Ascaris lumbricoides 02-2011

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Ascaris lumbricoides
Adulter Wurm
Allgemeine Angaben
Name (Synonym): Ascaris lumbricoides; griech. ascaris: Eingeweidewurm, lat. lumbricus: Regenwurm,
griech. oides: ähnlich; deutscher Name: Spulwurm
Stamm Nematodes (Rundwürmer), Familie Ascaridae; Erstbeschreibung: Linné 1758
RG 2 (EU, BiostoffV, GenTSV)
Risikogruppe:
Konsiliar-/Referenzlabor: Parasitologie, Universität Düsseldorf (Prof. Dr. H. Mehlhorn).
Molekularbiologie, Morphologie und Physiologie
Morphologie
♀ 22 cm bis 52 cm lang, ♂ 10 - 30 cm, Längen meist im Mittelbereich, beige/rötliches
Aussehen, leben als Adulte im Dünndarm
Physiologie:
fressen als Adulte Darminhalt, wandern als Larven durch Leber, Herz, Lunge,
Schlund
Natürlicher Standort
Nicht freilebend/parasitär
Wirtsbereich:
spezifisch für Menschen, weltweite Verbreitung, über 1,3 Milliarden Befallene
Pathogenität
Obligat pathogen; außer Ei, kein freies Stadium
Infektiöse Stadien: larvenhaltiges Ei, das oral aufgenommen wird
Pathogenitätsfaktoren/Pathogenese: Massenauftreten, Gewebereizung bei Larvenwanderung
Krankheit
Bezeichnung:
Inkubationszeit:
Präpatenz:
Patenz:
Symptome:
Ascariasis, Spulwurmbefall
7 Tage (Lungeninfiltration der Larven)
2 Monate
9 – 15 Monate
Lungenpassage der Larve: Eosinophilie, Lungeninfiltrat, Fieber, Pneumonie
Darmphase: Leibschmerzen, Erbrechen, Enteritis, Peritonitis
Schwere, Verlauf und Prognose: Tod durch Ileus verminosus (Darmverschluss) (ca. 12.000 Todesfälle
pro Jahr)
Pathologie:
evtl. Darmdurchbruch, Lungenschädigung
Diagnose:
mikroskopischer Nachweis der derbschaligen, gerunzelten Eier, Eosinophilie
Therapie:
Bendazole, Avermectine
Prophylaxe (Prävention): keine Düngung mit humanen Fäkalien; in Ländern, in denen mit einer derartigen Fäkaliendüngung zu rechnen ist, höchstens Verzehr von gründlich gewaschenem
Salat, bzw. Gemüse
Epidemiologie
Übertragungswege und Eintrittspforten: fäkal, oral
Erregerreservoire: der Mensch ist einziger natürlicher Wirt
Verbreitung:
weltweit, häufigster Wurm
Inzidenz/Prävalenz: nach WHO: 1,3 Milliarden Wurmträger weltweit; in manchen Gebieten Asiens und
Lateinamerikas sind die Einwohner zu 50-95% befallen (Philippinen, Malaysia, Indonesien, Brasilien u.a.)
Mortalität/Letalität: abhängig vom Befall, dennoch mehr als 10.000 Tote/Jahr weltweit
Widerstandsfähigkeit – Tenazität
Eier bleiben im feuchten Boden bis 5 Jahre infektiös, auch in Gülle für ca. 3 Monate. Desinfektionsmittel
wirken kaum.
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Stand: 02/2011
Arbeits- und Gesundheitsschutz/Gefährdungsbeurteilung
Schutzstufe/Sicherheitsstufe: Schutzstufe 2 nach BioStoffV bzw. Sicherheitsstufe 2 nach GenTSV
Gefährdende Tätigkeiten/Expositionssituationen: Tätigkeiten in abwassertechnischen Anlagen, Tätigkeiten in Entwicklungsländern, In-vitro-Bebrütung von Eiern
Spezielle tätigkeitsbezogene Sicherheitsmaßnahmen:
Technische Schutzmaßnahmen:
Die mikrobiologische Sicherheitswerkbank kann entfallen, wenn keine Aerosole entstehen. Bei Tätigkeiten mit Eiern oder Larven (z. B. aus der Lunge von Versuchstieren) Arbeitsfläche mit dicker Plastik- oder Aluminiumfolie abdecken. Abflämmbare,
erhitzbare (60 °C) oder Einweg-Arbeitsmittel verwenden. Eikulturen nur in zugangsgeregelten Räumen aufstellen. Eintrocknen von Eisuspensionen verhindern. Muss mit
eingetrockneten Eisuspensionen gearbeitet werden, ist eine mikrobiologische Sicherheitswerkbank erforderlich.
Desinfektion/Entwesungsmaßnahmen:
Arbeitsmittel, Eikulturen, vitale Larven, lebende oder sezierte weibliche Adulte und
anderes infektiöses Material auf mindestens 60 °C Kerntemperatur erhitzen, autoklavieren oder mit Heißdampf oder Heißluft (> 90 °C) behandeln.
Transport:
Infektiöses Material (Kot oder Kulturen) in bruchsicheren Gefäßen vorschriftsmäßig
transportieren. Infizierte Versuchstiere in Behältnissen transportieren, bei denen alle
Exkremente vollständig aufgefangen werden.
Tätigkeiten in Entwicklungsländern:
Auf den Verzehr roher Salate oder Gemüse verzichten oder diese nur nach gründlichem Waschen zu sich nehmen.
Persönliche Schutzausrüstungen (PSA): Bei Tätigkeiten mit infektiösen Eiern und mit vitalen Larven
sowie während der Infektion von Versuchstieren geeignete Schutzhandschuhe, z. B.
aus Latex (ungepudert), und Schürze tragen. In Versuchtierhaltungen dekontaminierbare Schutzschuhe tragen.
Berufsbedingte Erkrankungen/gefährdete Personen und Berufsgruppen: Pflegepersonal, Entwicklungshelfer, Laborpersonal, Beschäftigte in abwassertechnischen Anlagen
Arbeitsmedizinische Vorsorge: siehe ArbMedVV, TRBA 220
Literatur
Despommier, D.D., Gwadz, R.W., Hotez, P.J.: Parasitic Diseases, 3rd ed., Springer, Heidelberg, New
York 1995
Mehlhorn, H., Eichenlaub, D., Löscher, T., Peters W.: Diagnose und Therapie der Parasitosen des Menschen, 2. Aufl., G. Fischer, Stuttgart bzw. Urban/Fischer, München 1995
Mehlhorn (ed.): Encyclopedia of Parasitology, 3rd ed., Springer, Heidelberg, New York 2008
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Stand: 02/2011
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