Kosmologie und Astroteilchenphysik Lösungen zur 4. Übung am 08.06.2016 Lösung 1 Ausgangspunkte: • Das Universum ist ein gleichförmig expandierendes Medium mit der Massendiche ρ. • Da c = 1 gilt ist die Massendichte gleich der Energiedichte e = ρ. • Eine beliebige Masse m, wie z. B. eine Galaxie, hat den Abstand r vom Zentrum. • Auf Grund des kosmologischen Prinzips ist es irrelevant, welches die beliebige Masse und wo das Zentrum ist. • Die Masse m wird nur von dem Teil des Mediums angezogen, welcher näher am Zentrum liegt. • Dieser innere Teil hat die Gesamtmasse M =V ·e= 4 3 πr · e 3 (1) und übt die Anziehungskraft F = GN Mm 4π GN e = rm r2 3 (2) aus. Dieser Kraft entspricht die potentielle Energie Epot = −GN Mm 4π GN e 2 =− r m. r 3 (3) • Die Geschwindigkeit der beliebigen Masse m ist ṙ, womit für die kinetische Energie Ekin = 1 m ṙ2 2 (4) gilt. • Die Gesamtenergie Eges = Ekin + Epot = hängt im Allgemeinen von r ab. 1 1 4π GN e 2 m ṙ2 − r m 2 3 (5) • Da das Universum homogen ist, gilt diese Gleichung auch für den Abstand zweier beliebiger Massen. Dadurch können wir in mitbewegte Koordinaten umrechnen, welche der Expansion des Universums folgen. • Da die Expansion überall gleich ist, ist auch das Verhältnis aus Abstand zweier Punkte r(t) und Gesamtausdehnung des Universums R(t) (Skalenfaktor, Weltradius) zeitlich konstant: ! d r(t) =0 (6) dt R(t) • Dies entspricht auch dem heutige Verhältnis r0 /R0 , welches sich als mitbewegte Koordinate anbietet. • Demnach gilt für den Abstand zweier beliebiger Massen r(t) = r0 R(t). R0 (7) • Die zeitliche Ableitung unter Beachtung von Gleichung (??) ergibt ṙ = r0 Ṙ. R0 (8) • Setzen wir dies in die Gesamtenergie (??) ein, folgt ⇒ !2 !2 1 4π GN e 2 r0 2 r0 Eges = m Ṙ − R m 2 R0 3 R0 ! !2 2 Eges R0 2 Ṙ 8π GN e = − 2 R m r0 R 3 !2 !2 Ṙ 8π GN e 2 Eges R0 ⇒ = + 2 R 3 R m r0 !2 8π GN e k Ṙ ⇒ = − 2 R 3 R ! 2 R0 2 · 2 R m r0 (9) (10) ! 2 Eges R0 2 − =k m r0 (11) (12) Lösung 2 Die kosmologischen Bewegungsgleichungen sind aus den Einsteinschen Feldgleichungen abgeleitet, welche zu den Friedmann-Gleichungen Ṙ H = R 2 !2 = 8π GN e k Λ − 2+ 3 R 3 (13) und R̈ Λ 4π GN = − (e + 3p) R 3 3 führen. Die Variablen haben darin folgende Bedeutung: 2 (14) • H(t) ist der zeitabhängige Hubble-Parameter und beschreibt die Expansionsrate des Universums. • R(t) ist der zeitabhängige kosmoligischer Skalenfaktor (Weltradius) und gibt die relative Expansion des Universums in Form von mitbewegten Koordinaten an. • GN ist die zeitunabhängige Gravitationskonstante. • e(t) ist die zeitabhängige lokale Energiedichte. • k ist ein zeitunabhängiger, dimensionsloser Krümmungsparameter. • Λ ist die zeitunabhängige kosmologische Konstante, welche als zeitlich konstante Energiedichte eVak des Vakuums interpretiert wird. • p(e) ist der zeitabhängige thermodynamische Druck. Aus der ersten Friedmann-Gleichung (??) folgt Ṙ2 = Λ 8π GN e R2 − k + R2 . 3 3 (15) Die zeitliche Ableitung d/dt bringt 2ṘR̈ = Λ 8π GN 2 ė R + e 2RṘ + 2RṘ. 3 3 (16) Wird die zweite Friedmann-Gleichung (??) mit 2RṘ multipliziert, ergibt sich 2ṘR̈ = Λ 8π GN 2RṘ − (e + 3p)RṘ. 3 3 (17) Nach dem Gleichsetzen der Gleichungen (??) und (??) resultiert ė R2 + e 2RṘ = −(e + 3p)RṘ Ṙ Ṙ Ṙ = −e − 3p R R R ė + 2e H = −e H − 3p H ė = −3H(e + p). ė + 2e 2 : R Ṙ = H R |−2e H (18) (19) (20) (21) Interpretation: Die globale Entwicklung des Universums lässt sich mit der ersten FriedmannGleichung (??) und dem Energieerhaltungssatz (??) ausreichend beschreiben. Lösung 3 Als Ausgangspunkt dienen die aus der Vorlesung bekannten Darstellungen der Energiedichte π2 4 T N(T ) 30 (22) π2 4 p= T N(T ). 90 (23) e= und des thermodynamischen Drucks 3 1. Vergleichen wir das Ergebnis von e+ p T π2 π2 N(T ) T 3 + N(T ) T 3 = 30 90 4π2 3 T N(T ) = 90 s= (24) (25) (26) mit dem Ergebnis von ∂p(T,µ) ∂T 2 π ∂ = N(T )T 4 90 ∂T ! π2 3 4 ∂N = 4T N(T ) + T 90 ∂T ! π2 1 T ∂N 3 = 4T N(T ) 1 + 90 4 N(T ) ∂T | {z } s= (27) (28) (29) (30) klein gegen 1 ergibt sich die Forderung, dass N(T ) schwach von T abhängt. ↑ z }| { (logartithmische Ableitung ist klein gegen 1) 2. Setzen wir Energiedichte (??) und Druck (??) in den Energieerhaltungssatz (??) ein, folgt Ṙ ė = −3H(e + p) H = R Ṙ (31) = −3 (e + p) R ! Ṙ π2 4 π2 4 = −3 T N(T ) + T N(T ) (32) R 30 90 Ṙ π2 4 = −4 T N(T ). (33) R 30 Die zeitliche Ableitung der Energiedichte ergibt π2 4 d e= T N(T ) dt 30 ! 2 π ∂N(T ) ∂T ė = 4T 3 Ṫ N(T ) + T 4 . (34) 30 ∂T } ∂t | {z 1 Setzen wir die führenden Terme gleich, resultiert π2 Ṙ π2 4 4T 3 Ṫ N(T ) = −4 T N(T ) 30 R 30 Ṙ Ṫ ⇒ =− T R ⇒ T R = konstant. 4 (35) (36) (37) Lösung 4 • Treffen wir einige Annahmen: – In der Strahlungsära gilt e Λ. – Die thermischen Anregungen der leichten Teilchen dominieren. – Für die Frühphase ist k = 0 repräsentativ. Daraus ergibt sich die erste Friedmann-Gleichung (??) radiziert zu r 8π GN e Ṙ . H= = R 3 (38) Dies setzen wir in den Energieerhaltungssatz ein, woraus mit den Ausgangsgleichungen aus Aufgabe 2 für Energiedichte (??) und Druck (??) folgt r 8π GN e (e + p) (39) ė = −3 3 r 8π GN π2 4 4π2 4 = −3 T N(T ) T N(T ). (40) 3 30 90 Setzt man dies mit dem führenden Term aus dem Teilergebnis (??) in Aufgabe 2 gleich, folgt weiter r 8π GN π2 4π2 6 4π2 3 T Ṫ N(T ) = −3 N(T ) T N(T ) (41) 30 3 30 90 r 8π GN π2 N(T ) T 3 (42) ⇒ Ṫ = − 3 30 (43) Wenn wir die Annahme treffen, dass N(T ) zeitlich konstant ist (siehe Aufgabe 2) können wir integrieren und finden r dT 8π GN π2 =− N(T ) T 3 (44) dt 3 30 r 8π GN π2 ⇒ T −3 dT = − N(T ) dt (45) 3 30 r Z Z 8π GN π2 −3 ⇒ T dT = − N(T ) dt (46) 3 30 r 32π GN π2 ⇒ T −2 − T 0−2 = N(T ) (t − t0 ). (47) 3 30 Da die Friedmann-Gleichungen invariant in der Zeit sind, können wir mit t → t + t0 ⇒ t0 = 0 (48) T → T + T0 ⇒ T 0−2 = 0 (49) 5 substituieren. Sodass wir die integrierte Gleichung (??) vereinfachen und zu r 32π GN π2 −2 T = N(T ) t 3 30 s 90 ⇒ t T2 = 3 32π GN N(T ) (50) (51) umformen können. • Mit folgenden physikalischen Konstanten können wir den Zusammenhang berechnen: – Planck-Masse: MPl = GN−1/2 = 1,22 · 1019 GeV – wichtiger kernphysikalischer Zusammenhang: ~c = 0,197 · 10−15 GeV m – Lichtgeschwindigkeit: c = 3 · 108 m/s 1 t T2 = √ N(T ) r 90 32π3 1 G−1/2 ·(~c) · N |{z} |{z} |{z} c =1 19 1,22·10 GeV ⇒ 2 t[s] T [MeV] (52) =1 1 m −1 = √ · 0,3 · 1,22 · 1019 GeV · 0,197 · 10−15 GeV m · 3 · 108 s N(T ) (53) 1 = √ · 2,4 · 10−6 GeV2 s (54) N(T ) 1 = √ · 2,4 MeV2 s (55) N(T ) 2,4 = √ ⇒ T ≈ 1MeV ⇔ t ≈ 1s Weltalter (56) N(T ) 6