Ascaris lumbricoides Adulter Wurm Allgemeine Angaben Name (Synonym): Ascaris lumbricoides; griech. ascaris: Eingeweidewurm, lat. lumbricus: Regenwurm, griech. oides: ähnlich; deutscher Name: Spulwurm Stamm Nematodes (Rundwürmer), Familie Ascaridae; Erstbeschreibung: Linné 1758 RG 2 (EU, BiostoffV, GenTSV) Risikogruppe: Konsiliar-/Referenzlabor: Parasitologie, Universität Düsseldorf (Prof. Dr. H. Mehlhorn). Molekularbiologie, Morphologie und Physiologie Morphologie ♀ 22 cm bis 52 cm lang, ♂ 10 - 30 cm, Längen meist im Mittelbereich, beige/rötliches Aussehen, leben als Adulte im Dünndarm Physiologie: fressen als Adulte Darminhalt, wandern als Larven durch Leber, Herz, Lunge, Schlund Natürlicher Standort Nicht freilebend/parasitär Wirtsbereich: spezifisch für Menschen, weltweite Verbreitung, über 1,3 Milliarden Befallene Pathogenität Obligat pathogen; außer Ei, kein freies Stadium Infektiöse Stadien: larvenhaltiges Ei, das oral aufgenommen wird Pathogenitätsfaktoren/Pathogenese: Massenauftreten, Gewebereizung bei Larvenwanderung Krankheit Bezeichnung: Inkubationszeit: Präpatenz: Patenz: Symptome: Ascariasis, Spulwurmbefall 7 Tage (Lungeninfiltration der Larven) 2 Monate 9 – 15 Monate Lungenpassage der Larve: Eosinophilie, Lungeninfiltrat, Fieber, Pneumonie Darmphase: Leibschmerzen, Erbrechen, Enteritis, Peritonitis Schwere, Verlauf und Prognose: Tod durch Ileus verminosus (Darmverschluss) (ca. 12.000 Todesfälle pro Jahr) Pathologie: evtl. Darmdurchbruch, Lungenschädigung Diagnose: mikroskopischer Nachweis der derbschaligen, gerunzelten Eier, Eosinophilie Therapie: Bendazole, Avermectine Prophylaxe (Prävention): keine Düngung mit humanen Fäkalien; in Ländern, in denen mit einer derartigen Fäkaliendüngung zu rechnen ist, höchstens Verzehr von gründlich gewaschenem Salat, bzw. Gemüse Epidemiologie Übertragungswege und Eintrittspforten: fäkal, oral Erregerreservoire: der Mensch ist einziger natürlicher Wirt Verbreitung: weltweit, häufigster Wurm Inzidenz/Prävalenz: nach WHO: 1,3 Milliarden Wurmträger weltweit; in manchen Gebieten Asiens und Lateinamerikas sind die Einwohner zu 50-95% befallen (Philippinen, Malaysia, Indonesien, Brasilien u.a.) Mortalität/Letalität: abhängig vom Befall, dennoch mehr als 10.000 Tote/Jahr weltweit Widerstandsfähigkeit – Tenazität Eier bleiben im feuchten Boden bis 5 Jahre infektiös, auch in Gülle für ca. 3 Monate. Desinfektionsmittel wirken kaum. 1 Stand: 02/2011 Arbeits- und Gesundheitsschutz/Gefährdungsbeurteilung Schutzstufe/Sicherheitsstufe: Schutzstufe 2 nach BioStoffV bzw. Sicherheitsstufe 2 nach GenTSV Gefährdende Tätigkeiten/Expositionssituationen: Tätigkeiten in abwassertechnischen Anlagen, Tätigkeiten in Entwicklungsländern, In-vitro-Bebrütung von Eiern Spezielle tätigkeitsbezogene Sicherheitsmaßnahmen: Technische Schutzmaßnahmen: Die mikrobiologische Sicherheitswerkbank kann entfallen, wenn keine Aerosole entstehen. Bei Tätigkeiten mit Eiern oder Larven (z. B. aus der Lunge von Versuchstieren) Arbeitsfläche mit dicker Plastik- oder Aluminiumfolie abdecken. Abflämmbare, erhitzbare (60 °C) oder Einweg-Arbeitsmittel verwenden. Eikulturen nur in zugangsgeregelten Räumen aufstellen. Eintrocknen von Eisuspensionen verhindern. Muss mit eingetrockneten Eisuspensionen gearbeitet werden, ist eine mikrobiologische Sicherheitswerkbank erforderlich. Desinfektion/Entwesungsmaßnahmen: Arbeitsmittel, Eikulturen, vitale Larven, lebende oder sezierte weibliche Adulte und anderes infektiöses Material auf mindestens 60 °C Kerntemperatur erhitzen, autoklavieren oder mit Heißdampf oder Heißluft (> 90 °C) behandeln. Transport: Infektiöses Material (Kot oder Kulturen) in bruchsicheren Gefäßen vorschriftsmäßig transportieren. Infizierte Versuchstiere in Behältnissen transportieren, bei denen alle Exkremente vollständig aufgefangen werden. Tätigkeiten in Entwicklungsländern: Auf den Verzehr roher Salate oder Gemüse verzichten oder diese nur nach gründlichem Waschen zu sich nehmen. Persönliche Schutzausrüstungen (PSA): Bei Tätigkeiten mit infektiösen Eiern und mit vitalen Larven sowie während der Infektion von Versuchstieren geeignete Schutzhandschuhe, z. B. aus Latex (ungepudert), und Schürze tragen. In Versuchtierhaltungen dekontaminierbare Schutzschuhe tragen. Berufsbedingte Erkrankungen/gefährdete Personen und Berufsgruppen: Pflegepersonal, Entwicklungshelfer, Laborpersonal, Beschäftigte in abwassertechnischen Anlagen Arbeitsmedizinische Vorsorge: siehe ArbMedVV, TRBA 220 Literatur Despommier, D.D., Gwadz, R.W., Hotez, P.J.: Parasitic Diseases, 3rd ed., Springer, Heidelberg, New York 1995 Mehlhorn, H., Eichenlaub, D., Löscher, T., Peters W.: Diagnose und Therapie der Parasitosen des Menschen, 2. Aufl., G. Fischer, Stuttgart bzw. Urban/Fischer, München 1995 Mehlhorn (ed.): Encyclopedia of Parasitology, 3rd ed., Springer, Heidelberg, New York 2008 2 Stand: 02/2011