Konjunktur Makroökonomische Modelle Makroökonomik 21.5. und 4.6. 2007 Plan der Vorlesung Auswertung Test 2 Konjunktur 1. 2. 3. 4. Einleitung: Schwankungen der Wirtschaftsentwicklung 1. Saison 2. Konjunkturschwankungen 3. Stilisierte Fakten Konjunktur als theoretisches Problem 1. Definitionsprobleme 2. Abgrenzung Wachstum – Konjunktur 3. Keynes`Modell der Konjunktur Konjunktur als praktisches Problem 1. Möglichkeiten und Grenzen der Konjunktursteuerung Zusammenfassung 2 Auswertung Test 2 Relative errichte Punktezahlen: Test 1 vom 30.04.2007 100.00 90.00 80.00 70.00 Prozent 60.00 50.00 40.00 30.00 20.00 10.00 0.00 Total Aufgabe 1 Aufgabe 2 Aufgabe 3 Aufgabe 4 Aufgabe 5 Aufgabe 6 Aufgabe 7 3 Auswertung Test 2 Verteilungsfunktion und Punktew ert als Anteil der Maximalpunktzahl sow ie Notenverteilung Anteil 1 0.9 6. 0.8 5. 0.7 5. 0.6 4. 0.5 4. 0.4 0.3 0.2 gesch ätzte Verteilu n gsfu n ktion 0.1 Prozen t des Maxim u m 0 40 45 50 55 60 65 Punktezahl 4 Plan der Vorlesung Konjunktur 1. 2. 3. 4. Einleitung: Schwankungen der Wirtschaftsentwicklung 1. Saison 2. Konjunkturschwankungen 3. Stilisierte Fakten Konjunktur als theoretisches Problem 1. Definitionsprobleme 2. Abgrenzung Wachstum – Konjunktur 3. Keynes`Modell der Konjunktur Konjunktur als praktisches Problem 1. Möglichkeiten und Grenzen der Konjunktursteuerung Zusammenfassung 5 BIP Schweiz 1850-2003 zu Preisen von 2000 450'000 400'000 350'000 300'000 250'000 200'000 150'000 100'000 50'000 0 1850 1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 zusammengesetzt aus verschiedenen Quellen 6 Konjunkturfluktuationen 1850-2004 15% Vorjahresveränderung 10% Vorjahresveränderung (3-Jahresmittel) 5% 0% -5% -10% 1860 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 zusammengesetzt aus verschiedenen Quellen 7 Saisonale Fluktuationen des BIP Quartalswerte Mrd. Fr. 120 115 Saisonale Fluktuationen z. B. durch: Grössere Bauaktivität im Sommer Stärkerem Konsum in Weihnachtszeit 110 BIP ohne Saisonbereinigung 105 100 Saisonbereinigtes BIP 95 90 85 90 92 94 96 98 00 02 04 06 Quelle: seco 8 Konjunktur = gesamtwirtschaftliche Schwankungen Rezession: BIP sinkt über drei Quartale Arbeitslosigkeit steigt Stagnation: kein oder sehr schwaches BIP Wachstum Arbeitslosigkeit steigt Boom: starkes BIP Wachstum über mehrere Quartale Inflationsgefahr Vollbeschäftigung & hohe Kapazitätsauslastung Auf- und Abschwung: Beschleunigung bzw. Verlangsamung des BIP Wachstums Zyklus: Systematischer Wechsel von Auf- und Abschwung (z.B.: peak-to-peak) 9 Konjunkturelle Fluktuationen des BIP Mrd. Fr. (Quartal) VJV in % 115 6 5 110 4 3 105 2 100 1 0 95 -1 90 -2 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 10 Fluktuationen als Abweichungen vom potentiellen BIP reales BIP (Mrd. Fr.) +1,5% 212 potentielles BIP +1,5% 208 +1,5% 204 200 +1,5% +1,5% wächst relativ konstant wegen technischem Fortschritt Zunahme Produktionsanlagen Zunahme Marktaktivitäten Zunahme Arbeitskräfte 196 Jahr 0 Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Jahr 5 11 Fluktuationen als Abweichungen vom potentiellen BIP reales BIP (Mrd. Fr.) BIP Produktion +1,5% 212 +1,5% 208 +1,5% 204 200 +0,0% potentielles BIP +1,9% tatsächliches BIP BIP Nachfrage +1,5% +6,1% +1,5% -2,0% +1,5% 196 Jahr 0 Jahr 1 Jahr 2 Jahr 3 Jahr 4 Jahr 5 0,0% -3,5% 4,6% -1,5% 0,4% Abweichung vom Wachstum des potentiellen BIP 12 Reales BIP zu Preisen von 2000 mit Trendlinie 450 400 Milliarden Fr. 350 reales BIP 300 250 200 Trendlinie (hier grob geschätzt) = potentielles BIP = Produktion bei normaler Auslastung 150 100 50 0 48 52 56 60 64 68 72 76 80 84 88 92 96 00 Daten vor 1980: Verknüpfung mit alter Reihe 13 Stilisierte Fakten Investitionen sind prozyklisch (tendenziell vorauslaufend) und haben höhere Varianz als BIP Exporte und Importe sind prozyklisch (tendenziell vorauslaufend) und haben höhere Varianz als BIP Konsum ist prozyklisch (tendenziell nachlaufend) und hat geringere Varianz als BIP Arbeitsproduktivität ist antizyklisch Boomphasen sind länger als Rezessionen Rezessionen haben eine höhere Amplitude als Boomphasen 14 Vorjahresveränderung der Verwendungskomponenten VJV % BIP 4.Quartal 99 15 BIP 4. Quartal 98 10 - 1 100 privater Konsum 5 BIP 0 -5 -10 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 15 Vorjahresveränderung der Verwendungskomponenten VJV % 15 10 Anlageinvestitionen 5 BIP 0 -5 -10 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 16 Anlageinvestitionen = Bau & Ausrüstungsinvestitionen VJV % 20 Ausrüstungsinvestitionen 15 10 5 BIP 0 -5 -10 Bauinvestitionen -15 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 17 Vorjahresveränderung der Verwendungskomponenten VJV % Exporte 15 10 5 BIP 0 -5 Importe -10 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 18 Vorjahresveränderung der Verwendungskomponenten VJV % 15 10 öffentlicher Konsum 5 BIP 0 -5 -10 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 19 Woher kommen die Fluktuationen? es gilt immer Verwendung Ausland Gesamtnachfrage nach inländischen Gütern inländische Endnachfrage Importe = Einkommen gesamtwirtschaftliche Produktion Löhne verfügbares Einkommen Zinsen Gewinne inländische Nachfrage nach inländischen Gütern Exporte Produktion Steuern Staat Defizit Sparen Staatsausgaben Investitionen privater Konsum internationaler Kapitalverkehr 20 Schafft das Angebot die Nachfrage? Die Produktionsseite bestimmt das BIP. Oder bestimmt die Nachfrage, wie viel produziert wird? Die Nachfrageseite bestimmt das BIP. 21 These: Sturkturelle Verkrustungen sind Ursache der Wachstumsschwäche zu wenig Wettbewerb zu viele Vorschriften zu hohe Staatsausgaben zu wenig Anreize zur individuellen Leistung zu hohe Steuern und Sozialabgaben zu unflexible Arbeitsmärkte (Löhne, Arbeitszeiten) zu wenig Innovation Ausland ... Verwendung Einkommen Produktion Staat 22 Das Say`sche Gesetz Jedes Angebot schafft sich seine Nachfrage selbst. Nach Jean Baptiste Say (1767-1813) Gesamtwirtschaftlich ist es unmöglich, dass eine zusätzliche Produktion keine zusätzliche Nachfrage findet. Denn bei der Produktion entsteht Einkommen, das ausgegeben wird. Falls das Einkommen gespart wird, verwandelt es sich über Kredite in Nachfrage. Voraussetzung: Märkte für Güter, Arbeit und Kapital müssen vollständig flexibel sein. 23 Was bestimmt die Grösse des BIP? Produktion Nachfrage = Einkommen Wir bauen ein Modell, in dem das BIP durch die Nachfrage bestimmt wird 24 Wachstum und Gewicht der einzelnen Verwendungskomponenten Quartalswerte Mrd. Fr. 150 Exporte X 100 Investitionen I Staatskonsum G 50 privater Konsum C 0 Importe M -50 90 92 94 96 98 00 02 04 Quelle: seco 25 Vorjahresveränderung der Verwendungskomponenten VJV % BIP 4.Quartal 99 15 BIP 4. Quartal 98 10 - 1 100 privater Konsum 5 BIP 0 -5 -10 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 26 Vorjahresveränderung der Verwendungskomponenten VJV % 15 10 Anlageinvestitionen 5 BIP 0 -5 -10 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 27 Anlageinvestitionen = Bau & Ausrüstungsinvestitionen VJV % 20 Ausrüstungsinvestitionen 15 10 5 BIP 0 -5 -10 Bauinvestitionen -15 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 28 Vorjahresveränderung der Verwendungskomponenten VJV % Exporte 15 10 5 BIP 0 -5 Importe -10 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 29 Vorjahresveränderung der Verwendungskomponenten VJV % 15 10 öffentlicher Konsum 5 BIP 0 -5 -10 91 93 95 97 99 01 03 05 Quelle: seco 30 Die Nachfrageseite bestimmt das BIP John Maynard Keynes (1883-1946) Der Markt-Preis-Mechanismus führt nicht zum gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht mit Vollbeschäftigung. Das Say`sche Gesetz gilt nicht. Lohnsenkungen beseitigen die Arbeitslosigkeit nicht. Der Staat soll die gesamtwirtschaftliche Nachfrage über die Fiskalpolitik steuern (Staatsausgaben, Steuern). 31 Phillips Maschine Steuern (London School of Economics) Ersparnis Zinssatz Einkommen Zeit Staatsausgaben Investitionen Importe Wechselkurs Exporte 32 Die keynesianische Konsumfunktion BIP von Nachfrageseite Konsum Investitionen Staatskonsum BIPNachfrage = C + I + G + X autonomer Konsum Nettoexporte = Exporte - Importe marginale Konsumneigung C = CA + c (Verfügbares Einkommen) marginale Konsumneigung D Konsum C c = D Verfügbares Einkommen 33 Die keynesianische Konsumfunktion C = CA + c (verfügbares Einkommen) Steuern C = CA + c (BIPEinkommen - T ) Marginale Konsumneigung c < 1 Der Konsum reagiert nur unterproportional auf Veränderungen des verfügbaren Einkommens. Die marginale Konsumneigung ist geringer als die durchschnittliche Konsumquote. 34 Konsum und verfügbares Einkommen 1980-2001 (in Mia. Sfr. zu Preisen von 1990) Konsum C 250 C = Verfügbares Einkommen 200 150 100 100 Einem höherem verfügbaren Einkommen entspricht ein weniger als proportional höherer Konsum. 150 200 250 verfügbares Einkommen Quelle: BfS 35 Konsumfunktion Konsum C C = CA + c (BIPEinkommen- T ) Konsumfunktion C Steigung = c Konsum CA Einkommen BIPEinkommen 36 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage C+ I +G+X = BIPNachfrage C+I+G+X Nettoexporte C+I+G Staatskonsum C+I C Investitionen Konsum BIPEinkommen 37 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage BIPNachfrage C + I + G + X = BIPNachfrage BIPNachfrage BIPNachfrage sinkt wenn: CA - I - G - T + Exporte - Importe + BIPEinkommen 38 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage BIPNachfrage steigt wenn: CA + I + G + T - Exporte + Importe - BIPNachfrage BIPNachfrage Steigung = marginale Konsumneigung c BIPEinkommen 39 Gleichgewichts BIP BIPNachfrage 45° Linie BIPNachfrage Steigung = marginale Konsumneigung c Gleichgewichts-BIP = BIPNachfrage = BIPEinkommen = BIPProduktion 45° BIPEinkommen 40 Produktion Einkommensmultiplikator Nachfrage = Einkommen BIPNachfrage BIPN(achfrage) = BIPE(inkommen) BIPNachfrage BIPNachfrage = C + I + G + X BIPN = CA + c(BIPE -T) + I + G + X weil BIPN = BIPE 45° BIPN = CA + cBIPE - cT + I + G + X BIP = 1 (CA - cT + I + G + X) 1- c Multiplikator BIPEinkommen 41 Was geschieht bei einer expansiven Fiskalpolitik ? Produktion Nachfrage = Einkommen BIPNachfrage BIPN = C + I + G + DG + X BIPN = C + I + G + X DG BIP = 1 (CA - cT + I + G + X) 1- c BIPEinkommen 42 Produktion Was geschieht bei einer expansiven Fiskalpolitik ? Nachfrage = Einkommen BIPNachfrage BIPN = C + I + G + DG + X BIPN = C + I + G + X DBIP BIP = DG 1 (CA - cT + I + G + X) 1- c Gesamtnachfrage ist um mehr als DG angewachsen! DBIP BIPEinkommen 43 Zahlenbeispiel Multiplikator Quartal Nachfrage 2005 Q4 2006 Q1 2006 Q2 2006 Q3 2006 Q4 1000 800 640 512 410 5000 BIP = 1 (CA - cT + I + G + X) 1- c c = 0.8 DG = 1000 Multiplikator = 5 BIP Zunahme von 5000 Fr. dank Erhöhung der Staatsausgaben um 1000 Fr. 44 Die wichtigen Elemente in Keynes` Ansatz Grundsätze Die kapitalistische Wirtschaft ist systematisch unterausgelastet Konsumentenverhalten ist durch Gewohnheiten geprägt (Konsumfunktion) Die Zukunft ist grundsätzlich unsicher, nicht vorhersehbar Schlussfolgerungen Der Staat spielt eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Konjunktur, d.h. Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Umverteilung Geldpolitik ist wichtig (nicht besprochen) 45 Keynesianische Politik und ihre Kritik Anwendung: Roosevelts „Big deal“ Überwindung der grossen Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren Staatliche Investitions- und Ausgabenprogramme Sozialleistungen (Stabilisatoren) Übernahme der Konzepte in Europa, u.a.: Deutschland (Regierungen von Papen, Brüning, Hitler) – Autobahnbau Kritik Staatliches Handeln führt zur Vorhersehbarkeit Staatsausgaben als ungedeckte Schecks bieten Inflationspotential verdrängen private Initiative treiben Zinsen in die Höhe Nur kurzfristige Wirkungen möglich 46 Konjunktur Makroökonomische Modelle Makroökonomik 21.5.2007 Simulation keynesianisches Kreuz 48