PowerPoint-Präsentation

Werbung
Prof. Dr. Johann Graf Lambsdorff
Universität Passau
SS 2009
z
1. Geldschöpfungsmultiplikator
zˆ  2.4
Fn
F  115
F
Empfohlene Lektüre:
Jarchow, H.-J.: Theorie und Politik des Geldes, 11.
überarb. und wesentl. erw. Aufl., Göttingen: UTB, 2003,
S. 1-20; 84-99; 451-455.
Mankiw, Macroeconomics, 5. Aufl, 2003, S. 75-81.
Funktionen des Geldes
1. Tauschmittelfunktion (Wertübertragungsfunktion).
• Dies ist ein wichtiger Bestandteil einer arbeitsteiligen
Wirtschaft, die hierdurch zu einer „Geldwirtschaft“
wird.
• Naturaltausch ist kaum zu organisieren, da eine
doppelte Übereinstimmung der Bedürfnisse oder eine
Kette von Tauschtransaktionen organisiert werden
muss.
• Dies würde hohe Suchkosten implizieren.
• Geld hilft dabei, den Tausch in Kauf und Verkauf
aufzuspalten.
2. Recheneinheit; allgemeines Wertausdrucksmittel.
• Der Wert aller Güter, Forderungen und
Verbindlichkeiten wird in Einheiten ein und derselben
Bezugsgröße ausgedrückt.
• Werden 200 Güter gegeneinander getauscht, müssten
(n(n-1))/2=19900 Austauschverhältnisse bekannt sein.
• Ist ein Gut davon eine Recheneinheit, so reduziert sich
die Anzahl der Austauschverhältnisse auf 199.
• Dies bewirkt eine Einsparung an Informationskosten.
3. Wertaufbewahrungsfunktion; Wertspeicher.
• Oftmals liegt eine zeitliche Trennung von Kauf und
Verkauf vor.
• Geld ermöglicht es, Kaufkraft zu „lagern“.
• Geld hat hierbei allerdings den Nachteil, dass es
keine Zinsen abwirft.
• Andere Formen der Vermögensanlage
(Sparguthaben, Wertpapiere oder Sachvermögen)
bringen Zinsen, Dividenden, Pacht oder Mieten
hervor. Außerdem partizipieren diese u.U. an
Preissteigerungen.
• Dafür ist Geld allerdings risikolos (keine
Kursschwankungen).
Was eignet sich als Geld?
• Es darf keine hohen Übertragungskosten und
Lagerkosten verursachen.
• Homogenität: Alle Geldeinheiten weisen gleiche
Beschaffenheit auf.
• Teilbarkeit: Das Medium kann geteilt werden, ohne
dabei an Wert zu verlieren.
• Haltbarkeit: Kein Substanzverlust im Zeitablauf.
• Seltenheit: Kleiner Gewichtseinheit kann man hohe
Kaufkraft beimessen und somit Transportkosten
gering halten.
• Der Wert einer Geldeinheit darf keinen starken
Schwankungen unterworfen sein; inflationäre
Tendenzen sind also schädlich.
Arten des Geldes
• Warengeld (z.B. Weizen, Salz, Kaurimuscheln, Fische,
Vieh, Häute, Metalle).
- Metalle weisen die beste Eignung auf.
- Mit der Ausprägung von Metall zu vollwertigen
(durch den Stoffwert gedeckten) Münzen ist die
letzte Stufe in der Entwicklung des Warengeldes
erreicht.
• Kreditgeld: Scheidemünzen (nicht vollwertige
Münzen) und Noten. Sie haben keinen intrinsischen
Wert.
- In der Euro-Zone sind Wirtschaftseinheiten kraft
Gesetzes zur Annahme von Euro-Bargeld
verpflichtet.
• Hahn (1965) konstatiert seine theoretische
Verwunderung über die Existenz des Kreditgeldes
(Hahn-Problem): “Why does fiat money have a
positive value in exchange against goods and services
even though it is not intrinsically useful?”
• Warum messen Menschen etwas Wert bei, was für sie
keinen Wert hat?
• Diese Frage ist für Ökonomen sehr viel schwieriger zu
beantworten, als man annehmen sollte. Eine ähnliche
Verwunderung empfinden wir darüber, dass Menschen
einander, teilweise entgegen ökonomischer
Rationalität, Vertrauen entgegen bringen. Die
Vorlesung kann eine solche Verwunderung nicht
auflösen.
• Zum Kreditgeld gehören neben Noten und Münzen
auch das Buch- bzw. Giralgeld (Sichteinlagen, täglich
fällige Einlagen).
• Dies sind nicht verbriefte Forderungen an die
Geschäftsbanken, welche auch Sichteinlagen oder
täglich fällige Einlagen genannt werden.
• Sie können zu jeder Zeit (also „auf Sicht“) in
gesetzliche Zahlungsmittel umgetauscht werden.
• Sie können im Wege der Überweisung oder durch
Scheck übertragen werden.
• Manche Forderungen an Geschäftsbanken sind dort
längerfristig gebunden.
• Für Termineinlagen kann eine Laufzeit von
beispielsweise 30 Tagen vorgesehen werden.
• Für Spareinlagen kann eine dreimonatige
Kündigungsfrist vereinbart werden.
• Solche Forderungen erfüllen die
Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes, da sie mit
geringen Kosten und ohne Kursrisiko in
Zahlungsmittel umgewandelt werden.
• Da sie aber weniger liquide sind, können sie nur
eingeschränkt als Geld bezeichnet werden.
• Diese werden als „geldnahe Forderungen“ bezeichnet.
Geldmengenkonzepte
Die Geldmenge enthält zwei Komponenten:
1. Den im Nichtbankensektor befindlichen
Gesamtbestand an Noten und Münzen.
2. Den im Nichtbankensektor befindlichen
Gesamtbestand an Sichteinlagen
• Noten, Münzen und Sichteinlagen im Besitz der
Geschäftsbanken gehören nicht zur Geldmenge. Dies
liegt daran, dass die Geldmenge als analytisches
Konzept zur Erklärung bestimmter wirtschaftlicher
Vorgänge Verwendung findet. Geld im Besitz der
Geschäftsbanken dient anderen Zielen
(Verrechnungsverkehr) als dasjenige der Nichtbanken.
Geldmengenaggregate der Europäischen Zentralbank. Stand:
Januar 2009
• Bargeldumlauf im Nichtbankensektor (712)
• Sichteinlagen der Nichtbanken bei den
Geschäftsbanken (3375)
• Einlagen der Nichtbanken bei den
Geschäftsbanken mit vereinbarter Laufzeit von bis
zu zwei Jahren sowie mit vereinbarter
Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten (3972)
• Repogeschäfte, Geldmarktfondsanteile und
Geldmarktpapiere, Schuldverschreibungen bis zwei
Jahre von Nichtbanken (1311)
M1
M2
M3
Geldschöpfung
• Aufgrund der verschiedenen Komponenten der
Geldmenge ergibt sich die Frage nach der Entstehung
von Geld. Hierbei wollen wir von der Existenz einer
Mindestreserve zunächst absehen.
• Angenommen die EZB kaufe Devisen von
Nichtbanken im Wert von 1000 Mio € und bezahle
hierfür in bar.
• Sofern die EZB nur mit Geschäftsbanken solche
Transaktionen durchführt, können wir uns vorstellen,
dass die Geschäftsbanken die notwendigen Devisen
von Nichtbanken im Zuge der Transaktion erwerben.
• Hierdurch ist sofort die Geldmenge um diesen Betrag
angestiegen.
• Der Zahlungsempfänger wird Präferenzen haben, in
welcher Form er Geld zu halten wünscht.
• Sofern die Nichtbank nur einen Teil des zufließenden
Geldes als Bargeld, C, zu halten wünscht, wird sie den
Rest auf ein Girokonto bei der Bank A einzahlen.
• Wir unterstellen, dass 1/5, also 200 Mio € in Form von
Bargeld, C, gewünscht wird, also 800 Mio € als
Sichteinlage. Dieses Verhältnis, b=1/4, nennen wir
den Bargeldkoeffizienten.
Bank A
Bargeld
+800
Sichteinlagen
+800
• Den steigenden Sichteinlagen steht ein Bargeldabfluss
aus dem Nichtbankensektor gegenüber. Die
Geldmenge verändert sich dabei zunächst nicht.
• Bank A hält nun „Tresorgeld“ (vault cash). Sie kann
nun diese Summe verwenden, um zinstragende
Wertpapiere, K, von Nichtbanken in gleicher Höhe zu
kaufen.
• Statt dem Ankauf von Wertpapieren, kann Bank A
auch Direktkredite an Nichtbanken vergeben.
• Im Gegenzug hierzu wird sie den Nichtbanken das
Bargeld überlassen. Nun erhöht sich die Geldmenge
um weitere 800 Mio €.
• Nichtbanken werden das Bargeld nun verwenden, um
Zahlungen durchzuführen.
• Der Zahlungsempfänger wird die eingehenden 800
Mio € in Bargeld und Sichteinlagen aufteilen. Er wird
160 Mio € in Bargeld zu halten wünschen. Die
restlichen 640 Mio € wird er bei seiner Geschäftsbank,
Bank B, einzahlen und als Sichteinlagen halten.
Bank A
Bargeld
- 800
Wertpapiere
+ 800
Bank B
Bargeld
Sichteinlagen
+ 640
+ 640
• Den steigenden Sichteinlagen steht der Bargeldabfluss
aus dem Nichtbankensektor gegenüber; die
Geldmenge steigt zunächst nicht.
• Bank B kann nun diese Summe aber erneut zum
Ankauf von Wertpapieren, K, nutzen.
• Durch den Verkauf der Werftpapiere fließen dem
Verkäufer 640 Mio € zu und erhöhen nun erneut die
Geldmenge.
• Die Nichtbank wird erneut Zahlungen durchführen.
• Der Zahlungsempfänger wünscht wiederum nur ein
Fünftel des zufließenden Geldes in bar, C, zu halten
und wird den Rest (512 Mio €) bei Bank A einzahlen,
D.
Bank A
Bargeld
Sichteinlagen
+ 512
+ 512
Bank B
Bargeld
- 640
Wertpapiere
+ 640
• Die Sichteinlagen steigen also um weitere 512 Mio €.
• Aufgrund des gleichzeitigen Bargeldabflusses ändert
sich hierdurch nicht unmittelbar die Geldmenge.
• Fließt das Bargeld aber durch Ankauf von
Wertpapieren erneut den Nichtbanken zu, so ergibt
sich erneut ein Anstieg der Geldmenge i.H.v. 512 Mio
€.
• Die anfängliche Erhöhung der Bargeldversorgung um
1000 Mio € führt zu einem multiplen
Geldschöpfungsprozess, der durch folgendes
Schaubild dargelegt wird.
K
1000
b
C
D
}M
• Der Prozess hält so lange an, bis die anfänglich
überschüssige Versorgung mit Bargeld nun freiwillig
gehalten wird, also in einer gewünschten
Bargeldhaltung der Nichtbanken aufgegangen ist.
• Der gesamte Zuwachs der Geldmenge, DM, beträgt
dann 5000 Mio €.
• Dieser Geldschöpfungsprozess wird auch nicht
dadurch gestört, dass Überweisungen an das Ausland
getätigt werden.
• Im Ausland ist nämlich die Haltung großer
Bargeldbestände an Euro i.a. unerwünscht, weswegen
diese in den Euroraum zurück transferiert werden
(z.B. zum Kauf von Staatsanleihen).
• Lediglich bei einer Verwendung auf Schwarzmärkten
oder als Parallelwährung eines ausländischen Landes
könnten größere Mengen an Bargeld im Ausland
erwünscht sein. Diese wünschenswerte
Bargeldhaltung ist aber bereits mit der Bargeldquote
berücksichtigt.
• In der Praxis wird die technische Durchführung der
geschilderten Geldschöpfungsvorgänge einfacher
gehandhabt.
• Anstatt größere Mengen an Bargeld zu übertragen
halten Banken Überschussreserven bei der
Zentralbank.
• Überschussreserven können durch eine einfache
Überweisung auf andere Banken übertragen werden.
• Erst wenn ein Kunde einen Teil seiner Sichteinlagen
in bar abheben möchte, wird die Bank dann die
Überschussreserven bei der EZB in Bargeld
umtauschen.
• Die Geldschöpfung verläuft anders bei Existenz einer
Mindestreserve.
• Zur Illustration vernachlässigen wir die
Bargeldhaltung; die Nichtbanken halten somit nur
Sichteinlagen.
• Die Geschäftsbanken halten Zentralbankguthaben in
Höhe eines bestimmten Prozentsatzes ihrer
Sichteinlagen. Dies sind die obligatorischen
Mindestreserven. Wir unterstellen einen unrealistisch
hohen Satz von 20 v.H.
Ausgangslage: Die Zentralbank kauft Devisen im Wert
von 1000 Mio € von einer Nichtbank. Die Zentralbank
bezahlt dies durch Überweisung auf das Konto der
Nichtbank bei Bank A. Im Gegenzug erhält Bank A bei
der Zentralbank eine Gutschrift. Hierdurch erhöht sich
die Geldmenge um diesen Betrag.
Auf die Sichteinlagen muss Mindestreserve entrichtet
werden. Der Rest sind freiwillige Einlagen der Bank A
bei der Zentralbank (Überschussreserven).
Bilanz der Bank A (Periode 0)
Mindestres. + 200 Mio Sichteinlagen + 1000 Mio M
Überschussr. + 800 Mio
Kauft die Bank A für 800 Mio € Wertpapiere von einer
Nichtbank, so wird der Empfänger hiermit evtl.
Zahlungen tätigen, welche bei einer anderen Bank (Bank
B) zu Sichteinlagen werden.
Bilanz der Bank A (Periode 1)
Wertpapiere +800 Mio
Überschussr. - 800 Mio
Sichteinlagen +800 Mio
Sichteinlagen - 800 Mio
Bilanz der Bank B (Periode 1)
Mindestres. + 160 Mio
Überschussr. + 640 Mio
Sichteinlagen +800 Mio
M
Kauft die Bank B nun Wertpapiere für 640 Mio €, so
werden die uno actu entstandenen Sichteinlagen bei einer
Zahlung der Nichtbank auf die Bank A übertragen. Es
folgt für Periode 2:
Bilanz der Bank B (Periode 2)
Wertpapiere +640 Mio Sichteinlagen +640 Mio
Überschussr. - 640 Mio Sichteinlagen - 640 Mio
Bilanz der Bank A (Periode 2)
Mindestres. + 128 Mio
Überschussr. + 512 Mio
Sichteinlagen +640 Mio
M
Offenbar folgt die Entwicklung einer geometrischen
Reihe. Es gilt für die entstehenden Sichteinlagen, D:

2
D
D

1000

(1

0,
2)

1000

(1

0,
2)
1000  ...
 t
t 0
1
1

1000 
1000  5000.
1  (1  0, 2)
0, 2
Die anfängliche Intervention der Zentralbank entspricht
einer Ausweitung der monetären Basis (B), d.h. einem
Geldmengenkonzept, welches sich auf von der
Zentralbank zur Verfügung gestellte Liquidität bezieht.
Allgemein gilt daher bei einem Mindestreservesatz :
1
DM  DD  DB.

Allgemein wird die monetäre Basis (Basisgeld; high
powered money), B, definiert als die Summe aus
Banknotenumlauf zuzüglich Münzumlauf, C+CB
+ Einlagen der Geschäftsbanken bei der
Zentralbank (Mindestreserve, Einlagenfazilität,
Überschussreserve), MR+ÜR.
Der Banknotenumlauf umfasst hierbei sowohl
denjenigen der Nichtbanken, C, als auch denjenigen im
Besitz der Geschäftsbanken, CB (vault cash).
Im Rahmen des zuletzt vorgestellten Geldschöpfungsprozesses (ohne Bargeld) können Wertpapiere nur im
Ausmaß der Überschussreserve gekauft werden, d.h.
von dem Zentralbankguthaben muss die
Mindestreserve abgezogen werden. Wurden alle
Überschussreserven in Wertpapiere umgewandelt, so
lautet die Bilanz der Geschäftsbanken: MR+K=D und
DK=(1-)DD. Es folgt:
1
DK 
DB.

Es gilt ferner:
DMRDDDB.
Die Ausweitung der monetären Basis wird letztlich in
voller Höhe durch die zusätzliche
Mindestreservehaltung absorbiert.
In einer graphischen Darstellung ergibt sich
folgender Multiplikatorprozess:
MR

K
1000
D
}M
• Tatsächlich finden sich in Bankenbilanzen eher nichtverbriefte Kredite.
• Der Bestand an Wertpapieren fällt demgegenüber eher
gering aus.
• Für das hier dargestellte Geldangebot ist dennoch eine
Anpassung des Wertpapierbestandes zentral.
• Nicht-verbriefte Kredite bedürfen nämlich einer
längeren Anbahnungsphase.
• Daher dürfte die Anpassung primär dadurch stattfinden,
dass Banken und Nichtbanken mit Wertpapieren handeln.
• Aus der im Rahmen des Geldschöpfungsprozesses
stattfindenden Kreditvergabe sollte nicht auf eine
Erhöhung der Investitionen und der Güternachfrage
geschlossen werden. Diese ändern sich per se durch die
Geld- und Kreditschöpfung nicht.
• Banken kaufen nämlich bei einer Erhöhung der
Kreditvergabe lediglich Wertpapiere auf, die ansonsten
vorher von privaten Akteuren gehalten wurden. Erhöhte
Direktkredite an Unternehmen erhöhen dort die
Finanzaktiva (Bilanzverlängerung), nicht aber die
Investitionen.
• Es findet somit lediglich eine Vermögensumschichtung
statt, nicht aber eine Erhöhung des für Investitionen
notwendigen Kapitalangebots.
Herunterladen