Rasen und seine Nutzung im Winter - Croquet-News

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Rasen und seine Nutzung im Winter
Zierrasenflächen sollen das ganze Jahr über schön aussehen. Sportrasen sollen
möglichst lange nutzbar sein. Meist werden sie wenn möglich ganzjährig genutzt.
Also auch im Winter. Ohne das Betreten der Gräser geht das aber nicht.
Die Rasengräser unserer Breiten sind in der Lage während des Winters Frost zu
ertragen. Das ermöglicht aber nicht die uneingeschränkte Nutzung der Rasenflächen
im Winter. Vielfältige und oft langwierige Schäden an den Gräsern und dem Boden
können die Folge sein.
Gräser im Winter
Für die Gräser gehen von Frost und Schnee verschiedene Gefahren aus.
Zellschäden
Zunächst wird Kälte als Reif auf den Blättern sichtbar. Rauhreif ist die Bildung
extrazellulärer Eiskristalle und mit dem Entzug von Wasser aus den Pflanzen
verbunden. Bei weiteren Minusgraden gefriert das Wasser in und zwischen den
Pflanzenzellen und auch im Boden. Durch die Eiskristalle können die Zellwände
beschädigt werden. Wenn Pflanzenteile in diesem gefrorenen Zustand betreten
werden, brechen Blätter und Halme regelrecht ab und der Zelltod tritt ein.
Insbesondere häufiger und kürzer geschnittene Rasen, z.B. Zier- und Sportrasen,
sind davon betroffen, da die Blätter jünger und wasserreicher sind.
Austrocknung
Neben dem Entzug von Wasser bei der Reifbildung spielt die Verdunstung eine
wichtige Rolle. Insbesondere bei längeren Frostperioden mit gefrorenem Boden und
trockenem Wind oder starker Sonneneinstrahlung. Die oberirdischen Pflanzenteile
fangen an Wasser zu transpirieren, zu verdunsten, im gefrorenen Boden können die
Wurzeln jedoch kein neues Wasser aufnehmen. Das Wasserdefizit kann nicht ersetzt
werden. Die Gräser vertrocknen.
Schnee und Eis
In Regionen oder Jahren mit länger anhaltenden Schneelagen kann es zur Bildung
von Eisschichten kommen. Durch das Eis wird der Gasaustausch verhindert,
wodurch die Gräser geschädigt werden. Aber auch der Schnee selbst, insbesondere
wenn er betreten wird, kann zu Schäden führen. Der Schnee wird
zusammengepresst und Krankheiten können unter dem Schnee entstehen. Der Grad
der Schädigung hängt aber stark von der Schneehöhe und seiner Konsistenz ab.
Krankheiten
Sowohl Schnee und Eis, als auch Beschädigungen der Zellstruktur erhöht die Gefahr
von pilzlichen Infektionen. Insbesondere bei ungefrorenem Boden. Dabei spielen
Schneeschimmel (Michrodochium nivale) und „Fäulniserkrankungen“ (Typhula
incarnata) die größte Rolle. Unter diesen Bedingungen und bei hohem Befallsdruck
ist die manuelle Beseitigung oder das Abtauen des Schnees, insbesondere auf
kleineren Flächen in Erwägung zu ziehen. Letzteres kann, besonders zu Ende des
Winters, durch das bestreuen der Schneedecke mit dunklen Stoffen (z.B. Torf, Asche
oder gekörnter Kalkstickstoff) gefördert werden.
Winterhärte und Regenerationsvermögen der Rasengräser
Untersuchungen haben für die Jährige Rispe (Poa annua), das Ausdauernde
Weidelgras (Lolium perenne) und den Rohrschwingel (Festuca arundinacea) eine
höhere Frostempfindlichkeit gezeigt. Dadurch ist auch das Regenerationsvermögen
dieser Arten geschwächt.
Toleranter sind Flechtstraußgras (Agrostis stolonifera), Wiesenrispe (Poa pratensis)
und das Wiesenlieschgras (Phleum pratense), aber auch das Gemeine Rispengras
(Poa trivialis).
Förderung der Widerstandsfähigkeit
Während der Vorbereitung der Pflanze auf Temperaturen unter Null Grad Celsius,
dem so genannten „Aufbau der Winterhärte“, spielt vor allem die Einlagerung von
„Reservestoffen“ (Kohlehydrate und Salze) eine wichtige Rolle. Dadurch wird die
Zellsaftkonzentration in der Pflanze erhöht, was zu einer Absenkung des
Gefrierpunkts führt. Die Pflanze wird frosttoleranter. Professionelle Rasenpfleger,
aber auch normale Rasenbesitzer, haben die Möglichkeit durch eine ausgewogene
Nährstoffversorgung im Herbst, insbesondere von Kalium (K), darauf Einfluß zu
nehmen. Durch eine ausreichende Stickstoff- (N) versorgung wird die
Photosyntheseleistung im lichtschwächeren Herbst verbessert und es können mehr
Kohlehydrate gebildet und eingelagert werden.
Kalium fördert diese Kohlehydratsynthese, verbessert die Zellwandbildung und
beeinflusst die Steuerung der Transpirationsrate positiv.
Was wäre wenn?
Ganzjährige Nutzung von Rasenflächen, macht eine wesentlich intensivere Pflege in
Bezug auf bodenmechanische Maßnahmen, Düngung, Krankheitsprophylaxe und
Nachsaat notwendig.
Wie geschildert brechen die gefrorenen Pflanzen bei Betritt buchstäblich ab, da sie
nicht mehr elastisch sind. Da Rasengräser erst ab ca. 6°C wachsen, können
Verletzungen daran in den Wintermonaten nicht verwachsen. Bis weit ins Frühjahr
sind dann an diesen Stellen blassgelbe Spuren sichtbar.
Außerdem entstehen neben Bodenverdichtungen, Pflanzenschäden und Krankheiten
natürlich auch alle anderen sport- und nutzungstypischen Schäden. Insbesondere in
der Auftauphase. Ihre Bearbeitung oder Beseitigung ist im Winter nicht möglich. Die
Rasenflächen werden sich im Frühjahr erst später davon erholen. Algen und Moose
gedeihen jedoch bevorzugt auf verdichteten, feuchten Böden, auch während der
kalten Jahreszeit. Die breiten sich ungehindert aus.
Was ist zu beachten?
Es sollte nach Möglichkeit auf das Betreten oder Befahren von Rasenflächen im
gefrorenen Zustand grundsätzlich verzichtet werden. Das gilt für Rauhreif wie Frost.
Rauhreif macht besonders in den Morgenstunden Rasenflächen anfällig.
Das erfordert in den Übergangszeiten im Spätherbst und im zeitigen Frühjahr ein
besonderes Verständnis aller. Aufklärung, Erläuterungen an Info-Wänden tragen
dazu bei das Verständnis zu wecken. Ein Aushang könnte lauten: „Das Betreten der
Rasenfläche bei Frost zerstört Pflanzengewebe. Folgeschäden verschlimmern die
Situation. Die Erholung der Gräser kann Wochen dauern und
Regenerationsmaßnahmen das Sperren des Platzes im Frühjahr erforderlich
machen. Dagegen sorgt eine Verschiebung oder Verlegung der Nutzung bei Frost,
für die Erhaltung der ebenen, gesunden Spielfläche!“.
Sachverstand und die gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten helfen diese
kritische Zeit zu überstehen.
Fazit
Rasengräser können im Winter leicht Schaden nehmen. Eine Regeneration dieser
Schäden ist nicht möglich. Krankheiten und Algenbefall können die Situation
verschlimmern. Die Verzögerung von schönen Rasenflächen und guten
Spielbedingungen im Frühjahr ist die Folge. Eine Verlegung oder Verschiebung der
Nutzung tragen dazu bei im Winter Schäden an der empfindlichen Rasenfläche zu
vermeiden. Auch das Einschleppen von Krankheitserregern kann so minimiert
werden. Einem gelungenen Start in die Rasensaison mit einem gesunden, dichten
und schönen Rasen steht damit nichts mehr im Wege.
Martin Bocksch, Eltville am Rhein
Quellen:
Stegmann, Andreas; „Wintergrüns – pro und contra“; Greenkeepers Journal 4 / 97
Graf Beissel von Gymnich, Hubertus; „Wintergrüns schonen Puttflächen“
Greenkeepers Journal 4 / 98
Büker, Rainer; „Wintergreens?“; Greenkeepers Journal 1 / 99
Dr. Müller-Beck, Klaus; “Golf-Winterspielbetrieb: Auswirkungen auf Gräser”;
Greenkeepers Journal 4 / 99
Interview mit Dr. G. Hardt
DGV-Info „Winterspielbetrieb“; November 2000
Homepage www.rasengesellschaft.de/Rasen-Themen/01-2001 „Rasen unter
Winterbedingungen“
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