Das Standard-Modell der Teilchen Hauptseminar: „Der Urknall und seine Teilchen“ Das Standard-Modell der Teilchen Dania Burak Das Standard-Modell der Teilchen Inhalt: • Was ist das Standard-Modell? • Elementarteilchen • • Wechselwirkungen - elektromag. WW - starke WW - schwache WW - Symmetrien - Erhaltungssätze elektroschwache Vereinheitlichung • Feynman-Diagramme 15. Oktober 2006 Dania Burak 2 Das Standard-Modell der Teilchen Was ist das Standard-Modell? Um die Welt des Allerkleinsten zu erklären, geht man heute vom sogenannten Standard-Modell der Teilchenphysik aus. Dieses: • beschreibt Teilchen und ihre Wechselwirkungen • beschreibt Wechselwirkungen durch Austausch von Teilchen • fasst experimentelle Daten zusammen • macht Vorhersagen über noch unbekannte Teilchen • ist „nur“ ein Modell, bei dem noch viele Fragen ungeklärt bleiben. 15. Oktober 2006 Dania Burak 3 Das Standard-Modell der Teilchen Elementarteilchen • Im Standard-Modell werden 12 Materiebausteine in 3 Teilchen-Familien (Teilchen-Generationen) angenommen. Fermionen Leptonen Quarks Familien 1 2 3 e µ elektr. Ladung Farbe Spin - 1/2 r,b,g 1/2 e µ τ 0 -1 u d c s t b +2/3 -1/3 • Neben diesen Teilchen sind die Austauschbosonen weitere fundamentale Teilchen 15. Oktober 2006 Dania Burak 4 Das Standard-Modell der Teilchen Quarkmassen • Masse der Konstituentenquarks, also die effektive Masse von Quarks, die in Hadronen gebunden sind. m (GeV) MW MZ 100 t Quarkmassen 10 b M 1 Mµ 0,1 c s Stabil 0,01 Me 0,001 u d M • Die erste Familie beinhaltet die Bausteine der Materie, mit der wir es täglich zu tun haben. 15. Oktober 2006 Dania Burak 5 Das Standard-Modell der Teilchen Teilchen Klassifizierung: • Die bekanntesten Hadronen sind die Nukleonen (Kernteilchen), sie sind die einzigen stabilen Hadronen. Alle anderen Hadronen zerfallen relativ schnell zu leichteren Hadronen, Leptonen oder Gammastrahlung. Hadronen Baryonen Mesonen Teilchen aus qq- Paaren haben ganzzahligen Spin (also Bosonen) 15. Oktober 2006 Dania Burak Teilchen aus qqq (qqq Antibaryonen) haben ½-zahligen Spin (also Fermionen) 6 Das Standard-Modell der Teilchen Warum ist Farbe nötig? • Farbe ist nötig, um Pauliprinzip zu gewährleisten. Beispiel: Betrachte die ++- Resonanz aus drei u-Quarks: u u u die Gesamtwellenfunktion scheint symmetrisch zu sein, was gegen das Pauli-Prinzip verstößt. => die Eigenschaft Farbe rettet das Pauli-Prinzip. 15. Oktober 2006 Dania Burak 7 Das Standard-Modell der Teilchen freie Quarks? • Experimentell beobachtet man nur farbneutrale Teilchen. Also Teilchen ohne Nettofarbe. Quarks können nicht als freie Teilchen beobachtet werden. 15. Oktober 2006 Dania Burak 8 Das Standard-Modell der Teilchen Wechselwirkungen In der Physik werden alle Wechselwirkungen auf 4 Kräfte zurückgeführt: 1. Schwerkraft - verantwortlich für alle Gravitationsphänomene 2. elektromagnetische Kraft - verantwortlich für Elektrizität und Magnetismus 3. starke Kraft - hält Atomkerne zusammen 4. schwache Kraft - ist keine anziehende oder abstoßende Kraft, sondern wandelt Teilchen ineinander um 15. Oktober 2006 Dania Burak 9 Das Standard-Modell der Teilchen Wechselwirkungen Wechselwirkung koppelt an stark Farbladung elektromagnetisch elektrische Ladung schwache Ladung schwach Gravitation 15. Oktober 2006 Masse Dania Burak Austauschteilchen Masse (GeV/c²) 0 0 80, 90 0 10 Das Standard-Modell der Teilchen Wechselwirkungen Reichweiten: • Da die Photonen masselos sind hat die elektromagnetische Wechselwirkung eine unendliche Reichweite. • Gluonen haben zwar M=0, aber da die Gluonen selbst Farbladung tragen WW sie untereinander. Dadurch wird die Reichweite beschränkt. • Schwache WW nur eine Reichweite von 10-3 fm, wegen der großen Massen von W+ und Z0 15. Oktober 2006 Dania Burak 11 Das Standard-Modell der Teilchen Die elektomag. Kraft ist proportional zur Feldliniendichte 1/r² Photonen ungeladen => keine Selbstkopplung Die starke Kraft ist proportional zur Dichte der Farbfeldlinien 1/r²+r durch GluonenSelbstkopplung (Gluonen bilden „Strings“) 15. Oktober 2006 Dania Burak 12 Das Standard-Modell der Teilchen starke Wechselwirkung • starke Kopplungskonstante s: 12 s (Q ²) 33 2n f ln(Q² ²) asymptotische Freiheit der Quarks bei großen Abständen stark gebunden 15. Oktober 2006 Dania Burak 13 Das Standard-Modell der Teilchen r klein r mittel r groß 15. Oktober 2006 Dania Burak 14 Das Standard-Modell der Teilchen Isospin • Protonen und Neutronen haben fast die gleichen Massen und verhalten sich in ihrer Wechselwirkung ähnlich. • Man beschreibt die Symmetrie zwischen Protonen und Neutronen durch den Isospin, einen Formalismus analog zum Spin. • Protonen und Neutronen bezeichnet man als zwei Zustände des Nukleons, die ein Dublett (I=1/2) bilden. Pr oton : I 3 1 / 2 Nukleon : I 1 / 2 Neutron : I 3 1 / 2 15. Oktober 2006 Dania Burak 15 Das Standard-Modell der Teilchen Spiegelkerne Veranschaulichung des Isospins: 11 5 11 6 B C 11 5 11 6 C B 3/2- 3/2- 5/2- 5/21/2- I3 p p n I3=-1/2 I=1/2 1/2n I3=+1/2 2/3- ß+ 2/3E Die beiden Spiegelkerne unterscheiden sich durch die „Richtung“ des Isospinvektors im Isospinraum. Sie bilden ein Isospin-Dublett 15. Oktober 2006 Dania Burak 16 Das Standard-Modell der Teilchen schwache Wechselwirkung • Austausch von W+: Quarks und Leptonen ändern Identität Die Cabibbo-Kobayashi-Maskawa-Matrix: d s b vud vcd v td vus vcs vts vub d vcb s vtb b 0,97 0,22 0,01 d 0,22 0,97 0,04 s 0,01 0,04 1 b 1, Übergänge innerhalb einer Familie 15. Oktober 2006 Dania Burak 17 Das Standard-Modell der Teilchen schwache Wechselwirkung 1. Leptonische Prozesse =>W-Boson koppelt nur an Leptonen l l l l 2. Semileptonische Prozesse =>W-Boson koppelt an Leptonen und Quarks q1 q2 l l 3. Nichtleptonische Prozesse =>es sind keine Leptonen beteiligt q1 q2 q3 q4 15. Oktober 2006 Dania Burak 18 Das Standard-Modell der Teilchen Helizität • Helizität: s h s p p Teilchen mit Spin in Bewegungsrichtung haben die Helizität +1 (rechtshändig), solche mit Spin entgegen die Bewegungsrichtung die Helizität –1 (linkshändig). 15. Oktober 2006 Dania Burak 19 Das Standard-Modell der Teilchen Wu- Experiment (1957) Spin- polarisiertes 60C zerfällt im ß-Zerfall in: 60C 60Ni* + e- + e e zAchse rechtshändig + linkshändig e- Jz 5= 4+ ½ + ½ Die schwache WW ist maximal paritätsverletzend koppelt nur an linkshändige Fermionen und rechtshändige Antifermionen 15. Oktober 2006 Dania Burak 20 Das Standard-Modell der Teilchen Symmetrie: e- H P H e- 60Ni e- C e+ e- eCP 60Ni e+ 60Ni e+ eC H e+ H 15. Oktober 2006 e+ 60Ni P e+ Dania Burak • Alle Prozesse der schwachen WW verletzen die C-Symmetrie (Ladungskonjugation) • Die kombinierte Anwendung von CP (Ladungskonjugation und Raumspieglung) ist in erster Näherung erhalten. 21 Das Standard-Modell der Teilchen Erhaltungssätze der WW: • Bei allen WW sind erhalten: Energie, Impuls, Drehimpuls, Ladung, Farbe, Baryonenzahl und die drei Leptonenzahlen • P- und C-Parität sind nur bei der starken und der elektromag. WW erhalten • Nur W+ wandelt Quarks und Leptonen um Die Quantenzahlen, die den Quark-Flavour angeben (3. Komponente des Isospins, strangeness, charme, etc.) sind bei der schwachen WW nicht erhalten. • Der Betrag des Isospins ist nur bei der starken WW erhalten 15. Oktober 2006 Dania Burak 22 Das Standard-Modell der Teilchen elektroschwache Vereinheitlichung: • Diese Theorie geht von vier masselosen Austauschteilchen aus • W+, W- und Z0 erhalten durch spontane Symmetriebrechung Masse. Spontane Symmetriebrechung tritt auf, wenn der Grundzustand nicht mehr die volle Symmetrie des Systems bei höheren Energien hat. runder Tisch mit 6 Gedecken und 6 Servietten zwischen den Tellern 15. Oktober 2006 Dania Burak 23 Das Standard-Modell der Teilchen Die „Goldene Regel“ • Übergangsmatrixelement für eine WW, die vom Anfangszustand „i“ zum Endzustand „f“ überführt: M fi f H int i f H int i dV * Mfi wird als Wahrscheinlichkeitsamplitude für Übergänge bezeichnet 15. Oktober 2006 Dania Burak 24 Das Standard-Modell der Teilchen Die „Goldene Regel“: • Die Verknüpfung der Reaktionsrate, dem Übergangsmatrixelement und der Dichte der Endzustände ist durch Fermis Goldene Regel festgelegt: 2 2 W M fi ( E ) 15. Oktober 2006 Dania Burak 25 Das Standard-Modell der Teilchen Feynman-Diagramme • Graphische Orts-Zeit-Darstellung von Reaktionen zur Berechnung von Mfi Zeit Raum (Achsenbezeichnung oft auch umgekehrt) 15. Oktober 2006 Dania Burak 26 Das Standard-Modell der Teilchen Feynman-Diagramme Fermionen: Teilchen (z.B.: e-) Antiteilchen (z.B.: e+) [bewegen sich rückwärts in der Zeit] Eichbosonen: Photon () Vektor-Bosonen (Z0, W+) Gluonen Vertex: beschreibt Struktur und Stärke der WW 15. Oktober 2006 Dania Burak 27 Das Standard-Modell der Teilchen Feynman-Diagramme Jeder Vertex enthält eine Kopplungskonstante + µ e.m. e.m. WW mit e.m. =1/137 • • • s starke WW µ- e.m. W schwache WW e.m. e- e+ • Die Übergangsamplitude enthält für jeden Vertex einen Faktor, der proportional zu ist Jeder Vertex macht die Reaktion unwahrscheinlicher 15. Oktober 2006 Dania Burak 28 Das Standard-Modell der Teilchen Feynmann-Diagramme: 15. Oktober 2006 Dania Burak 29 Das Standard-Modell der Teilchen Literaturverzeichnis: [1] Prof. Dr. Michael Feindt: Kursvorlesung: Physik VI (Kerne und Teilchen), SS 2006 http://www-ekp.physik.uni-karlsruhe.de/~wagner/physikVI2006/ [2] Povh, Rith, Scholz, Zetsche: „Teilchen und Kerne. Eine Einführung in die physikalischen Konzepte“, 5. Auflage, Springer-Verlag, Berlin 1999 [3] Bergström, Goobar: „Cosmology And Particle Astrophysics“, 2. Auflage, Springer-Verlag, Berlin 2004 [4] W. de Boer: „Der Urknall und seine Teilchen“ Talk during CERN excursion, CERN, Sep. 2004 [5] Demtröder: „ Experimentalphysik 4 Kern-, Teichen- und Astrophysik“, Springer-Verlag, Berlin 1998