Vollständige Studie

Werbung
Jan Böcken, Bernard Braun, Uwe Repschläger (Hrsg.)
Gesundheitsmonitor 2013
Bürgerorientierung im Gesundheitswesen
Kooperationsprojekt der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK
Versorgung bei ADHS im Übergang zum
­Erwachsenenalter aus Sicht der Betroffenen
Ingrid Schubert, Martin Buitkamp, Gerd Lehmkuhl
Ausgangslage
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und die
Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Stimulanzien sind
Themen, die in den Medien und in der Fachöffentlichkeit seit vielen
Jahren große Beachtung finden. Nach Angaben des Kinder- und Ju­
gendgesundheitssurveys (KiGGS) wiesen knapp fünf Prozent der
Kinder und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren ADHS auf
(Schlack et al. 2007). Der Anteil der mit Stimulanzien Behandelten
wird je nach Methodik, Datenbasis und Altersgruppe auf ein bis zwei
Prozent aller Kinder und Jugendlichen geschätzt – mit großer regio­
naler Streuung (Janhsen 2007; Schubert, Köster und Lehmkuhl 2010;
Grobe, Bitzer und Schwartz 2013). Die in Krankenkassendaten über
die letzten zwei Jahrzehnte dokumentierte starke Zunahme der Dia­
gnosehäufigkeit wie auch der Stimulanzienverordnungen (Schubert,
Köster und Lehmkuhl 2010; Grobe, Bitzer und Schwartz 2013) gibt
immer wieder Anlass zu kontroverser Diskussion über die biologi­
schen Ursachen und psychosozialen Bedingungen der Erkrankung,
die korrekte Diagnosestellung sowie eine adäquate Therapie.
Die Störung ist gekennzeichnet durch eine Beeinträchtigung der
Aufmerksamkeit, durch unzureichende Impulskontrolle und Hyper­
aktivität. Diese Auffälligkeiten sind vor dem Alter von sechs Jahren
gut erkennbar und treten in mehreren Situationen auf: in der Familie,
im Kindergarten, in der Schule oder in der untersuchenden Situation.
Die Symptome müssen über einen Zeitraum von mindestens sechs
Monaten in einem Ausmaß vorhanden sein, das die weitere Entwick­
lung des Kindes behindert und dem Entwicklungsstand des Kindes
nicht angemessen ist. Die meisten Kinder werden Ärzten und Thera­
88
peuten mit Schulbeginn vorgestellt, da durch die gesteigerten Anfor­
derungen an die Arbeits- und Selbststeuerungsfähigkeit die Auf­
merksamkeitsschwäche und die kognitive Impulsivität deutlicher in
den Vordergrund rücken (Lehmkuhl et al. 2009).
Die sehr zeitaufwendige Diagnostik der Erkrankung umfasst eine
Reihe unterschiedlicher Erhebungen und Tests mit den Kindern,
aber auch systematische Befragungen der Eltern und gegebenenfalls
der Lehrkräfte und Erzieherinnen. Dabei können Kombination und
Intensität der einzelnen Symptome sehr unterschiedlich sein. Außer­
dem bestehen häufig komorbide Störungen, sodass Patienten mit
ADHS eine heterogene Gruppe darstellen. Neben der Prüfung der
Diagnose anhand der vorhandenen Kriterien ist daher eine genaue
Erfassung der individuellen Ausprägung der Symptomatik bei den
betroffenen Kindern und Jugendlichen unerlässlich (Steinhausen
2010). Obwohl die Kriterien für das Ausmaß der drei Kardinalsymp­
tome operational mit entsprechenden Checklisten einschließlich nor­
mierter Werte vorliegen, werden bei der Diagnosestellung nicht
durchgehend diese standardisierten Verfahren eingesetzt.
So konnten Angold und Mitarbeiter (2000) in einer versorgungs­
epidemiologischen Studie in den USA nachweisen, dass nur etwa 50
Prozent der mit Psychostimulanzien behandelten Kinder und Ju­
gendlichen die Diagnosekriterien auch tatsächlich erfüllten. Fehldia­
gnosen werden auch für Deutschland vermutet, vor allem wenn die in
den Leitlinien festgelegten Kriterien zur Diagnostik nicht eingehal­
ten werden.
Bei 60 bis 70 Prozent der Kinder bleibt die Symptomatik zwischen
dem sechsten und neunten Lebensjahr bestehen. Risikofaktoren für
eine ausgeprägte Symptomatik und einen chronifizierenden Verlauf
sind belastende Familienverhältnisse (unvollständige Familien, psy­
chische Erkrankungen in der Familie, niedriger sozioökonomischer
Status) sowie negative Interaktionsmuster zwischen Eltern und Kind
(zu den möglichen Krankheitsursachen und Einflussfaktoren siehe
Lehmkuhl und Döpfner 2013).
Die Behandlung sollte multimodal erfolgen, wobei beratende,
edukative und verhaltenstherapeutische Maßnahmen miteinander
verknüpft werden (Döpfner, Frölich und Lehmkuhl 2013). Eine medi­
kamentöse Verordnung von Psychostimulanzien sollte nur in schwe­
ren Fällen erfolgen. In die Therapie sind idealerweise nicht nur das
betroffene Kind und seine Eltern, sondern auch durch Aufklärung
89
und Beratung Erzieherinnen und Lehrkräfte miteingebunden. Diese
in Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiat­
rie und Psychotherapie 2007) empfohlene multimodale Behandlung
wird von Fachleuten als unzureichend umgesetzt eingeschätzt
(Lehm­kuhl, Köster und Schubert 2009; SVR 2010).
ADHS ist mit erheblichen Belastungen für die Betroffenen – nega­
tiven Auswirkungen auf die schulische und soziale Entwicklung –
und für ihre Familien sowie ihre Umgebung verbunden. In der (fach-)
öffentlichen Berichterstattung liegt der Fokus in der Regel auf den
(jüngeren) Kindern. Wie Studien zu ADHS zeigen (Kessler et al.
2006; Polanczyk und Rohde 2007; Barbaresi et al. 2013), muss davon
ausgegangen werden, dass bei einem nicht unerheblichen Prozent­
satz der Betroffenen die zentralen Symptome der ADHS, wenn auch
in veränderter Ausprägung, noch jenseits des 18. Lebensjahres vor­
handen sind und bei fehlender Unterstützung zu Problemen in Aus­
bildung, Beruf und Privatleben führen können (Faraone, Biederman
und Spencer 2000; Krause und Krause 2009).
Probleme können auch bei der Weiterführung der Therapien auf­
treten, da nach dem 18. Lebensjahr die Zuständigkeit der kinder- und
jugendpsychiatrischen Versorgung endet. Auf die Notwendigkeit,
diesen Übergang – als »Transitional Care« bezeichnet – zu planen,
um Brüche in der Versorgung chronisch kranker Jugendlicher zu ver­
hindern, hat auch das Sachverständigengutachten von 2009 hinge­
wiesen. In Bezug auf die Versorgung psychisch kranker Jugendlicher
und junger Erwachsener wurden bereits deutliche Defizite konsta­
tiert (AG Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie für den
Landespsychiatriebeirat 2010; Bundesärztekammer 2011).
Zu befürchten sind Therapieabbrüche bezogen auf die Medika­
tion. Bei Jugendlichen mit ADHS war eine Behandlung mit Me­
thylphenidat (MPH) bis November 2011 nach dem 18. Lebensjahr
­off-label, da hierfür keine Zulassung bestand. Inzwischen ist Methyl­
phenidat auch für die Therapie bei Erwachsenen zugelassen. Den­
noch muss auch hier, falls bislang ein Kinder- und Jugendpsychiater
oder Kinderarzt das Medikament verordnet hat, der oder die Verord­
nende gewechselt werden. Wenn dieser Übergang nicht gelingt, kann
es zu einem Therapieabbruch kommen.
Ein Wechsel des Therapeuten bedeutet immer eine Belastungssi­
tuation für die Jugendlichen und ihre Familien. Zunächst muss ein
Therapeut mit Expertise in der Behandlung von ADHS im Erwachse­
90
nenalter gefunden werden. Darüber hinaus gilt es, eine neue Vertrau­
ensbeziehung aufzubauen. Die klinische Erfahrung zeigt, dass beim
Übergang vom Jugend- in das Erwachsenenalter hinein therapeu­
tische Angebote abbrechen und häufig kein nahtloser Behandlungs­
übergang erfolgt. Darüber hinaus erkennen die von ADHS betroffe­
nen jungen Erwachsenen und ihre Familien oft nicht die
Notwendigkeit und den Nutzen einer Weiterbehandlung. Da häufig
immer noch die Meinung vertreten wird, dass sich »ADHS auswach­
sen werde«, stellt dieser Übergang dann einen willkommenen Anlass
dar, bisherige Therapiemaßnahmen zu beenden.
Bislang liegen zu dieser vulnerablen Phase des Übergangs ins Er­
wachsenenalter für psychisch kranke Jugendliche – und hier für Ju­
gendliche mit ADHS – nur begrenzte Informationen über die eigene
Wahrnehmung von psychischen Problemen und Inanspruchnahme
professioneller Leistungen vor. Das kann unter anderem daran lie­
gen, dass in dieser Altersstufe neben ADHS weitere komorbide Stö­
rungen im Vordergrund stehen, sodass der Behandlungsansatz häu­
figer aufgrund von Suchtkrankheiten, Persönlichkeitsstörungen,
affektiven Störungen und Angsterkrankungen erfolgt. Stieglitz, Ny­
berg und Hofecker-Fallahpour (2012) weisen darauf hin, dass man
bisher davon ausging, dass es eine ADHS im Erwachsenenalter nicht
gibt, sodass man bis heute von einer großen Zahl nicht identifizierter
und diagnostisch abgeklärter Patienten ausgehen muss.
Die ICD-10 sieht außerdem die Diagnose ADHS im Erwachsenen­
alter (noch) nicht vor. Der aktuelle Arztreport 2013 der BARMER GEK
schätzt für das Jahr 2011 den Anteil der erwachsenen Patientinnen
und Patienten mit einer ADHS-Diagnose (F90.-) auf 8,24 je 1.000 Ver­
sicherte in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen. Dieser Anteil hat
sich seit dem Jahr 2006 etwa verdreifacht. Auch in den höheren Al­
tersgruppen bis 30 Jahre waren deutliche Zunahmen in den Diagno­
seraten zu beobachten (Grobe, Bitzer und Schwartz 2013).
Erste Hinweise zu den Erwartungen an die Versorgung gibt eine
GEK-Studie, in der im Jahr 2007 Eltern befragt wurden, deren Kinder
im Jahr 2006 zwischen sechs und 18 Jahre alt waren und mindestens
eine Stimulanzienverordnung erhalten hatten (Gebhardt et al. 2008).
Das Erwachsenwerden mit ADHS wurde durch Fragen zur Einschät­
zung des zukünftigen Behandlungsbedarfs, zum besonderen Unter­
stützungsbedarf und zur weiteren Behandlungsplanung thematisiert.
Etwa 40 Prozent der Eltern vermuteten, dass auch nach Volljährigkeit
91
des Kindes ein medikamentöser Behandlungsbedarf bestehe. Ein
deutlich geringerer Anteil sah einen Behandlungsbedarf mit Verhal­
tenstherapien oder anderen Psychotherapien. 15 beziehungsweise 21
Prozent der Eltern von 16- und 17-Jährigen hatten mit den Behandlern
bereits über die Möglichkeit einer Weiterbehandlung im Erwachse­
nenalter gesprochen. Viele Eltern nannten Unterstützungsbedarf bei
der Alltagsorganisation (60 %), der Suche nach einem Arbeitsplatz
(67 %), nach Alternativen zu Medikamenten (68 %) und hinsichtlich
der Zukunftsplanung (69 %).
Aktuell bestehen nur begrenzte Erfahrungen zur psychothera­
peutischen und medikamentösen Versorgung von ADHS-Patienten
im Übergang vom Jugendlichen- ins Erwachsenenalter. Daher führte
die BARMER GEK in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung und
den Autoren dieses Beitrags im Jahr 2012 eine schriftliche Befragung
junger, erwachsener ADHS-Patienten durch. Die Befragten gaben
Auskunft zu ihrer gegenwärtigen Lebenssituation und beschrieben
ihre Behandlung vor und nach dem 18. Geburtstag. Interessant sind
die folgenden Fragen:
•• Zu welchem Zeitpunkt wurde die Diagnose ADHS gestellt und
welche Therapien wurden durchgeführt?
•• Wie belastend erlebten die Patienten die Behandlung? Erinnern
sich die Befragten an positive oder unerwünschte Wirkungen der
Therapie?
•• Wie beschreiben die Befragten ihre aktuelle Situation? Hier ist
von Interesse, bei welchem Anteil der jungen Erwachsenen nach
eigenen Angaben noch ADHS-typische Symptome bestehen, ob
sie darüber hinaus von weiteren psychischen Belastungen berich­
ten und von welchen Faktoren die Persistenz der Symptome be­
einflusst wird.
•• Welche Behandlung wird aktuell in Anspruch genommen? Ant­
worten auf diese Frage sollen zum aktuellen Befinden und zur
Behandlung als junge Erwachsene Auskunft geben. Von Interesse
ist, ob diejenigen, die von psychischen Belastungen berichten,
therapeutische Hilfen erhalten beziehungsweise in Anspruch
nehmen.
•• Wurde eine bestehende Therapie nach dem 18. Geburtstag fortge­
führt? Welche Veränderungen haben sich ergeben? Wurden The­
rapiewechsel besprochen? Vor dem Hintergrund der zuvor be­
schriebenen vulnerablen Phase (Ablösung vom Elternhaus, Wech­
92
sel der Ausbildungsinstitution, Wechsel vertrauter Therapeuten)
besteht hier das Interesse, von den jungen Erwachsenen zu erfah­
ren, wie sich die Behandlung beim Übergang ins Erwachsenenal­
ter gestaltet hat, und herauszufinden, bei welchen Konstellationen
eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine geplante Therapiefort­
führung gegeben ist.
Wer wurde befragt und wer hat sich an der Befragung beteiligt?
Im Juni 2012 wurden 3.727 BARMER GEK-Versicherte (3.075 Män­
ner, 652 Frauen) befragt, überwiegend im Alter von 18 bis 21 Jahren.
Ausgewählt wurden Versicherte, für die in den Jahren 2006 bis 2010
(also vor ihrem 18. Geburtstag) mindestens zwei gesicherte (das be­
deutet mit dem Modifikator »G« gleich »gesichert« für Diagnose und
Abrechnung verschlüsselte) ADHS-Diagnosen in den Abrechnungs­
daten vorlagen. Zur Auswertung kommen 623 Fragebogen, was einer
Responserate von rund 17 Prozent entspricht. Vergleichsangaben
zum Antwortverhalten der Altersgruppe liegen nicht vor.
Was die Teilnahme(bereitschaft) an der Befragung (und damit auch
den erzielten Rücklauf) angeht, wird aus den Rückmeldungen deut­
lich, dass die Versicherten nicht in jedem Fall über diese ADHS-Diag­
nose Bescheid wussten und dass es offensichtlich eine Diskrepanz gibt
zwischen der ärztlichen Diagnosenennung beziehungsweise der Kom­
munikation der Diagnose und der tatsächlichen Kenntnis (oder der
daraus hervorgehenden Betroffenheit) bei den Eltern und Kindern. In
der Folge haben viele Versicherte die Teilnahme an der Befragung ab­
gelehnt, was die hohe Rate an Nichtteilnehmenden erklärt.
Wie die Abbildung 1 zeigt, ähnelt sich jedoch die Verteilung der
Altersgruppen der Angeschriebenen und Antwortenden. Das Ver­
hältnis von Frauen zu Männern lag bei den Angeschriebenen bei 1 zu
4,7, in der Gruppe der Responder bei 1 zu 4,3.
19 Prozent der Antwortenden sind junge Frauen, 81 Prozent Män­
ner. Das Verhältnis von 1 zu 4 entspricht sowohl der Verteilung der
für die Befragung Angeschriebenen als auch dem in epidemiologi­
schen Studien dargestellten Verhältnis zwischen Mädchen und Jun­
gen mit ADHS (Schlack et al. 2007).
Deutliche Unterschiede zwischen der Gruppe der Befragten und
den Respondern zeigen sich jedoch hinsichtlich des Anteils derer mit
93
Abbildung 1: Alters- und Geschlechterverteilung der Befragten (bzw. Responder)
81
Anteil Männer
83
14
bis zu 18 Jahren
15
35
bis zu 19 Jahren
37
30
bis zu 20 Jahren
29
21
älter als 20 Jahre
19
0
Responder
10
20
30
40
50
60
70
80
90
Befragte
n = 3.727 Befragte und 613 Responder mit vollständiger Angabe zu Alter und Geschlecht
Angaben in Prozent der Befragten
Stimulanzien- beziehungsweise Atomoxetinbehandlung. Dieser An­
teil lag bei den Angeschriebenen bei knapp 31 Prozent, bei den Res­
pondern hingegen bei knapp 94 Prozent. Mehr als die Hälfte der Res­
ponder geben außerdem an, vor dem 18. Geburtstag länger als drei
Jahre eine Behandlung mit Stimulanzien erhalten zu haben; acht
Prozent (50 Personen) haben hierzu jedoch keine Angaben gemacht.
An der Befragung haben sich somit vor allem diejenigen mit einer
Stimulanzienbehandlung beteiligt. Hierdurch wird die These ge­
stützt, dass die Mitwirkung an der Befragung aus einer direkten Be­
troffenheit heraus wahrgenommen wurde.
Angaben zu den Respondern und zur Behandlung vor dem
18. Lebensjahr
Knapp 45 Prozent der Befragten geben an, in einer Gemeinde mit
weniger als 10.000 Einwohnern gelebt zu haben; 17 Prozent verbrach­
ten ihre Jugend in der Großstadt; 59 Prozent wuchsen ohne Geschwis­
94
ter auf. Drei Prozent haben vier und mehr Geschwister, wobei 126
Personen (20 %) hierzu keine Aussagen machen. Bei der Frage nach
ihrer Schulbildung geben knapp ein Viertel der Befragten einen
Hauptschulabschluss an, knapp 40 Prozent nennen als Abschluss die
Mittlere Reife, 22 Prozent das Abitur oder einen vergleichbaren Ab­
schluss. Knapp drei Prozent geben an, die Schule ohne Abschluss be­
endet zu haben, und knapp zehn Prozent streben noch einen Schul­
abschluss an. Damit liegt der Bildungsabschluss etwas unter dem der
Bevölkerung in der Altersgruppe 20 bis 25 Jahre (Indikatorensatz
2.13, www.gbe-bund.de). Ein Viertel der jungen Erwachsenen ist auf
der Suche nach einem Ausbildungsplatz, 84 Prozent geben eine Part­
nerschaft an.
Befragt nach dem Schulabschluss der Eltern gibt es folgende Aus­
künfte: Von den Müttern hat die Mehrheit (57 %) einen Realschulab­
schluss beziehungsweise die Mittlere Reife, knapp 23 Prozent haben
Abitur. Bei den Vätern liegt der Anteil mit Abitur mit 28 Prozent et­
was höher. Deutlich höher ist nach Angaben der Befragten bei den
Vätern im Vergleich zu den Müttern der Anteil ohne Schulabschluss
(4 % gegenüber knapp 1 %) und mit Hauptschulabschluss (30 % ge­
genüber 17 %). Im Vergleich zu den Schulabschlüssen der deutschen
­Bevölkerung weisen die Väter der Responder einen niedrigeren Bil­
dungsabschluss auf (Indikatorensatz 2.13 der Gesundheits­bericht­er­
stattung, www.gbe-bund.de).
Angaben zu ADHS und zur Therapie
Befragt nach dem Zeitpunkt der Diagnosestellung, geben in der hier
vorliegenden Untersuchung etwa 63 Prozent an, dass diese erwar­
tungsgemäß im Alter zwischen sechs und zehn Jahren erfolgte. Bei
immerhin jedem und jeder Sechsten wurde die Diagnose nach Anga­
ben der Befragung jedoch bereits vor dem sechsten Lebensjahr ge­
stellt, ebenso bei jedem und jeder Sechsten (16 %) im Alter zwischen
elf und 14 Jahren. Bei den Jungen erhielt im Vergleich zu den Mäd­
chen erwartungsgemäß ein höherer Anteil die Diagnose bereits vor
dem sechsten Lebensjahr (18 % gegenüber 11 %).
Abbildung 2 gibt einen Überblick über die frühere Behandlung
aus der Erinnerung der befragten jungen Erwachsenen. 94 Prozent
erhielten entweder Stimulanzien (91 %) und/oder Atomoxetin (14 %);
95
das bedeutet, einige Patienten erhielten sowohl Stimulanzien als
auch Atomoxetin. Andere Medikamente wie Antidepressiva, Neuro­
leptika und homöopathische Zubereitungen spielen eine untergeord­
nete Rolle. Ein Viertel der Befragten hat diese Frage allerdings nicht
beantwortet, sodass der Anteil etwas höher liegen könnte. Aus diesen
Angaben wird deutlich, dass sich fast ausschließlich medikamentös
Behandelte an der Befragung beteiligt haben.
Abbildung 2: Behandlung bis zum Alter von 18 Jahren mit …
...psychostimulierenden
Medikamenten (etwa
Retalin, Medikinet)
7
2
1
… Beratungsgesprächen
für Eltern/Lehrer
5
… Gesprächstherapie/
Spieltherapie
… Familiengesprächen
… Ergotherapie (Arbeits-/
Beschäftigungstherapie)
3
59
27
11
3
61
28
8
40
11
4
46
20
… Klinikaufenthalt
wegen ADHS
66
13
1
14
… Atomoxetin
(Strattera)
62
22
3
6
… anderen
Medikamenten
nein
64
26
4
0
10
20
30
keine Angabe
n = 466 bis 613
Angaben in Prozent (Mehrfachangaben möglich)
96
58
33
7
… Verhaltenstherapie
ja
81
11
3
2
91
40
50
60
weiß nicht
70
80
90
100
81 Prozent geben an, dass Beratungsgespräche mit den Eltern und/
oder Lehrkräften stattgefunden haben. Seltener erfolgten hingegen
Verhaltenstherapie (46 %) und Gesprächs- oder Spieltherapie (61 %).
Ein Fünftel der Befragten (20 %) hatte einen Klinikaufenthalt auf­
grund der ADHS.
Durchführung der medikamentösen Therapie
Der Anteil derer mit medikamentösen Maßnahmen ist bei den hier
befragten Männern und Frauen mit jeweils rund 94 Prozent gleich
hoch. Dies bedeutet, dass sich die jungen Frauen, die früher Stimu­
lanzien erhielten, überproportional beteiligt haben, da Mädchen mit
der Diagnose ADHS etwas seltener Stimulanzien erhalten als Jungen
(Schubert, Köster und Lehmkuhl 2010).
Unterschiede zeigen sich bei der Verordnung von Atomoxetin.
Hier geben zwölf der befragten Mädchen (11 %) und 73 Jungen (15 %)
eine entsprechende Behandlung an. Diese Unterschiede zeigen sich
auch in Auswertungen von Krankenkassendaten (Daten tabellarisch
nicht dargestellt). Nach Grobe, Bitzer und Schwartz (2013) lag die Be­
handlungsprävalenz mit Atomoxetin in der Altersgruppe 0 bis 19
Jahre bei den Männern 3,6-fach höher als bei den Frauen derselben
Altersgruppe.
Mittels einer multivariaten Analyse (logistische Regression) zeigt
sich unter statistischer Kontrolle der Variablen Geschlecht, Verhal­
tenstherapie, Gemeindegröße des Wohnortes und Schulabschluss
des Vaters, dass eine Diagnosestellung im Alter von sechs bis elf Jah­
ren mit einer 2,5-fach höheren Chance für eine Stimulanzien-/Atom­
oxetinbehandlung verbunden ist (Odds-Ratio 2,52; 95-Prozent-Konfi­
denzintervall: 1,14–5,57) gegenüber einer Diagnosestellung nach
dem elften Geburtstag.
Von Interesse sind Fragen zur Therapiedauer, zu Einnahme­
modalitäten und zur wahrgenommenen Wirkung der Medikation.
57 Prozent geben an, die medikamentöse Therapie länger als drei
Jahre durchgeführt zu haben. Kürzere Therapien – bis zu sechs Mo­
naten – waren bei knapp sieben Prozent der an der Befragung Teil­
nehmenden dokumentiert. In Bezug auf die Einnahmemodalitäten
(Ab­bildung 3) geben knapp 43 Prozent eine Einnahmepause am Wo­
chenende, rund 60 Prozent in den Ferien an. Etwa die Hälfte (51 %)
97
berichten von Auslassversuchen, wobei rund zehn Prozent hierzu
keine Angaben machen. Rund 70 bis 75 Prozent bestätigen, dass
medizinische Kontrollen durchgeführt wurden, wobei auch hier
ein recht hoher Anteil die entsprechende Frage nicht beantwortet
hat.
Abbildung 3: Einnahmemodalitäten der Stimulanzien und Kontrolluntersuchungen
halbjährliche bis jährliche
Kontrolle Körpergewicht,
Körpergröße, Blutdruck
andere medizinische
Kontrollen
2
Ferienpause
1
mindestens einmal
jährlicher Auslassversuch
3
Wochenendpause
1
0
ja
nein
70
19
9
3
75
16
8
60
31
7
43
45
10
10
51
36
10
20
30
keine Angabe
40
50
60
70
80
90
100
weiß nicht
n = 558 bis 579
Angaben in Prozent (Mehrfachangaben möglich)
Die medikamentöse Therapie ist vor allem dann indiziert, wenn eine
ausgeprägte Symptomatik mit anderen Interventionen nicht behoben
werden konnte, sodass wichtige Entwicklungsaufgaben in Schule
oder Beruf und sozialem Umfeld nicht bewältigt werden können. Die
jungen ADHS-Patienten wurden nach ihrer Einschätzung zur Wir­
kung der Medikation befragt:
•• Etwas mehr als ein Drittel (37 %) geben an, in der Schule erheblich
besser zurechtgekommen zu sein; knapp elf Prozent können die­
ser Aussage nicht zustimmen. 69 Befragte (11 %) beantworten
diese Frage nicht.
•• Knapp die Hälfte (48 %) hatten ihrer Einschätzung zufolge
durch die Medikation erheblich bessere Leistungen in der
98
••
••
Schule; etwa zehn Prozent bestätigen dies nicht (keine Angabe
bei rund 9 %).
Der Aussage, die Medikation führe dazu, dass sie erheblich weni­
ger Streit mit Mitschülern und Freunden hatten, stimmen knapp
24 Prozent zu, ebenso viele können dies nicht bestätigen (12 %
ohne Angaben). Ein vergleichbarer Prozentsatz (26 %) stimmt
dem Statement zu, dass es erheblich weniger Streit in der Familie
gab.
Dem Statement »Ich habe mich insgesamt besser gefühlt« stim­
men mit »Ja, erheblich« 27 Prozent zu; 22 Prozent geben an, dass
dies nicht der Fall war (rund 10 % machen keine Angabe).
Betrachtet man die Statements zur Einschätzung der Therapiewir­
kung differenziert nach angegebener Therapiedauer, so zeigt sich für
alle voranstehenden Items eine höhere Zustimmungsrate unter de­
nen, die die Medikation länger als drei Jahre eingenommen haben,
im Vergleich zu denen mit kürzerer Behandlungszeit. Die Medika­
tion ist auch mit einigen Nebenwirkungen verbunden. Neben be­
kannten unerwünschten Wirkungen wie etwa Appetitminderung,
Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Verschlechterung be­
stehender Tic-Störungen und Wachstumsverlangsamung werden als
sehr seltene unerwünschte Wirkungen unter anderem auch Blutdruck­
erhöhung, verstärkte Neigung zu Krampfanfällen und Herz-Kreis­
lauf-Erkrankungen genannt.
In der hier durchgeführten Untersuchung wurde nach dem Ein­
fluss auf den Appetit, nach Schlafstörungen und Gereiztheit gefragt:
35 Prozent der Befragten geben an, erheblich weniger, knapp 25 Pro­
zent etwas weniger Appetit gehabt zu haben. Erheblich schlechter
einschlafen konnten knapp 22 Prozent. Einen erheblichen Einfluss
auf die Stimmung (Gereiztheit, starke Stimmungsschwankungen)
bestätigen 16 Prozent. 39 Prozent verneinen einen Zusammenhang
zwischen der Medikation und ihrer Stimmung (Daten tabellarisch
nicht dargestellt).
Tabelle 1 fasst die Ergebnisse zu den Nebenwirkungen in Bezug
auf die Aussage »Ja, erheblich« – differenziert nach Therapiedauer –
zusammen. Ein sehr hoher Prozentsatz von 46 beziehungsweise 43
Prozent erinnert sich, erheblich weniger Appetit gehabt zu haben.
Immerhin ein gutes Drittel (34 %) bis Viertel (25 %) bestätigt, unter
erheblichen Schlafstörungen gelitten zu haben. Die Daten legen
99
nahe, dass diejenigen, die über einen kürzeren Zeitraum mit Stimu­
lanzien behandelt wurden, diese aufgrund der unerwünschten Wir­
kungen abgesetzt haben. Vor allem ist in dieser Gruppe der Anteil,
der starke Stimmungsschwankungen berichtet, deutlich höher als in
der Gruppe derer, die die Medikation über einen längeren Zeitraum
durchführt. Darüber hinaus berichten die Patienten mit kürzerer Be­
handlungsdauer zu einem geringeren Anteil einen therapeutischen
Nutzen der Medikamenteneinnahme.
Tabelle 1: Einschätzungen zu unerwünschten Wirkungen der Medikation in
Abhängigkeit von der Behandlungsdauer
Wie lange haben Sie bei Ihrer letzten Behandlung
bis zum Alter von 18 Jahren die Medikamente
eingenommen?
Nebenwirkung der Medikation
(Anteil »Ja, erheblich«), Anzahl
(Prozent)
bis zu drei Jahren
(n = 131, entspricht 100 %)
länger als drei Jahre
(n = 324, entspricht 100 %)
Ich hatte weniger Appetit.
60 (46 %)
140 (43 %)
Ich konnte schlecht einschlafen.
45 (34 %)
  81 (25 %)
Ich war öfter gereizt/hatte starke
Stimmungsschwankungen.
37 (28 %)
  54 (17 %)
Mehrfachangaben möglich
Befragt, ob die Einnahme der Medikation belastend oder störend ge­
wesen sei, gab jede/r vierte Jugendliche an, dass dies überhaupt nicht
der Fall war (26 %); etwa jede/r Achte hingegen bezeichnete sich als
sehr stark belastet (12 %) (Abbildung 4). Ob die Belastung allein den
Abbildung 4: Verteilung der Befragten hinsichtlich ihrer Belastung/Störung durch
die medikamentöse Therapie
Wie belastend fanden
Sie die Medikamenteneinnahme als Jugendlicher?
12
0
sehr stark
stark
18
10
ein wenig
n = 623
Angaben in Prozent der Befragten
100
20
34
30
40
50
überhaupt nicht
26
60
70
weiß nicht
80
2
90
8
100
keine Angabe
erlebten Nebenwirkungen geschuldet oder auch bedingt ist durch die
Einstellung und das Wissen zur Medikation der Kinder und Jugend­
lichen, durch ihr eigenes Krankheits- und Gesundheitsverständnis
sowie durch das Erleben, dass die Einnahme eines Arzneimittels das
Verhalten beeinflusst, muss hier offenbleiben. Von Bedeutung sind
hierbei auch die Einstellungen der Eltern und der Umwelt zu ADHS
und zur Einnahme von Stimulanzien und nicht zuletzt eine gründli­
che Aufklärung und Edukation durch den behandelnden Arzt.
Umsetzung multimodaler Therapien
Vor dem Hintergrund der Leitlinien (Deutsche Gesellschaft für Kin­
der- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 2007) wie auch der
Anwendungsvoraussetzungen für Psychostimulanzien (Packungs­
beilage zu Methylphenidat) sollten diese nur in Verbindung mit ande­
ren, nicht medikamentösen therapeutischen Hilfen gegeben werden.
Die Befragung bestätigt die vielfach geäußerte Kritik, dass dieses
multimodale Vorgehen noch nicht ausreichend umgesetzt wird: Nur
46 Prozent erhielten ihrer Erinnerung nach eine Verhaltenstherapie,
61 Prozent geben Gesprächs- oder Spieltherapien an. Zu berücksich­
tigen ist jedoch, dass diese Fragen von bis zu zehn Prozent der Be­
fragten nicht beantwortet wurden, sodass der Anteil auch noch etwas
höher liegen könnte. In ähnlicher Größenordnung fanden Familien­
gespräche (59 %) und Ergotherapie (58 %) statt (Abbildung 2).
Anhand der Routinedaten aller 3.727 ADHS-Patienten zeigt sich,
dass nur rund 22 Prozent in den drei Jahren vor dem 18. Geburtstag
mindestens eine psychiatrische/psychotherapeutische Leistung in
Anspruch genommen haben. Der Arztreport 2013 weist für das Jahr
2011 einen Kontakt zum psychologischen Psychotherapeuten (als
eine Gruppe von Therapeuten) bei rund zehn Prozent der Kinder und
Jugendlichen (3 bis 19 Jahre) mit ADHS auf. Bei gut 40 Prozent war
ein ambulanter Kontakt zu einem neurologisch oder psychiatrisch
tätigen Facharzt dokumentiert. Auch diese Daten bestätigen, dass das
multimodale Vorgehen noch nicht die Regel ist.
81 Prozent der Befragten geben noch in eigenen Worten ein breites
Spektrum anderer (Behandlungs-)Maßnahmen an. Diese reichen von
Kuren, Reha- und Heimaufenthalten, unterschiedlichen Therapien
wie Reiten, Sport, Krankengymnastik, Kinesiologie, Qigong und Mo­
101
topädie über Neurofeedback, Musiktherapie, Aggressionstherapie,
Konzentrationstraining, Diät bis hin zu speziellen Förderungen in der
Schule, Erziehungsbeistand und Hilfen des Jugendamtes. 22 Prozent
derjenigen, bei denen die Diagnose bereits vor dem sechsten Geburts­
tag gestellt wurde, geben an, dass noch andere als die oben aufgeführ­
ten Behandlungsmaßnahmen durchgeführt wurden. In der Gruppe
derer mit später Diagnosestellung (älter als 11 Jahre) lag dieser Anteil
bei nur zwölf Prozent. Für die meisten der genannten Maßnahmen
liegen keine evidenzbasierten Angaben zum Nutzen bei ADHS vor.
Von welchen Faktoren wird die Durchführung einer Verhaltensoder Gesprächstherapie beeinflusst? Das Geschlecht, der Zeitpunkt
der Diagnosestellung und eine Behandlung mit Stimulanzien oder
Atomoxetin stellen in dieser Befragung keine Prädiktoren für die
Durchführung einer Verhaltens- oder Gesprächstherapie dar. Für Kin­
der und Jugendliche, die in kleinen Gemeinden lebten (unter 10.000
Einwohner), war jedoch die Chance für eine Verhaltens-/Gesprächsthe­
rapie unter Adjustierung auf Diagnosezeitpunkt, Geschlecht, medika­
mentöse Therapie und Schulabschluss des Vaters deutlich niedriger
(Odds-Ratio 0,52; 95-Prozent-Konfidenzintervall: 0,33–0,96). Dies
deckt sich mit der Alltagserfahrung, dass hier deutliche Barrieren der
Inanspruchnahme zu erwarten sind – sei es etwa aufgrund fehlender
Kenntnisse der therapeutischen Möglichkeiten, eines fehlenden Zu­
gangs zu Therapeuten oder aus Sorge vor einer Stigmatisierung als
psychisch krank beziehungsweise durch die Notwendigkeit, deutlich
längere Fahrzeiten zu Therapeuten auf sich nehmen zu müssen.
Wie geht es den Patienten heute?
Die folgenden Angaben zur aktuellen Situation und zu den Erfahrun­
gen mit der Gesundheitsversorgung sind vor dem Hintergrund zu
bewerten, dass die Befragten zu einem großen Prozentsatz länger­
fristig medikamentös behandelt wurden und sie sich durch die Er­
krankung nicht unerheblich in ihrer Lebensfreude eingeschränkt
fühlten. Immerhin gaben etwa 30 Prozent an, dass die Medikamen­
teneinnahme sie als Jugendliche stark bis sehr stark belastet habe. Ob
dies mit den unerwünschten Wirkungen wie Appetitmangel, Schlaf­
störungen und Einschränkung der Spontaneität zusammenhängt,
kann durch diese Befragung nicht beantwortet werden.
102
Die Diagnosestellung einer ADHS im Erwachsenenalter ist oft
nicht leicht, da viele Kriterien und Verlaufsaspekte bedacht werden
müssen und es sich häufig um Multiproblempatienten handelt. Das
klinische Bild ist gegenüber dem bei Jugendlichen verändert: Im Er­
wachsenenalter berichten Betroffene oft von einer inneren Unruhe
und Rastlosigkeit. Die Unfähigkeit zur Entspannung empfinden sie
selbst und häufig auch ihre Angehörigen als sehr belastend. Urlaubsund Freizeitgestaltung sind vollgepackt mit wechselnden Aktivitäten
und Plänen, immer neue Reize und Erfahrungen werden gesucht,
Ruhezeiten nicht eingeplant. In den Abendstunden stellt sich dann
zwar eine erhebliche Müdigkeit ein, doch werden immer neue Tätig­
keiten begonnen, Dinge hin- und hergeräumt, und es fällt den Betrof­
fenen schwer, ein Ende beim Fernsehen oder Internetsurfen zu fin­
den. Endlich im Bett stellt sich der Schlaf nicht ohne Weiteres ein;
meistens werden Musik oder Fernseher zum Einschlafen angelassen,
um von dem nicht enden wollenden Gedankenfluss abzulenken
(Adam, Döpfner und Lehmkuhl 2002; Lehmkuhl et al. 2009; Krause
und Krause 2009).
Die Befragung zeigt, dass bei Patienten mit ADHS auch im jun­
gen Erwachsenenalter weiterhin erhebliche Schwierigkeiten beste­
hen, sodass nicht davon auszugehen ist, dass sich bei allen die Sym­
ptomatik in der Adoleszenz zurückbildet. 24 Prozent geben an, sich
durch psychische Probleme sehr stark (7 %) bis stark (17 %) belastet
zu fühlen (Abbildung 5). In der Studie »Gesundheit in Deutschland
aktuell 2010« (Robert Koch-Institut 2012) gaben rund 13 Prozent
der Frauen und acht Prozent der Männer in der Altersgruppe 18 bis
29 Jahre an, durch seelische Belastungen beeinträchtigt zu sein.
Auch wenn die Angaben mit der hier durchgeführten Befragung
methodisch nicht unmittelbar vergleichbar sind, kann doch von ei­
ner hohen Belastung bei den Befragten mit ADHS ausgegangen
werden.
Das Weiterbestehen (Persistenz) hyperkinetischer Symptome vom
Kindes- in das Jugendalter hinein wird in der Literatur mit 30 bis 60
Prozent angegeben. Eine aktuell veröffentlichte, groß angelegte Lang­
zeituntersuchung von 5.718 Kindern mit und ohne ADHS, die zwi­
schen 1976 und 1982 in Rochester (USA) geboren und nach 27 Jahren
befragt und untersucht wurden, ermittelte eine Persistenz der ADHS
bei Frauen wie auch Männern von 29 Prozent. Die in der Befragung
ermittelten Werte stimmen gut mit diesen Angaben überein.
103
Abbildung 5: Belastung durch ADHS und psychische Probleme
aktuelle Belastung
durch psychische
Probleme
7
aktuell noch
ADHS-typische
Probleme
33
11
0
sehr stark
17
39
26
10
stark
20
4
42
30
ein wenig
40
50
gar nicht
16
60
70
80
5
90
100
keine Angabe
ADHS-typische Probleme: Unaufmerksamkeit, Impulsivität, Unruhe
n = 623
Angaben in Prozent der Befragten
Die Studie von Barbaresi und Kollegen (2013) zeigt das hohe Risiko für
weitere psychiatrische Erkrankungen, denn knapp 57 Prozent derer,
die in ihrer Kindheit oder Jugend ADHS hatten, wiesen mindestens
eine weitere psychiatrische Störung auf. Der Anteil lag damit deutlich
über dem der Kontrollgruppe mit 35 Prozent (Barbaresi et al. 2013).
Bezogen auf ihre Stimmung und Affektlage geben in der hier
durchgeführten Befragung nur knapp 50 Prozent an, dass sie häufig
oder sehr häufig ausgeglichen sind. Sich mit einer Sache längere Zeit
zu beschäftigen, gelingt etwas mehr als 50 Prozent der Befragten,
während 16 Prozent dies nie oder selten schaffen (Abbildung 6).
Abbildung 6: »Aktuelles Befinden: Wie stark treffen folgende Aussagen auf Sie zu?«
Ich kann mich gut mit
einer Sache beschäftigen.
14
Ich fühle mich
ausgeglichen.
13
0
sehr häufig
10
häufig
n = 623
Angaben in Prozent der Befragten
104
37
30
36
20
30
gelegentlich
31
40
50
selten
60
nie
70
80
13
3 3
15
23
90
keine Angabe
100
Die Patienten geben somit ein breites Spektrum begleitender Schwie­
rigkeiten und Symptome an, das ihre Belastbarkeit, Leistungsfähig­
keit und ihre Kontakte deutlich einschränkt (Abbildung 7).
Abbildung 7: » Wie stark ist Ihr Leben zurzeit durch ADHS oder andere psychische
Probleme beeinträchtigt?«
Meine Stimmung ist
insgesamt beeinträchtigt.
6
Meine Leistungsfähigkeit
(Schule/Ausbildung/Arbeitsplatz)
ist beeinträchtigt.
14
Meine Beziehungen/Kontakte
(zu Eltern, zu meiner Familie)
sind beeinträchtigt.
8
Meine Möglichkeiten
zu Freizeitaktivitäten
sind beeinträchtigt.
mittel
35
28
18
5
0
stark
23
10
10
wenig
32
30
24
28
41
21
20
4
5
60
30
40
gar nicht
50
60
4
4
70
80
90 100
keine Angabe
n = 623
Angaben in Prozent der Befragten
Besonderheiten bei jungen Erwachsenen: Komorbidität und
Risikoprofil
Schule, Ausbildung und familiäres Umfeld spielen eine besondere
Rolle beim Übergang von der Jugend in das Erwachsenenalter. Ei­
nerseits kann sich für junge Erwachsene mit ADHS durch den Weg­
fall des Schulunterrichts mit seinem vorgegebenen Lern- und Leis­
tungssystem und die Möglichkeit einer auf die individuellen
Fähigkeiten zugeschnittenen Berufswahl eine deutliche Entlastung
ergeben (Lehm­k uhl, Köster und Schubert 2009); andererseits fällt
unter Umständen ein Hilfssystem weg, das bis zu diesem Zeitpunkt
viele Defizite auffangen konnte. In dieser Situation ist das Risiko
hoch, dass die weitere berufliche Ausbildung nicht gelingt, die Be­
troffenen aus sozialen Bezügen herausfallen oder auch durch Dro­
105
genmissbrauch gefährdet sind. Das Risiko für ungünstige weitere
Entwicklungen ist noch größer, wenn weitere psychische Erkran­
kungen neben ADHS vorliegen. Cumyn et al. (2007) gehen davon
aus, dass etwa 75 Prozent der Erwachsenen mit ADHS mindestens
eine weitere komorbide Störung aufweisen. Zu den häufigsten ko­
morbiden Störungen gehören depressive Episoden (35 % bis 70 %),
bipolare Störungen (10 %), Angst und Tic-Störungen sowie Persön­
lichkeitsstörungen (Ohlmeier und Roy 2012). Aus diesen Gründen
müssen Behandlungsstrategien immer mehrere Aspekte berück­
sichtigen. Generell sollte die am meisten beeinträchtigende Sympto­
matik zuerst behandelt werden (Bush, Valera und Seidman 2005;
Matte, Rohde und Grevert 2012).
Auch wenn die Daten der vorliegenden Befragung weitere Diagno­
sestellungen nicht erlauben, finden sich doch wichtige Hinweise auf
geschilderte Beschwerden und Symptome (Abbildung 8). Darüber hiAbbildung 8: »Aktuelles Befinden: Wie häufig treffen folgende Aussagen auf
Sie zu?«
Ich neige zu impulsivem,
spontanem Verhalten.
16
32
Ich habe Selbstwertprobleme/fühle mich
anderen unterlegen.
8
Ich neige zu
aggressiven Reaktionen.
6
Ich habe
Schlafstörungen.
5
8
Ich bin traurig
und antriebslos.
4
13
Ich fühle mich
ängstlich.
2 6
0
sehr häufig
13
häufig
Angaben in Prozent der Befragten
3
40
24
4
37
19
28
gelegentlich
3
25
27
30
4 3
33
31
16
20
18
25
23
11
n = 623
106
18
12
10
27
49
40
50
selten
60
nie
70
3
4
80
90
keine Angabe
100
naus geben gut 36 Prozent der Befragten an, dass sie eher mehr Pro­
bleme haben als Gleichaltrige. Sie erleben ihre Kontakte zu anderen
Menschen und Beziehungen in gut 21 Prozent als mittel- beziehungs­
weise stark beeinträchtigt und geben dies in knapp 30 Prozent beson­
ders für ihre Stimmung an. Die Befragten nennen zahlreiche weitere
psychische wie auch somatische Beschwerden, die über Depression,
Asperger-Syndrom, Beziehungsprobleme, Hautprobleme bis hin zu
Heißhungerattacken reichen, wobei insgesamt 21 Prozent solche
ganz unterschiedlichen Symptome angeben.
Diese Angaben zum aktuellen Befinden verdeutlichen, dass im
Entwicklungsverlauf neben typischen ADHS-Symptomen eine Reihe
von emotionalen Problemen hinzutreten. Auch wenn dies durch ver­
schiedene empirische Studien bekannt ist, weisen die vorliegenden
Daten darauf hin, dass im Verlauf der Erkrankung ein breites Spekt­
rum von psychischen Störungen diagnostisch wie therapeutisch be­
achtet werden muss.
Es wird immer wieder infrage gestellt, dass die vorhandenen Be­
schwerden wirklich einen Krankheitswert haben. Die Datenanalyse
zeigt beeindruckend, wie eine stärkere ADHS-Symptomausprägung
auch mit einer höheren psychischen Belastung (und umgekehrt) ver­
bunden ist. Insofern weist die hier durchgeführte Befragung auf eine
hohe Komorbidität hin, auch wenn dies nicht mit eindeutigen Diag­
nosen, sondern vielmehr mit selbst angegebenen Beschwerden und
Symptomen dargestellt werden kann (dazu auch Adler und Cohen
2004; Stieglitz, Nyberg und Hofecker-Fallahpour 2012; Barbaresi et al.
2013).
Wie Barbaresi et al. (2013) gezeigt haben, war die psychische Ko­
morbidität der Patienten mit persistierender ADHS signifikant höher
als in der Gruppe der nicht persistierenden ADHS-Patienten. Mit an­
deren Worten: Patientinnen und Patienten, bei denen in der Kindheit
beziehungsweise im Jugendalter eine ADHS festgestellt wurde, ha­
ben auch als junge Erwachsene ein nicht unerhebliches Risiko so­
wohl für das Fortbestehen von ADHS-typischen Problemen als auch
für generelle psychische Belastungen.
Dies bestätigen ebenfalls die Ergebnisse der multivariaten logisti­
schen Regression, mittels derer Einflussfaktoren auf die Persistenz
der Symptome identifiziert werden können. Untersucht wurden hier­
bei als unabhängige Merkmale Geschlecht, Zeitpunkt der Diagnose­
stellung, medikamentöse Therapie vor dem 18. Lebensjahr, ihre
107
Dauer, die empfundene Belastung, Verhaltens- und Gesprächsthera­
pie, die heutige Stimulanzienbehandlung, heutige Arztkontakte und
das Vorhandensein einer beruflichen Ausbildung. Die Analyse zeigt
mit unterschiedlichen Ausprägungen einen signifikanten Einfluss
der Merkmale »Zeitpunkt der Diagnosestellung«, »Verhaltensthera­
pie«, »Belastung durch die Medikation«, »Arztbesuche« und »vor­
handene berufliche Ausbildung« bei Kontrolle jeweils aller anderen
Merkmale.
•• Wurde die Diagnose ADHS im Alter zwischen sechs und elf Jah­
ren gestellt, lag ein doppelt so hohes Risiko für die Persistenz von
Symptomen vor im Vergleich zur Gruppe derer, bei denen die Di­
agnose nach dem elften Geburtstag gestellt wurde (Odds-Ratio
2,23; 95-Prozent-Konfidenzintervall: 1,04–4,77).
•• Diejenigen, die die medikamentöse Therapie als nicht oder nur
wenig belastend empfanden, weisen im Vergleich zu denen, die
diese als (sehr) störend empfanden, ein deutlich geringeres Risiko
für das Fortbestehen der Probleme auf (Odds-Ratio 0,29; 95-Pro­
zent-Konfidenzintervall: 0,16–0,50). Dies gilt auch für die Gruppe
derer ohne Verhaltens- oder Gesprächstherapie (Odds-Ratio 0,55;
95-Prozent-Konfidenzintervall: 0,30–0,99). Hierin dürfte sich vor
allem (neben den Zugangsbarrieren) der Schweregrad der Stö­
rung ausdrücken; das bedeutet, dass die weniger stark betroffe­
nen Jugendlichen ein geringeres Risiko für das Weiterbestehen
der Probleme haben und diese Gruppe auch seltener Psychothera­
pien angeboten bekommt.
•• Diejenigen, die angeben, nicht mehr wegen ADHS zum Arzt zu
gehen, benennen auch weniger Symptome (bei Kontrolle aller an­
deren Variablen). Diejenigen mit vorhandener beruflicher Ausbil­
dung weisen ebenfalls ein geringeres Risiko für eine Persistenz
der Symptome auf, was sicher so interpretiert werden kann, dass
die mit ADHS verbundenen Probleme die schulische und berufli­
che Ausbildung behindern.
Befragt nach den Auswirkungen der Erkrankung auf ihr Leben, stim­
men knapp die Hälfte (48 %) der Aussage zu, dass ADHS ihre Lebens­
freude eingeschränkt habe. Eine Erklärung liegt darin, dass die durch
die Symptomatik zunehmenden sozialen und beruflichen Schwierig­
keiten den Aufbau eines stabilen Selbstwertgefühls verringern und
die Entwicklung depressiver Störungen fördern (Lehmkuhl, Köster
108
und Schubert 2009). 61 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass
ADHS sie auch weiterhin begleiten werde und die Erkrankung auch
im Erwachsenenalter behandelt werden müsse (56 %).
Welche Behandlung erhalten die Jugendlichen im Übergang zum
Erwachsenenalter?
Wegen der ADHS-Symptome suchen gut 34 Prozent der Befragten
mindestens einmal im Jahr einen Arzt/Therapeuten auf. Bei knapp
14 Prozent geschieht dies drei- bis viermal jährlich, während nur
knapp drei Prozent eine intensivere Behandlung wahrnehmen. 21
Prozent erhielten Stimulanzien oder Atomoxetin durch einen Er­
wachsenenpsychiater. 14 Prozent geben an, diese Medikation durch
einen Allgemeinarzt oder eine andere Arztgruppe erhalten zu haben.
Nach dem 18. Geburtstag wurde bei knapp 49 Prozent die medika­
mentöse Behandlung beendet, wobei nur zwölf Prozent berichten,
dass der behandelnde Arzt, in der Regel ein Kinder- und Jugendpsy­
chiater oder Kinderarzt, eine Weiterbetreuung vermittelt hat. Bemer­
kenswert ist, dass nur bei gut 41 Prozent über die Fortführung der
Behandlung gesprochen wurde, wobei es bei 22 Prozent auch um Al­
ternativen zu einer medikamentösen Therapie ging.
Diese Zahlen weisen darauf hin, dass die Behandlungskette nach
dem 18. Lebensjahr zum Teil abreißt und nur ein Teil der Patienten
eine adäquate Versorgung erhält. Nach dem 18. Geburtstag verändert
sich das Versorgungssystem für die ADHS-Patienten: Bei knapp 14
Prozent fand ein Arzt-/Therapeuten-Wechsel statt, und für gut 18
Prozent der Betroffenen war es schwierig, eine therapeutische Be­
handlung weiter zu erhalten. Bei der Frage, wie es nach dem 18. Ge­
burtstag weitergeht, spielen die Eltern immer noch eine wichtige
Rolle, die bei 36 Prozent der Patienten in diesen Beratungsprozess
miteingeschlossen waren (Abbildung 9).
Diejenigen Patienten, die als junge Erwachsene aktuell noch von
ADHS-typischen Problemen berichten, suchen wesentlich häufiger
einen Arzt/Therapeuten auf (47 % gegenüber 28 %). Die Behand­
lungsaufnahme ist dabei stark von der Ausprägung der Beschwerden
abhängig. Immerhin meinen 36 Prozent der Befragten, dass es
schwer sei, bei einem Psychiater/Therapeuten einen Termin zu be­
kommen.
109
Abbildung 9: Behandlung im Übergang Jugend-/Erwachsenenalter. Nachdem ich
18 Jahre alt war, …
… wurde die medikamentöse
Therapie beendet.
49
… hat mein Arzt mit mir über
die Weiterführung der Behandlung
gesprochen.
41
… hat mein Arzt mit meinen
Eltern über die Weiterführung
der Behandlung gesprochen.
36
… hat mein Arzt mit meinen Eltern
über Alternativen zur medikamentösen Behandlung gesprochen.
24
… hat mein Arzt mit mir über
Alternativen zur medikamentösen
Behandlung gesprochen.
22
… war es schwierig, eine
therapeutische Behandlung
zu erhalten.
18
… wurde meine Therapie von
einem anderen Arzt weitergeführt.
14
… hat mein Arzt mich zur
Weiterbetreuung an einen
anderen Arzt vermittelt.
12
0
10
20
30
40
50
60
70
80
n = 517 bis 567
Angaben in Prozent (Mehrfachangaben möglich)
Als Einflussfaktor auf eine Stimulanzienbehandlung nach dem 18.
Geburtstag erweist sich in einer multivariaten Analyse die Dauer der
vorangegangenen Stimulanzienbehandlung (»länger als drei Jahre«
gegenüber »weiß nicht«; Odds-Ratio 5,0; 95-Prozent-Konfidenzinter­
vall: 2,05–12,25). Auch der soziale Status der Eltern – hier orientiert
an der Schulbildung des Vaters – scheint einen Einfluss zu haben. Die
Wahrscheinlichkeit, nach dem 18. Lebensjahr mit Stimulanzien be­
handelt zu werden, war bei niedrigerem Schulabschluss des Vaters
im Vergleich zum Abitur geringer (Abitur als Referenzkategorie):
110
ohne Abschluss/Hauptschule: Odds-Ratio 0,48; 95-Prozent-Konfidenz­
intervall: 0,28–0,80; Realschule/Mittlere Reife: Odds-Ratio 0,52;
95-Prozent-Konfidenzintervall: 0,3–0,88.
Folgende unabhängige Einflussfaktoren auf eine geplante Weiter­
behandlung – hier im Sinne eines vor dem 18. Geburtstag geführten
Gesprächs mit dem Arzt über die weitere Therapie und über Alterna­
tiven – zeigten sich in der multivariaten Analyse (bei Kontrolle auf
Geschlecht, beim Zeitpunkt der Diagnosestellung, bei medikamentö­
sem Therapiebeginn, Dauer, Belastung durch Medikation, Verhal­
tens-/Gesprächstherapie, Wohnortgröße und Schulabschluss des Va­
ters), die zwar aufgrund der kleinen Fallzahl durch weitere Studien
bestätigt werden müssen, jedoch plausibel erscheinen:
•• Diejenigen, die keine Verhaltens- oder Gesprächstherapie erhalten
hatten, zeigten eine signifikant geringere Wahrscheinlichkeit für
eine geplante Weiterführung der ADHS-Behandlung (Odds-Ratio
0,60; 95-Prozent-Konfidenzintervall: 0,40–0,91).
•• Diejenigen, die die Dauer der Stimulanzienbehandlung bei der
Befragung angeben konnten, hatten eine größere Wahrschein­
lichkeit, dass Gespräche über die Weiterführung der Therapie
stattfanden (älter als drei Jahre: Odds-Ratio 3,42; 95-Prozent-Kon­
fidenzintervall: 1,74–6,72), als die Gruppe derer ohne Angabe zur
Therapiedauer (Referenzkategorie).
•• Auch die wahrgenommene Belastung durch die Stimulanzienthe­
rapie scheint eine Rolle zu spielen. Die Gruppe derer, die keine
oder eine geringe Belastung durch die medikamentöse Therapie
angaben, weist eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Weiterbe­
handlung und Gespräche hierzu auf (Odds-Ratio 1,97; 95-ProzentKonfidenzintervall: 1,34–2,97) im Vergleich zur Gruppe mit stark
empfundener Belastung.
Welcher Versorgungsbedarf lässt sich erkennen?
Wie durch die vorangehende Darstellung deutlich wird, ist noch
ein erheblicher Anteil der ADHS-Patienten im jungen Erwachse­
nenalter von Symptomen betroffen. Dies hat Auswirkungen auf
alle Lebensbereiche. Je stärker die wahrgenommene Belastung
durch ADHS nach dem 18. Lebensjahr ist, umso stärker fühlen
sich die Befragten zum Beispiel hinsichtlich ihrer Leistungsfähig­
111
keit am Ausbildungs- oder Arbeitsplatz, in Bezug auf ihre Bezie­
hungen zur Familie und zu Freunden bis hin zur Freizeitgestal­
tung doch deutlich beeinträchtigt:
•• Immerhin stimmen 28 Prozent der Aussage zu, dass ADHS heute
noch in ihrem Leben von Bedeutung ist.
•• 38 Prozent, die unter starken bis sehr starken ADHS-Symptomen
leiden, beschreiben, dass sie sehr häufig bis häufig zu aggressiven
Symptomen neigen. 33 Prozent derer, die aktuell sehr starke bis
starke Beeinträchtigungen durch ADHS erleben, fühlen sich sehr
häufig bis häufig traurig und antriebslos, knapp 15 Prozent geben
an, sich (sehr) häufig zu ängstigen, 26 Prozent benennen Schlaf­
störungen.
•• Rund ein Drittel der Befragten fühlt sich heute noch in nicht un­
erheblichem Umfang durch ADHS-typische Symptome und psy­
chische Probleme belastet, die eine weitere fachliche Behandlung
geboten erscheinen lassen.
Tabelle 2 zeigt die Angaben zur Arztinanspruchnahme in Abhängig­
keit von der aktuellen Belastung. Die Hälfte (54 %) derer, die noch
über sehr starke ADHS-typische Probleme berichten, gibt an, dass sie
aktuell keinen Arzt oder Therapeuten aufsucht. Noch etwas höher
(63 %) ist dieser Anteil bei denen, die berichten, dass sie sich zurzeit
durch psychische Probleme sehr stark belastet fühlen. Hierfür kön­
nen unterschiedliche Gründe infrage kommen. Auch aus anderen
Untersuchungen ist bekannt, dass trotz vorhandener Problemlage
kein Arztbesuch erfolgt. So wurde zu bedenken gegeben, ob eventuell
neben einer Scham, über psychische Probleme zu sprechen, bei den
Jugendlichen die Sorge bestehe, dass ärztliche Befunde an Dritte wei­
tergegeben werden und daraus Schwierigkeiten resultieren (Setterto­
bulte 1995). Die BELLA-Studie zeigte, dass Kinder und Jugendliche
(11 bis 17 Jahre) eine höhere Chance für eine psychologische/psychia­
trische Betreuung hatten, wenn eine starke Symptomausprägung vor­
lag und die Familien finanziell bessergestellt waren (Ravens-Sieberer
2012).
Gerade vor dem Hintergrund, dass psychische Probleme in der
Adoleszenz für die weitere Sozialisation und für das Gelingen tragfä­
higer Beziehungen prägend sind, kommt einer rechtzeitigen Hilfe­
stellung ein hoher Stellenwert zu. Dies bedeutet zum einen, dass be­
troffene Kinder und Jugendliche möglichst frühzeitig diagnostiziert
112
Tabelle 2: A
rztkontakt in Abhängigkeit der Angaben zur Ausprägung aktueller
ADHS-Probleme
Wie häufig suchen Sie heute aufgrund Ihrer Beschwerden
(ADHS/andere psychische Probleme) einen Arzt/Therapeuten
auf?
gar nicht
ein- bis zweimal drei- bis viermal
im Jahr
im Jahr
häufiger als
viermal im Jahr
Haben Sie aktuell
noch ADHS-typische
Probleme? (n = 583)
sehr stark
54
10
23
13
stark
46
19
24
11
ein wenig
73
12
10
 5
gar nicht
88
 4
 4
 4
63
 5
21
11
Wie stark fühlen
Sie sich zurzeit
durch psychische
Probleme belastet?
(n = 591)
sehr stark
stark
53
16
17
14
ein wenig
59
18
16
 7
gar nicht
78
 8
10
 4
n = 623
Angaben in Prozent der Befragten
und multimodal behandelt werden sollten, und zum anderen, dass
die Behandlungskette nach dem 18. Geburtstag nicht abreißen darf,
da – wie hier deutlich wird – ein nicht geringer Anteil weiterhin eine
intensive Betreuung und Behandlung benötigt.
Trotz einer immer noch starken Belastung durch ADHS-typische
Probleme werden viele dieser Patientinnen und Patienten offensicht­
lich nicht ausreichend behandelt. Bei 50 Prozent (95 von 187 der jun­
gen Erwachsenen mit starker bis mittlerer Beeinträchtigung der Leis­
tungsfähigkeit) erfolgte eine Behandlung mit Methylphenidat oder
Atomoxetin, 32 Prozent gaben an, andere Therapien erhalten zu ha­
ben. Auch wenn sich damit eine deutlich bessere Versorgungssitua­
tion darstellt als von Stieglitz, Nyberg und Hofecker-Fallahpour (2012)
beschrieben, sollte die Versorgung weiter verbessert werden. Weniger
überraschend ist, dass der größte Anteil (86 %) derjenigen, die sich
113
aktuell noch durch ADHS sehr stark beziehungsweise stark belastet
fühlen, sowohl dem Statement zustimmt, dass ADHS auch im Er­
wachsenenalter behandelt werden muss, als auch der Aussage, dass
ADHS sie weiterhin begleiten wird.
Im Rahmen dieser Untersuchung wurde nicht nach Gründen für
die Schwierigkeiten in der Fortführung der Therapie gefragt, doch
stimmen immerhin fast 80 Prozent der aktuell noch belasteten Be­
fragten dem Statement zu, dass es schwer sei, einen Termin bei ei­
nem Psychiater oder Therapeuten zu erhalten; in der Gruppe derer
ohne Belastung sind dies mit 48 Prozent deutlich weniger.
Es ist offensichtlich, dass sich die vorhandenen psychischen Prob­
leme negativ auf die weitere schulische, soziale und emotionale Ent­
wicklung auswirken, wobei die am stärksten betroffenen Kinder und
Jugendlichen nicht vom Versorgungssystem erreicht werden, wie in
verschiedenen, auch bundesweiten repräsentativen Studien gezeigt
werden konnte (Döpfner et al. 1997; Schlack et al. 2007; Schlander,
Schwartz und Trott 2007). Neben langen Wartezeiten bei Fachärzten
und Kliniken, die vielfach überbelegt sind (BAG 2009), spielen auch
andere Faktoren wie räumliche Entfernungen, aber vor allem die so­
zioökonomische Situation der Familien, Kenntnisse über Versor­
gungsangebote und eine entsprechende Wahrnehmung der Prob­
leme innerhalb der Familie eine erhebliche Rolle.
Konsequenzen für die Praxis
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass bei einem nicht gerin­
gen Anteil der Patientinnen und Patienten (das betrifft etwa ein gutes
Drittel der Befragten: 37 %), die als Kinder oder Jugendliche eine
ADHS-Diagnose erhielten, auch nach dem 18. Geburtstag weiterhin
deutliche psychische Belastungen und Auffälligkeiten bestehen, und
zwar sowohl in der Kernsymptomatik als auch in ihren sozialen Be­
ziehungen, Freizeitaktivitäten, in der schulischen beziehungsweise
beruflichen Leistungsfähigkeit, verbunden mit weiteren psychischen
Symptomen.
Nach dem 18. Geburtstag erhielten fast 50 Prozent der Patienten
weiterhin eine medikamentöse Behandlung, überwiegend durch die
bereits vorbehandelnden Ärzte. Dabei wurden auch bei knapp einem
Viertel Alternativen zur medikamentösen Therapie angesprochen.
114
Knapp 20 Prozent der Betroffenen berichten, dass es schwierig war,
eine weitere therapeutische Behandlung zu erhalten, wobei aus den
Angaben hervorgeht, dass immer noch behandlungsbedürftige Sym­
ptome bestehen (56 %).
Für viele Patienten ist es nicht leicht, Termine bei einem Psychia­
ter oder Therapeuten zu bekommen (36 %). Die Betroffenen gehen
davon aus, dass ADHS sie weiterhin begleiten wird (61 %). Knapp 50
Prozent glauben, dass sie mehr Probleme bewältigen müssen als
Gleichaltrige. Entsprechend den bisherigen Ergebnissen zum Verlauf
und zur Symptomatik von ADHS im jungen Erwachsenenalter kann
festgestellt werden, dass es sich um eine immer noch belastete
Gruppe handelt, die weiterhin intensive therapeutische und medizi­
nische Leistungen benötigt.
Die Befragung zeigt eindrucksvoll, dass bei den jungen Erwachse­
nen Befindlichkeit, Lebensqualität und Belastbarkeit weiterhin einge­
schränkt sind, sodass multimodale Therapieansätze notwendig er­
scheinen, die jedoch derzeit nur unzureichend vorgehalten werden.
So heben auch Stieglitz, Nyberg und Hofecker-Fallahpour (2012) her­
vor, dass die empirischen Studien auf die große Bedeutung der recht­
zeitigen Identifizierung und die Notwendigkeit der Behandlung der
Störung auch im Erwachsenenalter hinweisen. Insgesamt verdeutli­
chen die Ergebnisse die Entwicklungsperspektive von ADHS von der
Kindheit in das Erwachsenenalter hinein (Matte, Rohde und Grevert
2012). Insofern trifft die Forderung von Feifel (2008) zu, dass dieser
Thematik auch in der primärärztlichen Versorgung eine größere Be­
achtung geschenkt werden sollte.
Damit die medizinische und psychosoziale Versorgung chronisch
kranker Jugendlicher nach dem 18. Geburtstag nicht abbricht, wird
ein geplanter Übergang in das Versorgungssystem der Erwachsenen
gefordert (ausführlich hierzu Reincke und Zepp 2012 sowie SVR
2010). Kernelemente dieses Prozesses sind unter anderem Aufklä­
rung über die Notwendigkeit und den Zeitpunkt der Transition, Iden­
tifikation eines an der Weiterbehandlung interessierten und qualifi­
zierten Erwachsenenmediziners, Integration des Hausarztes in den
Prozess, direkte Kommunikation zwischen den beteiligten Ärztin­
nen und Ärzten, Identifikation von Barrieren, Benennen einer verant­
wortlichen Ansprechperson, Organisation von Übergangssprech­
stunden und Schulungsseminaren, schriftliches Übergabeprotokoll
und ein Rückmeldesystem zwischen Pädiater und Patient bezie­
115
hungsweise Erwachsenenmediziner zur Überprüfung des Therapie­
erfolgs (Zowe, Pühlhofer und Nagel 2012).
In Bezug auf ADHS fordert Kreller-Laugwitz (2012) neben einer
verbesserten und ideologiefreien Aufklärung der Politik und Gesell­
schaft über das Krankheitsbild ADHS bei Erwachsenen folgende
Maßnahmen, die etwa sechs Monate vor dem 18. Geburtstag begon­
nen werden sollten (ebd.: 64):
•• »Abschlussuntersuchung und Erstellung einer ausführlichen Epi­
krise für den weiterbehandelnden Arzt
•• Ausarbeiten von Gutachten, die die Notwendigkeit der medika­
mentösen Therapie erläutern
•• Aufsuchen eines weiterbehandelnden Arztes (Neurologe, Psychia­
ter oder Hausarzt in Kooperation mit entsprechendem Spezialisten)
•• Aufklärung des jungen Patienten über den weiteren Verlauf der
Behandlung
•• Erarbeitung eines Notfallplans für Krisensituationen gemeinsam
mit dem Patienten«
Zentraler Aspekt aller Vorschläge zur Transition ist der Hinweis, dass
die behandelnden Therapeuten die Frage, ob und von wem eine Be­
handlung fortgeführt werden soll, mit den Patienten und gegebenen­
falls Angehörigen rechtzeitig besprechen sollten. Hier ist an die The­
rapeuten zu appellieren, dieser Aufgabe nachzukommen. Dazu muss
ihnen bewusst sein, dass es sich bei ADHS um eine Erkrankung han­
delt, die auch nach Erreichen des 18. Geburtstags bei einem hohen
Prozentsatz der Patienten fortbesteht. Die Betroffenen ihrerseits soll­
ten Informationen zum weiteren Behandlungsverlauf aktiv nachfra­
gen. Dies könnte ihnen durch entsprechendes Informationsmaterial
(z. B. Patientenleitlinie, Patientenbroschüren) ermöglicht werden.
An die Gesundheitspolitik ist die Forderung zu richten, die für
das Gelingen der Transition notwendigen Rahmenbedingungen zu
schaffen. So könnten etwa Spezialsprechstunden für junge Erwach­
sene mit ADHS, die gemeinsam von Kinder- und Jugendpsychiatern
mit Erwachsenenpsychiatern angeboten werden, wesentlich dazu bei­
tragen, die Behandlungskette zu verbessern. Als Hindernisse für das
Gelingen der Transition werden im Sondergutachten 2009 (SVR
2010) eine unangemessene Vergütung für diesen zusätzlichen
­Aufwand der Therapieüberleitung, aber auch ein Mangel an qualifi­
ziertem Personal, fehlende Schulung und Unsicherheiten über den
116
richtigen Zeitpunkt des Übergangs von der Jugend- zur Erwachse­
nenmedizin genannt (ebd.).
Maßnahmen zur Verbesserung der Situation müssen deshalb auf
verschiedenen Ebenen und von unterschiedlichen Akteuren initiiert
werden: Ansatzpunkte bieten die Aus- und Weiterbildung, die Ent­
wicklung von Leitlinien und eine die Versorgung der 18- bis 21-Jähri­
gen betreffende flexible Vertragsgestaltung zwischen Krankenkassen
und Kassenärztlichen Vereinigungen.
Bei jungen Erwachsenen mit ADHS kommt noch erschwerend
hinzu, dass das Krankheitsbild sich verändert und möglicherweise an­
dere auftretende psychische Probleme nicht im Zusammenhang mit
einer früheren ADHS gesehen werden. Inzwischen liegen S2-Leitli­
nien zur Diagnostik und Therapie bei Erwachsenen auf Basis eines
Expertenkonsensus vor, sodass auf entsprechende Kriterien zurückge­
griffen werden kann (Ebert, Krause und Roth-Sackenheim 2003).
Es kann, wie die Ergebnisse dieser Befragung zeigen, jedenfalls
nicht selbstverständlich davon ausgegangen werden, dass diejenigen,
die als junge Erwachsene noch Hilfebedarf aufweisen, diese thera­
peutischen Hilfen auch erhalten beziehungsweise in der Lage sind,
vorhandene Angebote wahrzunehmen. Die hier berichteten Ergeb­
nisse sollen deshalb dazu beitragen, für die Problematik der Versor­
gungssituation von ADHS-Patienten im Übergang vom Jugend- in
das Erwachsenenalter zu sensibilisieren, und dazu anregen, Versor­
gungsnetze zu etablieren, um die vielfältigen negativen psychosozia­
len Auswirkungen der Erkrankung zu verringern. Zu fordern sind
deshalb als erster Schritt vermehrt Sprechstunden für junge Erwach­
sene, die gemeinsam von der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit der
Erwachsenenpsychiatrie angeboten werden. Der Behandlungsüber­
gang sollte auf jeden Fall besser vorbereitet werden.
Literatur
Adam, C., M. Döpfner und G. Lehmkuhl. »Der Verlauf von Aufmerk­
samkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) im Jugend- und
Erwachsenenalter«. Kindheit und Entwicklung (11) 2 2002. 73–81.
Adler, L., und J. Cohen. »Diagnosis and evaluation of adults with atten­
tion-deficit/hyperactivity disorder«. Psychiatric Clinics of North America (27) 2 2004. 187–201.
117
AG Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie für den Lan­
despsychiatriebeirat. »Teil II – Ambulante Versorgung«. Berlin
2010. www.berlin.de/imperia/md/content/lb-psychiatrie/beirat/
zwischenbericht_2_barrierefrei.pdf?start&ts=1308909344&file=zwi
schenbericht_2_barrierefrei.pdf.
Angold, A., A. Erkanli, H. L. Egger und E. J. Costello. »Stimulant treat­
ment for children: A community perspective«. Journal of American
Academy of Child and Adolescent Psychiatry 39 2000. 975–984.
BAG – Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kin­
der- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
e.V. »Zielsetzungs- und Orientierungsdaten Kinder- und Jugend­
psychiatrischer Kliniken und Abteilungen in der Bundesrepublik
Deutschland«. 2009. www.bag-kjp.de/bag-zielsetzungs-und-orien
tierungsdaten-2009.pdf (Download 24.4.2013).
Barbaresi, W. J., R. C. Colligan, A. L. Waever, R. G. Voigt, J. M. Kil­
lian und S. K. Katusic. »Mortality, ADHD and Psychosocial Ad­
versity in Adults With Childhood ADHD: A Prospective Study«.
Pediatrics 2013. http://pediatrics.aappublications.org/content/
early/2013/02/26/peds.2012-2354.full.pdf (Download 10.4.2013).
Bundesärztekammer. »Fachleute fordern bessere Übergangsversor­
gung von der Kinder- zur Erwachsenenmedizin«. Symposium im
Rahmen der Förderinitiative der Bundesärztekammer zur Versor­
gungsforschung Berlin. Pressemitteilung. 24.3.2011.
Bush, G., E. M. Valera und L. J. Seidman. »Functional neuroimaging
of attention-deficit/hyperactivity disorder: a review and suggested
future directions«. Biol Psychiatry 57 2005. 1273–1284.
Cumyn, L., D. Kolar, A. Keller und L. Hechtman. »Current issues and
trends in the diagnosis and treatment of adults with ADHD«. Expert
Rev. Neurotherapeutic 7 2007. 1375–1390.
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psycho­
therapie. Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter. 3. überarbeitete Auf­
lage. Köln 2007.
Döpfner, M., J. Frölich und G. Lehmkuhl. Aufmerksamkeitsdefizit-/
Hyperaktivitätsstörung (ADHS). 2. überarbeitete Auflage. Göttin­
gen 2013.
Döpfner, M., J. Plück, W. Berner, J. Fegert, M. Huss, K. Lenz, K.
Schmeck, U. Lehmkuhl, F. Poustka und G. Lehmkuhl. »Psy­chische
Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland –
118
Ergebnisse einer repräsentativen Studie: Methodik, Alters-, Ge­
schlechts- und Beurteilereffekte«. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie 25 1997. 218–233.
Ebert, D., J. Krause und C. Roth-Sackenheim. »ADHS im Erwachse­
nenalter – Leitlinien auf der Basis eines Expertenkonsensus mit Un­
terstützung der DGPPN«. Nervenarzt 74 2003. 939–946.
Faraone, S. V., J. Biederman und T. Spencer. »Attention-deficit/hy­
peractivity disorder in adults: an overview«. Biol. Psychiatry 48 2000.
9–20.
Feifel, D. »ADHD in Adults. Commentary: Why Treat ADHD in
Adults?«. Postgraduate Medicine (120) 3 2008.
Gebhardt, B., E. Finne, O. von Rahden und P. Kolip. ADHS bei Kindern
und Jugendlichen. Befragungsergebnisse und Auswertung von Daten der
Gmünder Ersatzkasse. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse 65.
St. Augustin 2008.
Grobe, T., E. Bitzer und F. W. Schwartz. BARMER GEK Arztreport
2013. Schwerpunkt ADHS. Hrsg. BARMER GEK. Schriftenreihe zur
Gesundheitsanalyse 18. Siegburg 2013.
Janhsen, K. »Pillen für den Zappelphilipp«. GEK-Arzneimittel-Report
2007. Auswertungsergebnisse der GEK-Daten aus den Jahren 2005–
2006. Hrsg. G. Glaeske und K. Janhsen. Schriftenreihe zur Gesund­
heitsanalyse 55. St. Augustin 2007. 226–244.
Kessler, R. C., L. Adler, R. Barkley, J. Biederman, C. K. Conners und O.
Demler. »The prevalence and correlates of adult ADHD in the Uni­
ted States: Results from the National Comorbidity Survey Replica­
tion«. American Journal of Psychiatry 163 2006. 716–723.
Krause, J., und K. H. Krause. ADHS im Erwachsenenalter. 3. Auflage.
Stuttgart 2009.
Kreller-Laugwitz, G. »Quo vadis ADHS? (Oder: Was ist ›notwendig‹ für
die Betreuung erwachsener ADHS-Patienten?)«. Medizinische Versorgung in der Transition. Spezielle Anforderungen beim Übergang vom
Kindes- und Jugendalter zum Erwachsenenalter. Report Versorgungs­
forschung Band 5. Hrsg. M. Reincke und F. Zepp. Köln 2012. 59–66.
Lehmkuhl, G., und M. Döpfner. »Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperak­
tivitätsstörung«. Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Band 2:
Störungsbilder. Hrsg. G. Lehmkuhl, F. Poustka, M. Holtmann und
H. Steiner. Göttingen 2013. 574–599.
Lehmkuhl, G., I. Köster und I. Schubert. »Ambulante Versorgung kin­
der- und jugendpsychiatrischer Störungen – Daten einer versicher­
119
tenbezogenen epidemiologischen Studie«. Prax Kinderpsychol Kinderpsychiat 58 2009. 170–185.
Lehmkuhl, G., J. Frölich, K. Sevecke und M. Döpfner. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. 3. Auflage. 2009.
Matte, B., L. A. Rohde und E. H. Grevert. »ADHD in adults: a concept
in evolution«. Atten Def Hyp Disord 4 2012. 53–62.
Ohlmeier, M. D., und M. Roy (Hrsg.). ADHS bei Erwachsenen – ein
Leben in Extremen. 2012.
Polanczyk, G., und L. A. Rohde. »Epidemiology of attention-deficit/hy­
peractivity disorder across the lifespan«. Current Opinion in Psychia­
try 20 2007. 386–392.
Ravens-Sieberer, U. »Psychische Gesundheit von Kindern und Ju­
gendlichen in Deutschland – Ergebnisse der BELLA-Studie zu Prä­
valenz und Versorgung«. Vortrag Uniklinik Hamm 2012. www.lwl.
org/psychiatrieverbund-download/pdf/Vortrag_Ravens_Sieberer.
pdf (Download 10.4.2013).
Reincke, M., und F. Zepp (Hrsg.). Medizinische Versorgung in Transition.
Spezielle Anforderungen beim Übergang von Kindes- und Jugendalter zum
Erwachsenenalter. Report Versorgungsforschung Band 5. Köln 2012.
Robert Koch-Institut (Hrsg.). Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie
»Gesundheit in Deutschland aktuell 2010«. Beiträge zur Gesundheits­
berichterstattung des Bundes. Berlin 2012.
Schlack, R., H. Hölling, B. M. Kurth und H. Huss. »Die Prävalenz der
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kin­
dern und Jugendlichen in Deutschland«. Bundesgesundheitsbl-Gesundheitsforsch-Gesundheitsschutz 50 2007. 827–835.
Schlander, M., O. Schwartz und G. E. Trott. »Who cares for patients
with attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD)? Insights from
Nordbaden (Germany) on administrative prevalence and physician
involvement in health care provision«. EUR Child Adolesc Psychiatr
16 2007. 430–438.
Schubert, I., I. Köster und G. Lehmkuhl. »The changing prevalence
of attention-deficit/hyperactivity disorder and methylphenidate
prescription: A study of data from a random sample of insurees of
the AOK health insurance company in the German state of Hesse,
2000–2007«. Deutsches Ärzteblatt Int 107 2010. 615–621.
Settertobulte, W. »Altersadäquate Versorgung für Kinder und Jugend­
liche«. Gesundheitsversorgung für Kinder und Jugendliche. Hrsg. W.
120
Settertobulte, C. Palentien und K. Hurrelmann. Heidelberg 1995.
133–152.
Steinhausen, H. C. Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen.
Lehrbuch der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. 7.
Auflage. München und Jena 2010.
Stieglitz, R. D., E. Nyberg und M. Hofecker-Fallahpour. ADHS im Erwachsenenalter. Göttingen 2012.
SVR – Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im
Gesundheitswesen. Sondergutachten 2009. Koordination und Integration – Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens. Band I: 4 Spezielle Versorgungsanforderungen im Übergang vom
Jugend- ins Erwachsenenalter (transitional care). Baden-Baden 2010.
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/137/1613770.pdf (Down­
load 23.4.2013).
Zowe, J., F. Pühlhofer und E. Nagel. »Die gesundheitliche Versorgung
von chronisch kranken Jugendlichen mit Eintritt in die Volljährig­
keit«. Medizinische Versorgung in der Transition. Spezielle Anforderungen beim Übergang vom Kindes- und Jugendalter zum Erwachsenenalter. Report Versorgungsforschung Band 5. Hrsg. M. Reincke und F.
Zepp. Köln 2012. 11–24.
121
Herunterladen