Kapitel 7 Das reziproke Gitter Definition Das reziproke Gitter Für zahlreiche Anwendungen hat sich das reziproke Gitter als Hilfsmittel bewährt. Das ursprüngliche Gitter wird vom reziproken oft durch die Bezeichnung Raumgitter unterschieden. Ist zu einem Raumgitter ein primitives Vektortripel ai bekannt, dann wird das zugehörige reziproke Vektortripel ai* durch die Beziehung a1* = (a2 x a3) / a1·(a2 x a3) ; (a2* , a3* zyklisch) definiert. Eigenschaften Das reziproke Gitter Die durch die ai* definierten Gitterpunkte im reziproken Raum unterliegen (ebenso wie Gitterpunkte des Raumgitters) strenger Translationssymmetrie. Ein beliebiger Punkt des reziproken Gitters kann durch den Vektor H = h a1* + k a2* + l a3* mit 3 ganzen Zahlen h, k, l beschrieben werden. Die Vektoren des reziproken Raums stehen senkrecht auf Netzebenen des Raumgitters. Allgemein gilt: H (hkl) Beispiel Das reziproke Gitter Monoklines P-Gitter als Projektion auf (010) c* a* Raumgitter (blau-grün) reziprokes Gitter (schwarz) Beispiel Das reziproke Gitter Netzebenenschar (101) Punkt P*101 c* a* Raumgitter (blau-grün) reziprokes Gitter (schwarz) Beispiel Das reziproke Gitter Netzebenenschar (102) Punkt P*102 c* a* Raumgitter (blau-grün) reziprokes Gitter schwarz) Volumen Das reziproke Gitter V = a1·(a2 x a3) = 1/V* Spatprodukt d.h. a1* = (a2 x a3) / a1·(a2 x a3) = (a2 x a3) / V Formeln Das reziproke Gitter | a*| = a0* = 1/d(100) = (b0c0 sin) /V analog für | b*|, | c*| V = a0b0c0 (1 - cos2 - cos2 - cos2 + 2cos cos cos) a*·a = b*·b = c*·c = 1 a·b* = a·c* = b·c* = b·a* = c·a* = c·b* = 0 cos* = (cos cos -cos)/(sin sin), zyklisch cos*, cos* Anwendungen Das reziproke Gitter |H | = 1/dhkl Netzebenenabstand cos = H1· H2 / H1· H2 Winkel zwischen Netzebenen H1 x H 2 Berechnung der Zonenachse Anwendungen Das reziproke Gitter Ewald-Konstruktion zur Auswertung von Gitterinterferenzen (Röntgen- und Elektronenbeugungsmethoden) S H Intensitätsmaximum, wenn (S-S0)/ = H S0 Anwendungen Das reziproke Gitter Weitere Anwendungen: Strukturfaktor-Berechnung Auslöschungsregeln Brillouin-Zonen Bändermodell zur Leitfähigkeit Frequenzraum eines akustischen Signals Übung 7 • Skizzieren Sie die Basisvektoren des zum hexagonalen Gitter reziproken Gitters ! • Welche Winkel schließen a1*, a2*und c* miteinander ein ? • Was ist über die Länge von a1*, a2*und c* zu sagen ?