Zusammenfassung Soziologie – Semester 5 – Prüfung 1 Epilog 1 – Sozialisation Verortung in der Wissenschaft -Neurologie, Genetik, Psychologie (der Einzelne) und Soziologie (die Gesellschaft) -arbeiten entweder zusammen oder gehen eigene Wege Jean Piaget - Lernprozess -zeigt nicht nur, wie Menschen lernen, sondern auch was geht aber weniger auf soziale Konsequenzen von Lernprozessen ein vgl. Erik Erikson -Adaption ▪ Lernprozesse sind Anpassungsprozesse and die Umwelt ▪ Schubladen = kognitive Strukturen = Vorwissen ▪ Bsp. Kind: kognitive Grundlage der Handslungsorientierung -Assimilation (mit Vorwissen) ▪ neue Infos können auf bestehendes Vorwissen stossen, verknüpft werden und so neues, erweitertes Wissen bilden ▪ Prozess, bei dem Person eingehende Info in eine für sie verständliche Form übersetzt (Anpassung Organismus an Umwelt) ▪ je mehr und je differenziertere „Schubladen“ wir besitzen, desto eifacher lernen wir -Akkomodation (ohne Vorwissen) ▪ wenn wir keine „Schubladen“ haben oder diese durch neue Infos vernichtet werden ▪ wir sind gezwungen, unsere Schubladen an neue Bedingungen anzupassen ▪ Prozess ist schmerzhaft Sozialstruktur und soziales Lernen -Menschen leben in einer Sozialstruktur und werden von ihr beeinflusst -Menschen bilden aber gleichzeitig auch Sozialstruktur, indem sie ihr Handeln laufend nach ihren Vorstellungen und Erwartungen über die Sozialstruktur ausrichten -erwachsenen Menschen lernen vorwiegend assimilativ (Phasen von sozialer Stabilität) -Neugeborene verfügen zwar über angeborene Reflexe und Instinkte, aber diese Ausstattung reicht nicht, um es in der Gesellschaft zu einem handlungsfähigen Individuum zu machen Fähigkeiten werden erst in längerem und komplizierten Lernprozess erworben Sozialisation Vanessa Hegyi Seite 1 -unsere gesamte Persönlichkeit kommt durch Sozialisation zustande und wird durch sie bestimmt Lernprozesse und Sozialisation -tiefgreifendsten akkomodativen Lernprozesse finden in der Kindheit und Jugend statt -Sozialisation: ▪ Gesamtheit aller Lernprozesse, die auf Grund der Interaktion des Individuums mit seiner gesellschaftlichen Umwelt stattfinden – gleichgültig ob diese bewusst oder von irgendwem gewünscht oder geplant sind ▪ Prozess, durch den Menschen zu in einer Gesellschaft handlungsfähigen Subjekten werden – beruht auf komplexen und lebenslangen Lernprozessen in der tätigen Auseinandersetzung mit der Umwelt Sozialisation – Phasen und Instanzen -Sozialisation erfolgt in Phasen und durch verschiedene Instanzen -in jeder dieser Phasen lernen Menschen akkomodativ ganz bestimmte Dinge -Instanzen in der Kindheit ▪ Familie ▪ Gleichaltrige (Peers) ▪ Massenmedien ▪ Schule -Instanzen im Erwachsenenalter ▪ berufliche Sozialisation ▪ Wahlmöglichkeiten und Konstruktionen der persönlichen Identität Klassische Beiträge zur Sozialisationtheorie -gibt neben Piaget und Erikson noch andere Theorien -Durkheim – das kollektive Bewusstsein ▪ Annahme, dass Invidivuen ein gemeinsames Bewusstsein verinnerlicht haben, das nebst verhaltensbestimmenden Werte und Normen auch Glaubensvorstellungen und Wissen umfasst -Freud – innere Dynamik der Sozialisation ▪ lebenslanger Kampf zwischen drei Kräften in der Seele des Menschen: das Es (Triebe), das Ich (Selbst) und das Über-Ich (Gewissen) ▪ Aufgabe des Ich ist es, das Es zu befriedigen, ohne dass das Über-Ich Schuldgefühle plagt -Mead – Perspektivenübernahme ▪ Säuglinge lernen fast vom ersten Tag an, dass sie für die Erfüllung ihrer Bedürfnisse auf andere angewiesen sind und Ihre Handlungen darauf Vanessa Hegyi Seite 2 Einfluss haben (z.B. schreien – jmd kommt) Gesten und Wörter = signifikante Symbole ▪ alle Symbole zusammen machen das menschliche Verhalten aus (Sprache, etc) Erik Erikson - Stufenmodell -Stufenmodell zeigt, was wann passiert und welche Konsequenzen es hat, wenn Lernprozesse nicht „korrekt“ vollendet werden können - ist ein lebenslanger, sozialer Prozess -jede der acht Stufen stellt Konflikt dar, mit dem sich Individuum auseinandersetzen muss – Konflikt wird nie vollständig gelöst und bleibt ein lebenlang bestehen -Gesetzmässigkeiten des Modells ▪ Abfolge muss eingehalten werden ▪ wird eine Stufe nicht genug „bearbeitet“, so besteht „Defekt“ über alle weiteren Stufen, alle weiteren Lernprozesse sind beeinträchtigt ▪ Modell gilt universell, d.h. über alle Kulturen und Zeiten hinweg -Stufe 1: Urvertrauen vs Misstrauen – 0-1 Jahr ▪ Kind kommt auf die Welt ▪ ist abhängig von Mutter und weiss, dass sie da ist ▪ Geben und Nehmen als wichtige Faktoren ▪ Kind lernt, vertrauen in sich und die Umwelt zu haben, auch wenn Mutter nicht da ist ▪ Kind muss merken, dass zwischen Welt und Gefühlen/Bedürfnissen Übereinstimmung besteht ▪ Urvertrauen = Hoffnung, Misstrauen = Rückzug -Stufe 2: Autonomie vs Scham und Zweifel – 2-3 Jahre ▪ Festhalten und Loslassen ▪ Schliessmuskel wird von Kind kontrolliert ▪ Wunsch nach Selbständigkeit gegenüber Willen der Eltern ▪ Phase positiv = Stolz, Autonomie und eigener Wille, Phase negativ = Scham, Zweifel -Stufe 3: Initiative vs Schuldgefühl – 4-5 Jahre, Stufe 4: Werksinn vs Minderwertigkeit – 6-13 Jahre, Stufe 5: Identität vs Identitätsdiffusion – 13-18 Jahre, Stufe 6: Intimität vs Isolierung – 20-30 Jahre, Stufe 7: Generativität vs Stagnation – 30-50 Jahre, Stufe 8: Integrität vs Verzweiflung – 60-80 Jahre Zusammenhang Piaget und Erikson -Piaget: kognitive Strukturen werden durch Lernprozesse gebildet Akkomodation Sozialisation Vanessa Hegyi Seite 3 -Erikson: erklärt, welche Dinge akkomodativ, wann gelernt werden müssen, damit Sozialisation gelingt Produkt Sozialisation = soziales Handeln Exogene und endogene Einflussfaktoren -spielen im ganzen Sozialisationsprozess eine Rolle -Exogene Einflüsse (von aussen) ▪ Unfälle, Krankheiten, Kriege, Konflikte, Krisen, regionale Unterschiede, Leben auf Land und Stadt, verschiedene soziale Schichten und Klassen (Einkommen, Bildung, etc), Geschlechter -Endogene Einflüsse (von innen) ▪ durchlebte Sozialisationsprozesse, kognitive Strukturen, absolvierte Stufen, Habitus Manifeste und latente Funktionen von Sozialisation -oft verfolgen Sozialisationsinstanzen die besten Absichten und merken erst später, dass die Botschaft ganz anders angekommen ist -Sozialisation verläuft nicht linear (manifest), sondern oft treten latente Effekte auf -Manifeste Funktionen (Ermunterung) ▪ „Sei fleissig, dann wird einmal etwas aus dir…!“ -Latente Funktionen (Verachtung) ▪ „Nicht so ein Dummy, wie mein Bruder!“ Epilog 2 – Status & Rolle Status -sozialer Status weist einer Person eine Position in der Sozialstruktur in einer Gruppe, Organisation oder Gesellschaft zu -alle Positionen/jede Person haben einen Status -Personen/Kollektive haben immer mehrere Status (Student, Sohn, Freund, etc) -Status-Set = Gesamtbestand an Positionen, den eine bestimmte Person zu einer bestimmten Zeit inne hat -Master-Status Status, der weitgehend die soziale Identität einer Person definiert nur noch einen Status (tod krank, Aids, Krebs) Aussichten auf attraktive soziale Position sinken -Leit-Status Position, die nur in einem bestimmten sozialen Kontext dominiert (z.B. wenn Studentin in Klassenzimmer kommt, ist sie nur Studentin; wenn sie zu Hause ist, ist sie Tochter/Frau, etc) -Status einer Person kann sein – Kategorien: Vanessa Hegyi Seite 4 ▪ hoch oder tief ▪ zugeschrieben/unveränderbar (Weiss, Schweizer, Frau, Mann) oder erworben/veränderbar (ich an der HWZ, Arzt) sind miteinander verworben was Leute in ihrem Leben erreichen können, hängt auch vom zugeschriebenen Status ab ▪ konsistent oder inkonsistent (Student, der 1. Klasse fährt) Zeitliche Veränderung und Beurteilung Status -all diese Kategorien ändern sich über die Zeit hinweg -früher: Humphrey Bogart trinkt, raucht, etc, heute: männlicher Kindergärtner -wir beurteilen den Status von Personen ständig ist Mann mit Kind Pädophiler oder Vater? Abhängigkeit und Bewegungsgesetzt von Status -jeweils bestehende Status ist daher abhängig von: ▪ Sozialstruktur ▪ gesellschaftliche Normen ▪ soziales Handeln ▪ Sozialisation -Bewegungsgesetzt ▪ Menschen versuchen meistens einen möglichst hohen Status einzunehmen ▪ dazu passen Menschen ihr soziales Verhalten an ▪ wir lernen ständig, wie wir in bestimmten sozialen Situationen denken oder handeln sollen ▪ diese (vorausgegangenen) Lern-Prozesse nennt man Sozialisation Konvergenz Status und Rolle -Status = Position in der Sozialstruktur eines Kollektivs -Rolle = beschreibt, wie wir in dieser Position denken und handeln sollen -einen Status haben wir inne, eine Rolle spielen wir -Menschen spielen permanent Rollen, und sie tun das, um ihrem Status (zumindest) aufrecht zu erhalten Rollenbegriff -soziologische Rolle ist ein Bündel von Verhaltenserwartungen, Einstellungen, Verpflichtungen und Privilegien, die von jedem erwartet werden, der einen bestimmten Status innehat -Rollen-Set „moderner Mann“ = beruflich erfolgreich, kuschelt, sportlich, gut im Bett, kinderlieb, etc -Rollenanforderungen wandeln sich im Laufe der Zeit/je nach Ort Vanessa Hegyi Seite 5 -Rollen stehen im Wechselverhältnis zu anderen Rollen keine Tochterrolle ohne Elternrolle, etc -Rollen-Set = zu einem Status gehören immer mehrere Rollen -aus Rollen-Set eines bestimmten Status wird jeweils diejenige Rolle vom Positionsinhaber gespielt, die zur Situation passt Rollenüberforderung -die mit einem einzelnen Status verbundenen Rollenerwartungen übersteigen die Möglichkeiten des Positionsinhabers (z.B. beruflicher Stress, etc) Rollenkonflikt -konkurrierende oder unvereinbare Rollenanforderungen aus zwei oder mehreren Status oder unvereinbare Anforderungen innerhalb der Elemente eines einzigen Status -Intra-Rollenkonflikt = bezieht sich auf eine einzige Rolle, welche aber widersprüchliche Erwartungen beinhaltet (Unterricht des Lehrers soll spannend sein, aber gleichzeitig muss er dem Lehrplan folgen) -Inter-Rollenkonflikt = beschreibt einen Konflikt zwischen zwei oder mehreren Rollen (Frau, die Hausfrau, Mutter und Chefin sein möchte, gerät in Konfliktsituation) Prestige (Anerkennung) -eng an Status angelehnt und eher für Kollektive verwendet, beschreibt eher Machtunterschiede Doppelte Kontingenz -Effekt, das wir oft erwarten, dass andere etwas Bestimmtes von uns erwarten – und danach (nach unseren Erwartungen) handeln -wenns funktioniert Status steigt (Grund: Sozialisation) -wenns scheitert Status sinkt (Missverständnisse) Epilog 2 – Bourdieu -Gesellschaftsstruktur früher (Kirche, König, etc) und heute (Schönheitschrirurg, Profifussballer etc) -Bildungsexplosion Frauen ab 1997 -Frage = was ist messbar, beobachtbar? Was lässt sich über das soziale Handeln der Menschen aussagen? -nicht alles, was messbar ist, ist relevant es braucht Indikatoren, um Dinge zu messen Absicht und Grundkonzept -Buch „Die feinen Unterschiede“ – Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft -Absicht Vanessa Hegyi Seite 6 ▪ sich dem Individualismus zu entziehen, ohne den Akteur zu opfern und keinen reinen Strukturalismus zu verwenden, ohne darauf zu verzichten, die Effekte zu berücksichtigen, die die Struktur auf und durch diesen Akteur ausübt ▪ betont Mehrdimensionlität der sozialen Ungleichheit (im Unterschied zu den traditionellen Klassen- und Schichtentheorien von Marx, Weber, etc – siehe unten Exkurs) ▪ weg vom „ich“ zum „wir“ ▪ Akteur als handelndes Wesen in der Gesellschaft -Grundkonzept ▪ Menschen nehmen eine Position in der Gesellschaft ein, welche durch ihre Kapitalausstattung bestimmt wird ▪ Menschen bilden einen Habitus aus Habitus = gesellschaftlich konstruierte, dauerhafte Vorstellung von individuellen Handlungsmöglichkeiten und –grenzen ▪ aus Position in Gesellschaft und Habitus resultieren Lebensstile (wie ein Mensch lebt, was er bevorzugt etc) ist messbar und vergleichbar Kapitalarten -ökonomisches Kapital (Geld) -kulturelles Kapital ▪ institutionalisiertes kK (Titel, Diplome) ▪ objektiviertes kK (Bücher, Lexika; Mittel, die man zum Lernen braucht) ▪ inkorporiertes kK (Wissen, Bildung) -soziales Kapital (Netzwerk) -symbolisches Kapital (Status, Image) Der soziale Raum -Spinnennetz mit Kapitalarten, sieht je nach Position anders aus -zeigt, wo sich Person im Gesellschaftsgefüge befindet -es zählt nicht nur, wie gross der Anteil an den einzelnen Kapitalarten ist, sondern auch in welchem Verhältnis sie zueinander stehen und wie sich das Verhältnis über die Zeit hinweg entwickelt -Koordinatensystem – vertikale Achse = Kapitalvolumen; Tradition, Modernisierung, Neuorientierung, horizontale Achse = Kapitalstruktur; Oberschicht, Mittelschicht, Unterschicht (S. 13 Gt) Vanessa Hegyi Seite 7 Klassenlage -Bourdieu verwendet zur Darstellung der Grobstruktur im sozialen Raum den Begriff der Klasse – ökonomisches Kapital dominiert -er unterscheidet die herrschende Klasse, die Mittelklasse und die Volksklasse -Klasseneinteilung via Kapitalausstattung -Enge Beziehung zwischen Klassenlage und Lebensstil Vermittlungsinstanz ist der Habitus Kapitalstruktur -einige Kapitalarten lassen sich leicht in andere transformieren ▪ Studium = institutionalisiertes kK Job = ökonomisches Kapital ▪ Status (Auto) = symbolisches Kapital V.I.P = ökonomisches Kapital Lebensstile -in den Lebensstilen offenbart sich der klassenspezifische Geschmack der Menschen inkl. Vorlieben und Abneigungen -Lebensstile drücken sich dadurch aus, was Menschen kaufen, womit sie sich umgeben, wie sie auftreten -Lebensstile hängen eng (wenn auch nicht direkt) mit der Kapitalausstattung des Menschen zusammen -Menschen pflegen bestimmte Lebensstile und lehnen andere vehement ab = Distinktion -Distinktion = lieber Wein als Bier, lieber franz. Küche als Hamburger, lieber Audi als Toyota, etc Kapitalarten und –ausstattung NICHT GLEICH Lebensstile -Kapitalausstattung der Menschen bestimmt nicht ihren Lebensstil Vanessa Hegyi Seite 8 -z.B. gibt es Menschen, die trotz hoher Kapitalausstattung einen bescheidenen Lebensstil haben, Professoren, die Bier trinken, etc -Habitus entscheidet, was man mit dem Kapital macht und wie der Lebensstil aussieht Habitus -eine gesellschaftlich konstruierte, dauerhafte Vorstellung der Menschen von ihren individuellen Handlungsmöglichkeiten und –grenzen -eine Art Grundorientierung, spezifische Weltansicht, verfestigtes Wahrnehmungs- und Bewertungsschema -wird durch Sozialisation erworben, ist also Produkt des lebenslangen Lernprozesses, den wir bewusst oder unbewusst durchlaufen -Lernprozesse sind bestimmt durch die Entwicklung des Individuums, Sozialisationsinstanzen und exogene Einflussfaktoren Sozialisation Validität und Bedeutung -Kapitalausstattung Umfrage, Interviews, Statistiken -Lebensstil Beobachtungen, Tiefeninterviews, Sinus-Milieu -Habitus Entwicklungspsychologie, Sozialisationsforschung -Applications ▪ Bourdieus theoretische Überlegungen bilden einen wichtigen Grundstein für die bekannten Sinus-Milieus (= Grafikelement, Zielgruppenelement, Soziologie meets Marketing) Exkurs -Schicht = Oberbegriff für verschiedene Typen sozialer Ungleichheit (Stände, Klassen, Schichten) -Schichtung = vertikale Gliederung einer Gesellschaft nach ungleichheitsrelevanten Merkmalen (Einkommen, Macht, Alter, etc) Karl Marx – Klassentheorie -Proletarier = besitzlose Arbeiterklasse -Bourgeoisie = Kapitaleigentümer -Klassenzugehörigkeit wird durch ihre Stellung zu den Produktionsmitteln bestimmt -Proletariat muss sich gegen Ausbeutung der Kapitalisten wehren – revolutionäre Klasse -Endform = klassenlose/kommunistische Gesellschaft (jeder hat gleich viel) -Dimensionen sozialer Ungleichheit = Gegensatz zwischen Kapitalisten und Arbeitern Max Weber – Klassen, Stände und Parteien Vanessa Hegyi Seite 9 -nicht nur der Besitz an Produktionsmitteln entscheidet über Lebenslagen- und chance, sondern auch der Stand/die Lebensstile (bestimmte Form der Lebensführung, z.B. Arzt in weissem Kittel) -Macht = übergeordnete Grösse, die sich überall entfaltet Privilegien Davis und Moore – funktionalistische Schichtungstheorie -Ungleichheit kann zur funktionalen Integration der Gesellschaft beitragen -wenn z.B. jemand Talent hat, muss er gefördert werden (Lohnerhöhung etc) – gesellschaftliche Ungleichheit ist daher funktional notwendig -Kritik 1 wieso erhalten Bankdirektoren mehr Lohn, obwohl Lehrer eine fundiertere Ausbildung haben müssen? -Kritik 2 ignorieren die Auswirkungen von Macht, Einfluss und ererbtem Reichtum auf dem Arbeitsmarkt (Kinder von Ärzten haben grössere Chancen, wieder Ärzte zu werden) Fazit -soziale Ungleichheit und damit verbunden soziale Schichtung sind kein Zufallsprodukt, keine Folge individueller Unterschiede oder zufällig verteilter Glücks- oder Schicksalsgaben -soziale Ungleichheit entsteht durch gesellschaftliche Mechanismen Epilog 3 – Hradil Hradil’s Ansatz – Soziale Ungleichheit -Menschen haben Lebensziele, die sie erreichen möchten -gibt aber eine soziale Ungleichheit, verstanden als gesellschaftlich hervorgebrachte und relativ dauerhafte Handlungsbedingungen, die bestimmten Menschen die Befriedigung ihrer Lebensziele besser als anderen erlauben -wie kann ich beschreiben, dass die Handlungsbedingungen eines Menschen besser sind als die eines anderen? -die mehr oder minder vorteilhaften Lebens- und Handlungschancen, die Menschen durch gesellschaftlich hervorgebrachte Lebensbedingungen dauerhaft vorgegeben sind Sozialstruktur – Veränderung von Umfeldbedingungen – Beispiel Buchs AG -zuerst war normales Wohnquartier da Vanessa Hegyi Seite 10 -oberhalb Wohnquartier Baufeld für Stadion, vorher Industrie, heute leerstehend, Stadionbau geplant -danach kam Asylbewerberunterkunft -Hauptstrasse beim Wohnquartier heisst heute „little Istanbul“……. -Was passiert in diesem Quartier? ▪ Lärm- und Verkehrsbelästigungen nehmen zu ▪ langjährige Bewohner ziehen weg (Mittelschicht) ▪ Immobilienpreise sinken ▪ Migranten siedeln sich an ▪ Integrationsprobleme ▪ Gewerbe verändert sich (Bar’s, Halal-Shops, etc) ▪ latente Fremdenfeindlichkeit Lebenslagen – soziale Lagen -Gesamtheit ungleicher Lebensbedingungen eines Menschen, die durch das Zusammenwirken von Vor- und Nachteilen in unterschiedlichen Dimensionen sozialer Ungleichheit zustande kommen -Hradil definiert 13 Lebenslagen/soziale Lagen -für jede Lebenslage bestimmt er 10 Dimensionen der ungleichen Lebensbedingungen in einem Raster von 1 (sehr gut) bis 6 (sehr schlecht) Dimensionen sozialer Ungleichheit - Konzept Bedürfnisse Kategorie Dimensionen ungl. (Lebensziele) Lebensbedingungen Wohlstand, Erfolg, Macht ökonomisch Geld, formale Bildung, Berufsprestige, formale Macht Sicherheit, Gesundheit, wohlfahrtsstaatlich Arbeitslosigkeit, soz. Partizipation Sicherheit, Arbeits-, Freizeit-, Wohnbedingungen, Bürgerrechte Integration, Emanzipation, sozial Soz. Beziehungen, soz. SelbstRollen, Diskriminierung verwirklichung Dimensionen sozialer Ungleichheit – Erfassung -zuerst wird ein genaues Kategorienraster entwickelt, dann werden mittels Umfragen die entsprechenden Daten erhoben -1 = sehr gut, 6= sehr schlecht Vanessa Hegyi Seite 11 -im Bild startet man mit der Macht-Elite, die unterste Stufe sind die Armen Dimensionen sozialer Ungleichheit – Multidimensionalität -10 Dimensionen, 13 Lebenslagen (von Macht-Elite über Normalverdiener bis Arme) Vanessa Hegyi Seite 12 Soziale Lage – Lebens- und Handlungschancen -Hradil’s Ziel = ausgehend von einer Analyse der Lebenslage/sozialen Lage (gesellschaftlich hervorgebrachte, dauerhafte Handlungsbedingung) auf die Lebens- und Handlungschancen (Erreichung der Lebensziele) der Menschen schliessen zu können -Kritik: Menschen verhalten sich nicht gleich, nur weil sie ähnliche Positionen in der Sozialstruktur einnehmen Professor und Banker verhalten sich doch recht anders, obwohl ihre sozialen Lagen nicht weit auseinander liegen -zwischen Lebenslagen/sozialen Lagen und Lebens- und Handlungschancen stellt Hradil eine soziale Vermittlungsinstanz, die als Filter oder Verstärker wirkt Vermittlungsinstanz = soziale Milieus -Soziale Milieus = Gruppe von Menschen, die solche äusseren Lebensbedingungen und/oder inneren Haltungen (Werthaltungen, Mentalität) aufweisen, aus denen sich gemeinsame Lebensstile herausbilden -Menschen, die dem gleichen sozialen Milieu angehören, erleben die Umwelt ähnlich und unterscheiden sich so von anderen Menschen -sehr vereinfacht können wir uns soziale Milieus z.B. als Wohngegenden vorstellen (Seebach vs. Goldküste, Stadt vs. Land) Sinus-Milieus -Erkärung sozialer Ungleichheit anhand Einteilung in Lebenslagen/Lebensund Handlungschancen – Milieus-Einteilungen -Ansatz zur Zielgruppenbestimmung im Marketing -Fusion Bourdieu/Hradil -Anordnung der Milieus im zweidimensionalen sozialen Raum einerseits nach der traditionellen Schichtzugehörigkeit/sozialen Lage (Ober-, Mittel-, Unterschicht), andererseits nach ihrer Werthaltung/Grundorientierung (traditionell, Modernisierung, Neuorientierung) -je höher das Milieu auf der y-Achse soziale Lage, desto gehobener sind Bildung, Einkommen und Berufsgruppe -je weiter rechts das Milieu auf der x-Achse Grundorientierung, desto moderner ist das Milieu AUSWENDIG (Achsen, 4 Milieus als Beispiel) Vanessa Hegyi Seite 13 Milieu 1 – Arrivierte -selbstbewusste gesellschaftliche Elite -Pflege eines distinguierten Lebensstils auf höchstem Niveau -Verbindung von modernem Wirtschaftlichkeitsdenken mit genussbetonter Lebensführung Milieu 2 – Postmaterielle -kritischen Intellektuellen -ausgeprägtes Bewusstsein für soziale Gereichtkeit und Nachhaltigkeit -tolerante Grundhaltung -vielfältige kulturelle Interessen Milieu 3 – Bürgerliche Mitte -status-quo-orientierte Mainstream -Wunsch nach harmonischem Familienleben in gesicherten materiellen Verhältnissen -Integration in das soziale Umfeld Milieu 4 – Konsumorientierte Arbeiter -materialistisch geprägte moderne Unterschicht -Gefühl sozialer Deklassierung -Orientierung an den Konsumstandards der Mittelschicht Marketingplanung mit den Sinus-Milieus (Text) Vanessa Hegyi Seite 14 -mit fortschreitenden Differenzierungen unterschiedlicher Konsumstile werden auch dem Marketing immer differenziertere Zielgruppenstrategien abverlangt -mit klassischen Segmentierungsmerkmalen (Alter, Einkommen, etc) führen heutzutage immer häufiger zu Fehlschüssen (Gesellschaft ist hybrider und multioptionaler, individueller) -Ansatz der Zielgruppenbestimmung, der auf Lebenswelten und Lebensstilen basiert -10 Schweizer Milieus (z.B. Arrivierte, Postmaterielle, Bürgerliche Mitte, Konsumorientierte Arbeiter) -Möglichkeit der Visualisierung der verschiedenen Milieus über Wohnwelten zeige mir, wie du wohnst, und ich sage dir, wer du bist -weiterer wertvoller Anhaltspunkt ist das TV-Nutzungsverhalten Sinus-Milieu in der Schweiz (Text) -realistische Zielgruppenmodelle müssen die unmittelbare Alltagswirklichkeit abbilden (Lebensweltforschung) -Dynamische Veränderungen im Zeitverlauf -Flexibler Einsatz – national/international, qualitativ/quantitativ -siehe Milieu’s oben (auswendig können) Vergleich Bourdieu – Hradil -Bourdieu Kapitalarten – Habitus – Lebensstile -Hradil Lebenslagen – Soziale Milieus – Lebens- und Handlungschancen -Bourdieu weniger Empirie wie Hradil (da kein PC vorhanden war) -wohin Geld stecken, um Lebenschancen der Menschen zu erhöhen? Vanessa Hegyi Seite 15