Binäre und Ternäre Verbindungen der Platinmetalle Palladium und Rhodium mit Tellur und Halogenen. Präparationen und strukturelle Charakterisierung. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Fakultät für Chemie und Pharmazie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Vorgelegt von Kristin Brendel aus Freiburg im Breisgau Mai 2001 Dekan: Prof. Dr. R. Schubert Leiter der Arbeit: Prof. Dr. G. Thiele Referent: Prof. Dr. G. Thiele Koreferent: Prof. Dr. Ing. C. Röhr Tag der Verkündigung des Prüfungsergebnisses: 21.06.2001 In lieber Erinnerung an meine Oma Lena Die vorliegende Arbeit wurde unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Gerhard Thiele in der Zeit von Juli 1997 bis Mai 2001 am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Universität Freiburg angefertigt. Ihm gilt mein besonderer Dank für die interessante Themenstellung, seine fachliche und persönliche Betreuung sowie für das entgegengebrachte Vertrauen. Bei all denen, die zum Werden dieser Arbeit mitgeholfen haben, möchte ich mich ganz herzlich bedanken: Herrn Dr. Heinz Rotter für die Vierkreisdiffraktometer- und Flächenzählermessungen. Frau Dr. Müller-Sigmund für die Einführung an der Mikrosonde. Herrn Thilo Ludwig und Herrn Dr. Gunnar Wittenburg für die impedanzspektroskopischen Messungen. Herrn Roland Hehl für die Vierkreisdiffraktometermessungen. Herrn Dr. Peter Schmidt für die Vierkreisdiffraktometer- und die AFM-Messungen. Allen nicht namentlich erwähnten Mitgliedern, auch dem Arbeitskreis Prof. Röhr, die für eine nette, kameradschaftliche Arbeitsatmosphäre sorgten, die den Fortgang der Arbeit oft erleichtert hat, möchte ich außerdem danken. Ganz herzlich danke ich den Menschen, die mich bis jetzt begleitet und unterstützt haben, insbesondere meine Familie und meine Freunde. Zum Schluß ein liebes Danke an Martin für so vieles Schöne in meinem Leben. Inhalt 1 Einleitung 1 2 Über das System Palladium-Tellur-Iod 7 2.1 Literaturüberblick und eigene Untersuchungen 7 2.1.1 Überlegungen zur Auswahl der Synthesemethoden 7 2.1.2 Thermische Verfahren / Festkörperreaktionen 8 2.1.3 Arbeiten mit Schmelzlösungen 9 2.1.4 Hydrothermalsynthesen 11 2.1.5 Abscheidungen aus der Gasphase / Chemischer Transport 12 2.1.6 Das Dreistoffsystem Palladium-Tellur-Iod 14 2.1.6.1 Palladiumtelluride 14 2.1.6.2 Palladiumiodide 20 2.1.6.3 Binäre Phasen im System Tellur-Iod 24 2.1.6.4 Ternäre Phasen 28 2.2 2.2.1 Die Hydrothermaltechnik als Synthesemethode im System Pd-Te-I 37 Bemerkungen zur Hydrothermalmethode 37 2.2.2 Synthese und Charakterisierung von PdTeI2 41 2.2.2.1 Vorgeschichte 41 2.2.2.2 Herstellung phasenreiner Proben 42 2.2.2.3 Elementaranalyse und quantitative Bestimmung der Stöchiometrie durch Elektronenstrahlmikroanalyse 45 2.2.2.4 Einkristallstrukturanalyse 47 2.2.2.5 Struktur- und Bindungsprobleme 52 2.2.2.6 Impedanzspektroskopische Untersuchungen des Leitfähigkeitsverhaltens 59 2.2.3 Über PdTe2I6 - ein molekularer Komplex PdI2(TeI2)2 mit TeI2-Liganden 69 2.2.3.1 Synthese und Charakterisierung 69 2.2.3.2 Einkristallstrukturanalyse 71 2.2.3.3 Strukturdiskussion 72 2.2.4 Versuche zur Charakterisierung einer weiteren ternären Phase 85 2.2.4.1 Vorarbeiten 85 2.2.4.2 Eigene Versuche 86 2.2.4.3 Weitere Überlegungen zur Strukturlösung 91 2.2.4.4 Elektronenmikroskopie 99 2.2.5 Untersuchungen von Struktur-Eigenschaftsbeziehungen bei PdTeI 105 2.2.5.1 Kristallchemische Problemstellung 105 2.2.5.2 Synthese von Einkristallen 105 2.2.5.3 Struktur 106 2.2.5.4 Bandstruktur von PdTeI 108 2.2.5.5 Impedanzspektroskopische Untersuchungen an PdTeI 111 2.2.6 Untersuchungen zum Gasphasentransport 119 2.2.7 Diskussion der präparativen Ergebnisse zur Herstellung ternärer Phasen 2.3 im System Palladium-Tellur-Iod 123 Einkristallstruktur von PdTe 129 2.3.1 Einkristallstrukturanalyse 129 2.3.2 Strukturbeschreibung und Diskussion 130 3 Transportreaktionen und Strukturen im System Rhodium-Tellur-Chlor 135 3.1 Motivation 135 3.2 Ternäre Verbindungen in Systemen Rh/Ir-Chalkogen-Chlor 136 3.3 Versuche zum chemischen Transport 137 3.4 Eigene Untersuchungen an der ternären Verbindung RhTeCl 141 3.5 Telluride von Übergangsmetallen 147 3.5.1 Rhodiumtelluride 147 3.5.2 Kristallstruktur des gemischt-valenten binären 153 Rhodiumtellurids Rh3Te4 153 3.5.3 Binäre Telluride 163 4 Experimenteller Teil 171 4.1 Instrumentelle Methoden 171 4.1.1 Röntgenographische Untersuchungen 171 4.1.2 Elektronenstrahlmikroskopische Untersuchungen 172 4.1.3 DTA/TG/DSC-Messungen 175 4.1.4 Impedanzspektroskopische Untersuchungen 175 4.2. 177 Angaben zur Synthese der Verbindungen 4.2.1 Allgemeine Vorbemerkung 177 4.2.2 Verwendete Substanzen 177 4.2.3 Synthese der Ausgangsverbindungen 178 4.2.4 Hydrothermalsynthesen 179 4.2.5 Transportansätze 189 4.3 Pulverdaten der Verbindungen 193 5 Zusammenfassung 201 6 Literaturverzeichnis 205 1 1 Einleitung Die Festkörperchemie hat als Bindeglied zwischen Chemie und Materialwissenschaften einmal die Aufgabe, neue Wege zur Herstellung von Festkörperverbindungen zu finden, andererseits den bereits bekannten Verbindungen genau definierte Materialeigenschaften zu verleihen. Hierfür müssen die Zusammenhänge zwischen den chemischen Zusammensetzungen, den Strukturen und den physikalischen Eigenschaften auf hohem Niveau geklärt werden. Eine zentrale Rolle spielen aber doch die Synthesebedingungen, weil sie die Beschaffenheit der Produkte bestimmen. Bei reinen Phasen definieren neben der genauen Zusammensetzung, welche mit der Zahl der atomaren Baufehler (0-dimensionale, intrinsische und extrinsische Punktfehler) korreliert ist, die mehrdimensionalen Baufehler des kristallinen Aufbaus die chemischen und physikalischen Eigenschaften. Die Spannweite reicht dabei vom nahezu fehlerfreien Volumen-Einkristall bis zu polykristallinen Proben, die aus Kristallen mit Abmessungen im Nanobereich bestehen. Unter den Materialien für elektronische und optische Zwecke bietet die Verbindungsklasse der Metallchalkogenide eine besondere Bandbreite von nutzbaren Eigenschaften, die vom Metallzustand über Halbleiter bis zu typischen Isolatoren reicht. Hieraus ergeben sich zahlreiche Anwendungen, die etwa vom klassischen Leuchtpigment bis zum aktuellen Einsatz von CdTe für den Aufbau von Röntgendetektoren in der Medizin reichen [1, 2] . Im Vergleich dazu werden Metallhalogenide kaum entsprechend genutzt, weil es sich meist um Isolatoren handelt. Dafür finden sich bei dieser Verbindungsklasse Beispiele für hervorragende Ionenleiter, wobei neben ternären Halogeniden vom Typ des LiAlCl4 besonders die Iodide von Cu und Ag zu nennen sind, insbesondere die „Superionenleiter“ AgI und RbAg4I5 [3] . Es wurde schon früh darauf hingewiesen [4, 5] , dass die Kombination beider Eigenschaften zu gemischten Elektronen-Ionen-Leitern mit interessanten und auch neuartigen elektronischen Eigenschaften führen sollte, die z. B. zum Aufbau von Sensoren zur Detektion von Schadstoffen genutzt werden könnten. 2 Die ternären Verbindungen von Metallen mit Chalkogenen und Halogenen bieten die besten Voraussetzungen für entsprechende Materialien, deshalb wurden in den letzten Jahren auch zahlreiche ternäre Vertreter dieser Verbindungsklasse synthetisiert, aber es bestehen noch immer große Lücken. Betrachtet man die große Zahl der möglichen Kombinationen von etwa 80 Metallen mit den jeweils vier Chalkogenen und Halogenen, so wird verständlich, weshalb auch weite Felder bei ternären Verbindungen kaum bearbeitet worden sind, zumal hierfür auch völlig neue Methoden entwickelt werden müssen. Wegen der geringen Reaktivitäten der Elemente und der hohen Gitterenergien der binären Produkte benötigen die klassischen Syntheseverfahren der anorganischen Chemie für Metallchalkogenide verhältnismäßig hohe Temperaturen und lange Reaktionszeiten. Metallhalogenide sind dagegen leichter schmelz- und verdampfbar. Das bedeutet aber, dass bei hohen Temperaturen die festen Chalkogenide als Bodenkörper und die flüchtigen Halogenide in der Gasphase vorliegen, womit die Bildung der binären Komponenten begünstigt wird. Die Chancen für die Synthese von ternären Chalkogenidhalogeniden unter diesen Bedingungen sind somit schlecht, weil bei niedrigen Temperaturen meist keine Reaktion eintritt, andererseits beim Aufheizen ternäre Verbindungen irreversibel zersetzt werden. Bestenfalls sind durch thermische Verfahren damit Phasengemische zu erhalten, die aber kaum in homogene, einphasige Produkte getrennt werden können. Entsprechende Erfahrungen sind beim präparativen Arbeiten im Arbeitskreis von M. Degner Palladium-Tellur-Iod und von G. Zoubek [79] [17] , H. Wochner [19] im System beim Arbeiten in Se-Schmelzen gemacht worden. Bei modernen Verfahren werden flüssige Phasen oder die Gasphase beteiligt, womit auch bei niedrigeren Temperaturen vollständige Umsetzungen ermöglicht werden. Zur Herstellung von Chalkogeniden und Halogeniden wurden Umsetzungen in Schmelzlösungen oder unter solvothermalen Bedingungen durchgeführt, aber insbesondere auch Abscheidungen aus der Gasphase eingeführt [6] . Beim „chemischen Transport“ werden Edukte bei höherem Temperaturen mit einem Transportmittel als reaktionsfähige, flüchtige Moleküle in den Gasraum gebracht [7] , durch Diffusion in einem Temperaturgefälle in den Senkenraum überführt, wo sie sich dann bei relativ niedrigen Temperaturen als Produkte niederschlagen, 3 im Idealfall in Form von Einkristallen [7,8] . Die Festkörper befinden sich dabei stets mit flüchtigen Komponenten im thermodynamischen Gleichgewicht, die zwar nur in geringen Mengen vorliegen, aber ständig aus dem Quellenraum nachgeliefert werden. Durch Variieren der Temperatur und der Edukte, insbesondere der Bodenkörper und Transportmittel lassen sich die Reaktionen soweit kontrollieren, dass bei relativ niedrigen Temperaturen auch die gewünschten ternären Produkt entstehen können. Daneben werden oft auch neue binäre Phasen im Subsolidusbereich der Zustandsdiagramme gefunden, die bei hohen Temperaturen oder aus Schmelzen nicht zu erhalten sind, oder aber es sind veränderte Phasenbreiten bei nichtstöchiometrischen Verbindungen zu beobachten. Bei Umsetzungen unter solvothermalen oder hydrothermalen Bedingungen kommen flüchtige Edukte oder Lösungsmittel als Reaktionspartner oberhalb der Siede- oder Sublimationstemperaturen zum Einsatz, oft auch weit oberhalb der kritischen Temperatur in geschlossenen Systemen. Durch das Erhitzen eines liquiden Reaktionsmediums werden im Reaktionsraum bei einem hohen Innendruck veränderte Gleichgewichtsbedingungen erzeugt. Bei Hydrothermalsynthesen kommen wässrige Lösungen, bei sovothermalen Verfahren Lösungsmittel und Gase zum Einsatz [9] . Im Arbeitskreis Thiele wurden in den letzten Jahren entsprechende Verfahren zur Hochdruckhalogenierung von Metallen in geschlossenen Glasampullen entwickelt, wobei auch thermisch labile Halogenide [19, 31, 22] erhalten wurden. Eine bekannte großtechnische Anwendung der Hydrothermalsynthese ist die Züchtung von Quarzkristallen [10] . Die präparative Hydrothermalsynthese im Labormaßstab wurde Anfang der 70er Jahre von Rabenau und Rau [11-13] durch die Entwicklung einer experimentell einfachen Technik so optimiert, dass es möglich wurde, wässrige Halogenwasserstoffsäuren als Reaktionsmedium einzusetzen. Auf diesem Weg wurden die ternären Verbindungen AuTeI [14] und CuTeI [15] synthetisiert. Die vorliegende Dissertation baute auf früheren Arbeiten im Arbeitskreis auf, bei denen mit hydrothermalen Verfahren in wässriger I2/ HI-Lösung Platinmetalle mit Chalkogenen, insbesondere Tellur und Selen, umgesetzt wurden. Von M. Degner wurden dabei erstmals Einkristalle von Palladium(III)-tellurid-iodid, PdTeI synthetisiert, des ersten Vertreters der gewünschten ternären Verbindungsklasse [16, 17] 4 mit einem Platinmetall. Bei den Variationen der Reaktionsparameter zur Kristallzüchtung beobachtete M. Degner, dass sowohl bekannte Verbindungen im Bereich der binären Randphasen (z. B. ß-PdI2 und Telluriodide) als auch weitere ternäre Verbindungen anfielen, letztere aber nur in polykristalliner Form. So wurden geringe Mengen einer neuen Verbindung isoliert, für welche die Zusammensetzung „Pd3Te2I4“ angegeben wurde. Obwohl einzelne Proben phasenrein erschienen, konnte auch bei folgenden Arbeiten von Wochner und Neininger [19, 20] die Struktur nicht aufgeklärt werden. Auch die Versuche mit Gasphasentransport lieferten Hinweise, dass sich ternäre hygroskopischen Phasen gebildet Telluriodiden, verhinderten. K. Wittmann [18] hatten, welche die allerdings in weitergehende und H. Wochner [19] Verbindung mit Charakterisierung führten die hydrothermalen Syntheseversuche mit Platinmetallen weiter und untersuchten vor allem den Einfluß des Reaktionsdrucks auf die Syntheseprodukte. Im Falle der Telluriodide von Pd und Pt blieben die Arbeiten zunächst ohne Erfolg, jedoch konnte K. Neininger [20] später aus dem Material von H. Wochner Kristalle einer iodreichen Phase, PdTeI2, isolieren und eine Strukturlösung erreichen. Neininger führte aber selbst keine Umsetzungen unter hydrothermalen Bedingungen durch, sondern beschränkte seine präparativen Arbeiten auf solvothermale Umsetzungen mit aprotischen Lösungsmitteln, wobei der präparative Schwerpunkt bei Arbeiten mit Brom lag. Bei den eigenen experimentellen Arbeiten wurde an die Dissertation von M. Degner angeknüpft und nach weiteren Phasen in dem System Palladium-Tellur-Iod gesucht, indem bei Umsetzungen unter hydrothermalen Bedingungen die zahlreichen Reaktionsparameter (Edukte, Eduktverhältnisse, Reaktionstemperatur, Druckverhältnisse, Reaktionszeiten) systematisch variiert wurden, um die Einflüsse auf die Bildung von Bodenkörpern zu studieren. Bei den Versuchen fielen jeweils Gemische von Festkörpern an, die neben Resten von Edukten binäre als auch ternäre Verbindungen enthielten, aber zunächst nur in polykristalliner Form. In weiteren Schritten wurde dann versucht, die Synthesemethode soweit zu optimieren, dass phasenreine Präparate oder Einkristalle entstanden. Ein weiteren Schwerpunkt der eigenen Arbeiten betraf die Züchtung von Einkristallen der bereits von M. Degner beschriebenen Verbindung PdTeI, um das Leitfähigkeitsverhalten zu untersuchen. [21] experimentell 5 Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit der Gruppe von H. Whangbo (North Carolina University, Rayleigh) waren Bandstrukturrechnungen durchgeführt worden, aus denen auf ein extrem eindimensionales Leitfähigkeitsverhalten geschlossen wurde [21] . Um die Verhältnisse experimentell zu klären, sollte eine reproduzierbare Kontaktierungsmethode für die Kristalle entwickelt werden, die temperaturabhängige Leitfähigkeitsmessungen mit der vorhandenen Einrichtung ermöglichen. Daneben sollten weitere Synthesemethoden daraufhin getestet werden, ob von Palladium oder auch von weiteren Platinmetallen Telluridhalogenide zu erhalten sind. Die systematischen Untersuchungen von Schäfer [23-26] und Rabenau [28] haben gezeigt, dass alle Platinmetalle bei Gegenwart von Chlor chemisch transportiert werden können und demnach flüchtige Chloride bilden, die auch als Edukte für Synthesen über den Gasphasentransport verwendbar sein sollten [27] . Ausgewählt wurde das System Rhodium-Tellur-Chlor, weil bereits vom binären Randsystem Rhodium-Tellur neben Verbindungen mit definierter Stöchiometrie auch interessante Phasen mit ausgeprägten Phasenbreiten bekannt sind. Die Verhältnisse wurden zwar theoretisch eingehend diskutiert [30] , aber die Präparate sind bisher nur anhand von Röntgenpulverdiagrammen [29] charakterisiert worden. Erste Transportversuche in dem System Rhodium-Tellur-Chlor zeigten ermutigende Ergebnisse, die eine weitere präparative Bearbeitung lohnend erscheinen ließen. Es wurden deshalb die Einflüsse der Reaktionsparameter Temperatur und Eduktzusammensetzung auf die Bildung ternärer Phasen und auch einkristalliner binärer Telluride untersucht und die entstandenen Produkte strukturell charakterisiert. 7 2 Über das System Palladium-Tellur-Iod 2.1 Literaturüberblick und eigene Untersuchungen 2.1.1 Überlegungen zur Auswahl der Synthesemethoden Bei Planungen konnte auf die Erfahrungen im Arbeitskreis zurückgegriffen werden, die in mehreren Doktorarbeiten über Verbindungen von Platinmetallen gesammelt wurde. Weiter konnten den Überlegungen zur Auswahl von Synthesemethoden für die Eigenschaften der gesuchten ternären Verbindungen im System Palladium-Tellur-Iod die von PdTeI und den binären Palladiumtelluriden und -iodiden bekannten Verhältnisse zu Grunde gelegt werden. Es sollte sich um typische Festkörper mit polymeren Strukturen handeln, die nicht unzersetzt in Schmelze oder in Lösung gebracht werden können. Kristallzüchtungen aus der Schmelze oder durch Umkristallisieren aus unpolaren Lösungsmitteln kamen nicht in Betracht. Damit waren aber auch die Möglichkeiten für eine nachträgliche Reinigung der Produkte eingeschränkt und die ausgewählten Synthesemethoden mussten entweder die Bildung von einphasigen, chemisch reinen Produkten gewährleisten oder aber zumindest Einkristalle liefern, die dann unter dem Mikroskop ausgelesen und strukturanalytisch charakterisiert werden konnten. Es war davon auszugehen, dass zunächst bei der Erprobung von Reaktionswegen nur geringe Mengen einer neuen Verbindung im Gemisch mit anderen Phasen entstehen, nach der durch röntgenographische Phasenanalysen zu suchen war, in der Hoffnung, anschließend durch zeitraubende systematische Variationen der Reaktionsparameter die Bedingungen für saubere und kristalline Produkte zu erhalten. Als Grundlage für diese generelle Vorgehensweise wurden verschiedene Syntheseverfahren unter Berücksichtigung der bekannten Bildungswege für Halogenide, Chalkogenide und Chalkogenidhalogenide der Platinmetalle kritisch gesichtet. Die Bildungsbedingungen, die Eigenschaften und der strukturelle Aufbau der binären Phasen sind im folgendem Abschnitt zusammengestellt, soweit sie die Grundlage für alle Planungen der präparativen Arbeiten im Rahmen der Doktorarbeit bildeten. 8 Generell standen bei den Überlegungen die Synthesemethoden im Vordergrund, welche Umsetzungen bei niedrigen Reaktionstemperaturen ermöglichen, also insbesondere Reaktionen unter Beteiligung flüssiger Phasen und mit Abscheidungen aus der Gasphase. Als Edukte kamen neben den elementaren Formen von Palladium, Tellur und Iod auch verschiedene Telluriodide und Palladiumiodid in Betracht. Nur bei höheren Temperaturen sind die Elemente Tellur und Iod stets auch als gasförmige Spezies im Gleichgewicht mit Telluriodiden vorhanden, aber bei den Synthesen mussten diese flüchtigen Komponenten im Überschuss zugefügt werden, auch bei den für die Bildung einer ternären Phase notwendigen niedrigen Temperaturen. Damit war stets mit einem Überdruck im Reaktionsgefäß zu rechnen, das durch geeignete Maßnahmen vor dem Zerplatzen bewahrt werden musste. 2.1.2 Thermische Verfahren / Festkörperreaktionen Wie bereits ausgeführt, kamen klassische Festkörperreaktionen ohne Beteiligung flüchtiger Phasen als Syntheseverfahren für ternäre Verbindungen eigentlich nicht in Betracht, denn bei den Reaktionspartnern Iod und Tellur ist der Stofftransport im Festkörper bzw. durch Diffusion zwischen den Körnern des heterogenen Gemisches sicher gehemmt und die Reaktionsgeschwindigkeit müsste verschwindend gering sein. Die zur Aktivierung erforderlichen Temperaturen liegen weit oberhalb der Existenzgebiete von ternären Phasen bei ca. 300°C, wo aber auch bereits flüssige oder gasförmige Komponenten vorhanden sind, die den Reaktionsverlauf bestimmen. Andererseits war bei den Planungen zu bedenken, dass die Phasenverhältnisse im tellurreichen Bereich des Systems Tellur-Iod sehr komplex sind (siehe Kap. 2.1.6.3), und beim Einsatz binärer Telluriodide bereits bei niedrigen Temperaturen im Subsolidusbereich konnten. Es Zersetzungsreaktionen wurden deshalb und zusätzlich Phasentransformationen thermoanalytische ablaufen Untersuchungen (DTA/DSC) der verschiedenen Edukte durchgeführt, um zu den für die röntgenographische Phasenanalyse notwendigen Informationen zu gelangen. 9 Die als Edukt eingesetzte β-Modifikation des Palladiumiodids wandelt sich erst bei ca. 500°C in die bei Raumtemperatur nur metastabile α-Form um [44]. Die verschiedenen Palladiumtelluride sind zwar thermisch wesentlich stabiler und kaum reaktiv, aber bei erhöhten Temperaturen bilden sich mit und auch ohne Beteiligung der Schmelze Defektphasen aus, die mit einer tellurhaltigen Gasphase im Gleichgewicht stehen (siehe Phasendiagramm Palladium-Tellur, Kapitel 2.1.6.1): PdTen (fest) ↔ PdTen-x(fest) + Tex (gasf.) (1) 2.1.3 Arbeiten mit Schmelzlösungen Den Informationen über das Zustandsdiagramm des Systems Tellur-Iod (Abb. 1, siehe auch Kap. 2.1.6.3 ) war zu entnehmen, dass für Synthesen auch die Reaktionspartner (Tellur, Iod oder Telluriodide) als Schmelzmedium eingesetzt werden konnten. Auf die Verwendung fremden von system- Schmelzlösungsmitteln (flux) konnte deshalb verzichtet werden, auch weil damit zu rechnen war, dass insbesondere alle mit Salzschmelzen den reagieren. irreversibel Reaktionspartnern Je nach Zusam- mensetzung sind als Schmelzpunkte von Tellur-Iod-Gemischen Temperaturen zwischen und ca. 450oC zu erwarten. 175oC Abb. 1: Das Phasendiagramm Te/I. 10 Wegen der hohen Sublimationsfähigkeit des Iods und der Flüchtigkeit der Telluriodide musste im geschlossenen System gearbeitet werden. Die komplizierten Verhältnisse im Dreistoffsystem Pd-Te-I machten es schwierig, bei den Syntheseplanungen zwischen Schmelzlösung und Bodenkörper zu unterscheiden. Ohne Berücksichtigung von Palladium führt die Zugabe von elementarem Tellur zu einer Iodschmelze zur Bildung von TeI4 (80 Atom-% Iod, siehe Phasen-diagramm Te-I, Abb. 1), das in reiner Form bei 280oC kongruent schmilzt. Die TeI4-Schmelze nimmt weiter Te auf, bis zu einem Eutektikum mit ca. 58 Atom-% Iod, das bei 178oC schmilzt. Aus der eutektischen Schmelze scheidet sich neben TeI4 noch α-TeI aus. Diese Phase mit 50 Atom-% Te ist aber nur bis 185oC stabil und bildet ein Peritektikum. α-TeI schmilzt inkonkruent unter Abscheidung von Tellur zu einer Schmelze, die im wesentlichen aus TeI4 besteht. Mit größerem TeGehalt steigen die Schmelztemperaturen bis auf 453oC an, dem Schmelzpunkt von Tellur. Die Schmelzen stehen im Gleichgewicht mit flüchtigen Telluriodiden. Basierend auf den flüchtigen Spezies wurden eigene Versuche durchgeführt, die in Kap. 2.2.6 erläutert werden. Auf der Basis des Zustandsdiagramms wurden im Rahmen der vorliegenden Dissertation zahlreiche Präparationsversuche unternommen, bei denen sich jedoch keine Hinweise auf die Bildung ternärer Verbindungen ergaben. Es wurden bevorzugt nur binäre Palladiumtelluride gebildet, gleich ob elementares Palladium mit Te-reichen Schmelzen oder auch β-PdI2 in TeI4/Te-Schmelzen umgesetzt wurde. Die Reaktionen verliefen sehr langsam, vollständige Umsetzungen und einheitliche Produkte wurden erst bei Temperaturen oberhalb etwa 300oC erreicht. Wurden andererseits Palladiumtelluride in einer I2-Schmelze erhitzt, so blieben diese Edukte unverändert. Beim Einsatz der leichteren Homologen S/Se und Cl/Br an Stelle der Schmelzen von Telluriodiden ist ein völlig anderes reaktives Verhalten zu beobachten, denn dort führen Umsetzungen von Platinmetallen mit Chalkogenen und Halogenen unter solvothermalen Bedingungen bei niedrigen Temperaturen zu ternären Verbindungen (siehe Kapitel 2.1.6.4). Die im Überschuss verwendeten elektronegativen Edukte setzen sich dabei ebenfalls zu Chalkogenhalogeniden (SxCl2, SexCl2) um, zusätzlich werden die Metalle von Halogenen angegriffen. 11 Die dabei an den Metalloberflächen gebildeten Platinmetallhalogenide reagieren als Lewissäuren und nehmen unter Bildung von ternären Verbindungen Chalkogenhalogenide oder auch Chalkogene als Liganden auf. So konnten im Falle von Palladium die Verbindungen (PdSCl)n, PdCl2Se6, PdSe2Br6 und PdTe2Br6 (siehe Kap. 2.1.6.4) isoliert werden. Die Chalkogenhalogenide fungieren dabei zunächst als als Halogenierungsmittel, dann als Quelle für Donorliganden, und schließlich noch als unpolares, aprotisches Lösungsmittel, aus dem bevorzugt molekulare Verbindungen kristallisieren können. Diese Art der Umsetzung von Edukten in einem geschlossenen System bei Temperaturen oberhalb des Siedepunktes des Lösungsmittels stellt damit einen interessanten Spezialfall einer Solvothermalsynthese dar. Für die Synthese der molekular aufgebauten, thermodynamisch instabilen Komplexe von Platinmetallhalogeniden mit Chalkogenidliganden können prinzipiell als weitere Reaktionsmedien auch halogenierte Kohlenwasserstoffe wie CCl4 eingesetzt werden, aber die Produkte sind sehr hygroskopisch und spalten leicht die Liganden ab, so dass durch Nebenreaktionen unübersichtlichen Produktmischungen gebildet werden. 2.1.4. Hydrothermalsynthesen Während Metallgefäße bei Umsetzungen unter Beteiligung von Halogenen oder Halogenwasserstoffsäuren in polarem, wässrigen Medium unter hohem Druck („kritische Bedingungen“) und Temperaturen bis 500°C zerstört werden, können nach Rabenau und Rau [11-13] (siehe auch Kap. 2.2.2.1) Quarzampullen verwendet werden, wenn die hohen Ampulleninnendrücke (bis zu 1 kbar) durch einen höheren äußerer Gegendruck kompensiert werden. Hierzu werden die Ampullen in einem Autoklaven erhitzt, der mit einer entsprechenden Menge an CO2 befüllt wird. Das Verfahren kann sowohl für direkte Hochdruckhalogenierungen ohne zusätzliche Lösungsmittel eingesetzt werden, aber auch für Umsetzungen in polaren Lösungmitteln. Beispiele für Hochdruckbromierungen sind die Osmiumbromide und die von D. Honert von [31] H. Wochner [19] hergestellten synthetisierten extrem hygroskopischen Tetrabromoferrate(III) mit einwertigen Alkalimetallen. Zahlreiche Beispiele für Umsetzungen mit wässrigen Lösungen wurden bereits von Rabenau und Rau beschrieben; [9, 12-15] 12 im Arbeitskreis wurden auf diesem Wege auch Halogenide, Chalkogenide und Chalkogenidhalogenide von Platinmetallen hergestellt. Bei Halogenierungen dienen die Lösungen zusätzlich als Reaktionsvermittler, weil Deckschichten von schwerlöslichen Halogeniden durch Komplexierung in Lösung gebracht werden. Der Druck in den Ampullen kann durch den Füllungsgrad so eingestellt werden, dass durch die hohen Drücke des wässrigen Mediums Umsetzungen schon bei niedrigen Reaktionstemperaturen ab 120°C ablaufen. Ein Problem ist dabei, dass durch das Arbeiten in Ampullen im Autoklaven die Reaktionsbedingungen nur sehr schlecht zu steuern sind. Wenn sich bei präparativen Arbeiten mit fortlaufender Umsetzung die Reaktionsbedingungen stark ändern, sind diese nur grob abzuschätzen, aber keinesfalls theoretisch berechenbar. Damit müssen die Einflüsse der einzelnen Reaktionsparameter auf die Produktbildung durch präparative Untersuchungen erarbeitet werden, wie z.B. der durch den Füllungsgrad geregelte Druck, die Temperaturführung beim Aufheizen und Abkühlen, die Wahl der Edukte und das eingesetzte Eduktverhältnis. Das brachte für die Arbeiten einen hohen Zeitaufwand mit sich, da die Reaktionen teilweise mehrere Wochen Reaktionszeit benötigten und die Reaktionen nicht visuell, sondern nur durch die Charakterisierung der Produkte verfolgt werden können. Im System Tellur-Iod wurden von Rabenau, Rau und Kniep [53-55, 57] mehrere Phasen auf hydrothermalem Weg synthetisiert (siehe Kap. 2.1.6.3), aber auch die Verbindung β-PdI2 konnte durch Einsatz der Elemente in 57% HI in einkristalliner Form hergestellt werden. Auf die Ergebnisse von früheren und eigenen Versuchen im System Pd-Te-I, die unter anderem zur Herstellung von PdTeI führten, wird in den Kapiteln 2.2.2-2.2.5 weiter eingegangen. 2.1.5 Abscheidungen aus der Gasphase / Chemischer Transport Bei Festkörperreaktionen mit Gasphasenbeteiligung werden die zu synthetisierenden Verbindungen entweder direkt durch Sublimation oder über instabile, flüchtige Verbindungen (Transportreaktionen) gebildet. Nachdem bei den thermisch instabilen Chalkogenidhalogeniden die Sublimation ausschied, 13 musste überlegt werden, wie die Edukte bei moderaten Temperaturen in die Gasphase überführt werden können. Sie sollten in einem Quellenraum gebildet und durch temperaturinduzierte Diffusion in den Reaktionsraum (Senkenraum) überführt werden, wo sie entweder mit anderen gasförmigen Reaktionsteilnehmern das gewünschte Produkt bilden, das sich als Bodenkörper niederschlägt, oder aber durch Reagieren mit einem schon vorhandenen Bodenkörper (CVD-Verfahren: Chemical Vapour Deposition). Inzwischen stehen auch Programmsysteme zur Verfügung, um die bei Gasphasenreaktionen existierenden temperaturabhängigen Gleichgewichte zu berechnen [31, 32] . Der entscheidende Punkt bei der Planung von CVD-Verfahren für Präparationen war, wie die Reaktionspartner in die Gasphase gebracht werden können, wofür in erster Linie Halogenide in Betracht kommen. In den beiden Teilsystemen Palladium-Iod und Tellur-Iod existieren jeweils transportfähige Spezies: β-PdI2 wurde im Temperaturgradienten 650°C → 550°C von Holle [34] aus den Elementen synthetisiert. Der Aufbau der flüchtigen Moleküle ist zwar noch nicht geklärt, aber vermutlich bilden sie oligomere Pd6I12-Moleküle aus, ähnlich wie vom Chlorid bekannt [23-26] . Dampfdruckmessungen zeigten über einer Te/I-Schmelze im Gasraum bei 500°C nach Oppermann [52] sowohl die Elemente Teg und I2,g als auch die binären Verbindungen TeI, TeI2 und TeI4. Prinzipiell sollte es deshalb möglich zu sein, ternäre Phasen über chemischen Transport zu synthetisieren. Für den Reaktionsverlauf boten sich mehrere Varianten an: a) Als feste Edukte werden Palladium und Tellur eingesetzt. Diese müssten zunächst mit einem Überschuss an Iod in Iodide überführt und so bei höheren Temperaturen in die Gasphase gebracht werden, z.B. als PdI2 und als Telluriodide, damit sie dann bei niedrigen Temperaturen in einer Gasphasenreaktion das gewünschte Produkt bilden können. b) Eine Komponente, hier bevorzugt Tellur, wird in ein flüchtiges Iodid überführt und reagiert aus der Gasphase mit dem Bodenkörper Palladium oder einer Palladiumverbindung. Das Problem ist bei beiden Reaktionswegen dabei, dass niedrige Reaktionstemperaturen erforderlich sind, um der thermischen Zersetzung der ternären Phasen zu entgehen. 14 2.1.6 Das Dreistoffsystem Palladium-Tellur-Iod 2.1.6.1 Palladiumtelluride Das binäre Teilsystem Palladium-Tellur wurde im Zeitraum zwischen 1956 und 1990 mehrfach unter Verwendung moderner pulverdiffraktometrischer Methoden untersucht [35 - 41] thermoanalytischer und . Trotzdem blieben insbesondere in den Bereichen der metallreichen Phasen PdxTe (mit x > 1) und zwischen den Zusammensetzungen PdTe und PdTe2 noch Probleme mit Phasenbreiten und Strukturen von Ordnungsvarianten ungeklärt. Einen Überblick vermittelt das in Abb. 2 wiedergegebene Zustandsdiagramm des Systems Pd-Te aus Literatur [40, 41]. Abb. 2: Das Phasendiagramm Palladium-Tellur [40, 41]. Bei den aus der Literatur bekannten Arbeiten wurden die verschiedenen Palladiumtelluride meist durch Festkörperreaktionen aus den Elementen erhalten und fielen als polykristalline Reguli an. 15 Die Gesamtzusammensetzungen entsprachen den Einwaagen, aber wie aus dem Phasendiagramm ersichtlich ist, hängen die Anteile der erhaltenen Verbindungen auch von den thermischen Nachbehandlungen ab, bestimmt nicht nur von der Thermodynamik, sondern auch von der Reaktivität der primär entstehenden Verbindungen. Im metallreichen Teil treten mehrere Phasen auf, die erst durch peritektische Reaktionen oder durch den Zerfall von Intermediaten gebildet werden. Es fallen deshalb Gemische aus miteinander verwachsenen Mikrokristallen an. Um homogene Proben der bei Raumtemperatur thermodynamisch stabilen Phasen zu erhalten, wurden diese wochenlang unterhalb der Zersetzungstemperatur getempert. Es ist inzwischen bekannt, dass die Valenzelektronenkonzentration, also das Verhältnis aus der Summe der Valenzelektronen zur Zahl der Atomrümpfe für die Ausbildung von Strukturen im System Palladium-Tellur eine große Rolle spielt. Es hat wohl entscheidenden Einfluss auf die Zusammensetzungen und Bindungstypen, auch wenn viele Details noch ungeklärt sind. Die Angaben bezüglich der Zusammensetzungen vergleichbarer Proben weichen teilweise beträchtlich voneinander ab, weil sie oft nur auf den idealen Strukturtyp bezogen sind und Phasenbreiten nicht berücksichtigen. Der Aufbau wird von bekannten Strukturtypen abgeleitet, z.B. den Aristotypen der innenzentrierten Metallstruktur des W, bzw. der Legierungen vom CsCl-Typ und der NiAs- und CdI2-Struktur, aber Abweichungen von der idealen Zusammensetzung bedingen eine hohe Zahl von Defekten, die in den Realstrukturen zu Ordnungsphänomenen führen müssen. Die Nichtstöchiometrie wird einmal mit erheblichen Unterbesetzungen von Punktlagen beschrieben, zum anderen durch Verwendung von Splitpositionen, die gemeinsam mit Pd- und Te-Atomen besetzt sind. In beiden Fällen sind bei größeren Defektkonzentrationen Ordnungsphänomene mit Verschiebungen von Atomen aus den idealen Positionen zu erwarten, durch Relaxierungen der Strukturen. Unklarheiten bestehen, weil die Strukturen nur auf der Basis von Pulvermethoden gelöst werden konnten (siehe oben). Im folgenden tabellarischen Überblick sind deshalb die Literaturangaben zusammen mit den Gitterkonstanten und Strukturtypen aufgelistet. 16 Mol% Summen- Strukturtyp Gitterkonstanten und Raumgruppe Te formel 19 Pd17Te4 Ordnungsvariante des Überstrukturzelle: Fd3c, a = 12.674 Å, Oder kubischen W-Typs Pd4Te 25.9 [35] bzw. I-zentrierte kubische Subzelle, mit a = 3.168 Å [41]: Pd20Te7 Pd20Sb7 Rhomboedrisch; früher hexagonale Indizierung aus Pulverdaten; Pd3Te [35] Variante des W-Typs a = 11.734 Å, c = 11.021 Å [42] mit geordneten Vakanzen 27.3 Pd8Te3 nicht bekannt Orthorhombisch; Indizierung aus Pulverdaten; a = 12.843Å, b = 15.126 Å, c = 11.304 Å [41, 45] 30.8 Pd9Te4 Ordnungsvariante des Monoklin; Struktur aus Pulverdaten; früher kubischen W-Typs c = 8.839 Å, β = 91.97° [41, 44] Pd2Te [35] 33.33 Pd7Te3 a = 7.458 Å, b = 13.938 Å, Ordnungsvariante des Monoklin, enge strukturelle kubischen W-Typs Verwandtschaft zu Pd9Te4, Indizierung und Verfeinerung des Pulverdiagramms auf der Basis der Gitterkonstanten von Pd9Te4 a = 7.444 Å, b = 13.918 Å, c = 8.873 Å, β = 92.46°[41] 17 40 Rh3Te2 [46] Pd3Te2 Orthorhombisch, RG Amam, a = 7.900 Å, b = 12.687 Å, c = 3.858 Å [45] 50 NiAs [47] PdTe RG P63/mmc, a = 4.127 Å, c = 5.663 Å [35, 38] 66.66 PdTe2 CdI2 RG P 3 m1, a = 4.024 Å, c = 5.113 Å [37, 48-51] Tabelle 1: Näher charakterisierte Palladium-Tellur-Verbindungen. Die Verbindung Pd3Te2 [45] bildet auf der palladiumreichen Seite eine interessante dreidimen- PdII sionale Struktur, die auf TeI einer Variante des NiS-Typs basiert. Sie kristallisiert isotyp zum Rh3Te2 [46] PdI ; der Aufbau wird durch eine TeII Elementarzelle mit orthorhombischer Symmetrie be- Abb. 3: Elementarzelle von Pd3Te2. schrieben (siehe Tabelle 1), die jeweils zwei kristallographisch verschiedene Palladium- und Telluratome enthält. Die Telluratome bilden eine quasihexagonale Anordnung, in welche die Pd-Atome eingelagert sind (Abb. 3). Eines der Telluratome (TeI) ist in Form eines TePd8Polyeders umgeben, für TeII und die beiden Pd-Atome ergeben sich jeweils verzerrte Polyeder mit 5 bis 9 Pd- und Te-Nachbarn. Diese Polyeder bilden ein Raumnetz, das offensichtlich einen energetisch günstigen Bindungstyp darstellt, denn entsprechender Aufbau wird auch bei anderen Übergangsmetalltelluriden gefunden. ein 18 In Bezug auf die vorliegende Arbeit war besonders die tellurreiche Seite PdTex (x = 0 - 1) des Systems interessant, die von den beiden Dystektika PdTe und PdTe2 und der Randphase Te bestimmt wird. Einheitliche Proben mit ungefähr den angegebenen Zusammensetzungen bilden sich beim Zusammenschmelzen entsprechender Mengen der feinverteilten Elemente bei Reaktionstemperaturen anschließendem Tempern des Schmelzkuchens bei 700°C kristallisieren hexagonal im NiAs-Typ [47] , sie [48] waren um 800°C und . Die PdTe-Proben bisher nur durch Pulvermethoden untersucht worden. Es zeigte sich im Bereich x = 0 - 0.8 bei Raumtemperatur eine Korrelation des Tellurgehalts und der hexagonalen Gitterkonstanten: Mit zunehmendem Telluranteil beobachtet man eine Abnahme der Gitterkonstanten. Bei den Phasen handelt es sich um metallisch leitende Proben, was für im NiAs-Gitter kristallisierende Verbindungen ungewöhnlich ist. Im Laufe der vorliegenden Arbeit wurden erstmals Einkristalle durch Transportreaktion erhalten, womit die Strukturparameter genauer bestimmt werden konnten. Die Beschreibung und Diskussion der Struktur erfolgt in Kapitel 2.3. Phasen mit der ungefähren Zusammensetzung des Palladiumditellurids PdTe2 kristallisieren im trigonalen CdI2-Typ, bei dem ähnlich wie beim PdTe die Telluratome nach dem Motiv einer hexagonal dichtesten Kugelpackung angeordnet sind. Die Palladiumatome besetzen aber nur die Hälfte der Oktaederlücken, und zwar derart, dass Pd jede zweite Schicht vollständig leer bleibt (Abb. 4). Kürzlich konnten Te Einkristalle dieser Verbindung durch Umsetzung von PdCl2 mit Te bei einer Temperatur von 500°C erhalten werden [50] Abb. 4: Schichtstruktur von PdTe2 im CdI2-Typ. , so dass die Strukturparameter bekannt sind. Innerhalb der Schichten aus kantenverknüpften PdTe6-Oktaedern werden die PdAtome von jeweils 6 Telluratomen im Abstand von 2.692 Å koordiniert. Die oktaedrische Anordnung entspricht den Erwartungen für PdIV mit einer 19 4d6-low-spin-Konfiguration, aber die Bindungswinkel Te-Pd-Te weichen mit 83.3° bzw. 96.7° beträchtlich von 90° ab. Außerdem ist das c/a-Verhältnis mit 1.27 ungewöhnlich klein, was auf stärkere Tellur-Tellur-Wechselwirkungen zwischen den Schichten zurückgeführt wird. Die Te-Te-Abstände zwischen den Schichten nähern sich mit 3.3 Å denjenigen von Te22--Anionen (ca. 2.7 Å); sie sind signifikant kürzer als die Abstände innerhalb der Schichten mit 4.02 Å. Für die Telluratome resultiert damit eine (3+3) - Umgebung in Form eines verzerrten Oktaeders aus jeweils 3 PdAtomen im Abstand von 2.69 Å und jeweils 3 Telluratomen im Abstand von 3.33 Å. Durch diese dreidimensionale Vernetzung wird auch der Habitus der Kristalle bestimmt, die nicht als Blättchen, sondern in Form von kompakten Säulen mit hexagonalen Begrenzungsflächen anfallen. Die PdTe2-Phasen sind ebenfalls metallisch leitend, bei tiefen Temperaturen gehen sie in den supraleitenden Zustand über [48]. 20 2.1.6.2 Palladiumiodide Im System Palladium-Iod ist nur eine Verbindung der Zusam- mensetzung PdI2 bekannt, die drei Modifikationen ausbildet, die als α-, β- und γ - PdI2 [52] bezeichnet Pd werden. Die HochtemperaturmodifiI [010] kation ist das orthorhombische αPdI2 (RG Pnmn, a = 6.69 Å, b = [100] 8.00 Å und c = 3.80 Å), das durch Abb. 5: Planare Pd-I-Ketten in α-PdI2. Umsetzung der Elemente bei einer Reaktionstemperatur oberhalb von 600°C entsteht. In Form gut ausgebildeter Einkristalle wurde es durch chemischen Gasphasentransport aus den Elementen mit dem Transportmittel AlCl3 im Temperaturgefälle 600°C → 500°C hergestellt. Eine als γ-Modifikation bekannte Form des PdI2 entsteht als feinkristallines, nahezu röntgenamorphes Pulver durch Fällung von PdII mit I--Anionen aus wässriger H2PdCl4-Lösung bei Raumtemperatur. Beim von Erhitzen γ-PdI2 verdünnter Lösung in HI- wandelt sich diese Form [52] in ab ca. 140°C die β-Phase um. Die α-Phase Pd d I [100] ist wahrscheinlich bei Raumtem- peratur nur metastabil, aber eine Abb. 6: Gewellte Schichten aus Pd6I6-Zwölfringen in β-PdI2. 21 direkte Umwandlung beim Abkühlen war nicht zu beobachten. Auch die ß-Form wandelt sich nicht direkt in die α-Phase um, sondern nur indirekt über die Gasphase. Für das ternäre System Pd-Te-I ist β-PdI2 die wichtigste binäre Randphase, da sie sich unter hydrothermalen Bedingungen relativ leicht bildet [52] . β-PdI2, das monoklin mit a = 6.69 Å, b = 8.6 Å, c = 6.87 Å und β = 103.5° in der Raumgruppe P21/c kristallisiert, bildet normalerweise schwarze Plättchen aus, die im Durchlicht rot erscheinen, und in einem Winkel von 103° miteinander verwachsen sind [52]. In der Kristallstruktur (siehe Abb. 6) ist das zweiwertige Palladium (d8) planar von vier Iodatomen umgeben (Pd-I-Abstände 2.61 Å und 2.62 Å). Jeweils zwei der PdI4Einheiten sind über eine gemeinsame Kante zu ebenen Pd2I6-Baueinheiten verknüpft, die wiederum über vier Ecken mit Iod-Atomen mit vier anderen Pd2I6-Baueinheiten verbunden sind. So entstehen Schichten aus gewellten Pd6I6-Zwölfringen, die parallel zur (100)-Ebene verlaufen. Jedes Pd-Atom steht im Kontakt mit zwei weiteren IodAtomen aus benachbarten Schichten, wodurch ein extrem (4+2)-verzerrtes Oktaeder resultiert (Pd-Iod-Abstände 3.29 Å und 3.49 Å). Bei den eigenen Arbeiten bereitete der Nachweis von PdI2-Anteilen in Proben erhebliche Probleme, woraus sich wiederum Unsicherheiten bei den Zusammensetzungen ergaben. Einmal wegen der instabilen, röntgenamorphen γForm, aber auch wegen des wenig charakteristischen, linienreichen Pulverdiagramms von ß-PdI2. Die Profile der Reflexe waren in Abhängigkeit vom Syntheseverfahren und von der Präparation zur Aufnahme der Beugungsdiagramme sehr unterschiedlich. Bezüglich der Intensitäten differieren die Messungen erheblich, auch beim Vergleich mit dem aus den Strukturdaten berechneten Pulverdiagramm. Dieser Effekt, der in Abbildung 7 sichtbar wird, beruht in erster Linie auf den bei Schichtverbindungen geläufigen Textureffekten, denn die plättchenförmigen Kristalle ordnen sich beim Verreiben parallel. Wegen der Vorzugsrichtung stehen die dazugehörigen Netzebenen häufiger in Reflexionsstellung und die zugehörigen Reflexe weisen bei der Messung eine höhere Intensität auf. Durch die Anwesenheit weiterer Phasen wird der Textureffekt extrem beeinflußt, im Vergleich zu reinen Proben werden einzelne 22 Reflexe scheinbar verstärkt, was die Charakterisierung von Produktgemischen erschwert. Es handelt sich bei den gemessenen Proben um Flachpräparate, die mit CuKαStrahlung im Transmissionsmodus gemessen wurden. Die Proben wurden normalerweise dazu ohne weitere Zusätze vermörsert und auf Tesafilm aufgebracht. Abbildung 7 zeigt außerdem ein Pulverdiagramm einer Probe, die mit etwas Quarzzusatz vermörsert wurde. Es wurde für die Auswertung standardmäßig eine Untergrundkorrektur durchgeführt und die Charakterisierung der Phase wurde anhand der stärksten Reflexe durchgeführt. 23 100.0 Aus den Kristalldaten berechnetes Pulverdiagramm von β-PdI2. 90.0 Relative Intensity (%) 80.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 100.0 Röntgen-Pulverdiagramm einer einheitlichen Probe von β-PdI2 aus den Elementen synthetisiert. Relative Intensity (%) 80.0 60.0 40.0 20.0 0.0 10.0 100.0 20.0 30.0 40.0 50.0 70.0 2Theta Röntgen-Pulverdiagramm einer einheitlichen Probe von β-PdI2, die mit Quarz vermörsert wurde. 90.0 80.0 Relative Intensity (%) 60.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 100.0 Röntgen-Pulverdiagramm eines Produktgemisches Produkt 10 (siehe Kap. 5.2.4), Hauptphase ist die kubische Phase (vgl. Kap. 2.2.4) mit Gehalt an β-PdI2. Die drei stärksten Reflexe von β-PdI2 sind mit * markiert. Relative Intensity (%) 80.0 60.0 40.0 20.0 ** 0.0 10.0 * 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 2Theta Abb. 7: Der Vergleich von gemessenen und theoretisch berechneten Pulverdiagrammen von β-PdI2 zeigt texturbedingte Intensitätsschwankungen der Reflexe, in Produktgemischen wird der Effekt noch verstärkt. Durch die Vermörserung der Probe mit Quarz werden die Textureffekte etwas ausgeglichen. 24 2.1.6.3 Binäre Phasen im System Tellur-Iod Die Iod-reichste Verbindung im Zweistoffsystem Tellur-Iod ist das polymorphe TeI4, von dem 5 Formen beschrieben worden, die in der Literatur als α-, β-, γ-, δ-, und ε- TeI4 bezeichnet sind. Allein δ-TeI4 wird aber als thermodynamisch stabile Modifikation angegeben als TeI4 bezeichnet. [55] und wird in der Literatur und im Folgenden deshalb nur δ-TeI4 kristallisiert orthorhombisch (RG Pnma); die Gitterkonstanten wurden anhand aus wässriger Lösung erhaltener Einkristalle zu a = 13.635 Å, b = 16.798 Å und c = 14.624 Å [56] bestimmt. Es handelt sich um eine Molekülstruktur, die aus tetrameren Te (Te4I16)-Molekülen aufgebaut ist. Jeweils I vier TeI6-Oktaedern sind über Kanten und Flächen verknüpft (siehe Abb. 8), dies stellt eine bis dahin in der Strukturchemie unbekannte Form der Verknüpfung von MX6-Oktaedern dar. Abb. 8: Molekulare Te4I16-Einheit in TeI4. TeI4 fällt leicht bei Umsetzungen der Elemente in wässrigen Lösungen an [58] , aber auch beim Erhitzen von Tellur und Iod mit einem geringen Iodüberschuß bilden sich im Temperaturgradienten eines Zweizonenofens (250°C → 150°C) auf der kälteren Seite in Form von anthrazitfarbenen bis schwarzen, glänzenden Plättchen oder von kompakten bipyramidalen Kristallen [59] . Wird beim Erhitzen eines Gemisches der Elemente die Reaktionstemperatur erhöht, so sublimiert bei einer Temperatur von 180°C - 240°C zunächst das feste Tellurtetraiodid [59] ab (siehe Phasendiagramm Te/I, Kap. 2.1.1.2). Beim weiteren Erhitzen setzt dann ab ca. 270°C die Zersetzung von TeI4 ein, wobei neben der Rückreaktion in die Elemente auch die Bildung des gasförmigen Diiodids zu beobachten ist (Gl. 2 und 3) TeI4 → Te + 2 I2 Bildung und Zerfall (2) TeI4 → TeI2 + I2 Zerfall in Diiodid (3) 25 Diese Zersetzungsreaktionen überlagern sich, so dass zunächst Gemische der Elemente und TeI2 entstehen, bevor Te1 Te2 oberhalb von 500°C der Zerfall vollständig Te4 ist. TeI4 ist auch das Primärprodukt der thermischen Zersetzung iodotellurate M2TeI6 [60] der Te3 Hexa- , weshalb bei I2 Umsetzungen von Tellur und Iod in wässriger KI/HI-Lösung hydrothermalen I1 unter Bedingungen bei Abb. 9: Ausschnitt aus dem Molekülverband der Temperaturen um 300° als Hauptprodukt α-TeI-Struktur. TeI4 entsteht. Daneben bilden sich unter hydrothermalen Bedingungen die tellurreichen Verbindungen Te2I, α- und β-TeI. Die Strukturen dieser Phasen sind aus Ketten (s. Abb. 9) aufgebaut und lassen sich damit von der Struktur des elementaren Tellurs ableiten, das im Feststoff spiralförmige Ketten ausbildet. Es wird daher ein Reaktionsmechanismus diskutiert, der auf der Iodierung von Tellurketten in Lösung basiert [9]. Auch das Monoiodid TeI ist polymorph; die thermodynamisch stabile Phase ist die α-Modifikation [61] , die deshalb im folgenden als TeI bezeichnet wird. TeI bildet sich unter hydrothermalen Bedingungen, wenn bei einem Te:I-Verhältnis von 2.5:1 in 10 M HI und bei einer Reaktionstemperatur von 195°C gearbeitet wird [62] . Die Kristalle von TeI bilden Plättchen aus, die trikline Struktur (RG P1 oder P1; mit a = 9.958 Å, b = 7.992 Å, c = 8.212 Å und α = 103.37°, β = 90.13° und γ = 128.09° [63] ) Struktureinheiten enthält als Te4I4- Moleküle mit einem gewellten Te4-Ring, dessen Telluratome Te I2 I1 unterschiedlich koordiniert sind [65] Abb. 10: Kettenförmiges Strukturelement von β-TeI. (Abb. 9): Ein Telluratom ist quadratisch-planar von jeweils zwei Tellur- und Iodatomen 26 umgeben, weitere zwei Telluratome sind trigonal-pyramidal von zwei Tellur- und einem Iodatom umgeben und das vierte Tellur wird nur zweifach von den zwei dreifach koordinierten Telluratomen koordiniert. Eine weitere β-Form von TeI ist metastabil [61] , sie bildet sich ebenfalls unter hydrothermalen Bedingungen (Te:I 2.5:1, 10 M HI) im Temperaturgradienten (∆T 198°C/192°C) [62]. Die monokline Elementarzelle (RG C2/m, a = 15.383 Å, b = 4.182 Å, c = 11.999 Å und β = 128.09° [62]) enthält Zick-Zack-Ketten von Telluratomen, die abwechselnd quadratisch-planar und trigonal-pyramidal koordiniert werden (Abb. 10). Te2I, ein weiteres Tellursubiodid, das sich unter hydrothermalen Bedingungen bildet, fällt in Form dunkler, metallisch-glänzender Nadeln und Tafeln an, oft über den gesamten Ampullenraum verteilt. Es kristallisiert orthorhombisch (RG Pnma; mit a = 15.295 Å, b = 13.694 Å und c = 4.123 Å [66]) und enthält als Strukturelement eine Doppelkette, die man sich aus zwei miteinander verbundenen Strängen des β-TeIBauelementes gebildet denken kann. Die Verbindung ist instabil und zersetzt sich beim Mörsern zu Te und α-TeI [66]. Die Kristalle einer weitere Verbindung mit der Formel (Te2)2(I)2 zeigen eine Schichtstruktur, die man als eine Tellurphase mit einer Phasenbreite bezüglich des Iodgehaltes interpretieren kann [66] . Bei maximalem Iodgehalt kann man die Zusammensetzung Te2I postulieren, bei minimalem Iodgehalt entspricht es der Formel Te2I0.42. Die Struktur enthält ebene Tellur-Doppelschichten aus parallel zur c-Achse angeordneten Te2Hanteln. Zwischen Doppelschichten den befinden Tellursich I2- I Moleküle, die über intermolekulare Kontakte zu monomolekularen ebenen Te Schichten angeordnet sind (Abb. 11). Bei den Untersuchungen Reaktionszeiten eigenen wurde präparativen bei kurzen Abb. 11: Schichtstruktur von Te2I0.44. 27 das eingesetzte Tellur meist unverändert zurückgewonnen, erst im Temperaturbereich ab 300°C fiel bei einem Te:I-Verhältnis von 1:1 neben TeI4 vor allem β-TeI an. 28 2.1.6.4 Ternäre Phasen Die ersten ternären Verbindungen des Palladiums mit Chalkogenen und Halogenen wurden im Arbeitskreis Thiele von M. Degner [17] und G. Zoubek [79] hergestellt und strukturell charakterisiert. Das Telluridiodid PdTeI wurde aus wässriger HI-Lösung unter hydrothermalen Bedingungen kristallisiert, das Diselenidiodid Pd3Se2I3 unter solvothermalen Bedingungen aus einer Iodschmelze. Es folgte das Oxidchlorid Pd2OCl2, das B. Dannecker bei Umsetzungen von PdO und PdCl2 in einer Schmelze erhielt. M. Paulus setzte erstmals Platinmetalle direkt mit Schwefel und Chlor unter solvothermalen Bedingungen um, wobei sie neben PdSCl auch erste Vertreter einer neuen Verbindungsklasse isolieren konnte, die als Komplexe von Platinmetallhalogeniden mit Schwefeldichlorid SCl2 als Liganden identifiziert wurden. Zu diesen neuen Verbindungen gehörte auch PdCl2(SCl2)2. K. Neininger [20] , der die Arbeiten von M. Paulus weiterführte, fand neben weiteren Komplexen mit Chalkogenhalogeniden als Liganden auch Verbindungen PdSe6X2 (X = Cl, Br), welche Chalkogene in der Koordinationssphäre von Pd enthielten. Im Rahmen seiner Arbeiten versuchte K. Neininger, durch eine Zusammenstellung der verschiedenen Struktur- und Verbindungstypen einen Überblick und eine Klassifizierung über das Gebiet der ternären Verbindungen von Platinmetallen mir Chalkogenen und Halogenen zu geben. Er fand, dass sich die verschiedenen Verbindungen mit Blick auf die Strukturen und Bindungsverhältnisse sieben Kategorien zuordnen lassen: (1) „echte“ Chalkogenidhalogenide, die nebeneinander isolierte Y 2- und X --Anionen enthalten, (2) Clusterverbindungen, die Metall-Metall-Bindungen aufweisen, (3) Verbindungen mit Yn2+-Polykationen, (4) anionische Halogenokomplexe mit YX3+-Kationen als Gegenionen, (5) molekulare Komplexe mit Y22--Dichalkogenidanionen als Liganden, (6) Komplexe mit YX2-Liganden, (7) Komplexe mit Chalkogenmolekülen als Liganden. Im Folgenden werden nun einige der ternären Palladiumverbindungen näher vorgestellt. Zur Übersicht sind im folgenden Dreiecksdiagramm, 29 das in ähnlicher Form bei Neininger zu finden ist, neben den Vertretern der sieben Verbindungsklassen aus Systemen Pd-Y-X mit X = Cl, Br, und Y = O, S, Se, auch die im vorangegangenen Kapiteln besprochenen binären Phasen aus dem System Pd-Te-I aufgeführt (Abb. 12). 1: Pd2SeI3 2: PdSCl, PdTeI 3: Pd2OCl2 4: Pd2ClSe6 5: PdTe2I6, PdSe2Br6, PdTe2Br6 6: PdTe2Cl10 7: PdTeI2 Pd PdTe ° Metallhalogenide Metallchalkogenide 3 PdTe2 1 2 ° ° 4 7 5 ° Te PdI2 Te2I ° TeI ° TeI2 6 ° TeI4 ° I Chalkogenhalogenide Abb. 12: Zum Überblick in Phasen in Systemen Palladium-Chalkogen-Halogen [20] . Echte Chalkogenidhalogenide Pd d Echte Chalkogenidhalogenide Übergangsmetalle Metallkationen, Halogenidanionen. bestehen ChalkogenidEs sind der aus und O sowohl Cl vernetzte als auch molekulare Strukturen bekannt, wie FeOCl [70] und CrO2Cl2 [71]. Abb. 13 Pd2OCl2. 30 Vertreter der Palladiumverbindungen sind PdTeI [16, 17, 20] , auf dessen Struktur und Eigenschaften in Kapitel 2.4 näher eingegangen wird, und das Oxidchlorid Pd2OCl2 [72] , das ein lockeres Raumnetz aus planaren, trans-konfigurierten Raumgruppen ausbildet (siehe Abb. 13). Die Gruppen sind über die Kanten zu Bändern verknüpft, diese sind wiederum über Sauerstoffatome mit den benachbarten Bändern verbunden, wobei der Sauerstoff tetraderisch von vier Palladiumatomen koordiniert wird. Verbindungen mit Polychalkogenidanionen Yn2- als Liganden Diese Klasse kann als Spezialfall der echten Chalkogenidhalogenide aufgefaßt werden, da die Chalkogene hier als Y22I Anionen (Y = S, Se, Te) Pd vorliegen. Die PalladiumVerbindung Pd2SeI3 Se enthält [16, 79] Diselenid-Grup- pen, welche jeweils vier quadratische Abb. 14: Verknüpfung der Pd4Se2I8-Einheiten in Pd2SeI3. PdSeI3- Gruppen zu einer Pd4Se2I4I4/2-Einheit verknüpfen (siehe Abb. 14), daraus entstehen gewellte Schichten. Die Verbindung bildet sich schon bei niedrigen Temperaturen von 200°C beim Einsatz von β-PdI2 aus einer Cl Pd Selen-Schmelze in Form winziger, S rhombischer Einkristalle. Molekulare Vertreter mit Disulfidanionen sind (PdSCl)6 und (PdSCl)8 [72]. Abb. 15: (PdSCl)8-Molekül. 31 Beim Pd8(S2)4Cl8 besetzen die acht Palladiumatome die Ecken eines Würfels, über dessen vier Seitenflächen die S2-Hanteln und über dessen acht übrigen Kanten die Chloratome liegen (siehe Abb. 15). Mit (PdSCl)6 = Pd6(S2)Cl6 wurde ein weiterer Vertreter von Neininger unter solvothermalen Bedingungen durch den Einsatz von elementarem Palladium und einer SCl2-Lösung bei 180°C synthetisiert. Hier bilden die Pd-Atome ein trigonales Prisma, vor dessen Seitenflächen die S2-Hanteln liegen. Halogenreiche Verbindungen mit YX3+-Kationen und Halogenometallat-Anionen MXnmDie halogenreichen ternären Verbindungen bestehen aus Chalkogenatkationen YX3+ (Y = S, Se, Te; X = Halogenometallatanionen. Cl, Sie Br) sind und relativ Pd häufig aus MX6n-- oder M2X9n--Baugruppen, besonders mit den Zentralatomen Zirconium, Te Cl Hafnium, den Platinmetallen Osmium, Iridium und Platin [73, 74] oder MX4n--Baugruppen mit Eisen, Palladium und Gold aufgebaut. Die Abb. 16: PdTe2Cl10. YX3+- Ionen haben pyramidale Struktur, wobei das Chalkogenatom in der Regel drei weitere Halogennachbarn hat, so dass ein verzerrtes Oktaeder entsteht. Die einzige, bisher bekannte Palladium-Verbindung dieser Art ist PdTe2Cl10 [68] , das aufgrund seines Aufbaus (siehe Abb. 16) als (TeCl3)4(PdCl4)2 formuliert werden kann. Zwei planare PdCl4-Einheiten bilden nahezu einen Würfel mit zwei palladiumzentrierten Flächen, die TeCl3-Gruppen liegen vor weiteren vier Flächen, daraus resultiert für das Tellur die ungewöhnliche Koordinationszahl (3+4) = 7. 32 Verbindungen mit YX2- oder YX4-Liganden Die Verbindungen dieser Klasse können als Addukte von Chalkogenidhalogeniden YX2, bzw. YX4 an ein Übergangsmetallhalogenid MXn mit Y = S, Se, Te und X = Cl, Br, I betrachtet werden. Die Verbindungen der leichteren Homologen des Tellurs und des Iods sind extrem hygroskopisch und thermisch instabil. Sie bilden sich nur unter solvothermalen Bedingungen bei Temperaturen bis 180°C. Beispiele für die Vertreter der Chlorgruppe sind PtCl2(YCl2)2 und PdCl2(YCl2)2 (Y = S, Se) [81-83]. Das Metallkation wird dabei transständig planar von Cl- und YCl2-Liganden umgeben, bei der chlorreichen Verbindung PtCl4(SCl2)2 Br3 Chlorliganden [81] wird das Platin von den 4 quadratisch-planar ko- ordiniert, die SCl2-Liganden bilden die Spitzen eines verzerrten Oktaeders aus. Pd Von Br1 Se Br2 Neininger wurden die Brom- Verbindungen PdBr2(YBr2)2 der höheren Homologen Selen und Tellur synthetisiert und die Struktur bestimmt [20, 84]. Die Selen- Abb. 17: Zentrosymmetrisches PdBr2(SeBr2)Molekül. Verbindung kristallisiert triklin und wird aus zentrosymmetrischen Molekülen aufgebaut PdBr2(SeBr2)- (Abb. 17). Die Halogenanionen und die SeBr2-Gruppen sind transständig angeordnet. Die quadratische Koordination ist dadurch stark verzerrt und es enstehen verschiedenlange Pd-Br-Abstände von 3.097 Å und 3.716 Å. Zwischen den Molekülen existieren in [101]-Richtung kurze Selen-Brom-Abstände, dadurch werden die Moleküle in [100]Richtung zu Strängen verknüpft. Durch weitere kurze Brom-Brom-Kontakte von 3.37 Å entstehen (001)-Schichten (Abb. 18). Die stöchiometrisch analoge Tellur-Verbindung kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/c mit a = 15.513 Å, b = 8.855 Å, c = 18.092 Å und β = 114.72°. Die Liganden koordinieren das Zentralatom Palladium allerdings cisoid, daraus entsteht eine relativ starke Verzerrung der ideal-quadratischen Geometrie. Es gibt zwei kristallographisch unterschiedliche PdBr2(TeBr2)2-Moleküle, deren Bindungswinkel um 1-2° differieren. Durch kurze Tellur-Brom-Abstände von 3.00 Å erfolgt eine 33 Dimerenbildung durch zwei Molelüle, die Pd-Pd-Abstände sind mit 3.04 Å sehr kurz (Abb. 19). Br2 Pd c Br3 Br3 Se b Br1 a Abb. 18: Verknüpfung der Moleküle durch Br-Br-Kontakte zu Schichten: Perspektivische Aufsicht auf die (001)-Ebene von PdBr2(SeBr2)2. Die Dimere sind innerhalb der Elementarzelle so ausgerichtet, dass der Schwerpunkt der Pd-Pd-Kontakte auf einer speziellen Lage auf den Kanten liegt, wie man in Abb. 20 sehen kann. Innerhalb der Elementarzelle gibt es zwei kristallographisch Dimersorten, die Pd Te unterschiedliche nicht durch eine Br1 Br2 Spiegelung ineinander überführt werden können, da die Koordinaten 0.01 - 0.05 Å Abb. 19: PdBr2(TeBr2)2-Dimer. Br3 34 von den dafür notwendigen idealen Koordinaten abweichen. Dimer 2 Dimer 1 [100] [001] Abb. 20: Anordnung der PdBr2(TeBr2)2-Moleküle in der monoklinen Elementarzelle. Es gelang im Rahmen dieser Arbeiten, den iodreichen Tellur-Vertreter dieser Verbindungsklasse, PdTe2I6, unter hydrothermalen Bedingungen zu synthetisieren, auf die Synthesebedingungen und die Struktur wird in Kapitel 2.2.3 näher eingegangen. Chalkogenreiche Verbindungen mit Chalkogenmolekülen als Liganden Mit PdCl2Se6 konnte von Neininger auch ein Vertreter der chalkogenreichen Verbindungen synthetisiert und strukturell charakterisiert werden Struktur wird das Palladium von je zwei Chlor- und Selen-Atomen, [20] . Bei dieser 35 die zu einem Se6-Ring gehören, transständig koordiniert. Daraus resultiert eine Verknüpfung der PdCl2-Hanteln durch die Se-Ringe zu Ketten. Die chalkogenreiche Verbindung bildet sich durch Zugabe von elementarem Palladium in Se2Cl2-Lösung mit Selenüberschuß. Um die Bildung von selenreichen Palladiumverbindungen zu vermeiden, mußte bei Temperaturen von höchstens 180°C gearbeitet werden. Der Selenüberschuß führte Produktmischungen. beim Abkühlen durch ausgefallenes Selen zu 37 2.2 Die Hydrothermaltechnik als Synthesemethode im System Palladium-Tellur-Iod 2.2.1 Bemerkungen zur Hydrothermalmethode Im Abschnitt 2.1.4 wurde bereits darauf hingewiesen, dass mit den von Rabenau und Rau Ende der Sechziger Jahre neu eingeführten Techniken Umsetzungen von Platinmetallen Halogenwasserstoffsäuren unter mit Halogenen hydrothermalen und [11-13] auch wässrigen Bedingungen mit Reaktionstemperaturen bis etwa 500°C und Drücken bis ca. 5 kbar durchführbar wurden. Durch die Verwendung von Quarzampullen als Reaktionsgefäß, die sich in Autoklaven mit Gegendruck befinden, können auch über Reaktionszeiten von mehreren Wochen die Bedingungen konstant gehalten werden, ohne dass Probleme durch Substanzverluste, Korrosionen oder Verunreinigungen auftreten. Der Vorteil dieser Methode ist, dass unter diesen Bedingungen auch die sonst sehr reaktionsträgen Platinmetalle in Form von Halogenokomplexen in Lösung gehen, insbesondere wenn zusätzlich noch Alkalimetallhalogenide als Mineralisatoren bzw. als Lieferanten für Komplexliganden zugefügt werden. Neben der Temperaturabhängigkeit der Komplexierungsgleichgewichte kann auch eine gewisse Druckabhängigkeit der Reaktionen diskutiert werden, wenn man die Komplexbildung unter dem Aspekt einer Volumenverminderung betrachtet. Während bei der direkten Halogenierung der Metalle meist Deckschichten aufgebaut werden, welche die Reaktion hemmen, werden diese unter hydrothermalen Bedingungen durch Komplexierung aufgelöst. Die Komplexierungs- reaktionen der Metalle und der pHWert der Lösung sind entscheidend Abb. 21: Druck-Temperatur-Diagramm nach Kennedy [87] . 38 für die Wahl der Reaktionsgefäße: Quarz löst sich in alkalischen Medien, Edelmetalle wie Platin und Gold dagegen in halogensauren Lösungen. Deshalb wurden für die Synthese von Quarzkristallen im alkalischen Medium unter hydrothermalen Bedingungen [85] zur Vermeidung von Korrosion die Autoklaven mit Gold und Platin ausgekleidet. Weil im Sauren diese Materialien jedoch angegriffen werden, war der Einsatzbereich der Oxometallate und andere oxidische Phasen Hydrothermalmethoden [86] auf Silikate, beschränkt, bevor Rabenau und Rau auf die Säurebeständigkeit von Quarz hinwiesen. Sie zeigten dann, dass auch Sulfide, Selenide und Telluride, die in der Halbleitertechnik eine wichtige Rolle spielen, auf diesem Wege synthetisiert werden können [9]. Die neu entwickelte Methode benutzt als Reaktionsgefäß abgeschmolzene Quarzampullen, die in einem abgeschlossenen Metallautoklaven erhitzt werden. Der Ampulleninnendruck wird dabei durch einen äußeren Gegendruck kompensiert, um die Ampulle vor dem Zerplatzen zu schützten. Der Innendruck der Ampullen läßt sich zwar nicht exakt berechnen, da er von mehreren Variablen abhängt, er kann aber grob und mit ausreichender Genauigkeit über den Füllungsgrad der Ampulle abgeschätzt werden. Dabei genügt es zunächst, von den bekannten DruckTemperatur-Abhängigkeiten der wässrigen Phase (siehe Diagramm Abb. 21) auszugehen und die Druckbeiträge der anderen Reaktionspartner zu vernachlässigen. Allerdings ist, besonders bei Einsatz von konzentrierten HI-Lösungen, zu berücksichtigen, dass Halogenwasserstoffsäuren HX bei höheren Temperaturen in die Elemente zersetzt werden ( 2 HX → H2 + X2) wodurch zusätzlich Druck erzeugt wird. Weil dieser auch nicht durch Kühlung des Reaktionsgefäßes beseitigt wird, kann es zu Problemen beim Öffnen der Autoklaven Abb. 22: Autoklav 1: Ampulle 2: CO2-Raum 3: Überwurfmutter 4: Verschlußkegel [87] . Chalkogeniden kommen. können Auch in bei saurem Anwesenheit Medium von flüchtige Chalkogenidwasserstoffe gebildet werden, die, wenn auch in geringem Maße, zu dem herrschenden Druck beitragen. Der äußere Druck kann deshalb niemals genau dem Innendruck 39 angepaßt werden, sondern sollte ihn um einige 100 bar übersteigen, was kleine, dickwandige Quarzampullen problemlos überstehen. Der Außendruck wird in der Regel durch das Befüllen mit festem CO2 erzeugt. Bei den eigenen präparativen Untersuchungen wurden in Anlehnung an die Angaben von Rabenau und Rau Stahlautoklaven aus niedrig legiertem Stahl vom Typ DIN 24CrMoV55 eingesetzt, die bei einem Gesamtvolumen von ca. 10 ml das Arbeiten bei Drücken bis 5 kbar und bei Temperaturen bis zu 500°C erlauben (maximale Energie: pV = 10 ml•5 kbar = 50 lbar). Im konkreten Fall der präparativen Untersuchungen mit Palladium, Tellur und Iod in wässriger konzentrierter HI-Lösung als Reaktionsmedium lag ein außerordentlich komplexes System vor. Neben Redoxreaktionen laufen zahlreiche Komplexierungsreaktionen ab, insbesondere unter Bildung von Iodopalladaten und – telluraten. Es war bereits bekannt, dass durch Hydrothermalsynthese in den beiden Teilsystemen Tellur-Iod und Palladium-Iod mehrere Phasen synthetisiert wurden. So wurden unter diesen Reaktionsbedingungen Verbindungen mit ungewöhnliche Oxidationsstufen ausgebildet, wie zum Beispiel Tellur(I) in α- und β-TeI, oder das metastabile Subiodid Te2I. Durch das ionische Reaktionsmedium können neben Metallen auch andere polymere Edukte eingesetzt werden, die durch Komplexierung gelöst und so in eine reaktionsfähige Form überführt werden. Als wässriges Lösungsmittel wurde die handelsübliche Iodwasserstoffsäure mit ca. 57% HI-Gehalt vor dem Gebrauch durch Destillation vom Stabilisator H3PO2 befreit. Die Lösung ist dann zunächst fast iodfrei und von hellgelber, durchsichtiger Farbe. Im Gegensatz dazu ist rauchende, 67% HI stark iodhaltig, zu erkennen an der braunen, undurchsichtigen Farbe der Lösung. Bei der präparativen Anwendung der Hydrothermaltechnik im ternären System Palladium-Tellur-Iod sind eine große Anzahl von Reaktionsparametern zu berücksichtigen. Eine wichtige Komponente ist die Reaktionstemperatur. Die Synthesetemperatur der zu erwartenden Phasen liegt in einem großen Temperaturbereich zwischen 100°C und 500°C. Die Kristallisation der entstehenden Phasen hängt entscheidend von der Abkühlrate ab, die über weite Bereiche variieren kann: 40 Beim Abschrecken der Proben kann sie Werte von mehreren hundert Grad pro Minute betragen, beim langsamen, kontrollierten Abkühlen wird mit Abkühlraten von wenigen Grad pro Stunde gearbeitet. Da noch keine Angaben über Synthesen bei Reaktionstemperaturen oberhalb 300°C als auch im Temperaturbereich zwischen 100°C-200°C existierten, sollte der Einfluß der Temperatur auf das System im Hochals auch Niedertemperaturbereich, kombiniert mit variierenden Abkühlraten, präparativ untersucht werden. Ein weiterer Faktor, der die Produktbildung beeinflussen kann, ist der Reaktionsdruck, der einerseits grob über den Füllungsgrad der Ampulle geregelt werden kann, und andererseits eine Temperaturabhängigkeit zeigt, wie auf den vorherigen Seiten schon erläutert, es konnte jedoch kein wesentlicher Einfluß auf die Produktbildung nachgewiesen werden. Der Füllungsgrad wurde deshalb konstant bei 50% des Ampullenvolumens gehalten. Es gab Hinweise darauf, dass insbesondere das eingesetzte Palladium-Tellur-Verhältnis eine große Rolle bei der Synthese von ternären Phasen spielt. Die Menge des eingesetzten elementaren Iods gilt nur als Richtwert, da während der Reaktion weitere Mengen Iod durch den Zerfall der Iodwasserstoffsäure anfallen. Es schien nicht sinnvoll, die Edukte in Form binärer Verbindungen einzusetzten, da diese sowieso beim Einsatz der Elemente anfallen. Es wurden deshalb elementare Ausgangsprodukte verwendet. Ausgehend von der Stöchiometrie der zu erwartenden Verbindungen wurden sie im molaren Verhältnis Palladium:Tellur:Iod = 1:1:2 und 3:2:4 eingesetzt. Da man annimmt, dass das Reaktionsmedium außerdem als Iodspender fungiert, sollten präparative Versuche ohne den Einsatz von elementarem Iod durchgeführt werden. 41 2.2.2 Synthese und Charakterisierung von PdTeI2 2.2.2.1 Vorgeschichte Frau M. Degner, die bei ihrer Doktorarbeit erstmals Palladium mit Tellur und Iod in HI-saurer Lösung unter hydrothermalen Bedingungen umgesetzt hatte und dabei das tetragonale PdTeI erhielt, fand Hinweise auf eine weitere ternäre Phase, der sie die Zusammensetzung Pd3Te2I4 zuschrieb. Um zu Einkristallen zu gelangen, variierte H. Wochner [19] bei seiner Dissertation die Reaktionsbedingungen systematisch, wobei er eine Vielzahl von Proben erhielt. Er fand zum Ende seiner Doktorarbeit tatsächlich sehr kleine Kristalle einer neuen Phase, mit denen er den Versuch einer Strukturanalyse unternahm. Dabei fand er eine tetragonale Elementarzelle mit Abmessungen, die auf eine Verwandtschaft zu PdTeI hindeuteten, jedoch wurden die Arbeiten nach dem Auftreten von Zwillingsproblemen aus Zeitgründen abgebrochen. K. Neininger [20], der die Strukturanalyse von „Pd3Te2I4“ fertigstellen sollte, fand zwar in den von H. Wochner synthetisierten Probe keine entsprechenden Kristalle, wohl aber unter dem Mikroskop einige goldene Plättchen, bei denen es sich offensichtlich um eine bis dahin unbekannte Nebenphase handelte. Er konnte die Kristalldaten ermitteln, einen Reflex-Datensatz erhalten und ein Strukturmodell mit vier unterschiedlichen Lagen verfeinern. Eine der Lagen entsprach einem planar koordinierten Pd-Atom, für die drei anderen, kristallographisch verschiedenen Lagen war aber durch die gleiche Elektronendichte keine eindeutige Zuordnung zu Te- oder I-Positionen möglich. Weil zudem mit den wenigen Einzelkristallen keine analytischen Daten zu erhalten waren, blieb auch die Zusammensetzung unklar, denn neben den beiden Grenzverbindungen PdTeI2 oder PdTe2I kam auch noch die statistische Besetzung der Lagen in Betracht. Eine der Positionen war nicht in der Koordinationssphäre des Palladiums angesiedelt, sondern war Teil eines zweiatomigen Moleküls bzw. Molekülions. Es konnte sich um ein Ditellurid, eine [Te2]2--Gruppierung handeln, aber die kristallchemisch plausibelste Deutung war ein isoelektronisches Monoanion [Te-I]-, das aber bis dahin nicht bekannt war und dessen Vorliegen deshalb mit weiteren Methoden bestätigt werden musste. Zunächst versuchten Whangbo et al. [88] durch Berechnungen der elektronischen Strukturen für die alternativen Modelle theoretische Hinweise zu finden, 42 jedoch hätten dafür zumindest Leitfähigkeitsmessungen durchgeführt werden müssen. Damit blieb am Ende nur der experimentelle Weg zur Lösung des Problems: Die Herstellung reinphasiger Proben, die Züchtung größerer Mengen von Kristallen, eine erneute Kristallstrukturanalyse mit einem absorptionskorrigierten Datensatz, die impedanzspektroskopische Charakterisierung der Leitfähigkeit. Voraussetzung war die erfolgreiche Suche einer reproduzierbaren Synthesemethode für diese neue, ternäre Verbindung. 2.2.2.2 Herstellung phasenreiner Proben Bezüglich der Synthesebedingungen der Probe wurden in den Unterlagen von H. Wochner keine detaillierten Angaben gefunden. Es war lediglich bekannt, dass innerhalb des Temperaturbereich zwischen 250-350°C die Bildung der ternären Phase PdTeI vorherrscht. In Frage kam deshalb sowohl der Temperaturbereich oberhalb bis ca. 500°C und unterhalb 200°C dieses Existenzbereiches. Auch das Verhältnis der Edukte Palladium, Tellur und Iod war unbekannt und zu variieren, deshalb wurden bei den Versuchen die Edukte in den Verhältnissen 3:2:4 und auch 1:1:2 eingesetzt. Bei den Syntheseversuchen im Hochtemperaturbereich wurde als Produkt lediglich die binären Verbindung PdTe erhalten, erstmals auch in Form schön ausgebildeter, hexagonaler Plättchen. Die Identifizierung erfolgte über Pulverdiagramme (siehe Abb. 23 uns Tab. 2) über eine Indizierung anhand der stärksten Reflexe. Dabei fanden sich Hinweise für eine geringe Phasenbreite, denn die Reflexe sind minimal (um 0.015 Å) gegeneinander verschoben, weil mit Änderung der Stöchiometrie ein linearer Gang in der Gitterkonstante erwartet wird. Aufgrund der präparativen Ergebnisse erschien es unwahrscheinlich, dass über Hochtemperaturreaktionen die Phase synthetisiert werden kann. 43 100.0 Produkt 1 90.0 80.0 70.0 Relative Intensity (%) 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 Abb. 23: Gemessenes Flachpräparat von Produkt 1. Nr. hkl 2È calc. obs-calc Int. dobs dcalc 1 100 24.754 0.0098 11.1 3.5923 3.5937 2 101 29.402 0.0014 100.0 3.0351 3.0352 3 102 40.498 -0.0008 95.4 2.2256 2.2256 4 110 43.586 -0.0032 65.4 2.0750 2.0748 5 201 53.449 -0.0085 11.0 1.7131 1.7129 6 103 54.843 -0.0051 14.3 1.6727 1.6726 7 202 61.003 -0.0042 14.6 1.5177 1.5176 8 004 65.853 -0.0015 4.8 1.4173 1.4173 9 211 71.344 -0.0046 5.1 1.3210 1.3209 10 203 72.533 0.0096 2.0 1.3020 1.3022 11 212 77.929 0.0071 7.2 1.2248 1.2249 Tab. 2: Hexagonale Indizierung der stärksten Reflexe von Produkt 1 mit a = 4.149 Å und c = 5.66 Å, FOM 127.9 (vgl. Kap. 2.3). 2Theta 44 Bei den Niedertemperatursynthesen wurde sowohl der Einfluß der Reaktionsdauer und der Reaktionstemperatur auf das ternäre System untersucht. Es gelang schließlich, mit einem eingesetzten Pd-Te-I-Verhältnis von 3:2:4 im Temperaturbereich zwischen 120°-170°C und einer Reaktionszeit von mehreren Tagen die gewünschte Verbindung nahezu phasenrein zu erhalten. Unter dem Mikroskop konnte man verwachsene Büschel aus ausgeprägt pikförmigen, goldene Plättchen erkennen. Trotz dem niedersymmetrischen Kristallsystem herrscht eine gute Übereinstimmung in den Reflexlagen bei dem Vergleich des gemessenen mit dem aus den Einkristalldaten berechneten Pulverdiagramms (Abb. 24). Eventuelle Abweichungen in den Intensitäten sind auf Textureffekte zurückzuführen. Zusätzliche Reflexe werden auf minimale Verunreinigungen zurückgeführt, dafür spricht auch das Ergebnis der thermogravimetrischen Untersuchung: 9000 Produkt 2 8000 Absolute Intensity 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 Theoretisches Pulverdiagramm von PdTeI2 5000 4500 4000 Absolute Intensity 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 24: Übereinstimmung sowohl in den Reflexlagen als auch in den Intensitäten der gemessenen Pulverdiagramme von Produkt 2 und dem aus den Einkristalldaten theoretisch berechneten Pulverdiagramm von PdTeI2. 45 Von Produkt 2 wurde im Temperaturintervall ∆T = 20 - 720°C eine thermoanalytische Kurve aufgenommen. Der Gesamtmassenverlust betrug 47.75%. Das erhaltene Ergebnis weicht von dem theoretisch berechneten Wert von 52.03 % etwas ab, dies kann jedoch mit minimalen Verunreinigungen erklärt werden. Der Rückstand der thermogravimetrischen Untersuchung bestand aus reflektierenden, kleinen Kugeln, die röntgenographisch als PdTe identifiziert wurden. 2.2.2.3 Elementaranalyse und quantitative Bestimmung der Stöchiometrie durch Elektronenstrahlmikroanalyse Die Elementzusammensetzung und die Stöchiometrie einer Verbindung können heute durch Oberflächenmethoden anhand weniger Einkristalle durch elektronenmikroskopische Methoden bestimmt werden. Dadurch ist es möglich, auf zeitraubende und aufwendige naßchemische Analysenmethoden, die zudem größere Mengen an Probensubstanz erfordern, zu verzichten. Für die qualitative und quantitative Bestimmung des Produkts stand eine hochauflösende Mikrosonde vom Typ 100 SX der Firma Cameca zur Verfügung, die auch in der Lage ist, im Periodensystem benachbarte Elemente wie Tellur und Iod nebeneinander nachzuweisen. Die theoretischen Voraussetzungen der Meßmethode und der prinzipielle Aufbau einer Mikrosonde werden in Kapitel 5.4.2 erläutert. Die einkristallinen, goldenen Plättchen von Produkt 2 sollten zunächst qualitativ auf ihre Elemente hin untersucht werden, um auszuschließen, dass es sich eventuell nur um eine binäre Phase, ein Telluriodid, handelt. Bei den Messungen wurden sowohl energie- als auch wellenlängendispersiv Palladium, Tellur und Iod nebeneinander detektiert. Um bei der Röntgenstrukturanalyse eine falsche Zuordnung der Elemente, insbesondere von Tellur und Iod, auf die drei kristallographisch verschiedenen Lagen zu vermeiden, sollte die Stöchiometrie außerdem quantitativ ermittelt werden. Die Kalibrierung des Gerätes auf die zu bestimmende Elemente erfolgte anhand einkristalliner Standardsubstanzen, deren Zusammensetzung definiert ist und die gut ausgebildete Begrenzungsflächen haben. 46 Als Tellur-Standard wurde NbTe2, als Palladium-Standard PdTeI und als IodStandard β-PdI2 eingesetzt. Es wurden die Oberflächen mehrerer goldener Plättchen gemessen. Die Ergebnisse waren innerhalb der Fehlergenzen rerproduzierbar. Die atomaren Palladium- und Telluranteile betragen jeweils 25%, der atomare Iodanteil beträgt 50%, die resultierende Summenformel ist also PdTeI2. Die minimalen Schwankungen sind damit zu erklären, dass sowohl die verwendeten Standards als auch die Probe selbst nicht immer exakt plan zum Elektronenstrahl orientiert sind. Da sich die Probe unter dem Elektronenstrahl nicht aufgeladen hatte, konnte auf eine hohe elektronische Leitfähigkeit geschlossen werden, jedoch konnte das bis dahin noch nicht im Experiment bestätigt werden. Die Ergebnisse der Mikrosondenuntersuchungen zeigten, dass eine ternäre Verbindung vorliegt, deren Iodgehalt doppelt so hoch wie der von Tellur ist, dies weist auf das Vorliegen der [Te-I]--Einheit hin. Für die Röntgenstrukturanalyse bedeutete das, dass zwei der drei kristallographisch unterschiedlichen Lagen mit Iod zu besetzen sind. 47 2.2.2.4 Einkristallstrukturanalyse In einer von Wochner synthetisierten Probe fanden sich glänzende Plättchen, deren Struktur nochmals bestimmt wurde, um die Untersuchung von Neininger [20] zu bestätigen. Die Weissenbergaufnahmen, die von den Plättchen angefertigt wurden, zeigten eine niedrige Kristallsymmetrie an. Am Vierkreisdiffraktometer wurde eine ganze Ewaldkugel vermessen. Es konnte mit direkten Methoden ein Modell gefunden und die Struktur nach der Durchführung einer numerischen Absorptionskorrektur bis auf einen R-Wert von 4.19 % verfeinert werden. Strukturbeschreibung und Diskussion In dieser Struktur werden die II Palladiumatome von je zwei Tellur- und Te Iodatomen in der für die Oxidationsstufe +II typischen quadratisch-planaren Koordination Pd umgeben (Abb. 25), wobei die Tellur- und III Iodatome eine cisoide Anordnung bilden. Durch die cisoide Anordnung resultiert eine deutliche Verzerrung der idealen quadratischen Abb. 25: Koordination des Palladiums in PdTeI2. Symmetrie, was man an den Bindungswinkeln sieht, die Werte zwischen 80° und 100° annehmen. Die planaren PdTe2I2-Gruppen sind über Kanten von jeweils zwei TePd bzw. I-Atomen zu eindimensionalen Ketten verbunden (siehe Abb. 27), etwa der Te Anordnung α-PdI2 von entsprechend, die in [110] - Richtung Pd III verlaufen. Die Winkel vor den verbrückenden Kanten sind mit 80.0° Pd (Te-Pd-Te) und 88.4° (I-Pd-I) kleiner als Abb. 26: Tellur-Koordination in PdTeI2. 90°, die Winkelsumme beträgt 48 jedoch 360.0°. Die Telluratome bilden jeweils noch eine Bindung zu einem Iodatom aus. Sie bilden eine TeI--Gruppe, der aufgrund der isoelektronischen Beziehung Te22--TeI--[I2] eine negative Ladung zugeordnet werden kann. Die Te-IBindungen sind so orientiert, dass sie einmal oberhalb und unterhalb der Ebene des Koordinationsquadrates des Palladiums herausragen (Abb. 27). Das Strukturelement der zu Ketten flächenverknüpften Te-I-Quadrate, aus denen senkrecht dazu Iodatome „herauragen“ ist auch bei den Telluriodiden zu beobachten. (vgl. Kap. 2.1.6.3). Die 1 ∞ [PdTe2/2I2/2]-Kette verläuft entlang einer Diagonalen der ab-Ebene in [110]- Richtung. Zwischen den einzelnen Ketten existieren noch relativ kurze PalladiumTellur-Kontakte mit 3.15 Å, womit die Ketten zu Flächen, die parallel zur ab-Ebene verlaufen, verknüpft werden. Dies zeigt sich auch in der Kristallmorphologie, die Verbindung bildet plättchenförmige Kristalle aus. Daraus resultiert für das Tellur unter Berücksichtigung des längeren Pd-Te-Kontaktes eine Koordination, die man durch eine trigonale Pyramide beschreiben kann, wie in Abb.26 gezeigt. a b II Pd III Te Abb. 27: Blick auf die ab-Ebene von PdTeI2. 49 Tab. 3: Kristalldaten und Angaben zur Strukturanalyse von PdTeI2. Summenformel PdTeI2 Relative Molmasse 487.80 Kristallsystem triklin Raumgruppe P1 Gitterkonstanten a = 4.3700(10) Å b = 7.0650(10) Å c = 8.966(2) Å α = 68.88(3)° β = 81.34(3)° γ = 82.09(3)° Zellvolumen 254.23(9) Å3 Zahl der Formeleinheiten 2 F (0 0 0) 408 Dichte (berechnet) 6.372 g cm-3 Diffraktometer CAD4, Mo-Kα-Strahlung Meßtemperatur 20°C Meßbereich ϑ 4.58 - 24.95°, -5 ≤ h ≤ 5, -8 ≤ k ≤ 8, -10 ≤ l ≤ 10 Scantyp ω-/2θ-Scan Scanbreite 3.67 + 0.57 tan θ max. Meßzeit/Reflex 150 s Kontrollreflexe 1 3 3, 1 2 3 Intensitätsänderung < 1% Meßwerte 1788 unabhängige Reflexe 892 davon mit F>2σ σ (1) 723 Kristallform Plättchen Kristallabmessungen 0.08 × 0.28 × 0.006 mm Schwächungskoeffizient µ = 21.225 mm -1 Restelektronendichte 1.885 / -1.580 e / Å3 Absorptionskorrektur numerisch [141] Wichtungsfunktion W = 1/[σ2(F02) + (0.0600P)2 + 0.15P], (SHELX 93) P = (Max(F02) + 2Fc2)/3 Zahl der Parameter 37 R1 (Reflexe F>2σ σ (1)) 4.19 % wR2(F2) (alle Reflexe) 8.855 % 50 Tab. 4: Atomlagen in 104 und U(eq) in 103 von PdTeI2. Atom1 x y z U(eq) Pd 2602(5) 2471(3) 59(2) 17(1) Te 1600(5) 5032(2) 1548(2) 18(1) II 3534(5) 346(3) 8053(2) 20(1) III 8053(5) 2952(3) 4306(2) 26(1) Tab. 5: Anisotrope Temperaturparameter in 103 Å2 für PdTeI2. Atom U11 U22 U33 U23 U13 U12 Pd 22(1) 13(1) 19(1) -8(1) -6(1) 4(1) Te 21(1) 14(1) 21(1) -9(1) -4(1) 3(1) II 26(1) 15(1) 18(1) -7(1) -5(1) 3(1) III 30(1) 23(1) 23(2) -8(1) -1(1) -4(1) 1 Zur Bezeichnung der Atome siehe Abb. 27 51 Tab. 6: Abstände [Å] und Winkel [°] in der Kristallstruktur von PdTeI2. Abstände Winkel Pd-Te 2.575(3) Te-Pd-Te 80.04(7) Pd-Te 2.568(3) II-Pd-II 88.40(8) Pd-II 2.687(3) Te-Pd-II 92.40(9) Pd-II 2.677(3) Te-III 2.744(3) Te...Te 3.304(3) II...II 3.740(3) Pd-Te-Pd 100.97(10) Pd...Pd 3.846(3) Pd-II-Pd 91.60(8) Pd...Te 3.147(3) Te-Pd...Te 99.12(8) 99.82(9) Te-Pd-II 173.70(11) 170.31(9) 81.50(8) II-Pd...Te 87.06(9) 93.90(8) Pd-Te-III 101.84(9) 100.97(10) III-Te...Pd 148.30(9) 52 2.2.2.5 Struktur- und Bindungsprobleme Es wurden im Rahmen früherer Versuche, die Struktur der neuen Phase eindeutig zu charakterisieren, von Whangbo et al. Grenzstrukturen PdTe2I und [88] theoretische Berechnungen zu den beiden PdTeI2 durchgeführt. Dabei wurden die Bindungsverhältnisse innerhalb der Moleküle diskutiert und die aus dem strukturellen Aufbau resultierenden charakteristischen elektronischen Strukturen und Leitfähigkeitsverhältnisse in Form von Bandstrukturrechnungen charakterisiert. Allerdings blieben diese Überlegungen zunächst experimentell unbestätigt, da aufgrund der geringen Probenmenge keine Leitfähigkeitsmessungen möglich waren. Im Rahmen dieser Arbeiten wurde nun auf die Berechnungen zurückgegriffen, die nun Ausgangspunkt für die Auswertung des experimentell ermittelten Leitfähigkeitsverhaltens von Preßlingen der Verbindung waren. Es wird nun ein Überblick über die Zusammenhänge von elektronischen Übergängen, elektronischen Bandstrukturen von Festkörpern und den daraus resultierenden Leitfähigkeitsmechanismen gegeben, außerdem wird auf den theoretischen Hintergrund der Berechnung von Bandstrukturen eingegangen. Elektronenübergänge in Festkörpern Während bei Festkörperverbindungen davon auszugehen ist, dass die Elektronen innerer Schalen von Atomen fest an die einzelnen Atomrümpfe gebunden sind, können die Orbitale von äußeren Elektronen miteinander überlappen und eine Bänderstruktur ausbilden. Für Elektronenübergänge bestehen im Festkörper mehrere Möglichkeiten. Die Elektronen können aus diskreten Zuständen in diskrete Zustände höherer Energie innerhalb eines Atoms angeregt werden, die sogenannte Excitonenanregung. Zu dieser Kategorie gehören (d→d)- und (f→f)-Übergänge in Übergangsmetallverbindungen und Übergänge, die mit Defekten gekoppelt sind, wie zum Beispiel eingeschlossene Elektronen als Farbzentren in Alkalimetallhalogeniden. 53 Übergänge von Elektronen lokalisierter Orbitale verschiedener Atome entsprechen charge-transfer-Übergängen. Die zugehörige Absorptionsbande ist sehr intensiv, da sie aufgrund der spektroskopischen Auswahlregeln erlaubt ist. Für die Anregung eines lokalisierten Elektrons eines leichten Atoms in ein über den ganzen Feststoff delokalisiertes Leitungsband sind Energien im UV-Bereich notwendig, bei schwereren Elementen ist die Anregungsleistung deutlich geringer, meist im sichtbaren Bereich. Einige dieser Materialien, zum Beispiel Chalkogenidgläser, werden als Photoleiter benutzt. Für Anregungen von Elektronen eines Energiebandes (Valenzband) in ein weiteres Band höherer Energie, das Leitungsband, muß die Bandlücke der Energie Egap überwunden werden. Diese Größe charakterisiert also das elektronische Verhalten eines Festkörpers und bestimmt, ob es sich um einen metallischen Leiter, einen Halbleiter oder einen Isolator handelt. Sie kann spektroskopisch ermittelt werden. Für einen typischen Halbleiter liegt der Bandabstand bei Egap < 1 eV. Dies entspricht etwa 96 kJ/mol und liegt im Bereich zwischen dem sichtbaren und dem ultravioletten Licht. Bei größeren Bandlücken tritt photoneninduzierte Leitfähigkeit auf (z.B. CdS Egap = 2.45 eV). Materialien mit einem sehr geringen Bandabstand Egap < 0.01 eV sind im Wesentlichen metallisch. Bei etwas größerer Bandlücke treten durch thermische Anregung Übergänge auf. Leitfähigkeit und Bandstruktur Die elektrische Leitfähigkeit σ ist von der Zahl der freien Ladungsträger n und Ladungsträgerbeweglichkeit der µel abhängig. Metalle sind dadurch charakterisiert, dass das höchste besetzte Band, das Valenzband, nicht voll gefüllt ist. Bei echten Metallen überlappen die leeren Abb. 28: Temperaturabhängigkeit der Leiter. 54 und besetzten Energiebänder, die Zahl der Ladungsträger n ist groß, konstant und nahezu temperaturunabhängig. Mit zunehmender Temperatur nimmt die Beweglichkeit allerdings ab; Diese Temperaturabhängigkeit folgt dem WiedemannFranzschen Gesetz [94] , nach dem das Verhältnis aus Wärmeleitfähigkeit λ und elektrischer Leitfähigkeit κ proportional zur Temperatur ist. Da die Leitfähigkeit κ von der mittleren freien Weglänge der Elektronen abhängt, ist eine Änderung wesentlich auf eine Änderung der freien Weglänge zurückzuführen. Durch stärkere Wechselwirkung mit den Gitterschwingungen (Phononen) nimmt diese ab, der Strom kann nicht mehr ungehhindert transportiert werden. Bei Halbleiter sind das Valenz- und das Leitungsband durch eine Bandlücke getrennt, der Bandabstand ist jedoch nicht sehr groß, er liegt im Bereich zwischen 0.5 - 3 eV. Einige Elektronen haben genügend thermische Energie, um in das leere Energieband gelangen zu können, aber bei den Eigenhalbleitern ist die Zahl der freien Ladungsträger viel geringer als bei den Metallen. Durch Temperaturerhöhung nimmt die Zahl der Ladungsträger exponentiell zu. Die Leitfähigkeit intrinsischer Halbleiter wird hauptsächlich durch die Größe des Bandabstandes und durch die Temperatur bestimmt. Außerdem hängt sie noch von intrinsischen Defekten wie Schottky- und Frenkelfehlstellen ab, die auch in reinen Materialien immer vorhanden sind, wobei die Fehlstellenkonzentration wiederum von thermodynamischen Größen abhängt. Man unterscheidet zwischen zwei zur Leitfähigkeit beitragenden Mechanismen: Jedes Elektron, das in ein höheres Valenzband angehoben wird, wird als negativer Ladungsträger betrachtet und bewegt sich in einem angelegten Potential in Richtung auf die positive Elektrode. Die dabei zurückgelassenen Elektronenzustände des Valenzbandes werden als positive Löcher betrachtet. Diese Löcher bewegen sich entgegengesetzt zum Elektronenfluß, wenn sie durch Elektronen aufgefüllt werden. Eine Erhöhung der Fehlstellenkonzentration ist durch Dotierung der Eigenhalbleiter mit Fremdatomen möglich. Diese Fehlstellen, die durch den Grad der Verunreinigung bestimmt werden, werden extrinsische Defekte genannt. Durch den Elektronen-/Lochformalismus werden somit zusätzliche mobile Ladungsträger im extrinsischen Bereich geschaffen. Die Konzentration dieser Ladungsträger ist bei niedrigen Temperaturen, also im extrinsischen Bereich, viel größer als die der thermisch induzierten intrinsischen Ladungsträger. 55 Damit ist hier die Ladungsträgerdichte von der Temperatur nahezu unabhängig und die Leitfähigleit zeigt nur eine leichte Zunahme mit steigender Temperatur, da ja die Ladungsträgerbeweglichkeit µel zunimmt. Bei Isolatoren ist die Bandlücke zwischen dem Valenz- und Leitungsband groß, normalerweise >3 eV (z.B. Diamant 6 eV), es können also nur wenige Ladungsträger die Bandlücke überwinden. Die Leitfähigkeit von Isolatoren ist also bei niedrigen Temperaturen minimal (der Widerstand R kann bis zu etlichen GΩ betragen), sie nimmt aber wie bei Halbleitern mit steigender Temperatur zu. Bandstrukturechnungen [89, 90] Bei den Bandstrukturrechnungen nach Hückel, den sogenannten „ExtendedHückel-Tight-Binding“-Rechnungen, geht man im Ansatz von diskreten Atomen aus, die aufgrund der Symmetrie ihrer Koordinationssphäre klassifiziert werden und deren Orbitale miteinander Orbitalwechselwirkungen, wechselwirken. die Man symmetriebedingt sind. berücksichtigt Die Qualität nur des Orbitalaustauschs wird als konstanter, definierter Parameter vorgegeben. Die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen werden durch Wellenfunktionen beschrieben. Es wird für jedes Elektron das Potential anhand der momentanen Orbitale aller anderen Elektronen berechnet und mit den dabei neu berechneten Orbitalen solange ein weiterer Zyklus gerechnet, bis die Werte iterieren und sich innerhalb einer vorgegebenen Genauigkeit nicht mehr ändern (Self-consistent-field-Methode). Die Amplituden der Wellenfunktionen werden zur Vereinfachung als an die numerischen SCF-Orbitale angepaßten analytischen Funktionen beschrieben, die sogenannten Slater-Orbitale. Die durch Kombination der Einzelbeiträge der Atomorbitale entstehenden Molekülfunktionen wird Blochfunktion (Gl. 4) genannt. ψk = ∑ n χncos nka (4) 56 n = 0 _ N = 6.623•1023 Anzahl der Atome a = Abstand zwischen zwei Atomen k = Laufzahl der resultierenden Molekülwellenfunktion, die durch die Anzahl der Knoten charakterisiert wird. k wird durch die Wellenzahl ausgedrückt und hängt über die de Broglie -Beziehung (Gl.5) folgendermaßen zusammen: k= 2π/λ = 2πp/h (5) h = Planck´sches Wirkungsquantum h= 6.62608•10-34Js Die Funktion ψk=0 beschreibt das niedrigste Energienievau und hat bindenden Charakter, die Funktion ψk=π/a nimmt das höchste energetische Niveau ein und hat an jedem Punkt zwischen den Atomen einen Knotenpunkt, sie beschreibt antibindende Eigenschaften. Zwischen diesen beiden Energiezuständen existieren N Zustände mit N Funktionen. Die Differenz zwischen diesen Zuständen sind infinitesimal, deshalb werden sie nicht mehr als diskret, sondern als delokalisiert behandelt. Der Bereich innerhalb dieser Grenzen wird Energieband oder Band genannt. Da nach dem PauliPrinzip je zwei Elektronen die gleiche Wellenfunktion annehmen können, nehmen die N Elektronen die Zustände in der unteren Hälfte des Bandes ein, das Band ist halb besetzt. Das höchste besetzte Energieniveau (HOMO = highest occupied molecular orbital) eines Festkörpers entspricht dem Fermi-Niveau. Immer wenn das FermiNiveau innerhalb eines Bandes liegt, handelt es sich um einen metallischen Leiter. Die „Bandstruktur“ wird graphisch als Funktion der Energie von k aufgetragen. Das trifft für den eindimensionalen Fall zu. Bei einem Kristall mit dreidimensionaler Ausdehnung wird die Energie gegen einen Vektor k aufgetragen, der in diesem Fall einem Vektor im reziproken Raum entspricht. Man betrachtet den Verlauf der Wellenfunktionen für die drei Raumrichtungen in der sogenannten Brillouin-Zone getrennt voneinander, wobei die realen Gitterkonstanten die Normalen der Begrenzungsflächen der Brillouin-Zonen darstellen. Die Auftragung der Dichte der Abfolge der energetischen Zustände (DOS = Density of States) Zustandsdichtediagramm. der Orbitale gegen die Energie beschreibt das 57 Bei weit aufgespaltenen Bändern ist die Zustandsdichte über einen weiten Bereich konstant und klein, bei niedrigdispersiven Bändern ist sie hoch und erscheint graphisch als Peak. Bandstrukturen von „PdTe2I“ und „PdTeI2“ Bei der Verbindung mit der Summenformel Pd(Te2)I2 ist das Palladium quadratisch-planar von je zwei Iod- und Te-Atome cisoid koordiniert. Die an das Palladium gebundenen Telluratome bilden je eine homopolare einem Pd .... Te ---- I weiteren, Telluratom Einheiten geladen Abb. 29: Zustandsdichtediagramm von „PdTe2I“ Ef = -11.3020 eV. Bindung aus. terminalen Da zweifach sind, zu wie die Te2- negativ aus der isoelektronischen Beziehung [I2][TeI]-- [Te2]2- folgt, ergibt sich erstens für das Palladium eine Oxidationsstufe von +III, außerdem sind zwei freie negative Ladungen pro PdI2(Te2)2-Molekül vorhanden, die durch mesomere Grenzstrukturen beschrieben werden können. Das Palladium hat mit einer d7-Elektronenkonfiguration ein halbgefülltes Leitungsband. Aus der molekularen Struktur kann auf eine metallische Leitfähigkeit des Festkörpers geschlossen werden. Die theoretischen Bandstrukturrechnungen, die für diese Verbindung durchgeführt wurden, bestätigen diese Annahme: Das Zustandsdichtediagramm in Abb. 29 zeigt, dass am Ferminiveau elektronisch besetzte Zustände der d-Orbitale des Palladiums existieren. 58 Bei der Verbindung mit der Summenformel PdTeI2 enthält das Molekül eine TeI--Einheit und das Palladium hat die Oxidationszahl +II. Die Bänder sind vollbesetzt, es liegen auch keine freien anionischen Ladungen im Molekül vor, die metallische duzieren. Leitfähigkeit Die Berechnungen Molekül weisen Niveau keine Zustände auf. in- Pd .... Te ---- I theoretischen für am dieses Fermi- Abb. 30: Zustandsdichtediagramm für PdTeI2 Ef = -11.2419 eV. elektronischen Für die Verbindung wird deshalb ein halbleitendes Leitfähigkeitsverhalten erwartet. Aus den Berechnungen folgt, dass die beiden Grenzstrukturen anhand ihrer verschiedenen charakteristischen elektronische Eigenschaften im experimentell durch temperaturabhängige Messungen der Festkörperleitfähigkeit unterschieden werden können sollten. 59 2.2.2.6 Impedanzspektroskopische Untersuchungen des Leitfähigkeitsverhaltens Mit einer Größe von 0.1 mm eigneten sich die Kristalle nicht für Leitfähigkeitsmessungen an Einkristallen, es wurden deshalb Messungen an Preßlingen durchgeführt Für temperaturabhängige Leitfähigkeitsmessungen stand eine Apparatur zur Verfügung, die technisch zusätzlich für frequenzabhängige Messungen ausgerüstet war. Da auch fraglich war, ob sich die Substanz bei Gleichstrommessungen eventuell elektrolytisch zersetzt, entschied man sich für frequenzabhängige Messungen. Aus den nachfolgend dargestellten Messungen sollte aus der Temperaturabhängigkeit der spezifischen Leitfähigkeit σ die Aktivierungsenergie abgeschätzt und so aus der berechneten Bandlücke das Leitungsverhalten charakterisiert werden. Vorbemerkungen Zur Impedanzspektroskopie, einer leistungsfähigen Methode [91] zur Leitfähig- keitsmessung, legt man an ein zu untersuchendes System eine Wechselspannung an, deren Frequenz variiert wird. Das System reagiert mit einem frequenzabhängigen Widerstand zusammen mit einer Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung. Die elektrische Impedanz umfaßt eine größere Bandbreite als die Methoden der klassischen Elektrodynamik, wie zum Beispiel die Cyclovoltammetrie und oder die Chronoamperometrie. Bei der Impedanzspektroskopie arbeitet man mit einer sinusförmigen Wechselspannung kleiner Amplitude, deren Frequenz über einen weiten Bereich variiert [92] . Ein Vorteil der Methode ist die geringe Erregerfrequenz, die eine Zersetzung des Materials vermeidet und dadurch eine störungsfreie Messung ermöglicht. Durch die Wechselspannung werden Polarisationseffekte und eine eventuelle Elektrolyse der Substanz vermieden, durch den großen Frequenzbereich ist es möglich, einzelne Resonanzphänomene zu separieren und die Gesamtimpedanz in verschiedene Teilkomponenten zerlegen. 60 Bei temperaturgesteuerten Messungen liefert die Änderung der Resonatorfrequenz Informationen über den Anteil an elektronischer und ionischer Leitfähigkeit sowie über auftretende Korngrenzenwiderstände und -kapazitäten. Somit können Übergänge auf elementarer Basis studiert werden. Durch die Entwicklung einfach zu bedienender Meß- und Steuerungsinstrumente ist die Impedanzspektroskopie zu einer der wichtigsten Methoden bei der Charakterisierung von Bauelementen, Festkörpermaterialien als auch Grenzflächenreaktionen an Elektroden. Mit der Methode ist man in der Lage, Leitfähigkeitsmechanismen sowohl gebundener als auch frei beweglicher Ladungsträger in der homogenen Probe oder an Phasengrenzen innerhalb fester, d.h. sowohl amorpher als auch polykristalliner oder kristalliner Substanz und Phasengrenzen zwischen festen und flüssigen Phase zu untersuchen. Theoretische Grundlagen Überlagert bei einem elektrochemischen System dem Potential U eine sinusförmige Wechselpannung mit der Kreisfrequenz ω = 2•π•ν, dann resultiert daraus ein Wechselstrom mit U(ω) = U•e(iωt) (6) und I(ω) = I•e(iωt-φ) (7). Der Strom ist demnach um einen Winkel φ mit –90° < φ < 90° gegenüber der angelegten Wechselspannung phasenverschoben. Die Impedanz Z(ω), die sich aus dem Verhältnis von Strom und Spannung bei der vorgegebenen Frequenz ergibt, Z(ω) = U(ω)/I (ω) = Z•e(iφ) (8) ist eine komplexe Größe mit Z(ω) = Z´+ i•Z´´, sie entspricht dem Betrag eines Vektors und kann in einem rechtwinkligen Koordinatensystem mit dem Realteil 61 Z´und dem Imaginärteil Z´´ in der Gauß´schen Zahlenebene aufgetragen werden. Diese Auftragung wird als Argand-Diagramm bezeichnet. Der Realteil der Impedanz ergibt sich zu Re(Z) = Z´= Z•cos θ und der Imaginärteil zu Im(Z) = Z´´ = Z•sin θ mit dem Phasenwinkel θ = tan-1(Z´´/Z´). Daraus ist die Frequenzabhängigkeit der Impedanz ersichtlich. Für rein ohmsche Widerstände ist die Impedanz real und frequenzunabhängig. Die Impedanzspektroskopie kann den Wechselstromwiderstand als Funktion von ω bestimmen. Die graphische Darstellung der ermittelten komplexen Impedanz erfolgt entweder im Nyquist-Plot durch Auftragung des Imaginärteils gegen den Realteil oder durch Auftragung des Phasenwinkels und dem Logarithmus der Impedanz lg Z gegen den Logarithmus der Frequenz lg f im Bode-Diagramm. Um die Ladungsvorgänge zu analysieren, simuliert man das System über Ersatzschaltkreise und versucht, die gemessenen physikalischen Phänomene dem Frequenzverhalten der einzelnen Komponenten der Ersatzschaltkreise zuzuordnen. Die Impedanz setzt sich normalerweise aus ohmschen, kapazitiven und induktiven, meist zuleitungsbedingten, Anteilen zusammen. Man konstruiert die Ersatzschaltkreise aus idealen, linearen Bauelementen R (ohmscher Widerstand), C (Kondensator) und L (Spule). Um weitere materialbedingte Phänomene wie diffusionsbedingte Konzentrationsschwankungen zu beschreiben, werden Komponenten wie z.B. die Warburg-Impedanz verwendet, die man als Reihenschaltung eines Verlustkondensators und eines frequenzabhängigen Widerstandes betrachten kann. Die Kombination der Impedanzelemente soll dasselbe frequenzabhängige Verhalten zeigen wie das untersuchte elektrochemische System. Alle im folgenden beschriebenen Messungen konnten durch ein einfaches Schaltbild simuliert werden, es genügte ein RC-Glied. Die Auftragung erfolgte im sogenannten Bode-Diagramm. Man kann auch bei ausreichender Kenntnis des betrachteten Systems ohne Simulation durch ein Ersatzschaltbild eine phänomenologische Interpretation der experimentell erhaltenen Daten durchführen. Aus dem ohmschen Anteil der Impedanz kann über die Dicke der Probe und deren Durchmesser die Bulk-Leitfähigkeit σ [Ω -1cm-1], die eine charakteristische Materialkonstante darstellt, bestimmt werden. 62 Aus den temperaturgesteuerten Messungen läßt sich für einen Halbleiter über einen Arrhenius-Ansatz der Bandabstand aus der Temperaturabhängigkeit der spezifischen Leitfähigkeit σ ermitteln [94] . Die Aktivierungsenergie, die benötigt wird, um ein Elektron aus dem Valenzband in das Leitungsband anzuheben, ergibt sich wie folgt: σ = A•e(-Ea/2kT) (9) A steht für mehrere gitterspezifische und atomare Größen, die zunächst als konstant anzunehmen sind: σ = µi•q•ni = µ i•q• NcNv •e(-Egap/2kt) = 4.9•1015(mde•mdh/m02)• Mc •T3/2•e(-Egap/2kt) (10) µi = Ladungsträgerbeweglichkeit q= Ladung Nc, Nv = Anzahl der zur Verfügung stehenden Zwischengitterplätze Egap = Bandlücke k= Boltzmannfaktor T= Temperatur in K mde, mdh = durchschnittliche Anzahl an freien Elektronen, bzw. Löchern Mc = Anzahl der Minima im Leitungsband Durch Umformen der Arrhenius-Gleichung ergibt sich ein linearer Zusammenhang zwischen log σ und 1/T, solange keine Änderungen der Größen des Vorfaktors A eintreten. Die Auswertung der Messungen erfolgt deshalb durch das Auftragen von log σ gegen die reziproke Temperatur im Arrhenius-Plot. Aus der Steigung der erhaltenen Geraden ergibt sich dann ein Wert für die Aktivierungsenergie der Platzwechselvorgänge der Ionen. lnσ = lnA•Ea/2kT = C•1/T (11) lgσ = C´•1/T (12) 63 Aus den erhaltenen Kapazitätswerten kann über die Gleichung für einen Kondensator ein Wert für die Dielektrizitätskonstante der Probe εr ermittelt werden. C = ε0/εr•A/d (13) C= Kapazität [F] A= Fläche [m2] d= Schichtdicke [m] ε0 = Dielektrizitätskonstante des Vakuums (ε0 = 8.85•10-12 CV-1m-1) Allerdings waren die Kapazitätswerte der untersuchten Systeme im wesentlichen nur zuleitungsbedingt und somit für die Proben nicht relevant. Meßanordnung Der in Abb. 31 schematisch gezeichnete Meßkopf [93] besteht aus einem doppelwandigen Quarzglasrohr. Die Proben wurden zwischen zwei Platinblechen fixiert, welche wiederum zwischen Korundzylindern lagen und durch einen Schraubmechanismus zusammengepreßt werden konnten. Somit wurde ein guter Kontakt zwischen Probe und Elektroden erreicht. In der luftdichten Apparatur befindet sich außerdem ein Thermoelement, das es erlaubt, die Temperatur Abb. 31: Probenhalterung für die Impedanzapparatur [93] . 64 unmittelbar an der Probe zu messen, und ein kleiner, schnell reagierender, möglichst nahe an der Probe positionierter Ofen. Dadurch sind Messungen mit luftempfindlichen Proben bei verschiedenen Temperaturen möglich. Dies war jedoch in diesem Fall nicht nötig. Die Proben wurden in ein Preßwerkzeug abgefüllt und in einer Hochdruckpresse mehrere Stunden zu einer Tablette gepreßt. Danach wurde sie in dem Meßkopf für die Impedanzspektroskopie fixiert. Zur Probenkontaktierung wurden Platinbleche mit 10 mm Durchmesser verwendet. 65 Impedanzspektroskopische Messungen an Preßlingen Für die Präpararation des Preßlings wurden ca. 250 mg Substanz vermörsert und zu einer Tablette von 5 mm Durchmesser und 2.85 mm Dicke gepreßt und zwischen den zwei Pt-Elektroden des Impedanzmeßkopfes fixiert. Der Preßling hatte eine metallisches Aussehen. Die Messung der Impedanz bei Raumtemperatur ergab einen ersten Wert von 58 Ω. Die Messungen wurden zur Vermeidung von Oxidations- oder Hydrolyseprozessen unter Argonatmosphäre durchgeführt. Die Probe wurde zu besseren Kontaktierung und zur Vermeidung von Sintereffekten für 24h bei 100°C getempert. Es wurden frequenzabhängige Impedanzmessungen im Temperaturbereich von 30°C-100°C bei Frequenzen zwischen 10-1-106 Hz bei einer Vorspannung von 2 mV durchgeführt. Der Kurvenverlauf des Arrheniusplots, der Auftragung der Leitfähigkeit σ für 3 den Gleichstromfall gegen die reziproke 2 ln σ [Ω Ω-1 cm-1] Temperatur (siehe Abb. 32), zeigt ein für einen Halbleiter charakteristisches 1 Verhalten: Die Leitfähigkeit der Probe 0 0,0026 0,0027 0,0028 0,0029 0,0030 0,0031 0,0032 0,0033 0,0034 nimmt mit zunehmender Temperatur zu, -1 1/T [K ] bzw. der spezifische Widerstand der Probe nimmt ab. Bei Raumtemperatur hat Abb. 32: Arrhenius-Plot von PdTeI2 mit der Widerstand einen Wert von 35.89 Regressionsgerade. Ωcm, er sinkt bis auf einen Wert von 12.88 Ωcm bei 100°C ab. Aus der Steigung der Regressionsgeraden wurde die Aktivierungsenergie für die elektronische Anregung vom Valenz- in das Leitungsband (Gl. 12) berechnet, sie beträgt 0.137 eV. Das entspricht dem Wert einer kleinen Bandlücke. Die Ergebnisse der Impedanzmessungen sind in Abb. 33 in einem Bode-Plot zusammengefaßt. Man beobachtet eine lineare Abnahme der Impedanz von 52.3 Ω bei 30°C bis auf 18 Ω bei 100°C. Im niederfrequenten Bereich bis 100 kHz ist keine Frequenzabhängigkeit der Impedanz zu erkennen, ab 100 kHz ist ein leichter Anstieg 66 der Impedanz mit zunehmenden Frequenzen zu beobachten, demnach ist der frequenzabhängige Anteil des Widerstands, der sich laut Gleichung 14 aus ohm’schen, induktiven und kapazitiven Anteilen zusammensetzt, außerordentlich gering. Z= R 2 + (ωL − 1 / ωC ) 2 (14) ω = Frequenz [Hz] R = ohm’scher Widerstand L = induktiver Widerstand C = kapazitiver Widerstand Der Anstieg der Impedanz bei hochfrequenten Meßbereich ist auf induktive Anteile der gesamten Meßanordnung zurückzuführen, wie Vergleichsmessungen ergaben, und nicht auf das Leitfähigkeitsverhalten des Preßlings. Bei Substanzen mit kleinem Widerstand überwiegt bei zunehmenden Frequenzen das spulenähnliche Verhalten des gesamten Meßsystems. Dieser Effekt zeigt sich bei den impedanzspektroskopischen Messungen von PdTeI noch signifikanter (siehe Kapitel 2.2.5). Ω] Impedanz / [Ω 100 r/ tu ra pe m Te 10 30 40 50 60 70 80 90 100 ] [°C 10 -1 100 10 1 102 6 5 10 4 10 10 3 10 Hz] enz / [ Frequ Abb. 33: Bode-Plot von PdTeI2. 67 Durch die Entwicklung einer reproduzierbaren Synthesemethode war man in der Lage, ausreichend phasenreine Proben zu herzustellen, um das elektronische Leitfähigkeitsverhalten der Verbindung experimentell zu untersuchen. Durch den Vergleich der Leitfähigkeitsuntersuchungen mit den theoretischen Berechnungen wurde die Verbindung zusammen mit den röntgenographischen Untersuchungen eindeutig charakterisiert und das Vorliegen einer kovalenten Te-IBindung unter Ausbildung einer anionischen [TeI]--Einheit konnte nachgewiesen werden. 69 2.2.3 Über PdTe2I6-ein molekularer Komplex PdI2(TeI2)2 mit TeI2-Liganden 2.2.3.1 Synthese und Charakterisierung Beim Einsatz der Edukte Palladium und Tellur im Verhältnis 3:2 in 67% HI fiel bei einer Temperatur von 200°C und der Reaktionsdauer von zwei Wochen eine unbekannte Phase in Form von länglichen, bei mechanischer Belastung auffasernden Plättchen an, die im Auflicht golden glänzten. Die spätere Strukturanalyse (siehe Abschnitt 2.2.3.2) zeigt, dass es sich um die iodreiche Verbindung PdTe2I6, einen molekularen Komplex von PdI2 mit zwei TeI2-Liganden, handelt. Die Phase bildet sich unter oxidativen Bedingungen (Gl. 15): Pd + 2 Te + 3 I2 → [PdI2(TeI2)2] (15) Weil kein elementares Iod als Edukt eingesetzt wurde, muß die zur Synthese erforderliche Menge an Iod vom verwendeten Reaktionsmedium 67% wässrige HILösung stammen, entweder a ) durch Zersetzung der HI bei höheren Temperaturen in elementares Iod und Wasserstoff oder b ) durch Luftoxidation der HI-Lösung. Die verwendete HI 67% ohne Redoxstabilisator enthielt schon gewisse Iodmengen, zu erkennen an der tiefbraunen Farbe der Lösung. Die Bestimmung des Iodgehalts ergab einen mittleren Wert von 90g I2/l HI1, das heißt, dass der intrinsische Iodgehalt des Reaktionsmediums HI so hoch war, um sowohl das Palladium als auch das Tellur zu oxidieren. Metallisches Palladium wird unter gleichen Bedingungen über die Stufe von Tetraiodat nach Gl. 16, 17 in β-PdI2 überführt: Pd + I2 +2 I- ↔ PdI42- (16) Nach der Gleichung I2 + 2 S2O32- → 2 I- + S4O62- erfolgte die Bestimmung des Iodgehaltes der HI 67% titrimetrisch mit einer 0.1 mol/l Na2S2O3-Maßlösung mit Stärkelösung als Indikator. Die HI 67% wurde auf pH = 1 verdünnt, mit NaOH neutralisiert und mit der Maßlösung titriert. 1 70 PdI42- ↔ 2 I- + PdI2 (17). Deshalb wird β-PdI2 oft als Bodenkörper in wässriger HI-Lösung beobachtet, während sich bei Anwesenheit von geeigneten Gegenkationen wie Alkaliionen Na+, K+ in Lösung Hexaiododipalladate(II) bilden, die in Lösung verbleiben (Gl. 18): 2 PdI42- → Pd2I62- + 2I- (18) Unter vergleichbaren Bedingungen wird Te zu den Subhalogeniden (Te2I, TeI) umgesetzt. Die miteinander verwachsenen Kristalle der neuen Phase zeigten fasrigen Habitus, der demjenigen der Tellur-Iod-Phasen ähnelt. Es wurde zunächst auf eine Palladium-arme Phase geschlossen, aber das von dem Produkt angefertigte Pulverdiagramm zeigt eine linienreiches Spektrum mit Reflexen, die zunächst noch keiner bekannten Phase zugeordnet werden konnten. Während der eigenen Arbeiten wurde die Erfahrung gemacht, dass die Tellur-Iod-Phasen mit Cu-Kα-Strahlung nur schlecht streuen. Deshalb wurde die Substanz als Kapillarprobe mit Mo-Strahlung mit mehreren Zyklen vermessen. Neben den Reflexen der neuen Phase sind schwache, mit „*“ markierte Reflexe zu beobachten, die β-PdI2 zuzuordnen sind (siehe Abb. 32) zuzuschreiben sind. Aus dem linienreichen Pulverdiagramm wurde auf das Vorliegen einer neuen Verbindung mit niedersymmetrischen Struktur geschlossen. Abbildung 34 zeigt den Vergleich des gemessenen Reflexdiagramms von Produkt 6 mit dem für PdTe2I6 theoretisch berechneten Pulverdiagramm. Die Kristalldaten stammen aus der anschließenden Einkristallstrukturanalyse. Durch ihren plättchenförmigen Habitus eignen sich Kristalle der Phase gut für Messungen mit der Mikrosonde, die bei der Strukturaufklärung weitere Informationen bezüglich der Zusammensetzung liefern sollten. Die Elementaranalyse mit der Mikrosonde ergaben, dass es sich um eine ternäre Pd-Te-I-Verbindung handelt; Die unbekannte Zusammensetzung wurde durch quantitative Mikrosondenmessungen mit PdTeI als Standardsubstanz ermittelt. Dabei wurde in mehreren Messungen ein molares Palladium-Tellur-Iod-Verhältnis von 1:2:7 ermittelt. 71 / Range61 Produkt 18000 16000 Absolute Intensity 14000 12000 10000 8000 6000 * 4000 2000 0 8000 / Range Theoretisches Pulverdiagramm von PdTe 2I61 7000 Absolute Intensity 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 4.0 9.0 14.0 19.0 24.0 29.0 34.0 39.0 2Theta Abb. 34: Der Vergleich des gemessenen Pulverdiagramms von Produkt 6 mit dem aus den Einkristalldaten berechneten theoretischen für PdTe2I6 zeigt eine gute Übereinstimmung. Die zwei mit „*“ gekennzeichneten Reflexe gehören zu β-PdI2. 2.2.3.2 Einkristallstrukturanalyse Aus einem Konglomerat von miteinander verwachsenen Kristalliten wurde ein rechteckiges Plättchen isoliert, das sich nach Prüfung der Reflexqualität mit Filmaufnahmen Justieraufnahmen nach der deuteten Vierkreisdiffraktometer mit Präzessionsmethode auf trikline Flächenzähler als Einkristall Symmetrie wurden hin; dann erwies. Die auf dem auch trikline Zellabmessungen gefunden und es wurden die Reflexe einer ganze Ewaldkugel vermessen. Man beobachtete keine systematischen Auslöschungen der Reflexe; Die Auswertung der E-Statistik wies auf Zentrosymmetrie hin, deshalb wurde für die Modellfindung die Raumgruppe P1 angenommen. Als Ausgangssituation für die Bestimmung des Inhaltes der Elementarzelle wurde das Verhältnis Pd:Te:I = 1:2:7 angenommen und die Dichten der schon bekannten 72 ternären Phasen herangezogen. Aufgrund dieser Kriterien wurde die Zusammensetzung PdTe2I6 postuliert und mit den direkten Methoden des SHELXLSystems wurde ein Modell gefunden. Die Zuordnung der Elektronendichten wurde dadurch erschwert, dass die Elemente Tellur und Iod im Periodensystem nebeneinander liegen und dadurch röntgenographisch nicht unterscheidbar sind. Deshalb wurde die Zuordnung der Elemente auf der Basis von kristallchemischen und kristallographischen Gesichtspunkten getroffen. Das Modell konnte nach einer empirischen Absorptionskorrektur auf einen R-Wert von 5.13% verfeinert werden. 2.2.3.3 Strukturdiskussion Die Verbindung kristallisiert in der zentrosymmetrischen triklinen Raumgruppe P1 mit zwei Formeleinheiten PdTe2I6 pro Elementarzelle. Die zentrale Struktureinheit sind PdI2(TeI2)2Moleküle. Das Palladium wird dabei quadratisch-planar Te1 Pd1 von I12 jeweils zwei Iod und zwei TeI2Molekülen koordiniert, die Liganden sind transständig I1 I11 angeordnet. Die Moleküle sind zentrosymmetrisch (Abb. 35), was Abb. 35: Zentrosymmetrisches PdI2(TeI2)2-Molekül. durch die spezielle Symmetrie der Palladiumlagen auf (0,0,0) und (½, 0, ½) bedingt wird. Aus den Palladiumlagen resultieren zwei kristallographisch unterschiedliche PdI2(TeI2)2-Moleküle. Die spezielle Palladiumlage (½, 0, ½) und der β-Winkel von 88.5°, der nahe bei 90° liegt, deuteten zunächst auf eine B-Zentrierung der Elementarzelle hin. Eine Vergleich der intramolekularen Bindungsabstände der beiden kristallographisch unterschiedlichen Moleküle zeigte nur minimale Abweichungen in den Bindungslängen, der strukturelle Aufbau und die atomare Umgebung der Iodatome sind identisch (siehe Tab. 10). 73 Deshalb wurde geprüft, ob die zwei zentrosymmetrischen PdI2(TeI2)2-Moleküle ineinander überführbar sind. Hierfür müßte die Struktur in einer kleineren, primitiven Zelle mit a’=a, b’=b und c’= ½ a + ½ c mit halbem Volumen beschrieben werden können, mit der Bedingung, dass mit Addition des (½,0,½)-Vektors die abweichenden Koordinaten (x,y,z) der Atome der Moleküle 1 und 2 identisch sind. Die rechnerische Überprüfung ergab die Übereinstimmung für das Palladiumatom und die TeI2Liganden, aber Differenzen für die symmetrieäquivalenten Atome I1 und I2. Wie durch Abbildung 36 verdeutlicht wird, ist die Orientierung der Ix-Pdx-Ix-Hanteln (x = 1, 2) verschieden. Sie lassen sich nicht durch eine Translation um den Vektor (½,0 , ½) ineinander überführen, sondern das Symmetrieelement, dass diese aufeinander abbildet, entspricht einer Pseudo- Gleitspiegelebene (½+ x, y, ½- z) bei z = ¼. c Pseudogleitspiegelebene bei z = ¼, ¾. a I2 21 → I1 I22 Pd2 I11 21 → Pd1 I21 Te2 I12 Te1 Abb. 36: Zur Darstellung der Pseudosymmetrie P 1 1 2/a. Analog dazu existieren in c-Richtung Pseudo-21-Achsen bei x = ¼ und y = 0. Aus der Symmetrie P 112/a resultiert eine pseudomonokline Zelle mit a = 4.534 Å, b = 10.474 Å, c = 14.547 Å und α = 86.5°, β = 88.5° und γ = 79.6°. Die pseudomonokline Metrik ist zwar deutlich zu erkennen, allerdings sind die Abweichungen des α- und βWinkels von 90° mit 3.5° bzw. 1.5° beträchtlich (siehe Abb. 36). 74 Die Verzerrung kann mit dem Platzbedarf und Packungseffekten der Iodatome erklärt werden: Durch ihren Platzbedarf sind die Iodatome der Moleküle in aRichtung leicht gegeneinander verschoben (Abb. 37). b a I2 Pd2 I1 I2 Pd1 I1 Te1 Abb. 37: Zur Verschiebung der Iodatome in a-Richtung. Eine Zellreduktion auf die primitive Zelle ist also nicht sinnvoll, da die Moleküle nicht identisch sind. Allerdings ergab eine weitere Verfeinerung mit der Halbierung der Besetzungsfaktoren aller Atomlagen der beiden unterschiedlichen Moleküle in der kleinen Zelle eine Minimierung der Restelektronendichte und des R-Wertes auf 4.7 %. Es wurde deshalb auf eine Verzwillingung des Kristalls geschlossen. Die Individuen sind entlang der c-Achse miteinander verwachsen, was einer Spiegelung an dieser Achse entspricht, deshalb sind die Reflexe h,k,l = h,k,-l. Da der Winkel zwischen der a- und der c-Achse um ca. 1.5° von 90° abweicht, spalten die Reflexe der einzelnen Individuen auf und können getrennt gemessen werden. Da die Reflexe des einen Zwillings-Individuums zwar deutlich detektierbar (I = 30σ), 75 aber dennoch relativ schwach waren, ergab die weitere Verfeinerung unter Berücksichtigung des Zwillingsgesetzes keine weitere Verbesserung des R-Wertes von 5.31%. Im Molekül betragen die mittleren Pd-Iterminal-Abstände 2.6036 Å, die Pd-TeAbstände betragen 2.5633 Å. Die Bindungswinkel Te-Pd-Iterminal weichen mit 101.41° und 78.58° relativ stark von demjenigen für den ideal-quadratischen Fall ab, die TeIquadrat-Abstände betragen 3.28 Å und 3.99 Å. Der kürzere Wert entspricht einem Te-IAbstand mit einem dreifach-verbrückenden Iod-Atom [48] . Die Te-Iterminal-Abstände innerhalb der TeI2-Gruppe unterscheiden sich mit 2.7236 Å und 2.7431 Å etwas voneinander. Zwischen den Molekülen existieren außerdem längere Te-I-Kontakte von 3.272 bzw. 3.353 Å, diese führen zur Bildung von Ketten, die entlang der aAchse verlaufen. (siehe Abb. 38). µ 3-I I a Pd Te c Abb. 38: Verknüpfung der PdTe2I6-Moleküle in a-Richtung. I12 Zusammen mit den intramolekularen TeI-Bindungen ensteht so ein Te2-I2- Parallelogramm mit Bindungswinkeln von Te1 I1 I11 98.68° und 81.32°, bzw. 82.98 und 97.02°. Pd1 Das Tellur wird trigonal von den beiden terminalen Iod-Atomen I11 und I12 I1 Abb. 39: Koordination des Tellurs. 76 und dem zentralen Palladiumatom umgeben, außerdem existieren zwei längere Kontakte von 3.3 Å zu dem direkt an das Palladium gebundene Iod des gleichen und des Nachbarmoleküls (Abb. 39). Zwischen den Iodatomen der TeI2-Gruppen der Molekülsorten existieren längere Bindungen von 3.903 Å (I12 - I11) bzw. 3.941 Å (I21 - I22) Länge, außerdem sind Wechselwirkungen zwischen den direkt an das Palladium gebundenen Iodatomen I1 und I2 von 3.86 Å Länge vorhanden. Die in aRichtung verlaufenden Ketten und die I-I-Kontakte führen zur Bildung von Schichtpaketen, die entlang der [001]-Richtung gestapelt sind (siehe Abb. 40). Damit kann der plättchenförmige Habitus der Kristalle beschrieben werden. b c Te2 I22 I21 I2 I1 I12 I11 Abb. 40: Verknüpfung der Moleküle zu Schichten durch I-I-Bindungen in PdTe2I6. Blick auf die (100)-Ebene. 77 Tab. 7: Kristalldaten und Angaben zur Strukturanalyse von PdTe2I6. Summenformel PdTe2I6 Relative Molmasse 561.50 Kristallsystem triklin Raumgruppe P1 Gitterkonstanten a = 4.5336(15) Å b = 10.4735(17) Å c = 14.547(2) Å α = 86.503(3)° β = 88.506(3)° γ = 79.566(3)° Zellvolumen 678.0(3) Å3 Zahl der Formeleinheiten 2 F (0 0 0) 936 Dichte (berechnet) 5.501 g cm-3 Diffraktometer SMART, Mo-Kα-Strahlung Meßtemperatur 20°C Meßbereich ϑ -6 ≤ h ≤ 6, -13 ≤ k ≤ 14, -19 ≤ l ≤ 18 Meßwerte 6181 unabhängige Reflexe 3191 davon mit F>2σ σ (1) 2097 Kristallform Plättchen Kristallabmessungen 0.0018 × 0.12 × 0.005 mm Schwächungskoeffizient µ = 19.192 mm -1 Restelektronendichte 2.344/- 2.519 e / Å3 Absorptionskorrektur empirisch [145] Transmissionsfaktoren max. 1.000, min. 0.537114 Wichtungsfunktion W = 1/[σ2(F02) + (0.0629P)2 + 0P], (SHELX 97) P = (Max(F02) + 2Fc2)/3 Zahl der Parameter 88 R1 (F>2σ σ (1) beobachtete Reflexe) 5.31% wR2(F2) (alle Reflexe) 13.01% 78 Tab. 8: Atomlagen in 104 und U(eq) in 103 von PdTe2I6. 2 Atom2 x y z U(eq) Pd1 0 0 0 25(3) Pd2 0.5 0 0.5 24(5) Te1 3511(2) -2195(10) 261(6) 27(2) Te2 1409(2) 2173(10) 4721(6) 28(2) I1 3225(2) 467(10) 1354(6) 30(3) I11 1968(2) -3861(11) -928(7) 38(2) I12 854(2) -3138(11) 1816(7) 37(3) I2 8570(2) 6(10) 3570(6) 32(3) I21 6658(3) -3368(11) 6840(7) 40(3) I22 6400(3) -3658(12) 4068(7) 43(1) Zur Bezeichnung der Atome siehe Abb. 36 79 Tab. 9: Anisotrope Temperaturparameter in 103 Å2 für PdTe2I6. Atom U11 U22 U33 U23 U13 U12 Pd1 27(8) 25(9) 24(8) -4(6) -4(6) -8(6) Pd2 25(8) 24(9) 23(8) -6(6) 6(6) -7(6) Te1 26(5) 28(5) 27(5) -4(4) -1(4) -5(4) Te2 27(5) 28(5) 29(5) -5(4) 1(4) -5(4) I1 31(5) 39(6) 25(5) -6(4) -1(4) -14(4) I11 47(6) 36(6) 34(5) -12(5) -2(5) -1(5) I12 48(6) 38(6) 27(5) 0(4) 17(4) -15(5) I2 32(5) 40(6) 26(5) -7(4) 7(4) -13(4) I21 57(7) 37(6) 30(5) 2(5) -2(5) -14(5) I22 50(7) 48(7) 38(6) -18(9) 6(5) -20(6) 80 Tab. 10: Abstände [Å] und Winkel [°] in der Kristallstruktur von PdTe2I6. Abstände Winkel Molekül 1 Pd1-Te1 2.5621(11) Te1-Pd1-I1 78.65(3) Pd1-I1 2.6050(10) Te1-Pd1-I1 101.35(3) Te1-I11 2.7201(14) I11-Te1-I12 97.42(5) Te1-I12 2.7490(14) Pd1-Te1-I11 107.98(4) Pd1-Te1-I21 99.57(4) Molekül 2 Pd2-Te2 2.5644(11) Te2-Pd2-I2 78.51(3) Pd2-I2 2.6027(10) Te2-Pd2-I2 101.49(3) Te2-I21 2.7272(15) I21-Te2-I22 96.26(5) Te2-I22 2.7371(14) Pd2-Te2-I21 107.25(4) Pd2-Te2-I22 100.51(4) Abstände zwischen den Molekülen Te1-I1 3.354 Å Te1-I1 3.274 Å Te2-I2 3.353 Å Te2-I2 3.269 Å I11-I12 3.901 Å I21-I22 3.941 Å I1-I2 3.860 Å I12-I22 3.865 Å 81 Vergleiche der Kristallstrukturen von Komplexen PdX2(YX2)2 Die synthetisierte Te-I-Verbindung PdTe2I6 kann als Addukt zweier TeI2-Moleküle an das binäre Palladiumdiiodid PdI2 aufgefaßt werden. Die analoge Palladiumverbindung der niederen Homologen Schwefel und Chlor PdCl2(SCl2)2 wurde von M. Paulus im Arbeitskreis Thiele [81] hergestellt, im System Palladium- Chalkogen (Se,Te)- Brom konnten von Neininger durch Solvothermalsynthese [20, 83] PdBr2(SeBr2)2 und PdBr2(TeBr2)2 hergestellt und charakterisiert werden Außerdem existiert die Se-Cl-Verbindung [69] . . Mit den Strukturanalysen der Iodverbindung und den beiden Bromverbindungen wurde der Nachweis erbracht, dass sowohl das im festen Zustand instabile Chalkogeniodid TeI2 und die -bromide SeBr2 und TeBr2 zur Koordination an Übergangsmetallzentren fähig sind. Gemischtligandkomplexe, bei denen an Stelle von terminalen Halogenliganden ein oder auch mehrere YX2-Moleküle treten, werden bei Platinmetallen häufig beobachtet, während bei Haupt- und anderen Nebengruppenmetallen meist salzartige Halogenometallate mit YX3-Kationen entstehen. Bei der Betrachtung der Molekülformen der einzelnen Verbindungen kann man zwischen zwei Gruppen unterscheiden: Die S-Cl-, Se-Br- und Te-I-Moleküle werden transständig von den Liganden koordiniert und sind zentrosymmetrisch (Punktgruppe Ci =1), dies ist durch die spezielle Lage des Palladiumatoms zu erklären. Die Verbindungen kristallisieren triklin in der zentrosymmetrischen Raumgruppe P1. Man beobachtet eine Aufweitung der Gitterkonstanten zwischen der S-Cl-Verbindung und der Se-Br-Verbindung, beide Verbindungen enthalten eine Formeleinheit pro Elementarzelle. Beim Übergang zum Te-I-Analogon findet eine überproportionale Aufweitung der b- und c- Gitterkonstanten statt, außerdem verdoppelt sich der Zellinhalt (vgl. Tab. 11). Dies ist auf die schon vorher erwähnten Packungseffekte der Iodatome zurückzuführen. 82 Tab. 11: Vergleich der Gitterkonstanten von PdCl2(SCl2)2, PdBr2(SeBr2)2 und PdI2(TeI2)2. Verbindung a[Å] b[Å] c[Å] α [°] β [°] γ [°] Z PdCl2(SCl2)2 4.339 6.821 8.174 104.16 98.15 94.42 1 PdBr2(SeBr2)2 4.536 7.238 8.856 105.4 97.86 94.5 1 PdI2(TeI2)2 4.545 10.474 14.547 86.51 88.51 79.57 2 Zwar sind die Liganden der Se-Cl-Verbindung auch transständig angeordnet, aber es resultiert kein zentrosymmetrisches Molekül daraus, da die terminalen Chloratome nur oberhalb der einer Seite der quadratisch-planaren Grundfläche herausragen. Dadurch können sich die Moleküle in der Kristallstruktur flach aneinanderlagern und bilden durch intermolekulare Cl-Se-Kontakte Ketten in [001]-Richtung aus. Der TeBr2- Komplex nimmt mit cis-Konfiguration seiner Liganden eine Sonderstellung ein. In der monoklinen Kristallstruktur bilden die Enantiomeren der chiralen Moleküle jeweils zentrosymmetrische Molekülpaare mit kurzen intermolekularen Te-Br-Kontakten (siehe Abb. 20, Kap. 2.1.6.4). Die Moleküle des Komplexes mit SeCl2 sind chiral und weisen C2-Achsen auf, aber in der monoklinen Elementarzelle (Raumgruppe C 2/c) sind die Enantiomeren zentrosymmetrisch angeordnet. Eine eindeutige Erklärung für die cis-/ trans-Isomerie der verschiedenen Moleküle konnte noch nicht gefunden werden, eventuell existiert eine Zusammenhang zwischen der Modifikation eines Moleküls und seiner Kristallisationsfähigkeit aus der Lösung, es ist nicht auszuschließen, dass in Lösung Isomeren-Gemische vorliegen. Gemeinsames Merkmal der vier Molekülstrukturen ist, dass die beiden X-Atome der YX2-Gruppen und das zentrale Pd-Atom ähnlich wie bei YX3-Kationen eine pyramidale Anordnung YX2M bilden (vgl. Abb. 39). Das entspricht der Vorstellung, dass die YX2-Liganden als Lewis-Basen über eines der freien Elektronenpaare der YAtome koordinieren, ähnlich wie Thioether SR2. 83 In Tabelle 12 sind zum Vergleich Abstände und Winkel der freien YX2-Moleküle im Gaszustand [96-99] und der PdX2(YX2)2-Komplexe zusammengestellt. Durch die II Koordination am Pd bleiben die Y-X-Abstände unbeeinflußt, lediglich die Winkel XY-X werden deutlich enger. Auffällig sind ungewöhnlich enge Bindungswinkel X-Pd-Y in den planaren PdX2Y2-Einheiten. Bei Ligandenvergrößerung ist eine zunehmende Verzerrung des Bindungswinkels am Zentralatom zu beobachten: Der X-Pd-Y-Winkel nimmt von 81.1° bei PdCl2(SCl2)2 kontinuierlich über 79.6° bei PdBr2(SeBr2)2 bis auf einen Wert von 78.6° bei PdI2(TeI2)2 ab. Tab. 12: Winkel und Abstände der Verbindungen PdX2(YX2)2 mit X = Cl, Br, I und Y = S, Se, Te im Vergleich. trans- trans- trans- cis- trans- PdCl2(SCl2)2 PdCl2(SeCl2)2 PdBr2(SeBr2)2 PdBr2(TeBr2)2 PdI2(TeI2)23 [69, 80] [69] [20, 84] [20, 84] 3 Pd-X 2,297(3)Å 2,302(5)Å 2,431(1)Å 2,45Å 2.6036Å Pd-Y 2,292(2)Å 2,402(3)Å 2,404(1)Å 2,52Å 2.5633Å Y-X2 2,005(4)Å 2,131(8)Å 2,311(1)Å 2,45Å 2.7236Å Y-X3 2,014(4)Å 2,162(8)Å 2,331(1)Å 2,47Å 2.7431Å X-Pd-X 180° 179,3(4)° 180° 94,3° 180° Y-Pd-Y 180° 177,1(2)° 180° 92,8° 180° X-Pd-Y 81,1(1)° 80,4(2)° 79,61(4)° 77° 78.59° X-Y-X 101,2(2)° 98,8(3)° 99,48(6)° 93° 96.84° X2-Y-Pd 110,6(2)° 108,3(3)° 109,79(5)° 107° 107.61° X3-Y-Pd 101,6(2)° 95,8(3)° 98,50(5)° 96° 100.01° Vergleichswerte für EX2-Moleküle: 3 [96] [97b] [98] [99] Y-X 2,014Å 2,157Å 2,32Å 2,51Å - X-Y-X 102,7° 99,6° - 98° - Durchschnittswerte 84 Zwar werden Abweichungen vom 90°-Winkel bis zu 5° auch bei den binären Palladiumhalogeniden und bei Halogenokomplexen von PdII beobachtet, aber bei den Verbindungen mit YX2-Liganden werden Verzerrungen von mehr als 10° gefunden. Damit sollten diesen Y-X-Kontakten Bedeutung für den intramolekularen Ladungsausgleich zukommen. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass Chalkogendihalogenide stabile Adukte mit Lewisbasen bilden [100] , insbesondere durch Anlagerung von Halogeniden an YX2 auch komplexe TrihalogenochalkogenatAnionen YX 3− mit T-Struktur. Unter Einbeziehung der kurzen intramolekularen X-YKontakte ergeben sich auch hier für die Chalkogenatome ähnliche Umgebungen. Bei den Komplexen mit SeCl2, TeBr2 und TeI2 treten zusätzlich noch kurze intermolekulare Kontakte auf. 85 2.2.4 Versuche zur Charakterisierung einer weiteren ternären Phase 2.2.4.1 Vorarbeiten Einer weiteren ternären Phase im System Pd-Te-I wurde aufgrund des thermischen Abbaus die Zusammensetzung Pd3Te2I4 zugeschrieben. Sie wurde zuerst von M. Degner [17] als Beimengung in einer pulverförmigen PdTeI-Probe gefunden. M. Degner versuchte die Bildungsbedingungen für diese Phase einzugrenzen und fand nur ein sehr engen Spielraum für die Synthese phasenreiner Proben. Bei einem Palladium-Tellurverhältnis von 1:1.25 erhielt sie schließlich phasenreine Proben in polykristalliner Form. Um Einkristalle zu erhalten, untersuchte K. Wittmann [18] den Einfluß des Palladium-Tellur-Verhältnisses, der Iodeinwaage und der HI-Konzentration, aber er konnte die Ergebnisse von Degner nicht reproduzieren, denn er fand unter diesen Bedingungen PdTeI neben PdTe2. Erst als er die Edukte im stöchiometrischen Verhältnis von 3:2:4 einsetzte und bei Reaktionstemperaturen unterhalb 250°C blieb, erhielt er die gewünschte Phase. Oberhalb 250°C entstanden nur Kristalle der Verbindung PdTeI. Obwohl Wittmann keine Einkristalle erhielt, konnte er zumindest das Pulverdiagramm auswerten und orthorhombisch indizieren. Bei weiteren Versuchen zur Kristallzüchtung erhöhte H. Wochner [19] die Reaktionsdauer bis auf maximal 24 Wochen und variierte den Ampulleninnendruck über den Füllungsgrad. Hierbei fand er zwar keinerlei Einfluß auf die Kristallbildung, aber mit der Reaktionsdauer wuchs die Größe der Kristallite: Er erhielt erstmals plättchenförmige Einkristalle, die dann allerdings keine eindeutige Strukturlösung ermöglichten. Er fand eine inkommensurable Überstruktur der tetragonalen Verbindung PdTeI, und zusätzlich noch Hinweise auf Zwillingsbildung. Die Versuche zur Strukturaufklärung wurden deshalb nicht weiter geführt. 86 2.2.4.2 Eigene Versuche Angaben aus den vorausgegangenen Dissertationen waren Ausgangspunkt für eigene Syntheseversuche, bei denen zunächst der Einfluß der Temperatur und der Abkühlrate in einem Bereich bis 400°C untersucht wurde. Zusätzlich sollte eine höhere Löslichkeit und damit folglich Reaktivität der Edukte erzielt werden, indem PdI2 mit KI-Lösung unter Bildung der Iodopalladationen PdI42- und Pd2I62- (vgl. Kap. 2.2.2.1) komplexiert wird. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen wurde zunächst das Pd:Te:I-Verhältnis von 3:2:4 konstant gehalten, und die KI-Zugaben im MengenBereich von 20 - 200 mg gewählt. Die Produktmischungen waren Pulver, die auch gut ausgebildete, schwarz-glänzende Oktaeder von β-PdI2 und golden-reflektierende Plättchen enthielten. Bei der röntgenographischen Untersuchung der pulverförmigen Probe wurden zusätzlich die Phasen β-PdI2 und PdTe2 identifiziert (Abb. 41), wobei die Mengenanteile der binären Phasen schwankten. 10000 Produkt 8 Absolute Intensity 8000 6000 4000 * 2000 0 10000 Theoretisches Pulverdiagramm von β-PdI2 9000 8000 Absolute Intensity 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 41: Der Vergleich der gemessenen Pulverdiagramme (z. B. Produkt 8) mit dem theoretisch berechneten von β-PdI2 zeigt, dass der Hauptanteil β-PdI2 und Nebenprodukt PdTe2 ist. Der stärkste Reflex von PdTe2 ist mit „*“ markiert. 87 Daneben wurden noch 8 Reflexe einer weiteren Phase beobachtet, die kubisch auf der Basis einer flächenzentrierten Elementarzelle mit einer Gitterkonstanten a = 5.613 Å indiziert werden konnten. Bei allen Ansätzen traten diese drei Phasen nebeneinander auf, wobei die mengenmäßigen Anteile variierten: Im Pulverdiagramm waren die Reflexe der kubischen Phase umso intensitätsstärker, je schwächer die Reflexe der binären Phasen erschienen (siehe Abb. 42). * 10000 Produkt 8 Absolute Intensity 8000 * 6000 * 4000 * 2000 * * 0 * ~ * Produkt 9 4000 3500 Absolute Intensity 3000 2500 2000 + 1500 1000 500 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 42: Pulverdiagramme von zwei Proben mit unterschiedlichen Anteilen von β-PdI2, PdTe2 und kubischer Phase. Die Intensitäten der Reflexe der binären Phasen β-PdI2 (stärkster Reflex mit „+“ gekennzeichnet) und PdTe2 (stärkster Reflex mit „~“ gekennzeichnet) sinken bei der Anreicherung der kubischen Phase (mit „*“ gekennzeichnet). Um zu prüfen, ob von den linienreichen Pulverdiagrammen der binären Beiprodukte weitere Reflexe der neuen Phase überdeckt werden, wurden die goldfarbenen Plättchen unter dem Mikroskop manuell aussortiert. Das resultierende Pulverdiagramm war frei von binären Beimengungen, zeigte aber keine weiteren Reflexe (Abb. 43). 88 100.0 Goldfarbene Plättchen aus Produkt 10 90.0 80.0 Relative Intensity (%) 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 43: Pulverdiagramm von manuell aussortierten, metallisch-reflektierenden Plättchen aus Produkt 10. Mit diesen 8 Reflexen wurde bei der Indizierung eine Gitterkonstante von 5.613(23) Å berechnet (Tab. 13): Nr. hkl 2θ θ ber. 2θ θ beob. ∆ ber.-beob. Intensität dbeob. dber. 1 111 27.502 27.496 -.0062 32.0 3.2413 3.2405 2 200 31.861 31.856 -.0055 106.1 2.8069 2.8064 3 220 45.681 45.675 -.0057 50.2 1.9847 1.9844 4 331 54.151 54.149 -.0015 3.8 1.6924 1.6923 5 222 56.771 56.766 -.0052 11.4 1.6204 1.6203 6 400 66.589 66.591 .0012 3.3 1.4032 1.4032 7 420 75.721 75.727 .0060 6.4 1.2550 1.2551 8 422 84.493 84.492 .0007 3.2 1.1457 1.1457 Tabelle 13: Pulverdiagramm von aussortierten Plättchen. Die Abmessungen der kubischflächenzentrierten Zelle betragen a = 5.613(23) Å. Der Figure of Merit wurde zu 798.6 berechnet. 89 Bei röntgenographischen Untersuchung der gold-reflektierenden Blättchen mit Filmmethoden auf der Weissenbergkamera waren keine diskreten, punktförmigen Reflexe zu erkennen, die auf einkristallinen Bereichen basieren, es waren nur DebyeScherrer-Ringe zu erkennen, die von einer polykristallinen Probe stammen. Es wurden zahlreiche Umsetzungen durchgeführt, um die neue Verbindung phasenrein und in Form besserer Kristalle herzustellen. Dabei wurde das PalladiumTellur-Verhältnis variiert und der Einfluß der Temperaturen auf die Phasenbildung untersucht. Die kubische Phase enstand nahezu phasenrein, aber immer noch polykristallin, bei einem Pd:Te-Verhältnis von 1:1 und einer Reaktionstemperatur von 400°. Die Pulverdiagramme dieser Produkte (z. B. Ansatz 11) zeigen nur geringe Mengen von β-PdI2 und PdTe2. Probe 11 5000 Absolute Intensity 4000 3000 2000 1000 ~ + 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 Abb. 44: Das Pulverdiagramm eines Produkts zur Herstellung der kubischen Phase. Die stärksten Reflexe von β-PdI2 („+“) und PdTe2 („~“ ) sind markiert. 80.0 2Theta 90 Bei Betrachtung mit dem Mikroskop zeigen die flachen Plättchen im Auflicht goldene Farbe. Sie weisen auf der einen Seite eine relativ glatte, homogen wirkende Oberfläche auf, während auf der anderen Seite starke Oberflächenkorrugationen zu beobachten sind. Die Plättchen zerbrachen relativ leicht unter Druck, was auf einen mikrokristallinen Aufbau hinweist. Bei mehreren Produkten konnten die Reflexe der kubischen Verbindung stets auf der Basis einer flächenzentrierten, kubischen Elementarzelle mit a = 5.59 Å indiziert werden, wobei der Wert der Gitterkonstante maximal um 0.02 Å variierte. Bei den goldfarbenen Plättchen wurde versucht, durch thermischen Abbau und wellenlängendispersive Elementaranalyse Erkenntnisse über die Zusammensetzung zu gewinnen: Eine DTA/TG-Kurve über einen Temperaturbereich ∆T = 20 - 740°C zeigte (Abb. 45) im Temperaturintervall von 200°-320°C ein Massen- verlust von 34.5% an, dem sich ein weiterer von 1.53% im Temperaturbereich bis 520°C anschließt, der auf die binäre Abb. 45: DTA/TG-Kurve von Produkt 11. β-PdI2 Verbindung zurückzuführen ist. Der Massenverlust von 35.2%, wäre mit einem Abbau 2 PdTeI → 2 PdTe + I2 (19) zu erklären, denn bei PdTeI liegt der gefundene Wert bei ∼ 35.1%. Einem Abbau gemäß Pd3Te2I4 → 2 PdTe + 2 β-PdI2 + I2 (20) würde ein Massenverlust von 24.45% entsprechen. 91 Dabei wurde bei der Auswertung angenommen, dass nur Iod als flüchtige Komponente abgegeben wurde. Es ist experimentell aber nicht gesichert, ob als weitere thermische Zersetzungsprodukte nicht auch Telluriodide in Frage kommen. Das bei 740°C verbleibende Abbauprodukt wurde röntgenographisch als PdTe identifiziert. Mit den gold-reflektierenden Plättchen wurden mit der Mikrosonde wellenlängendispersiv qualitative wie auch quantitative Messungen durchgeführt. Es konnten die drei Elemente Palladium, Tellur und Iod nebeneinander nachgewiesen werden; Die Zusammensetzungen schwankten etwas um eine mittlere Zusammensetzung von Pd:Te:I ≈ 3:2:4, wobei vor allem die Te- und Iodanteile variierten. In den Pulverdiagrammen wurden acht scharfe, intensitätsstarke Reflexe beobachtet, die bei relativ hohen 2θ-Werten auftreten. Sie stammen vermutlich von einer Subzelle; Jedoch konnten bisher keine Aufspaltungen oder zusätzliche Reflexe beobachtet werden, die von einer größeren Elementarzelle stammen. Für eine geordnete Überstruktur wären zusätzliche Reflexe zu erwarten, aber auch für eine niedrigersymmetrische Elementarzelle fehlten Hinweise durch Reflexaufspaltungen. Das Fehlen von Braggreflexen auf der Einkristallaufnahmen könnte darauf hinweisen, dass trotz der ausgebildeten Kristallform die Verbindung eine rekonstruktive Phasentransformation beim Abkühlen durchläuft und sich Mikrokristallite der neuen Phase bilden. 2.2.4.3 Weitere Versuche zur Strukturlösung Versuche zur Strukturlösung anhand von Pulverdaten durch Rietveldverfeinerungen waren aus mehreren Gründen wenig erfolgversprechend: Eine Voraussetzung hierfür sind phasenreine Proben oder zumindest, dass die Reflexe der Nebenphasen eindeutig zuordenbar sind. 92 Weitere Probleme ergeben sich durch die fast identischen Radien und die identischen Streukräfte von Tellur und Iod, denn die Zellen von Te- und IVerbindungen haben vergleichbare Gitterabmessungen. Daraus ergeben sich Überlappungen von Reflexen, die es schwierig machen, die anteilsmäßigen Intensitäten zu bestimmen. Ein Beispiel ist in Abbildung 46 demonstriert: Es zeigt, dass Reflexe der Pulverdiagramme von β-PdI2, PdTe und der kubischen Phase im für die Analyse wichtigen Kleinwinkelbereich überlappen. 40000 Reflexe von β-PdI2 aus Produkt 10 Reflexe von PdTe aus Produkt 1 Reflexe der kubischen Phase aus Produkt 10 Absolute Intensität 30000 20000 10000 0 22 24 26 28 30 32 2 Theta Abb. 46: Überlagerung von Reflexen im Kleinwinkelbereich von binären und ternären Phasen im System Palladium-Tellur-Iod, durch die ähnlichen Atomradien von Tellur und Iod bedingt. Bei Phasengemischen ist damit eine eindeutige Zuordnung von Reflexintensitäten erschwert. 93 Offensichtlich existiert auch eine entsprechende Verbindung mit Platin, denn H. Wochner erhielt unter vergleichbaren Bedingungen eine Pt-Te-I-Phase, auch nur in polykristalliner Form [19] , deren Pulverdiagramm ebenfalls kubisch mit a = 5.592 Å indiziert wurde. Er hatte nur Filmmethoden zur Verfügung, aber eine erneute Diffraktometermessung bestätigte seine Angaben (Abb. 47). * 6000 5000 Ab 4000 sol ute Inte nsit y * 3000 * 2000 * 1000 * * * * 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 90.0 2Theta Abb. 47: Pulverdiagramm einer von H. Wochner synthetisierten ternären Probe, die eine Pt-Te-I-Phase enthält. Die Reflexe der kubischen Zelle sind mit „*“ markiert, weitere Fremdreflexe konnten bisher nicht identifiziert werden. H. Wochner fand ebenfalls die Reflexionsbedingungen einer flächenzentrierten Zelle und aus der Zusammensetzung PtTeI und der Dichtebestimmung berechnete er, dass sich in der Elementarzelle jeweils zwei Platin, zwei Iod- und zwei Telluratome befinden müssen. Obwohl in dieser F-Zelle nur 4-zählige Lagen existieren können, wurde probeweise eine Berechnung durchgeführt, bei der eine NaCl-Anordnung angenommen wurde. Te und I belegen statistisch mit gleichem Gewicht die Anionenpositionen, die beiden Pt-Atome die Kationenpositionen. Er fand gute Übereinstimmung der berechneten und experimentell bestimmten Intensitäten. 94 Atom Wyckoffsymbol Lagesymmetrie Koordinaten Besetzungsfaktor Pd 4b m 3m ½, ½, ½ ½ I 4a m 3m 0, 0, 0 ½ Te 4a m 3m 0, 0, 0 ½ Tabelle 14: Punktlagen für das Modell einer Defekt-Kochsalzvariante für die kubische Phase „PdTeI“. Bei Übernahme des Modells ergaben die Berechnungen für die kubische Pd-Te-IPhase bemerkenswerte Übereinstimmung (Abb. 48 und Tab. 15), denn lediglich ein intensitätsschwach berechneter Reflex bei d = 1.288 Å im Pulverdiagramm konnte nicht beobachtet werden, eventuell aufgrund von Textureffekten. d ∆ beobachtet 2θ θ Irel h k l -berechnet 3.2406 0.0004 27.501 29.40 1 1 1 2.8065 0.0003 31.861 100.00 2 0 0 1.9845 0.0002 45.680 66.12 2 2 0 1.6924 0.0001 54.150 11.57 3 1 1 1.6203 0.0002 56.770 21.00 2 2 2 1.4033 - 66.589 8.95 4 0 0 1.2877 nicht 73.481 4.13 3 3 1 beobachtet 1.2551 0.0001 75.719 22.94 4 2 0 1.1458 0.0001 84.491 6.26 4 2 2 Tabelle 15: Reflexe des theoretisch berechneten Reflexdiagramms einer Defekt-NaCl-Anordnung mit a = 5.613 Å. Die Reflexe wurden für Cu-Kα-Strahlung berechnet. 95 Die gute Übereinstimmung dieser beiden Diagramme bestätigte einmal mehr, dass die Anionen zusammen eine kubisch-dichteste Packung bilden und die Palladiumatome Positionen in den Oktaederlücken besetzen. Obwohl keine zusätzlichen Reflexe oder Reflexaufspaltungen gefunden wurden, ist davon auszugehen, dass es sich um eine Subzelle handelt und die wahre Elementarzelle größer oder/und niedrigersymmetrisch ist. Es wurde versucht, theoretisch durch kristallchemisch sinnvollen Symmetrieabbau ein Modell zu entwicklen. Dabei wurde die Bedingung einer kubisch-dichtesten Packung und andererseits die Stöchiometrie der Verbindung berücksichtigt. 100.0 Goldfarbene Plättchen aus Produkt 10 90.0 Relative Intensity (%) 80.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 100.0 Berechnetes Pulverdiagramm für NaCl-Defektvariante 90.0 Relative Intensity (%) 80.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 Abb. 48: Vergleich des Pulverdiagramms von goldfarbenen Plättchen (Produkt 10) mit einem berechneten Pulverdiagramm für die Defekt-NaCl-Variante. 80.0 2Theta 96 Wenn man von der Verbindung mit der hypothetischen Summenformel „Pd3Te2I4“ ausgeht und nicht zwischen den Anionentypen differenziert, so erhält man durch folgendes Vereinfachen einen binären Strukturtyp: Pd3Te2I4 → Pd3(Te,I)6 → PdX2 (X = Te, I) Geht man davon aus, dass die Anionen eine kdp bilden und die Kationen die Hälfte der Oktaederlücken besetzen, so bietet sich eine Anordnung an, die mit der Spinellstruktur verwandt ist. Beim Aristotyp des Spinells bilden [102] die Sauerstoffatome eine kubisch-dichteste Kugelpackung, und die Aluminiumatome besetzen die Hälfte der Oktaederlücken. Damit erhält man eine AX2-Struktur mit kubisch-dichtester Packung der Nichtmetallatome. Bisher ist jedoch keine entsprechende binäre Verbindung mit der Summenformel AX2 bekannt, die im Aristotyp mit kubisch-flächenzentrierter Anionenpackung und mit durch Kationen geordnet besetzten Oktaederlücken kristallisiert. Für das Modell müßte die Gitterkonstante der kubischen Phase verdoppelt werden, und in der Elementarzelle wären 16 Pd-Atome und 32 Nichtmetalle enthalten. Für die Berechnung eines theoretischen Pulverdiagramms mit der Raumgruppe Fd 3 m (227) wurden die Anionenlagen durch die Besetzungsfaktoren in adäquate Te- und I-Lagen gesplittet (Tabelle 16). Atom Besetzung Multiplizität Lage Symmetrie Pd 1 16 5/8, 5/8, 5/8 3m Te ½ 32 3/8, 3/8, 3/8 3m I ½ 32 3/8, 3/8, 3/8 3m Tabelle 16: Die Atomlagen der Elemente in der Raumgruppe F d 3 m mit gesplitteten Atomlagen. 97 Die Lagen und Intensitäten der gemessenen Reflexe gehen konform mit den für das Splitmodell berechneten, allerdings weist das berechnete Pulverdiagramm für das Splitmodell gegenüber dem gemessenen mehrere zusätzliche Reflexe auf, hierbei ist besonders der im Kleinwinkelbereich auftretende 111-Reflex zu erwähnen (Abb. 49). Auch bei intensiver Suche im gemessenen Diagramm konnten keine Hinweise auf zusätzliche, schwache Reflexe, die für dieses Modell sprechen, gefunden werden. 100.0 Kubische Phase aus Produkt 10 90.0 Relative Intensity (%) 80.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 Theoretisches Pulverdiagramm 100.0 90.0 Relative Intensity (%) 80.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 220 111 311 20.0 331 10.0 0.0 10.0 20.0 30.0 511 40.0 531 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 49: Vergleich des Pulverdiagramms der kubischen Phase mit dem für die Verbindung vom AX2Typ vom Spinell-Modell abgeleiteten theoretisch berechneten Pulverdiagramm. Die stärksten, im gemessenen Pulverdiagramm nicht vorhandenen Reflexe, sind mit Indizierungen versehen. In der Verbindung Pd3Te2I4 beträgt das Te-I-Verhältnis jedoch gemäß der Stöchiometrie 1:2. Diese Aufspaltung läßt sich mit einem Zellinhalt von 32 Anionen im kubischen System nicht realisieren: Die 1:2-Splittung der Anionenlage einer kubischen-dichtesten Schicht bewirkt den Abbau der dreizählige Symmetrie entlang der [111]-Achse der Elementarzelle, die charakteristisch für die kubische Symmetrie ist. 98 Durch den Wegfall der Schichtsymmetrie muß demnach ein Abbau in ein niedrigersymmetrisches System erfolgen. Auch bei der ternären Verbindung PdTeI bilden die Anionen eine kubischdichteste Packung und die Pd-Atome besetzen Oktaederlücken. PdTeI kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P 42/mmc mit 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Die Stöchiometrie entspricht wieder einer AX2-Verbindung, wenn keine Differenzierung der Anionen vorgenommen wird. Die Gitterkonstante atetragonal entspricht der Diagonalen der kubischen Zelle, die c-Gitterkonstante wurde belassen. Für eine Anionenverteilung in der Elementarzelle von 1:2 wurde die Tellur-Lage der Ursprungsverbindung im Verhältnis 1/3 I und 2/3 Te gesplittet, so dass eine statistische Verteilung der Anionen in der Elementarzelle resultiert. Theoretisch berechnetes Diagramm in der Raumgruppe P42/mmc. Die Anionenlagen sind im Verhältnis 1:2 geplittet. 100.0 90.0 Relative Intensity (%) 80.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 100.0 Kubische Phase aus Produkt 10 90.0 Relative Intensity (%) 80.0 70.0 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 50: Der Vergleich des theoretisch berechneten Pulverdiagramms in der primitiven tetragonalen Raumgruppe P 42/mmc mit einem Diagramm der kubischen Phase weist zwar wiederum bei den gemeinsamen Reflexen Übereinstimmung in den Lagen und den Intensitäten auf, allerdings sind bei dem theoretischen Pulverdiagramm durch den Abbau der Symmetrie zusätzliche Reflexe und Aufspaltungen zu beobachten, die experimentell nicht nachzuweisen sind. 99 Es zeigte sich jedoch, dass die Modelle zu zusätzlichen Reflexen oder Reflexaufspaltungen führten, für die sich zunächst keine experimentellen Hinweise ergaben. 2.2.3.4 Elektronenmikroskopie Bei diesem Stand der Untersuchungen wurde geprüft, ob elektronenmikroskopische Untersuchungen zur Aufklärung der Struktur beitragen können. Entprechenden Messungen an einer Probe (Produkt 11) wurden an der Universität Bonn im Arbeitkreis Mader von W. Assenmacher durchgeführt. Bei einer ersten elektronenmikroskopischen Untersuchung einer Probe, die optisch einen polykristallinen Eindruck macht, wurden zwei nanokristalline Phasen gefunden: Er beobachtete Kristalle von kubischem Habitus, für die die quantitative Zusammensetzung „PdTe2“ bestimmt wurde. Daneben existiert eine ternäre Phase, die Palladium, Tellur und Iod im Verhältnis 1:1:1 enthält. Bei der zweiten Phase handelte sich wahrscheinlich um das tetragonale PdTeI. Ein kubisches Ditellurid PdTe2 ist bisher unbekannt. Es konnte ausgeschlossen werden, dass eine binäre Pyritstruktur vorliegt, denn die Gitterkonstante ist mit a = 5.6 Å, für eine Verbindung mit Te-Te- Hanteln zu klein, wenn man andere Verbindungen wie zum Beispiel OsTe2 [103] mit a = 6.397 Å heranzieht. Die Ergebnis der elektronenmikroskopischen Untersuchungen legte den Schluß nahe, dass das Pd-Te-Verhältnis in der kubischen Phase höher ist als Pd3Te2I4 oder PdTeI und nahezu einer binären Verbindung PdTe2 entspricht. In einer Reihe von Versuchen wurden deshalb als feste Edukte nur Palladium und Tellur eingesetzt, als Reaktionsmedium wurde weiter 57% HI verwendet. Mit Palladium und Tellur im Verhältnis von 3:2 enstanden so bei Reaktionstemperaturen um 200°C ebenfalls Proben, die die kubische Phase enthielten. Das in Abbildung 51 aufgeführte Pulverdiagramm zeigte als Hauptphase die Reflexe der kubischen Phase, daneben waren noch Spuren von β-PdI2 vorhanden. 100 Ein neues Ergebnis war aber, dass bei diesen Proben im Pulverdiagramm neue Reflexe auftauchten, die in die Indizierung miteinbezogen werden konnten. Diese neuen Reflexe bedingen weiterhin, dass die kubische Zelle in eine tetragonale Zelle überführt werden muss. Zur Verdeutlichung ist ein Aussschnitt aus dem Pulverdiagramm in höherer Auflösung in Abbildung 52 gezeigt: Es ist deutlich zu erkennen, dass die von den kubischen F-Zelle stammenden Reflexe aufspalten, wenn der Übergang zum tetragonalen System erfolgt. Weiterhin traten schwache zusätzliche Reflexe auf, welche eine Zellvergrößerung atetr. = akub. • 2 bedingen. * 10000 Produkt 66 8000 Ab sol ute Inte 6000 nsit y * * 4000 2000 * * * * * 0 Theoretisches Pulverdiagramm von β-PdI2 10000 9000 8000 Ab 7000 sol ute Inte 6000 nsit 5000 y 4000 3000 2000 1000 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 51: Hauptphase von Produkt 66 ist die kubische Phase (mit „*“ markiert), als Nebenphase liegt βPdI2 vor. Bei der Indizierung ergab sich deshalb als neue Gitterkonstante die Flächendiagonale der ursprünglichen kubischen Zelle, während die c-Achse beibehalten wird. Das Volumen der kubischen Zelle verdoppelt sich und die neue Zelle würde demnach 8 Nichtmetall- und 4 Palladiumatome enthalten, eine für tetragonale Raumgruppen plausible Vergrößerung der Zelle. 101 Kubische Tetragonale d-Wert [Å] d-Wert [Å] Intensität F-Zelle P-Zelle berechnet gemessen gemessen 111 201 3.2443 3.2351 35.2 200 220 2.8024 2.8032 100.0 002 2.8242 2.8219 41.3 - 102 2.6709 2.6701 5.1 220 400 1.9816 1.9819 51.1 311 421 1.6911 1.6913 4.8 222 402 1.6221 1.6194 11.4 400 440 1.4012 1.4022 3.5 420 442 1.2552 1.2546 7.3 422 622 1.1456 1.1458 4.2 Tabelle 17: Reflexaufspaltung und zusätzliche Reflexe beim Übergang von der kubischen Elementarzelle mit a= 5.662 Å zu einer tetragonal-primitiven Zelle mit a= 7.926 Å und c = 5.662 Å. 10000 8000 Absolute Intensity 6000 + 4000 2000 + 0 30.0 31.0 32.0 33.0 34.0 35.0 2Theta Abb. 52: Ausschnitt aus dem Pulverdiagramm der neuen ternären Phase. Die beiden markierten Reflexe können in die Indizierung miteinbezogen werden, wenn ein Symmetrieabbau zu einer tetragonalen Punktgruppe angenommen wird. 102 Das c• 2 -Verhältnis dieser Zelle beträgt 1.0077. Auffällig ist, dass die Zellabmessungen fast identisch mit denjenigen der ternären Verbindung PdTeI sind. Erwartungsgemäß ließen Berechnungen von Pulverdiagrammen in tetragonalen Raumgruppen mit wechselnd besetzten Anionenlagen Übereinstimmungen erkennen, jedoch werden stets für weitere Überstrukturreflexe relativ hohe Intensitäten berechnet, ohne dass in den gemessenen Pulverdiagrammen entsprechende Linien auftauchen. 10000 Produkt 66 Absolute Intensity 8000 6000 4000 102 2000 0 Theoretisch berechnetes Pulverdiagramm für die Raumgruppe P 42/mmc mit Tellur auf den Iodlagen 10000 9000 8000 Absolute Intensity 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 53: Vergleich eines gemessenen Pulverdiagramms (Produkt 66) mit einem theoretisch berechneten Pulverdiagramm für eine PdTeI-Anordnung in der Raumgruppe P 42/mmc. Außer der Reflexaufspaltung (Pfeil) und dem neuen 102-Reflex bei d = 2.67 Å konnten keine weiteren berechneten Überstrukturreflexe gefunden werden. Auch bei diesen Proben wurden durch Assenmacher transmissionselektronische Untersuchungen durchgeführt. Dabei fanden sich tatsächlich Nanokristalle einer ternären Verbindung, für die als Zusammensetzung ein Pd:Te:I-Verhältnis von 3:2:4 103 bestimmt wurde. Sie sind höchstens 10 nm groß und liegen in verwachsener oder sogar verzwillingter Form vor. Als Minoritätsphasen wurden PdTe2, Tellur und eine Verbindung mit der Formel „Pd2.5I“ gefunden. Bei Bestrahlung mit hohen Elektronendosen zersetzt sich die ternäre Verbindung unter Iodabgabe, wobei ein kugelförmiger Regulus zurückbleibt, der ungefähr die Zusammensetzung Pd2Te hat [104] . Es gelang, mit niederenergetischer Elektronenbestrahlung zusätzliche Reflexe zu entdecken, die auf eine Überstruktur in [111]-Richtung hinweisen, was eine rhomboedrische Verzerrung bedeuten würde. Nachdem gefunden wurde, dass sich die ternäre Phase bei Elektronenbeschuß unter Iod-Abgabe zersetzte, wurde im Rahmen der Dissertation von weiteren Versuchen zur Strukturanalyse abgesehen. 105 2.2.5 Untersuchungen von Struktur-Eigenschaftsbeziehungen bei PdTeI 2.2.5.1 Kristallchemische Problemstellung Die ternäre Verbindung PdTeI entsteht durch Hydrothermalsynthese in Form messingfarbener Nadeln. Die Struktur wurde von M. Degner [16, 17] im Prinzip gelöst, jedoch konnten die Tellur- und Iodlagen dabei nicht eindeutig unterschieden werden. Eine erneute Einkristalluntersuchung wurde von K. Neininger durchgeführt [20] , der die Besetzung der Atomlagen nach Abstandskriterien zuordnete. Er führte außerdem Neutronenbeugungsexperimente durch, jedoch aufgrund der zu kleinen Substanzmenge und der fast identischen Streufaktoren von Pd, Te und I konnte durch die Neutronenbeugungsexperimente keine weitere Klärung erreicht werden. Aufgrund der Struktur und der experimentell ermittelten Zusammensetzung PdTeI ergibt sich die für Palladium ungewöhnliche Oxidationsstufe +III, aber gegen das Vorliegen von Kationen mit d7-Konfiguration sprechen die Ergebnisse von magnetischen Messungen, die diamagnetisches Verhalten zeigten. Aufgrund des metallischen Aussehens wurde vermutet, dass entweder ein metallischer Leiter oder zumindest ein Halbleiter mit schmaler Bandlücke vorliegt. Mit den Strukturparametern führte M. Whangbo Bandstrukturrechnungen [21] durch. Ergänzend zur Klärung der elektronischen Struktur sollten Leitfähigkeitsmessungen sowohl an Einkristallen als auch an Preßlingen von PdTeI durchgeführt werden. 2.2.5.2 Synthese von Einkristallen Die Verbindung bildet unter hydrothermalen Bedingungen aus HI-Lösung und etwa stöchiometrischen Mengen von Palladium, Tellur und Iod bei einer Reaktionstemperatur von 300°C und nach einer Reaktiondauer von ca. 3 Wochen verwachsene Büschel winziger Einkristalle. Bei Versuchen zur Herstellung größerer Einkristalle zeigte sich, dass es günstig auf die Kristallisation wirkt, wenn man eine Spatelspitze KI zu dem Ansatz hinzugibt und mit einer Abkühlrate von 1°K/h arbeitet. 106 Mit diesen leicht abgeänderten Synthesebedingungen gelang es schließlich, nadelförmige Einkristalle mit gut ausgebildeten Flächen und Kantenlängen bis 0.7 mm herzustellen. 2.2.5.3 Struktur Die Verbindung kristallisiert in der tetragonalen Raumgruppe P 42/mmc mit den Gitterkonstanten a = 7.821 Å und c = TeII 5.659 Å. Die Tellur- und Iodatome bilden zusammen Verteilung Packung, eine in der in geordneter die Hälfte der TeI Pd kubisch-dichteste I Oktaederlücken durch Palladiumatome besetzt werden. Innerhalb der kubischen Schichten mit der Folge ABC wechseln Stränge, die nur aus Te- oder Iodatomen Abb. 54: Verzerrrt-oktaedrische Koordination des bestehen, mit solchen, die alternierend Palladiums. Te- und Iodatome enthalten. Palladium wird von jeweils zwei Tellur- (dPd-TeI = 2.601 Å) und Iodatomen (dPd-I = 2.715 Å) planar koordiniert. Die cis-PdTe2I2-Einheiten sind alternierend über Te-Te- und I-IKanten zu Ketten verbunden, die entlang der a-, bzw. b-Richtung laufen (Abb. 55), jeweils um ½c versetzt. I TeI Durch zwei weitere Pd-Te- Kontakte(dPd-TeII = 2.844 Å) resultiert Pd für die Palladiumatome eine verzerrtoktadrische Koordination (Abb. 54). [100], [010] Die beiden längeren Pd-Te-Bindungen neigen sich der verbrückenden Te-Te- Abb. 55: In [100] und [010]-Richtung verlaufende Kante Ketten von kantenverknüpften PdTe2I2-Einheiten. zu, mit einem Te-Pd-Te- Bindungswinkel von 168.62°. 107 Durch die Bindungen zu den Telluratomen an den Spitzen der Oktaeder resultieren in c-Richtung verlaufende Pd-Te-Ketten, die in Abb. 56 durch dickere Striche dargestellt sind. Sie bewirken die Verknüpfung der Baugruppen zum dreidimensionalen Gitter. c TeII b a I TeI Pd Abb. 56: Dreidimensionale Verknüpfung der PdTe2I4-Einheiten in der Struktur von PdTeI mit in cRichtung verlaufenden Pd-Te-Ketten (dicker gezeichnet). Die kürzesten nichtbindenden Kontakte betragen zwischen Telluratomen 3.385 Å, zwischen Iod-Atomen 3.809 Å und zwischen Tellur- und Iodatomen 3.916 Å. Weil damit zwischen den Nichtmetallen keine kovalenten Bindungen bestehen, wurde die Verbindung als Pd3+Te2-I- postuliert und die verzerrt-oktaedrische Koordination des Palladiums als Jahn-Teller-Effekt eines d7-low-spin-Systems erklärt. Allerdings zeigt der experimentell ermittelte Kopplungen unterliegen müssen. Diamagnetismus, dass alle Elektronen starken 108 2.2.5.4 Bandstruktur von PdTeI Auf der Basis der Strukturdaten wurden von M. Whangbo Bandstrukturrechnungen unter Verwendung von „Extended Hückel Tight Binding“-Modellen durchgeführt [21] . Er ging dabei zunächst von der normalen Aufspaltung der d-Orbitale in einem idealoktaedrischen Ligandenfeld PdL6 aus, wobei der Kristallstruktur angepaßt, die xz-, yz- und die x2-y2- Orbitale (t2g-Satz) dreifach und die xy- und z2-Orbitale (eg-Satz) zweifach entartet sind. Durch das verzerrt-oktaedrische Ligandenfeld resultieren weitere Aufspaltungen, wobei der dxy-Zustand unbesetzt bleibt, während das energetisch niedriger liegende dz2- Orbital einfach besetzt ist. Die Überlappung der halbbesetzten z2-Orbitale mit den besetzten pz-Orbitalen der Telluratome, die in c-Richtung 2.8 Å entfernt liegen, führt zu einem extrem verbreiteten Band dieser PdTe-Ketten. Die Bänder entlang der cRichtung sind jeweils unvollständig gefüllt. Das Zustandsdichte- diagramm in Abb. 57 zeigt den Verlauf der Bänder mit dem FermiNiveau. Nur die Bänder in cRichtung zeigen große Dispersion und schneiden die Fermi-Grenze. Durch die vier Pd-Atome in der tetragonalen Zelle resultieren vier Abb. 57: Bandstruktur von PdTeI in [100]Bänder, das mittlere ist zweifach und [001]-Richtung nach [21]. entartet. Die Banddispersion beträgt ca. 2eV. Die Zustandsdichte („density of states“)-Plots für die z2- und xy-Orbitale in Abb. 58 und für die xz-, yz- und die x2-y2-Orbitale in Abb. 59 zeigen, dass nur die z2Orbitale im Bereich des Ferminiveaus besetzte Zustände ausbilden. 109 z 2 .... xy x .... 2 -y2 xz Abb. 58: Zustandsdichte für Bänder der Abb. 59: Zustandsdichte für Bänder Palladium- dz2 und dxy-Orbitale nach [21]. der Palladium-dx2-y2-, dyz und dxz-Orbitale nach [21]. Wegen der unvollständigen Besetzung der Bänder in z-Richtung sollte die Verbindung demnach ein eindimensionaler metallischer Leiter sein. Nachdem von Neininger an einem Preßling halbleitendes Verhalten festgestellt wurde, wurde zur Erklärung ein Metall-Halbleiter-Übergang infolge einer Peierls-Verzerrung diskutiert. Die Verbindung sollte beim Abkühlen einer sogenannten Ladungsdichte-Instabilität [106] unterliegen, bei der sich am Fermi-Niveau eine Bandlücke bildet. Strukturell sollte hierbei eine Verdoppelung der c-Achse durch kleine Verschiebungen der Atome zu beobachten sein. Für diesen Metall-Halbleiter-Übergang wurden verschiedene Modelle entwickelt, die in den Abbildungen 60, 61 und 62 gezeigt sind, um die Verschiebung von Atomen um einen minimalen z Pd Pd Te Te I I y x Abb. 60: Modell A: Abb. 61: Modell B: Auslenkung der Telluratome in [001]-Richtung. Verschiebung der Telluratome in [100]-Richtung. 110 Betrag zu simulieren: Bei Modell A (Abb. 60) werden nur die Telluratome Pd entlang der c-Achse ausgelenkt, Modell I B (Abb. 61) lenkt sie in a-Richtung aus Te und Modell C in Abb. 62 zeigt die Auslenkung Richtung. der Die Iodatome für diese in c- Modelle berechneten Bandstrukturen sind in Abbildung 63 gezeigt. Für den Fall Abb. 62: Modell C: einer Verdoppelung der c-Achse ohne Auslenkung der Iodatome in [001]-Richtung. Verschiebung der Atomlagen erhält man den für die ursprüngliche c-Achse identischen Kurvenverlauf (Abb. 63a), aber die Faltung der Bänder ist aufgrund der Achsenverdoppelung unterschiedlich, lediglich eine Verschiebung der Telluratome in z-Richtung um δ = 0.05 Å (Abb. 60) bewirkt eine Aufspaltung der Bänder mit einer Bandlücke von ca. 0.2 eV, während Abb. 63: Banddispersion für a) c`= 2c ohne Atomauslenkung b) Modell a, c) Modell b und d) Modell c nach [21]. die anderen Auslenkungen der Telluratome in a-Richtung (Abb. 61) und die Verschiebung der Iodatome in c-Richtung keine Bandaufspaltungen bewirken: Der elektronische Beitrag der Iodatome zu den z2-Bändern ist minimal. Durch die in Abb. 60 gezeigte Verschiebung der Tellur-Atome werden zwei verschiedene Palladiumlagen erzeugt, was zu der Bandlücke führt. Temperaturabhängige Messungen der Röntgenpulverdiagramme von RT bis 11 K von PdTeI keine zusätzlichen Reflexe als Hinweis auf eine Achsverdoppelung in cRichtung. 111 2.2.5.5 Impedanzspektroskopische Untersuchungen an PdTeI Für die elektrische Leitfähigkeit von PdTeI wird nach den Bandstrukturrechnungen erwartet, dass sie starke Anisotropie zeigt, und dass in c-Richtung nur kleine Widerstände meßbar sein sollten. Es wurde bereits mehrfach versucht, an PdTeI-Preßlingen bei Raumtemperatur den spezifische Widerstand zu bestimmen. Ein erster an Preßlingen experimentell erhaltener Wert von ρ = 4•10-4 Ωcm [16] , und ein von Neininger nach der van-der- Pauw-Methode bestimmte Wert von ρ = 5.5•10-3 Ωcm [20] differierten zwar um eine Größenordnung, wofür aber neben Kontaktierungsproblemen noch Texturbildungen während des Preßvorgangs verantwortlich sein können. Neininger führte temperaturabhängige Messungen am PdTeI-Preßling in einem Temperaturbereich von 70 - 500° K durch und fand das vermutete metallische Verhalten, indem der Widerstand mit zunehmender Temperatur zunimmt. Die Zunahme der Leitfähigkeit in Abhängigkeit von der Temperatur über den gesamten Temperaturbereich war nicht linear. Die bei höheren Temperaturen größere Steigung der Leitfähigkeitskurve wurde mit unterschiedlichen Einflüssen diskutiert. Leitfähigkeitsmessungen an Einkristallen scheiterten an Kontaktierungsproblemen, aufgrund der geringen Größe der Kristalle (maximale Länge: 0.5 mm) und weil die Kontakte mit Leitsilber beim Abkühlen aufgrund der unterschiedlichen thermischen Ausdehnung der einzelnen Komponenten unterbrochen wurden. Impedanzuntersuchungen an Preßlingen Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden an PdTeI zunächst erneut temperaturabhängige Impedanzmessungen durchgeführt, indem die Kristalle vermörsert, zu einer Tablette von 5 mm Durchmesser und 1.7 mm Dicke gepreßt und zwischen den beiden Pt-Elektroden des Impedanzmeßkopfes fixiert wurden. Zur Vermeidung von Oxidations- oder Hydrolyseprozessen wurde unter Argonatmosphäre 112 gearbeitet besseren und die Probe zur und zur Kontaktierung 4,12 Vermeidung von Sintereffekten für 24h 4,10 4,08 ln σ [Ω Ω-1cm-1] bei 100°C getempert. Die I/U-Kennlinie zeigte ohmsches Verhalten an, trotzdem wurden die frequenzabhängigen Impedanzen 4,06 4,04 4,02 4,00 im 3,98 Temperaturbereich von 30°C-130°C -1 3,96 0,0024 0,0026 0,0028 6 und Frequenzen zwischen 10 -10 Hz 0,0030 0,0032 0,0034 1/T [K-1] bei einer Vorspannung von 2 mV und einer Amplitude von 10 mV gemessen. Abb. 64 :Arrhenius-Plot des PdTeI-Preßlings. Die Auftragung der Leitfähigkeit in Abhängigkeit von der Temperatur für den Grenzfall eines Gleichstroms zeigte über den gesamten Temperaturbereich eine nahezu lineare Abhängigkeit an: Der Widerstand des Preßlings nimmt von 1.104 Ω bei Raumtemperatur mit steigender Temperatur linear bis auf einen Wert von 1.25 Ω bei 130°C zu. Diese Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit charakterisiert einen metallischen Leiter. Die Kurversteigung hat einen negativen Wert, der aus dem Betrag der Geraden- Impedanz / [ Ω] 10 1 140 120 100 Tem per 106 105 104 103 2 80 atu 60 r/[ Abb. 65: Bode-Plot des PdTeI-Preßlings. 40 °C] 20 100 10-1 101 10 Fr eq z uen / [H z] 113 steigung berechnete Wert, der der Aktivierungsenergie eines elektronischen Übergangs entspricht, betrug 0.027 eV. Dieser Wert soll jedoch nur eine Größenordnung darstellen. Der spezifische Widerstand der Substanz, eine charakteristische Materialkonstante, beträgt bei Raumtemperatur 1.28 Ωcm und liegt damit um 4 Größenordnungen höher als der von Neininger. Alle frequenzabhängigen Messungen zeigen für die Temperaturabhängigkeit der Impedanz den gleichen Verlauf (Abb. 66): Im Temperaturbereich von 30°-130°C ist im niederfrequenten Bereich ein Anstieg der Impedanz von 1.01 Ω auf 1.25 Ω zu bemerken. Im Frequenzbereich von 100 mHz bis ca. 30 kHz ist die Impedanz frequenzunabhängig, danach erfolgt ein starker Anstieg auf einen mittleren Wert von 19.2 Ω. Der Hochfrequenzpass ist damit zu erklären, dass die gesamte Messanordnung bei Substanzen mit kleinen Widerständen beim Anlegen von hohen Frequenzen zu einem induktiven Leiter wird (vgl. auch Kap. 2.2.2.6). Leitfähigkeitsuntersuchungen an Einkristallen Wie schon erwähnt, stellt für Leitfähigkeitsuntersuchungen an Einkristallen die Kontaktierung das größte Problem dar. Prinzipiell gibt es mehrere Möglichkeiten, die Kontakte zwischen dem Kristall und den Drähten herzustellen: Es können Kontakte auf die Oberfläche aufgedampft und die Metalldrähte durch Ultraschall daran befestigt werden, oder der Metalldraht wird mit einem leitfähigen Klebstoff (z.B. Leitsilber, Leitnickel, in organischem Lösungsmittel gelöste Metall-Partikel) an den Kristall befestigt. Das Bedampfen empfiehlt sich nur an größeren Proben. Die Bedampfung mit Gold mittels Schablonen klappte nicht, da die relativ kleinen Löcher mit einem Durchmesser von 0.1 mm schnell verstopften und die Kontakte deshalb nicht die erforderliche Mindestdicke hatten. Deshalb wurde versucht, die Metalldrähte mit Leitsilber an den Kristall zu befestigen. Der Nachteil dieser Methode ist, dass die Größe der Kontaktierungsflächen, die für die Berechnung des spezifischen Widerstands notwendig ist, nur geschätzt werden kann. Außerdem können die Kontakte an sich fehlerhaft sein und das Meßergebnis verfälschen. 114 Es wurde zunächst die Kontaktierung mit Leitsilber als Kontaktierungsmethode gewählt, indem die zwischen 0.1-0.5 mm langen Einkristalle mit Zweikomponentenkleber auf einen Probenträger aus Glas geklebt wurden. Ein Pt/RhDraht mit einem definierten Durchmesser wurde von der Seite an die Kontaktfläche herangeführt und auf dem Probenträger durch Zweikomponentenkleber unter Spannung fixiert. Mit einer Nadel wurde in die Lücke zwischen Kristall und Draht Leitsilber gebracht, um einen Kontakt herzustellen. Es war schwierig zu vermeiden, dass das Leitsilber die Oberfläche des Kristalls bedeckt und eine Oberflächenleitfähigkeit des Kristalls induziert wird. Bei den Messungen am Impedanzgerät stellte sich dann zusätzlich heraus, dass das Leitsilber als Kontaktierungsmittel für PdTeI ungeeignet ist. Ein Grund könnte sein, dass Iod aus dem PdTeI mit dem Ag zu AgI reagiert. Abb. 66: Kontaktierung eine PdTeI-Einkristalls in [001]-Richtung in der Glaskapillare mit Pt/Rh-Draht. Die Kantenlänge beträgt 0.25mm. Um den Kristall direkt mit dem Draht zu kontaktieren, wurde dieser durch mechanischen Druck an den Kristall gepresst. Die Orientierung des Drahts zum Kristall ergab sich, in dem der Kristall in Richtung der Längsachse, 115 der kristallographischen [001]-Richtung, in einer Kapillare (r = 0.3 mm) ausgerichtet und an den beiden Stirnseiten mit zwei Drähten mit glatten Schnittflächen (r = 0.1 mm) kontaktiert wurde. Es wurden Pt/RhDrähte verwendet, da diese nicht so leicht verbiegen und mechanisch fester als Pt-Draht sind. Sowohl die Kapillare als auch die Drähte wurden durch Zweikomponentenkleber auf einer Glasplatte (0.5 cm•2 cm) fixiert. Die Glasplatte wurde so zwischen die Platinbleche gespannt, dass die mit der Probe kontaktierten Platindrähte zwischen Glas und Platinblech geklemmt wurden und der Kristall mit der Impedanzapparatur kontaktiert war. Die Ergebnisse der Leitfähigkeitsuntersuchungen sind in den Abb. 67 und 68 zusammengestellt. Die Abmessungen 1,15 talls betrugen 1,14 0.1mm 1,13 0.25mm. 1,12 Aufgrund der kompli- × etwa 0.1mm × -1 -1 ln σ [Ω Ω cm ] des untersuchten Kris- zierten 1,11 ration Probenpräpawurde nicht 1,10 unter Schutzgas gear1,09 0,0024 0,0026 0,0028 0,0030 0,0032 0,0034 beitet. -1 1/T [K ] Es wurden temperaturAbb. 67: Ergebnisse eines Arrhenius-Plots der spezifischen abhängige Leitfähigkeit für einen [001]-kontaktierten PdTeI-Einkristall. Impedanz- messungen im Temperaturbereich von 30°C- 130°C und eines Frequenz-bereichs von 100 mHz - 1 MHz durchgeführt. Die Amplitude betrug 1 mV, es wurde keine Vorspannung angelegt, um die Probe nicht durch zu hohe Stromstärken zu zersetzen. Die Aufnahme einer I/U-Kennlinie zeigte ohmsche Kontakte an. Zur Kontrolle wurde die Probe nach dem ersten Aufheizen über Nacht getempert, wobei keine Veränderung der Kontakte festgestellt wurden. Die Impedanz der gesamten Anordnung hatte bei Raumtemperatur einen Wert von ca. 2.5 Ω, wobei die Messung der Platindrähte einen Widerstand von 900 mΩ ergab. 116 Das Verhalten konnte durch eine Reihenschaltung eines ohmschen Widerstands und eines induktiven Elementes beschrieben werden, die kapazitiven Anteile der Probe sind vernachlässigbar. Die Abhängigkeit der Bulkleitfähigkeit von der Temperatur für den Gleichstromfall zeigt im Bereich der Fehlergrenzen den gleichen Verlauf wie der Preßling: Der ermittelte Widerstand der Einkristalls beträgt bei Raumtemperatur 1.367 Ω und steigt nahezu linear auf einen Wert von 1.412 Ω an. Der aus der Stiegung berechnete für die Aktivierungsenergie eines elektronischen Übergangs berechnete Wert beträgt in c-Richtung bei 0.007 eV und liegt damit um den Faktor 3.5 niedriger als beim Preßling. Unter Miteinbeziehung der Kontaktflächen und der Länge des Kristalls erhält man für den spezifischen Widerstand bei Raumtemperatur einen Wert von ρ = 1.37•10-4 Ωcm, das entspricht in [001]-Richtung nur ca. 1/4 desjenigen des Gesamtpreßlings. Entsprechend ist in c-Richtung die Leitfähigkeit deutlich höher als die gemittelte isotrope Gesamtleitfähigkeit. Ω] Impedanz [Ω 10 1 120 100 Te m 80 pe ra 60 tu r[ °C 40 ] Abb. 68: Bode-Plot des Einkristalls. 20 10-1 100 102 103 104 105 z] z [H n e qu Fre 101 106 117 Das Ergebnis, die unterschiedliche Leitfähigkeit in [100]-, bzw. [001]-Richtung, stimmt mit den theoretischen Erwartungen überein, die nur in c-Richtung metallische Verhalten erwarten lassen, senkrecht dazu aber das für einen Halbleiter charakteristische Verhalten. Dabei ist zu beachten, dass im polykristallinen Preßling Korngrenzen vorhanden sind, deren Widerstände relativ hoch sind, so dass die Leitfähigkeit nicht nur durch die Domänen, sondern über ihre Oberfläche verläuft. Unabhängig von der Anisotropie kann deshalb der gemittelte Gesamtwiderstand des Preßlings auch höher sein als für einen Einkristall mit reiner Bulkleitfähigkeit. Der Bode-Plot zeigt ab 30 KHz ein starkes Ansteigen der Impedanz, auch mit der Temperatur, was auch hier mit der Meßanordnung zu erklären ist. Es waren trotz der hohen Frequenzen keine Zersetzungsphänomene des Kristalls während der Messungen zu beobachten. Zusammenfassung Damit konnten Unklarheiten über das physikalische Verhalten von PdTeI weitgehend erklärt werden, denn obwohl die Verbindung PdTeI schon seit langem bekannt und strukturell charakterisiert ist, waren bisher die Bemühungen zur Messung der Leitfähigkeit erfolglos geblieben, um die theoretischen Vorhersagen von Whangbo et al. zu überprüfen. Durch Entwicklen einer reproduzierbaren Kontaktierungsmethode, die auch bei geringen Größen von Kristallen (∼ 0.3 mm) anwendbar ist, konnten Leitfähigkeitsmessungen an Einkristallen durchgeführt werden. Da die Kristalle direkt mit dem Zuleitungsdraht kontaktiert wurden, konnten störende Effekte vermieden werden, die auf den unterschiedlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten beruhen. Die Kristalle waren zwar klein, wiesen aber ausgeprägte Flächen aus und ließen die Abmessungen gut auf dem Zweikreisgoniometer bestimmen. So war es möglich, die Größenordnung und die Anisotropie der spezifischen Leitfähigkeit zu bestimmen und mit den temperaturabhängigen Leitfähigkeitsmessungen zu zeigen, dass die Verbindung metallische Charakteristik aufweist, und dass die Leitfähigkeit in c-Richtung mehrere Zehnerpotenzen höher ist als senkrecht dazu. Damit wurden die Eigenschaften gefunden, die auf Grund der Bandstrukturrechnungen vorhergesagt wurden. 119 2.2.6 Untersuchungen zum Gasphasentransport M. Degner bobachtete bei ihren Arbeiten [17] , dass auch ternäre Phasen im System Palladium-Tellur-Iod durch Transportreaktionen gebildet werden. Unbekannte Verbindungen ließen sich zwar im Pulverdiagramm der Produkte nachweisen, konnten jedoch nicht in kristalliner Form isoliert werden. Das Hauptproblem war dabei die Bildung binärer, hygroskopischer Tellur-Iod-Phasen, die sich schlecht oder gar nicht von den eigentlichen Reaktionsprodukten abtrennen ließen. Der chemische Transport von Platinmetallen und von Platinmetallhalogeniden mit Halogenen X2 und mit Aluminiumhalogeniden AlX3 (X = Cl, Br, I) wurde von Schäfer et al. [27, 107-112] umfassend untersucht. Außerdem zeigten entsprechende Versuche, dass sich aufgrund der Wechselwirkung mit der Lewissäure Al2Cl6 Chalkogene durch „katalysierte Sublimation” [113] in der Gasphase anreichern. Es schien also aussichtsreich zu sein, durch Einsatz von AlCl3 eine Umsetzung der Elemente zu ternären Verbindungen zu erzielen. Ein weiterer Anhaltspunkt basierte auf Untersuchungen von Schäfer et al. [109] , der PdI2 im Temperaturgefälle 600°C → 400°C aus dem Elementen mit dem Transportmittel AlCl3 synthetisierte. Die Versuche wurden in Zweikammerampullen durchgeführt, mit verschiedenen Einwaagen an Pd, Te und I2 und Zusatz von AlCl3, das Temperaturgefälle wurde auf 600°C → 400°C eingestellt. Es wurde stets ein Transport in den Senkenraum beobachtet unter Bildung einer violetten Phase und eines Niederschlages von leuchtend-roten Tropfen. Violette Verbindungen wurden bereits von Corbett et al. [114, 115] untersucht und als Te42+(AlCl4-)2 und Te42+(Al2Cl7-)2 charakterisiert. Nach Beseitigung der in unpolaren Lösungsmitteln löslichen Bestandteile wurden als Nebenphasen im Quellenraum geringe Mengen PdTe und βPdI2 gefunden. Die Erhöhung der Reaktionstemperatur und vermehrter Einsatz an Transportmittel begünstigte die Bildung von Iod im Senkenraum, während im Quellenraum ein Regulus von PdTe blieb. 120 Um Tellur schon als Edukt als flüchtige Komponente einzuführen und die Chlormenge besser dosieren zu können, wurde auch TeCl4 zusammen mit elementarem Aluminium eingesetzt. Auch damit konnte kein Pd-Transport erzielt werden, denn es blieb PdTe zurück, während sich die Nichtmetalle alle im kühleren Bereich der Ampulle fanden. Um die Elemente Palladium und Tellur getrennt voneinander zu transportieren, ohne dass innerhalb der Ampulle kein zu großer Temperaturgradient herrscht, wurden weitere Versuche mit Dreikammerampullen durchgeführt. Die Edukte transportieren dabei aus den beiden äußeren Kammern als Quellenraum in die mittlere Kammer als Senkenraum, wo sie sich aus der Gasphase als Feststoff niederschlagen. Pd und I2 wurden mit dem Transportmittel AlCl3 in der einen Reaktionskammer eingesetzt, während in der anderen Reaktionskammer das bei relativ niedrigen Temperaturen flüchtige TeI4 eingesetzt wurde. In der mittleren Reaktionskammer wurde als Temperatur 400°C gewählt, die Temperatur der Pd/I2-Kammer wurde auf 600°C eingestellt, die Temperatur in der TeI4-Kammer bei 500°C. Als Ergebnis fanden sich in der mittleren Reaktionskammer lange dünne Nadeln und kugelförmige, reflektierende Kristalle, die durch Mikrosondenanalysen und Röntgendiagramme mit Weissenbergtechnik als α-PdI2 und PdTe identifiziert wurden. Daneben hatten sich in den Reaktionskammern bräunlich-violette, an Luft zerfließende Tropfen gebildet, die nicht weiter identifiziert wurden. Wurde Tellur als Element eingesetzt, so erfolgte kein Transport, und es wurde nur α-PdI2 als Produkt gebildet, auch bei verlängerter Reaktionsdauer bildeten sich nur die binären Randphasen PdTe und β-PdI2. Wurde die Abkühlrate auf 1°K/h gesetzt, so entstanden schön ausgebildete, hexagonale Plättchen von PdTe, die röntgenographisch untersucht wurden (siehe Kap. 2.3). Auch bei weiteren Variationen der Versuchsbedingungen konnten keine ternären Pd-Te-IPhasen isoliert werden, weil die Bildung von binären Verbindungen thermodynamisch bevorzugt ist. Es wurden deshalb weitere Ansätze bei Reaktionstemperaturen unterhalb von 300°C durchgeführt, wobei wegen der niedrigen Reaktivität die Reaktionsdauer auf mehrere Monate ausgedehnt wurde. Es enstand wiederum nur die binäre Verbindung PdTe, während Iod lediglich in den kühleren Raum absublimierte. 121 Unter gleichen Bedingungen bildeten sich bei einer Reaktionsdauer von 2 Monaten kompakte, verwachsene Kristalle von β-PdI2 und faserige Plättchen von TeI4. Die Synthese einer ternären Verbindung durch Gasphasentransport gelang nicht. Einmal werden zuwenig transportfähige Teilchen aus den Bodenkörpern gebildet, weiter ist die Bildung der binären Phasen, insbesondere der Chalkogenide, thermodynamisch bevorzugt. 123 2.2.7 Diskussion der präparativen Ergebnisse zur Herstellung ternärer Phasen im System Pd-Te-I Die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen präparativen Untersuchungen haben gezeigt, dass nur mit hydrothermalen Verfahren einheitliche Proben von ternären Verbindungen des Palladiums mit Tellur und Iod zu erhalten sind. Festkörperreaktionen und Abscheidungen aus der Gasphase scheiden als Syntheseverfahren aus, weil bei höheren Reaktionstemperaturen oberhalb 300oC die binären Palladiumtelluride gebildet werden. Auch Umsetzungen in Schmelzlösungen oder unpolaren Lösungsmitteln führen nicht zum Ziel, unter anderem auch weil die binären und ternären Verbindungen polymere Strukturen bilden. In den wässrigen HI-Lösungen unter hydrothermalen Bedingungen liegen bei Gegenwart von Tellur, Palladium und Iod komplizierte homogene und heterogene Gleichgewichte vor, die zu unübersichtlichen Reaktionsabläufen führen. Die Ausarbeitung reproduzierbarer Syntheseverfahren war zeitraubend, weil in Versuchsreihen jeder der verschiedenen Parameter systematisch variiert werden musste und Reaktionszeiten von mehreren Wochen erforderlich waren, um kristalline Produkte zu erhalten. Um Verunreinigungen mit Gefäßmaterial und Korrosionsprodukten zu vermeiden, kamen nur Quarzglasampullen zum Einsatz. Es erwies sich als zweckmäßig, die elementaren Formen von Pd, Te und I als Edukte einzusetzen. Der Zusatz von geringen Mengen an KI begünstigt die Reaktivität, als Folge der Löslichkeit von ß-PdI2 durch Bildung von Iodopalladaten(II). Ein besonders schwieriges Problem bei diesen Arbeiten war die richtige Wahl der Iodmenge, denn sind die Konzentrationen an Oxidationsmittel zu hoch, so entstehen als Produkte lediglich Gemische von TeI4 und ß-PdI2, bei KI-Zusatz entsprechend Iodotellurate und Iodopalladate. Geringere Mengen an Iod werden in konz. HI-Lösung ohnehin gebildet, entweder durch HI-Zersetzung oder Oxidationsprozesse (Luft!). Die Tabelle 18 vermittelt einen Überblick über die Reaktionsbedingungen zur Herstellung der vier ternäre Phasen, die bisher eingehend untersucht und strukturell charakterisiert wurden. Die Angabe „57% HI“ bezieht sich jeweils auf frisch gereinigte, farblose und damit nahezu I2-freie wässrige HI-Lösung. Die zur Darstellung von PdTe2I6 eingesetzte 67%ige HI-Lösung enthielt durch Luftoxidation bereits größere Mengen an I2 (ca. 90 mg/ml). 124 Verbindung PdTeI2 Edukte, Reaktions- Reaktionstemperatur bedingungen Reaktionsdauer Pd:Te:I2 = 3:2:2 120°C 10 mg KI Zwei Wochen 57% HI PdTe2I6 „Kubische“ Phase Pd:Te = 3:2 170° - 200°C 67% HI, I2-haltig Drei Wochen a) Pd:Te:I = 3:2:4 200°C 57% HI Vier Wochen b) Pd:Te = 3:2 57% HI PdTeI Pd:Te:I2 = 1:1:1 300°C 5 mg KI Drei Wochen 57% HI Tabelle 19: Reaktionsbedingungen zur Herstellung der ternären Phasen im System Pd-Te-I. Aufgrund ihrer Zusammensetzung und des strukturellen Aufbaus lassen sich die vier ternären Phasen zwei verschiedenen Gruppen zuordnen. In den Strukturen der Pd-armen bzw. Nichtmetall-reichen Verbindungen PdTe2I6 und PdTeI2 sind Baugruppen mit Te-I-Bindungen enthalten, entweder Pseudomoleküle TeI2 oder Anionen TeI-. Beim Palladium(III)-telluridiodid PdTeI und einer weiteren, strukturell verwandten Phase ungeklärter Zusammensetzung bilden die Nichtmetallatome jeweils kubisch dichteste Packungen, ohne kovalente Te-I-Bindungen. Die Struktur von PdTe2I6 enthält die zentrosymmetrischen molekularen Baugruppen [PdI2(TeI2)2]. Die neue Verbindung komplettiert formal die Reihe der bereits bekannten Vertreter von Neutralkomplexen [PdX2(YX2)2], die als Addukte von Chalkogenhalogeniden YX2 an Palladiumhalogenide PdX2 betrachtet werden können. Durch kurze Te-I-Kontakte und I-I-Wechselwirkungen resultiert weiter ein polymerer, schichtiger Aufbau, der mit demjenigen der entsprechenden Se-BrVerbindung zu vergleichen ist. Der Aufbau der Verbindung PdTeI2 ist verkürzt mit der Formulierung PdI(TeI) zu beschreiben, denn die Te-Atome bilden zu einem der beiden I-Atome eine kovalente Bindung aus. 125 In der Kristallstruktur sind planare PdTe2I2-Einheiten über Kanten zu Ketten verbunden. Die [TeI]-Einheit ist zwischen [Te-Te]2- und [I-I] einzuordnen und trägt als Anion eine negative Ladung. Die Gruppierung war bisher nur von der Kristallstruktur einer der Formen des Tellursubiodids TeI bekannt, das als [TeII(I(TeI)] zu formulieren ist und eine topologisch ähnliche Struktur ausbildet [62]. Die Nichtmetall-reichen Phasen fielen nur bei Arbeiten im Temperaturbereich bis 200°C an. Wurde die Temperatur bis auf 300°C erhöht, so bildete sich das tetragonale PdTeI, dessen Aufbau einem Palladium(III)-telluridiodid entspricht. Phasenreine Proben in Form bronze-reflektierender, dünner Nadeln bilden sich, wenn die Edukte Palladium, Tellur und Iod im Verhältnis 1:1:2 in 57% HI umgesetzt werden. Größere, für weitergehende Untersuchungen der Leitfähigkeit geeignete Kristalle mit einer Kantenlänge von ca. 0.5 mm waren zu erhalten, indem durch Zugabe von geringen Mengen an β-PdI2 und KI die Löslichkeit der Edukte erhöht und sehr langsame Abkühlraten gewählt wurden. In der tetragonalen Kristallstruktur von PdTeI bilden die Anionen Te2- und I- gemeinsam, aber in geordneter Verteilung, eine kubisch dichteste Packung. Die Pd-Atome besetzen die Hälfte der Oktaederlücken derart, dass Pd verzerrt oktaedrisch von vier Te- und zwei I-Atomen umgeben ist. Eine weitere Verbindung im System Pd-Te-I, die nur polykristallin zu erhalten war, zeigt in der Zusammensetzung und dem strukturellem Aufbau offensichtlich eine enge Verwandtschaft zu PdTeI. Sie bildet sich unter ähnlichen Bedingungen wie PdTeI, jedoch nur aus I2-armen HI-Lösungen und wenn der Te-Anteil erhöht wurde. Bei früheren Untersuchungen wurde als Zusammensetzung Pd3Te2I4 angenommen, weil sie als Hauptphase entstand, wenn die Elemente im Verhältnis von 3:2:4 eingesetzt wurden. Die Unsicherheiten beruhten darauf, dass als Beiprodukte stets die binären Verbindungen β-PdI2 und PdTe2 nachzuweisen waren. Die elektronenmikroskopischen Untersuchungen (s. unten) deuten aber eher auf einen höheren Te-Gehalt hin, etwa PdTe3I. Die Zuordnung von Proben zu der unbekannten Phase ergab sich durch die Röntgen-Pulverdiagramm, die mindestens 8 Reflexe aufwiesen, die auf der Basis einer kubisch-flächenzentriert Zelle zu indizieren waren. Weil in der Zelle aufgrund der Abmessungen nur vier Nichtmetallatome und aufgrund der ungefähren Zusammensetzung Pd(Te,I)2 nur 2 Pd-Atome enthalten sein können, muss es sich zwangsläufig um eine Subzelle handeln. 126 Besonders bei hohen Reaktionstemperaturen um 400°C entstanden aber nahezu phasenreine Proben, die lediglich diese acht Reflexe erkennen ließen und keine Hinweise auf Zellvergrößerungen oder eine Symmetrieerniedrigung lieferten. Wurde aber bei niedrigeren Reaktionstemperaturen (200-250oC) und ohne Zusatz von Iod gearbeitet, so fanden sich Hinweise auf einen Übergang in eine geordnete Struktur durch Reflexaufspaltungen und zusätzliche Reflexe. Das Eduktverhältnis Pd:Te, die I2-Konzentration und die Temperatur haben demnach großen Einfluß auf die Bildung der neuen Phase, insbesondere auf das Kristallisationsverhalten. Aus den Produkten konnten mikroskopisch kleinere, kompakte goldfarbene „Kristalle“ ausgelesenen werden, die äußerlich keine Baufehler erkennen ließen. Bei den Versuchen zur Herstellung von Einkristall-Röntgendiagrammen waren aber keine punktförmigen Braggreflexe zu erhalten, sondern lediglich Pulverlinien zu beobachten. Eine plausible Erklärung für diesen Befund ist, dass sich unter den hydrothermalen Bedingungen bei ca. 400°C primär Kristalle der ternäre Verbindung bilden, die dann aber beim langsamen Abkühlen auf Standardbedingungen zersetzt werden. Eine Entmischung als Folge einer beim Abkühlen entstehenden Mischungslücke würde plausible Erklärungen für alle Beobachtungen liefern. Geht man von den elektronenmikroskopisch identifizierten Produkten kubisches PdTe2 und pseudokubisches PdTeI aus, so liegt nahe, dass als Produkt Mischkristalle PdTe2-yIx gebildet werden können, z. B. vereinfachend mit der Summenformel PdTeI PdTe2 = „Pd2Te3I“ zu beschreiben. Auf der Spinodalen sind die Diffusionskoeffizienten der einzelnen Komponenten Null, so dass das Gebiet innerhalb der Kurve einen Bereich kennzeichnet, bei der die Diffusionskoeffizienten einen negativen Wert annehmen, d.h. die Entmischung der Komponenten erfolgt entgegen dem Konzentrationsgefälle, eine sogenannte „Bergaufdiffusion“. Kleine Konzentrationsschwankungen, die stets überall in der Probe vorhanden sind, werden durch diese spinodale Entmischung immer weiter verstärkt, bis schließlich zwei Phasen unterschiedlicher Zusammensetzung vorliegen. Es bilden sich im makroskopisch homogen erscheinenden Kristall mikroskopisch kleine, einkristalline Domänen mit verschiedenen stöchiometrischen Zusammensetzungen aus. Man kennt zahlreiche Beispiele für solche Phänomene, aus der Natur von Silikaten oder bei Legierungen und β-FeSi2. 127 Für Zustände zwischen der Spinodalen und der Koexistenzkurve, die das Zweiphasengebiet vom Einphasengebiet trennt, erfolgt die Entmischung hingegen durch einen anderen Mechanismus. Hat sich z.B. durch thermische Schwankungen an einer einzelnen Stelle ein Keim gebildet, dessen Zusammensetzung bereits in etwa derjenigen entspricht, die durch die Koexistenzkurve vorgegeben ist, so tritt in der nächsten Umgebung des Keims eine Verarmung der Komponente auf, die im Keim angereichert wurde, z.B. der B-Komponente. In dieses Verarmungsgebiet diffundieren dann aus der weiteren Umgebung B-Atome, die diesmal wegen eines positiven Wertes des Diffusionskoeffizienten einem Konzentrationsgefälle hätten folgen können. Sie bewirken ein weiteres Anwachsen des Keims. Mit fallender Temperatur sinkt die Beweglichkeit der Teilchen und desto kleiner sind die gebildeten Kristalle. Im vorliegenden Falle ist bereits die Synthesetemperatur niedrig, so dass zu erwarten ist, dass sich nur nanometergroße Kristalle ausbilden können. Das würde erklären, weshalb bei der röntgenographischen Untersuchung keine Einkristallreflexe mehr erkennbar sind, sondern nur Debye-Scherrer-Ringe. Für Versuche zur experimentellen Klärung kam erschwerend dazu, dass die hydrothermalen Reaktionsbedigungen nur ungenau zu charakterisieren waren und dass mehrere gelöste und feste Phasen in komplexen thermodynamischen Gleichgewichten miteinander stehen. Aus der Zusammensetzung und der flächenzentriert-kubischen Indizierung ergibt sich lediglich, dass die Tellur- und Iodatome zusammen eine kubisch-dichteste Packung bilden, denn die halbe Flächendiagonale der Elementarzelle entspricht mit 3.96 Å den Erwartungen für Te-Te-, Te-I- oder I-I-Abständen. Die beiden Nichtmetalle sind röntgenographisch mit den verwendeten Pulvermethoden aber kaum zu unterscheiden und aus einer geordneten Verteilung resultierende Überstrukturlinien haben sehr geringe Intensitäten. Die quantitativen Mikrosondenmessungen und die signifikanten Varianzen bei den Indizierungen der kubischen Gitterkonstanten (5.59 - 5.61 Å) weisen auf eine Phasenbreite und veränderte Besetzung der Punktlagen mit Te und I hin. 129 2.3 Einkristallstruktur von PdTe 2.3.1 Einkristallstrukturanalyse Durch die beschriebenen Transportreaktionen wurden spröde, kompakte und metallischreflektierende Plättchen von hexagonaler Form mit gut ausgebildeten Flächen synthetisiert, deren Zusammensetzung qualitativ und quantitativ mit der Mikrosonde ermittelt wurde, wobei als Standard PdTe2 und PdTeI verwendet wurde. Es handelt sich um Palladiumtellurid PdTe mit nahezu stöchiometrischer Zusammensetzung. Es war bekannt, dass PdTe im NiAs-Typ mit der Raumgruppe P 63/mmc [38] kristallisiert, allerdings wurde die Struktur bisher nur anhand von Pulverproben charakterisiert. Nachdem Palladium im NiAs-Typ oktaedrisch koordiniert ist, eine für ein PdII-Kation ungewöhnliche Koordination, wäre ein Symmetrieabbau nicht unbegründet. Eine Möglichkeit wäre bereits der Übergang zur azentrischen Raumgruppe P 63/mc, bei der die z- Abb. 69: Cone-axis-Aufnahme von PdTe entlang der hexagonalen Achse. Parameter der Atomlagen freigegeben sind. Andere Symmetrieerniedrigungen könnten sich in Reflexaufspaltungen oder zusätzlichen Überstrukturreflexen zeigen. Die Filmaufnahmen des reziproken Gitters der Kristalle zeigten hexagonale Symmetrie entlang der c-Achse (Abb. 69) und schlossen dann auch Achsvergrößerungen aus, denn auf den Schichtaufnahmen wurden weder Aufspaltungen noch zusätzliche Reflexe beobachtet, die auf eine Überstruktur hinwiesen. Zur Bestimmung der Struktur wurden am Vierkreisdiffraktometer sicherheitshalber die Intensitäten einer ganzen Ewaldkugel gemessen. und die Parameter nach einer empirischen Absorptionskorrektur mit idealen Besetzungsfaktoren bis auf einen R-Wert von 2.8% verfeinert [144] [146] . Es zeigte sich aber, dass die gemessenen Gitterkonstanten nicht mit den Erwartungen für eine Stöchiometrie von 1:1 übereinstimmen [58] und dass weiterhin die Temperaturfaktoren des Palladiums deutlich erhöht waren, was auf eine Unterbesetzung hindeutete [116]. 130 Nach anschließender Freigabe des Besetzungsfaktors für Palladium ergab sich eine Unterbesetzung von ca. 7% und eine Verbesserung des R-Werts auf 1.65%. 2.3.2 Strukturbeschreibung und Diskussion Die Strukturanalyse mit Einkristalldaten bestätigte die Angaben der Literatur, dass die Verbindung hexagonal in der Raumgruppe P 63/mmc mit den Gitterkonstanten a = 4.131 Å und c = 5.643 Å kristallisiert und den unverzerrten NiAs-Typ ausbildet. bei der die TeAnionen eine hexagonal-dichteste Packung mit der Stapelfolge AB bilden und die Palladiumatome alle Oktaederlücken in jeder Zwischenschicht besetzen. Jedes PdTe6Oktaeder ist über zwei gegenüberliegende Te3-Flächen mit zwei weiteren Oktaedern verbunden, so dass eine PdTe6/2Kette ent-steht. Jede Kette ist über Spitzen der PdTe6- Oktadeder mit sechs weiteren TeII PdI Ketten zu einem Raumnetz [001] verbunden. Abstände TeI Die sind äquidistant und betragen 2.771 Å, die Bindungswinkel PdII Pd-Te- weichen mit Te-Pd-Te 96.38° beträchtlich vom Idealwert Abb. 70: Kantenverknüpfung der PdTe6-Oktaeder und der trigonalen ab. Tellur TePd6-Prismen entlang der c-Achse. prismatisch ist von Palladium-Atomen trigonalje im 6 Ab- stand von 2.771 Å umgeben (Abb. 70). Eine stärkere Verzerrung der hexagonal-dichtesten Packung zeigt sich bei den Te-TeAbständen: Diese betragen innerhalb einer Schicht 4.131 Å und liegen damit beim Erwartungswert für separierten Te2--Anionen. Die Abstände zwischen den Schichten sind dagegen signifikant kürzer mit 3.694 Å und kommen bereits den Abstandskriterium für eine Bindung nahe (Abb. 71). Durch diese schwachen Te-Te-Bindungen wird das c/a-Verhältnis deutlich erniedrigt auf 1.36 gegenüber dem Idealwert von 1.68. Zusätzlich zu den Tellur- 131 Tellur-Wechselwirkungen werden zwischen den Palladiumatomen der Zwischenschichten auch kurze Kontakte von 2.821 Å ausgebildet. In der Verbindung bleibt die Palladiumlage unterbesetzt, denn die aus dem Besetzungsfaktor berechnete Summenfomel ist Pd0.93Te. Diese Abweichung von der Stöchiometrie war nur durch Röntgenstrukturanalyse festzustellen, denn sie liegt innerhalb des Fehlerbereichs der quantitativen Mikrosondenmessungen. Die gemessenen Werte der Gitterkonstanten stimmen gut mit den für diesen Palladium-, bzw. Tellurgehalt theoretisch erwarteten Werten überein [58]. Die oktaedrische Koordination von Palladium ist für die Oxidationsstufe +II ungewöhnlich, denn bei einer 4d8-Elektronenkonfiguration wird normalerweise eine planarquadratische Umgebung erwartet, die im Sinne einer Jahn-Teller-Verzerrung zu interpretieren ist. Es ist deshalb klar, dass die Bindungen nur unter Verwendung von Bandvorstellungen zu verstehen sind, nicht aber aus der Sicht von isolierten Kationen Pd2+ und Anionen Te2-. Neben den Beiträgen der PdTe-Bindungen spielen auch die Te-Te-Bindungen zwischen den Schichten eine wesentliche Rolle für den dreidimensionalen Aufbau der Struktur. Überlappungen der verschiedenen Bänder, die schließlich auch von den mit 2.8 Å sehr kurzen Pd-Pd-Abständen herrühren, erklären auch die Abweichungen von der Stöchiometrie. Für eine eingehende Interpretation sind zunächst Bandstrukturrechnungen durchzuführen. 132 4.131 Å TeI TeI 3.694 Å TeII TeII Pd Abb. 71: Hexagonal-dichteste Packung der Telluratome mit voll besetzten Oktaederlücken. Zur Verdeutlichung sind sechs der kürzesten Te-Bindungen mit 3.69 Å dick hervorgehoben, alle weiteren kurzen Kontakte zwischen TeI - und TeII-Schichten sind gestrichelt und die weiteren Bindungen mit 4.13 Å innerhalb einer Schicht gestrichelt eingezeichnet. 133 Tab. 19: Kristalldaten und Angaben zur Strukturanalyse von PdTe. Summenformel PdTe Relative Molmasse 234.00 Kristallsystem hexagonal Raumgruppe P 63/m m c Gitterkonstanten a = 4.1310(10) Å b = 4.1310(10) Å c = 5.6430(10) Å α = 90° β = 90° γ = 120° Zellvolumen 83.40(3) Å3 Zahl der Formeleinheiten 2 F (0 0 0) 196 Dichte (berechnet) 9.318 g cm-3 Diffraktometer CAD4, Mo-Kα-Strahlung Meßtemperatur 20°C Meßbereich ϑ 5.70 – 34.62°, -6 ≤ h ≤ 6, -6 ≤ k ≤ 6, -9 ≤ l ≤ 6 Scantyp ω-/2θ-Scan Scanbreite 3.67 + 0.57 tan θ max. Meßzeit/Reflex 150 s Meßwerte 842 unabhängige Reflexe 85 davon mit F>2σ σ (1) 83 Kristallform hexagonales, reflektierendes Plättchen Kristallabmessungen 0.08 × 0.28 × 0.006 mm Schwächungskoeffizient µ = 27.627 mm -1 Restelektronendichte 1.21 / -1.08 e / Å3 Absorptionskorrektur empirisch [146] Transmissionsfaktoren 0.629, 0.064 Wichtungsfunktion W = 1/[σ2(F02) + (0.0160P)2 + 0.1309P], (SHELX 97) P = (Max(F02) + 2Fc2)/3 Zahl der Parameter 7 R1 (F>2σ σ (1))(beobachtete Reflexe) 1.65 % wR2(F2) (alle Reflexe) 3.96 % 134 Tab. 20: Atomlagen in 104 und U(eq) in 103 von PdTe. Atom Lagesymmetrie x y z U(eq) SOF Pd 3m 0 0 0 16.5(2) 0.0774 Te 6 m2 3333 6667 2500 14.8(2) 0.0833 Tab. 21: Anisotrope Temperaturparameter in 103 Å2 für PdTe. Atom U11 U22 U33 U23 U13 U12 Pd 17(3) 17(3) 15(3) 0 0 9(1) Te 13(2) 13(2) 18.4(3) 0 0 7(1) 1 Tab. 22: Abstände [Å] und Winkel [°] in der Kristallstruktur von PdTe . Abstände Winkel PdI-TeI 2.7710(5) (3×) TeI-PdII-TeI 96.385(10) PdII-TeII 2.7710(5) (3×) TeII-PdI-TeI 83.615(10) PdI-PdII 2.8215(5) PdI-TeII-PdII 61.209(15) TeI-TeII 3.6943(6) TeI-TeI 4.131(5) 1 Die Atombezeichnungen beziehen sich auf Abbildung 70 135 3 Transportreaktionen und Strukturen im System Rhodium-Tellur-Chlor 3.1 Motivation Über die Anwendung von Transportreaktionen zur Herstellung von ternären Phasen im System Platinmetall-Chalkogen-Halogen existierten zu Beginn der Arbeiten keine Angaben. Es schien deshalb interessant, parallel zu den Arbeiten im System Pd-Te-I diese Synthesemethode auf Platinmetall-Tellur-Systeme anzuwenden, wobei der Schwerpunkt auf das Halogen Chlor gelegt werden sollte. Die Bedingungen des Gasphasentransportes der flüchtigen Trichloride von Rh, Ir, und Ru waren durch Schäfer [7] und in letzter Zeit im Arbeitskreis von P. Schmidt [118] eingehend untersucht. Als Metallkomponente wurden Rhodium, Iridium und Ruthenium als Edukte eingesetzt. Da bei den Hochtemperatursynthesen auch binären Telluride anfallen, sollte weiter der Einfluß von elementarem Chlor und AlCl3 auf die Bildung kristalliner binäre Telluride untersucht und die enstehenden Produkte mit den geeigneten Mitteln charakterisiert werden. Vom binären System Rhodium-Tellur ist bekannt, dass nichtstöchiometrische Rhodiumtelluride mit Phasenbreiten existieren. Die Strukturen wurden jedoch bisher nur in Form von Pulverproben untersucht [29], außerdem wurden theoretische Arbeiten publiziert [30] . Vor allem die Telluride sollten ebenfalls Gegenstand der präparativen Arbeiten sein, insbesondere die Züchtung von Einkristallen. 136 3.2 Ternäre Verbindungen in Systemen Iridium/RhodiumChalkogen-Chlor Unter solvothermalen Bedingungen in flüssiger SCl2-Lösung wurden Schwefel und Chlor von Herzog [117] S mit Cl zwei ternäre Verbindungen mit Rhodium und Ir Iridium synthetisiert. Bei dem anionischen Iridium(III)-Komplex, [IrCl4(SCl2)2]-, wird Iridium oktaedrisch von vier Chloratomen und zwei SCl2-Gruppen koordiniert (Abb. Abb. 72: Oktaedrische Koordination des 72). Die Na-Verbindung kristallisiert Iridiums im [IrCl4(SCl2)2]--Anion. monoklin in der Raumgruppe P21/n. Die ebenfalls monoklin in C 2/c kristallisierende Rhodiumverbindung Summenformel mit der RhSCl5 bildet eine hexamere Molekülstruktur. Rh S RhIII oktaedrisch von jeweils 5 Chloratomen und einer Cl SCl2-Gruppe koordiniert (Abb. 73). Abb. 73: Rh-Sechsring in RhCl3(SCl2). wird Jede der RhCl3L- Baugruppen ist über zwei cisständige Kanten von Cl-Atomen mit zwei weiteren Baugruppen verknüpft. 137 3.3 Versuche zum chemischen Transport Da bekannt ist, dass die Trichloride der Platinmetalle Rhodium, Iridium und Ruthenium durch den Transport mit AlCl3 aus den Elementen gebildet werden [7] , wurden für Syntheseversuche zur Bildung ternärer und binärer Phasen im System RhTe-Cl als Transportmittel ICl3 und AlCl3 eingesetzt. ICl3 wurde bereits früher als Transportmittel zur Synthese von RuS2 eingesetzt [121]. Die Trichloride des Rhodiums bilden mit AlCl3 im molaren Verhältnis 1:3 einen flüchtigen heteronuklearen Komplex, wobei jedes Rhodiumatom dabei von 6 Chloratomen koordiniert [8] wird. MCl3 + 3 AlCl3 → MAl3Cl12 (20) Bei Einsatz der Elemente Rhodium, Tellur und Chlor im stöchiometrischen Verhältnis 1:1:0.4 mit AlCl3 im Temperaturgefälle 900°C → 700°C konnte ein vollständiger Transport der Edukte erzielt werden. An der Ampullenwand der kälteren Seite hatten sich metallisch-glänzende Plättchen und kompakte, mit hexagonalen Begrenzungsflächen versehene Kristalle abgeschieden. Die qualitative Elementaranalyse der Plättchen ergab, dass eine ternäre Rh-Te-Cl-Phase vorliegt, bei den hexagonalen Plättchen konnten lediglich Rhodium und Tellur detektiert werden. Von beiden Phasen wurden Einkristallstrukturanalysen durchgeführt; Sie ergaben, dass sich die beiden monoklinen Verbindungen RhTeCl und Rh3Te4 nebeneinander gebildet haben. Der Vergleich der gemessenen Pulverdiagramme mit den aus den Einkristalldaten berechneten theoretischen Pulverdiagrammen zeigten (Abb. 74 und 75), dass keine weiteren Phasen gebildet wurden. Der hohe Untergrund und die schwache Reflexstärke des von den isolierten hexagonalen Kristallen angefertigten Pulverdiagramms sind mit der geringen Probenmenge zu erklären. 138 8000 Metallisch glänzenden Blättchen aus Produkt 10t 7000 Absolute Intensity 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 5000 Theroretisch berechnetes Pulverdiagramm von RhTeCl 4500 4000 Absolute Intensity 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 70.0 80.0 2Theta Abb. 74: Das von ausgelesenen Kristallen (Produkt 10t) erhaltene Pulverdiagramm stimmt mit dem für RhTeCl theoretisch berechneten Pulverdiagramm in den Reflexlagen überein. Die unterschiedlichen Reflexintensitäten sind auf besonders bei Schichtverbindungen ausgeprägte Textureffekte zurückzuführen. 1800 Hexagonale Plättchen Produkt 10t 1600 Absolute Intensity 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 2000 Theoretisch berechnetes Pulverdiagramm von Rh3Te4 1800 1600 Absolute Intensity 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 10.0 20.0 30.0 40.0 50.0 60.0 2Theta Abb. 75: Vergleich des Pulverdiagramms der hexagonalen Kristalle mit dem aus den Einkristalldaten für Rh3Te4 berechneten Diagramm. 139 Die Struktur von RhTeCl wurde charakterisiert (Kap. 3.4), und die Einkristallstrukturanalyse des binären Rhodiumtellurids Rh3Te4 wird in Kapitel 3.5.2 erläutert. Um die Menge des Chlors besser dosieren zu können, wurde bei einem weiteren Ansatz als Edukt elementares Rhodium und TeCl4 im Verhätnis 1:1:1 eingesetzt und für zwei Wochen im Temperaturgradienten 900°C → 700°C belassen. Es war kein Transport zu beobachten, aber unter dem Mikroskop konnte im Produkt zwischen mehreren Kristallsorten unterschieden werden: Neben kompakten Quadern lagen hexagonale und orthogonale, dicke Plättchen vor. Die Auswertung der Pulverdiagramme des von dem im Quellenraum befindlichen Bodensatzes ergab, dass sich neben Rh3Te8 als weitere Phase RhTe gebildet hatte. Es wurden weitere Ansätze durchgeführt, um den Chlorgehalt über die eingesetzte Rhodiumverbindung zu kontrollieren. Hierzu wurden RhCl3 und Te im Verhältnis 1:1 in einer kleinen Ampulle eingesetzt und bei einer Temperatur von 900°C für 10 Tage belassen. Es hatte sich neben RhTeCl wiederum Rh3Te4 gebildet. Der Umsatz erfolgt sehr schnell, denn bei einem nachfolgenden Versuch wurde nach einer Reaktionsdauer von 3h das gleiche Ergebnis erzielt. Die Identifikation der Phasen erfolgte aufgrund der geringen Probenmenge und des Phasengemisches durch Justieraufnahmen auf der Einkristallkamera. Bei den Synthesevesuchen fielen immer zusätzlich flüchtige, hygroskopische Te-Cl-Verbindungen an, die an der Luft hydrolsierten. Bei Anwesenheit von Chlor bildeten sich außerdem violette Tropfen der schon erwähnte Verbindung Te4(AlCl4)2, die die Ansätze durch ihre Hydrolyseprodukte verunreinigte. Mit ICl3 als Transportmittel ergab die Umsetzung der Elemente Rhodium und Tellur bei 900°C keine Umsetzung, nach Abkühlen auf Raumtemperatur fand sich das Transportmittel im Senkenraum. Die Erhöhung der Reaktionstemperatur auf 1050°C ergab keine Verbesserung des Ergebnisses. 140 Höhere Temperaturen, die vermutlich die Bildung einer binären Phase bewirkt hätten, konnten mit den handeslüblichen Quarzampullen nicht realisiert werden. 141 3.4 Eigene Untersuchungen an der ternären Verbindung RhTeCl Synthese und Einkristallstrukturanalyse Im Rahmen dieser Arbeiten wurde auf zwei Bildungswegen, erstens aus den Elementen unter Zusatz des Transportmittels AlCl3, zweitens durch den Umsatz von RhCl3 mit elementarem Tellur bei 900°C, das ternäre Rhodiumtelluridchlorid RhTeCl gewonnen. Die Zusammensetzung der plättchenförmigen Kristalle wurde sowohl qualitativ als auch quantitativ durch wellenlängendispersive Mikrosondenuntersuchungen bestimmt. Für eine Einkristallstrukturanalyse wurden auf dem Vierkreisdiffraktometer die Reflexintensitäten einer halben Ewaldkugel gemessen. Mit den direkten Methoden des Shelxl-Systems wurde ein Modell gefunden und in der zentrosymmentrischen Raumgruppe P 21/n verfeinert. Nach einer empirischen Absorptionskorrektur wurde ein R-Wert von 4.19% berechnet. Demnach kristallisiert die Verbindung in der zentrosymmentrischen Raumgruppe P21/n mit den Zellabmessungen a = 6.6550(10) Å, b = 3.6460(10) Å und c = 11.367(2) Å und einem β-Winkel von 92.14(3)°. Unabhängig von den eigenen Arbeiten stellten etwa zeitgleich J. Köhler und W. Urland, ebenfalls durch Transportreaktion mit AlCl3 aus den Elementen, eine ternäre Rhodium-Schichtverbindung RhTeCl her [119] . Die schwarzreflektierenden Plättchen fasern bei mechanischer Belastung auf. Die Struktur wurde in der monoklinen azentrischen Raumgruppe Cm mit den Gitterkonstanten a = 12.968 Å, b = 3.641 Å und c = 6.653 Å mit β = 118.8° verfeinert. Die Stabilitätsverhältnisse sind ungeklärt, aber es ist davon auszugehen, dass unterschiedliche polymorphe Formen von RhTeCl existieren. Ein Vergleich der Strukturen zeigt weitgehende Übereinstimmung des Aufbaus, aber unterschiedliche Symmetrie. Nach Angaben der Autoren bilden in der Struktur die Tellur- und die Chloranionen gemeinsam eine hexagonal-dichteste Kugelpackung. Mit einer Stapelfolge vom 2H- 142 MoS2-Typ sind die Schichten in [100]-Richtung gestapelt, wobei jeweils gleiche Anionen übereinander liegen und parallel zur (ab)-Ebene gewellte Tellur- und Chlorebenen resultieren. Die Besetzung der Oktaederlücken erfolgt in der Weise (Abb. 76), dass sich leere und vollbesetzte Zwischenschichten abwechseln; Die RhRh-Abstände sind mit 3.724 Å und 3.864 Å nicht äquidistant. Cl Te Rh Abb. 76: Kristallstruktur RhTeCl in P21/n. Eine Verzerrung der hexagonalen Packung der Nichtmetalle läßt sich an der relativen Aufweitung der a- gegenüber der b-Achse erkennen, denn das Verhältnis b/a, bezogen auf die ideale hexagonale Anordnung, beträgt b 3 /a = 0.949. Rhodium wird von jeweils drei Chlor- und drei Telluratomen facial-oktaedrisch koordiniert. Die RhTe3Cl3-Oktaeder sind über 6 Kanten miteinander zu 2 ∞ [RhTe3/3Cl3/3]-Schichten verknüpft. Die Te-Te-Kontakte innerhalb der Schichtpakete liegen bei 3.71 und 3.36 Å. Der zweite Wert liegt zwischen denen Abständen von isolierten Te-Anionen (4 Å) und von Te22--Einheiten, man muß folglich von bindenden Wechselwirkungen zwischen den Te-Atomen ausgehen. Die Struktur läßt sich entweder als Splitvariante 143 des CdI2-Typs oder des α-CrOOH-Typs beschreiben: Im CdI2-Typ sind die Anionen dicht gepackt, während im trigonal kristallisierenden α-CrOOH-Typ die Anionen analog zum 2H-MoS2-Typ unter Ausbildung unbesetzter trigonalprismatischer Lücken angeordnet sind. Es wird angenommen, dass die Te-TeWechselwirkungen für die Verzerrung der hexagonal-dichtesten Packung verantwortlich sind, dies muß jedoch noch durch Bandstrukturrechnungen bestätigt werden. Rastersondenmikroskopische Untersuchungen an RhTeCl Die plättchenförmigen Einkristalle von Verbindungen, die in Schichtengittern kristallisieren, sind sehr gut für Rastersondenuntersuchungen geeignet valenzmäßige Absättigung innerhalb der 2 ∞ [120] . Durch die [RhTe3/3Cl3/3]-Schichten und der sich daraus ergebenden leichten Spaltbarkeit senkrecht zu den Schichtenebenen konnten atomar flache Proben erhalten werden. Durch die Van-der-Waals-Natur der Oberfläche neigen diese nicht zur strukturellen Reorganisation; Informationen über die Schichtenmetrik röntgenographischen aus AFM-Untersuchungen Strukturinformationen für konnte den somit Gesamtkristall direkt mit verglichen werden. Da die Proben nicht elektrisch leitend sind, waren Untersuchungen mit dem Rastertunnelmikroskop nicht möglich, wohl aber mit dem Rasterkraftmikroskop. Ein AFM-Bild einer Kristalloberfläche läßt sich durch die totale Elektronendichteverteilung ρ(r0) beschreiben. Die Oberflächenelektronendichte ergibt sich aus allen besetzten Energieniveaus und ist eine Funktion des Spitze-OberflächeAbstandes. Die aufgrund der abstoßenden Kräfte aller Elektronen erhaltenen AFMBilder sollten daher prinzipiell die aus den Röntgendaten ermittelten Atompositionen durch periodische Maxima wiederspiegeln. Dabei wurden AFM-Bilder von RhTeCl mit atomarer Auflösung sowohl im current imaging mode als auch im height imaging mode erhalten (siehe Abb. 77 und 78). 144 Die gefundenen elektronischen Oberflächen entsprechen den Erwartungen, wenn man mit einer simulierten Oberfläche vergleicht (Abb. 79). Ein interessanter Aspekt ist dabei, dass sich ein Kontrast ergibt,obwohl die Chlor- und Telluratome innerhalb einer Schicht nahezu die gleichen z-Parameter haben. Es macht sich aber bemerkbar, dass der Ionenradius eines Te2--Anions ist größer als der eines Cl--Anions [101] ist. Daraus resultiert eine Oberflächenkorrugation innerhalb der Elementarmasche, die als Meßwert einer ungefähren Höhendifferenz von etwa 0.5 Å entspricht, was der Größenordnung der Differenz der Ionenradien entspricht. Die helleren Bildmaxima, die eine größeren totalen Oberflächeneletronendichte ρ(r0) wiederspiegeln, werden so den Telluratomen zugeordnet, analog die Reihen der dunkleren Maxima den Chloratomen. Die Metrik der gefundenen Elementarmasche entsprach den Röntgendaten; geringe Abweichungen der Zellorthogonalität sind durch die thermische Drift während des Scan-Prozesses zu erklären. Hinweise auf eine Vergrößerung der Elementarmasche entlang der b-Achse konnten nicht gefunden werden. Abb. 77: Ungefiltertes contact-mode-Bild der [001]-Oberfläche von RhTeCl 145 Abb. 78: Mittels 2D-Fouriertransformation gefilterter Ausschnitt von Abb. 77 mit eingezeichneter Elementarmasche. Die Kontrastvariationen des im force imaging mode aufgenommenen Bildes zeigen die Variationen der Cantileverablenkung an. Rh Cl Te Abb. 79: Kalottenmodell der atomaren Anordnung zweier [001]-Anionenschichten, im Vordergrund die schematische Verknüpfung der Atome in der Struktur. Man erkennt deutlich die Chlor- und Tellurstränge, die sich miteinander abwechseln, in der obersten Schichtanordnung sind einige Atome entfernt worden, um die Rhodiumatome, die die Oktaederlücken besetzen, zu zeigen. 147 3.5 Telluride von Übergangsmetallen 3.5.1 Rhodiumtelluride Im Phasendiagramm Rhodium-Tellur konnten allein innerhalb des Bereichs zwischen den zwei Randphasen RhTe1.1 und RhTe1.9 18 verschiedene Verbindungen nachgewiesen werden. Ihr Auftreten ist von minimalen Variationen und dem Zusammenspiel mehrerer Reaktionsparameter wie der Präparationsweise, der Temperatur und der Zusammensetzung abhängig. Als einzige stöchiometrisch definierte Verbindungen des Phasensystems wurden RhTe (NiAs-Typ), RhTe2 (CdI2- Typ, HT-Form) und RhTe2 (Pyrit-Typ, LT-Form) von Geller durch Einkristalluntersuchungen [122] charakterisiert . Steen vermutete eine Phasenbreite bezüglich der Verbindung Definierte wurde RhTe2-p [123] . Stöchiometrie bisher Abb 80: Phasensystem Rhodium-Tellur im Bereich von 63 – 74 at% aus [124]. lediglich Rh3Te2, einem rhodiumreichen Tellurid [46] (40 at% Te), zugeordnet. Das Phasendiagramm im Bereich 66-74 at% wurde zuerst auf der Basis von Pulver- und thermoanalytischen Methoden von Andresen et al. charakterisiert [124] . Pulveruntersuchungen dieser Phasen Rh1-xTe2 mit x = 0 - 0.25 ergaben, dass diese im Prinzip den kubischen Pyrittyp ausbilden, aber nicht in der Pa3, sondern mit einer rhomboedrischen Verzerrung. Die Kationen und die Leerstellen sind statistisch verteilt. Man beobachtet eine Abnahme der Te-Te-Bindungslänge mit zunehmendem x. Für x = 0 ist dTe-Te = 2.97 Å, für x = 0.25 ist dTe-Te = 2.89 Å. Bei x = 0.25 resultiert die Phase Rh3Te8, die auch als stöchiometrisch definierte Phase gefunden wurde. Auch bei Rh3Te8 wurde eine pseudokubische rhomboedrischen Verzerrung unterliegt. Zelle gefunden, die einer 148 Neben einer geordneten Verteilung der Kationen enthält die Struktur zwei Te2Paare im Verhältnis 3:1. Die Verbindung ist isostrukturell mit Rh3Se8 [125, 136] . Mithin werden innerhalb des binären Systems Rh-Te zwei Phasengebiete gefunden: Der tellurreiche Bereich Rh1-xTe2 mit der Pyritstruktur mit Phasenbreite und der rhodiumreiche Bereich, Rh1+xTe2, vom CdI2-Typ. Dieses Phasengebiet weist nur für den Bereich x = 0.15 - 0.85 eine kontinuierlich steigende Besetzung der Kationenplätze auf, was dem Übergang von der CdI2- zur NiAs-Struktur entspricht [126] . Mit der Pyritmodifikation kann RhTe2 unterhalb 550°C nicht als stöchiometrische Verbindung erhalten werden. Bei hohen Temperaturen existiert kein RhTe2 mit hexagonal-dichtester Packung, die stöchiometrische Verbindung RhTe2 thermodynamisch instabil. Es entstehen Gemische, die aus der Kombination einer Defekt-Pyrit-Phase Rh1-xTe2 und einem interkalierenden Rh1+xTe2 bestehen. Oberhalb 1100°C liegen Rh1+xTe2 und eine flüssige Te-reiche Phase als Gleichgewichtskomponenten vor. Bei den Defekt-Pyritphasen wurde unterhalb 400°C keine Leerstellenordnung auf den Kationenlagen gefunden. Rh3Te8 mit geordneter Verteilung zerfällt peritektisch bei 630°C in Rh1-xTe2 und Te. In jüngerer Zeit wurden die Strukturverhältnisse und die Phasenbreiten im Bereich Rh1+xTe2 mit 0.15 ≤ x ≤ 0.84 anhand von Pulverproben von Abadie et al. untersucht [126] . Zum Vergleich wurde als Grundlage eine monokline Einheitszelle genommen, die als orthohexagonale Aufstellung des CdI2-Aristotyps betrachtet werden kann. Die Gitterkonstanten dieser Zelle wurden in Abhängigkeit des Parameters x = 0.15 - 1 aufgetragen, wobei für x = 1 für die hexagonale Zelle die Daten der Literatur [124] entnommen wurde. Man erhält für Abb. 81: Abhängigkeit des monoklinen bmonoklin Winkels β von x aus [126]. Abhängigkeit, für cmonoklin = chexagonal eine = bhexagonal eine lineare glockenförmige Kurve und für a monoklin = 149 3 •ahexagonal bis x = 0.5 einen annährend konstanten Verlauf, ab x = 0.5 steigt die Kurve mit einer konstanten Steigung stark an (Abb. 82). Der β-Winkel hat ein Maximum von 92.37° bei x = 0.5, der Winkelverlauf in Abhängigkeit der Zusammensetzung stellt sich in parabelförmiger Weise dar, Abb. 82: Abhängigkeit der monoklinen a Achse von der Zusammensetzung x aus [126]. ausgehend von 90.04° bei x = 0.15 und wieder bei 90.05° mündend für x = 0.84 (Abb. 81). Die Rh1-Lagen in 4(i) entsprechen den Rh-Lagen der Verbindung RhTe2 (siehe Kap. 3.4.2). Für die sukzessive Besetzung stehen die kristallographische Lagen 2(a) (0,0,0) und 2d (½ ,½ ,½) zur Verfügung. Die schlechten Verfeinerungen über die statistische Besetzung der beiden Rhodium-Lagen zeigten, dass die Besetzung der Lagen geordnet erfolgt: Bis x = 0.5 wird erst die Lage 2(a) (0, 0, 0) voll aufgefüllt, dann wird mit weiter zunehmendem Rhodiumgehalt die zweite Rh-Lage 2d (½ ,½ ,½) besetzt. Aus dieser geordneten Verteilung resultiert für die Struktur eine monokline Verzerrung, die sich am stärksten in dem Shift der x und z - Koordinaten für Rh1 zeigt. Die Te-Te- und Rh-Te-Abstände ändern sich kontinuierlich gleichsinning mit zunehmendem Rhodium-Gehalt, Abb. 83: Schematische Besetzung der Kationenplätze aus [126]. man beob- achtet eine Verlängerung der 150 Bindungsabstände dRh-Te von 2.65 Å auf 2.71 Å und dTe-Te von 3.56 Å auf 3.66 Å. Ausgehend von RhIII (d6-low-spin-Konfiguration) in der CdI2-Struktur resultiert durch weiteren Rhodium-Einbau eine sukzessive Reduktion der Kationen bis auf RhII, was eine Vergrößerung ihres Radius zur Folge hat. Durch die Rhodium-Interkalation bilden die Telluratome weitere kovalente Bindungen zu Rhodium-Atomen aus, die formal „freien Elektronenpaare“ der Telluranionen, die innerhalb der Schichtpakete Tepz....Tepz-Wechselwirkungen ausbilden, delokalisieren. Die isolierten Telluranionen erfahren beim Übergang von der CdI2- zur NiAs-Struktur formal eine Reduktion von a b c d Abb. 84: Von der trigonal-prismatischen Koordination des NiAs-Typs abgeleitete Koordinationspolyeder, die aus der jeweiligen Oxidationsstufe des Tellurs resultieren aus [30]. Te-1.5 auf Te-2, was eine Erhöhung der Ladungsdichte und der Valenzen an den Telluratomen zur Folge hat, die sich durch die kontinuierliche Zunahme der Koordinationszahl des Tellurs äußert: In RhTe2 wird das Tellur von drei Rhodiumatomen koordiniert, in RhTe ist es trigonal-prismatisch von 6 Rhodiumatomen umgeben (Abb. 84). Die Leerstellenbesetzung beeinflußt also die lokale elektronische Struktur der Telluranionen: Die Zunahme der mittleren Koordinationszahl mit zunehmendem Rhodiumgehalt x kann linear durch 3x+3 ausgedrückt werden. Abb. 84 zeigt die Koordinationspolyeder, die abhängig vom Besetzungsmuster der Phase sind, sie leiten sich von der trigonal-prismatischen Koordination ab. Für RhTe2 liegt nur Form a vor, für RhTe liegt nur Form d vor, während die Zwischenstufe Rh3Te4 eine äquivalente Mischung aus Form b und 50% Form c enthält. Durch die Hybridisierung der Rh- und Te-Orbitale resultiert für das gesamte anionische Netz eine verminderte Ladungsdichte, Mullikenpopulationsrechnungen berechnet wurd [30]. was durch 151 Die sukzessive Reduktionsprozess der einzelnen Atome erfolgt auf bevorzugten kristallographischen Lagen und führt so zu gemischt-valenten Zwischenstufen: Im IntermediatsRh1.5Te2 (Rh3Te4), was auch als RhII2RhIIITe2-IITe2-III formuliert werden kann, liegen nebeneinander auf bestimmten Lagen die verschieden-wertigen Spezies vor. Bedingt durch die chemisch unterschiedlichen Randphasen wird also durch die geordnete Besetzung der kristallograpischen Lagen eine Verzerrung der hexagonalen Anordnung induziert, die zu einem Symmetrieabbau des hexagonalen zum monoklinen System führt, was sich unter anderem ganz signifikant im monoklinen βWinkel äußert. Die Rhodium-Atome sind oktaedrisch von je 6 Te-Atomen koordiniert, im rhodiumreichen Phasengebiet für x ≤ 0.5 werden Rh3-Oligomere aus zwei RhIII (Rhterminal) und RhII(Rhzentral) -Atomen ausgebildet, deren Existenz durch folgende Summenformel (Rh3)x(Rh)1-2xTe2 ausgedrückt wird. Rh3Te4 enthält nur Rh3Einheiten. Für x ≥0.5 konedensieren die Einheiten weiter zu Rh5-, Rh7- bis hin zu Rh11-Oligomeren ausgebildet, die dann im NiAs-Typ in unendliche Ketten aus flächenverknüpften Oktaedern übergehen. Die Elektronendichte in diesen Rh3-Einheiten verteilt sich in Abhängigkeit vom Rhodiumgehalt so auf die einzelnen Rhodiumatome, dass für x ≤ 0.5 die Zentralatome elektronenärmeren RhII die und die terminalen Rhodiumatome RhIII die elektronenreicheren Spezies darstellen. Für x = 0.5 ist die Elektronendichte RhII und zwischen den RhIII-Atomen ausgeglichen, ab einem Rhodium- Abb. 85: Zustandsdichtediagramm der Rh-dz2 - Te-Orbitale für Rh3Te4 aus [30]. 152 gehalt x ≥ 0.5 konzentriert sie sich im Zentralatom. Abb. 85 zeigt die Gesamtzustandsdichte der Rh-dz2- und der Te-Orbitale: Das z2-Band, das Rh-Rh-σ*Charakter hat, liegt über dem Fermi-Niveau, das Band enthält mehr Orbitalcharakteristiken der RhII-Orbitale. Bei gefülltem Band ist die Elektronendichte zwischen dem zentralen und terminalen Rhodium ausgeglichen. Im Phasengebiet x ≤ 0.5 ist das Band nicht voll gefüllt, für die terminalen RhodiumIII-atome resultiert eine höhere Elektronendichte. Für x ≥ 0.5 füllen Elektronen das Rh-Rh-π*-Band auf, das auch eher Orbitalcharakteristisken des RhII-Atoms aufweist, so dass nun das zentrale Atom die elektronenreichere Spezies darstellt. Laut der theoretischen Berechnungen existiert keine Bandlücke, was mit den experimentellen Ergebnissen übereinstimmt: Pulverproben dieser Phasen zeigten metallisches Leitfähigkeitsverhalten [127]. 153 3.5.2 Kristallstruktur des gemischt-valenten binären Rhodiumtellurids Rh3Te4 Einkristallstrukturanalyse Es fanden sich bei einem Transportansatz mit Rhodium, Tellur und Chlor als weitere Phase spröde, reflektierende Kristalle, die hexagonale Begrenzungsflächen aufwiesen. Es wurde quantitativ mit der Mikrosonde ein mittleres Rhodium:TellurVerhältnis von 3:4 bestimmt. Als Standardverbindungen wurden RhCl3 und PdTe verwendet. Nachdem von Rh3Te4 bisher nur Pulvermessungen vorlagen, wurde ein geeigneter Kristall herausgesucht und die Reflexqualität durch Einkristalltechnik untersucht, wobei zunächst alles auf eine hexagonale Metrik hindeutete. Erst Überstrukturreflexe, die nicht indiziert werden konnten, deuteten auf eine monokline Verzerrung der Struktur hin. Um alle Probleme einer Symmetrieerniedrigung zu erfassen, wurde eine ganze Ewaldkugel des Kristalls auf dem Vierkreisdiffraktometer vermessen. Die Auswertung ergab dann eine monokline Punktgruppe mit Zellabmessungen a = 6.8026 Å, b = 3.9468 Å, c = 11.1719 Å mit einem β-Winkel von 199.71°. Die gemessenen Gitterabmessungen entsprachen zunächst einer innenzentrierten Zelle, die durch Zelltransformation in eine C-zentrierte Standardaufstellung überführt wurde. Nach empirischer Absorptionskorrektur wurde mit dem Datensatz mit den direkten Methoden ein Modell gefunden und verfeinert. Ein relativ hoher Temperaturfaktor einer Rh-Lage (RhI) deutete auf eine Unterbesetzung hin und nach der Freigabe des Besetzungsfaktors ergab sich ein Rhodium-Unterbesetzung von fast 14%, woraus die Summenformel Rh2.86Te4 resultiert. Die Strukturparameter konnten abschließend bis auf einen R-Wert von 3.49% verfeinert werden. 154 Strukturbeschreibung und Diskussion Die Verbindung kristallisiert in der zentrosymmetrischen, monoklinen Raumgruppe C 2/m und bildet den Cr3S4-Strukturtyp aus, der auch als Defekt-NiAsStruktur bezeichnet wird. Die Telluratome bilden eine hexagonal-dichteste Kugelpackung mit einer AB-Schichtenfolge, die die parallel zur (100)-Ebene gestapelt sind. Die Anordnung der dichtest-gepackten Te-Atome in den hexagonalen Schichten ist leicht verzerrt. Die Schichten werden von zwei unterschiedlichen Te-Atomen gebildet, die TeI-TeII-Abstände betragen innerhalb der Schichten 3.876 und 3.997 Å; α • A TeI TeII β B TeI α‘ TeII • TeII A β B α RhII TeI TeII • RhI A a c b c [120] Abb. 86: Beziehungen zwischen der hexagonalen Elementarzelle des NiAs-Typs (gestrichelte Zeichnung, Projektion auf die Ebene (100)) und der monoklinen Elementarzelle des Cr3S4-Typs (Blick auf die (010)-Ebene). Die Positionen der punktierten Metallatome bleiben beim Cr3S4-Typ unbesetzt, beim CdI2-Typ zusätzlich auch die Positionen der Rh1-Atome. Beziehungen zwischen den Strukturen von Rh3Te4 im Cr3S4-Typ zum RhTe im Aristotyp NiAs: c = ah+2bh; b = ah; a = ah+2bh-2ch; V = 4Vh 155 Die Abstände der Telluranionen zwischen den Schichten sind mit dTeI-TeI = 3.470Å und dTeII-TeII = 3.428 Å bedeutend kürzer. Die Rhodiumatome besetzen die Oktaederlücken derart, dass vollbesetzte mit etwa halbbesetzten Schichten abwechseln. Die vollbesetzten Schichten werden von den RhII-Atomen gebildet. Die Verteilung der Leerstellen und der RhI-Atome erfolgt in geordneter Weise, so dass Ketten aus kantenverknüpften Oktaedern resultieren. Die Abfolge umfaßt jeweils vier Rhodiumschichten und kann durch das Symbol αβα‘βα...(siehe Abb. 86) beschrieben werden. Die kürzesten Rh-Rh-Abstände innerhalb einer Schicht α betragen 3.946 Å, innerhalb der vollbesetzten Schichten β 3.757 Å und 4.134 Å. Die kürzesten Rh-Rh-Bindungen mit 2.943 Å wurden jedoch zwischen den Schichten gefunden. Durch diese Rh-Bindungen wird ein Rh1-Atom mit zwei RhII-Atomen zu einer linearen Rh3- Einheit verbunden (Abb. 90). Die Rhodiumatome sind jeweils von 6 Telluratomen umgeben, die Bindungen sind in den RhTe6-Oktaedern nicht äquidistant. Durch Flächenverknüpfung der RhTe6-Oktaeder einer Rh3-Einheit entstehen Rh3Te12-Einheiten. Für die kristallographisch unterschiedlichen Telluratome existieren verschiedene Koordinationssphären: TeI ist von 5 Rhodiumatomen in Form einer verzerrtquadratischen Pyramide umgeben, TeII wird von 4 Rhodiumatomen verzerrttetraedrisch koordiniert (Abb. 91). Die Anordnung ergibt sich zunächst dadurch, dass jede Te-Schicht von zwei unterschiedlichen Rh-Schichten begrenzt wird (siehe Abb. 89). Im Vergleich zur trigonal-prismatischen Umgebung des NiAs-Typs fehlen dem TeI nur ein Rh-Atom, TeII dagegen zwei. 156 RhI Abb. 87: Der Ausschnitt aus der Kristallstruktur von Rh3Te: Schicht dichtest gepackter Te-Atome parallel zur (001)-Ebene um x = 0. Die Hälfte der Oktaederlücken ist mit RhI besetzt, die andere Hälfte bleibt frei. Abb. 88: Ausschnitt aus der Kristallstruktur von Rh3Te4: Schicht dichtest gepackter Te-Atome parallel zur (100)-Ebene um x = ¼ mit vollständig besetzten Oktaederlücken. 157 RhI RhII RhI RhII TeI TeII Abb. 89: Ausschnitt aus der Kristallstruktur von Rh3Te4: Umgebung der Te-Atome in den Schichten parallel zur (100)-Ebene. RhI RhII TeII Abb. 90: Rh3Te12-Einheit. TeI 158 TeII TeI RhII RhI Abb. 91: Die Koordinationssphären der Telluratome: TeI hat eine quadratisch-pyramidale Umgebung, TeII wird in annähernder tetraedrischer Konfiguration koordiniert. Die Einkristallstrukturnanalyse bestätigt die theoretischen Erwartungen, die für Rh1+xTe2 die Koordinationszahl der Telluratome nach 3x+3 [30] für x = 0.5 eine mittlere CN von 4.5 vorhersagen. Gut zu beobachten ist auch die Polymerisation des anionischen Tellurgerüstes, was sich in den kurzen Te-Te-Bindungsabständen zwischen den Schichten ausdrückt, relativ zu den längeren Te-Te-Wechselwirkungen innerhalb der hexagonalen Schichten. Daraus ergibt sich ein dreidimensionaler Aufbau. Der durch die Röntgenstrkturanalyse ermittelte Rh-Gehalt der Phase korreliert mit dem gemessenen β-Winkel von 92.21° in der C-zentrierten Aufstellung und entspricht den Ergebnissen der Pulveruntersuchungen [29], die in Kapitel 3.4.1 erläutert sind. 159 Tab. 23: Kristalldaten und Angaben zur Strukturanalyse von Rh3Te4. Summenformel Rh3Te4 Relative Molmasse 819.13 Kristallsystem monoklin Raumgruppe C 2/m Gitterkonstanten a = 12.856(3) Å b = 3.9460(10) Å c = 6.8070(10) Å α = 90° β = 119.71(3)° γ = 90° Zellvolumen 299.92(11) Å3 Zahl der Formeleinheiten 2 F (0 0 0) 686 Dichte (berechnet) 9.070 g cm-3 Diffraktometer CAD4, Mo-Kα-Strahlung Meßtemperatur 20°C Meßbereich ϑ 3.45 – 32°, -18 ≤ h ≤ 18, -5 ≤ k ≤ 0, -10 ≤ l ≤ 10 Scantyp ω-/ 2θ-Scan Scanbreite 3.67 + 0.57 tan θ max. Meßzeit/Reflex 150 s Kontrollreflexe -2 0 6, -4 –2 -6 Intensitätsänderung < 1% Meßwerte 1126 unabhängige Reflexe 564 davon mit F>2σ σ (1) 506 Kristallform hexagonales, reflektierendes Plättchen Kristallabmessungen 0.0031 × 0.004 × 0.001 mm Schwächungskoeffizient µ = 27.080 mm -1 Restelektronendichte 2.81 / -3.79e / Å3 Absorptionskorrektur empirisch [146] Wichtungsfunktion W = 1/[σ2(F02) + (0.0181P)2 + 4.7411P] (SHELX 97) P = (Max(F02) + 2Fc2)/3 Zahl der Parameter 25 R1 (F>2σ σ (1) beobachtete Reflexe) 3.49 % wR2(F2) (alle Reflexe) 9.26 % 160 Tab. 24: Atomlagen in 104 und U(eq) in 103 von Rh3Te4. Atom Lage- x y z symmetrie Besetzungs- Ueq faktor RhI 2/m 0 0 0 0.21506 8.1(4) RhII m 7372(7) 0 7229(13) 0.5 9.7(3) TeI m 6334(6) 0 9765(10) 0.5 7.9(3) TeII m 1199(6) 0 4539(10) 0.5 9.6(3) Tab. 25: Anisotrope Temperaturparameter in 103 Å2 für Rh3Te4. Atom U11 U22 U33 U23 U13 U12 RhI 6(6) 8(5) 11(6) 0 5(4) 0 RhII 10(4) 9(4) 12(4) 0 7(3) 0 TeI 8(4) 6(3) 12(4) 0 7(3) 0 TeII 12(4) 8(3) 12(4) 0 7(3) 0 161 Tab. 26: Abstände [Å] und Winkel [°] in der Kristallstruktur von Rh3Te4. Abstände Winkel Oktaeder I RhI-TeII 2.6835(11) (2×) TeI-RhI-TeI 95.32(3) RhI-TeI 2.6684(14) (4×) TeI-RhI-TeI 87.20(3) TeI-RhI-TeI 84.68(3) TeII-RhI-TeI 95.32(3) Oktaeder II RhII-TeII 2.6485(12) (1×) TeII-RhII-TeII 88.59(3) RhII-TeII 2.6012(9) (2×) TeII-RhII-TeI 92.13(3) RhII-TeI 2.7342(12) (2×) TeII-RhII-TeI 168.58(3) RhII-TeI 2.6621(12) (1×) TeI-RhII-TeI 92.37(3) TeI-RhII-TeI 80.02(3) TeI-RhI-TeII 98.81(3) RhI-RhII 2.9432(14) TeI-TeI 3.4703(12) TeII-TeII 3.3297(12) 163 3.5.3 Binäre Telluride Die Übergangsmetallchalkogenide, insbesondere die Telluride, sind in letzter Zeit Gegenstand erhöhten Interesses, da bei ihren Strukturen neue, teilweise ungewöhnliche Varianten klassischer Verbindungstypen gefunden werden können 128, 129] [1, . Dadurch werden auch die für diese Strukturtypen teilweise ungewöhnlichen Materialeigenschaften erklärt, z. B. metallisches Verhalten und Metall- Halbleiterübergänge. Da die Strukturen im Prinzip relativ einfach aufgebaut sind, bieten sie sich außerdem für theoretische Berechnungen an [30] , deren Ergebnisse gut zu interpretieren und experimentell leicht zu verifizieren sind. Um die Strukturen mit überwiegend kovalenten Bindungen zu beschreiben, wurden die Koordinationspolyeder herangezogen. In adäquaten nischen elektro- Termen ausge- drückt bedeutet das, dass Abb. 92: Schematische Bandstrukturen für a) ZrS2, b) NbS2 und die MoS2 und c) Darstellung der Absenkung des d-Niveaus beim energetisch niedrig- liegenden sp-Bänder der Übergang zu den späten Übergangsmetallen aus [1]. Nichtmetalle mit den- jenigen der höherliegenden d- Orbitale der Übergangsmetalle überlappen, bzw. wechselwirken [1] . Dabei liegen die Bänder der relevanten d-Orbitale bei den frühen Übergangsmetallen auf Übergangsmetalle. Mit einem höheren abnehmender Niveau Energie als diejenigen können daraus der späten so starke Wechselwirkungen resultieren, dass die Strukturen bis hin zu Redoxreaktionen signifikant modifiziert werden. Im Falle der Dichalkogenide wurden zweidimensionale Schichtstrukturen gefunden, die aus kantenverknüpften Oktaedern, wie im TiS2-Typ, oder trigonalen Prismen (NbS2, MoS2) aufgebaut sind. Die durch die oktaedrische Koordinatione im klassischen t2g/eg-Muster 3-2 oder bei Verzerrungen 1-2-2 weitergehend aufgespaltenen d-Zustände befinden sich zwischen einem aus überwiegend aus spOrbitalen der Nichtmetalle aufgebauten und vollbesetztem Valenzband und den entsprechenden 164 antibindenden Orbitalen der Metallkationen. Die Materialeigenschaften hängen von der metallischen Elektronenkonfiguration und dem energetischen Niveau der dBänder des Metalls ab, wie man in Abb. 92 sehen kann: Die d0-Metallsulfide wie ZrS2 sind Halbleiter, NbS2 mit d1-Konfiguration weist ein halbgefüllltes Band auf und hat metallische Eigenschaften. MoS2, ein d2-Kation, zeigt halbleitende Eigenschaften. Geht man weiter im Periodensystem nach rechts, senken sich die Energieniveaus der d-Orbitale weiter ab, überlappen schließlich mit dem Valenzband (Abb. 92) und füllen sich auf Kosten des anionischen Valenzbandes. Im anionischen Teilgitter enstehen damit elektronische Löcher: Die Kationen werden reduziert und die Anionen oxidiert. Dem Zustand mit teilweise gefüllten Bändern weicht das System durch Polymerisation aus, im einfachsten Fall zu X2--Dimeren. Bekanntes Beispiel ist die Pyritstruktur mit den S22--Anionen (Abb. 93). Diese Deutung wurde schon 1968 von Jellinek [130] beschrieben, stellt aber nur einen kleinen Teil eines umfassenderen Konzeptes dar, das die Übergänge von zwei- zu dreidimensional aufgebauten Strukturen bei den frühen Übergangsmetallen mit Metallclusterung und bei den späten Übergangsmetallen mit anionischer Polymerisation behandelt. Die Lage der anionischen Bänder wird durch die Elektronegativität des Elementes beeinflußt, denn die der jeweils höheren Homologen Schwefel, Selen und Tellur liegen bei gleicher Struktur bei höheren Energien. Dies gilt nicht nur für Chalkogene, auch für die Halogene. Besonders gut ist der Befund beim Vergleich der Chalkogenide X = S, Se und Te des Titans zu beobachten, die alle im CdI2-Typ kristallisieren. Man erwartet für Ti4+ eine leeres t2g-Band und halbleitende Eigenschaften, und in der Tat ist TiS2 ein Halbleiter, TiSe2 ein Semimetall [131] und TiTe2 ein Metall. Bei Mulliken-ÜberlappungspopulationRechnungen wurde für TiTe2 ein Wert von 0.38 berechnet, es findet also bereits ein Elektronentransfer vom Tellur zum Titan statt [131] . Die Spitze des antibindenden sp-Bandes Abb. 93: FeS2 – Struktur. entleert sich , infolgedessen verkürzen sich die Te-Te-Abstände. Es wurden Te-Te-Kontakte von 3.77 Å gefunden, die kürzer als der van-der-Waals-Radius 165 von 4 Å sind. Kurze Anionenkontakte sind demnach ein Indiz für konkurrierende Kation-Anion-Redoxprozesse, die strukturelle Veränderungen bewirken und neue Materialeigenschaften induzieren. Die Polymerisation kann von einfachen X22-Anionen bis zur vollständigen Katenation des anionischen Teilgitters führen, wobei der Übergang von den Schichtstrukturen der Dichalkogenide der frühen Übergangsmetalle zu den Pyrit- und Markasitstrukturen der späten d-Metalle ein allgemein bekanntes Beispiel ist. Die S-S-Bindungslänge (∼ 2.06 Å) eines S22- Anions kann als Kriterium für die Stellung eines Kations innerhalb einer Übergangsmetallreihe aufgefaßt werden, wobei die Variation der S-S-Abstände auf der Basis der Wechselwirkungen zwischen den eg-Niveaus (low-spin) des Kations und den π*-anionischen Zuständen [132] diskutiert wird. Es wurde von FeS2 bis CuS2 eine Verkürzung der S-S-Bindungsabstände beobachtet, die mit einer zunehmenden Ti Oh Oh Oh V Oh Oh Oh Cr Oh Oh Mn Py Py Py Zr Oh Oh Oh Nb Tp Tp Oh Mo Tp Tp Tp Oh OhPy Hf Oh Oh Oh Ta Tp Oh Tp Oh Oh W Tp Tp Oh Re Oh Oh ? Tc Oh Oh Fe Co Ni Cu PyPy Py Py-Ma Ma-N Py-Ma Py Py-Ma Py-Ma Ma-Oh Py-O Py-Oh h Py-Ma Ru Py Py Py Rh Py? Ir-Py Py-Oh Pd Pd Pd Oh Os Py Py Py Ir Ir-Py Ir Oh Pt Oh Oh Oh Zn Py Py PyOh Cd Py Py Tab. 27: Klassifizierung der Strukturen der Übergangsmetalldichalkogenide in zweidimensionale (links im Periodensystem, Elementsymbol kursiv geschrieben) und überwiegend dreidimensionale Typen. Für die 2D-Phasen M4+ (X2-)2 ist die Koordination (Oh = oktaedrisch, Tp = trigonal prismatisch) angegeben. Innerhalb einer Elementspalte wird von oben nach unten der Typ für die Verbindung MS2, MSe2 und MTe2 angegeben. Im 3D-Bereich nehmen PdS2 und PdSe2 eine Sonderstellung ein, da sie eine zweidimensionale Struktur haben, aber mit der für das Palladium typischen quadratisch-planare Koordination. Die meisten 3D-Strukturen nehmen Pyrit- (Py) oder Markasit-Struktur (Ma) an mit der Summenformel M2+ (X2)2- oder M+ (X2)-. Kursiv gedruckte Struktursymbole deuten auf spezielle 3DStrukturen vom Typ M3+X2-(X2)1/2 2-hin, bei denen die Hälfte der Anionen als X2-Paare vorliegt, wie beim IrSe2-Typ (Ir) aus [129]. 166 Reduktion des Gegenkations einhergeht; Korreliert man die kationische Oxidationsstufe mit dem S-S-Abstand, resultiert für das Kupfer die Oxidationsstufe +I mit der formalen Summenformel Cu+(S2)-. Tabelle 27 zeigt eine Übersicht aller Übergangsmetalldichalkogenide und ihrer Strukturen, wobei durch kontinuierliche Polymerisationsfähigkeit neue Strukturvarianten mit teilweise gebrochen-rationalen Oxidationszahlen für das anionische Teilgitter resultieren. Den Telluriden wurde in dieser Hinsicht besonderes Interesse gewidmet, da Tellur in der Lage ist, durch intermolekulare Te-Te-Bindungen verschieden vernetzte anionische Teilstrukturen mit teilweise stark variierenden Bildungslängen auszubilden [133] . Jobic et al. [129] klassifizierten 5 verschiedene Strukturtypen von Ditelluriden, basierend auf Te-TeBindungslängenkriterien und Ausbildung von Metal-Metall-Bindungen: 1. Echte 2D-CdI2-Phasen wie ZrTe2 und HfTe2 (d0-Metalle) weisen ein fast ideales c/a-Verhältnis von 1.68 auf und keine Metall-Metall-Bindungen. 2. 2D-polymerisierte CdI2-Verzerrungsvarianten, deren Vertreter MoTe2 und WTe2 sind, weisen innerhalb von Te-Schichten relativ kurze Te-Te-Kontakte um 3.5 Å auf. Bei den Anionen-Wechselwirkungen werden zwischen Durchschichtkontakten, die sich auf Bindungen innerhalb eines Schichtpaketes Te-M-Te beziehen, Zwischenschichtkontakten mit Bindungen zwischen Telluratomen aus verschiedenen Schichtpaketen und den relativ langen Zwischenschichtbindungen von über 4 Å unterschieden. Die Verzerrung des ursprünglich hexagonalen Musters der Kationenschicht zu Bändern indiziert eine signifikante Metall-Metall-Bindung. 3. 3D-polymerisierte, von der 2D-CdI2-Phase abgeleitete Strukturen mit MetallMetall-Bindung, Vertreter der Gruppe sind NbTe2 und TaTe2, zeigen schwache TeTe-Wechselwirkungen zwischen den Schichten und signifikante M-M-Bindungen innerhalb der Schicht. 4. Ein weiteren Strukturtyp, der sich nur von von der dritten Gruppe durch die fehlenden Metall-Metallbindungen unterscheidet, bilden die Vertreter der Platinmetalle aus. Bei IrTe2, Rh1+xTe2, CoTe1.7, PdTe2 und PtTe2 werden schwache Te-Te-Wechselwirkungen zwischen den Schichten beobachtet, die sich in einem kleinen c/a-Verhältnis von 1.27 - 1.38 ausdrücken, ohne dass Metall-Metall-Bindung zu beobachten sind. 5. Bei 3D-Pyrit/Markasit-Strukturen variieren die schwachen Tellur-Tellur- 167 Wechselwirkungen über einen großen Bereich. Vertreter sind Platinmetallchalkogenide wie RuTe2, OsTe2, NiTe2 und RhTe2; Zwischen den Kationen sind keine Bindungen zu beobachten. Bei allen Verbindungen werden die Kationen oktaedrisch durch separierte TeAnionen, Te-Te-Einheiten oder durch eine Schicht von schwach miteinander verbundenen Te-Anionen koordiniert. Die formalen Oxidationszahlen der Kationen variieren von +II bis +IV, Metall-Metall-Bindungen sind nur für frühe Übergangsmetalle mit d1-d3-Konfiguration zu beobachten. Im Prinzip ist der Aufbau der binären Phasen eines Systems auf zwei Strukturtypen, den zweidimensionalen CdI2- und den dreidimensionalen FeS2-Typ, zurückzuführen. Die Chalkogenide von Iridium und Rhodium befinden sich im Schnittpunkt der 3D-Pyrit-Phasen und der 3D-polymerisierten CdI2-Phasen. Im System Iridium-Tellur sind die Phasen Ir3Te8 und IrTe2 [134, 128] durch Rietveldmethoden bisher näher charakterisiert worden. Ir3Te8 ist als nichtstöchoimetrisches Ir1-xTe2 aufzufassen und wurde mit der kubischen Pyrit-Struktur mit a = 6.413 Å in der Raumgruppe Pa3 verfeinert, [128] jedoch unterliegt die Struktur einer rhomboedrischen Verzerrung. Die Iridiumatome sind statistisch auf den Kationenplätzen verteilt. Jedes Iridium wird von 6 Telluratomen koordiniert, wobei das Tellur nicht in isolierten Anionen vorliegt, sondern Te22-Anionen (dTe-Te = 2.833 Å) bildet. Die Ir-Te-Abstände variieren minimal und betragen im Durchschnitt 2.654 Å. Ein Vergleich der Te-Te-Abstände mit denjenigen oder von RuTe2, MnTe2 Vertreter typischer Pyritphasen (dTe- Ir Te = 2.791 Å, bzw. 2.750 Å [135] ), zeigt, deutlich dass kürzere diese Werte aufweisen. Dies wird durch eine verminderte Elektronendichte zwischen Te den Anionen Abb. 94: Dreidimensionaler Aufbau von Ir3Te8: Polymerer Pyrittyp. Pyritphasen erklärt. der Ein Vergleich mit RhTe2 weist für die Te-Abstände ähnliche Werte 2.969 Å [129] auf. 168 Eine Korrelation der Oxidationsstufe, ausgehend von der stabilsten Oxidationsstufe +III für Rhodium und Iridium, mit den Te-Te-Abständen ergibt für die Summenformel Ir0.73Te2 eine Ladung von –2.2 für das Te2-Anion. Die Te-TeAbstände zwischen den Te2-Einheiten betragen 3.571 Å und 3.928 Å, was schwachen Bindungen entspricht. Diese Bindungen bewirken eine weitere Vernetzung zu einer dreidimensionalen Struktur, dem sogenannten polymeren Pyrit-Typ (Abb. 94). Das Das polymere Analogon der CdI2-Struktur ist in der Struktur des IrTe2 zu erkennen; auch diese Struktur wurde mittels Pulvermethoden untersucht und verfeinert [128] . Die Telluratome bilden eine hexagonal-dichteste Packung, in der die Hälfte der Oktaederlücken mit Iridiumatomen so besetzt sind, dass voll- und unbesetzte Schichten miteinander abwechseln. Auffallend ist das kleine c/a-Verhältnis von 1.38, was durch kurze Te-TeKontakte von 3.528 Å zwischen den Schichten erklärt wird (ZickZack-Ketten in Abb. 95). Dieser Wert liegt zwischen dem TeI für isolierten Te2--Anionen (um 4 Å) Ir und dem einer Te22--Einheit (2.8 Å). Die Abhängigkeit des TeII Te-Te- Abstandes von der Oxidationsstufe des Kations gibt eine mittlere Abb. 95: IrTe2, polymerer CdI2-Typ. negative Ladung von -1.5 vor, was mit der stabilsten Oxidationsstufe für Iridium + III übereinstimmt. Aus der ursprünglich zweidimensionalen Struktur entsteht durch diese zusätzlichen, längeren Bindungen eine dreidimensionale Struktur. Elektronische Bandstrukturrechnungen ergaben eine Mischung zwischen kationischen d- und anionischen p-Niveaus mit hohem Hybridisierungsgrad. Aus der negativen Gesamtbesetzung der totalen Überlappungsfunktion zwischen benachbarten Iridiumatomen in der Nähe des FermiNiveau kann man schließen, dass die metallische Leitfähigkeit der Phase die TeAnionen in ihrem räumlichen Netzwerk einschließt. Die Überlappungspopulationskurven der Kristallorbitale der Te-Te-Bindungen zeigen, dass an die Verbindung abgegebene Elektronen antibindende Niveaus füllen, wodurch sie einen Bruch dieser Bindungen erlauben und 169 möglicherweise eine klassische Anionen-Packung wieder herstellen. Diese Hypothese konnte jedoch experimentell noch nicht bestätigt werden. 171 4 Experimenteller Teil 4.1 Instrumentelle Methoden 4.1.1 Röntgenographische Untersuchungen Pulveruntersuchungen Zur Charakterisierung und Identifizierung der Verbindungen wurde ein Pulverdiffraktometer D500 der Firma Siemens mit Cu-Kα1-Strahlung und Monochromator mit ortsempfindlichem Zählrohr (PSD) verwendet. Je nach Streukraft der verwendeten Pulverproben wurde zwischen 30 min und 12 h gemessen. Für die Auswertung der Daten wurde die Software der Firmen Stoe und Siemens, DIFFRAC AT [138], STOE [138] und WinXPOW [139] verwendet. Einkristalluntersuchungen Für die Überprüfung der Kristallqualität und zur Anfertigung von Drehkristall- und Schichtaufnahmen wurde eine Weissenbergkamera der Firma Nonius mit Cu-Kα1Strahlung und ein Reciprocal Lattice Explorer mit Moα-Strahlung der Firma Stoe benutzt. Zur Einkristallstrukturanalyse über Ermittlung der Reflexintensitäten durch ortsempfindliche Zähler wurde mit einem automatischen Vierkreisdiffraktometer der Fa. Nonius (Typ CAD 4) und mit der Firma Siemens graphitmonochromatisierter Mo α- Strahlung gearbeitet. Zur Steuerung wurden Computer der Firma DEC (PDP-11 oder Micro-VAX) eingesetzt. Die Einkristallstrukturanalyse über Ermittlung der Reflexintensitäten durch FilmMethoden wurde auf einem Dreikreisdiffraktometer SMART von Bruker AXS, ausgerüstet mit einem CCD-Detektor vom Typ KAF 10000, durchgeführt. Zur Aufbereitung der erhaltenen Datensätze (LP-Korrektur, Intensitätsverlustkorrektur) wurden die Programme CADFOR/CADSEX [140], 172 Saintplus [142] verwendet. Die empirischen und numerischen Absorptionskorrekturen wurden mit dem Programmpaket SHELXTL/PC [141] durchgeführt. Die Modellsuche und Strukturverfeinerungen erfolgten mit den Programmen SHELXS93 [143] und SHELX-97 [144]. Für die graphischen Darstellungen der Strukturen wurden das Programm SCHAKAL 97 [147] benutzt. 4.1.2 Elektronenstrahlmikroskopische Untersuchungen Elementaranalysen und quantitative Bestimmungen wurden mit einer Mikrosonde vom Typ 100 SX der Firma Cameca durchgeführt. Es wurde sowohl wellenlängenwie auch energiedispersiv mit einem Detektor vom Typ Link der Firma Oxford Instruments gemessen. Die Proben für die Mikrosonde wurden, entweder in Leitsilber eingebettet oder auf einer Graphitklebefolie befestigt, auf einen Träger präpariert und, abhängig von der elektrischen Eigenleitfähigkeit, mit Graphit bedampft. Theorie und prinzipieller Aufbau einer Mikrosonde Die Elektronenmikroskopie ist in der Lage, Inhomogenitäten eines Feststoffes im Mikrometerbereich zu detektieren und die Zusammensetzung kleinster Kristalle zu bestimmen, ohne diese zu zerstören. Das Prinzip der hier angewandten Untersuchungsmethode beruht auf der Wechselwirkung von Elektronenstrahlen mit der Oberfläche der Materie. Ein hochenergetischer Elektronenstrahl trifft auf den Feststoff und wechselwirkt mit den oberen atomaren Schichten. Durch die Wucht der Kollisionen werden ein Teil der Elektronen gebeugt und verlassen die Oberfläche wieder. Diese reflektierten Elektronen, die sogenannte Primärelektronen (backscattered electrons), werden aus der Oberfläche wieder herausgeschleudert und induzieren keine weiteren 173 Elektronenanregungen. Durch weitere Wechselwirkung des Strahls mit der Materie werden Sekundärelektronen (backscattered secondary electrons) erzeugt, die durch die Ionisierung der Atome entstehen und die Materialoberfläche unkontrolliert verlassen. Das Sekundärelektronenbild gibt die elektronische Oberfläche des Kristalls wieder. Um Aufladungen zu vermeiden, müssen die entstehenden Elektronenströme aus der Probe abgeleitet werden, deshalb wird die Probe mit Graphit bedampft, wenn sie nicht leitfähig ist, die Kontaktierung der Probe mit dem Probenträger wird durch leitfähige Kohlenstoffpads hergestellt, die variabel befestigt werden können. Die Energieverteilung der Primär- und Sekundärelektronen zeigt ein kontinuierliches Spektrum, das von der Anregungsenergie bis nahezu Null reicht. Durch den hochenergetischen Elektronenstrahl werden zusätzlich Elektronen aus dem Schaleninnern der Atome herausgeschlagen. Diese Elektronenlöcher werden wieder durch Elektronen aus höheren Niveaus aufgefüllt, die Energie durch Emission von Röntgenquanten abgeben: ∆E = h•ν (21) Zur Charakterisierung der emittierten Strahlung werden Kristalle mit definierten Netzebenabständen in einen berechneten Winkel zur Probe eingestellt, dass die Strahlung nach Bragg 2dsinυ = n•λ (22) gebeugt werden kann und direkt in den Proportionalzähler trifft, wo sie registriert wird. So kann die elementare Zusammensetzung der Substanz bestimmt werden. Außer der wellenlängendispersiven Analyse können die Elemente auch energiedispersiv detektiert und anhand ihrer elementspezifischen Peaks im Spektrum analysiert werden. 174 Abb. 96: Der Aufbau der verwendeten Mikrosonde Cameca SX100 Der Aufbau einer Elektronenstrahlmiksosonde ist in Abb. 96 schematisch skizziert: Der Elektronenstrahl wird durch Anlegen einer Spannung an eine Anode erzeugt und durch ein System elektromagnetische so Linsen zentriert und fokussiert, dass er mit einem Durchmesser von 1µ senkrecht auf die plane Oberfläche der zu untersuchenden Substanz fällt. Die Grobfokussierung der Substanz wird mit Hilfe der Primär- und Sekundärelektronenbilder gemacht, die Feinjustage wird optisch mit einem Lichtmikroskop durchgeführt. Die Auswahl des Kristalls, an dem die Röntgenstrahlung gebeugt wird, und seine Orientierung zu der Probe hängt von der zu erwartenden, elementspezifischen Wellenlänge ab. Die gebeugten Strahlen werden in einen gasgefüllten Proportionalzähler geleitet und ausgewertet. Nach einer Kalibrierung des Instrumentes anhand von Standardsubstanzen mit bekannter Zusammensetzung ist es sogar möglich, die genaue Stöchiometrie einer Phase annährend zu bestimmen. 175 Für die exakte Bestimmung müssen geometrische Bedingungen wie die Planarität einer Probe und ihre senkrecht Ausrichtung zum Elektronenstrahl erfüllt sein. Ein weiteres Kriterium ist die Oberflächenreinheit der Proben: Oft wirken die Proben bei der Präparation unter dem üblichen optischen Mikroskop homogen und rein, jedoch beobachtet man unter der höheren Auflösung des Mikrosondenmikroskops Inhomogenitäten und Oberflächenkorrugationen. Die Elementaranalyse durch die Mikrosonde ist oft unterstützend für die röntgenographische Strukturaufklärung, da die Unterscheidung von Tellur und Iod röntgenographisch oft schwierig ist. 4.1.3 DTA/TG/DSC-Messungen Die differenzthermoanalytischen und thermogravimetrischen Analysen wurden an einem Simultan-Thermoanalyzer STA 429 der Firma Netzsch unter einem kontinuierlichen Stickstoff-Strom durchgeführt. Für die Messungen am offenen System wurden ausgeheizte Korundtiegel verwendet. Die Aufheizrate betrug 5°K/min, als Referenzsubstanz diente in allen Fällen Al2O3. Die DSC-Messungen wurde mit einem Gerät vom Typ DSC 200 der Firma Netzsch mit einem Meßbereich von 20° - 400°C durchgeführt. Die Messungen erfolgten in geschlossenen Aluminiumtiegeln, die unter Inertgas befüllt und verschlossen wurden. Die Probeeinwaagen betrugen zwischen 5 - 30 mg. Die Auswertung erfolgte mit der Software der Fa. Netzsch [148]. 4.1.4 Impedanzspektroskopische Untersuchungen Für alle Impedanzmessungen wurde ein Impedanzspektrometer IM5D der Fa. Zahner verwendet. Die Messungen erfolgten im Frequenzbereich von 100 mHz bis 1 MHz bei angelegten Spannungen im Bereich von 1 – 50 mV. Bei Preßlingen wurde eine Vorspannung von 2 mV angelegt, bei Einkristallmessungen wurde darauf 176 verzichtet, da die Gefahr einer Polarisation oder Zersetzung des Kristalls vermieden werden sollte. Die Probensubstanz wurde unter Ar-Atmosphäre zu einer Tablette mit 5 mm Durchmesser gepreßt und in der Glove-Box in den Meßkopf überführt. Die Auswertung der Spektren erfolgte mit dem Programm THALES die graphische Darstellung mit dem Programm SIGMAPLOT 3.0 [150]. [149] , 177 4.2 Angaben zur Synthese der Verbindungen 4.2.1 Allgemeine Vorbemerkung Jede Ampulle wurde im Hochvakuum bei 900°C ausgeheizt. Alle Ansätze wurden unter sauerstoffreier Atmosphäre (Stickstoff) präpariert, die Transportversuche wurden unter Argon mit dem Transportmittel befüllt. Als Synthesemethoden wurde die Hydrothermaltechnik und Transportreaktionen angewandt. 4.2.2 Verwendete Substanzen Für die Ansätze wurden Quarzampullen aus Quarzrohr (1 mm Wandstärke, 8 mm Innendurchmesser) verwendet. Für die Darstellung der Substanzen wurden folgende Chemikalien verwendet: Palladiumpulver 100% rein, Degussa Rhodiumpulver 100% rein, Degussa RhCl3.3H2O Merck Degussa Tellur rein, > 99.5%, Riedel Tellurtetrachlorid wasserfrei, > 99.0%, Actron Chlor > 99.99% Stickstoff > 99.99% Argon > 99.999% Iod doppelt subl., DAB, Merck Iodwasserstoffsäure p.a., > 57%, Merck, mit Phosphoriger Säure stabilisiert, wenn nötig, wurde nochmals destilliert. 178 Iodwasserstoffsäure p.a., 67%, nicht stabilisiert, Merck Kaliumiodid p.a., Riedel Aluminiumtrichlorid Grüssing Iodtrichlorid 4.2.3 Synthese der Ausgangsverbindungen TeI4 Es wurden 160 mg (1.25mmol) Tellur und 640 mg (2.5 mmol) I2 im stöchiometrischen Verhältnis in eine 10 cm lange Quarzampulle gegeben und die Ampulle abgeschmolzen. Man erhitzte die Ampulle langsam in einem Röhrenofen auf 500°C und beließ sie über Nacht bei dieser Temperatur. Danach wurde der Ofen ausgeschaltet. Die entstandenen Kristalle setzten sich dabei auf der kälteren Seite ab. Zur Identifikation wurde ein Pulverdiagramm von der Substanz angefertigt. PdCl2 Die Substanz wurde durch direkte Chlorierung von Pd-Pulver im Cl2-Strom bei 600°C für ca. 2-3 h synthetisiert. Von dem dunkelroten, pulverförmigen Produkt wurde ein Diffraktogramm hergestellt. RhCl3 RhCl3.xH2O wurde im Chlorstrom bei 600°C entwässert und das dunkelrote Pulver mittels Guinieraufnahmen identifiziert. 179 4.2.4 Hydrothermalsynthesen Die Autoklaventechnik Wenn man wässrige Medien in einem geschlossenen System erhitzt, entstehen Ampulleninnendrücke von mehreren kbar. Es muß also ein Außendruck erzeugt werden, um die Ampullen vor dem Zerplatzen zu schützen. Dieser wird in einem Autoklaven durch CO2 erzeugt. Im Autoklaven können Innendrücke bis zu 5000 bar erzeugt werden, sie sind bis zu einer Temperatur von 500°C einsetzbar. Zur Synthese wurden Stahlautoklaven nach Rabenau und Rau vom Typ DIN 24CrMoV55 verwendet. Ansätze Man befüllte eine Quarzampulle unter N2-Atmosphäre mit den Edukten und der wässrigen Iodwasserstoffsäure HI und schmolz die flüssigstickstoffgekühlte Ampulle unter Vakuum ab. Die präparativen Ansätze werden zur Übersichtlichkeit in Tabellenform dargestellt. Die Quarzampulle hatte ein mittleres Innenvolumen von Vinnen = 2 ml, der Füllungsgrad betrug standardmäßig 50%. Die Edukte wurden elementar in zwei verschiedenen molaren Verhältnissen eingesetzt: Pd:Te:I = 1:1:2 Pd:Te:I = 3:2:4 50 mg (0.47 mmol) Pd 60 mg (0.56 mmol) Pd 60 mg (0.47 mmol) Te 48 mg (0.37 mmol) Te 120 mg (1 mmol) I2 95 mg (0.72 mmol) I2 Wurden weitere Verbindungen eingesetzt wie KI oder β-PdI2, ist dies unter Reaktionsbedingungen zusätzlich erwähnt. 180 Als Reaktionsmedium wurde standardmäßig 57% verwendet, der Einsatz von 67% HI ist zusätzlich unter Reaktionsbedingungen vermerkt. Die Charakterisierung der Phasen erfolgte standardmäßig durch Pulvermethoden. Ansatznummer Reaktionsbedingungen 1 3:2:4, 50% Temperaturprogramm 10°K/h Kompakte, 2d RT → 480°C → verwachsene Kristallagglomerate mit Wasser abgeschreckt 480°C → RT 2 3:2:4, 50%, Spatelspitze KI 10°K/h Charakterisierung Produkt: PdTe Golden reflektierende 8d RT → 120°C → Plättchen, verwachsen DTA: 310°C (endo), 10°K/h 120°C → RT 480°C (exo) und 720°C (endo, PdTe) TG: ∆ = 47.75% Mikrosonde: Pd:Te:I = 1:1:2 Produkt: PdTeI2 3 3:2:4, 50%, 10 mg KI 10°K/h Produkt: PdTeI2 8d RT → 120°C → 10°K/h 120°C → RT 4 3:2:4, 50%, 10 mg KI kurzer Temp.abfall 10°K/h Produkt: PdTeI2 8d RT → 120°C → 10°K/h 120°C → RT 5 3:2:4, 50%, 10 mg KI kurzer Temp.abfall 10°K/h Produkt: PdTeI2 8d RT → 120°C → 10°K/h 120°C → RT 6 Pd:Te = 3:2, HI 67% 10°K/h Goldene, auffasernde 14d RT → 200°C → 1°K/H Kristalle 7d 200°C → 170°C → 3°K/h 170°C → RT Mikrosonde: Pd:Te:I = 1:2:7 Produkt: PdTe2I6 181 7 Pd:Te = 3:2, HI 67% 10°K/h Goldene, auffasernde 14d RT → 200°C → 1°K/H Kristalle 7d 200°C → 170°C → Mikrosonde: Pd:Te:I = 1:2:7 Produkt: PdTe2I6 3°K/h 170°C → RT 8 3:2:4, 50%, 80 mg KI 10°K/h 21d RT → 200°C → Produkte: Kubische Phase β-PdI2 und PdTe2 1°K/h 200°C → RT 9 3:2:4, 50%, 60 mg KI 10°K/h 21d RT → 200°C → Produkte: Kubische Phase β-PdI2 und PdTe2 1°K/h 200°C → RT 10 3:2:4, 50%, 60 mg KI 10°K/h 21d RT → 200°C → Produkte: Kubische Phase und β-PdI2 keine Rate 200°C → RT 11 1:1:2, 50% 10°K/h 3d RT → 400°C → Produkt: Kubische Phase keine Rate 200°C → RT 12 Pd:Te = 3:2, HI 57% stabilisiert 10°K/h 28 d RT → 200°C → Produkte: Kubische Phase und PdTeI 3°K/H 200°C → RT 13 1:1:2, 50% 10°K/h 21d RT → 300°C → Kubische Kristalle und hexagonale Plättchen, Kristalle sind trans- 1°K/h 300°C → RT portiert worden Produkt: PdTeI 14 1:1:2, 50% 10°K/h 21d RT → 300°C → 10°K/h 300°C → RT Kleine, verwachsene reflektierende Nadeln Produkt: PdTeI 182 15 1:1:2, 50%, 50 mg KI, 30 mg β-PdI2 10°K/h 21d RT → 300°C → Große, reflektierende Nadeln Kantenlänge: 1°K/h 300°C → RT 0.3-0.7 mm Produkt: PdTeI 16 1:1:2, 50% 10°K/h 3d RT → 300°C → Graue, polykristalline Substanz Produkt: PdTeI ohne Rate 300°C → RT 17 1:1:2, 50% 10°K/h 3d RT → 300°C → 300°C → RT 1:1:2, 80% µ-Sonde: Pd:Te:I =1:1:1 20°K/h 18 Lange Nadeln 10°K/h Produkt: PdTeI 3d RT → 200°C → Transportierte, hexagonale Plättchen Produkt: PdTe ohne Rate 200°C → RT 19 1:1:2, 80% 10°K/h 3d RT → 200°C → 200°C → RT 1:1:2, 50% µ-Sonde: Pd:Te:I = 1:1:2 ohne Rate 20 Auffasernde Plättchen 10°K/h Produkt: PdTeI2 3d RT → 400°C → Produkt: PdTeI polykristallin ohne Rate 400°C → RT 21 1:1:2, 50% dreifache 10°K/h 24d Eduktkonzen- RT → 300°C → tration Produkte: PdTe, PdTe2 und β-PdI2 20K°/h 300°C → RT 22 1:1:2, 25% 10°K/h 28d RT → 300°C → Produkte: PdTeI und PdTe2 1°K/h 300°C → RT 23 1:1:2, 50%, 120 mg KI 10°K/h 2d RT → 480°C → 10° K/h 480°C → RT Transportierte, hexagonale Plättchen Produkt: PdTe 183 24 1:1:2, 50% 10°K/h 2d RT → 480°C → daneben β-PdI2 480°C → RT 26 1:1:2, 50%, 5 mg KI 1:1:2, 50%, 10 mg KI, frische HI 10°K/h Nadeln Hauptprodukt: PdTeI Ofen aus 25 Reflektierende 8+2d Reflektierende, RT → 220°C → polykristalline mit Wasser abgeschreckt Substanz 220°C → RT Produkt: PdTe2 10°K/h 8d Verwachsene Büschel, RT → 170°C → längliche Plättchen, mit Wasser abgeschreckt auffasernd 170°C → RT Produkte: PdTeI2 und kubische Phase 27 1:1:2, 50%, 10 mg KI, frisch destillierte HI 100°K/h 8d RT → 170°C → Polykristalline Phase, reflektierende Plättchen 20°K/h 170°C → RT Produkte: Kubische Phase, β-PdI2 und PdTeI2 28 1:1:2, 50%, 10 mg KI 10°K/h 8d RT → 240°C → Produkte: PdTeI und PdTeI2 10°K/h 240°C → RT 29 1:1:2, 50%, 67% HI 10°K/h 14d RT → 300°C → Winzige Kristalle Produkt: PdTeI 10°K/h 300°C → RT 30 1:1:2, 50%, 67% HI 10°K/h 14d RT → 300°C → Kleine, reflektierende Kristalle Produkt: PdTeI 1°K/h 300°C → RT 31 1:1:2, 50%, 67% HI, 50 mg KI 10°K/h 14d RT → 300°C → 1°K/h 300°C → RT Kleine Kristallite Produkt: PdTeI 184 32 1:1:2, 50%, 67% HI, 50 mg KI 10°K/h 14d RT → 300°C → Kleine Kristallite Produkt: PdTeI aus dem Ofen genommen 300°C → RT 33 3:2:4, 50% 10°K/h 3d RT → 200°C → 200°C → RT 3:2:4, 50% 10°K/h goldene Plättchen, Produkte: PdTeI2, ohne Rate 34 Verwachsene Büschel, kubische Phase 4d RT → 200°C → µ-Sonde: Pd:Te:I = 1:1:2 und 3:2:4 ohne Rate 200°C → RT Produkte: PdTeI2, kubische Phase 35 3:2:4, 80% 10°K/ h 3d RT → 200°C → 200°C → RT 3:2:4, 80% 10°K/h kubische Phase , in geringen ohne Rate 36 Produkte: PdTe2 und Mengen PdTeI2 3d RT → 200°C → Produkte: PdTe2, kubische Phase, µ-Sonde: Pd:Te:I 10°K/h 200°C → RT 37 3:2:4, 75% 10°K/h 3d RT → 200°C → Hexagonale Kristalle Produkt: PdTeI ohne Rate 200°C → RT 38 3:2:4, 50%, doppelte Eduktkonzentration 10°K/h 21d RT → 200°C → Produkte: β-PdI2 und PdTe ohne Rate 200°C → RT 39 3:2:4, 50%, 120 mg KI 10°K/h 3d β-PdI2 und PdTe RT → 250°C → ohne Rate 250°C → RT 40 3:2:4, 50% 120 mg KI 10°K/h 3d RT → 200°C → mit Wasser abgeschreckt 200°C → RT Zweifach überkappte, hexagonale Plättchen Produkte: β-PdI2 und PdTe 185 41 3:2:4, 50% 90 mg KI 10°K/h 3d RT → 300°C → Produkte: PdTe und PdTeI ohne Rate 300°C → RT 42 3:2:4, 50% 10°K/h 4d RT → 200°C → Produkte: β-PdI2 und PdTe ohne Rate 200°C → RT 43 3:2:4, 50% 10°K/h 3d RT → 200°C → Produkte: PdTe und β-PdI2 ohne Rate 200°C → RT 44 3:2:4, 50%, 60 mg KI 10°K/h 28d RT → 200°C → Produkte: PdTeI2, β-PdI2 und kubische Phase ohne Rate 200°C → RT 45 3:2:4, 50% 10°K/h 2d Produkt: PdTe RT → 480°C → ohne Rate 480°C → RT 46 3:2:4, 50% 10°K/h 3d Produkt: PdTe RT → 200°C → aus dem Ofen genommen 200°C → RT 47 3:2:4, 50%, 60 mg KI 10°K/h 3d Produkt: PdTe RT → 200°C → mit Wasser abgeschreckt 200°C → RT 48 3:2:4, 50%, 10 mg KI 10°K/h 8d Verwachsene, goldene RT → 120°C → Plättchen mit Wasser abgeschreckt Produkt: PdTeI2 200°C → RT 49 3:2:4, 50%, 10 mg KI 10°K/h 8d RT → 170°C → 10°K/h 170°C → RT Verwachsene, goldene Plättchen Produkt: PdTeI2 186 50 51 3:2:4, 50%, 10 mg KI 3:2:4, 50%, 10 mg KI 10°K/h 8d Graues Pulver, RT → 240°C → schwarzglänzende mit Wasser abgeschreckt Oktaeder 240°C → RT Produkt: β-PdI2 100°K/h 8d RT → 240°C → Winzige, nadelförmige Kristalle Produkt: PdTeI 10°K/h 240°C → RT 52 3:2:4, 50%, 10 mg KI 10°K/h 28d RT → 120°C → Goldene, relativ große Plättchen Produkt: PdTeI2 10°K/h 120°C → RT 53 3:2:4, 50%, 10 mg KI 10°K/h 28d RT → 120°C → Goldene, relativ große Plättchen Produkt: PdTeI2 10°K/h 120°C → RT 54 3:2:4, 50%, 67% HI 10°K/h 14d Goldenreflektierende RT → 200°C → Plättchen, kleine aus dem Ofen genommen oktaedrische 200°C → RT Kristalle Produkt: β-PdI2 55 3:2:4, 50%, 67% HI 10°K/h 14d RT → 200°C → Goldenreflektierende Plättchen, außerdem kleine oktaedrische 5°K/h 200°C → RT Kristalle, verwachsen Produkte: kubische Phase, β- PdI2 56 3:2:4, 50%, 67% HI 10°K/h 100 mg Pd, 150 mg Te, (siehe M. Degner [17] ) 4 Monate Büschel von win- RT → 200°C → zigen, nadelförmigen mit Wasser abgeschreckt Kristallen, schwarzer 200°C → RT Regulus Produkt: PdTeI 57 3:2:4, 50%, 67% HI 10°K/h RT → 200°C → 100 mg Pd, 150 mg Te, (siehe M. Degner 4 Monate ohne Rate [17] ) 200°C → RT Produkt: PdTeI 187 58 Pd:Te = 3:2, 50%, 67% HI 10°K/h 5d RT → 200°C → 200°C → RT 3:2:4, 50%, 57% HI frisch, mit Hypophosphoriger Säure stabilisiert 61 Pd:Te = 3:2, HI 57% stabilisiert 10°K/h Nadeln, ca. 1.5 mm lang, auffasernd 1°K/h 59 Silbern-glänzende Produkt: PdTe2I6 5d RT → 200°C → Kleine, nadelförmige Kristallite Produkt: PdTeI ohne Rate 200°C → RT 10°K/h 14d RT → 200°C → Produkte: PdTe und PdTe2 5°K/h 200°C → RT 62 Pd:Te = 1:2, HI 57% stabilisiert 14d Dreidimensionale RT → 200°C → kubische Kristalle 10°K/h µ-Sonde: Te 5°K/h 200°C → RT 63 Pd:Te = 1:1, HI 57% stabilisiert 10°K/h Produkt: Te 28d RT → 200°C → Produkte: ß-PdI2 und PdTe 5°K/h 200°C → RT 64 Pd:Te = 3:2, HI 57% stabilisiert 10°K/h 28d RT → 200°C → Produkte: ß-PdI2 und PdTe 3°K/h 200°C → RT 65 Pd:Te = 1:2, HI 57% stabilisiert 10°K/h 28 d RT → 200°C → Produkte: PdTeI und PdTe2 3°K/h 200°C → RT 66 Pd:Te = 3:2, HI 57% stabilisiert 10°K/h 28 d RT → 200°C → 200°C → RT Pd:Te = 3:2, HI 67% 10°K/h 200°C → RT Phase Pd+I und PdTeI 7d RT → 200°C → abschrecken Kubische µ-Sonde: 3°K/h 67 Produkt: Produkte: ß-PdI2 und PdTeI 188 68 Pd:Te = 3:2, HI 67% 10°K/h Produkte: 3d RT → 400°C → 30°K/H ß-PdI2 und PdTe 7d 400°C → 185°C → ohne Rate 185°C → RT 69 Pt:Te:I 1:1.5, 50%, 60 mg I2 / 40 mg KI/H2O dest. siehe H.Wochner Disser- 10°K/h 28d RT → 400°C → Produkt nicht identifiziert 20°K/h 400°C → RT tation [19] 70 Pt:Te:I 1:1.5, 50%, Kubische 60 mg I2 / Pt-Phase von H. Wochner [19] 40 mg KI/dest.H2O Siehe Diss. 10°K/h 28d RT → 450°C → 10°K/h 400°C → RT Produkt: schwarzes Pulver kleine, reflektierende Kristallite, reflektierender H.Wochner Regulus Ternäre Phase nicht bekannt Goldene Plättchen von H.Wochner kubische Phase „Pd3Te2I4“ ß-PdI2 Tabelle 28: Übersicht über die hydrothermalen Ansätze. 189 4.2.5 Transportansätze Für die Transportreaktionen wurden Quarzampullen aus Quarzrohr benutzt, die Ampullenlänge lag zwischen 2.5 - 10 cm. Teilweise waren die Ampullen durch Verjüngungen in mehrere Reaktionskammern unterteilt. Es wird somit vermieden, dass die Edukte schon beim Erhitzen miteinander reagieren, man läßt die Substanzen per Diffusion in den mittleren Reaktionsraum gelangen und in der Gasphase miteinander reagieren. Die Ampullen wurden unter Stickstoff mit den Edukten beschickt, danach wurde unter Argonatmosphäre das Transportmittel eingefüllt und im Vakuum abgeschmolzen. Edukte Reaktionsbedingungen Temperatur- Produkte programm Ansatz Nr. 1t Transportmittel: AlCl3 60 mg Pd Dreikammerampulle, (0.56 mmol), T1: 600°C, Pd+ I2+ AlCl3; 160 mg I2 T2: 500°C, TeI4 (0.63 mmol) waagerecht im Rohrofen 100°K/h RT → 600°C und kugelförmige, gold- 100°K/h reflektierende Kristalle RT → 500°C ∆T 100 mg AlCl3 Lange, dünne Nadeln Produkte: ∆T α-PdI2 und PdTe 600°C → 400°C ← 500°C (0.75 mmol); 360 mg TeI4 (0.56 mmol) Ansatz Nr. 2t Transportmittel: AlCl3 60 mg Pd Dreikammerampulle, (0.56 mmol), T1: 700°C, Pd+ I2+ AlCl3; 160 mg I2 T2: 850°C, Te+ AlCl3; (0.63 mmol), waagerecht im Rohrofen 150 mg AlCl3 (1.12 mmol); 72 mg Te (0.56 mmol), 75 mg AlCl3 (0.56mmol) 100°K/h Violette Al-Te-Cl-Phase RT → 700°C über 100°K/h den gesamten Ampullenraum verteilt, RT → 850°C Tellur wurde teilweise transportiert, ∆T ∆T 700°C → 600°C ← 850°C Bildung und Transport von β-PdI2 im Quellenraum 190 Ansatz Nr. 3t Transportmittel: AlCl3 60 mg Pd Dreikammerampulle, (0.56 mmol), T1: 700°C, Pd+ I2+ AlCl3; 160 mg I2 T2: 850°C, Te+ AlCl3; (0.63 mmol), waagerecht im Rohrofen 150 mg AlCl3 Reaktionsdauer: (1.12 mmol); 4 Wochen 100°K/h Violette Al-Te-Cl-Phase RT → 700°C im Senkenraum 100°K/h metallisch-reflektierende RT → 850°C hexagonale Kristalle: PdTe ∆T ∆T 700°C → 600°C ← 850°C 72 mg Te (0.56 mmol), 75 mg AlCl3 (0.56 mmol) Ansatz Nr. 4t Transportmittel: AlCl3 60 mg Pd Dreikammerampulle, (0.56 mmol), T1: 700°C, Pd+ I2+ AlCl3; 160 mg I2 T2: 850°C, Te+ AlCl3; (0.63 mmol), waagerecht im Rohrofen 150 mg AlCl3 Reaktionsdauer: (1.12 mmol); 4 Wochen, Abkühlrate: 72 mg Te 1°K/h 100°K/h Violette Al-Te-Cl-Phase RT → 700°C Im Senkenraum 100°K/h metallisch-reflektierende RT → 850°C hexagonale Kristalle: PdTe ∆T ∆T 700°C → 600°C ← 850°C (0.56 mmol), 75 mg AlCl3 (0.56 mmol) Ansatz Nr. 5t 30 mg Pd Zweikammerampulle, waagerecht im Rohrofen 10°K/h 56d RT → 230°C → Ofen ausgeschaltet (0.28 mmol), 230°C → RT 80 mg I2 Auffasernde, plättchenförmige Kristalle: Mikrosonde: Te-I-Verbindung (0.31 mmol), kompakte, silbern- 30 mg Te reflektierende Kristalle: (0.24 mmol) β-PdI2 Ansatz Nr. 6t Zweikammerampulle 100 mg Rh waagerecht im Rohrofen (0.98 mmol), 75 mg Se (0.95 mmol), 100 mg AlCl3 (0.75 mmol), 1 atm Cl2 bei RT 10°K/h 7d RT → 900°C → Ofen ausgeschaltet 900°C → RT Schwarze, pulverförmige Substanz (Se) und rote, hexagonale Plättchen: RhCl3 191 Ansatz Nr. 7t Zweikammerampulle 50 mg RhCl3 (Länge: 3cm) (0.24 mmol), schrägstehend im 40 mg Se Sandbad 100°K/h 28d RT → 975°C → 100°K/h Braune Tropfen an der Ampullenwand, durchsichtige, 975°C → RT hexagonale (0.5 mmol) Kristalle: RhCl3 dunkle, reflektierende Kristallite: Rh-Se-Phase 100°K/h 7d Ansatz Nr. 8t Zweikammerampulle 30 mg Rh (Länge:7 cm) RT → 700°C → rote, hexagonale, ver- (0.3 mmol), im Sandbad, senkrecht im Ofen ausgeschaltet wachsene Kristalle: 37 mg Te Simon-Müller-Ofen, 700°C → RT Produkt im Senkenraum, RhBr3 (0.3 mmol), 10 µl Br2 (0.15 mmol), 100 mg AlBr3 (0.37 mmol) Ansatz Nr. 9t Kurze Ampulle (2 cm) 20 mg Pd Verjüngung im Sandbad (0.2 mmol), 100°K/h 14d RT → 850°C → Regulus Mit Wasser abgeschreckt Im Pulverdiagramm sind 850°C → RT 40 mg Rh Silbern-reflektierender Reflexe der Phase PdTe2 vorhanden (0.5 mmol), 95 mg Te (0.8 mmol) Ansatz Nr. 10t 100 mg Rh 8 cm lange 100°K/h Einkammerampulle RT → 900°C → reflektierende Plättchen Ofen abgestellt und hexagonale (0.95 mmol) 3d Auffasernde, schwarz- 125 mg Te 900°C → RT (0.95 mmol) ∆T: 200°C, 1 atm Cl2 bei RT Temperatur des 100 mg AlCl3 Senkenraum: 700°C Kristalle: RhTeCl und Rh3Te4 (76 mmol) Ansatz Nr. 11t Einkammerampulle 100 mg Rh Länge: 8 cm (0.95 mmol) 270 mg TeCl4 (1 mmol) 30 mg Al (1 mmol) 100°K/h 16d RT → 900°C → Ofen abgestellt 900°C → RT Kompakte Quader, hexagonale, reflektierende Plättchen Produkte: Rh3Te8 und RhTe 192 100°K/h 10d Ansatz Nr. 12t Rh:Te = 1:2 50 mg RhCl3 Zweikammerampulle RT → 900°C → Senkenraum trans- (0.24 mmol), (Länge 4 cm) Ofen abgestellt portiert worden, 60 mg Te Im Sandbad senkrecht (0.56 mmol) im Simon-Müller-Ofen 900°C → RT Produkt ist in reflektierende, auffasernde Kristalle und kompakte, hexagonal begrenzte Kristalle: RhTeCl und Rh3Te4 Ansatz Nr. 13t Zweikammerampulle, 100 mg RhCl3 (Länge 8 cm) (0.5 mmol), waagerecht im Rohrofen 120 mg Te 100°K/h 3h RT → 1000°C → Ofen abgestellt 1000°C → RT (0.97 mmol) Ansatz Nr. 14t 60 mg Rh (0.58 mmol), Kein Transport Auffasernde Kristalle: RhTeCl und hexagonale, kompakte Kristalle: Rh3Te4 Zweikammerampulle, schrägstehend im SimonMüller-Ofen 150 mg Te 50°K/h 3d RT → 1050°C → Ofen abgestellt 1050°C → RT Sowohl im Quellenals auch im Senkenraum graues Pulver mit hexagonalen, halben (1.2 mmol), Plättchen: 25 mg I2 RhTe2 kubisch (0.1 mmol) I2 absublimiert Ansatz Nr. 15t Rh:Te:Cl = 2:3:3, 80 mg RhCl3 lange Ampulle (10 cm) (0.38 mol), schrägstehend im 36 mg Rh Korundrohr 100°K/h 7d RT → 950°C → Ofen abgestellt 950°C → RT (0.38 mmol), ∆T: 200°C, 150 mg Te Temperatur des (1.1 mmol) Senkenraum: 700°C Ansatz Nr. 16t 50 mg RhCl3 (0.24 mmol), Kurze (2cm) 100°K/h Im Quellenraum reflektierender Regulus, im Senkenraum schwarze Kristalle: RhTeCl 14d Reflektierende Kristalle, Zweikammerampulle RT → 900°C → auffasernd: RhTeCl mit Verjüngung Mit H2O abgeschreckt Spröde, hexagonale 30 mg Te 900°C → RT (0.28 mmol) ∆T: 200°C, Kristalle: Rh3Te4 Temperatur des Senkenraum: 700°C Tabelle 29: Übersicht über die durchgeführten Tranportansätze in den Systemen Rh-Te-Cl und Pd-Te-I. 193 4.3 Pulverdaten der Verbindungen PdTe RG P 63/mmc, a = 4.131 Å und c = 5.643 Å 2θ θ Irel Iabs hkl 3.577551 24.8680 17.06 17060 1 0 0 3.021499 29.5400 99.06 99057 1 0 1 2.821500 31.6870 0.21 213 0 0 2 2.215415 40.6934 00.00 00000 1 0 2 2.065500 43.7936 72.94 72945 1 1 0 1.788775 51.0150 1.80 1804 2 0 0 1.705156 53.7116 15.58 15579 2 0 1 1.666643 55.0565 0.34 341 1 1 2 1.664899 55.1191 14.25 14253 1 0 3 1.510750 61.3115 24.54 24537 2 0 2 1.410750 66.1889 5.80 5795 0 0 4 1.352187 69.4543 1.12 1121 2 1 0 1.314962 71.7184 11.35 11350 2 1 1 1.312397 71.8804 0.99 988 1 0 4 1.296233 72.9198 5.36 5361 2 0 3 1.219387 78.3528 20.75 20748 2 1 2 1.192517 80.4730 8.91 8912 3 0 0 1.164955 82.7869 16.33 16333 1 1 4 1.107707 88.1181 0.51 513 2 0 4 1.098436 89.0578 0.09 91 3 0 2 1.097936 89.1091 5.78 5781 2 1 3 d 194 PdTe2 RG P 3 m1, a = 4.024 Å, c = 5.113 Å d 2θ θ Irel Iabs hkl 5.113000 17.3298 9.06 9065 0 0 1 3.484886 25.5402 0.26 259 1 0 0 2.879636 31.0310 100.00 100000 2.556500 35.0726 3.33 3331 0 0 2 2.061316 43.8871 31.42 31422 1 0 2 M 2.012000 45.0210 33.37 33367 1 1 0 1.872258 48.5891 2.84 2838 1 1 1 1.742443 52.4733 0.04 43 2 0 0 1.704333 53.7397 1.59 1591 0 0 3 1.649302 55.6854 15.10 15095 0 2 1 M 1.581074 58.3134 3.89 3894 1 1 2 1.531040 60.4134 8.75 8746 0 1 3 M 1.439818 64.6875 7.86 7858 0 2 2 M 1.317163 71.5801 0.04 35 2 1 0 1.300468 72.6443 3.14 3136 1 1 3 1.278250 74.1155 1.65 1652 0 0 4 1.275519 74.3009 10.55 10553 1 2 1 M 1.218396 78.4288 3.42 3421 0 2 3 M 1.200068 79.8643 0.51 512 1 0 4 M 1.170891 82.2759 6.73 6731 1 2 2 M 1.161629 83.0765 3.82 3818 3 0 0 1.132762 85.6901 0.36 362 0 3 1 M 1 0 1 M 195 β -PdI2 RG P 21/c, a = 6.69 Å, b = 8.60 Å, c = 6.87 Å, β = 103.5° d 2θ θ Irel Iabs hkl 6.505155 13.6011 0.57 567 1 0 0 5.275603 16.7917 30.00 30005 0 1 1 5.188109 17.0770 40.13 40134 1 1 0 4.526002 19.5982 0.04 41 -1 1 1 4.300000 20.6393 0.09 88 0 2 0 3.771435 23.5707 5.06 5061 1 1 1 3.587147 24.8004 23.91 23912 1 2 0 3.344886 26.6285 14.70 14700 -1 2 1 3.340091 26.6674 11.98 11982 0 0 2 3.300866 26.9903 0.02 25 -1 0 2 3.252578 27.3987 9.32 9318 2 0 0 3.113512 28.6480 0.97 967 0 1 2 3.081667 28.9505 4.07 4073 -1 1 2 3.042264 29.3338 2.76 2765 2 1 0 3.029382 29.4614 3.76 3764 -2 1 1 3.003293 29.7232 100.00 100000 1 2 1 2.724123 32.8511 0.04 42 1 0 2 2.661378 33.6484 43.07 43074 -2 0 2 2.634349 34.0041 3.57 3572 0 3 1 2.623249 34.1524 2.34 2342 1 3 0 1.343903 69.9446 0.08 78 4 0 2 196 PdTeI2 RG P1, a = 4.37 Å, b = 7.065 Å, c = 8.966 Å α = 68.88°, β = 81.34°, γ = 82.09° d 2θ θ Irel Iabs hkl 8.313629 10.6327 80.03 80033 0 0 1 6.563446 13.4798 4.59 4588 0 1 0 6.328384 13.9829 1.72 1721 0 1 1 4.454644 19.9153 1.81 1814 0 -1 1 4.302491 20.6272 1.04 1035 1 0 0 4.238546 20.9419 1.69 1690 0 1 2 4.156815 21.3584 3.40 3400 0 0 2 4.003913 22.1842 0.42 417 1 0 1 3.878503 22.9111 22.18 22183 1 1 1 3.757389 23.6601 30.36 30360 1 1 0 3.661256 24.2907 7.63 7630 -1 0 1 3.494332 25.4700 23.98 23983 0 2 1 3.457824 25.7435 15.52 15525 -1 1 0 3.313892 26.8822 49.77 49766 1 1 2 3.305829 26.9490 0.59 585 -1 1 1 3.281723 27.1507 0.31 308 0 2 0 3.167480 28.1498 3.81 3810 1 0 2 3.164192 28.1796 72.98 72984 0 2 2 3.099036 28.7847 100.00 100000 -1 -1 1 3.090408 28.8668 80.32 80319 1 -1 1 3.090408 28.8668 80.32 17970 0 -1 2 197 PdTe2I6 RG P1, a = 4.533 Å, b = 10.473 Å, c = 14.547 Å α = 86.50°, β = 88.51°, γ = 79.56° d 2θ θ Irel Iabs hkl 8.627838 4.7116 0.54 543 0 1 1 8.173887 4.9735 0.16 157 0 -1 1 7.259256 5.6006 50.28 50282 0 0 2 6.097188 6.6691 18.06 18062 0 1 2 5.776737 7.0395 2.69 2685 0 -1 2 5.141712 7.9102 0.41 410 0 2 0 4.936479 8.2397 0.40 396 0 2 1 4.839504 8.4051 0.04 39 0 0 3 4.761734 8.5426 0.50 504 0 -2 1 4.478719 9.0835 0.04 38 0 1 3 4.458111 9.1256 0.36 355 1 0 0 4.388547 9.2706 0.08 82 1 1 0 4.313919 9.4313 0.02 17 0 2 2 4.285346 9.4943 0.02 24 0 -1 3 4.280145 9.5059 0.30 303 1 0 1 4.247550 9.5790 26.28 26280 1 1 1 4.243533 9.5881 4.47 4472 -1 0 1 4.155616 9.7914 9.67 9669 -1 -1 1 4.086944 9.9564 2.09 2088 0 -2 2 3.845583 10.5830 2.05 2047 -1 1 0 3.825117 10.6398 9.00 9000 1 0 2 3.823042 10.6456 3.25 3252 1 1 2 3.773248 10.7865 2.37 2369 -1 0 2 3.724959 10.9267 25.71 25713 -1 1 1 3.715358 10.9550 0.28 276 1 2 0 3.709867 10.9713 62.04 62038 1 -1 1 3.691599 11.0258 8.12 8118 -1 -1 2 3.629628 11.2146 3.54 3542 0 0 4 3.553479 11.4557 4.88 4879 -1 -2 1 3.485883 11.6786 2.98 2981 0 1 4 3.427808 11.8772 56.34 56345 0 3 0 3.427488 11.8783 1.59 1586 0 -2 3 198 3.409794 11.9402 14.50 14501 -1 1 2 3.386735 12.0218 20.55 20553 1 -1 2 3.382420 12.0372 6.45 6449 1 2 2 3.379630 12.0471 5.65 5646 0 3 1 3.362804 12.1076 8.99 8991 0 -1 4 3.316779 12.2763 1.47 1466 1 1 3 3.304215 12.3231 0.49 490 1 0 3 3.294186 12.3608 1.10 1103 0 -3 1 3.254186 12.5134 8.18 8180 -1 0 3 3.237061 12.5798 4.09 4094 -1 -2 2 3.188869 12.7707 67.49 67492 -1 -1 3 3.170482 12.8451 33.86 33862 0 3 2 3.103289 13.1244 0.13 131 -1 2 0 3.049669 13.3562 2.88 2881 -1 2 1 3.048594 13.3610 4.32 4321 0 2 4 3.033306 13.4286 4.71 4712 0 -3 2 3.027236 13.4557 100.00 100000 1 2 3 199 PdTeI RG P 42/m m c a = 7.821 Å, c = 5.659 Å d 2θ θ Irel Iabs hkl 7.821000 11.3046 51.17 51168 1 0 0 5.530282 16.0132 1.80 1797 1 1 0 4.584711 19.3448 33.88 33875 1 0 1 3.910500 22.7211 0.07 68 2 0 0 3.497658 25.4454 3.86 3863 2 1 0 3.217115 27.7067 44.31 44310 2 0 1 2.975237 30.0100 8.40 8404 2 1 1 2.829500 31.5950 57.03 57032 0 0 2 2.765141 32.3503 100.00 100000 2 2 0 2.660726 33.6569 7.03 7034 1 0 2 2.607000 34.3718 0.12 123 3 0 0 2.518947 35.6128 0.45 450 1 1 2 2.473217 36.2940 0.33 330 3 1 0 2.367821 37.9699 0.09 94 3 0 1 2.292355 39.2703 0.03 30 2 0 2 2.266238 39.7418 3.26 3260 3 1 1 2.199810 40.9950 1.93 1926 2 1 2 2.169155 41.6010 6.35 6348 3 2 0 2.025455 44.7057 14.26 14259 3 2 1 1.977612 45.848 68.22 68220 2 2 2 1.955250 46.402 30.85 30851 4 0 0 200 Rh3Te4 RG C 2/m a = 12.856 Å, b = 3.946 Å, c = 6.807 Å, β = 119.71° d 2θ θ Irel Iabs hkl 5.912186 14.9727 6.92 6921 0 0 1 5.710900 15.5036 11.05 11048 -2 0 1 5.583008 15.8610 13.05 13055 2 0 0 3.720511 23.8980 8.07 8072 1 1 0 3.413208 26.0859 2.27 2273 -1 1 1 3.400915 26.1819 3.01 3010 -2 0 2 3.320059 26.8313 2.83 2832 2 0 1 3.212829 27.7444 5.73 5733 -4 0 1 2.956093 30.2090 23.59 23589 0 0 2 2.937787 30.4017 100.00 100000 1 1 1 2.887096 30.9488 36.57 36569 -3 1 1 2.855450 31.3005 52.41 52405 -4 0 2 2.791504 32.0366 5.12 5124 4 0 0 2.707581 33.0576 12.31 12313 3 1 0 2.494132 35.9792 3.76 3755 -3 1 2 2.239014 40.2458 0.57 569 -2 0 3 2.205240 40.8895 1.42 1417 -4 0 3 2.200177 40.9878 18.76 18761 2 0 2 2.181862 41.3476 50.72 50723 3 1 1 2.148134 42.0272 7.50 7495 1 1 2 2.146706 42.0565 0.02 18 4 0 1 2.140439 42.1855 44.39 44392 -5 1 1 2.117635 42.6619 21.22 21221 -6 0 2 2.097682 43.0878 1.10 1099 -6 0 1 2.089589 43.2631 1.00 996 -5 1 2 1.973000 45.9613 36.14 36144 0 2 0 1.970729 46.0173 4.12 4123 0 0 3 1.965877 46.1374 69.26 69263 -3 1 3 201 5 Zusammenfassung Ziele der vorliegenden Arbeit waren die Herstellung und Charakterisierung von ternären Verbindungen der Platinmetalle mit Chalkogenen und Halogenen. Der Schwerpunkt der präparativen Untersuchungen lag beim Dreistoffsystem PalladiumTellur –Iod, wo mit hydrothermalen Verfahren vier ternäre Verbindungen zu erhalten waren. Unter hydrothermalen Bedingungen liegen in den wässrigen HI-Lösungen bei Gegenwart von Tellur, Palladium und Iod komplizierte homogene und heterogene Gleichgewichte vor, die zu unübersichtlichen Reaktionsabläufen führen. Die Ausarbeitung reproduzierbarer Syntheseverfahren für einheitliche Proben und Einkristalle erwies sich sehr zeitraubend, weil in Versuchsreihen zahlreiche Reaktionsparameter systematisch variiert werden mussten und Reaktionszeiten von mehreren Wochen erforderlich waren, um kristalline Produkte zu erhalten. Um Verunreinigungen mit Gefäßmaterial und Korrosionsprodukten zu vermeiden, kamen nur Quarzglasampullen zum Einsatz. Als Edukte konnten die elementaren Formen von Pd und Te eingesetzt werden, aber ein schwieriges Problem war die richtige Wahl der Iodmenge. In konz. HI-Lösung ist es durch HI-Zersetzung oder Oxidationsprozesse stets vorhanden, bei zu hohen Konzentrationen entstehen als Produkte lediglich Gemische von TeI4 und ß-PdI2, bei KI-Zusatz entsprechend Iodotellurate und Iodopalladate. Aus stark iodhaltiger 67% HI entstand unter hydrothermalen Bedingungen bei 180°C die neue Verbindung PdTe2I6, die zunächst durch quantitative Mikrosondenmessungen identifiziert wurde. Die Strukturanalyse der goldfarben reflektierenden, fasrigen Einkristalle ergab, dass in der triklinen Elementarzelle zwei kristallographisch verschiedene, zentrosymmetrische Molekülkomplexe trans- [PdI2(TeI2)2] vorliegen, bei denen PdII planar von zwei Iod- und zwei TeI2-Liganden koordiniert ist. Die Verbindung vervollständigt formal die Reihe der bereits bekannten Vertreter von Neutralkomplexen [PdX2(YX2)2], die als Addukte von Chalkogenhalogeniden YX2 an Palladiumhalogenide PdX2 betrachtet werden können, aber durch zusätzliche kurze Te-I-Kontakte resultiert ein polymer Aufbau. Mit der Hydrothermaltechnik konnten reproduzierbare Synthesemethoden für phasenreine Proben und für Einkristalle einer weiteren iodreichen Verbindung PdTeI2 202 entwickelt werden. Damit konnten bestehende Unklarheiten über die Kristallstruktur einer Phase geklärt werden, die bisher nur in Form weniger Mikrokristalle bekannt war. In der Kristallstruktur sind planare PdTe2I2-Einheiten über Kanten zu Ketten verbunden, aber die Te-Atome bilden zu einem der beiden IAtome eine kovalente Bindung aus und der Aufbau von PdTeI2 ist so verkürzt mit der Formulierung PdII I(TeI) zu beschreiben. Die [TeI]-Einheit ist zwischen [Te-Te]2- und [I-I] einzuordnen und trägt als Anion eine negative Ladung. Die Gruppierung war bisher nur von der Kristallstruktur einer der Formen des Tellursubiodids TeI bekannt, das eine topologisch ähnliche Struktur ausbildet und als [TeII(I(TeI)] zu formulieren ist [62] . Die elektrische Leitfähigkeit wurde an Preßlingen durch Impedanzspektroskopie ermittelt. In Übereinstimmung mit Berechnungen der Bandstruktur durch Whangbo wurde das Verhalten eines Halbleiters gefunden, für die Bandlücke wurde ein Wert von 0.37 eV berechnet. Vom bereits länger bekannten tetragonalen PdTeI wurden Einkristalle in Form bronze-reflektierender, dünner Nadeln mit einer Kantenlänge von ca. 0.5 mm gezüchtet, die direkte Kontaktierungen für temperaturabhängige Messungen der Leitfähigkeit ermöglichten. Der Aufbau der Kristallstruktur entspricht einem Palladium(III)-telluridiodid, denn die Anionen Te2- und I- bilden gemeinsam, aber in geordneter Verteilung, eine kubisch dichteste Packung, bei der die Pd-Atome die Hälfte der Oktaederlücken derart besetzen, dass Pd verzerrt oktaedrisch von vier Teund zwei I-Atomen umgeben ist. Die auf der Basis von Strukturparameter durchgeführten theoretische Berechnungen von Whangbo ließen für die c-Richtung hohe metallische Leitfähigkeit durch Pd-Te-Kontakte erwarten, senkrecht dazu isolierendes Verhalten eines Halbleiters mit hohen Bandabstand. Die impedanzspektroskopische Messungen an Preßlingen und an in [001]-Richtung kontaktierten Einkristallen ergaben in Übereinstimmung mit diesen Vorhersagen die erwartete metallische Leitfähigkeitscharakteristik und extrem anisotropes Verhalten. Die Leitfähigkeit nimmt mit steigender Temperatur ab und ist beim Einkristall in [001]-Richtung um mehrere Zehnerpotenzen höher als beim Preßling. Eine weitere Verbindung im System Pd-Te-I, die bisher nur polykristallin zu erhalten war, zeigt in der Zusammensetzung und dem strukturellem Aufbau offensichtlich eine enge Verwandtschaft zu PdTeI. Sie bildet sich unter ähnlichen Bedingungen wie PdTeI, jedoch nur aus I2-armen HI-Lösungen und wenn der Te- 203 Anteil erhöht wurde. Aus den Produkten konnten mikroskopisch kleinere, kompakte goldfarbene „Kristalle“ ausgelesenen werden, die äußerlich zwar keine Baufehler erkennen ließen, aber bei den Versuchen zur Herstellung von EinkristallRöntgendiagrammen lediglich Pulverlinien lieferten. Während bei früheren Untersuchungen als Zusammensetzung Pd3Te2I4 angenommen wurde, wiesen die erneuten elektronenmikroskopischen Untersuchungen eher auf Pd2Te3I mit höheren Te-Gehalt hin. Die Unsicherheiten beruhten darauf, dass diese Phase zwar bevorzugt entstand, wenn die Elemente im Verhältnis von 3:2:4 eingesetzt wurden, aber als Beiprodukte stets die binären Verbindungen β-PdI2 und PdTe2 nachzuweisen waren. Die Zuordnung von Proben war so nur durch die Röntgen-Pulverdiagramm möglich, die mindestens 8 Reflexe aufwiesen, die auf der Basis einer kubisch-flächenzentriert Zelle zu indizieren waren. Weil in der Zelle aufgrund der Abmessungen nur vier Nichtmetallatome und aufgrund der ungefähren Zusammensetzung Pd(Te,I)2 nur 2 Pd-Atome enthalten sein können, muß es sich zwangsläufig um eine Subzelle handeln. Das Eduktverhältnis Pd:Te, die I2-Konzentration und die Temperatur haben aber großen Einfluß auf die Bildung der neuen Phase, insbesondere auf das Kristallisationsverhalten, denn Präparationen bei niedrigeren Reaktionstemperaturen (200-250oC) und ohne Zusatz von Iod lieferten Proben mit Hinweisen auf eine geordnete Struktur, durch Reflexaufspaltungen und zusätzliche Reflexe. Eine mögliche Erklärung für die fehlenden Einkristalleigenschaften der kompakten, goldfarbenen Kristalle ist, dass sich unter den hydrothermalen Bedingungen bei ca. 400°C primär eine ternäre Verbindung bildet, die dann aber beim langsamen Abkühlen auf Standardbedingungen zersetzt wird. Geht man davon aus, dass sich die elektronenmikroskopisch identifizierten Produkte kubisches PdTe2 und pseudokubisches PdTeI erst beim Abkühlen durch die entstehende Mischungslücke bilden, so liefert dieser Entmischungsvorgang plausible Erklärungen für alle Beobachtungen. Die Verteilung der Produkte würde auf Mischkristalle PdTe2-yIx hindeuten, z. B. vereinfachend mit der Summenformel PdTeI+PdTe2 = „Pd2Te3I“ zu beschreiben. Durch Gasphasentransport waren im System Pd-Te-I zwar keine ternären Phasen zu erhalten, dafür entstanden die binären, nichtstöchiometrischen Palladiumtelluride in Form von Einkristallen. So konnten erstmals mit den hexagonalen Plättchen von 204 PdTe durch Einkristallstrukturanalyse und quantitative Mikrosondenmessungen Probleme der Nichtstöchiometrie durch die Unterbesetzung von Pd-Lagen geklärt werden. Die PdTe-Phase bildet die unverzerrte NiAs-Struktur in der Raumgruppe P 63/mmc aus, mit der für das low-spin-d8-Kation PdII ungewöhnlichen oktaedrischen Koordination. Die Abstände von Telluratomen zwischen den dichtest gepackten TeSchichten sind mit 3.694 Å relativ kurz und deuten wie die metallische Leitfähigkeit auf ungewöhnliche Bindungsverhältnisse hin. Die Anwendung von Hydrothermalverfahren mit Halogenwasserstoffsäuren als Syntheseverfahren für ternäre Verbindungen anderer Platinmetalle verhindert die hohe Stabilität von Halogenokomplexen. Dafür waren Methoden des chemischen Transports erfolgversprechend, weil sich die Chloride von Platinmetallen durch Zusatz von AlCl3 als gemischte Chlorokomplexe bei moderaten Temperaturen in die Gasphase überführen lassen. Es wurden deshalb untersucht, welche Bodenkörper im System Rh-Te-Cl durch Abscheidung aus der Gasphase zu erhalten sind. Wurde Rh-Metall mit wechselnden Mengen an Te und Chlor im Quellenraum bei 900°C umgesetzt, so konnten durch Zusatz von AlCl3 über den chemischen Transport im Senkenraum bei 7000C Einkristalle des ternären Rhodiumtelluridchlorids RhTeCl und des binäre Tellurids Rh3Te4 synthetisiert werden. RhTeCl kristallisiert in der zentrosymmetrischen Raumgruppe P21/n und bildet eine Schichtenstruktur. Die Anionen Te2-und Cl- bilden in geordneter Verteilung eine hexagonal-dichteste Packung, bei der die Oktaederlücken jeder 2. Schicht vollständig besetzt sind. Jeweils drei Cl- und TeAtomen bilden um die Kationen RhIII eine facial-oktaedrische Anordnung. Der schichtartige Aufbau mit abgesättigten Bindungen wurde durch rasterkraftmikroskopische Untersuchungen bestätigt. Die Einkristallstrukturanalyse der Kristallblättchen des binären Tellurids ergab, dass eine nichtstöchiometrische Verbindung vorliegt, die als ein Intermediat von RhIITe und RhIIITe2 zu beschreiben ist, denen die NiAs-Struktur bzw. die CdI2Struktur zukommt. In den Kristallen liegt die monokline Ordnungsvariante des Cr3S4Typs mit der monoklinen Raumgruppe C 2/m vor, aber zusätzlich bleiben noch 14 % von einer der beiden Rh-Lagen unbesetzt, so dass sich als Zusammensetzung Rh2.75Te4 ergibt. Die kristallographisch unterschiedlichen Rh-Lagen können mit den verschiedenen Oxidationsstufen RhII und RhIII korreliert werden. 205 6 Literaturverzeichnis [1] J. Rouxel Chem. Eur. J., 2 (1996) 1053 [2] F. Glasser, G. Thomas, M. Cuzin, L. Verger Nucl. Instrum. And Methods in Physics Research, A322 (1992) 619 [3] Solid Electrolyts, Topics in Applied Physics S. Geller Springer Verlag New York, (1977) [4] J. Fenner, A. Rabenau, G. Trageser Adv. Inorg. Chem., 23 (1980) 329 [5] D.A. Rice Coord. Chem. Rev., 25 (1978) 199 [6] Chemische Transportreaktionen H. Schäfer Verlag Chemie Weinheim, (1962) [7] H. Schäfer, M. Trenkel Z. Anorg. Allg. Chem., 414 (1975) 151 [8] H. Schäfer Angew. Chem., 88 (1976) 775 [9] A. Rau Angew. Chem., 97 (1985) 1017 ´ [10] R. Nacken Chem. Ztg., 74 (1950) 745 R. Nacken, I. Franke DBP 913649 (18.6.54) 206 [11] A. Rabenau, H. Rau Mat. Res. Bull., 2 (1967) 609 [12] A. Rabenau, H. Rau Philips Techn. Rdsch., 30 (1969/70) 53 [13] A. Rabenau, H. Rau Inorg. 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