Technische Universität Dresden Physikalisches Praktikum Fachrichtung Physik L. Jahn 03/ 1996 bearbeitet 04/ 2004 Versuch: TR Transformator Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabenstellung 2 2 Stromdurchossene Spule 2 2.1 Spule mit Eisenkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.2 Spule im Wechselstromkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 Modell des idealen Trafos 3 3.1 Idealer Trafo im Leerlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 3.2 Idealer Trafo mit Ohmscher Last 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Streu-Trafo mit Ohmscher Last 4.1 Ströme und Phasenwinkel 4.2 Leerlauf und Kuzschluÿ 4.3 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 4.2.1 Leerlaufspannung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 4.2.2 Kurzschluÿstrom 4.2.3 Primärer Leerlaufstrom Ortskurve . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 5 Experimente 7 5.1 Leerlauf-und Kurzschluÿ-Versuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 5.2 Bestimmung des Phasenwinkels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 5.3 Aufnahme des Heylandkreises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 5.4 Bestimmung der Permeabilität 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Anhang 6.1 8 Gegeninduktivität, Leistung, Widerstandstransformation . . . . . . . . . . . . . . . . 8 6.1.1 Zur Gegeninduktivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 6.1.2 Leistung des belasteten Streu-Trafos 6.1.3 Widerstandstransformation beim idealen Trafo . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 6.1.4 Zum Heylandkreis des Streu-Trafos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 6.1.5 Zum Primärstrom des Streu-Trafos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Realer Trafo 7.1 7.2 8 9 Leerlauf-Verluste des realen Trafos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 7.1.1 Wirbelstromverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 7.1.2 Hysterese-Verluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 7.1.3 Eisen-Verluste und Verlustwinkel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 7.1.4 Verlust-Winkel und komplexe Permeabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abschätzung des Eisenquerschnittes 8 Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 12 2 STROMDURCHFLOSSENE SPULE 1 Aufgabenstellung 1. Aus Leerlauf- und Kurzschluÿ-Versuchen werden die Induktivitäten und der Streufaktor für verschiedene Luftspalte bestimmt. 2. Für eine veränderliche Ohmsche Last R im Sekundärkreis ist für den Primärstrom der Hey- landkreis aufzunehmen und mit dem berechneten zu vergleichen. µr 3. Bestimmung der Permeabilität des Trafo-Blechs. 2 Stromdurchossene Spule 2.1 Spule mit Eisenkreis Eine Spule mit der Windungszahl n sei nach Abb. 1 auf ein ringförmiges Ferromagnetikum mit dem Querschnitt A und der Länge l ge- wickelt. Die Hystereseschleife sei nur so weit ausgesteuert ∆B µ0 ∆H ≈ (Abb. 1 c(i)), dass gilt: µr = konstant. Wir unterscheiden: Fall 1: Der Eisenkreis ist geschlossen. Fall 2: Im Eisenkreis ist ein Luftspalt d = 2s. Durch die Spule nach Fall 1 bzw. Fall 2 ieÿt der (Gleich-oder Wechsel-) Strom Aus dem Hs ds = nI folgt für Fall 1 HF e l = nI . Die Feldstärke im Ei- Durchutungsgesetz die Beziehung I. H sen berechnet sich für die beiden Fälle aus: Abb. 1: Spule mit Eisenkreis für die Fälle 1. und 2. (a,b); (c) mögliche Aussteuerungen (i; j; k ) einer Hystereseschleife. N: Neukurve HF e = nI l (Fall 1) bzw. HF e l + HL d = n I (Fall 2) . (1) HF e und die in Luft HL ). HDie notwendige zweite Beziehung liefert die Qellenfreiheit von B, Bn dA = 0. Die Induktion (und der Fluss; Näherung für groÿen Querschnitt A und geringen Luftspalt d) in Luft und Eisen sind gleich: µr µ0 HF e = BF e = BL = µ0 HL . Damit folgt für die magnetische Feldstärke HF e bzw. den Fluss Φ für Fall 2: Die zweite Gleichung von (1) enthält zwei Unbekannte (die Feldstärke im Eisen HF e = nI nI = l + µr d l(1 + µrl d ) (a); ΦL = ΦF e = µ0 µr AHF e = µ0 A nI µr l (1 + µr d ) (b). (2) l Aus (2) wird ersichtlich, dass die Feldstärke im Eisen (und damit die Aussteuerung der Hystereseschleife) sowie der Fluss und die eektive Permeabilität Luftspalt d µef f bei gleichem Strom abnehmen: µef f = µr (1 + dl µr ) 2 . (3) I mit zunehmenden 2 STROMDURCHFLOSSENE SPULE 2.2 2.2 Spule im Wechselstromkreis Spule im Wechselstromkreis U = Û ejωt Legt man eine harmonische Wechselspannung einem Widerstand R U −L Mit dem Ansatz zwischen U und dI =IR dt ˆ j(ωt−ϕ) ergibt sich für die I = Ie I im eingeschwungenen Zustand Iˆ = √ Û 2 R + ω 2 L2 als Induktivität. Für an die Reihenschaltung der Spule mit (z. B. Wicklungswiderstand), so lautet der Maschensatz R ωL (a); wird (4) Amplitude des Stromes bzw. den Phasenwinkel bzw. tanϕ = ϕ ≈ π/2 . ωL n2 A (b) mit L = µo µef f (c) R l und es ieÿt nur der Blindstrom rungsstrom). Sein Betrag kann bei sehr groÿem µr I = Im (5) (Magnetisie- (s. idealer Trafo) beliebig klein sein (Abb. 2 b). Er hält aber phasengleich den endlichen harmonisch wechselnden magnetischen Fluss Φ aufrecht (s. Abb. 1 c). Als Folge dieses Wechselusses wird in der Spule die Gegenspannung −U = U i = −n dIm µ0 µef f n2 A dI m d Φ=− = −L = −jωLI m dt l dt dt (6) Bei konstanter Spannung U steigt der Blindstrom I in dem Maÿe an, wie L mit µ , z. B. bei Verbreiterung des Luftspaltes, abnimmt. induziert, die schon im Maschensatz (4) berücksichtigt wurde. ef f m 3 Modell des idealen Trafos Wird eine zweite Spule auf den Eisen-Ring gewickelt und damit von dem gleichen magnetischen Fluss durchsetzt, so hat man einen Transformator (Abb. 2). Transformatoren werden vor allem groÿtechnisch genutzt für den im Mittel 6 mal benötigten Wechsel der Spannungsstufen bei der Energieversorgung im Leistungsbereich von einigen Watt bis zu vielen hundert Megawatt, die die meiste Zeit (ca. 75%) nahezu im Leerlauf arbeiten. In der Meÿtechnik wird z. B. die Möglichkeit der Potentialtrennung oder die Widerstandsanpassung (Impedanzwandler) ausgenutzt. Im Zeigerdiagramm (Abb. 2 b) zeigt wie in allen folgenden Zeigerdiagrammen U stets (willkürlich) vertikal (reele Achse). 1 Abb. 2: Idealer Transformator: (a) im Leerlauf bzw. mit mit Ohmscher Last; (b) Zeigerdiagramm für Primärspannung U 1, Magnetisierungsstrom I 1,m und magnet. Fluss Φ. Unter einem idealen Trafo [6, 9, 1] soll folgendes Modell verstanden werden: 1. Die konstante Permeabilität µr des Trafo-Kerns ist sehr groÿ (∞), wodurch die Induktivitäten ebenfalls sehr groÿ und die Blindströme sehr klein werden (ωL R; im Betrieb wird dann nahezu im Kurzschluÿ gearbeitet). Es gibt keine Hysterese und damit verbundene Verluste und Nichtlinearitäten. 2. Das Ferromagnetikum sei elektrisch ein Isolator (λ = 0). Damit entfallen Wirbelstromverluste. 3. Die Kopplung zwischen beiden Spulen, ausgedrückt durch die Gegeninduktivität M (s. An- hang), sei ideal. Es entfällt die Streuung des magnetischen Flusses. Für die Gegeninduktivität gilt: k2 = M = M2 L1 L2 √ L1 L2 . Damit wird der Streufaktor = 1 − σ = 1. 3 σ = 1− M2 L1 L2 =0 und der Kopplungsfaktor 3.1 Idealer Trafo im Leerlauf 3 MODELL DES IDEALEN TRAFOS 4. Die Wicklungswiderstände sind zu vernachlässigen (keine Kupferverluste). Bei streuarmen Netz-Leistungs-Trafos liegen die Wicklungen übereinander. In der Starkstromtechnik wird bezüglich der Kupfer- und Eisen- Verlustleistungen auf ein ausgewogenes Verhältnis von etwa P /P ≈ 5 : 1 geachtet, da die Trafos die meiste Zeit im Leerlauf arbeiten . Cu 3.1 Fe Idealer Trafo im Leerlauf An die Primär-Wicklung wird im folgenden stets die bezüglich Amplitude und Phase unveränderliche harmonische Wechsel-Spannung angelegt. Nach Gl. (5 a) ieÿt durch die Primärspule I 1,m = U 1 /jωL1 und baut die phasengleichen und der Wechsel-Fluss Gröÿen auf: Feldstärke H F e = n1 I 1,m /l, Induktion B = µ0 µef f HF e Φ = B A. Infolge der zeitlichen Flussänderung (jωΦ) werden nach Gl. (6) in beiden Spulen die phasengleichen Spannungen (U i,1 ; und U i,2 ) induziert (U 1 = −U i,1 ; U 2 = +U i,2 ). Ihre Beträge sind den Windungszahlen proportional: Mit dem Übersetzungsverhältnis ü = n2 /n1 gilt also r dI1,m dI1,m U i,2 Û2 L2 n2 = = = ü . (7) Ûi,1 = −L1 ; Ûi,2 = −L2 bzw. = dt dt U i,1 Û1 L1 n1 der um 3.2 π/2 U 1 = Û1 ejωt nacheilende Magnetisierungs-Strom Idealer Trafo mit Ohmscher Last Verbindet man die Klemmen der Spule 2 mit dem Belastungswiderstand Rb (Abb. 2 b), so ieÿt durch den Ohm- U 2 phasengleiche Wirk-Strom I 2 = j(ωt−ψ ) 2 ˆ U 2 /Rb = I2 e . Wegen µr → ∞ gilt bei endlichem H Wechseluss Φ = µ0 µr (A/l)(n1 I 1 + n2 I 2 ): H F e ds = 0 = (H 1 + H 2 )l = n1 I 1 + n2 I 2 . Es entsteht durch die Bela- schen Widerstand der zu stung beim idealen Trafo keine Zusatzdurchutung und kein Zusatzuss. Für das Verhältnis von Primär-und SekundärStrom ndet man Abb. 3: Belasteter idealer Trafo: Phasenlage der I1 Spannungen und Ströme (H 1 + H2 ) l = I 1 n1 + I 2 n2 = 0 d. h. I 2 Iˆ2 I = ˆ = nn12 = Û1 = ü1 . 1 I1 und I 2. (8) Û2 Beim idealen Trafo ist das Strom-Verhältnis der Kehrwert des Spannungsverhältnisses. 4 4 STREU-TRAFO MIT OHMSCHER LAST 4 Streu-Trafo mit Ohmscher Last Läÿt man beim Übergang zur Realität endliche Induktivitäten und Streuung zu, so hat man einen Streu-Trafo. Ohmsche und Eisen-Verluste werden nicht betrachtet. Der ideale Trafo folgt dann für σ = 0. Transformatoren mit groÿer Streuung werden, wie z. B. beim Klingeltrafo, zur Verhinderung von Schäden im Kurzschluÿfall eingesetzt. Bei der Signalübertragung mit höheren Frequenzen oder beim Netztrafo mit gröÿeren Luftspalten ist die Kopplung der Spulen oft gering. Nur noch der Hauptuss Φh , nicht aber der Streuuss Φσ , erreicht die andere Spule. 4.1 Ströme und Phasenwinkel An die Sekundärspule wird der Belastungswiderstand Rb angeschlossen. Der Strom I 2 ieÿt auch durch die Spule 2 und baut einen Fluss auf, der teilweise die Spule 1 durchsetzt. Abb. 4: Nutz-und Streuuss beim realen Trafo (a); Ersatzschaltbild für Streu-Verluste (b). U1 entgegenwirkt. Der damit verbundene Primärstrom I1 hat eine geringere Wirkkomponente mit 0 < ψ1 < π/2; im Vergleich zum idealen Trafo. Die (nicht √ ideale) Kopplung wird durch die Gegeninduktivität (s. Anhang) L12 = L21 = M = k L1 L2 mit (k < 1) ausgedrückt. Die Amplituden und Phasen der gekoppelten harmonischen Gröÿen berechnen Dabei wird eine Spannung induziert, die sich aus dem Maschensatz, angewandt auf beide Spulen und den Sekundär-Kreis: dI 1 dI + M 2 (a) dt dt dI dI 2 + M 1 (b) ; 0 = U2 + L2 dt dt U 1 = L1 U2 = R b I 2 (c) . (9) U 1 = Û1 ejωt und dem Ansatz I 1 = Iˆ1 ej(ωt−ψ1 ) Û1 (Rb + jωL2 ) = jωL1 Rb − ω 2 L1 L2 + ω 2 M 2 Iˆ1 e−jψ1 . (10) Setzt man die Gln.(9 b,c) in Gln.(9 a) ein, so folgt mit 2 σ = (1 − LM ) = (1 − k 2 ) 1 L2 jωL1 Rb − ω 2 L1 L2 σ ωL1 = = Rb ωL2 (1 − σ) + j(Rb2 + ω 2 L22 σ) 2 2 2 (Rb + jωL2 ) (Rb + ω L2 ) Daraus ergibt sich mit dem Streufaktor Û1 jψ1 e Iˆ1 schlieÿlich die Amplitude (s. Anhang) bzw. der Phasenwinkel des Û1 Iˆ1 = ωL1 s Rb2 + ω 2 L22 Rb2 + ω 2 L22 σ 2 (a) bzw. tanψ1 = Primärstromes Rb2 + ω 2 L22 σ Rb ωL2 (1 − σ) (b) . (12) Die entsprechenden Gröÿen auf der Iˆ2 = M Û1 q L1 Rb2 + ω 2 L22 σ 2 (ψ bezieht sich auf U . 2 1 I2 Sekundärseite sind mit I2 = Iˆ2 ej(ωt−ψ2 ) : (a) ; tan ψ2 = und U sind in Phase (13 c). 2 5 (ωL2 σ) Rb (b) U2 = Rb I2 (c) . (13) (11) 4.2 4.2 Leerlauf und Kuzschluÿ 4 STREU-TRAFO MIT OHMSCHER LAST Leerlauf und Kuzschluÿ Folgende Spezialfälle sind besonders geeignet, die Induktivitäten und den Streu- bzw. Koppelfaktor zu messen: 4.2.1 Leerlaufspannung Aus Gl.(13 a,c) ergibt sich die Leerlaufspannung für M Û1 r Û2 = L1 ω 2 L2 σ 2 1 + R22 → U2,Leer Rb → ∞: M Û1 M = =√ L1 L1 L2 r L2 Û1 = küÛ1 . L1 (14) b 4.2.2 Kurzschluÿstrom Primärer Kurzschluÿstrom: Mit Gl.(12 a) wird für Rb = 0 Iˆ1,kurz = Û1 ω L1 σ . (15) Sekundärer Kurzschluÿstrom: Er folgt aus Gl.(13) für Rb = 0: Iˆ2,kurz = M Û1 L1 ω L2 σ . (16) Die Kurzschluÿströme werden durch den Streufaktor begrenzt und würden in der Grenze σ → 0 (idealer Trafo) zu ∞. 4.2.3 Primärer Leerlaufstrom Û1 Iˆ1,leer = ω L1 . (17) Der Leerlaufstrom I ist eine Folge der endlichen Induktivität L . Er baut als Blindstrom das Magnetfeld auf (und wird beliebig klein beim idealen Trafo; dort I ). Durch die hier nicht betrachteten Eisen-(=Leerlauf-) Verluste erhält I eine Wirk-Komponente (cosψ > 0). 1 1,leer 1,m 1 4.3 1 Ortskurve Sowohl Leerlaufstrom I 1,leer als auch Kurzschluÿstrom I1,kurz sind beim reinen Streutrafo Blindströme (ψ1 = π/2; vergl. (12 b)). Erhöht man aber, z. B. beginnend mit dem Kurzschluÿstrom, schrittweise den Ohmschen Rb , so veringert sich ψ1 auf ein Minimum √ bei Rψ,1,min = ωL2 σ . Die Amplitude und Phase des primären Stromes I 1 in Abhängigkeit von 0 ≤ Rb ≤ ∞ Widerstand durchläuft beim reinen Streutrafo als Ortskurve den Heylandkreis (Abb. 5; s. Anhang). Abb. 5: Heylandkreis für den Streutrafo. 6 5 EXPERIMENTE 5 Experimente 5.1 Leerlauf-und Kurzschluÿ-Versuche Der Luftspalt d wird durch Plast-Beilagen der Dicke s = d/2 im Eisenjoch variiert. Die Abnahme der Induktivitäten (und eektiven Permeabilität) sowie die Zunahme von σ (bzw. Abnahme von k) können durch Messung der Amplituden (bzw. der Eektivwerte) von Strom und Spannung anhand der Gln.(14;15;16;17) bestimmt werden. Durch Vertauschung von Primär-und Sekundärseite können sowohl 5.2 ü als auch k ermittelt werden. Bestimmung des Phasenwinkels Strom und Spannung werden primärseitig mit nebenstehender Schaltung bestimmt (Abb. 6). Der Phasenwinkel ψ1 kann 1. nach der Drei-Instrumenten-Methode (Abb. 6 a) ermittelt werden: Es werden die drei Spannungen: Gesamtspannung Ures ; gemessen. Es gilt: 2. mit einem UL Rv : URv Spannung an der Primärspule sowie der Spannungsabfall am Vorwiderstand q cos ψ1 = UL / UR2 v + UL2 ; Zweistrahl-Oszillographen, dessen y- Buchsen einmal am Ohmschen Vorwiderstand (StromSignal) und zum anderen an L1 (Spannungs-Signal) liegen, bestimmt werden. Man vergleicht die Nulldurchgänge der Schwingungen, nachdem diese am Oszillographen auf gleiche Amplituden abgeglichen wurden; P 1 bestimmt = U1,efPf 1I1,ef f . 3. mit einem Wirkleistungsmesser berechnet werden: cos ψ1 = 2P 1 Û1 Iˆ1 und Abb. 6: Bestimmung von ψ1 nach Drei-Instrumenten- Methode (a) und mittels Zweistrahloszillograph (b). 5.3 Aufnahme des Heylandkreises Den Belastungswiderstand Rb regelt man, ausgehend vom Kurzschluÿ (Maximalwerte einstellen), in ca. 12 geeigneten nichtlinearen Stufen bis zum Leerlauf. Für jede Einstellung bei konstanter (bzw. nachgeregelter) Primär-Spannung wird der Primärstrom und der Phasenwinkel nach Einstellung gleicher Amplituden am Oszillographen durch Auszählen der Abszissen-Abstände der Nulldurchgänge ermittelt. 5.4 Bestimmung der Permeabilität Im Leerlauf ergibt sich nach Umformung der Gl. (6) für d = 0 aus dem Verhältnis von Primär-Strom und -Spannung die (im allgemeinen komplexe, s. Anhang) Permeabilität (µr ): µr = Û1,leer l 2 ω µ0 , n A Iˆ1,leer . (18) Dazu muÿ die Geometrie des Eisenjochs (Querschnitt und mittlere Eisenlänge), die Windungszahl und die Frequenz bekannt sein. Es empelt sich eine Meÿreihe für verschiedene Aussteuerungen, d. h. verschiedene Primärspannungen, anzufertigen. 7 6 ANHANG 6 Anhang 6.1 Gegeninduktivität, Leistung, Widerstandstransformation 6.1.1 Zur Gegeninduktivität Man betrachte zwei beliebige, auch von der Geometrie unterschiedliche Spulen (1;2) ohne Ohmsche I1 Widerstände, die von den Wechselströmen U 1 = L1 dI1 dI2 + L21 dt dt I 2 durchossen werden L21 6= L12 angenommen: und Spulen Spannungen induzieren. Es wird zunächst U 2 = L2 ; dI1 dI1 + L12 dt dt und dabei in beiden . (19) Geht man zur Leistung über und addiert die beiden Anteile, so folgt dI 1 dI dI dI I1 + L21 2 I1 ; U 2 I2 = L2 2 I2 + L12 1 I2 ; dt dt dt dt dI 1 dI 2 dI 2 dI 1 ΣU I = U1 I 1 + U2 I 2 = L1 I1 + L21 I1 + L2 I2 + L12 I2 . dt dt dt dt U 1 I 1 = L1 (20) Diese Leistung muÿ der zeitlichen Änderung der magnetischen Feldenergie entsprechen: d d 1 1 2 2 ˆ ˆ ˆ ˆ Wmagn = L1 I1 + L2 I2 + M I1 I2 dt dt 2 2 M = L12 = L21 Das ist nur möglich, wenn . (21) ist, wie man sich durch Vergleich von (20 und 21) überzeugt. 6.1.2 Leistung des belasteten Streu-Trafos Beim reinen Streutrafo geht keine Energie verloren. Die Wirkleistung wird vollständig übertragen. Mit Gl. (12 a,b) und wegen 1 arc tan x = arc cos √1+x 2 ist zunächst Rb ωL2 (1 − σ) cosψ1 = q (Rb2 + ω 2 L22 σ 2 )(Rb2 + ω 2 L22 ) . (22) Damit folgen die beiden Leistungen: 1 1 Û12 P 1 = Û1 Iˆ1 cos(ψ1 ) = 2 2 ωL2 P1 = Û12 Rb ωL2 (1 − σ) 2ωL2 (Rb2 + ω 2 L22 σ 2 ) ; Beide Leistungen sind identisch wegen s Rb2 + ω 2 L22 Rb ωL2 (1 − σ) q Rb2 + ω 2 L22 σ 2 (R2 + ω 2 L2 σ 2 )(R2 + ω 2 L2 ) b 2 2 b 1 1 M 2 Û12 P 2 = Rb Iˆ22 = Rb 2 2 2 2 L1 (Rb + ω 2 L22 σ 2 ) . (23) L1 L2 (1 − σ) = M 2 . 6.1.3 Widerstandstransformation beim idealen Trafo Aus der Wirk-Leistung P1 des Primärstromes 1 1 L2 1 Û12 2 1 Û22 P 1 = Û1 Iˆ1 cos ψ1 = Û12 = ü = 2 2 L1 Rb 2 Rb 2 Rb folgt die . Übersetzung der Impedanzen; Widerstandsanpassung; Impedanzwandler. ∗ Primärseite wird ein übersetzter Widerstand R1 zugeordnet, für den gilt ∗ ∗ R1 Z n2 L1 1 = 1 = 12 = = 2 . Rb Zb L2 ü n2 8 (24) Der (25) 7 REALER TRAFO 6.1.4 Zum Heylandkreis des Streu-Trafos Es soll gezeigt werden, dass der Radius f (U1 , ωL1 , σ) ρ der Ortskurve unabhängig von Rb und nur eine durch bestimmte Konstante ist. Die Ortskurve muÿ daher ein Kreis sein: Û1 (σ+1) I1,kurz ; I1,leer und deren Mittelwert I0 = ωL gegeben. Der 2σ 1 cos-Satz in dem durch ρ ; I0 und I1 aufgespannten Dreieck lautet unter Verwendung von Gl. (12 a,b) x : und arctan x = arc sin √ 1+x2 Enstprechend der Abb. (6) sind ρ2 = I02 + I12 − 2I0 I1 cos(π/2 − ψ1 ) = I02 + I12 − 2I0 I1 sin ψ1 s Rb2 +ω 2 L2 σ Rb2 + ω 2 L2 Rb2 + ω 2 L2 σ+1 Û 2 (σ + 1)2 Rb ωL2 (1−σ) r − · = 21 2 + σ Rb2 + ω 2 L2 σ 2 ω L1 4σ 2 Rb2 + ω 2 L2 σ 2 (Rb2 +ω 2 L2 σ)2 1 + R2 ω2 L2 (1−σ)2 b (26) 2 und nach Auösen der Binome unter der Wurzel ρ2 = Rb2 + ω 2 L2 Û12 1 (σ + 1)2 σ + 1 Rb2 + ω 2 L2 σ Û12 (σ + 1)2 + − . − = 4σ 2 σ Rb2 + ω 2 L2 σ 2 4σ 2 σ ω 2 L21 Rb2 + ω 2 L2 σ 2 ω 2 L21 Der Belastungswiderstand Rb ist in der Gl. (27) für ρ (27) also nicht mehr enthalten. 6.1.5 Zum Primärstrom des Streu-Trafos Aus Gl.(11) folgt die Beziehung (12 b) für den Phasenwinkel. Zur Berechnung des AmplitudenQuadrats (R2 + ω 2 L22 ) Û 2 Iˆ12 = 2 1 2 · b √ ω L1 Z2 führt man die Abkürzung Z2 (28) ein und ndet: 2 Z 2 = Rb2 + ω 2 L2 σ + Rb2 ω 2 L22 (1 − σ)2 und (29) Z 2 = Rb4 + ω 4 L42 σ 2 + R2 ω 2 L22 (1 + σ 2 ) = Rb2 (Rb2 + ω 2 L22 ) + ω 2 L22 σ 2 (ω 2 L22 + Rb2 ) ; (30) und nach Zusammenfassung die Gl. (12 a). 7 Realer Trafo Beim realen Trafo wären noch 1. die Ohmschen Verluste an den Wicklungs-Widerständen von Primär-und Sekundärspule (R1 und R2 ; formal im Gl.-System (9) durch I 1 R1 sowie I 2 R2 ) und 2. die Leerlauf-Verluste zu berücksichtigen. 7.1 Leerlauf-Verluste des realen Trafos Bei niedrigen Frequenzen haben die Leerlauf- oder magnetischen Verluste zwei Ursachen: 1. die Wirbelströme und 2. die Hysterese. Durch beides wird das Eisenjoch erwärmt, was einer unerwünschten Wirkleistung entspricht. Im Ersatzschaltbild werden die mit der Frequenz ansteigenden Verluste zweckmäÿig mit einem zur Primärspule parallel liegenden Ohmschen Widerstand Einuss mit steigender Frequenz gröÿer wird (Abb. 7 a). 9 RF e erfaÿt, dessen 7.1 Leerlauf-Verluste des realen Trafos 7 REALER TRAFO 7.1.1 Wirbelstromverluste In Abb. 7 ist der Querschnitt eines Elektrobleches skizziert mit der Flussrichtung, dem Querschnitt A = ab Iwb . und einer ktiven Richtung eines Wirbelstromes Iwb soll im folgenden Modell in einer Richtung den halben Querschnitt einnehmen. Für die induzierte Span- U wb λA/l = U wb λ a b/l ∼ b. nung im Blech gilt Der Ohmsche Widerstand der angenommenen Strombahn nimmt bei gegebener (sehr groÿer) Blechbreite mit der Blechdicke mit b b ab. Der Wirbelstrom nimmt demzufolge zu. demzufolge gilt Pwb ∼ b2 . Abb. 7: Elektroblech mit Wirbelströmen Zur Verringerung der Wirbelströme werden Netz-Trafos aus Elektroblechen (b ≈ 0, 35 mm) herge- stellt. Für die verbleibende Verlustleistung gilt [6, 8] Pwb ∼ Ûwb · Iwb ∼ A l λ ω 2 b2 B 2 . (31) 7.1.2 Hysterese-Verluste Die bei einem Zyklus im Eisen umgesetzte Hysteresearbeit berechnet sich zu wobei H · BdH H H V · HdB = V · BdH , die von der Hystereseschleife eingeschlossene Fläche darstellt. Diese Fläche steigt nach Abb. 1 c stark mit der Aussteuerung anfangs proportional zu H und zu B, d. h. ∼ B2, an. Daher gilt Phy ∼ A l ω · Φ2 . (32) Bei konstanter Frequenz und Blechdicke sind daher die beiden Anteile so dass nur die gesamten Eisen-Verluste PF e = Pwb + Phy Pwb und Phy nicht zu trennen, bestimmt werden können. 7.1.3 Eisen-Verluste und Verlustwinkel PF e wird durch eine Parallelschaltung von Primärin- RF e berücksichjωt Û1 e ieÿt der Strom duktivität und dem Eisen-Widerstand tigt. Nach Anlegen von I 1,leer = Iˆ1 ej(ωt−ϕ1 ) ; I 1,leer = U1 = U U1 Û1 ωL1 + 1 d. h. Iˆ1,leer = (1+j ) . RF e jωL1 ωL1 RF e (33) Abb. 8: Eisenwiderstand RF e (a); Zeiger für den primären Leerlaufstrom (b) Für Amplitude bzw. Phasenwinkel (s. Abb. 8) folgt aus (33) Iˆ1,leer Û1 = ωL1 s 1+ Der meistens sehr kleine Wert ω 2 L2 RF2 e (a) bzw. tan( tan( π2 − ϕ1 ) = tan δ ≈ δ π ωL1 − ϕ1 ) = 1 (b) . 2 RF e (34) wird Verlustwinkel genannt. Er ist propor- tional den (in unserem Fall Leerlauf-) Verlusten. Damit ergibt sich für die Leerlaueistung (=Eisenverlust-Leistung) 1 U12 1 P F e = Iˆ1,leer Û1 cosϕ1 = ≈ Iˆ1,leer Û1 tan δ 2 2RF e 2 PFe steigt mit der Aussteuerung (Ĥ ∼ Iˆm ∼ Û1 ) . (35) und wird im Leerlauf mit einem Wattmeter oder durch Amplituden- und Phasen-Messung bestimmt. 10 7 REALER TRAFO 7.2 Abschätzung des Eisenquerschnittes 7.1.4 Verlust-Winkel und komplexe Permeabilität Durch Umstellung von Gl. (33) und Gl. (39) ergeben sich 2 Iˆ1,leer Û12 = 1 1 + RF2 e ω 2 L21 Iˆ1,leer 1 = sin δ RF e Û1 (a); RF e (b) und L1 über ihre Kehrwerte: Iˆ1,leer 1 = cos δ ω L1 Û1 (c) . (36) Mit (36 b,c) und anhand der Gln. (40) können Real- und Imaginärteil der Permeabilität berechnet werden. Man kann die Gl. (33) unter Beachtung von Û1 = n1 ω Φ̂1 so umstellen, dass links der Kehrwert der Permeabilität steht und man erkennt, dass infolge der Verluste (d. h. die Permeabilität komplex wird (µr Iˆ1,leer j ω RF e L1 Û1 → µ). e−jϕ1 = RF e 6= ∞) auch Aus Iˆ1,leer ω RF e L1 n1 ω Φ̂1 e(π/2−jϕ1 ) = RF e + jωL1 (37) folgt 1 µµ0 n21 A l e jδ 1 ω = +j L1 RF e 1 jδ µ0 n21 A 1 ω e = +j µ l L1 RF e oder . (38) Damit ergeben sich (in unserem Falle des parallel angesetzten Verlustwiderstands; Indexp ) die Kehrwerte von Real-und Imaginärteil der komplexen Permeabilität sowie der Verlustwinkel 1 jδ 1 1 e = 0 + j 00 µ µp µp bzw tan ( 1/µ00p µ0p π ωL − ϕ1 ) = tan δ = = = 0 00 2 1/µp µp RF e δ: . (39) Stellt man Gl. (39) um, so folgt aus den durch Messungen bestimmten Gröÿen (ωL1 ; RF e ) der 00 0 Real (µp )- und Imaginär-Teil (µp ) der Permeabilität: µ0p = l · L1 µ0 n21 A Der Realteil ist proportional zur Induktivität RF e 7.2 L1 l RF e · 2 µ0 n 1 A ω . (40) entsprechend (18). Ein groÿer Parallelwiderstand bedeutet einen groÿen Imaginärteil der Permeabilität und geringe Verluste. Abschätzung des Eisenquerschnittes µr ≈ etwa 80% Da µ00p = ; ∆B µ0 ∆H endlich ist und die maximale Feldstärke bzw. Induktion den zum Erreichen von der Sättigungsinduktion notwendigen Wert nicht übersteigen sollte, wird auf die für eine Dimensionierung eines Trafos wichtige Beziehung hingewiesen: Û1 = n1 ω Φ̂ = n1 A ω B̂ bzw. B̂ = Û1 n1 A ω Û1 n1 ω B̂max . (41) B̂max ≈ 1, 5 T für Elektrobleche bei gegebener Primärspannung, notwendigen Eisenquerschnitt A abschätzen. Anhand der Gl. (41) kann man mit Windungszahl und Frequenz den oder Amin ≥ 11 LITERATUR 8 Fragen 1. Wie erklären Sie die Wirkung eines idealen Trafos anhand des Induktions- und DurchutungsGesetzes? 2. Wie berechnen sich Ohmscher, induktiver und kapazitiver Widerstand im Wechselstromkreis? 3. Wie berechnet man den Eektivwert und Leistung von Wechsel-Strömen? 4. Was versteht man unter dem magnetischen Widerstand? 5. Wie berechnet sich beim idealen Trafo mit Ohmscher Last das Spannungs- und Strom-Verhältnis? 6. Was besagt der Maschensatz? Wie lautet er für die Primär-und Sekundär- Spannungen (Ströme) beim idealen Trafo? 7. Wie transformieren sich beim idealen Trafo Spannungen, Ströme, Widerstände und Leistungen? 8. Wie berechnen sich die Induktivitäten und die Gegeninduktivität beim idealen Trafo? 9. Wie ändern sich beim idealen Trafo Amplitude und Phase im Sekündarkreis bei induktiver Last? 10. Berechnen Sie in der Vorbereitung einen Heylandkreis für die Werte: σ = 0, 8; U1 f= 50 Hz; L1 = 0,3 H; = 50 V. 11. Wie kann man experimentell den Streufaktor bestimmen? 12. Wie wirkt sich ein Luftspalt im magnetischen Kreis aus? 13. Welche Verluste treten beim realen Trafo auf ? 14. Was versteht man unter Hystereseschleife ? Welchen prinzipiellen Verlauf zeigt die Feldabhängigkeit der Permeabilität? 15. Was sind Wirbelströme? 16. Wie kann man Wechselspannungen, Wechselströme, Phasenverschiebungen und WechselstromLeistungen messen? Literatur [1] Gerthsen, Physik (H. Vogel), Springer Berlin 1995 [2] A. Recknagel, Physik, III, El.-Lehre [3] E.-H. Lämmerhirt, El. Maschinen .., V. Hanser, 1989 [4] H. Feldtkeller, Spulen und Übertrager, 1949 [5] K. Lunze, Berechnung elektrischer Stromkreise, V.Techn.,Bln.1979 [6] G. Müller, Elektrische Maschinen, V. Technik, Bln. 1985 [7] H.-O. Seinsch, Grundlagen elektrischer Masch. u. Antriebe, V.Teubner 1988 [8] K. Simony, Theoretische Elektrotechnik, Berlin, 1956 [9] H.-J. Paus, Physik in Experimenten und Beispielen, V. C.-Hanser München 1995 12