Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau Lebendiges Wissen aus früheren Zeiten Sternleberkraut - Waldmeister Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau Über den Namen: Sternleberkraut, Herzfreund, Waldmeister, Maiblume, Matrisylva, Hepatica stellata, Hepatica cordialis und Hepatica sylvestris Seine botanischen und pharmakologischen Name sind: Galium odoratum und Asperula odorata. Asperula leitet sich vom lat. Asper ab und bedeutet rau (wegen der rauen Blätter einiger Arten), odorata kennzeichnet die duftende, wohlriechende Pflanze (wie beim Duftveilchen der Name Viola odorata). Tabernaemontanus beschreibt das Sternleberkraut in seinem New Kreuterbuch aus dem Jahre 1731 folgendermaßen: „Sternleberkaut hat weiße zarte Würzlein mit welchen es weit um sich fladert, aus welchen ein vierecket Stenglein wächst, mit schmalen grünen Blättelein besetzt, wie ein Stern anzusehen, welches gleichweit voneinander stehen. Oben an dem Stengel trägt es kleine weiße Blümlein, welche viel beisammen stehen, eines lieblichen Geruchs. Es wächst in den Wäldern und blühet im Mayo.“ Frühere Anwendungen des Waldmeisters: Bei Kopfschmerzen Leberstärkend auch bei Gelbsucht Galletreibend Schweißtreibend Kühlend Herzstärkend Bei Schlaflosigkeit Stillt zu starke Menstruation „… in einen roten sauren Wein gelegt und alsdann über die Scham gelegt nimmt es die starken Flüsse (Mensis) der Weiber“ Beruhigende Wirkung Bei Harngrieß Krampflösende Eigenschaften S2 Apr-17 Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau Der Weinauszug macht das Herz fröhlich: „Im Mayen wann das Kräutlein noch frisch ist, pflegen es viel Leute in Wein zu legen und es zu trinken, vermeinen das es der Leber wohl tue, mit derselbigen Stärke soll es auch das Herz stärken und erfreuen“. In den Wäldern leuchtet uns der Waldmeister mit seinem frischen Grün schon von weitem zu und verströmt einen wohligen, süßlichen Duft, welcher das Herz erfreut und uns Lust zum Feiern vermittelt. Deshalb ist er in jeder Maienbowle zu finden. Er verstärkt die Wirkung des Alkohols. Zum ersten Mal ist der „Maientrank“ 854 durch einen Benediktinermönch aus Prünn erwähnt. „Schüttle den perlenden Wein auf das Waldmeisterlein“ heißt es in einem Lied. Inhaltsstoffe: Cumarin, fettes Öl, ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Vitamin C, Asperulosid, Anthraglykosid. Bei niedriger Dosierung hilft er gegen Kopfschmerzen auch äußerlich angewendet. Eine „Kompresse des frisch zerquetschten Krautes auf das schmerzende Haupt helfe Wunder“, so heißt es. Bei Überdosierung kann Waldmeister heftigste Kopfschmerzen auslösen, das liegt an seinem Cumaringehalt. Zu viel davon kann zentralnervöse Störungen hervorrufen. Deshalb ist bei der Herstellung der Maienbowle folgendes zu empfehlen: Das angewelkte Kraut nicht einweichen, sondern nur in einem Sieb übergießen. Für 1 Liter Bowle bis 3 g frisches Waldmeisterkraut verwenden. Cumarin hat auch eine harntreibende Wirkung, deshalb wurde der Waldmeister auch zur Anregung der Nierentätigkeit verwendet. Weitere Cumarinwirkungen wie Entzündungshemmung und Gefäßstabilisierung wird vermutet. Andere Pflanzen mit Cumaringehalt u.a.: Wiesenlabkraut, Echtes Labkraut, Steinklee, Pastinakenwurzel, Bärenklauwurzel, Stinkasant, Cassiazimt, Angelikawurzel, Liebstöckelwurzel. Das fein duftende Cumarin liegt in den Pflanzen als Glykosidverbindung vor und wird erst beim Anwelken freigesetzt. Wir alle können uns sicherlich an den süßlichen, feinen Duft frisch gemähter Wiesen erinnern. Hier ein Rezept für die Maienbowle: Etwa 10 Stängel Waldmeister (vor dem Blühen) in ein Sieb geben und ½ Liter Weißwein langsam darüber gießen (diesen Vorgang evtl. noch 1 Mal wiederholen), anschließend in den Absud 1 Liter Wein und ½ Liter Sekt und etwa 75100 g Zucker dazu geben und den Zucker durch Rühren auflösen. S3 Apr-17 Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau Der Waldmeister in der Medizin: Schulmedizinisch gibt es Präparate mit Waldmeister zur Behandlung von Venenerkrankungen. Die Naturheilkunde nutzt die krampflösenden und beruhigenden Eigenschaften bei Bauchschmerzen und bei Schlafstörungen. Der Waldmeister wirkt auch harmonisierend auf den ganzen Körper und stellt einen guten Vermittler zwischen Menschen dar (nicht nur beim Bowletrinken). Waldmeistertee: 1 Teel. Kraut mit ¼ l heißem Wasser übergießen, 3-5 min. ziehen lassen. 2-3 Tassen täglich sind ausreichend. Wegen des Cumaringehalts soll Waldmeistertee nicht über einen längeren Zeitraum getrunken werden. Altes Teerezept zur Leberstärkung (nach Dinand aus dem Lehrbuch der Biologischen Heilmittel): Waldmeister, Gartenthymian, Erdbeerblätter, Brombeerblätter zu gleichen Teilen mischen und 2-3 Tassen Tee täglich trinken. Fröhliche Maienfeste mit dem Meister des Waldes. Ihre Sandra Kunz Heilpraktikerin www.heilkunst-passau.de Literaturnachweise: Jacobus Theodorus Tabernaemontanus Neu vollommen kräuter Buch 1731 Reprint 1975 by Verlag Konrad Kölbl Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, mediamed Verlag ISBN 3-922724-05-1 S4 Apr-17 Sandra Kunz | Kapuzinerstraße 22 | 94032 Passau Siegried Hirsch und Felix Grünberger: Die Kräuter in meinem Garten, Weltbild Verlag ISBN: 3-82892128-0 S5 Apr-17