen ~ ·B ~ =0 ∇ (1) ~ ×E ~ +B ~˙ = 0 ∇ (2) ~ ·D ~ =ρ ∇ (3) ~ ×H ~ −D ~˙ = ~j ∇ (4) Wir integrieren (3) über dem Volumen V Z ~ ·D ~ = d ~r ∇ } | V {z Z d3~r ρ | V {z } 3 R (V ) ~ d~a·D Q→Gesamtladung in V ⇒ Der Fluß des Verschiedungsfeldes durch die Oberfläche eines Volumens ist gleich der darin enthaltenen Ladung. Beim integrieren über (1) ergibt sich: Z ~ =0 d~a · B (V ) ⇒ Der Fluß der magnetischen Induktion durch die Oberfläche eines jeden endlichen Volumens verschwindet → @ magnetische Ladungen Wir integrieren (4) über der Fläche a: Z Z Z ~ ~ ~˙ d~a · ∇ × H = d~a · ~j + d~a · D a |a {z } | a {z } R (a) I ~ d~ r ·H 14 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Für zeitlich unveränderliche Flächen gilt: Z Z d ~ =I+ ~ d~r · H d~a · D dt a (a) D.h. die Ladungsströme I und die “Verschiebungsströme“ d dt R a ~ führen zu Wirbeln d~a · D des magnetischen Feldes. Analog ergibt sich aus (2) das sogenannte “Induktionsgesetz“: Z Z d ~ ~ d~r · E = − d~a · B dt a (a) D.h. zeitlich veränderlicher magnetischer Fluß führt zu Wirbeln des elektrischen Feldes, d.h. zur Induktion. Bemerkung: • Integrale und differentielle Maxwellgleichungen sind offensichtlich äquivalent. • Historisch gesehen wurde zuerst die integrale Form gefunden. → physikalisch anschaulicher • Die differentielle Form ist gelegentlich mathematisch geeigneter. 1.5 Mikroskopische und Makroskopische Elektrodynamik d dt ~ ·D ~ =ρ ∇ ~ ·D ~˙ = ρ̇ ∇ (∗) ~ ·∇ ~ ×H ~ −D ~˙ = ~j ∇ ~ ~ ×H ~ ~ ·D ~˙ = ∇ ~ · ~j ∇ } | ·∇ {z } − |∇{z 0 (∗)=ρ̇ 15 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ · ~j = 0 ⇒ ρ̇ + ∇ D.h. die Maxwellgleichungen enthalten die Ladungserhaltung, welche hier abgeleitet ist für die makroskopischen Ladungen. Offensichtlich gilt dies auch für die mikroskopischen Ladungen: d 1 0 ~ ~ ∇·E = ρ dt 0 ~ ·E ~˙ = 1 ρ̇0 ∇ 0 1 ~ ~ ×B ~− E ~˙ = µ0~j 0 ∇ ·∇ 2 c ~˙ = µ0 ∇ ~ · ~j 0 ~ · ∇ ~ ×B ~ − 1E ∇ 2 c ⇒− 1 1 ~ · ~j 0 · ρ̇0 = ∇ 2 c 0 · µ0 mit 0 · µ0 = Es gilt: ~ ·D ~ =ρ ∇ (∗) ~ ×H ~ −D ~˙ = ~j ∇ (∗∗) ~ und H-Feld ~ ~. Wir eliminieren D zu Gunsten von P~ und M ~ = 0 E ~ + P~ D 1 ~ ~ ~ H= B−M µ0 Aus (∗) folgt: ~ ·E ~ = 1 ρ−∇ ~ · P~ = 1 ρ0 ∇ 0 | {z } 0 ρ0 =ρ+ρ00 ~ · P~ gilt. wobei ρ00 = −∇ Aus (∗∗) folgt: ~ × ∇ 1 ~ ~ ~˙ − P~˙ = ~j B−M − 0 E µ0 16 1 c2 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 1 1 ˙ ˙ ~ ×B ~− E ~ = µ0 ~j + P~ + ∇ ~ ×M ~ ⇒∇ c2 µ0 {z } | ~j 0 =~j+~j 00 ˙ wobei ~j 00 = P~ + 1 ~ ∇ µ0 ~ ist. ×M D.h. wir haben makroskopische Maxwellgleichungen (∗)/(∗∗) in die Form der mikroskopischen Maxwellgleichungen gebracht, ~ ·E ~ = 1 ρ0 ∇ 0 1 ˙ ~− E ~ ×B ~ = µ0~j 0 ∇ c2 jedoch für modifizierte Ladungen und Stromdichten ρ0 und ~j 0 . Sowohl für ρ0 und ~j 0 , als auch für ρ und ~j gilt die Kontinuitätsgleichung. ρ, ~j: “sichtbare“ oder “freie“ Ladungen bzw. deren Stromdichte ρ00 , ~j 00 : “unsichtbare“ oder “gebundene“ Ladungen bzw. deren Stromdichte, die Anlaß ~ des Mediums geben zur Polarisation P~ und Magnetisierung M Interpretation der unsichtbaren Ladungen? Wir betrachten einen makroskopischen Körper mit endlichem Volumen. 17 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 00 Z 3 d ~r Q = V Z 00 ρ =− |{z} ~ P ~ =−∇· d~a · P~ = 0 (V ) Da P~ außerhalb des Körpers verschwindet, resultiert die Ladungsdichte der unsichtbaren Ladungen in verschwindender Gesamtladung. Für weitere Betrachtungen definieren wir eine Mittelung der Feldfunktion mit einer reellen Testfunktion g(~r): Z d3~r0 g(~r0 ) F (~r − ~r0 , t) hF (~r, t)i = Diese Testfunktion ist isotrop, auf Eins normiert und glatt im Bezug auf den Abstand atomarer Bausteine. Offensichtlich gilt: ∂F (~r − ~r0 , t) ∂xi Z ∂ r − ~r0 , t) ∂F (~r − ~r0 , t) 3 0 0 ∂F (~ hF (~r, t)i = d ~r g(~r ) = ∂t ∂t ∂t Angewendet auf die Maxwellgleichungen heißt das, daß die Mittelung der mikroskopi∂ hF (~r, t)i = ∂xi Z ∂F (~r − ~r0 , t) d ~r g(~r ) = ∂xi 3 0 0 schen Gleichungen resultieren in: D E D E ~ ·B ~ =∇ ~ B ~ =0 → ∇ ~ ·B ~ = 0 (makroskopische Gleichung) ∇ 18 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik D D E ~ D E ∂ B ˙ ~ ×E ~ +B ~ ~ ~˙ = 0 (makroskopische Gleichung) ~ ~ ~ → ∇ ∇×E +B =∇× E + ∂t E Jetzt werden die inhomogenen Gleichungen betrachtet: D E D E ~ ·E ~ = 1 hρi ~ ~ ~ ~ = 1 hρi → ∇ ∇·E =∇· E 0 0 und D E ~ D E D D E E ∂ E 1 1 ~˙ ~ ~ ~ ~ ×B ~ − 1E ~˙ = µ0 ~j ~ ∇ × B − 2E = ∇ × B − 2 = µ0 ~j → ∇ c c ∂t c2 Nun wird die Ladungsdichte genauer betrachtet: ρ(~r, t) = + ρ (~r, t) | f {z } f reie Ladungen ρat (~r, t) = ρ (~r, t) | at{z } atomare Ladungen alleX Atome ρn (~r, t) n alle Ladungen des n−ten Atoms ρn (~r, t) = X qαn δ(~r − ~rαn (t)) αn Nun werden Mittelpunktskoordinaten ~rn und Relativkoordinaten ~rαn eingeführt ~rαn → ~rn + ~rαn damit hρ(r, t)i = X Z qαn d3~r g(~r) δ(~r − ~r0 − ~rn (t) − rnα (t)) = αn X qαn g [~r − ~rn (t) − ~rnα (t)] αn Nun wird die Taylor-Entwicklung innerhalb des Atoms gemacht. n o X ~ · ~rαn g(~r − ~rn ) + ... hρn i = qαn g(~r − ~rn ) − ∇ αn mit qn = P αn P qαn als Gesamtladung des n-ten Atoms und d~n = rαn (t) als αn qαn ~ Dipolmoment des n-ten Atoms. Hieraus folgt: D E ~ d~n (t) g(~r−~rn )+... = hqn δ(~r − ~rn (t)i−∇· ~ d~n (t) δ(~r − ~rn (t)) +... hρn (~r, t)i = qn g(~r−~rn (t))−∇· 19 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Nun wird über alle Beiträge summiert und ausgenutzt, daß gilt + * X ρ(~r, t) ≡ ρf (r, t) + qn (t) δ(~r − ~rn (t)) * n X P~ (~r, t) ≡ + d~n (t) δ(r − rn (t)) n Damit wurde gezeigt, daß folgendes gilt: ~ · P~ (~r, t) ≡ ρ0 (~r, t) hρi = ρ(~r, t) − ∇ | {z } ρ00 Wobei ρ(~r, t) als “wahre“, “freie“ Ladung, ρ00 als “unsichtbare“ Ladung und ρ0 (~r, t) als ~ Quelle des gemittelten E-Feldes bezeichnet wird. Analog hierzu die Betrachtung für die mikroskopische Stromdichte im ruhenden Medium. ~j(~r, t) = X qα ~r˙α (t) δ(~r − ~rα (t)) α Dies führt auf D E ~ ~ r, t) ~j(~r, t) → ~j 0 (~r, t) = j(~r, t) + P~˙ (~r, t) + µ−1 0 ∇ × M (~ mit der Magnetisierung ~ (~r, t) = M * X + m ~ n (t) δ(~r − ~rn (t)) n wobei das magnetische Moment des n-ten Atoms m ~ n definiert ist durch: X µ0 q α 1 X n ~ m ~ n = µ0 qαn ~rαn (t) × ~r˙αn (t) = L αn 2 2m αn α α n n ~ αn dem Drehimpuls der Ladung αn Hierbei entspricht L ~ und P~ wurden auf atomistische Größen der Materie zurückgeführt. ⇒M 20 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 2 Elektrostatik 2.1 Elektrisches Feld im Vakuum Wir untersuchen zunächst zeitunabhängige Felder. ~˙ = D ~˙ = B ~˙ = H ~˙ = 0 E damit vereinfachen sich die Maxwellgleichungen zu ~ ·D ~ =ρ ∇ ~ ×E ~ =0 ∇ ~˙ · B ~ =0 ∇ ~ ×H ~ = ~j ∇ Bei den ersten beiden Gleichungen handelt es sich um elektrische Feldgleichungen, welche der Elektrostatik angehören, und bei den letzten beiden Gleichungen um magnetische Feldgleichungen (Magnetostatik). Voraussetzungen für statische Felder? ~˙ = 0 ⇒ 0 = ∇ ~D ~˙ = ρ̇ D wegen ~ ~j = 0 ⇒ ∇ ~ ~j = 0 ρ̇ + ∇ ⇒ Es existieren keine Stromquellen im Endlichen. ~˙ = 0 ⇒ 0 = ∇ ~ ×H ~˙ = ~j˙ ⇒ ~j˙ = 0 H ⇒ Die Stomdichte ist zeitlich konstant. 21 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Bemerkung: ˙ ρ̇ = 0 und ~j = 0 mit ~j 6= 0 nur für “verschmierte“ Ladungs- und Stromdichte erfüllbar, da für punktförmige Ladungen gilt: ρ= X qα δ(~r − ~rα ) und daher ρ̇ = 0 ruhende Ladungen bedeutet Elektrisches Feld von Punktladungen? Sei ρ(~r) = q δ(~r) ~ ·D ~ =ρ ∇ ~ · E(~ ~ r) = q δ(r) ⇒ 0 ∇ weiter gilt: ~ ×E ~ =0 ∇ Wir suchen nun die Lösung dieser beiden Differentialgleichungen. Das Problem ist kugelsymmetrisch: ~r r ~ ×E ~ = 0 erfüllt wird. Das Feld ist wirbelfrei, was heißt, daß automatisch ∇ ~ r) = E(r) ⇒ E(~ Es bleibt weiterhin: Z d3~r ~ · E(~ ~ r) = q δ(r) 0 ∇ Z ~ E(~ ~ r) = q 0 d3~r ∇ V | {z } = Z ~ r) 0 d~a · E(~ (V ) 22 V Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Bei Integration über einer Kugel vom Radius r ergibt sich: Z ~ r) = 4π r2 0 E(r) 0 d~a · E(~ (V ) ⇒ E(r) = 1 q · 2 4π 0 r ~ ⇒ E(r) = q ~r · 3 4π 0 r Verallgemeinert gilt für Nα Punktladungen an ~rα : ~ E(r) = 1 X ~r − ~rα qα 4π 0 α |r − rα |3 Übergang zur kontinuierlichen Ladungsverteilung: Z ~r − r~0 1 ~ d3~r0 ρ(~r0 ) E(r) = 4π 0 |r − r0 |3 ⇒ “quellenmäßige Darstellung“ des E-Feldes Beispiele zur Feldberechnung: 1. Kugelsymmetrische Ladungsverteilung 23 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Die “quellenmäßige Darstellung“ ist immer möglich: Z 1 ρ(~r) ~ r − ~r0 ) d3~r E(~r) = 3 (~ 0 4 π 0 |~r − ~r | Die Rechnung ist beliebig kompliziert. Oft ist es also einfacher vom Gauß’schen Gesetz zu starten. Z ~ = 1 d~a · E 0 (V ) Z ρ(~r) d3~r V Wir wählen als Integrationsgebiet eine Kugel, die die Ladung zentrisch einschließt. Z Z ~ = E(r) d~a · E da = E(r) 4πr2 |~ r|=r |~ r|=r | {z } 1 Q0 0 ⇒ E(r) = 1 Q0 4 π 0 r 2 Speziell: Für eine homogen geladene Kugel mit Radius R und Gesamtladung Q gilt: Q 4 3 |~r| ≤ R πR 3 ρ(~r) = 0 |~r| > R 3 Qr R3 ⇒ Q0 (r) = Q r≤R r>R Qr 1 R3 ⇒ E(r) = 4 π 0 Q r2 24 r≤R r>R Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 2. Linienladung (∞ langer Stab) λ ist die Ladung pro Längeneinheit (homogen geladen) Z ~ = E(r) · 2πr · L d~a · E (Zylinder) ~ gibt es keinen Beitrag von der Leiterfläche. Für die eingeschlossene Da d~a⊥E Ladung gilt: 0 ~ =Q d~a · E 0 (Zylinder) 2 λ · L r r≤R R2 Q0 (r) = λ·L r>R Z 25 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik λr 0 2πR2 ⇒ E(r) = λ 0 2πr r≤R r>R 3. homogen geladene, ∞ ausgedehnte Fläche σ ist die Ladung pro Flächeneinheit. σ · πR2 Q = x σ · πR2 h Z ~ = E(x) · 2 · d~a · E 0 Q0 = 0 Z (Zylinder) |x| > h |x| ≤ h Zylindergrundf läche 26 d~a = 2 · E(x) · πR2 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ a auf dem Zylindermantel. mit E⊥d~ σ Q0 1 20 · ⇒ E(x) = = 2 σ x 0 2πR · 20 h |x| > h |x| ≤ h Bemerkung: Abklingverhalten für r → ∞ • Punktladung: E(r) ∝ r−2 • Linienladung: E(r) ∝ r−1 • Flächenladung: E(r) ∝ r0 Coulombsches Kraftgesetz Die Punktladung q1 sei an ~r1 ~ r2 ) = E(~ q1 ~r2 − ~r1 · 4 π 0 |~r2 − ~r1 |3 Die Probeladung q2 an ~r2 erfährt nach dem Lorentzschen Kraftgesetz: ~ r2 ) F~ ≡ F~21 = q2 · E(~ 27 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik D.h. für das “Coulombsches Kraftgesetz“ gilt q1 · q2 ~r2 − ~r1 F~21 = · 4 π 0 |~r2 − ~r1 |3 Bemerkung: 1. Umgekehrt erfährt q1 im Feld der Ladung q2 die Kraft q1 · q2 ~r1 − ~r2 = −F~21 F~12 = · 4 π 0 |~r1 − ~r2 |3 2. Wir haben in F~21 nur das Feld von q1 betrachtet, nicht das Feld von q2 . Dieses wäre unendlich groß, aber nicht gerichtet, da die Punktladung im Zentrum ihres eigenen Feldes ist. Die sogenannte “Selbstwechselwirkung“ tritt aber bei der kontinuierlichen Ladungsdichte auf. Dann gilt für die Kraftdichte: ~ r) f~(~r) = ρ(~r)E(~ Diese wirkt auf ~ r) dq = dV ρ(~r) mit dF~ = dV ρ(~r) E(~ 3. Das Coulomb-Gesetz folgt dem gleichen Abstandsgesetz wie die Gravitationskraft. Es kann allergings anziehend und abstoßend wirken. Die Coulombkraft ist sowohl zentral, als auch konservativ. 4. Das Coulomb-Gesetz verknüpft Ladungen mit Kräften und Längen und legt damit den Wert von 0 fest. 28 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 2.2 Skalares Potential Wir starten wieder von den elektrischen Feldgleichungen ~ ·E ~ = 1ρ ∇ 0 ~ ×E ~ =0 ∇ ~ muß als Gradient eines skalaren Potentials darstellbar sein: E ~ r ) = −∇ ~ ϕ(~r) E(~ Damit folgt aus obiger Feldgleichung die Poisson-Gleichung: 1 ∆ϕ(~r) = − ρ(~r) 0 Damit kann die Berechnung des elektrischen Feldes auf die Lösung der Poisson-Gleichung für das skalare Potential zurückgeführt werden. ϕ kann nur bis auf eine Konstante bestimmt werden. ⇒ Nur die Potentialdifferenz ist physikalisch relevant. Diese Potentialdifferenzen werden als “Spannung“ U bezeichnet. U = U12 = ϕ(~r1 ) − ϕ(~r2 ) Die Einheit des Potentials/der Spannung ist das Volt. [ϕ] = [U ] = V 29 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Offensichtlich hat die Punktladung q bei ~r0 folgendes Potential ϕ(~r) = 1 q · 4 π 0 ~r − r~0 denn es gilt: ~ = −∇ϕ ~ = E ~r − r~0 q · 3 4 π 0 ~r − r~0 Die Poissonsgleichung ist linear, d.h. für das Potential gilt das Superpositionsprinzip. Dies bedeutet, daß das Potential mehrerer Punktladungen gegeben ist durch ϕ(~r) = 1 X qα 4 π 0 α |~r − ~rα | bzw. für eine inselförmige Ladungsdichte 1 ϕ(~r) = 4 π 0 Z ρ(~r0 ) d3~r0 0 ~ ~ r − r Ist eine Lösung der Poisson-Gleichuung bekannt, können weitere konstruiert werden, indem beliebige Lösungen der homogenen Potentialgleichung (d.h. Laplace-Gleichung) addiert werden.→Wir können damit RB befriedigen. ∆ϕ = 0 “Laplace − Gleichung“ Bemerkung: Die “Green-Funktion“ der Poisson-Gleichung ist definiert durch ∆G0 (r) = −δ(r) Es gilt die Identität Z ρ(~r) = |{z} d3~r0 δ(~r − ~r0 ) ρ(~r0 ) | {z } −∆G0 (~ r−~ r0 ) −0 ∆ϕ(~ r) d.h. 1 ϕ(~r) = 0 Z d3~r0 G0 (~r − ~r0 ) ρ(~r0 ) 30 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Speziell bei einer Punktladung bei ~r00 Z 1 d3~r0 G0 (~r − ~r0 ) q δ(~r0 − ~r00 ) ϕ(~r) = 0 ⇒ 1 q q · = G0 (~r − ~r00 ) 00 4 π 0 |~r − ~r | 0 1 1 · ⇒ G0 (~r) = 4π |~r| damit ergibt sich 1 ϕ(r) = 4 π 0 Z d3~r0 ρ(~r0 ) |~r − ~r0 | d.h. das bekannte Ergebnis wurde reproduziert durch den “Umweg“ über die GreenFunktion. Aus dem Potential 1 ϕ(r) = 4 π 0 Z d3~r0 ρ(~r0 ) |~r − ~r0 | folgt die Feldstärke ~ r) = −∇ϕ(~ ~ r) = − E(~ 1 4 π 0 Z ~ d ~r ρ(r ) ∇ 3 0 1 1 = 0 |~r − ~r | 4 π 0 Z d3~r ρ(r0 ) 2.3 Energie des elektrischen Feldes ~ r) längs einer Kurve C. Wir verschieben die Punktladung q im Feld E(~ 31 ~r − ~r0 |~r − ~r0 |3 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Für die verrichtete Arbeit gilt: Z d~r · F~ (~r) = q W = Z C ~ r) d~r · E(~ C ~ = −∇ϕ ~ folgt mit E Z ~ d~r · ∇ϕ C Z ~r2 dϕ = −q W = −q ~ r1 = q(ϕ(~r1 ) − ϕ(~r2 )) = q U12 ~ ein Potential besitzt. Wir können nun die potentielle Die Arbeit ist wegunabhängig, da E Energie Wpot (~r) = q ϕ(~r) einführen. Sie mißt die Arbeit, die an der Punktladung zu verrichten ist, um sie aus dem Unendlichen an Punkt ~r zu verschieben. Z ~r Z ~r 0 ~ 0 dϕ = qϕ(~r) d~r · E(~r ) = q Wpot (~r) = −q ∞ ∞ Das Potential einer bei ~r0 befindlichen Punktladung q 0 war: ϕ(~r) = 1 q0 4 π 0 |~r − ~r0 | ⇒Die potentielle Energie einer Punktladung q bei ~r im Feld von q 0 bei ~r0 ist gegeben durch Wpot = 1 q q0 4 π 0 |~r − ~r0 | Wir berechnen nun die Arbeit, um endliches Punktladungssytem zu installieren. Wir bringen q1 → ~r1 . Dies erfordert keine Arbeit, W1 = 0. q2 → ~r2 erfordert W2 = q2 ϕ1 (~r2 ) = q1 q2 1 4 π 0 |~ r2 −~ r1 | 32 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik q3 → ~r3 erfordert W3 = q3 (ϕ1 (~r3 ) + ϕ2 (~r3 )) = q3 1 ( r2q−~ 4 π 0 |~ r1 | + q2 ) |~ r2 −~ r1 | Offensichtlich gilt: α−1 X α−1 qα X qα0 W α = qα ϕα0 · (~rα ) = 4 π 0 α0 =1 |~rα0 − ~rα0 | α0 =1 Um die Gesamtarbeit um N Punktladungen zu installieren gilt: N X N α−1 1 X X qα qα0 1 X qα qα0 W = Wα = = 4 π 0 α=1 α0 =1 |~rα0 − ~rα0 | 8 π 0 α6=α0 |~rα0 − ~rα0 | α=1 Anmerkung: Es werden über alle α, α0 summiert mit α 6= α0 , d.h. die Selbstenergie ist nicht enthalten. Verallgemeinert gilt für kontinuierliche, inselförmige Ladungsverteilungen: Z Z 1 ρ(~r)ρ(~r0 ) 3 W = d ~r d3~r0 8 π 0 |~r − ~r0 | Bemerkung: Im Energieinhalt oben ist die Selbstenergie enthalten. Mit ϕ(~r) = 1 4 π 0 R 0 r) d3~r |~ρ(~ folgt: r−~ r0 | 1 W = 2 Z d3~r ρ(~r) ϕ(~r) Weiteren Umformung mittels der Poisson-Gleichung 1 ∆ϕ(~r) = − ρ(~r) 0 33 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ergibt 0 W =− 2 Z Z 0 ~ ~ r)) − d ~r ϕ(~r) ∆ϕ(~r) = − d3~r∇(ϕ(~ r)∇ϕ(~ 2 {z } | 3 = Z Z ~ r))2 d3~r (∇ϕ(~ ~ r) d~a ϕ(~r)∇ϕ(~ (V ) Für läuft 1 r 1 ~ ∝ V → ∞ ∇ϕ r2 (V ) ∝ r2 R (V ) ϕ∝ ~ r) gegen 0. d~a ϕ(~r)∇ϕ(~ Somit ergibt sich 0 W = 2 Z ~ r))2 d3~r (∇ϕ(~ ~ = −∇ϕ ~ Dies ergibt mit E 0 Wel = 2 Z ~ 2 (~r) d3~r E Die obige Gleichung impliziert eine Energiedichte 1 ~2 wel (~r) = 0 E (~r) 2 die auch in Raumbereichen von Null verschieden ist, in denen keine Ladung existiert. Bemerkung: • Im Fall eines linearen Hintergrundmediums mit (~r) gilt 1~ ~ r) wel (~r) = D(~ r)E(~ 2 34 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik • W = 1 X qα qα0 8 π 0 α6=α0 |rα − rα0 | kann größer oder kleiner Null sein. Z 0 W = 2 ~ 2 (~r) d3~r E hingegen ist immer größer Null! Warum? Da die Selbstenergie im ersten Ausdruck nicht enthalten ist! 2.4 Multipolentwicklung Eine räumlich beschränkte Ladungsverteilung: Wir interessieren uns für das Fernfeld dieser Ladung bei ~r mit |~r0 | << |~r| Das Potential ist gegeben durch 1 ϕ(~r) = 4 π 0 Z d3 r~0 ρ(~r0 ) |~r − ~r0 | Es gilt: |~r − ~r0 | = Sei ~v 0 = Sei ~e = ~ r0 , r ~ r r √ r r2 + r02 − 2~r~r0 = r es gelte |~v | << 1. der Einheitsvektor zum Aufpunkt. 35 1+ r02 2~r~r0 − 2 r2 r Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Damit ergibt sich √ |~r − ~r0 | = r 1 + v 02 − 2~e~v 0 Wir machen die Taylor-Entwicklug um ~v 0 = 0 ∞ X 1 1 = |~r − ~r0 | n=0 n! 1 = r ∂ vα0 0 ∂vα α=x,y,z !n X 1 r 1 + v 02 − 2~e~v 0 √ 1 0 0 2 02 1 + ~e~v + 3(~e~v ) − ~v + ... 2 1 ~r · ~r0 3(~r · ~r0 )2 − ~r02 · ~r2 + + + ... |~r| |~r|3 2 |~r|5 Damit gilt für das Potential Z i rα · rβ h 0 0 1 1 rα · rα0 0 2 3 0 + 3rα · rβ − |~r | δαβ + ... ϕ(~r) = d ~r ρ(~r ) + 4 π 0 |~r| |r|3 2 |~r|5 = (Konvention: summieren über doppelte Indizes) Es gilt: Z d3~r0 ρ(~r0 ) Q= Wir definieren das Dipolmoment Z pα = d3~r0 ρ(~r0 ) rα0 und das Quadrupolmoment Z Qαβ = h i 0 0 0 2 d ~r ρ(~r ) 3rα · rβ − |~r | δαβ 3 0 0 Somit erhalten wir für das Potential 1 Q rα · pα rα · rβ · Qαβ ϕ(~r) = + + + ... 4 π 0 |~r| |r|3 2 |~r|5 36 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Bemerkung: • Der Tensor des Quadrupolmoments ist symmetrisch. ⇒ wir erwarten 6 unabhängige Komponenten In Wirklichkeit sind es aber nur 5, da die Spur verschwindet: 3 3 Z h i X X 2 Qαα = d3~r0 ρ(~r0 ) 3rα0 rα0 − |~r0 | α=1 α=1 Z = h i 2 d3~r0 ρ(~r0 ) 3 |~r0 | − 3 |~r|2 = 0 • Wir können die Taylor-Entwicklung nach kartesischen Koordinaten beliebig fortsetzen. Die Ausdrücke werden dann beliebig komplex. ⇒ Oft ist eine Entwicklung nach Kugelflächenfunktionen vorteilhafter. Übergang zu sphärischen Koordinaten: ~r → (r, Θ, ϕ) ~r0 → (r0 , Θ0 , ϕ0 ) Dann gilt: ∞ X l X 1 r0l 4π ∗ = Y (Θ, ϕ)Ylm (Θ0 , ϕ0 ) l+1 2l + 1 lm |~r − ~r0 | r l=0 m=−l mit der komplexen Kugelflächenfunktion s 2l + 1 (l − m)! m Ylm (Θ, ϕ) = P (cos Θ)eimϕ 4π (l + m)! l Dabei sind die reellen Funktionen Plm die zugeordneten Legendreschen Polynome. m d m m 2 m 2 Pl (x) = (−a) (1 − x ) Pl (x) dx Hier sind Pl (x) die Legendreschen Polynome l 1 d Pl (x) = l (x2 − 1)l 2 l! dx 37 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Das Einsetzen in die Potentialgleichung liefert ∞ l 1 X 1 X qlm Ylm (Θ, ϕ) ϕ(~r) = 0 l=0 rl+1 m=−l 2l + 1 mit dem sphärischen Moment Z ∗ qlm = ρ(~r0 ) r02+l Ylm (Θ0 , ϕ0 ) sin Θ0 dϕ0 dΘ0 dr0 Für den Zusammenhang mit den kartesischen Momenten gilt: q2±2 q00 = Q M onopol r 3 q10 = (pz ) Dipol 4π r 3 q11 = − (px − ipy ) Dipol 8π r 3 (px + ipy ) Dipol q1−1 = 8π r 1 5 Q77 Quadrupol q20 = 2 4π r 1 15 q2±1 = ± (Qx7 ∓ iQy7 ) Quadrupol 3 8π r 1 15 (Qxx − iQyy ∓ 2iQxy ) Quadrupol = 12 2π Bemerkung: Sowohl sphärische Momente, als auch Kugelflächenfunktionen sind komplex. Im Potential heben sich die Imaginärteile aber auf. Beispiel: Punktdipol Wir betrachten 2 Punktladungen −q, +q mit dem Abstand s. 38 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Das Potential ist gegeben durch die Summe der Punktladungen. ! 1 1 q − ϕ(r) = 4π0 ~r − ~2s ~r + ~2s Wir machen die Taylorentwicklung für kleine ~s (s << r) 2q 1 ~1 3 ϕ(~r) = − ~s · ∇ + 0(s ) 4π0 2 r Grenzübergang: s→0 q→∞ Jedoch sei das Dipolmoment q · s = p konstant. Es ergibt sich ϕ(~r) = − ϕ(~r) = 1 ~1 p~ · ∇ 4π0 r 1 p~ · ~r 4π0 r3 39 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Kraft auf einen Punktdipol ~ s ~ s ~ ~r − ~ ~r + −E F~ = q E 2 2 Mit der Taylorentwicklung für kleine ~s ergibt sich: F~ = 2q 1 ~ ~ ~s · ∇E(~r) + O(s3 ) 2 wobei O(s3 ) den Nullvektor darstellt. Daraus folgt mit s → 0 und q · s = p: ~ E(~ ~ r) F~ (~r) = p~ · ∇ Bemerkung: ~E ~ 6= ∇ ~ ·E ~ (Divergenz) komponentenweise interpretieren. Den Vektorgradient ∇ E Ex,y Ex,z x,x ~E ~ = E ∇ E E y,x y,y y,z Ez,x Ez,y Ez,z ~E ~ = F~ gilt: Speziell für p~ · ∇ Ex,x · px + Ex,y · py + Ex,z · pz F~ = Ey,x · px + Ey,y · py + Ey,z · pz Ez,x · px + Ez,y · py + Ez,z · pz D.h. nur Feldinhomogenitäten führen zu Kräften auf Punktdipole. 40 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Potentielle Energie eines Punktdipols ~s ~s 1 ~ +O(s3 ) Wpot (~r) = q ϕ(~r + ) − ϕ(~r − ) = 2q ~s · ∇ϕ 2 2 2 |{z} ~ r) −E(~ Für s → 0 und q · s = p gilt: ~ r) Wpot (~r) = −~p · E(~ Die potentielle Energie des Punktdipols hängt von Ort und Orientierung ab. Der Punktdipol erfährt ein Drehmoment: ~ (~r) = p~ × E(~ ~ r) M Beispiel: Quadrupol Es handelt sich um einen reinen Quadrupol mit Q = 0, p~ = 0, wie zum Beispiel das CO2 -Molekül. ρ(~r) = qδ(x)δ(y) {δ(z − a) − 2δ(z) + δ(z + a)} 41 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Z Qαβ = d3~r ρ(~r) 3rα rβ − |~r|2 δαβ ⇒ Qαβ = 0 f ür α 6= β (wegen ρ ∝ δ(x)δ(y) ist x oder y immer 0) Z Qxx = q d3~r δ(x)δ(y) { } (3x2 − x2 − y 2 − z 2 ) Z = −q z 2 dz {δ(z − a) − 2δ(z) + δ(z + a)} = −q(a2 + (−a)2 ) = −2qa2 wegen der Symmetrie gilt: Qyy = Qxx = −2qa2 wegen P3 α=1 Qαα = 0 folgt: Qzz = 4qa3 Bermerkung: Für die Ladungsverteilung mit Kugelsymmetrie gilt: Z p~ = d3~r0 ρ(~r0 )~r0 = 0 Qαβ = 0 ⇒ Quadrupolmoment als “Maß“ für die Abweichung einer Ladungsverteilung von der Kugelsymmetrie. Zusammenfassung: Wechselwirkung einer Probeladung mit der Ladungsverteilung: 42 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 1 ϕ(~r) = 4π0 Q p~ · ~r rα rβ Qαβ + 3 + + ... |r| |r| 2 |r|5 2.5 Energien und Kräfte bei Anwesenheit von Medien Erinnerung 2.3 Z 1 W = 8π0 3 Z d ~r d3~r0 ρ(~r)ρ(~r0 ) |~r − ~r0 | Damit ist die Änderung der Energie bei Änderung der Ladungsdichte ρ um δρ gegeben durch: 1 δW = 4π0 Z 3 d ~r Z δρ(~r)ρ(~r0 ) d ~r = |~r − ~r0 | 3 0 (quellenmäßige Darstellung von ϕ(~r)) mit ρ0 = ρ + ρ00 (Erinnerung 1.5) folgt: |{z} |{z} |{z} ~ E ~ 0 ∇· ~ D ~ ∇· ~ P ~ −∇· 43 Z d3~r δρ(~r)ϕ(~r) Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Z Z 3 ~ ~ ~ ~ δW = 0 d ~r ∇ · δ E(~r) ϕ(~r) + d ~r ∇ · δ P (~r) ϕ(~r) Z Z 3 ~ r) ~ r) · ∇ϕ(~ ~ r) − d3~r δ P~ (~r) · ∇ϕ(~ = −0 d ~r δ E(~ | {z } | {z } 3 ~ −E ~ −E Das Überwälzen des Differentialoperators ist möglich, weil +∞ ~ r), ϕ(~r) r → E(~ 0 damit ergibt sich: Z δW = Z 3 d ~rδρ(~r)ϕ(r) = ~ r)E(~ ~ r) d3~rδ D(~ als Z δW = 0 | Z ~ r) ~ r) · E(~ ~ r) + d3~r δ P~ (~r) · E(~ d ~r δ E(~ {z } | {z } 3 (1) (2) wobei (1) die Energieänderung durch die Variation des Feldes beschreibt und (2) die Energieänderung durch die Polarisationsänderung (“Spannen“ bzw. Orientierung der Dipole). ~ = E ~ gilt: Speziell für die lineare Materialgleichung D Z Z h i 3 3 2 ~ ~ ~ ~ ~ δW = d ~r δ (~r)E(~r) · E(~r) = d ~r δ(~r)E (~r) + (~r)δ E(~r)E(~r) | {z } = 1 ~ 2 (~r) (~r)δ E 2 Mit 1 1 1 2 2 ~ ~ ~ 2 (~r) (~r)δ E (~r) = δ (~r)E (~r) − δ(~r)E 2 2 2 ergibt sich Z δW = 1 ~ 2 (~r) + 1 d ~r δ (~r)E 2 | {z } 2 3 = ~ r) · E(~ ~ r) D(~ 44 Z ~ 2 (~r) d3~rδ(~r)E Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Für δW ergibt sich somit: Z δW = δ 1~ ~ r) + 1 d ~r D(~ r) · E(~ 2 2 3 Z ~ 2 (~r) d3~rδ(~r)E Für die Energiedichte des elektrostatischen Feldes bei vorgegebenen (~r) (d.h. δ(~r) = 0) gilt: 1~ ~ r) w̃(~r) = D(~ r) · E(~ 2 Die Gesamtenergie des Systems, bestehend aus dem Feld und dem linearen Medium mit festen (~r), ergibt sich aus: Z Z Z 1 1 3 3 ~ ~ W̃ = d ~r w̃ = D(~r) · E(~r)d ~r = d3~r ρ(~r)ϕ(~r) 2 2 Z 1 ~ 2 (~r) δW = δ W̃ + d3~r δ(~r)E 2 {z } | (1) (1) entspricht der Arbeit, die verrichtet wird um die Materialeigenschaften zu ändern, d.h. die Dichte des Dipols zu variieren. Früher(2.4): Die Dipole in (inhomogenen) elektrischen Feldern erfahren Kräfte ⇒ wir erwarten Kräfte auf makroskopische Körper Wir betrachten die Änderung der Systemenergie W̃ bei Änderung der dielektrischen Eigenschaften und unveränderlichem (sichtbaren) Feldquellen, d.h. δρ = 0 ⇒ δW = 0 1 δ W̃ = − 2 Z ~ 2 (~r) d3~r δ(~r) E mit δ W̃ = −δA = −F δs, wobei −δA die dabei verrichtete Kraft durch Verrückung eines endlichen Körpers um δs; dabei wird Kraft wirksam. Offensichtlich gilt: δ > 0 → Körper wird ins Feld hineingezogen δ < 0 → Körper wird aus dem Feld herausgedrängt 45 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 2.6 Übergangsbedingungen an Grenzflächen Leiter := ∃ verschiebbare Ladungen (Metalle, Elektrolyte,...) ~ gilt: Im Feld E ~ ⇒ F~ = q E ~ = 0 im Leiter ⇒ Ladungen bewegen sich bis die Kräfte im Gleichgewicht sind. ⇒ E ⇒ ϕ(~r) = const., d.h. Leiter sind Äquipotentialgebiet Z ~ d~a E(r) = 0 ⇒ Qeingeschlossen = 0 im Leiter ⇒ Ladungen wandern an die Oberfläche und nehmen dort 1-2 Atomlagen ein. Ladungsverschiebung := Influenz Die Leiteroberflächen werden oft durch die Flächenladungsdichte σ gekennzeichnet. Wir betrachten jetzt die Grenzflächen zwischen 2 Medien. Dazu legen wir eine “Dose“ in die Grenzfläche. Z da II (D⊥ (~r) − I D⊥ (~r)) ∆a Z ~ r) = ∆Q = + d~a · D(~ | M antel {z } h→0 → 0 Mit σ(~r) als Flächenladungsdichte. II I σ(~r) = D⊥ (~r) − D⊥ (~r) 46 Z daσ(~r) ∆a Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ Die Normalkomponente des D-Feldes erleidet an der Grenzfläche einen Sprung, falls eine Flächenladungsdichte existiert. Wir legen ein geschlossenes Rechteck in die Grenzfläche. Z ~ r) = − d d~r E(~ dt Rechteck Z ~ r) = 0 (f ür Elektrostatik) d~a · B(~ Rechteck Mit Z ~ r) h→0 d~r E(~ → Z dl EkII (~r) − EkI (~r) Rechteck ergibt sich: EkII (~r) = EkI (~r) Die Tangentialkomponente des E-Feldes geht an der Grenzfläche stetig über. Beispiele: • 2 ideale Isolatoren seien lineare Medien: ~ r) in I ~ r) = I E(~ D(~ ~ r) = II E(~ ~ r) in II D(~ Für ideale Isolatoren gibt es keine Oberflächenladung, d.h. σ = 0. II E⊥II − I E⊥I = 0 EkII − EkI = 0 47 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik d.h. die Tangentialkomponenten sind stetig.Die Normalkomponente springt: E⊥II I = II E⊥I ~ Für das D-Feld gilt die umgekehrte Situation: Die Normalkomponente ist stetig und die Tangentialkomponente springt. EkI = EkII DkI I = ⇒ DkII II DkI DkII = I II • Grenzfläche idealer Leiter im Vakuum ~ I (~r) = 0 E ~ I (~r) in I (V akuum) D ~ II (~r) = E ~ II (~r) = 0 in II (Leiter) D II I σ(~r) = D⊥ (~r) − D⊥ (~r) = 0 − 0 E⊥I ⇒ E⊥ = − 48 σ 0 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik EkI (~r) = EkII (~r) ⇒ EkI (~r) = 0 | {z } 0 d.h. das elektrische Feld auf Leiter hat nur Normalkomponente und keine Tangentialkomponenten. Für das Potential mit ∂ ∂n als Normalableitung bezüglich ~e⊥ gilt 0 ∂ϕ =σ ∂n • dielektrische Kugel im homogenen Feld im Vakuum für r → ∞ gilt: ~ = E0 ~ez E ϕ = −E0 z Es befinden sich keine freien Ladungen auf der Kugeloberfläche ⇒ Normalkompo- 49 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ stetig, d.h. nente von D Dri |r=a = Dra |r=a − ∂ϕi ∂ϕa |r=a = − |r=a ∂r ∂r Ansatz mittels einem homogenen Feldes im Inneren (k E0 ): ϕi = −Ei z ϕa = −E0 z + wobei pz cos(ϑ) 4π0 r2 pz cos(ϑ) 4π0 r2 die Störung des Nahfeldes durch den Kugeldipol beschreibt. Mit z = r · cos(ϑ) folgt: ∂ϕa ∂ϕi |r=a = − |r=a ∂r ∂r 2pz cos(ϑ) Ei cos(ϑ) = E0 cos(ϑ) + 4π0 a3 − ⇒ Ei = E0 + 2pz 4π0 a3 (∗) Wir werten nun die Stetigkeit der Tangentialkomponente aus. ∂ϕa ∂ϕi |r=a = |r=a ∂ϑ ∂ϑ pz ⇒ Ei = E0 − 4π a3 | {z0 } (∗) 1 ⇒ Ei = E0 − (Ei − E0 ) 2 1 ⇒ Ei (1 + ) = E0 (1 + ) 2 2 3 ~i = ~ 0 (∗∗) E E | {z + 2} ≤1 ~ Das E-Feld ist in der Kugel geschwächt. Die Polarisation, d.h. die Dipoldichte ist gegeben durch = p~z p~z −1 ~ P~ = = 4 3 (∗/ ∗ ∗) 3 0 E0 V +2 πa 3 50 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik bzw. ~ ~i = E ~0 − P E 30 D.h. durch Polarisation der Kugel findet eine “Entelektrisierung“ statt. ~ ~ Das D-Feld ist gebrochen. Das E-Feld ist gebrochen und geschwächt und P~ ist die Polarisation in der Kugel. 2.7 Clausius-Mossotti-Beziehung Wir betrachten die Feldeinwirkung auf einzelne Dipole im Dielektrikum (lokales Feld). Im folgenden Bild wird die approximative Beschreibung durch das Dielektrikum mit kugelförmiger Vakuole verdeutlicht. 51 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Offensichtlich haben wir hier die umgekehrte Situation, wie bei einer Kugel im Vakuum. Dort gilt ~ ~i = E ~0 − P E 30 Jetzt verstärkt die Polarisation das Feld in der Hohlkugel. ~ ~ loc = E ~ + P Lorentz − Relation E 30 Wir nehmen jetzt an, daß die Dipole durch Einwirkung des äußeren Feldes entstehen: ~ loc p~ = αE wobei p~ das molekulare Dipolmoment und α die Polarisierbarkeit beschreibt, d.h. ~+ p~ = α(E 1 ~ P ) mit P~ = N p~ 30 52 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik wobei N die Dichte der molekular Dipole beschreibt. ~ − 1 P~ ) ⇒ N p~ = N α(E 30 1 ~− ~ ⇒ 0 ( − 1)E = N α(E 0 ( − 1)E) 30 Daraus ergibt sich die Clausius-Mossotti-Relation N α = 30 −1 +2 Bemerkung: Diese approximative Relation zwischen makroskopischer Dielektrizitätskonstante und mikroskopischer Polarisierbarkeit gilt für Stoffe mit kleiner Polarisierbarkeit, z.B. Gase ( ≈ 1)⇒ N α ≈ 0 ( − 1) 2.8 Das Randwertproblem 2.8.1 Die Greenschen Sätze Offensichtlich gilt ~ · Ψ(~r)~v (~r) = Ψ(~r)∇ ~ · ~v (~r) + ~v (~r) · ∇Ψ(~ ~ r) ∇ Wir wenden den Gaußschen Satz an: Z Z 3 ~ d~a · Ψ(~r)~v (~r) d ~r ∇Ψ(~r)~v (~r) = (V ) V | {z } = Z n o 3 ~ ~ d ~r Ψ(~r)∇ · ~v (~r) + ~v (~r) · ∇Ψ(~r) V ~ Speziell sei ~v = ∇ϕ 53 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Z n h i h io Z ~ r) · ∇Ψ(~ ~ r) = d ~r Ψ(~r)∆ϕ(~r) + ∇ϕ(~ ~ r) d~aΨ(~r)∇ϕ(~ 3 V (V ) Erster Greenscher Satz Wir vertauschen Ψ ↔ ϕ: Z n h i h io Z 3 ~ ~ d ~r ϕ(~r)∆Ψ(~r) + ∇Ψ(~r) · ∇ϕ(~r) = V ~ r) d~aϕ(~r)∇Ψ(~ (V ) und bilden die Differenz Z Z 3 d ~r {Ψ(~r)∆ϕ(~r) − ϕ(~r)∆Ψ(~r)} = V n o ~ ~ d~a · Ψ(~r)∇ϕ(~r) − ϕ(~r)∇Ψ(~r) (V ) Zweiter Greenscher Satz 2.8.2 Eindeutigkeit der Lösung Wir betrachten einen einfach zusammenhängenden Raumbereich V , in dem die Poissongleichung gilt: ∆ϕ = − ρ(~r) 0 Die Lösung ϕ(~r) ist eindeutig im Fall von Dirichletschen oder Neumannschen Randbedingungen (in diesem Fall bis auf eine Konstante) oder für gemischte Randbedingungen. • Dirichletsche Randbedingung: ϕ(~r) auf (V ) gegeben • Neumannsche Randbedingung: ∂ϕ ∂n (Normalenableitung) auf (V ) gegeben Beweis Wir nehmen an, ϕ1 (~r) und ϕ2 (~r) seien Lösungen. 54 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Für die Differenz Ψ = ϕ1 − ϕ2 muß gelten ∆Ψ = 0 (∗) Mit den Dirichletschen bzw. Neumannschen Randbedingungen gilt: Ψ = 0 (Dirichlet) (∗∗) ∂Ψ = 0 (N eumann) ∂n (∗ ∗ ∗) Der erste Greensche Satz liefert: Z h i Z 3 2 ~ d ~r Ψ∆Ψ + (∇Ψ) = V (V ) Wegen (*) und (**) bzw. (***) gilt: Z da Ψ ∂Ψ ∂n ~ 2=0 d3~r(∇Ψ) V Daraus folgt: ~ verschwindet in V • ∇ • Ψ = const. (im Fall von (**) Ψ = 0) • Bis auf eine (eventuelle) Konstante ist das Potential eindeutig bestimmt. ~ = −∇ϕ ist eindeutig bestimmt! • E 55 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Beispiel: Plattenkondensator Aus Symmetriegründen gilt: ~ = (E, 0, 0) E d.h. ϕ = ϕ(x). Da es keine Raumladungen gibt, vereinfacht sich das Poissonproblem ∆ϕ = − ρ(~r) 0 zu d2 ϕ =0 dx2 Für die allgemeine Lösung gilt ϕ(x) = ax + b Wir berücksichtigen die Randbedingungen ϕ(0) = ϕ1 ⇒ b = ϕ1 ϕ(x = d) = ϕ2 ⇒ ad + ϕ1 = ϕ2 ⇒ a = − 56 ϕ1 − ϕ2 U =− d d Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Daraus folgt: U ⇒ ϕ(x) = − x + ϕ1 d dϕ U ⇒E=− = dx d Bemerkung: Im allgemeinen Fall sind die Randbedingungen nicht frei wählbar. Diese stellen sich in Abhängigkeit von der Raumladungsdichte ρ(~r) ein. Das wird aus der Maxwellgleichung klar: Z Z ~ d~a · E = − (V ) d.h. nicht alle ∂ϕ ∂n (V ) da ∂ϕ 1 =− Q ∂n 0 werden es erlauben, die Maxwellgleichung zu erfüllen. Metallische Lei- ter bilden hier eine Ausnahme. Deren Potential kann von außen eingestellt werden. 57 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 2.8.3 Schein- und Influenzladungen Wir betrachten ein Volumen V welches die Ladung ρ enthält. Wir suchen das Potential in V . Es gilt: 1 ∆ϕ(r) = − ρ(r) 0 Die spezielle Lösung ist gegeben durch eine quellenmäßige Darstellung: Z r0 ) 1 3 0 ρ(~ d ~r ϕp (r) = 4π0 V |~r − ~r0 | Diese Lösung wird im allgemeinen nicht die Randbedingungen auf (V ) erfüllen. ⇒ Wir addieren eine geeignete Lösung ϕ0 (~r) der Laplace-Gleichung. ϕ(~r) = ϕp (~r) + ϕ0 (~r) Oft ist es zielführend ϕ0 so zu konstruieren, daß wir außerhalb von V eine fiktive Raumladungsdichte ρ0 (~r) installieren. 58 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Das Poisson-Integral von ρ0 ist gegeben durch: Z 1 ρ(~r0 ) 0 3 ϕp (~r) = d ~r 4π0 V 0 |~r − ~r0 | Für ~r ∈ V gilt: ρ0 (r) = 0 ⇒ ϕ0p genügt in V einer Laplace-Gleichung ∆ϕ0p (~r) = 0 f ür ~r ∈ V ⇒ ϕ0p kann ein geeignetes ϕ0 (~r) sein, d.h. 1 ϕ(~r) = 4π0 Z V ρ(~r0 ) d ~r + |~r − ~r0 | 3 ρ0 (~r0 ) d ~r |~r − ~r0 | V0 Z 3 0 Dabei ist ρ0 (~r) völlig beliebig. Die Kunst besteht darin, ρ0 (~r) so zu wählen, daß die Randbedingungen auf (V ) erfüllt sind. ρ0 (r) wird als Scheinladungsdichte bezeichnet. 59 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Beispiel: Punktladung vor leitender Wand ϕp (~r) = q 1 4π0 |~r − ~r0 | mit ~r0 = (x0 , 0, 0) Das Coulombpotential der Punktladung erfüllt nicht die Randbedingung, da ϕp (0, y, z) 6= 0. Jetzt installieren wir eine spiegelsymmetrische Scheinladung q 0 = −q bei −~r0 = (−x0 , 0, 0) ⇒ ϕ0p (~r) = − q 1 4π0 |~r + ~r0 | Damit ergibt sich: ϕ(~r) = ϕp (~r) + ϕ0p (~r) q = 4π0 1 1 − |~r − ~r0 | |~r + ~r0 | Im uns interessierenden Volumen von der Wand erfüllt ϕ(r) 1 ∆ϕ(r) = − qδ(~r − r~0 ) 0 und die Randbedingung ϕ(0, y, z) = 0. ⇒ Problem gelöst! 60 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Bemerkung: ~ • Das E-Feld ist leicht auszurechnen. • Spiegelsymmetrisch positionierte Scheinladungen werden oft als Spiegelladungen bezeichnet. • Scheinladungen sind fiktiv, aber die Flächenladungsdichten sind real. Ex = − ∂ϕ q x0 |x=0 = − p 3 ∂x 2π0 x20 + y 2 + z 2 f ür x > 0 Ex = 0 f ür x < 0 (inneres von Leitern ist f eldf rei) Ey,z = 0 ⇒ Die Normalkomponente des elektrischen Feldes springt. 61 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ⇒ Gibt Flächenladungsdichte auf der Wand σ = −0 ∂ϕ q x0 |x=0 = − p 3 ∂x 2π0 x20 + y 2 + z 2 Wir integrieren über die ganze Fläche: Z Z Z Z ∞ qx0 2π r dr Q = dy dz σ(y, z) = − dϕ 3 = −q p 2π 0 2 0 2 x + r | {z } 0 2π | {z } 1 x0 D.h. es existiert eine zur Punktladung entgegengesetzte und betragsmäßig gleichgroße Ladung auf der Oberfläche der Wand. Ladungen dieser werden “Influenzladungen“ genannt. Der Effekt heißt “Influenz“. Dieser Effekt ist real meßbar, wenn eine Ladung vor eine geerdete Metallplatte gebracht wird: ⇒ Ladung wird induziert; wir unterbrechen die Erdverbindung ⇒ Influenzladung bleibt auf der Platte 2.8.4 Methode der Greenschen Funktion In Kapitel 2.2 wurde die Greenfunktion der Poisson-Gleichung eingeführt über ∆~r G0 (~r, ~r0 ) = ∆~r0 G0 (~r, ~r0 ) = −δ(~r − ~r0 ) Um spezielle Randbedingungen erfüllen zu können, addieren wir die Lösungen der LaplaceGleichung und definieren G(~r, ~r0 ) = G0 (~r, ~r0 ) + F (~r, ~r0 ) mit ∆r~0 F (~r, ~r0 ) = 0 Wir wenden den zweiten Greenschen Satz auf die Greenfunktion und das Potential an. ( ) Z Z 0 0) ~ ∂ϕ( r ∂G(~ r , ~ r ) d3~r0 G(~r, ~r0 ) ∆r~0 ϕ(r~0 ) −ϕ(r~0 ) ∆r~0 G(~r, ~r0 ) = − ϕ(r~0 ) da~0 G(~r, ~r0 ) 0 0 | {z } | {z } ∂n ∂n V (V ) − ρ(r~0 ) 0 −δ(~ r,~ r0 ) 62 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik damit ergibt sich 1 − 0 Z 1 ⇒ ϕ(~r) = 0 Z o Z 0 ~ d ~r G(~r, ~r )ρ(~r − 0 δ(~r, ~r )ϕ(r ) = 3 n 0 0 0 V (V ) r0 ) ∂G(~r, ~r0 ) 0 ∂ϕ(~ 0 d ~rG(~r, ~r )ρ(~r + d~a G(~r, ~r ) − ϕ(~r ) ∂n0 ∂n0 (V ) 0 3 V d~a0 {...} 0 Z 0 D.h. falls die Ladungsverteilung ρ(~r) und die Randbedingungen bekannt sind, können wir das Potential angeben, vorausgesetzt wir kennen G(~r, ~r0 ). Die Bestimmung von G(~r, ~r0 ) ist einfacher, da die Greenfunktion nur von der Geometrie und nicht von der Ladungsverteilung abhängt. Wir spezifizieren die Randbedingung für die Greenfunktion: • Dirichlet-Randbedingung: ϕ(~r) für ~r ∈ (V ) gegeben ⇒ Wir fordern G(~r, ~r0 ) = 0 für ~r0 ∈ (V ) ⇒ Das Potential ist gegeben durch Z Z 1 ∂G(~r, ~r0 ) 3 0 0 0 ϕ(~r) = d ~r G(~r, ~r )ρ(~r ) − da0 ϕ(~r0 ) 0 0 V ∂n (V ) D.h. wir müssen jetzt das Randwertproblem für G(~r, ~r0 ) = G0 (~r, ~r0 )+F (~r, ~r0 ) lösen mit G0 (~r, ~r0 ) = 1 1 4π |~ r−~ r0 | und ∆~r0 F (~r, ~r0 ) = 0 und G(~r, ~r0 ) = 0 für ~r0 ∈ (V ) Das ist das Problem der Berechnung des Potentials einer Einheitsladung am Ort ~r bei geerdeter Oberfläche. Dies kann zum Beispiel über Spiegelladungen gelöst werden. Wir können mit diesem G(~r, ~r0 ) dann ϕ(~r) für beliebige ρ(~r) und Randbedingungen ϕ(~r0 ) für ~r0 ∈ (V ) angeben! • Neumann-Randbedingung: ∂ϕ(r) für ~r ∈ (V ) ∂n 0 ∂G(~ r,~ r) = 0 für ~r0 ∈ (V ∂n0 Es ist die Normalenableitung gegeben. Idealerweise würde man ) fordern. Dies ist aber leider nicht möglich, da Z (V ) ∂G(~r, ~r da0 ∂n0 0 ) Z 3 0 0 Z d ~r ∆ G(~r, ~r ) = − = ~ r0 V V 63 d3~r0 δ(~r − ~r0 ) = −1 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Wir können aber die Normierung ∂G (~r, ~r0 ) ∂n0 = − a1 , mit a als Flächeninhalt der Randfläche, fordern. Damit ergibt sich das Potential zu Z Z Z 1 r0 ) 1 3 0 0 0 0 0 ∂ϕ(~ ϕ(~r) = d ~r G(~r, ~r )ρ(~r ) + da G(~r, ~r ) + da0 ϕ(~r0 ) 0 0 V ∂n a (V ) (V ) | {z } ϕ wobei ϕ der Mittelwert des Potentials auf der Randfläche ist. Beispiel: Beliebige Ladungsverteilung von geerdeter, leitender Wand (∞ ausgedehnt) d.h. Dirichletproblem mit ϕ(~r0 ) = 0 für ~r ∈ (V ) Z 1 d3~r0 G(~r, ~r0 )ρ(~r0 ) ⇒ ϕ(~r) = 0 V G(~r, ~r0 ) erfüllt: ∆~r0 G(~r, ~r0 ) = 1 1 4π |~r − ~r0 | mit G(~r, ~r0 ) = 0 f ür ~r0 ∈ (V ) Das ist analog zum Problem für die Punktladung q vor einer leitenden Wand. Dies ist bereits gelöst mit der Methode der Spiegelladung: 64 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik wobei ~rs = (−x, y, z) mit q 0 → 1 folgt für G: 1 G(~r, ~r ) = 4π 0 1 1 − 0 0 |(~r − ~r)| |(~r − ~rs )| ⇒ ϕ(~r) ist berechenbar aus ρ(~r). 2.8.5 Kapazitätskoeffizienten Wir betrachten einen Leiter mit dem Potential ϕk , welcher die Ladung Qk trägt. Er sei eingebettet in ein Volumen V . 65 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 1 ϕ(r) = 0 Z 3 0 0 Z 0 da0 d ~r G(~r, ~r )ρ(~r ) − V (V ) ∂G(~r, ~r0 ) ϕ(~r0 ) ∂n Das Volumen um den Körper sei leiterfrei und enthält somit keine Ladungen ⇒ ρ(~r0 ) = 0 Z ∂G(~r, ~r0 ) ⇒ ϕ(~r) = − ϕ(~r0 )da0 0 ∂n (k) a Z ∂G(~r, ~r0 ) (∗) = −ϕk da0 ∂n0 a(k) Für die Flächenladungsdichte auf dem Leiter gilt: σ(~r)|a(k) = 0 ∂ϕ(~r) | (k) ∂n a Die Integration über die Leiteroberfläche liefert: Z ∂ϕ(r) Qk = 0 da ∂n a(k) Mit (∗) folgt: Z Qk = −ϕk 0 | ∂ da ∂n a(k) Z da0 (k) a {z −Ck ∂G(~r, ~r0 ) ∂n0 } wobei Ck die Kapazität des Leiters angibt. Diese hängt nur von der Geometrie ab, da ~ r, ~r0 ) nur von der Geometrie abhängt. G(~ Daraus ergibt sich folgender linearer Zusammenhang: Qk = Ck · ϕk Wir betrachten nun mehrere Körper im leeren Raum und verallgemeinern (∗) zu: X Z ∂G(~r, ~r0 ) ϕ(~r) = ϕk da0 ∂n0 a(k) k Damit folgt für Z Qk = 0 ∂ X da −ϕk0 ∂n k0 a(k) Z a(k 0) da0 ∂G(~r, ~r0 ) ∂n0 d.h. Qk = X Ckk0 · ϕk0 k0 66 (∗∗) Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Mit dem symmetrischen, geometrieabhängigen Kapazitätskoeffizienten ergibt sich: Z Z ∂ 2 G(~r, ~r0 ) Ckk0 = −0 da da0 0 ∂n∂n0 a(k) a(k ) Wir können nun aus (∗∗) für gegebene Ladungen Qk die Potentiale ϕk der einzelnen Leiter berechnen. Wir berechnen die Feldenergie für eine Leiteranordnung. Früher (siehe Kapitel 2.3): 0 Wel = 2 Z ~ 2 (~r) d3~rE V 0 Wel = 2 Z h i2 ~ r) d3~r ∇ϕ(~ V Z h i 0 ~ · ϕ(~r)∇ϕ(~ ~ r) − ϕ(~r)∆ϕ(~r) d3~r ∇ = 2 V Z Z 0 0 ~ = d~a ϕ(~r)∇ϕ(~r) − d3~r ϕ(~r) ∆ϕ(~r) | {z } 2 (V ) 2 V | {z } ρ(~ r) | {z } (1) (2) Für (1) gilt: Z ~ r) = d~a ϕ(~r)∇ϕ(~ X (V ) Z ϕk a(k) k ∂ϕ(~r) X Qk = ϕk ∂n 0 k Für (2) gilt, falls ρ = 0 ist: 0 2 Z d3~r ϕ(~r)ρ(~r) = 0 V Daraus folgt: ⇒ Wel = mit Qk = P k0 1X ϕk Qk 2 k Ckk0 ϕk0 folgt: Wel = 1X Ckk0 ϕk ϕk0 2 k,k0 d.h., daß die elektrische Feldenergie eine quadratische Form in den Potentialen ist. Ist 67 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Wel als Funktion der Potentiale bekannt, so lassen sich die Kapazitätskoeffizienten bestimmen aus: Ckk0 = ∂ 2 Wel ∂ϕk ∂ϕk0 Kapazitäten von Leitersystemen Nun betrachten wir 2 Leiter, wobei der eine vom anderen umschlossen ist. Q2 ist hierbei durch die Ladung Q1 auf dem inneren Leiter induziert. Im Hohlraum zwischen den Leitern befindet sich keine Ladung. Z Z Z ∂ϕ ∂ϕ ~ ⇒0=Q= d~a · D = 0 da + 0 da ∂n ∂n (2) (1) a(1) +a(2) | a {z } | a {z } Q1 Q2 D.h. auf der Oberfläche des Außenleiters sitzt gerade die Ladung Q2 , die die Ladung Q1 kompensiert: Q2 = −Q1 Mit Z Q1 = −Q2 = −0 da a( 2) 68 ∂ϕ ∂n Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik und ϕ=− X Z da0 ϕk a( k) k ∂G(~r, ~r0 ) ∂n0 folgt: Z Q1 = 0 ∂ da ∂n a( 2) Z ϕ1 ∂G da0 0 ∂n a( 1) Z + ϕ2 a( 2) ∂G da0 0 ∂n = −C21 ϕ1 − C22 ϕ2 Andererseits gilt nach Definition: Q1 = C11 ϕ1 + C12 ϕ2 Q2 = C21 ϕ1 + C22 ϕ2 d.h. es muß gelten: C11 = −C21 C12 = −C22 Aus Symmetriegründen gilt: C12 = C21 Damit ergibt sich: Q1 = C11 (ϕ1 − ϕ2 ) Q2 = C22 (ϕ2 − ϕ1 ) D.h. wir können nur die Potentialdifferenz ∆ϕ = ϕ1 − ϕ2 bestimmen. ⇒ Wir definieren die Kapazität einer Leiteranordnung über das Verhältnis der Ladung auf einem Leiter zur Potentialdifferenz zwischen den Leitern: C := Q ∆ϕ 69 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Beispiel: Plattenkondensator Für die Flächenladungsdichte auf der linken Platte gilt: σ1 = −0 U dϕ |x=0 = dx d Damit ergibt sich die Gesamtladung auf dieser Platte zu: Q ≡ Q1 = σ1 · a = 0 U a d wobei a die Fläche der Platte ist. Damit folgt für die Kapazität: C= Q U a = 0 · a · U −1 = 0 ∆ϕ d d Für die elektrische Feldenergiedichte gilt (vgl. 2.3): 1 ~2 wel = 0 E 2 Mit E = − dϕ = dx U d folgt: 1 U2 wel = 0 2 2 d 70 (∗) Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik D.h. die Feldenergie im Volumen V = a · d ergibt sich zu: 1 1 a Wel = wel · a · d = 0 U 2 =(∗) CU 2 2 d 2 Bemerkung: Vorhin Ckk0 = ∂ 2 We l d2 Wel → C = C11 = ∂ϕk ∂ϕk0 dU 2 Diese stimmen überein! 71 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 3 Magnetostatik Der magnetische Teil der Maxwellgleichungen für den stat. Fall lautet: ~ · B(~ ~ r) = 0 ∇ ~ × H(~ ~ r) = ~j(~r) (mit ∇ ~ · ~j(~r) = −ρ̇ = 0) ∇ mit der Materialgleichung: ~ r) (µ0 = 4π · 10−7 V s ) ~ r) = 1 B(~ H(~ µ0 Am 3.1 Vektorpotential ~ · B(~ ~ r) = 0 ⇒ ∃ V ektorpotential A ~ mit B(~ ~ r) = ∇ ~ × A(~ ~ r) ∇ n o ~ × (∇ ~ × A(~ ~ r)) = 1 ∇ ~∇ ~ · A(~ ~ r) − ∆A(~ ~ r) ~ × H(~ ~ r) = 1 ∇ ⇒∇ | {z } µ0 µ0 ~j(~ r) Die Definition des Vektorpotentials ist nicht eindeutig. Wir betrachten: ~ r) = A(~ ~ r) + ∇χ(~ ~ r) A(~ wobei χ(~r) ein skalares Feld beschreibt. ~ ×A ~ 0 (~r) = ∇ ~ × A(~ ~ r) + ∇ ~ × ∇χ(~ ~ r) ∇ | {z } | {z } ~ r) B(~ 0 ~ r) und A ~ 0 (~r) liefern das gleiche B-Feld. ~ d.h. A(~ Wir nutzen diesen Freiheitsgrad und fordern: ~ · A(~ ~ r) = 0 ∇ Coulomb − Eichung Ist diese Eichbedingung immer erfüllbar? 72 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ r) erfülle nicht die Coulomb-Eichung, aber liefert ein korrektes B-Feld. ~ A(~ Immer möglich ist: ~ 0 (~r) = A(~ ~ r) + ∇χ(~ ~ r) A ~ ·A ~ 0 (~r) = ∇ ~ · A(~ ~ r) + ∆χ(~r) ∇ ~ · A(~ ~ r) gilt. Dies geht immer, z.B. in Form des Wir wählen χ(~r) so, daß ∆χ(~r) = −∇ Poisson-Integrals. ~ 0 (~r) erfüllt die Eichbedingung. ⇒A Vorhin: ~ µ0~j(~r) = ∇ ~ · A(~ ~ r) ∇ | {z } ~ r) −∆A(~ =0 Coulomb−Eichung ~ r) = −µ0~j(~r) ∆A(~ ~ genügt einer Poisson-Gleichung. Die d.h. jede der kartesischen Komponenten von A Lösung ist bekannt aus der Elektrostatik (Poisson-Integral) ~ r ) = µ0 A(~ Z d3~r0 G0 (~r − ~r0 )~j(~r0 ) Z ~j(~r0 ) µ0 d3~r0 4π |~r − ~r0 | ~ r) in dieser Darstellung der Coulomb-Eichung? Genügt A(~ Z ~ · A(~ ~ r) = µ0 d3~r∇ ~ r · G0 (~r − ~r0 )~j(~r0 ) ∇ ~ r G0 = −∇ ~ r0 G0 ergibt sich: wegen ∇ Z ~ ~ ~ r0 · G0 (~r − ~r0 )~j(~r0 ) mit ∇ ~ ~j = 0 ∇ · A(~r) = −µ0 d3~r∇ Z = −µ0 d~a0 · G0 (~r − ~r0 )~j(~r0 ) Für inselförmige Stromverteilungen gilt: Z (V )→∞ −µ0 d~a0 · G0 (~r − ~r0 )~j(~r0 ) → 0 73 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ ·A ~=0 ⇒∇ ~ r) = ∇ ~ × A(~ ~ r) folgt für das Magnetfeld einer beliebigen inselförmigen StromverMit B(~ teilung ~j(~r): ~ r ) = µ0 B(~ = −µ0 Z ~ r × G0 (~r − ~r0 )~j(~r0 ) d3~r0 ∇ Z ~ r G0 (~r − ~r0 ) d3~r0 ~j(~r0 ) × ∇ mit 1 4π |~r − ~r0 | G0 (~r − ~r0 ) = folgt 1 ~r − ~r0 ~ r G0 (~r − ~r0 ) = 1 ∇ ~ r0 1 ∇ = − 4π |~r − ~r0 | 4π |~r − ~r0 |3 und damit folgt: ~ r) = µ0 H(~ ~ r ) = µ0 B(~ 4π Z d3~r0 ~j(~r) × (~r − ~r0 ) |~r − ~r0 |3 Bemerkung: Analogon zu ~ r) = 1 E(~ 4π0 Z ~r − ~r0 d ~r ρ(~r ) |~r − ~r0 |3 3 0 0 ~ d.h. der quellenmäßen Darstellung des E-Feldes. Einfachster Quelltyp in der Elektrostatik → Punktladung Einfachster Quelltyp in der Magnetostatik → Stromfaden d.h. konstanter Strom entlang einer Raumkurve C. 74 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Für kleine Querschnitte ∆a und kleines ∆~r gilt: I = ~j(~r) ∆a d.h. I∆~r = ~j(~r)∆V d.h. unter dem Integral gilt: Z ~j(~r)d ~r → 3 V Z I d~r C d.h. speziell für das Vektorpotential vom Stromfaden gilt: Z Z ~ r0 ) µ0 I µ0 d~r0 3 0 j(~ ~ d ~r = A(~r) = 4π |~r − ~r0 | 4π C |~r − ~r0 | und ~ r ) = µ0 B(~ 4π Z d3~r ~j(~r0 ) × (~r − ~r0 ) |~r − ~r0 | wird zum Biot-Savart-Gesetz: ~ r ) = µ0 I B(~ 4π Z C 75 d~r0 × (~r − ~r0 ) |~r − ~r0 |3 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Das Stromfadenelement I d~r0 liefert zum Magnetfeld folgenden Beitrag ~ r) = dB(~ µ0 I d~r0 × (~r − ~r0 ) 4π |~r − ~r0 |3 Beispiel: ∞ langer Stromfaden wobei der Strom entlang z fließt. 76 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Die Rechnung wird in Zylinderkoordinaten durchgeführt. ~r − ~r0 = (z − z 0 )~ez + ρ~eρ 2 |~r − ~r0 | = (z − z 0 )2 + ρ2 d~r0 = dz 0~ez d~r0 × (~r − ~r0 ) = ρ dz 0 ~eϕ Damit ergibt sich: Z d~r0 × (~r − ~r0 ) µ0 ~ I B(~r) = 4π C |~r − ~r0 |3 Z ∞ µ0 Iρ dz 0 = ~eϕ 3 4π −∞ (z − z 0 )2 + ρ2 2 Z µ0 Iρ 1 ∞ dz 0 ~eϕ 3 = 32 4π ρ −∞ 0 2 z−z +1 ρ mit x = z−z 0 ρ ergibt sich: ~ r) = µ0 I~eϕ B(~ 4πρ Z ∞ −∞ | dx 3 2 (x2 + 1) {z } = µ0 I ~eϕ 2πρ 2 ~ d.h. das B-Feld verläuft entlang konzentrischer Kreise um den Leiter. 77 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Entlag dieser Kreise gilt: Z ~ r) = 2πρ · µ0 · I = µ0 I d~r · B(~ 2πρ C Dies ist konsistent mit Z ˙ ~ = I + d~a · D ~ d~r · H Z (a) a Induktionskoeffizienten Wir betrachten N Stromschleifen. K-te Schleife werde vom Strom IK durchflossen. Damit gilt: ~ r ) = µ0 I A(~ 4π Z C Z d~r0 µ0 X d~r0 → I K |~r − ~r0 | 4π K r − ~r0 | C (K) |~ ~ Für den Fluß des B-Feldes durch die Fläche a(K) gilt: Z Z Z ~ ~ ~ ~ r) Φk = d~a · B(~r) = d~a · ∇ × A(~r) = d~r · A(~ a(K) a(K) C (K) Z Z X d~r0 µ0 X 0 LKK 0 · IK 0 IK = = d~r 0 4π K 0 r − ~r0 | C (K ) |~ C (K) 0 K mit dem Induktionskoeffizienten LKK 0 µ0 = 4π Z Z C (K) C (K 0) d~r · d~r0 |~r − ~r0 | LKK 0 mit K 6= K 0 wird Gegeninduktionskoeffizient und LKK Selbstinduktionskoeffizient genannt. 78 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 3.2 Magnetische Multipolentwicklung Erinnerung: elektrische Multipolentwicklung (2.4) Z 1 ρ(~r0 ) ϕ(~r) = d3~r 4 π 0 |~r − ~r0 | mit Z Q = d3 r~0 ρ(~r0 ) Z p~ = d3~r0 ρ(~r0 )~r0 0 folgt für |~r0 | << |~r| 1 ϕ(~r) = 4 π 0 Q ~r · p~ rα rβ Qαβ + 3 + + ... |~r| |~r| 2 |~r|5 Es ist eine analoge Entwicklung für folgenden Term möglich: Z ~j(~r0 ) µ0 ~ A(~r) = d3~r0 4π |~r − ~r0 | Die Taylorentwicklung für |~r0 | << |~r| liefert: Z Z µ0 1 1 3 ~0~ ~0 3 ~0 0 0 ~ ~ ~ ~ A(~r) = d r j(r ) + 3 d r ~r · r j(r ) + ... 4π |~r| |~r| Wir betrachten den 1. Term genauer: Z d3 r~0~j(r~0 ) Es gilt ~ · ~j(~r)~r = ~r ∇ ~ · ~j(~r) +~j(~r) · ∇~ ~ r = ~j(~r) ∇ |{z} | {z } −ρ̇=0 Ib wobei Ib die Einheitsmatrix bezeichnet. Z Z Z 3 0~ 0 3 0~ ~ 0 0 ⇒ d ~r j(~r ) = d ~r ∇ · j(~r )~r = V V (V ) 79 da0~j(~r0 )~r0 = 0 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ⇒ Die magnetische Multipolentwicklung beginnt mit dem 2. Term! Wir betrachten nun den 2. Term: 1 |~r|3 Z d3 r~0 ~r · r~0~j(r~0 ) Es gilt: ~ ~r0 · ~j(~r0 )~r0 ~r · ~r0 ~j(~r0 ) = ~r · ~r0 ∇ |{z} ~ 0 ·~j(~ ∇ r0 )~ r0 ~ r ~ 0 · ~j(~r0 )~r0~r · ~r0 −~r0~j(~r0 ) · ∇ ~ ~r0 ~r0 ·~r =∇ | {z } | ~r {z } (1) Ib | {z } ~ r das Volumenintegral über (1) kann in ein verschwindendes Obeflächenintegral umgewandelt werden, daher Z 3 0 0 Z 0 d ~r ~r · ~r j(~r ) = − d3~r0 ~r · ~j(~r0 )~r0 (∗) Allgemein gilt: ~a × (~b × ~c) = ~b(~a · ~c) − ~c(~a · ~b) Deshalb gilt: h i ~r × ~r0 × ~j(~r0 ) = ~r · ~j(~r0 )~r0 − ~r · ~r0~j(~r0 ) Z Z Z h i 3 0 0~ 0 0 0 3 0 ~ ⇒ d ~r ~r · ~r j(~r ) = − ~r × ~r × j(~r ) d ~r + d3~r0 ~r · ~r0~j(~r0 ) | {z } (∗) d.h. Z 1 d ~r ~r · ~r j(~r ) = 2 3 0 0~ 0 Z h i 0 0 ~ d ~r ~r × j(~r ) × ~r 3 0 Wir definieren das magnetische Dipolmoment Z 1 m ~ = µ0 d3~r ~r × ~j(~r) 2 und finden somit für den (niedrigsten) Dipolanteil des Vektorpotentials: 80 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ × ~r ~ D (~r) = 1 m A 4π r3 Bemerkung: Für den Dipolanteil des elektrostatischen Potentials gilt (vgl. 2.4): ϕD (~r) = 1 ~r · p~ 4π0 r3 ~ Für das zugehörige B-Feld gilt: ~ × ~r ~ ×m ~ D (~r) = ∇ ~ ×A ~ D (~r) = 1 ∇ B 4π r3 Mit ~a × (~b × ~c) = ~b(~a · ~c) − ~c(~a · ~b) ergibt sich: 1 ~r ~r ~ ~ ~ BD (~r) = ~ ·∇ 3 m ~∇· 3 −m 4π r r Für r 6= 0 gilt für den 1. Term: ~ · ~r = 1 ∇ ~ · ~r +~r · ∇ ~ 1 =0 ∇ | {z } 3 3 r r r3 |{z} 3 3~ r r5 Wir behandeln nun den 2.Term in Komponentenschreibweise: ~r ∂ xi δij 3xi xj ~ m ~ · ∇ 3 = mj = mj 3 − mj 5 3 r i ∂xj r r r d.h. ~ 2 − 3m ~ · ~r~r ~ ~r = mr m ~ ·∇ 3 5 r r d.h. ~ · ~r~r − mr ~ 2 ~ D (~r) = 1 3m B 4π r5 81 (r > 0) Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Punktdipol Das magnetische Dipolmoment ist definiert als Z 1 m ~ = µ0 d3~r ~r × ~j(~r) 2 Dieses sei durch einen Stromfaden hervorgerufen: Z Z ~jd3~r → I d~r V C Daraus folgt für das magnetische Dipolmoment: Z 1 ~r × d~r m ~ = µ0 I 2 C Wir betrachten speziell eine kreisförmige Leiterschleife. mit ~r = R~er d~r = R dϕ ~eϕ 82 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Es gilt: Z 2π Z ~r × d~r = C 0 2 R2~er × ~eϕ dϕ = |2πR {z } ~ez 2a ⇒ m ~ = µ0 I~a Wird die Fläche a immer mehr verkleinert, so daß a → 0 und I gleichzeitig so vergrößert, daß das Produkt I · a konstant bleibt, so verschwinden die Beträge höherer Multipolmomente und nur der Dipolbeitrag bleibt übrig. ⇒ “Punktdipol“ 3.3 Magnetische Kraftwirkungen ~ ~ r) eine Kraftdichte einIm Kapitel (1.2) wurde für die Stromdichte ~j(~r) im B-Feld B(~ geführt: f (~r) = ~j(~r) × B(~r) D.h. die Stromschleife C erfährt eine Kraft Z Z 3 ~ ~ r) F = d ~r f (~r) = d3~r ~j(~r) × B(~ V F~ = I Z ~ r) d~r × B(~ C 83 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Beispiel: Kraft zwischen parallelen Leitern Für die Kraft auf das Leiterelement d~r1 = dl ~ez gilt: ~ r1 ) = I1 dl ~ez × B(~ ~ r1 ) dF~12 = I1 d~r1 × B(~ In (3.1) wurde berechnet: ~ r1 ) = µ0 I2 ~eϕ B(~ 2πd damit ergibt sich: dF~1 2 I1 I2 = µ0 ~ez × eϕ dl 2πd | {z } −~eρ d.h. gleichsinnig stromdurchflossene Leiter ziehen sich an und ungleichsinnig durchflossene stoßen sich ab. 84 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 3.4 Magnetische Feldenergie Magnetostatik kann in Analogie zur Elektrostatik formuliert werden. Insbesondere gilt dies für die Energie von elektrischen bzw. magnetischen Dipolanordnungen. ⇒ analoge Ausdrücke für die Feldenergie Z d3~r wmag (~r) Wmag = mit 1~ ~ r) = 1 1 B 2 (~r) wmag (~r) = B(~ r) · H(~ 2 2 µ0 ~ =∇ ~ ×A ~ gilt mit B Wmag 1 = 2 Z h i ~ r) · ∇ ~ × A(~ ~ r) d3~r H(~ Es gilt: h i ~ · A(~ ~ r) × H(~ ~ r) ∇ ∂ Aj Hk ∂xi ∂Aj ∂Hk = ijk · Hk + ijk Aj ∂xi ∂xi h i h i ~ · ∇ ~ ×A ~ −A ~· ∇ ~ ×H ~ =H = ijk Daraus folgt: 1 ⇒ 2 Z h i ~ ~ ~ d ~r H(~r) · ∇ × A(~r) Z h i 1Z h i 1 3 ~ ~×H ~ + ~· ∇ ~ ×H ~ = d ~r ∇ A d3~r A 2 2 | {z } | {z } 3 ~j (1) Für (1) gilt: Z i Z h ~ A ~×H ~ = d ~r ∇ h i →∞ ~×H ~ V→ 0 d~a · A 3 (V ) Damit gilt: Wmag 1 = 2 Z ~ r) d3~r ~j(~r) · A(~ 85 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Bemerkung: • Analogon zu 1 Wel = 2 Z d3~r ρ(~r)ϕ(~r) • Für eine Leiterschleife gilt offensichtlich Z Z Z 1 1 1 ~ ~ ~ ~ r) = 1 IΦ d~r · A(~r) = I d~a · ∇ × A = I da · B(~ Wmag = I 2 C 2 a 2 a 2 Für mehrere Leiterschleifen gilt entsprechend: Wmag = Unter Ausnutzung von Φk = P k0 1X Ik Φk 2 k Lkk0 Ik0 (vgl. 3.1) folgt: Wmag = 1X Lkk0 Ik Ik0 2 kk0 D.h. die Energie ist alleine durch die Stromstärken und die geometrieabhängigen Induktionskoeffizienten gegeben. Ebenfalls können wir umgekehrt aus der Feldenergie die Induktionskoeffizienten bestimmen Lkk0 = 86 ∂ 2 Wmag ∂Ik ∂Ik0 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 3.5 Grenzbedingungen Analogie zur Elektrostatik, Integration über Dose ~ · B(~ ~ r) = 0 ⇒ ∇ Z ~ · B(~ ~ r)d3~r = 0 ∇ VDose Es gilt: Z VDose ~ · B(~ ~ r)d3~r = ∇ Z ~ r)d~a = aDose (B I (~r) − B II (~r)) B(~ ⊥ ⊥ aDose D.h. es gilt: I II B⊥ (~r) = B⊥ (~r) ~ Die Normalkomponente des B-Feldes geht stetig durch die Grenzflächen. Für das Kurvenintegral durch die Grenzfläche gilt: Z d~a ~ × H(~ ~ r) = ~j(~r) ∇ Z ~ r) = I d~r H(~ C 87 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Mit h → 0 gilt: HkII (~r) − HkI (~r) = s(~r) s(~r) wird als Oberflächenstromdichte bezeichnet. ~ Die Tangentialkomponente des H-Feldes ist stetig, falls es keine Oberflächenströme gibt. Wir betrachten speziell die lineare Materialgleichung: ~ r) = µH(~ ~ r) B(~ Daraus folgt: µI II B (~r) µII k µII II I H⊥ (~r) = I H⊥ (~r) µ BkI (~r) = ~ ~ d.h. die Tangentialkomponente des B-Feldes und die Normalkomponente des H-Feldes springen. 3.6 Beispiele 1. Rotierende, geladene Kugel 88 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Die Ladung Q ist gleichmäßig auf der Oberfläche verteilt. σ= Q 4πR2 Für die Stromdichte gilt: ~j = ρ ~v = σδ(r − R) ω ~ × ~r Für das Vektorpotential gilt: Z ~ 0 Z Z µ0 σδ(r0 − R) ω ~ × ~r0 3 0 Qµ0 δ(r0 − R) ~r0 3 0 µ0 j(~r ) 3 0 ~ A(~r) = d ~ r = d ~ r = d ~r ω ~ × 4π |~r − ~r0 | 4π |~r − ~r0 | 16π 2 R2 |~r − ~r0 | | {z } ~ r) I(~ ~ r) ein rotationssymmetrisches Integral bezüglich ~r bezeichnet. Wobei I(~ ~ r) = I(r) · ~r ⇒ I(~ r Das Integral wird über Kugelkoordinaten ausgewertet. d3~r0 = r02 sin(Θ)dΘ dϕ dr0 Es gilt: ~r · ~r0 = rr0 cos(Θ) 1 |~r − ~r0 | = r2 + r02 − 2rr0 cos(Θ) 2 89 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Damit ergibt sich: ~ r) = ~r I(~ r Z 2π Z ∞ Z dr0 dΘ dϕ 0 π δ(r0 − R)r0 cos(Θ)r02 sin(Θ) 1 0 0 Z ~r = 2π r π dΘ {r2 + r02 − 2rr0 cos(Θ)} 2 R3 cos(Θ)sin(Θ) 1 {r2 + R2 − 2rRcos(Θ)} 2 0 Mit Hilfe der Substitution cos(Θ) = x dx = −sin(Θ) ⇒ sin(Θ)dΘ = −dx dΘ folgt ~ r) = − ~r 2πR3 I(~ r Z −1 1 xdx 2 1 2 {r| + 2rR x} 2 {zR} − |{z} A B Allgemein gilt: Z √ 1 xdx 2 = − 2 (2A + Bx(A − Bx) 2 + const. 3B A − Bx Damit ergibt sich: 2 I(r) = −2πR · − · 3 · 4r2 R2 1 1 { 2 r2 + R2 − 2rR r2 + R2 + 2rR 2 − 2 r2 + R2 + 2rR r2 + R2 − 2rR 2 } | {z } | {z } 3 r+R |r−R| 2πR 2 2 2 2 = (r + R − rR)(r + R) − (r + R + rR) |r − R| 3r2 Es gilt für r < R : |r − R| = R − r {...} = r(r2 + R2 − rR + r2 + R2 + rR) + R(r2 + R2 − rR − r2 − R2 − rR) = 2r3 + 2rR2 − 2rR2 = 2r3 D.h. 4 I(r) = πRr 3 90 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Es gilt für r > R : |r − R| = r − R {...} = −2r2 R + 2r2 R + 2R3 = 2R3 D.h. 4 R4 I(r) = π 2 3 r Damit ergibt sich für das Vektorpotential ω ~ × ~r µ Q 0 R ~= A ~r 12π 2 R ω ~× 3 r r<R r>R ~ =∇ ~ × A. ~ Für r < R gilt: Es gilt B ~ × (~ω × ~r) ~ =B ~ (i) = µ0 Q ∇ B 12πR Die Auswertung erfolgt Komponentenweise: ~ × (~ω × ~r))i = ijk (∇ ∂ klm ωl xm ∂xj = ijk klm ωl δjm = ijk klj ωl = ijk ljk ωl | {z } 2δil = 2ωi Daraus folgt: ~ (i) = µ0 Q ω ~ ⇒ B 6πR ~ ist homogen und proportional zu ω im Kugelinneren. B Für r > R gilt (ähnliche Rechnung wie in 3.2): µ0 QR2 ~ (a) ~ ~ B=B = ∇× ω ~× 12π 2 (~ω · ~r)~r 0 QR = 3 − 12π r5 91 ~r r3 ω ~ r3 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Zur Erinnerung: Das Magnetische Dipolfeld in 3.2 ~ · ~r~r − mr ~ 2 ~ D (~r) = 1 · 3m B 4π r5 Wir identifizieren das magnetische Dipolmoment hier mit: m ~ = QR2 ω ~ 3 d.h. die rotierende geladene Kugel hat im Außenraum das Magnetfeld eines Dipols ⇒ primitives Modell für den Erdmagnetismus 2. Stabmagnet Wir betrachten einen gleichmäßig magnetisierten Zylinder. • Wir betrachten zunächst die Stirnflächen. ~ geht stetig über (vgl. 3.4): Die Normalkomponente von B ~ = 1 (B ~ −M ~ ) (1.2) H µ0 ~ springt auf der Stirnfläche. D.h. dort be⇒ Die Normalkomponente von H ~ finden sich die Quellen und Senken von H. • Nun wird die Mantelfläche betrachtet. 92 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Wir betrachten zunächst das Volumen V. Z ~ ~ Z Z Z ~ ~ ~ M ∇·B 3 ∇·M 3 3 ~ ~ d ~r − d ~r = − d~a ∇ · H d ~r = µ µ0 V (V ) µ0 V | V {z0 } 0 ~ ⊥d~a im Inneren und M ~ = 0 im Äußeren gilt, folgt: Da M Z − (V ) ~ M d~a = 0 µ0 ~ auf den Mantelflächen. ⇒ Es gibt keine Quellen und Senken von H Wir betrachten nun die Kontur C: Z Z Z ~ d~r = ~ ×H ~ d~a + ~ d~r B µ0 ∇ M C A C Für lim h → 0 gilt: Z ~ ×H ~ d~a + µ0 ∇ {z } | A ~j=0 Z ~ d~r = M · L M C ~ ⇒ Es gibt Wirbel des B-Feldes auf den Mantelflächen. Weiterhin gilt im Außenraum: ~ = µ0 H ~ B Damit ist eine qualitative Diskussion möglich. 93 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik • Nun wird die quantitative Lösung betrachtet. ~ ×H ~ = 0 ⇒ ∃ ϕm : H ~ = −∇ϕ ~ m ∇ Wobei ϕm als skalares magnetisches Potential bezeichnet wird. ! ~ ~ B M ~ ·H ~ = −∆ϕm = ∇ ~ · ∇ − µ0 µ0 =− 1 ~ ~ ∇·M µ0 ⇒ ∆ϕm = ~ ·B ~ = 0) (∇ 1~ ~ ρm ∇ · M =: − µ µ0 mit ρm als magnetische Ladungsdichte, welche allein durch Dipole gegeben wird. Offensichtlich ergibt sich ϕm als Lösung des Poissonproblems wie in der Elek- 94 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik trostatik. 1 ϕm (~r) = − 4πµ0 Z ~0 ~ 0 3 0 ∇ M (~r )d ~r |~r − ~r0 | ~ = −∇ϕ ~ m H 95 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 4 Quasistationäre Felder Wir lassen jetzt zeitlich veränderliche Felder zu, wie sie für niederfrequente Elektrotechnik typisch sind. Der Stromfluß erfolgt durch eine Kraft auf die Ladungsträger. Die Ursache dieser Kraft ist oft ein elektrisches Feld. ~j(~r, t) = ~j [E(~r, t)] In linearer, lokaler und instantaner Näherung gilt das Ohmsche Gesetz: ~ r, t) ~j(~r, t) = σ E(~ mit der Leitfähigkeit σ. Elektrische Felder sind quasistationär für ~˙ ~ D << j d.h. ~ ×H ~ −D ~˙ = ~j → ∇ ~ ×H ~ = ~j ∇ Weiterhin gilt: ~ ·B ~ =0 ∇ ~ ×E ~ +B ~˙ = 0 ∇ ~ ·D ~ =ρ ∇ Wir verwenden im folgenden die Materialgleichungen in linearer Näherung. ~ = E ~ = ~j D σ d.h. ~˙ = ~j˙ D σ ˙ Sei ~j ∼ eiωt ⇒ ~j ∼ iω~j. Damit ergibt sich: ~˙ ∼ i ω ~j D σ 96 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~˙ Die Bedingung für quasistationäre Felder D << ~j führt auf: ω σ << 1 bzw. ω << σ d.h. quasistationäre Felder erfordern gut leitende Medien. ~˙ nicht vernachlässigen: Wir können deshalb B ~˙ induziert ein E-Feld. ~ ~ B Selbst kleine E-Felder können in gut leitenden Medien starke Ströme verursachen. ~ ×H ~ = ~j ∇ ~ ∇· ~ · ~j = 0 ⇒ ∇ Aufgrund der Kontinuitätsgleichung gilt: ~ · ~j = 0 ∇ | {z } −ρ̇ D.h. wir erwarten keine zeitliche Änderung der Ladungsdichte. Exakt gilt: ~ ·D ~ ~ · ~j = −∇ ~ · σE ~ = −σ ∇ ρ̇ = −∇ | {z } ρ ~ und D ~ die von ρ im leitenden Medium erzeugten Eigenfelder sind. wobei E Aus ρ̇ = − σ ρ folgt: t ρ = ρ0 e− τ mit τ = σ D.h. die in einem leitenden, insgesamt elektrischen neutralen Material vorhandene Raumladungsdichte ρ 6= 0 klingt exponentiell ab. Die Ursache liegt im Eigenfeld. (Beispiel Cu: τ ≈ 10−17 s) 4.1 Faradaysches Induktionsgesetz Das Induktionsgesetz lautet in differentieller Form: Z ˙ ~ ~ ~ ∇ × E + B = 0 d~a a 97 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Für zeitunabhängige Geometrien gilt offensichtlich: Z Z ~ ~˙ r, t) = − dΦ(t) d~r · E(~r, t) = − d~a · B(~ dt (a) a mit dem magnetischen Fluß Z ~ r, t) d~a · B(~ Φ(t) = a Die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses Φ durch eine Fläche a liefert ein von Null verschiedenes Wegintegral der elektrischen Feldstärke längs der Berandungskurve der Fläche. Nach Kapitel (2.3) gilt: ~ Wegintegral des E-Feldes = ˆ Spannung d.h. für die induzierte Spannung entlang C gilt: Uind = − 98 dΦ(t) dt Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Wir betrachten eine (unterbrochene) Leiterschleife: Z Uind = ~ r, t) = d~r · E(~ C Z Z 2 ~ r, t) + ~ r, t) d~r · E(~ d~r · E(~ | {z } C0 1 | {z } 0 f ür σ→∞ | {z } U12 0 d.h. für einen idealen Leiter gilt: U12 = Uind = − dΦ(t) dt Jetzt betrachten wir einen bewegten Leiter. Wir betrachten das Inertialsystem P sich bezüglich mit konstanter Geschwindigkeit ~v bewegt. 99 P0 das Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik P P Für die Transformation der Felder in und 0 gilt: γ − 1 ~ v ~ v 0 ~ =γ E ~ ~ + ~v × B ~− E ·E γ v2 γ − 1 ~v~v ~ ~v 0 ~ ~ ~ ·B B =γ B− 2 ×E− c γ v2 mit γ=q 1 1− v2 c2 Der Beweis folgt in Kapitel (6.3). Jetzt wird der nichtrelativistische Grenzfall betrachtet: |~v | << c, d.h. γ → 1 ~0 = B ~ B ~0 = E ~ + ~v × B ~ E P Die bewegte Leiterschleife ruhe in 0 . Wir können folgenden Term umformen: Z Z Z ˙ 0 ~+ ~ ~ = − d~a · B d~r · (~v × B) Uind = d~r · E (∗) (a) a (a) {z } | (1) Wobei Uind der in der bewegten Leiterschleife induzierte Spannung entspricht. Zu (1) läßt sich sagen, daß durch die Bewegung des Leiters in ihm Ladungsträger bewegt werden, welche eine Kraft im Magnetfeld erfahren. 100 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Änderung des magnetischen Flusses durch eine bewegte Leiterschleife? Es gibt 2 Anteile: • Änderung des Feldes • Änderung der Fläche= d~l × d~r = dt ~v × d~r Z Z ~ ~ = −dt d~r · (~v × B) dΦ B=const = dt (~v × d~r) · B C C d.h. die gesamte zeitliche Änderung von Φ ist gegeben durch Z Z dΦ ˙ ~ ~ d~r · (~v × B) = d~a · B − dt a C Der Vergleich mit (*) liefert: Uind = − dΦ dt D.h. die induzierte Spannung ist generell durch eine lokale zeitliche Änderung des Induktionsflusses gegeben; auch für zeitlich veränderliche Geometrien. Jetzt wird ein System von Leiterschleifen betrachtet. In Kapitel (3.1) eingeführt: Φk = X Lkk0 Ik0 k0 101 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik wobei Φk den Induktionsfluss durch die k-te Leiterschleife, Lkk0 den geometrieabhängigen Induktionskoeffizienten und Ik0 den Strom in der k’-ten Leiterschleife beschreibt. D.h. Φ̇k = X Lkk0 I˙k0 k0 Daraus folgt: Ukind = − X Lkk0 I˙k0 k0 Diese Gleichung gibt die in der k-ten Leiterschleife induzierte Spannung an. 4.2 Kirchhoffsche Regeln Wir betrachten einen Leiterknoten im Raumbereich V. Die Kontinuitätsgleichung besagt: ~ · ~j = 0 ρ̇ + ∇ wobei bei quasistationären Feldern ρ̇ = 0 gilt. Z Z XZ 3 ~ ~ ⇒ 0= d ~r ∇ · j = d~a · ~j = d~a · ~j V (V ) a k k | {z } Ik 102 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik wobei ak die Querschnittsfläche des k-ten Leiters beschreibt. Daraus folgt die Kirchhoffsche Stromregel: X Ik = 0 k Wir betrachten den k-ten Leiterkreis aus einem System von Leiterkreisen. Dafür gilt das Induktionsgesetz: Z ~ = −Φ̇ = U ind d~r · E k Ck Daraus folgt die Kirchhoffsche Spannungsregel: Z ~ − Ukind = 0 d~r · E Ck Die Summe aller in einem Leiterkreis auftretenden Spannungen ist Null. Bemerkung: Die induzierte Spannung wirkt hier als elektromotorische Kraft. Diese geht mit negativen Vorzeichen mit ein. Dies gilt auch für jede andere im Stromkreis befindliche elektromotorische Kraft Ukext . Beispiel: Reihenschwingkreis 103 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Die Spannungsregel liefert: Z Z Z ~ ~ ~ − U ind = U ext d~r · E + d~r · E + d~r · E L |{z} CR CC CDraht | {z } | {z } | {z } −L·I (1) (2) (3) Für (1) gilt: Z ~ = d~r · E Z CR CR d~r · ~j σ Wenn ~j konstant über dem Leiterquerschnitt ∆a ist gilt: Z Z dr d~r · ~j =I = IR σ σ∆a CR | {z } R Für (2) gilt nach (2.8.5): Z ~ = UC = Q d~r · E C CC Und zu (3) läßt sich sagen, daß es entweder vernachlässigt werden kann oder über R berücksichtigt wird. Also gilt: Q LI˙ + RI + = U ext C d dt Q̇ LI¨ + RI˙ + = U̇ ext C mit Q̇ = I folgt schließlich: I LI¨ + RI˙ + = U̇ ext C Seit speziell U ext (t) = Re Ũ e iωt . Dann gilt im stationären Zustand: ˜ iωt I(t) = Re Ie ˜ iωt in die DGL liefert: Das Einsetzten von Ie 1 ˜ 2 −Lω + iRω + I = iω Ũ C 104 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik d.h. 1 R + i ωL − I˜ = Ũ ωC {z } | R̃ wobei R̃ als komplexer oder Scheinwiderstand bezeichnet wird. Dieser setzt sich zusammen aus: • reeller Ohmscher Widerstand R̃R = R • imaginärer induktiver Widerstand R̃L = iωL • imaginärer kapazitiver Widerstand RC = −i ωC ⇒ Wir können mit der komplexen Schreibweise den Einfluß von Induktivitäten und Kapazitäten formal analog zum Einfluß eines Ohmschen Widerstands behandeln. Wir schreiben: R̃ = R̃ eiδ Ũ = Ũ eiφU I˜ = I˜ eiφI Damit ergibt sich iφU iδ ˜ iφI Ũ e = R̃ e I e d.h. für die Phasenverschiebung zwischen Spannung und Strom gilt: ∆φ = φU − φI = δ 105 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Es gibt 3 mögliche Fälle: 1. Der Strom bleibt hinter der Spannung zurück ωL > 1 ⇒ δ>0 ωC 2. Strom und Spannung sind in Phase ωL = 1 ⇒ δ=0 ωC 3. Der Strom eilt der Spannung voraus ωL < 1 ⇒ δ<0 ωC 106 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 5 Volles Systen der Maxwellgleichungen Wir nehmen jetzt alle Terme in den Maxwellgleichungen mit. ~ ·B ~ =0 ∇ ~ ×E ~ +B ~˙ = 0 ∇ ~ ·D ~ =ρ ∇ ~ ×H ~ −D ~˙ = ~j ∇ 5.1 Energiebilanz ~˙ + ∇ ~ ×E ~ =0 B n o ~˙ + ∇ ~ ×H ~ = ~j − −D ~ H ~ E ~ ·B ~˙ + E ~ ·D ~˙ + H( ~ ∇ ~ × E) ~ −E ~ · (∇ ~ × H) ~ = −~j · E ~ H | {z } ~ E× ~ H) ~ ∇·( Dies gilt da: ~ · (E ~ × H) ~ = ∂ ijk Ej Hk = ijk Hk ∂Ej + ijk Ej ∂Hk ∇ ∂xi ∂xi ∂xi ∂ ∂ ~ · (∇ ~ × E) ~ − E( ~ ∇ ~ × H) ~ = Hk kij Ej − Ej jik Hk = H ∂xi ∂xi Damit ergibt sich: ~ ·D ~˙ + H ~ ·B ~˙ + ∇ ~ · (E ~ × H) ~ = −~j · E ~ E Wir definieren den Poynting-Vektor ~ r, t) = E(~ ~ r, t) × H(~ ~ r, t) S(~ und erhalten: ~ ·D ~˙ + H ~ ·B ~˙ + ∇ ~ ·S ~ = −~j · E ~ E 107 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Speziell im Vakuum gilt: ~ = 0 E ~ D ~ = µ0 H ~ B Damit ergibt sich: ~ ·D ~˙ + H ~ ·B ~˙ = ∂ E ∂t 1 ~2 1 ~ 2 0 E + µ0 H 2 2 | {z } ω(~ r,t) wobei ω(~r, t) die Dichte der elektromagnetischen Feldenergie angibt. Damit ergibt sich für die lokale Bilanzgleichung: ~ ·S ~ = −~j · E ~ ω̇ + ∇ In integraler Form wird dies als Poyntingscher Satz bezeichnet: Z Z dW ~ ~=− d3~r ~j · E d~a · S + dt V (V ) Dies entspricht der Energiebilanz in der Elektrodynamik. Der Poyntingvektor ist die elektromagnetische Energiestromdichte. Die elektromagnetische Feldenergie ist keine Erhaltungsgröße. Sie kann entstehen und ~ ungleich Null ist. vergehen und zwar genau dann, wenn der Quellkern −~j · E Wir betrachten zur Veranschaulichung ein System von geladenen Punktteilchen: 1X Wkin = mα~r˙α2 2 α X dWkin 1X = mα 2~r˙α~r¨α = ~r˙α F~α dt 2 α α wobei F~α die Kraft auf das α-te Teilchen angibt. Die Teilchen sollen nur elektromagnetische Kräfte erfahren. ~α F~α = qα Eα + qα~r˙α × B Damit ergibt sich: dWkin X ˙ ~ = qα~rα · Eα dt α 108 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik mit ~j = X qα~r˙α δ(~r − ~rα ) α gilt: dWkin = dt Z ~ d3~r ~j · E (∗) V d.h. der Poyntingschen Satz nimmt jetzt folgende Form an: Z d ~ d~a · S (W + Wkin ) = − dt (V ) zu (*): ~ beschreibt die Leistungsdichte der vom elektromagnetischen Feld an der Stromdichte ~j· E ~j verrichteten Arbeit. Es beschreibt die Umwandelbarkeit von elektromagnetischer Energie in andere Energieformen: • mechanische (kinetische) Energie → elektromagnetische Energie (Generator) • elektromagnetische Energie → mechanische (kinetische) Energie (Motor) • elektromagnetische Energie → kinetische Energie → Wärme (Ohmscher Widerstand) Bisher haben wir Vakuum betrachtet; jetzt handelt es sich um ein lineares Medium (wobei die Dispersion zunächst vernachlässigt wird). ~ r, t) = (~r)E(~ ~ r, t) D(~ ~ r, t) = µ(~r)H(~ ~ r, t) B(~ Der Poyntingsche Satz gilt unverändert, aber die Dichte der elektromagnetischen Feldenergie wird jetzt geben durch: 1 ~ 2 (~r, t) + 1 µ(~r)H ~ 2 (~r, t) ω(~r, t) = (~r)E 2 2 109 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Wir erlauben jetzt Dispersion und betrachten ein monochromatisches Feld: ~ r, t) = 1 E(~ ~ r, ω)e−iωt + c.c. E(~ 2 ~ r, t) = 1 H(~ ~ r, ω)e−iωt + c.c. H(~ 2 Bemerkung: ~ 2 (~r, t) und H ~ 2 (~r, t) über die Periode T ergibt. Mittelung von E D E 1 ~ 2 = |E(~r, ω)|2 E 2 D E 1 2 ~ H = |H(~r, ω)|2 2 ~ und H ~ folgen D ~ und B: ~ Aus E i 1h ~ ~ ~ 0 E(~r, ω) + P (~r, ω) e−iωt + c.c. D(~r, t) = 2 h i 1 ~ ~ ~ B(~r, t) = µ0 H(~r, ω) + M (~r, ω) e−iωt + c.c. 2 ∂ ∂t liefert: h i ~ r, ω) + P~ (~r, ω) e−iωt + c.c. ~˙ r, t) = − i ω 0 E(~ D(~ 2 i i h ~ ˙~ ~ (~r, ω) e−iωt + c.c. B(~r, t) = − ω µ0 H(~r, ω) + M 2 Einsetzen liefert: n o D E ~ ·D ~˙ + H ~ ·B ~˙ = ω Im (P~ (ω) · E ~ ∗ (ω)) + Im (M ~ (ω) · H ~ ∗ (ω)) hω̇i = E 2 d.h. die gemittelte lokale Bilanzgleichung ~ ·S ~ = −~j · E ~ ω̇ + ∇ geht für die Abwesenheit makroskopischer Ströme (d.h. ~j = 0) in folgenden Term über: D E o ωn ∗ ∗ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ∇· S =− Im (P (ω) · E (ω)) + Im (M (ω) · H (ω)) 2 ~ = 0. Daraus folgt: Im Vakuum gilt P~ = M D E ~ · S ~ =0 ∇ 110 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik D.h. ein monochromatisches elektromagnetisches Feld im leeren Raum bedeutet einen im zeitlichen Mittel konstanen Energiestrom. Für ein lineares Medium gilt: ~ P~ (ω) = 0 χel (ω)E(ω) d.h. ~ ∗ (ω)) Im (P~ (ω) · E 2 ~ = Im (0 χel (ω) E(ω) ) 2 ~ = Im (ω) · E(ω) | {z } ~ r,t)i 2hE(~ T Analog gilt: D E ~ (ω) · H ~ ∗ (ω)) = 2Im µ(ω) H(~ ~ r, t) Im (M T Damit wird aus (*): D E n D E D Eo 2 2 ~ ~ ~ ~ ∇ · S(~r, t) = −ω Im (ω) E(~r, t) + Im µ(ω) H(~r, t) D.h. die im Medium stattfindende Absorption (d.h. Dissipation) elektromagnetischer Felder wird durch die Imaginärteile von und µ bestimmt! 5.2 Eichtransformationen ~ ·B ~ =0 ⇒ B ~ =∇ ~ ×A ~ ∇ ~ ×E ~ +B ~˙ = 0 wird zu ∇ h i ˙ ~ ~ ~ ∇× E+A =0 ~ +A ~˙ muß sich als Gradient eines skalaren Feldes darstellen lassen: d.h. E ~ +A ~˙ = −∇ϕ ~ E bzw. ~ r, t) = −A(~ ~˙ r, t) − ∇ϕ(~ ~ r, t) E(~ 111 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Es verbleiben noch die inhomogenen Maxwellgleichungen: ~ ·D ~ =ρ ∇ ~ ×H ~ −D ~˙ = ~j ∇ Im Vakuum gilt: ~ ·E ~ = −0 ∇ ~ · (∇ϕ ~ + A) ~˙ ~ ·D ~ = 0 ∇ ∇ } | {z ρ Daraus folgt: ~ ·A ~˙ = ρ −∆ϕ − ∇ 0 (∗) entsprechend gilt: ~ ×H ~ −D ~˙ = ∇ ~ × 1B ~ − 0 E ~˙ ~j = ∇ |{z} µ | {z 0 } (2) (1) Für (1) gilt: ~ × 1B ~ = 1∇ ~ × (∇ ~ × A) ~ = 1 (∇ ~∇ ~ ·A ~ − ∆A) ~ ∇ µ0 µ0 µ0 Aus (2) folgt: ~˙ = −0 (A ~¨ + ∇ ~ ϕ̇) 0 E Somit gilt: ~¨ − ∆A ~ + ∇( ~ ∇ ~ ·A ~ + 0 µ0 ϕ̇) = µ0~j 0 µ0 A |{z} |{z} 1 c2 1 c2 d.h. 1 ~¨ ~ + ∇( ~ ∇ ~ ·A ~ + 1 ϕ̇) = µ0~j A − ∆A 2 c c2 (∗∗) (*) und (**) koppeln das skalare und das Vektorpotential miteinander. Ist die Entkopplung durch eine geeignete Eichtransformation möglich? ~ und A ~ 0 gleichberechtigte Vektorpotentiale In Kapitel (3.1) wurde angenommen, daß A sind, wenn gilt: ~0 − A ~ = ∇χ ~ A 112 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ =B ~ 0. d.h. dann gilt B Wir fordern jetzt ~˙ − ∇ϕ ~ =E ~ =E ~ 0 = −A ~˙ 0 − ∇ϕ ~ 0 −A d.h. ~ 0 − A) ~ ~ 0 − ϕ) = − ∂ (A ∇(ϕ | {z } ∂t ~ ∇χ ~ 0 − ϕ + χ̇) = 0 ⇒ ∇(ϕ ~ r, t) und B(~ ~ r, t) unverändert d.h. ϕ0 = ϕ − χ̇(+const.). Das bedeutet, daß die Felder E(~ unter folgender Eichtransformation bleiben: ~ r, t) → A ~ 0 (~r, t) = A(~ ~ r, t) + ∇χ(~ ~ r, t) A(~ ϕ(~r, t) → ϕ0 (~r, t) = ϕ(~r, t) − χ̇(~r, t) Eine spezielle Eichung ist die Coulombeichung: ~ ·A ~=0 ∇ Diese geht immer (vgl. 3.1). Damit vereinfachen wir (*) zu: 1 ∆ϕ = − ρ 0 und aus (**) wird: 1 ~¨ ~+∇ ~ 1 ϕ̇ = µ0~j A − ∆ A c2 c2 Mit der longitudinalen Stromdichte ~ ϕ̇ ~jk = 0 ∇ und der transversalen Stromdichte ~j⊥ = ~j − ~jk 113 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik gilt: 1 ~¨ ~ = µ0 (~j − 0 ∇ ~ ϕ̇) = µ0~j⊥ A − ∆A c2 Die Lösung von ∆ϕ = − 10 ρ ist gegeben durch das Poissonintegral: Z ∂ r0 , t) 1 3 0 ρ(~ ϕ(~r, t) = d ~r ∂t 4π0 |~r − ~r0 | Z ρ̇(~r0 , t) 1 ϕ̇(~r, t) = d3~r0 4π0 |~r − ~r0 | mit ρ̇ + div ~j = 0 folgt: 1 ϕ̇(~r, t) = − 4π0 Z 1 ~0 ~ 0 ~ ∇ · j(~ r , t) 0 ∇ |~r − ~r0 | Z (~r − ~r0 ) ~ 0 ~ 0 1 ~ ϕ̇(~r, t) = d3~r0 ∇ · j(~r , t) 0 ∇ | {z } 4π |~r − ~r0 |3 | {z } ~jk (~ r,t) d3~r0 (1) Aus (1) Z (~r − ~r0 ) ~ 0 ~ 0 ∇ · j(~r , t) = − d ~r |~r − ~r0 |3 3 0 Z 0 ~ 0 (~r − ~r ) d3~r0~j(~r0 , t) · ∇ |~r − ~r0 |3 D.h. ~jk (~r, t) ist als Funktional von ~j(~r, t) bekannt. Es handelt sich um einen nicht lokalen Zusammenhang, da die longitudinale Stromdichte am Ort ~r von ~j an allen möglichen Orten ~r0 abhängt. Letztlich haben wir so gezeigt, daß die Coulombeichung die Gleichungen für das skalare Potential und das Vektorpotential tatsächlich entkoppeln. Bemerkung: ~ und ϕ gibt es immer ein Eichfeld χ, welches sicherstellt, daß A ~ 0 = A+ ~ ∇χ ~ Für beliebige A der Coulombeichung genügt (vgl. 3.1): ~ ·A ~ 0 (~r, t) = ∇ ~ · A(~ ~ r, t) + ∆χ(~r, t) ∇ | {z } =0 ! ~ · A(~ ~ r, t) = ∆χ(~r, t) ⇒ −∇ 114 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ eine Funktion von Ort und Zeit. Im allgemeinen ist A ⇒ χ und χ̇ sind auch Funktionen der Zeit. ⇒ Zeitabhängigkeit auch in ϕ0 = ϕ − χ̇. Im Hinblick auf eine kovariante Formulierung der Elektrodynamik ist eine weitere Eichung hilfreich, die sogenannte Lorentz-Eichung: ~ · A(~ ~ r, t) + 1 ϕ̇(~r, t) = 0 ∇ c2 Für (*) gilt dann: ~ ·A ~˙ = ρ −∆ϕ − ∇ | {z } 0 1 − ϕ̈ c2 Daraus folgt: 1 1 ϕ̈ − ∆ϕ = ρ c2 0 Für (**) folgt: 1 ~¨ ~ + ∇( ~ ∇ ~ ·A ~ + 1 ϕ̇ ) = µ0~j A − ∆ A c2 c2 |{z} ~ A ~ −∇· Daraus folgt: 1 ~¨ ~ = µ0~j A − ∆A+ c2 D.h. die Gleichungen für skalares und Vektorpotential gehen in inhomogene Wellengleichungen über. Ist die Lorentz-Eichung immer möglich? Allgemein gilt: ~0 = A ~ + ∇χ A ϕ0 = ϕ − χ̇ Wir fordern ~ ·A ~ 0 + 1 ϕ̇0 0=∇ | {z } c2 |{z} (1) (2) 115 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Für (1) gilt: ~ ·A ~0 = ∇ ~ ·A ~ + ∆χ ∇ und für (2) gilt: 1 0 1 1 ϕ̇ = ϕ̇ − χ̈ c2 c2 c2 d.h. 1 ~ ·A ~ + 1 ϕ̇ χ̈ − ∆χ = ∇ 2 c c2 Damit ergibt sich das Eichfeld als Lösung einer inhomogenen Wellengleichung, welche immer Lösungen besitzt. 5.3 Freie elektromagnetische Wellen Freie Wellen heißt ρ = 0 = ~j, damit gehen Potentialgleichungen in Coulombeichung (5.2) über in: ∆ϕ = 0 1 ~¨ ~=0 A − ∆A c2 Im Unendlichen verschwindet das Potential. Damit gilt ϕ = 0 und es verbleibt zu lösen: 1 ~¨ ~ = 0 unter Bed. ∇ ~ ·A ~ = 0 (∗) A − ∆A c2 Entsprechend ergibt sich in Lorentzeichung (**) 1 ϕ̈ − ∆ϕ = 0 c2 1 ~¨ ~=0 A − ∆A c2 ~ ·A ~ + 1 ϕ̇ = 0 unter Bed. ∇ c2 Wir können auch direkt von den MWG starten: ~ ×H ~ −D ~˙ = ~j = 0 ∇ 116 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Im Vakuum gilt: ~ = 1B ~ H µ0 ~˙ = 0 E ~˙ D Daraus folgt: ~˙ ~ ×B ~ = 1E ∇ 2 c 1 ~¨ ~ × B ~˙ ∇ |{z} = c2 E ∂ ∂t ~ E ~ −∇× ⇒ 1 ~¨ ~ × (∇ ~ × E) ~ = −∇ ~ ∇ ~ ·E ~ +∆E ~ E = −∇ } | {z c2 1 0 ⇒ ρ=0 1 ~¨ ~ E = ∆E c2 Andererseits gilt: ~ ~˙ ~ ×B ~ = 1E ∇ ∇× c2 ~ × (∇ ~ × B) ~ =∇ ~ ∇ ~ ·B ~ −∆B = 1 ∇ ~ ×E ~˙ ∇ | {z } c2 | {z } 0 ~¨ −B Daraus folgt: 1 ~¨ ~ B = ∆B c2 Damit ergibt sich die 3. Variante (***) 1 ~¨ ~ =0 E − ∆E c2 1 ~¨ ~ =0 B − ∆B c2 ~ ×E ~ +B ~˙ = 0 unter Bed. (M W G) ∇ ~˙ = 0 ~ ×B ~ − 1E ∇ 2 c Unter den 3 Varianten die die freien elektromagnetischen Wellen beschreiben (*/**/***) 117 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik stellt die Potentialvariante mit der Coulombeichung offentsichtlich die optimale dar. ⇒ untersuchen im folgenden 1 ~¨ ~=0 A − ∆A c2 ~ ·A ~ = 0) (∇ daraus ergeben sich die Felder als ~ = −A ~˙ − ∇ϕ ~ = −A ~˙ E |{z} 0 ~ =∇ ~ ×A ~ B Der einfachste Fall der Ausbreitung elektromagnetischer Wellen im Vakuum wird duch (Überlagerung) ebener Wellen beschrieben: ~ r, t) = ~a(~k)ei(~k~r−ωt) A(~ offensichtlich gilt für ebene Wellen: ~ ·A ~ = i~k · A ~ ∇ ~ ×A ~ = i~k × A ~ ∇ ~ = −k 2 A ∆A Durch Einsetzen des ebenen-Wellen-Ansatzes in die Wellengleichung ergibt sich: 1 ~¨ ~=0 A − ∆A c2 ω2 ~ ~=0 + k2A − 2A c Damit ergibt sich die Dispersionsrelation (für ω > 0) ω =k·c Nach der Coulombeichung gilt: ~ ·A ~ = 0 = i~k · A ~ ∇ 118 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ ⇒ A⊥k d.h. ~a(~k)⊥~k Der Vektor ~a(~k) steht senkrecht zum Wellenzahlvektor in einer Ebene, welche von ~eσ (~k) für σ = 1; 2 aufgespannt werde. D.h. ~a(~k) = 2 X aσ (~k)~eσ (~k) mit eσ (~k)⊥~k 1 Für gegebenes t ist ~ = ~a(~k)ei~k~r−ωt A ~ ist konstant auf einer Ebene, konstant, wenn das Skalarprodukt ~k · ~r konstant ist, d.h. A ~ = const. werden Wellenfronten welche senkrecht zu ~k ist (Ebene ⊥~k). Flächen mit A genannt. Sei speziell ~kk~ez , dann gilt ~k · ~r = k · z. Wellenfronten längs z sind räumlich periodisch. ~ + λ) =! A(z) ~ A(z ! ⇒ eiλk = 1 ⇒ λk = 2π Somit ergibt sich für die Wellenlänge λ: λ= 2π k 119 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ periodisch in der Zeit: Für gegebenes ~r ist A ~ + T ) =! A(t) ~ A(t ! ⇒ eiωT = 1 Damit ergibt sich für die Periode T : T = 2π ω Mit ω = k · c folgt: T = 2π λ = k·c c Für die Frequenz ν gilt: 1 c = T λ Wir betrachten eine Wellenfront bei (z, t). Zum späteren Zeitpunkt t + ∆t ist diese ν= Wellenfront bei z + ∆z, d.h.: ! ei(kz−ωt) = ei(k(z+∆z)−ω(t+∆t)) Daraus folgt: k∆z = ω∆t ∆z ω k·c = = =c ∆t k k D.h. die Wellenfronten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von c in Richtung ~k. c wird als “Phasengeschwindigkeit“ bezeichnet. Jetzt gehen wir vom Vektorpotential zu den Feldern: 120 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ = −A ~˙ = iω A ~ E ~ =∇ ~ ×A ~ = i~k × A ~ B ~ und B ~ ebenfalls in Form von ebenen Wellen. D.h. E ~ ~ = k k ×E ~ ~ = i~k × A ~ = 1 ~k × E B |{z} ω ω k |{z} ~ E 1 c iω ~ ~ = 1k ×E ~ B ck ~ und B ~ einer ebenen elektromagnetischen Welle stehen senkrecht Die Vektoren ~k, E aufeinander und bilden ein rechtshändiges Dreibein. Wegen der Linearität der Wellengleichung 1 ~¨ ~=0 A − ∆A c2 ist jede Linearkombination von transversalen, monochromatischen ebenen Wellen, welche die Dispersionsrelation ω = k · c erfüllen, Lösung. Eine allgemeine Lösung können wir daher in folgender Form angeben: 2 Z X ~ ~ A(~r, t) = d3~k aσ (~k)~eσ (k)ei(k~r−kct) + c.c. σ=1 D.h. wir können beliebige elektromagnetische Wellenpakete im leeren Raum als FourierEntwicklung darstellen. Mit ~ = iω A ~ E ~ = i~k × A ~ B 121 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ und B-Feldes ~ folgen die Fourierdarstellungen des E2 Z X ~ ~ E(~r, t) = i d3~k kc aσ (~k)~eσ (~k)ei(k~r−kct) + c.c. ~ r, t) = i B(~ σ=1 2 Z X ~ d3~k aσ (~k)~k × ~eσ (~k)ei(k~r−kct) + c.c. σ=1 Bemerkung: ~ und B ~ wären wir auch unter Zugrundele• Zu den obigen Darstellungen von E ~ hätte sich nicht auf eine Ebene ⊥~k gung der Lorentz-Eichung gekommen, aber A beschränkt. • Polarisationszustände ~ r, t) = a(~k)~eσ (~k)ei(~k·~r−ωt) A(~ heißen linear polarisiert. Die allgemeinste ebene Welle ist eine Überlagerung zweier linear polarisierter Wellen: h i ~ r, t) = a1 (~k)~e1 (~k) + a2 (~k)~e2 (~k) ei(~k·~r−ωt) mit a1;2 (~k) ∈ Z A(~ ~ iδσ (~k) ~ aσ (k) = aσ (k) e – falls δ1 (~k) = δ2 (~k) dann handelt es sich um eine linear polarisierte Welle – Sind die Phasen unterschiedlich, so handelt es sich um elliptisch polarisierte Wellen Spezialfall: zirkular polarisierte Wellen für a1 (~k) = a(~k) π a2 (~k) = a(~k)e±i 2 Damit ergibt sich: h i ~ r, t) = ~e1 (~k) ± i~e2 (~k) a(~k)ei(~k·~r−ωt) A(~ 122 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Somit ergibt sich für die x,y-Komponente des reellen Potentials: ~ Ax (~r, t) = a(k) cos(kz − ωt + δ) Ay (~r, t) = ∓ a(~k) sin(kz − ωt + δ) Energiestrom assoziiert mit elektromagnetischer Welle ~ r, t) = 1 E( ~ ~k)ei(~k·~r−iωt) + c.c. E(~ 2 ~ Das dazugehörige B-Feld erfüllt: ~ r, t) = 1 ~k × E(~ ~ r, t) B(~ ω Für die Dichte der magnetischen Feldenergie gilt: wmag = 1 ~2 1 1 ~ ~ ~ B = (k × E) · (~k × E) 2µ0 2µ0 ω 2 mit ~ · (~k × E) ~ = ilm kl Em ijk kj Ek (~k × E) = ilm ijk kl Em kj Ek 123 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik mit ilm ijk = δlj δmk − δlk δmj folgt ilm ijk kl Em kj Ek = kj kj Ek Ek − kk Ek km Em ~2 − = ~k 2 E ~ 2 (~k · E) | {z } =0 (transversale W ellen) folgt: wmag = 1 1 2 2 k E 2µ0 |{z} ω2 =k2 c2 1 ~ 2 = 1 0 E ~ 2 = wel = µ0 0 E 2µ0 2 Daraus folgt ~2 w = wel + wmag = 0 E D.h. die magnetische und elektrische Energiedichte sind gleich groß. Dies gilt natürlich auch für die zeitlich gemittelten Größen: D E 1 ~ 2 = 0 |E(k)|2 hwi = hwel i + hwmag i = 0 E 2 Poynting-Vektor: ~= 1E ~ ×B ~ = 1 E ~ × (~k × E) ~ S µ0 µ0 ω " # 1 ~ ~2 ~ ~ ~ kE − E k · E} = | {z µ0 ω =0 1 ~ ~2 kE = µ0 ω r 0 ~ 2 ~k = E · µ0 k ~ ~ 1 ~ 2 · k = cw k =√ 0 E 0 µ0 |{z} k k | {z } w c Im zeitlichen Mittel gilt: hSi = c hwi ~k ~k 1 = c0 |E(k)|2 k 2 k 124 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik D.h. der Poynting-Vektor zeigt in Richtung des Wellenzahlvektors. In dieser Richtung findet ein Energiestrom statt, dessen Dichte proportional zur Energiedichte der Welle ist. 5.4 Transparente lineare Medien Bisher Vakuum, d.h. ~ = 0 E ~ D ~ = µ0 H ~ B Wir betrachten jetzt ein transparentes, lineares Medium, d.h. ~ ~ D(ω) = (ω)E(ω) ~ ~ B(ω) = µ(ω)H(ω) mit (ω), µ(ω) ∈ R Alle bisher abgeleiteten Ergebnisse bleiben richtig unter der Ersetzung von: 0 → (ω) µ0 → µ(ω) Insbesondere gilt für die im Vakuum als Phasengeschwindigkeit fungierende Lichtgeschwindigkeit c= √ 1 c → v(ω) = 0 µ0 n(ω) wobei v(ω) als frequenzabhängige Phasengeschwindigkeit bezeichnet wird mit der Brechzahl n(ω) s n(ω) = (ω)µ(ω) p = r (ω)µr (ω) 0 µ0 125 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Aus der Dispersionsrelation ω = kc wird: k = kv(ω) ω=p (ω)µ(ω) Wir betrachten jetzt einen Transparenzbereich ∆ω um die Mittenfrequenz ω0 |ω0 − ω| ≤ ∆ω Die nach obiger Dispersionsrelation zugehörigen Wellenzahlvektoren sollen folgende Bedingung erfüllen |k0 − k| ≤ ∆k Die Überlagerung von ebenen Wellen aus diesem Frequenzgebiet liefert Wellenpakete 2 Z X ~ ~ d3~k aσ (~k)~eσ (~k)ei(k·~r−ω(k)t) + c.c. A(~r, t) = σ=1 ∆k wobei gilt aσ (k) = 0 f ür |k − k0 | > ∆k Im Unterschied zu früher ist die Phasengeschwindigkeit v(ω) = ω(k) 1 =p k (ω)µ(ω) Diese ist jetzt frequenzabhängig, d.h. die Wellenfronten von Wellen unterschiedlicher Frequenzen breiten sich im allgemeinen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit aus. ⇒ lokalisierte Wellenpakete ändern ihre Form und laufen auseinander Wir betrachen speziell ein Gaußsches Wellenpaket, das sich entlang z bewegt: Z ∞ ~ r, t) = A(~ d3 k ~a(k)ei(kz−ω(k)t) + c.c. 0 mit ~a(k) = ~a(k0 )e − (k−k0 )2 4(∆k)2 Wir machen die Taylorentwicklung von ω(k) 1 d2 ω dω 2 (k − k ) + ω(k) = ω(k0 ) + k 0 k (k − k0 ) + ... dk 0 2 dk 2 0 126 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik und werten das Integral aus ~ t) ∼ ~a(k0 ) e A(r, b(t) mit s b(t) = 2 z− dω k ·t dk 0 − b(t)2 | ) 1 d2 ω + 2i |k · t (∆k)2 dk 2 0 d.h. das Wellenpaket läuft mit der Zeit breit, abhängig von d2 ω |k dk 2 0 und das Maximum des Wellenpaketes breitet sich mit der Geschwindigkeit dω |k dk 0 entlang z aus. Wir definieren sinnvollerweise eine Gruppengeschwindigkeit vg (ω) = dω dk vg bestimmt die Geschwindigkeit, mit der Signale übertragen werden können. 127 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 5.5 Erzeugung elektromagnetischer Wellen Bisher haben wir die Lösungen der homogenen MWG (ρ = 0 = ~j) diskutiert, d.h. freie Wellen. Jetzt untersuchen wir im folgenden den Einfluß von Ladungen und Strömen im Endlichen. Die inhomogene Potentialgleichungen wurden in Kapitel (5.2) diskutiert : 1 ~¨ ~ = µ0~j⊥ A − ∆A c2 (Coulombeichung) mit ~j⊥ = ~j − ~jk ~ ϕ̇ ~jk = 0 ∇ bzw. 1 1 ϕ̈ − ∆ϕ = ρ (Lorentzeichung) 2 c 0 1 ~¨ ~ = µ0~j A − ∆A c2 ~ r, t) Wir betrachten zunächst die Coulombeichung; f (~r, t) sei eine Komponente von A(~ und s(~r, t) sei eine Komponente von µ0~j⊥ (~r, t). Analog ist dieses Vorgehen auch für die Lozentzeichung möglich. In jedem Fall kommen wir auf eine partielle DGL der Form: 1 ∂2 f (~r, t) − ∆f (~r, t) = s(~r, t) c2 ∂t2 G(0) (~r, t) sei die Greenfunktion dieses Problems, d.h. erfülle: 1 ∂ 2 (0) G (~r, t) − ∆G(0) (~r, t) = δ(~r)δ(t) (∗) c2 ∂t2 Dann kann f dargestellt werden über G(0) und s durch: Z Z 3 0 f (~r, t) = d ~r dt0 G(0) (~r − ~r0 , t − t0 )s(~r0 , t0 ) 128 (∗∗) Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Bemerkung: 2 ∂ Beweis klar, wenden c12 ∂t 2 − ∆ auf die Gleichung an: Z Z 1 ∂2 3 0 − ∆ f (r, t) = d ~r dt0 {...} G(0) (~r − ~r0 , t − t0 )s c2 ∂t2 Z Z 3 0 = d ~r dt0 δ(~r − ~r0 )δ(t − t0 )s = s(~r, t) d.h. die Identität wurde gezeigt. δ(~r) ist kugelsymmetrisch, d.h. es sollte auch G(0) (~r) kugelsymmetrisch sein, d.h. G(0) (~r, t) = G(0) (r, t) mit r = |~r| ⇒ Wir lösen (*) in Kugelkoordinaten. Wir betrachten den radialen Anteil von ∆ ∆→ 1 ∂2 r r ∂r2 damit ergibt sich (*) zu 1 ∂ 2 (0) 1 ∂ 2 (0) rG (r, t) − 2 G (r, t) = 0 r ∂r2 c ∂t Mit dem Ansatz G(0) (r, t) = 1r g(r, t) folgt: 2 ∂ 1 ∂2 − g(r, t) = 0 ∂r2 c2 ∂t2 Dies wird gelöst durch eine beliebige Funktion g(t ± rc ). Damit ergibt sich 1 r G(0) (~r, t) = g(t ± ) r c Wir müssen g so wählen, daß (*) erfüllt wird. Dazu integrieren wir (*) über ein Kugelvolumen, das den Ursprung enthält. Z Z 1 ∂ 2 G(0) 3 (0) d ~r 2 − ∆G = δ(t) d3~rδ(~r) 2 c ∂t V | V {z } 1 129 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Unter Ausnutzung des Gaußschen Satzes folgt: Z Z 2 (0) 1 3 ∂ G ~ (0) = δ(t) d ~r − d~a · ∇G c2 V ∂t2 (V ) Wir lassen jetzt den Radius R des Kugelvolumens V gegen Null gehen; g sei endlich. 1 G(0) ∼ g r d.h. 1 c2 Z ∂ 2 G(0) R→0 → 0 (da V ∼ r3 ) ∂t2 ~ ~ =g∇ ~ 1 + 1 ∇g ∇G r r |{z} d3~r V − ~er2 r Bei − ~rer2 handelt es sich um den nicht verschwindenen Beitrag zum Oberflächenintegral. Z ~ (0) R→0 d~a · ∇G → −4πg(t) (da (V ) = 4πR2 ) (V ) d.h. insgesamt gilt g(t) = 1 δ(t). 4π Damit ergeben sich zwei mögliche Greenfunktionen: • die retardierte Greenfunktion (0) GR (~r, t) = r 1 δ(t − ) 4πr c • die avancierte Greenfunktion (0) GA (~r, t) = 1 r δ(t + ) 4πr c Aus (**) folgen dann das retardierte Vektorpotential in Coulombeichung Z ~ r0 , t − |~r−~r0 | ) µ0 3 0 j⊥ (~ c ~ A(~r, t) = d ~r 4π |~r − ~r0 | bzw. das retardierte Vektorpotential in Lorentzeichung: Z ~ r0 , t − |~r−~r0 | ) µ0 3 0 j(~ c ~ A(~r, t) = d ~r 4π |~r − ~r0 | 130 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik das retardierte skalare Potential in Lorentzeichung: Z r0 | r0 , t − |~r−~ ) 1 3 0 ρ(~ c ϕ(~r, t) = d ~r 0 4π0 |~r − ~r | Interpretation der retardierten Potentiale An einem Beobachtungspunkt ~r zu einer Zeit t werden die Quellverteilungen am Ort ~r0 zum früheren Zeitpunkt t0 = t − |~ r−~ r0 | c registriert. ⇒ Die Wirkung eines Quellpunktes ist nicht momentan, sondern mit Lichtgeschwindigkeit verzögert. Analog ergeben sich durch Einsetzen der avancierten Zeit t0 = t + |~ r−~ r0 | c die avancierten Potentiale. Hier ist die Interpretation scheinbar schwieriger, da diese nicht mit dem Kausalitätsprinzip übereinstimmen. Allerdings wirken die Felder (über die Lorentzsche Kraftdichte) auf die Quellen selbst zurück. In diesem Sinne kann mittels der avancierten Potentiale aus den Quellverteilungen zum Zeitpunkt t0 = t + |~ r−~ r0 | c auf die Felder am Beobachtungspunkt ~r zum Zeitpunkt t geschlossen werden. Beispiel: Bewegte Punktladungen Punktladungen bewegen sich längs einer Bahnkurve ~s(t) ρ(~r, t) = qδ(~r − ~s(t)) ~j(~r, t) = q · ~s˙ (t)δ(~r − ~s(t)) Vorhin wurden die Potentiale über die Greensche Funktion dargestellt als Z Z 3 f (~r, t) = d ~r dt0 G(0) (~r − ~r0 , t − t0 )s(~r0 , t0 ) mit (0) GR (~r, t) = r 1 δ(t − ) 4πr c 131 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik folgt für Z Z |~ r−~ r0 | 0 ) 0 0 1 0 3 0 δ(t − t − c dt d ~r ρ(~r , t ) ϕ(~r, t) = 4π0 |~r − ~r0 | Z Z |~ r−~ r0 | 0 ) 0 q 3 0 0 δ(t − t − c = δ(~r − ~s(t)) d ~r dt 4π0 |~r − ~r0 | Wir führen zunächst eine räumliche Integration aus Z |~ r−~s(t0 )| 0 ) q 0 δ(t − t − c ϕ(~r, t) = dt 0 4π0 |~r − ~s(t )| Bemerkung: Es gilt, falls f (x) γ einfache Nullstellen hat: −1 X df δ(f (x)) = δ(x − xγ ) dx x=xγ γ Wobei die xγ die einfachen Nullstellen der Funktion f (x) sind, d.h. f (xγ ) = 0. Anwenden auf |~r − ~s(t0 )| f (~r, t ) = t − t − c 0 0 ∂f (~r, t0 ) (~r − ~s(t0 )) ˙ 0 1 = −1 + · ~s(t ) · ∂t0 |~r − ~s(t0 )| c ˙ 0 (~r − ~s(t0 )) ~s˙ (t0 ) ~s(t ) · · = −1 + |~r − ~s(t0 )| ~s˙ (t0 ) | {z c } | {z } <1 −1...+1 Es gilt |~s˙(t0 )| c < 1 da die Teilchen langsamer als Licht sind. Daraus folgt: ⇒ f˙ < 0 ⇒ f˙ = −f˙ 132 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik d.h. |~r − ~s(t0 )| δ t−t − c 0 = δ(t0 − tret ) r−~s(tret )) ˙ 1 − (~ ~s(tret ) · |~ r−~s(tret )| 1 c mit der retardierten Zeit t − tret − |~r − ~s(tret )| =0 c Die Zeitintegration führt auf das Liénard-Wiechert-Potential: ϕ(~r, t) = q 1 4π0 |~r − ~s(tret )| − (~r − ~s(tret ))~s˙ (tret ) 1c wobei für die Retardierungsbedingung gilt: tret = t − |~r − ~s(tret )| c Analoge Umformung für das Vektorpotential ergibt: ~s˙ (tret ) ~ r, t) = qµ0 A(~ 4π |~r − ~s(tret )| − (~r − ~s(tret )) · ~s˙ (tret ) · 1 c Die praktische Auswertung ist wegen der Retardierungsbedingunng im allgemeinen nicht trivial! 5.5.1 Multipolentwicklung Wir betrachten das retardierte skalare Potential in der Lorentz-Eichung 1 ϕ(~r, t) = 4π0 Z r 3 0 ρ(~ d ~r 0 r| , t − |~r−~ ) c 0 |~r − ~r | 0 In Kapitel (2.4) haben wir das statische Potential betrachtet Z 1 ρ(~r0 ) ϕ(~r) = d3~r0 4π0 |~r − ~r0 | und für kleine |~r0 | den Nenner entwickelt: 1 Q p~ · ~r ϕ(~r) = + 3 + ... 4π0 |~r| |~r| 133 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Jetzt wird es etwas komplizierter, da der Abstand |~r − ~r0 | auch in der Retardierungszeit vorkommt. Es gilt 0 ±1 |~r − ~r | h i± 12 0 2 = (~r − ~r ) 1 = (r2 − 2~r · ~r0 + r02 )± 2 ± 21 2~r · ~r0 r02 ±1 1− =r + 2 r2 r Es gilt r0 r < 1. Wir entwickeln jetzt nach Potenzen von r0 r ± 12 2~r · ~r0 r02 ~r · ~r0 1− = 1 ∓ + ... r2 r2 r2 Damit ergibt sich: ρ ~r0 , t − |~ r−~ r0 | c |~r − ~r0 | 1 = r r 1 ~r · ~r0 ~r · ~r0 0 ... 1 + 2 ... ρ ~r , t − + r c c r 0 Wir entwickeln jetzt die Ladungsdichte nach Potenzen von rr : r 1 ~r · ~r0 r r 1 ~r · ~r0 0 0 0 ρ ~r , t − + ... = ρ ~r , t − + ρ̇ ~r , t − ... c c r c c c r Damit ergibt sich insgesamt r0 | ρ ~r0 , t − |~r−~ c 1 r r 0 r i r ~r · ~r0 h 0 0 = + 2 ρ ~r , t − + ρ̇ ~r , t − ... ρ ~r , t − |~r − ~r0 | r c r c c c Das Potential ergibt sich als Z Z 1 1 r r · ~r0 h 0 r r 0 r i 3 0 0 3 0 ~ ϕ(~r, t) = d ~r ρ ~r , t − + d ~r ρ ~r , t − + ρ̇ ~r , t − + ... 4π0 r c r2 c c c Analog ergibt sich das retardierte Vektorpotential als Z Z r i 0 h µ r ~ r · ~ r r r 0 ˙ 3 0 0 3 0 0 0 ~ r, t) = ~j ~r , t − A(~ d ~r ~j ~r , t − + d ~r + ~j ~r , t − ... 4πr c r2 c c c Damit sind wir in der Lage für inselförmige Ladungs- und Stromverteilungen die Felder (in weiterer Entfernung |~r| >> |~r0 |) anzugeben. 134 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 5.5.2 Elektrische Dipolstrahlung Mit Z Q = d3~r0 ρ(~r0 ) Z p~ = d3~r0 ρ(~r0 )~r0 (vgl. 2.4) lässt sich das skalare Potential aus (5.5.1) angeben als: 1 ϕ(~r, t) = 4π0 1 Q t − r + 1 ~r · p~ t − r + 1 ~r · p~˙ t − r r 3 c {z cr2 c } | {z c } |r ϕd ϕ(0) wobei ϕ(0) als Monopolterm und ϕd als Dipolterm bezeichnet wird. Wir betrachten jetzt das Vektorpotential. Der erste Term ist: Z µ0 r (0) A (~r) = d3~r0 ~j ~r0 , t − 4πr c Früher (vgl. 3.2) haben wir schon ausgenutzt, daß folgendes gilt: ~ · ~j(~r, t)~r = ~r ∇ ~ · ~j(~r, t) +~j(~r, t) ∇ | {z } −ρ̇(~ r,t) Z ⇒ ~ · ~j(~r, t)~r + ~rρ̇(r, t) ⇒ ~j(~r, t) = ∇ Z r ~ · ~j ~r0 , t − r ~r0 + d3~r0 ρ̇ ~r0 , t − r r~0 d3~r0 ~j ~r0 , t − = d3~r0 ∇ c c c | {z } | {z } Z (1) (2) Für (1) lässt sich zeigen, daß es für inselförmige Verteilungen verschwindet, für (2) gilt: Z r r ~0 r = p~˙ t − d3~r0 ρ̇ ~r0 , t − c c d.h. der erste Term in der Entwicklung des Vektorpotentials liefert uns bereits den (zur elektrischen) Dipolnäherung relevanten Beitrag. r µ0 ˙ ~ Ad (~r, t) = p~ t − 4πr c 135 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Bemerkung: das dieser Term bereits ausreicht, wird auch dadurch gezeigt, daß er die Lorentz-Eichung erfüllt ~ ·A ~ d + 1 ϕ̇ = 0 ∇ c2 1 1 1 r r mit ϕd (~r, t) = + 2 ~r · p~˙ t − ~r · p~ t − 4π0 r3 c cr c Mit ~ =∇ ~ ×A ~d B ~ = −∇ϕ ~ d−A ~˙ d E ergeben sich (nach länglicher Rechnung) die von einem (zeitlich veränderlichen) Dipol ausgehenden Felder " # r r ˙ ¨ ~ r × p ~ t − ~ r × p ~ t − µ c c ~ r, t) = − 0 + B(~ 4π r3 cr2 sowie h i r ¨ ~r × ~r × p~ t − c 3~r~r · p~ t − rc − r2 p~ t − rc 3~r~r · p~˙ t − rc − r2 p~˙ t − rc 1 ~ E(~r, t) = + + 4π0 r5 cr4 c2 r 3 Bemerkung: Für ein konstantes Dipolmoment p~˙ = 0 erhält man offensichtlich das bekannte elektrostatische Dipolfeld. 136 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Die einzelnen Beiträge zum elektromagnetischen Feld klingen unterschiedlich schnell ab. Für große Entfernungen r ist das mit r−1 abklingende Fernfeld relevant ¨ t− r ~ r × p ~ 1 c ~ r, t) = − B(~ 4π0 c3 r2 h i ¨ t− r ~ r × ~ r × p ~ c ~ r, t) = 1 E(~ 3 3 4π0 c r Bemerkung: • Das Fernfeld ist proportional zu p~¨, d.h. es tritt nur für Ladungen auf, die eine beschleunigte Bewegung vollführen. • offensichtlich gilt ~ r, t) = 1 ~er × E(~ ~ r, t) B(~ c ~ r, t) = −c~er × B(~ ~ r, t) E(~ ~ und E ~ stehen senkrecht aufeinander und senkrecht zur Ausbreitungsrichd.h. B tung. 137 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik • Nur das Fernfeld gibt zur Energieabstrahlung Anlaß. Der hierfür relevante PoyntingVektor ist 1 1 ~ r, t) = S(~ (4π)2 c3 0 r2 2 ~r ~r r × p~¨ t − · r c r ~ r, t) = S(r, t)~er mit S(~ p~¨ 2 t − rc 1 sin2 (ϑ) S(r, t) = (4π)2 c3 0 r2 ⇒ Richtwirkung von Antennen • Die pro Zeiteinheit und Raumwinkel abgestrahlte Energie wird beschrieben durch I = r2 S ⇒ I ∼ p̈2 Sei p(t) = p0 sin(ωt + α) p̈(t) = −ω 2 p(t) Daraus folgt: I ∼ ω 4 p20 D.h. hochfrequente elektromagnetische Wellen lassen sich durch Antennen besser abstrahlen als niederfrequente. 138 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 6 Kovariante Formulierung der Elektrodynamik 6.1 Lorentz-Transformation Wir gehen von 2 Erfahrungen aus: 1. Alle Inertialsysteme sind gleichwertig, d.h. durch kein physikalisches Verfahren kann ein ausgezeichnetes Inertialsystem gefunden werden. 2. Die Vakuumlichtgeschwindigkeit ist in jedem Inertialsystem c. P P P Wir betrachten jetzt 2 Systeme und 0 , wobei sich das System 0 relativ zum System P mit einer konstanten Geschwindigkeit ~v bewegt. o.B.d.A ~v k~ex 139 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Aus diesen beiden Erfahrungen läßt sich die spezielle Lorentz-Transformation ableiten x0 = γ(x − vt) β 0 t =γ − x+t c y0 = y z0 = z 1 mit γ = p 1 − β2 und β = v c Für den Fall, dass ~v nicht parallel zu einer Koordinatenachse ist folgt die verallgemeinerte Lorentz-Transformation. Sei ~r = ~r⊥ + ~rk mit ~rk k~r⊥ dann: ~v~v ~r0 = ~r + (γ − 1) 2 · ~r − γ~v t v ~v · ~r 0 t =γ − 2 +t c Bemerkung: P P • Wir betrachten einen Stab mit der Länge l in . Wir beobachten im Sytem 0 P das sich mit ~v k~ex bezüglich bewegt, daß der Stab verkürzt erscheint r v2 0 l = 1− 2l c P Der Effekt der Längenkontraktion ist natürlich symmetrisch. Ein Beobachter in P sieht einen in 0 ruhenden Stab ebenfalls verkürzt. ⇒ gleichförmig bewegte Maßstäbe sind kürzer als ruhende → “Längenkontraktion“ 140 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik P • Wir betrachten den zeitlichen Abstand zweier Ereignisse in (Periode einer Uhr) P0 P welcher ∆t sein möge. Der Beobachter in (bewegt mit v bezüglich ) mißt den zeitlichen Abstand ∆t0 = q ∆t 1− v2 2 Auch dieser Effekt ist symmetrisch bezüglich der beiden Bezugspunkte. ⇒ gleichförmig bewegte Uhren gehen langsamer als ruhende → “Zeitdilatation“ 6.2 Pseudoeuklidischer Raum Wir vereinigen drei Komponenten des Ortsraumes mit Zeit t zu vierkomponentigen Vektoren xµ bzw. xµ (µ = 0, 1, 2, 3) mit den Definitionen x0 = ct x1 = x x2 = y x3 = z bzw: x0 = ct x1 = −x x2 = −y x3 = −z Offensichtlich hängen die kontravarianten Komponenten xµ mit den kovarianten Komponenten xµ über folgende Beziehung zusammen: xµ = g µγ xγ xµ = gµγ xγ 141 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik wobei der metrische Fundamentaltensor des 4D pseudoeuklidischen Raumes gemäß folgendem gegeben ist: 1 0 0 0 0 −1 0 0 = (g µγ ) (gµγ ) = 0 0 −1 0 0 0 0 −1 Die spezielle Lorentz-Transformation ergibt sich jetzt als: x00 = γx0 − βγx1 x01 = −βγx0 + γx1 x02 = x2 x03 = x3 und läßt sich in der Form x0µ = Λµγ xγ mit der Transformationsmatrix −βγ 0 0 γ −βγ µ (Λγ ) = 0 0 γ 0 0 0 0 1 0 0 1 darstellen. Bemerkung: Über doppelt auftretende kontravariante und kovariante Indizes ist zu summieren. Den Index γ im folgenden nicht mit der Zahl γ = √ 1 1−β 2 verwechseln! Die Transformation der kovarianten Komponenten ergibt sich zu 142 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik x0µ = Λγµ xγ mit der Transformationsmatrix: γ βγ 0 0 βγ γ 0 0 γ (Λµ ) = 0 0 1 0 0 0 0 1 Offensichtlich gilt: Λµν = gµλ Λλρ g ρν sowie Λµν Λµλ = δνλ wobei δγλ als Kroneckersymbol bezeichnet wird. Die Lorentz-Transformation ist eine orthogonale Transformation. Damit gilt für das Skalarprodukt zweier Vierervektoren, daß sie unter der Lorentz-Transformation invariant ist: a0µ b0µ = Λµγ Λλµ aγ bλ = aλ bλ | {z } δγλ Wir definieren die Viererableitungen: ∂ ∂xµ ∂ bzw. ∂ µ ≡ ∂xµ ∂µ ≡ Es gilt ∂µ0 = ∂xγ ∂ · ∂x0µ ∂xγ |{z} (Λ−1 )γµ wegen Orthogonalität Λµγ Λλµ = δγλ 143 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik folgt (Λ−1 )µγ = Λµγ und damit ∂µ0 = Λγµ ∂γ analog gilt ∂ 0µ = Λµγ ∂ γ Beispiel: Raum-Zeit-Abstand von Ereignissen x(1)µ und x(2)µ seinen die kontravarianten Koordinaten zweier Ereignisse in P . Wir definieren ihren Abstand als: (∆s)2 = ∆xµ ∆xµ mit ∆xµ = x(1)µ − x(2)µ Wie ist der Abstand dieser Ereignisse in P0 ? (∆s)2 = ∆x0µ ∆x0µ = Λµγ ∆xγ Λλµ ∆xλ = Λµγ Λλµ ∆xγ ∆xλ | {z } δγλ = ∆xλ ∆xλ = (∆s)2 D.h. wie bei einer Drehung im 3D-Raum, bei der der räumliche Abstand zweier Punkte unverändert bleibt, läßt die Lorentztransformation den Raum-Zeitabstand (∆s)2 = c2 ∆t2 − (∆x)2 − (∆y)2 − (∆z)2 konstant. ∆s = 0 144 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik p ⇒ c∆t = ± (∆x)2 + (∆y)2 + (∆z)2 Diese Gleichung definiert den sogenannten Lichtkegel zum Bezugsereignis E (0) . Wir können die Ereignisse E bezüglich ihrer Lage zum Lichtkegel von E (0) klassifizieren: • innerhalb eines Lichtkegels, raumartiger Abstand (∆s)2 < 0 • außerhalb des Lichtkegels, raumartiger Abstand (∆s)2 > 0 • auf dem Lichtkegel, lichtartiger Abstand (∆s)2 = 0 145 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 6.3 Elektromagnetische Felder Wir kombinieren die Ladungsdichte ρ und die Stromdichte ~j zum “Viererstrom“. (j µ ) = (cρ, ~j) d.h. j 0 = cρ ~ zum “ViererpotenWir kombinieren das skalare Potential ϕ und das Vektorpotential A tial“ (Aµ ) = ϕ c ~ ,A d.h. A0 = ϕ c Damit ergibt sich die Kontinuitätsgleichung ~ · ~j = 0 ρ̇ + ∇ in kovarianter Form ∂µ j µ = ∂ µ jµ = 0 Wir gehen in ein anderes Inertialsystem ∂µ0 = Λγµ ∂γ j 0µ = Λµ ρj ρ ∂µ0 j 0µ = Λγµ Λµ ρ ∂γ j ρ | {z } δργ = ∂ρ j ρ = 0 D.h. die Kontinuitätsgleichung gilt (wie erwartet) in jedem Inertialsystem. Die Lorentz-Bedingung (5.2) ~ ·A ~ + 1 ϕ̇ = 0 ∇ c2 lautet in kovarianter Form ∂µ Aµ = ∂ µ Aµ = 0 Der d’Alembert-Operator ≡ 1 ∂2 −∆ c2 ∂t2 146 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik lautet in kovarianter Form: = ∂ µ ∂µ Damit wird aus der inhomogenen Wellengleichung für das skalare Potential (vgl. 5.2) 1 1 ϕ̈ − ∆ϕ = ρ 2 c 0 die folgende Gleichung 1 ϕ ρ = µ0 cρ = c c0 1 c= √ 0 µ0 A0 = µ0 j 0 Wir können das mit der inhomogenen Potentialgleichung für das Vektorpotential 1 ~¨ ~ = µ0~j A − ∆A c2 in kovarianter Form kombinieren zu ∂ γ ∂γ Aµ = µ0 j µ ~ lassen sich die B~ und E~ Felder ableiten Aus dem skalaren und Vektorpotential ϕ und A ~ =∇ ~ ×A ~ B ~ = −∇ϕ ~ −A ~˙ E In kovarianter Formulierung wird dieser Zusammenhang beschrieben durch: F µγ = ∂ µ Aγ − ∂ γ Aµ = −F γµ wobei F µγ der Feldstärkentensor ist. Mit dem metrischen Fundamentaltensor (gµγ ) kommt man zu Fµγ = gµλ gγτ F λτ = ∂µ Aγ − ∂γ Aµ 147 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Einsetzen und Nachrechnen führt zu: 0 Ex c µγ (F ) = Ey c Ez c bzw: − Ecx − Ecy − Ecz 0 −Bz Bz 0 −By Bx Ex c Ey c By −Bx 0 Ez c 0 Ex − c 0 −Bz By (Fµγ ) = Ey − c Bz 0 −Bx Ez − c −By Bx 0 Wir bilden Viererdivergenz des Feldstärkentensors: ∂µ F µγ = ∂µ ∂ µ Aγ − ∂µ ∂ γ Aµ | {z } | {z } (1) (2) Für (1) gilt ∂µ ∂ µ Aγ = µ0 j γ Dies ist die inhomogene Potentialgleichung. Für (2) gilt: ∂µ ∂ γ Aµ = ∂ γ ∂µ Aµ | {z } 0 µ Es gilt ∂µ A = 0 aufgrund der Lorentz-Bedinung. D.h. ∂µ F µγ = µ0 j γ Das ist jedoch genau die kovariante Form der inhomogenen MWG: ~ ·E ~ = 1ρ ∇ 0 1 ~ ×B ~− E ~˙ = µ0~j ∇ c2 148 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Wegen der Antisymmetrie des Feldstärkentensors gilt ∂λ Fµγ + ∂µ Fγλ + ∂γ Fλµ = 0 Dies entspricht jedoch gerade den homogenen MWG: ~ ·B ~ =0 ∇ ~ ×E ~ +B ~˙ = 0 ∇ Bemerkung: Wir sind von den Potentialen in der Lorentz-Eichung, sowie von den Potentialgleichungen ausgegangen, um die Maxwellgleichungen in Viererform zu finden. Der umgekehrte Weg ist natürlich auch möglich. Wir betrachten jetzt den Feldstärkentensor in 2 Inertialsystemen sammenhang wird durch die Lorentz-Transformation vermittelt: F 0µγ = Λµσ Λγτ F στ d.h. (vgl 6.2) γ −βγ 0 0 −βγ γ 0 0 µ (Λγ ) = 0 0 1 0 0 0 0 1 149 P und P0 . Der Zu- Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik F 0µ0 = Λµσ Λ0τ F στ = Λµσ Λ00 F σ0 + Λ01 F σ1 = Λµσ γF σ0 − γF σ1 = γΛµσ F σ0 − βF σ1 Wir betrachten speziell die Komponenten des elektrischen Feldes µ = 1: F 010 = γ Λ10 F 00 + Λ11 F 10 − βΛ10 F 01 − βΛ11 F 11 # " F 11 = γ −βγ |{z} F 00 +γF 10 + β 2 γF 01 − γβ |{z} 0 0 = γ 2 F 10 + β 2 γ 2 |{z} F 01 −F 10 = γ 2 (1 − β 2 ) F 10 | {z } 1 = F 10 d.h. Ex0 = Ex Analoge Rechnung für µ = 2: F 020 = γ(F 20 − βF 21 ) d.h. Ey0 = γ(Ey − vBz ) Für µ = 3: F 030 = γ(F 30 − βF 31 ) d.h. Ez0 = γ(Ez − vBy ) 150 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik In kompakter Schreibweise läßt sich das zusammenfassen als: ~0 = E ~k E k ~ ⊥ + ~v × B) ~ ~ ⊥0 = γ(E E ~ 0 -Feldes aus F 032 , F 013 und F 021 bestimmt werden. Analog können die Komponenten des B In kompakter Schreibweise ergibt sich: ~0 = B ~k B k ~ 0 = γ(B ~ ⊥ + ~v × E) ~ B ⊥ c2 Offensichtlich ist die Bedeutung von elektrischen und magnetischen Feld relativ. Ru~ hende Ladungen stellen Quellen des E-Feldes dar. Da ein bewegter Beobachter bewegte ~ Ladungen wahrnimmt, muß er Wirbel des B-Feldes registrieren. Mit ~0 = E ~ −E ~k E ⊥ ~ ~ 0 = ~v~v · E) E k v2 ~ und den analogen Formeln für das B-Feld kommen wir zu dem Transformationsverhalten: γ − 1 ~v~v ~ 0 ~ ~ ~ E = γ E + ~v × B − ·E γ v2 ~ v γ − 1 ~ v ~ v 0 ~ =γ B ~ − ×E ~− ~ B ·B c2 γ v2 ~ und B-Feld ~ Der “Vermischung“ von E entspricht eine “Vermischung“ von Ladungs- und Stromdichte. Aus j 0µ = Λµγ j γ folgen die Transformationsgesetze: 151 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~v ~ ρ =γ ρ− ·j c ~j 0 = γ ~j − ~v ρ 0 152 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik 7 Anhang: Hamilton-Prinzip Bisher sind wir von den MWG als den Grundpostulaten der Elektrodynamik ausgegangen. Diese spielen eine ähnliche Rolle, wie die Newtonschen Axiome in der TM. Ähnlich wie in der TM kann man auch in der ED einen Schritt weiter in der Abstraktion gehen und von einer Lagrange-Funktion starten, die auf der Grundlage des Hamiltonsprinzips die Feldgleichung in Form von Lagrange-Gleichungen liefert. Über die Beschreibung der Kräfte auf Ladungen und Strömen können wir ED und TM zu einer einheitlichen Theorie zusammenführen. In der Punktmechanik enthält die Lagrange-Funktion als Funktion der (generalisierten) Koordinaten und Geschwindigkeiten die relevante Information über das System. In einer Feldtheorie tritt an ihre Stelle zunächst eine Lagrange-Dichte, wobei in der ED die Potentiale sowie ihre zeitlichen und räumlichen Ableitungen die Rolle der Variablen übernehmen, d.h. • Lagrange-Dichte L = L(Aµ , ∂ν Aµ ) • Lagrange-Funktional Z d4 xL • Hamilton-Prinzip Z δ d4 xL = 0 mit Randbedingung δAγ = 0 Die entsprechenden Euler-Lagrange-Gleichungen lauten: ∂L ∂ ∂L − µ =0 ∂Aγ ∂x ∂(∂µ Aγ ) Sinnvolle Forderung an L ist sicher die Lorentz-Invarianz, d.h. wir suchen die Lagrange- 153 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Dichte die ein Minkowski-Skalar ist. Ein einfacher Ansatz der diese Forderung erfüllt L=− 1 µγ F Fµγ − j µ Aµ 4µ Wir untersuchen die daraus folgenden Lagrange-Gleichungen (Erinnerung an 6.3. Fστ = ∂σ Aτ − ∂τ Aσ ) ∂L = −j γ ∂Aγ ∂L ∂L ∂Fτ = · ∂(∂µ Aγ ) ∂Fστ ∂(∂µ Aγ ) 1 στ µ γ F (δσ δτ − δτµ δσγ ) =− 2µ0 1 = − F µγ µ0 d.h. 1 ∂ ∂L = − ∂µ F µγ µ ∂x ∂(∂µ Aγ ) µ0 Damit lauten die Lagrange-Gleichungen ∂ ∂L 1 ∂L − µ = −j γ + ∂µ F µγ = 0 ∂Aγ ∂x ∂(∂µ Aγ ) µ0 bzw. ∂µ F µγ = µ0 j γ Damit ergeben die Lagrange-Gleichungen gerade die inhomogenen MWG! Der Potentialansatz für den Feldstärkentensor sichert ohnehin die homogenen MWG (vgl. 6.3). Damit können die MWG offensichtlich aus dem Hamiltonprinzip abgeleitet werden. Bemerkung: • Die Lagrangedichte des freien Feldes LF = − 1 µγ F Fµγ 4µ0 1 ~2 ~2 = (0 E − µ−1 0 B ) 2 154 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik entspricht physikalisch der Differenz aus elektrischer und magnetischer Energie. • Welchselwirkungsterm ~ LW = −j µ Aµ = −ρϕ + ~j · A • Die räumliche Integration der Lagrangedichte liefert die Lagrangefunktion Z L = d3~r L Mit dieser (unter Lorentz-Transformationen nicht invariant) Lagrange-Funktion kann das (invariante) Hamiltonprinzip in der aus der TM bekannten Form Z t2 δ dt L = 0 t1 geschrieben werden. Um die Dynamik der Feld-Teilchen-Wechselwirkung einzubeziehen, müssen wir die LagrangeFunktion um einen die Teilchenbewegung beschreibenden Term ergänzen. Speziell: Ein nichtrelativistisches Teilchen Punktteilchen der Masse m und mit der Ladung q bewege sich entlang der Bahnkurve ~s = ~s(t). Die Lagrange-Funktion des kräftefreien Teilchens ist die kinetische Energie. 1 LT = m~s˙ 2 2 Für die Lagrange-Funktion des freien elektromagnetischen Feldes ergibt sich: Z 1 µγ LF = d3~r LF (LF = − F Fµγ 4µ0 Für Punktteilchen gilt: ρ = qδ(~r − ~s) ~j = q~s˙ δ(~r − ~s) 155 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik Somit ergibt sich für den Wechselwirkungsterm Z d3~r LW Z n o ~ = d3~r −qδ(~r − ~s)ϕ(~r) + q~s˙ δ(~r − ~s)A LW = ~ s, t) LW = −qϕ(~s, t) + q~s˙ · A(~ Die Lagrange-Funktion für das aus elektromagnetischen Feld und Teilchen bestehende, gekoppelte Gesamtsystem ist dann L = LT + LF + LW Es wurde bereits gezeigt, daß L die richtigesn Feldgleichungen liefert. Liefert sie auch die korrekten Bewegungsgleichungen? Wir untersuchen die Lagrange-Gleichungen für die Teilchenbewegung ∂L d ∂L − =0 ∂si dt ∂ ṡi (i = 1, 2, 3 f ür x, y, z − Komponenten) ~ ∂L ∂ϕ ∂A = −q i + q~s˙ · i i ∂s ∂s ∂s ∂L = mṡi + qAi ∂ ṡi dAi ∂Ai d ∂L ~ i = ms̈i + q = ms̈i + q + q~s˙ · ∇A i dt ∂ ṡ dt ∂t ! ~ ∂L d ∂L ∂ϕ ∂Ai ˙ ∂ A ~ i − ms̈i − =q − i − + ~s · i − ~s˙ · ∇A i i ∂s dt ∂ ṡ ∂s ∂t ∂s | {z } 0 ! ~ ∂ϕ ∂Ai ˙ ∂ A ~ i ⇒ ms̈i = q − i − + ~s · i − ~s˙ · ∇A ∂s ∂t ∂s d.h. vektoriell ergibt sich die Gleichung: ( ~ ~ − ∂A + ∇ ~A ~ · ~s˙ − ~s˙ · ∇ ~A ~ ms̈ = q −∇ϕ ∂t | h {z i } | {z } ~ ×A ~ ~s˙ × ∇ ~ E | {z } ~ B 156 Prof. Dr. Wolf Gero Schmidt Universität Paderborn, Lehrstuhl für Theoretische Physik ~ s, t) + q~s˙ × B(~ ~ s, t) ms̈(t) = q E(~ d.h. unser Ansatz für die Lagrangedichte führt zur bekannten Newtonschen Bewegungsgleichung unter Einfluß der Lorentzkraft. ⇒ Mit Hilfe des Hamiltonprinzips können ED und TM auf eine gemeinsame theoretische Grundlage gestellt werden! 157