Quercus virgiliana

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Quercus virgiliana
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Quercus virgiliana (TEN.) TEN., 1836
syn.: Quercus apennina auct.
Italienische Eiche
Familie:
Subgenus:
Fagaceae
Lepidobalanus
engl.: Vergilius’ oak
franz.: Chêne des Apennins
ital.: Reverella virgiliana
Abb. 1: Quercus virgiliana. Solitär im natürlichen Areal (Ungarn)
Enzyklopädie der Holzgewächse – 25. Erg.Lfg. 9/01
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Abb. 2: Natürliches Verbreitungsgebiet
Quercus virgiliana, eine bis 20 m hohe Baumart Südosteuropas, unterscheidet sich von der nahe verwandten
Flaumeiche (Q. pubescens) u. a. durch größere Blätter
und größere Früchte. Außerdem wächst sie schneller und
stellt andere Standortsansprüche.
Forstwirtschaft und Botanik nahmen seit der an Bäumen
nahe Neapel vorgenommenen Beschreibung durch TENORE
(1836) lange Zeit keine Notiz von der Existenz dieser Art.
Deshalb sind auch die Informationen recht lückenhaft und
noch heute wird die Italienische Eiche häufig mit Q. pubescens zusammengefasst.
Mit dem Epitheton „virgiliana“ ehrt TENORE den römischen Dichter Virgil.
Verbreitung
Q. virgiliana ist eine charakteristische Baumart der submediterranen Regionen Südosteuropas. Ihr Areal umfasst
außer den Inseln Korsika, Sardinien und Sizilien die gesamte Apennin-Halbinsel. Die Nordgrenze verläuft von
Kroatien über den Südosten und Süden Österreichs bis in
die Slowakei.
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Eingeschlossen ist der Süden Transsylvaniens, die gesamte
Balkanhalbinsel sowie ein Teil der nordwestlichen Türkei.
Im Karpatenbecken wächst die Art in Höhenlagen zwischen 150 und 600 m ü. NN, auf der Balkanhalbinsel von
250 bis 800 m ü. NN. Die genauen Arealgrenzen liegen
noch nicht fest, weil Q. virgiliana oft mit Q. pubescens
verwechselt wurde [3, 8, 10, 13].
Beschreibung
Q. virgiliana wird zu einem monocormen, ungefähr 20 m
hohen Baum und bleibt nur ausnahmsweise strauchförmig. Der relativ gerade Stamm (BHD 30 bis 35 cm, max.
70 cm) trägt eine elliptische, in geschlossenen Beständen
eine schlanke, zylindrische Krone.
Die der Flaumeiche ähnliche Stammborke reißt in rechteckige, hervorstehende Teile auf, die sich leicht ablösen
und zerreiben lassen. Bei jungen Stämmen erhält die dunkelgraue, relativ weiche Rinde schon früh Längs- und
Querrisse. Italienische Eichen haben eine Pfahlwurzel, entwickeln aber bereits in jungem Alter ein sehr intensives,
dendroid verzweigtes Seitenwurzelsystem.
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Knospen, Blätter, junge Triebe
Die ovalen, relativ großen Winterknospen sind schwach
vierkantig, graufilzig behaart und messen in der Länge 5
bis 8 mm. Zwischen Terminal- und Lateralknospen bestehen keine wesentlichen Größen- und Formunterschiede.
Auch die gehäuft an den Triebenden stehenden Laubblätter sind mit 8 bis 16 cm Länge und 6 bis 13 cm Breite verhältnismäßig groß. Die tief gelappte, breit elliptische oder
verkehrt eiförmige Spreite läuft am Grunde breit keilförmig, manchmal auch schwach herzförmig aus; der Apex
ist abgerundet. Beiderseits 5 bis 7 zur Spitze hin breiter
werdende Lappen werden durch tiefe, schmale Buchten
voneinander getrennt, sind unregelmäßig gezähnt oder
weisen Nebenlappen auf.
Oberseits haben die Blätter eine glänzend dunkelgrüne
Farbe und verkahlen frühzeitig; unterseits sind sie durch
Haarbüschel und relativ lange Einzelhaare zunächst graufilzig, werden aber später ebenfalls kahl und nehmen eine
bläulich eisgraue Farbe an. Sowohl die 6 bis 8 Seitennerven-Paare, wie auch die Tertiär-Nervatur treten deutlich
hervor. Erstere zweigen nur in den unteren Lappen senkrecht, im oberen Teil des Blattes hingegen unregelmäßig
von der Mittelrippe ab.
Virgiliana-Blätter haben einen 15 bis 30 mm langen, stielrunden, anfangs filzig behaarten, später verkahlenden Blattstiel. An Johannistrieben sind die Blätter fast sitzend.
Abb. 3: Terminal- und Lateralknospen (unten, Foto:
Ulla M. Lang, mm-Skala)
Blüten und Früchte
Die monoezisch verteilten Blüten stehen teils an kätzchenartigen (웧), teils an aufrechten (웨) Infloreszenzen. Männliche Blütenstände sind schlank, bis 8 cm lang, haben eine
filzige Achse und tragen Einzelblüten mit einer 6- bis 8teiligen, schmutziggelben Blütenhülle, deren Perigonzipfel
von stumpf lanzettlicher Form sind. Die Antheren erreichen fast die Länge der Staubblätter und der Perigonzipfel.
Weibliche Infloreszenzen (Ähren) stehen aufrecht, haben
feste Achsen und tragen 3 bis 5 Blüten, deren Griffel zur
Spitze hin breiter werden.
Die Früchte stehen zu zweit, dritt oder viert an 3 bis 8 cm
langen, relativ dicken und filzigen Stielen. Terminale
Früchte werden mitunter abgestoßen, sodass auch Fruchtstände mit nur einer Eichel vorkommen.
Virgiliana-Eicheln sind groß (20 bis 40 mm lang, 12 bis
22 mm breit), oval und zugespitzt. Sie werden von einer
dickwandigen, außen grauweiß filzigen Cupula umgeben.
Deren Länge beträgt 12 bis 30 mm, ihr Durchmesser 10
bis 18 mm. Die locker anliegenden Schuppen sind oval bis
lanzettlich und haben eine abgerundete Spitze, am basalen
Teil sind sie leicht gewölbt [1, 4, 5, 9, 11].
Abb. 4: Stammborke
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Abb. 5: Beblätterter Zweig mit männlichen Blütenständen (links), Unterschiede in der Blattform (Mitte) und lang gestielte, reife Eicheln und Fruchtbecher, mm-Skala (Foto: Ulla M. Lang)
Ökologie
Q. virgiliana kommt als eher xero-mesophile Art nicht auf
reinen Trockenstandorten (Buschwälder) vor, sondern sie
wächst – im Gegensatz zu Q. pubescens – in geschlossenen Beständen. Auf der Balkan-Halbinsel sind diesen Beständen hauptsächlich folgende Baumarten beigemischt:
Quercus frainetto, Q. cerris, Castanea sativa, Fraxinus
ornus, Acer monspessulanum. In den nördlichen Teilen
des Areals ist sie mit Quercus dalechampii, Q. cerris, Q.
robur, Fraxinus ornus, Acer campestre und Sorbus torminalis vergesellschaftet.
Die weitgehend frostharte Halbschatten-Art gedeiht auf
kalkreichen wie (besonders im Süden) auf kalkarmen und
sauren Böden. Im Bergland findet man sie vornehmlich an
südexponierten Hängen, im Flachland ist sie seltener –
kommt aber in der Sandsteppe von Deliblat (nordöstl. von
Belgrad) vor, wo sie sogar auf der Nordseite der Hügel
wächst [2, 12].
Die Italienische Eiche wird kaum forstlich bewirtschaftet.
Sie kommt oft in Schutzwäldern vor.
Taxonomie
Trotz der großen intraspezifischen morphologischen Variation wurden für Q. virgiliana bisher keine Unterarten
ausgeschieden. Auch die Grenzen zwischen den im folgenden beschriebenen drei Varietäten sind nicht immer eindeutig nachzuvollziehen:
– var. tenorei (DC.) SCHWZ.: Blätter 10 bis 16 cm lang, 9
bis 13 cm breit, tief und schmal fiederlappig mit regelmäßigen, ebenfalls gelappten Abschnitten. Oberseits
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frühzeitig ganz kahl, unterseits zuletzt dünnfilzig, grün.
Blätter weich, mit runden oder spitzlichen Zipfeln. Der
mesophile Typus.
– var. ambigua (DC.) SCHWZ.: Blätter mittelgroß, selten
groß (8 bis 12 cm lang, 7 bis 10 cm breit), oberseits
bleibend spärlich behaart, Unterseite behaart oder verkahlend und dann graublau bereift. Ziemlich derb, mit
schmaleren, durch Buchten getrennten, spitzen, etwas
stechenden Abschnitten oder nur spitzlappig ausgeschweift. Der xerophile Typus, vorwiegend im Süden
und Südosten des Areals.
– var. saxicola (VUK.) SCHWZ.: Blätter klein (6 bis 9 cm
lang, 5 bis 8 cm breit), geschweift, stumpflappig, wenigstens unterseits bleibend filzig behaart. Früchte des
selben Baumes gestielt oder sitzend. Strauch oder
krummschaftiger, kleiner Baum, häufig im NW-Balkan
bis Kroatien und im Apennin.
Da im natürlichen Verbreitungsgebiet von Q. virgiliana
noch weitere Eichenarten beheimatet sind, kommen
natürliche Artbastarde keineswegs selten vor. Deren zweifelsfreie Diagnose ist jedoch schwierig, denn die Elternarten sind i. d. R. recht polymorph und von Fall zu Fall
bleibt zu prüfen, ob abweichende Formen auf Bastardierung beruhen oder im Rahmen der innerartlichen Variation liegen.
Folgende Artbastarde wurden bislang beschrieben [8]:
– Q. virgiliana x Q. robur (= Q. x pendulina (KIT.) em.
MATY.)
– Q. virgiliana x Q. petraea (= Q. x diversifrons BORB.)
– Q. virgiliana x Q. polycarpa (= Q. x illesiana MATY.)
– Q. virgiliana x Q. dalechampii (= Q. x cazanensis
PASC.)
– Q. virgiliana x. Q. pubescens (= Q. x budensis BORB.)
– Q. virgiliana x Q. frainetto (= Q. x borosii MATY.)
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Bedeutsamere morphologische Unterschiede zwischen der Flaumeiche (Quercus pubescens) und der Italienischen Eiche
(Quercus virgiliana) enthält die abschließende Tabelle.
Q. pubescens
Q. virgiliana
Trieb
dicht filzig
schwach filzig
Seitenknospe
Länge 3 – 5 mm, gedrungen oval, filzig
Länge 5 – 8 mm, oval, filzig
Blatt
Länge 4,5 – 12 cm, schmaler
Länge 8 – 16 cm, breiter,
mit gerundeter Spitze
Blattgrund
keilförmig oder schwach herzförmig
breit keilförmig, selten schwach herzförmig
Blattstiel
6 – 20 mm
15 – 30 mm
Blattunterseite
filzig, später mit Ausnahme der Nerven
kahl werdend
filzig, früher verkahlend,
bläulich-eisgrau verfärbt
Achse des Fruchtstandes
Länge: max. 8 mm
Länge: 30 – 80 mm
Schuppen der Cupula
klein, flach, grau filzig
am unteren Teil des Fruchtbechers gewölbt,
die oberen ein wenig abstehend,
mit samthaariger Spitze
Eichel
Länge: 8 – 25 mm
Länge: 20 – 40 mm
Literatur
[1 ] BELDIE, A., 1952: Genus Quercus. In: NYÀRÀDY, E. (ed.):
Flora Rep. Pop. Rom. Tom. I., Bucuresti, 224-261.
[2 ] BORHIDI, A., 1969: Adatok a kocsànytalan tölgy (Quercus
petraea fajcsoport) ès a molyhos tölgy (Qu. pubescens fajcsoport) kisfajainak ökològiai, cönològiai magatartàsàròl.
[Angaben über die ökologisch-zönologischen Verhältnisse
der Kleinarten der Traubeneiche (Q. p. agg.) und der
Flaumeiche (Q. p. agg.)]. Botanikai Közlemènyek 56, 155158.
[3 ] GAJIČ, M.; POLATSCHEK, A., 1981: Contribution to the
systematic of Quercus virgiliana (TEN.) Ten. Šumarstvo 34
(5 - 6), 3-14.
[4 ] GANČEV, I.; BONDEV, I., 1966: Quercus. In: Jordanov, P.
(red.): Flora reipublicae popularis bulgaricae III., BAN,
Sofia, 106-145.
[5 ] GEORGESCU, C. C.; MORARIU, J., 1948: Monografia Stejarilor din Romania. (Quercus Romaniae). Bucuresti.
[6 ] MÀTYÀS, V., 1970: Taxa nova Quercuum Hungariae. Acta
Botanica Acad. Sci. Hung. 16, 329-361.
[7 ] MÀTYÀS, V., 1971: Short taxonomic review of the oaks of
Hungary. Erdèszeti Kutatàsok 67, 55-68.
[8 ] MÀTYÀS, V., 1973: The Italian pubescent oak (Quercus virgiliana TEN. 1836) in the Carpathian Basin and its outer
fringes. Erdèszeti Kutatàsok 69, 47-91.
[9 ] MÀTYÀS, V., 1975: Magyarorszàg molyhos tölgyei. [Die
Flaumeichen Ungarns]. Erdèszeti Kutatàsok 71, 125-147.
[10 ] POŽGAJ, J., 1984: Quercus virgiliana Ten. (Adriatische
Eiche) in der Slowakei. Folia dendrologica 11, 347-365.
[11 ] POŽGAJ, J., 1986: Blätterveränderlichkeit des Eichenindividuums in der Sektion Dascia KY. in der Slowakei. Folia
dendrologica 13, 85-108.
[12 ] POŽGAJ, J.; HORVÀTHOVÀ, J., 1986: Variabilita a ekològia
druhov rodu Quercus L. na Slovensku. [Beitrag zur Kenntnis der Variabilität und Ökologie von ausgewählten Arten
der Gattung Quercus L. in der Slowakei.]. Acta Dendrobiologica, Bratislava, pp. 152.
[13 ] SCHWARZ, O., 1936-39: Monographie der Eichen Europas
und des Mittelmeergebietes. Feddes Rep. Spec. Nov. Regni
veg. Sonderbeiheft D.
Der Autor:
Prof. Dr. DÉNES BARTHA
Universität Sopron
Fakultät für Forstwirtschaft
Lehrstuhl für Forstpflanzenkunde
Bajcsy-Zs. U. 4.
H-9400 Sopron, Ungarn
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