AUSARBEITUNG ÜBER FINANZDERIVATE V. Futures a) Grundlagen und Definition Index-Futures sind standardisierte Terminverträge zwischen zwei Parteien. Sie beinhalten die Verpflichtung, ...ein bestimmtes (Finanz-) Instrument ...in festgelegter Menge ...zu einem festgelegten Zeitpunkt ...zu einem im voraus festgelegten Preis ...zu übernehmen Basiswert SMI-Index DAX-Index Kontraktgröße Liefertermin CHF 10,00 pro Indexpunkt 17.03.2000 EUR 25,00 pro Indexpunkt 17.03.2000 Future-Preis 7.355 7.215,0 Käufer Long-Future Long-Future ...oder zu liefern Verkäufer Short-Future Short-Future An der Eurex werden folgende Index-Futures gehandelt: Basiswert DAX SMI FOX Dow Jones EURO STOXX 50 Dow Jones STOXX 50 NEMAX 50 Indexmultiplikator EUR 25 CHF 10 EUR 10 EUR 10 EUR 10 EUR 1 Der heutige Handel mit Futures basiert auf im Grunde genommen auf den ersten Terminkontrakten, die jemals abgeschlossen worden sind. Händler und Produzenten verkauften und kauften ihre Ware, zum Beispiel Weizen, auf Termin. Hintergrund war uns ist die Absicherung des Geschäftes, denn im Falle einer Rekord- oder Missernte verändert sich natürlich, bedingt durch Angebot und Nachfrage, die Marktsituation für ein Produkt. Um diesem Risiko zu entgehen, wurde der Terminhandel eingeführt. Die Kontraktspezifikationen werden in der folgenden Tabelle erläutert. Jeder Future hat einen anderen Basiswert, einen anderen Kontraktwert. Die Fälligkeiten sind standardisiert. Aus den verschiedenen Komponenten ergeben sich dementsprechend verschiedene Kurse der einzelnen Futures : Ein Anleger kauft : …10 Anzahl Kontrakte Der Wert eines Kontraktes entspricht CHF 10,00/ 5 und Kontraktwert EUR 25,00 multipliziert mit dem Future-Preis. In unserem Beispiel ergibt sich beim SMI-Future ein Betrag von (10 x CHF 10,00 x 7.355) = CHF 735.500,00, beim DAX- Future von (10 x EUR 25,00 x 7.215,0) = EUR 1.803.750,00. Der Swiss Market Index (Deutsche Aktienindex) SMI- (DAX- Basiswert ist der Basiswert des Future. Die Spezifikationen ) Futures der Kontrakte sind in der Broschüre EurexProdukte auf der beiliegenden CD einzusehen ...März Fälligkeitsmonat Als Kontraktmonate stehen jeweils die drei dem aktuellen Datum folgenden Monate des Zyklus März/Juni/September/Dezember zur Verfügung. SMI- (DAX-) Futures haben somit eine maximale Restlaufzeit von neun Monaten. Der letzte Handelstag ist jeweils der dritte Freitag des Fälligkeitsmonats. Die Erfüllung der Kontrakte erfolgt durch Barausgleich. Er entspricht dem Terminkurs des SMI (DAX) ...zu 7.355 Future-Preis zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Die (7.215,00) kleinste Preisveränderung (Tick) beim SMIFuture beträgt CHF 10,00 oder ein Indexpunkt, beim DAX-Future EUR 12,50 (entspricht einem halben Indexpunkt). b. Rechte und Pflichten der Kontraktpartner Das besondere an Futures ist nun, dass der Vertragsabschluß und die Lieferung zeitlich voneinander getrennt sind. Zum Zeitpunkt des Vertrages wird lediglich der Preis festgelegt, zu dem das Geschäft in der Zukunft erfüllt wird. Daraus resultierend gibt es auch nur zwei Positionen, die ein Anleger einnehmen kann, wenn er Futures handelt : Long – Position Sie resultiert aus dem Kauf von FutureKontrakten eines bestimmten Fälligkeitsmonats. Short - Position Sie resultiert aus dem Verkauf von Future-Kontrakten eines bestimmten Fälligkeitsmonats Je nachdem, welche Position der Anleger eingeht, entstehen die oben (unter Punkt a) beschriebenen Rechte und Pflichten. Geht ein Anleger „long“, so muß er den Kontrakt zu dem vereinbarten Preis in der Zukunft übernehmen. Im Gegensatz dazu geht sein Kontraktpartner „short“ weil er den Future-Kontrakt verkauft. Dieser muss also den Future liefern. Im Falle von Index-Futures besteht nur die Möglichkeit, in Form eines Barausgleiches zu liefern, da ein Index nicht verkörpert werden kann. Zu beachten ist, dass eine Future-Position durch den Kauf oder Verkauf der entsprechenden Gegenposition neutralisiert werden kann. So kann eine Short-Position DAX-Future Dezember durch einen Kauf des DAX-Future Dezember „neutralisiert“ werden. 6 c) Margin Kommt ein Geschäftsabschluss an der Eurex zustande, so stellt sich die Eurex Clearing AG als Clearinghaus und Kontrahent beider Vertragspartner zwischen Käufer und Verkäufer. Diese Aufteilung in zwei separate Verträge mit dem zentralen Clearinghaus ermöglicht den Vertragsparteien, unabhängig voneinander weitere Entscheidungen zu treffen und die Gegenparteirisiken auf einen einzigen Vertragspartner zu konzentrieren. Das Clearingsystem der Eurex Clearing AG mit seinen integrierten Sicherheits- und Kontrollmechanismen garantiert somit die Erfüllung jedes an der Eurex gehandelten Kontraktes. Um diese hohe Sicherheit gewährleisten zu können, schützt sich das Clearinghaus vor einem Ausfallrisiko ihrer Mitglieder. Wichtigste Stütze des Sicherheitssystems sind die von den Clearingmitgliedern in Geld oder Wertpapieren zu hinterlegenden Sicherheitsleistungen (Margins). Diese dürfen nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig angesetzt werden. Eine Übersicherung würde unnötig Liquidität der Börsenteilnehmer binden, eine Untersicherung eine potentielle Gefahr für die Erfüllungsgarantie darstellen. Dabei müssten nicht nur die auf der Basis aktueller Kurse errechneten Verluste, sondern auch das zukünftige mögliche Kursrisiko abgedeckt werden, damit bis zum Zeitpunkt der nächsten Sicherheitsleistung keine Untersicherung entsteht. Die Aufgabe eines effizienten Margin-Systems ist es, hierbei das richtige Maß für den Schutz aller Marktteilnehmer zu finden, ohne den einzelnen zu stark zu belasten und unnötig Liquidität zu binden. Die Voraussetzungen der Clearingmitgliedschaft stellen klar umrissene Anforderungen an die Bonität der am Clearingverfahren teilnehmenden Börsenmitglieder. Diese sind wichtiger Bestandteil der durch das Eurex System gewährleisteten Sicherheit. Was ist Risk Based Margining? Es ist für einen Investor günstiger, wenn er statt der Kontraktgegenwerte seiner Positionen nur den Betrag des möglichen Verlustrisikos seines gesamten Kontos deponieren muss. Nur so ist es möglich, mit Terminkontrakten eine Hebelwirkung (sog. Leverage Effekt) zu erzielen, d.h. mit einem bestimmten Kapitaleinsatz ein weit höheres Kontraktvolumen zu handeln, als dies mit gleichem Kapitaleinsatz am Kassamarkt möglich wäre. Die zu hinterlegenden Sicherheitsleistungen bemessen sich nach dem Gesamtrisiko des abzurechnenden Kontos. Das Gesamtrisiko wird aus den – eventuell einander entgegengerichteten – Preisrisiken der im Konto enthaltenen Terminkontrakte (Derivate) ermittelt. Die risikoreduzierende Wirkung von Kombinationen wird dabei berücksichtigt, um eine Überdeckung zu vermeiden, indem entgegengesetzte Risiken des gesamten Kontos miteinander verrechnet werden. Bei optimaler Sicherheit wird somit ein Minimum an Sicherheitsleistungen von dem Börsenteilnehmer erhoben. Um die verschiedenen Terminkontrakte eines Kontos in „Bündel“ mit gleichartigen Risiken zu trennen, fasst man sie nach den ihnen zugrunde liegenden Basiswerten in sogenannten MarginKlassen zusammen. Alle DAX-Optionen bilden z.B. zusammen mit den DAX-Futures die Margin-Klasse DAX. Analog gibt es für jeden weiteren Index und Zinsfuture eine Klasse. Bei den Aktienoptionen werden alle Kontrakte zum gleichen Basiswert jeweils zusammengefasst. Mögliche Gewinne/Verluste von Terminkontrakten, die derselben Margin-Klasse angehören, werden gegeneinander verrechnet. Dieses Verfahren bezeichnet man als Cross Margining. Es ist liquiditätsschonend, da die vorherige Herausrechnung von Risiken, die einander entgegengesetzt sind, das Verrechnen von entgegengesetzten Risiken zu einer wesentlich geringeren Gesamtsicherheitsleistung führt, als wenn die Summe der Sicherheitsleistungen aller einzelnen Kontrakte zu hinterlegen wäre. 7 Werden zwei oder mehrere Margin-Klassen, deren Basiswerte hinsichtlich ihrer Risikostruktur verwandt sind, zusammengefasst, so spricht man von einer Margin- Gruppe. Innerhalb einer Margin-Gruppe ist wiederum ein Cross Margining, also eine Aufrechnung einander entgegengesetzter Risiken möglich. So ist die Zusammenfassung der Margin-Klassen FGBL (enthält Euro-BUND-Future und Option auf den Euro-BUND-Future), FGBM (Euro-BOBL-Future und Option darauf) sowie FGBS (Euro-SCHATZ-Future und Optionen darauf) in einer MarginGruppe sinnvoll, da die Basiswerte der Margin-Klassen gleichartigen Risiken ausgesetzt sind. Preisentwicklung bis zum Ende der Laufzeit Tägliche Marginanpassung Welche Faktoren bestimmen die zu hinterlegenden Sicherheiten ? Die Hauptaufgabe des Risk Based Margining ist es, die maximalen Kosten einer kurzfristigen Glattstellung eines Portefeuilles an Options- und Future-Positionen zu schätzen. 8 Um festzustellen, welche ungünstigste mögliche Preisentwicklung bei den einzelnen Kontrakten eintreten kann, betrachtet man die bisherige Kursentwicklung der Basiswerte, die den Derivaten zugrunde liegen (bei Aktienoptionen also z.B. die Entwicklung des jeweiligen Aktienkurses). Die zu hinterlegenden Sicherheiten werden anhand eines mathematischen Modells, in das diverse Parameter und aktuelle Terminmarktpreise eingehen, ermittelt. Zu den wichtigsten Parametern gehören die System-Volatilität und der System-Risikofaktor, welche das reale Umfeld der aktuellen Finanzmärkte bestmöglich widerspiegeln. Die System-Volatilität drückt die Preisschwankungen zwischen Börsentagen aus, wobei als Vergleichswert die historische Volatilität (als empirisches Gegenstück) fungiert. Die historische Volatilität, das heißt die Kursschwankungsbreite dieses Wertes in der Vergangenheit, bietet einen Anhaltspunkt für die zu erwartende maximale Kursschwankung in der Zukunft, wobei man bei starken Kursschwankungen von hoher Volatilität, bei schwachen Kursschwankungen von geringer Volatilität spricht. Bei der Berechnung der Volatilität greift die Eurex Clearing AG auf den Zeitraum der letzten 30 bzw. 250 Tage zurück. Die 30- bzw. 250-tägigen historischen Volatilitäten bilden dann zusammen mit diversen Markteinschätzungen für die Zukunft einen Richtwert für die System-Volatilität. Im folgenden soll nun eine Beispielrechnung durchgeführt werden, wie das Variation Marging täglich berechnet wird : Bei Eurex Futures (Zins- und Index-Future) findet täglich nach dem sogenannten Mark-to-MarketPrinzip ein Gewinn- und Verlustausgleich statt. Das bedeutet, dass täglich die Wertveränderungen der Positionen gegenüber dem Vortag ermittelt werden. Die resultierenden Gewinne bzw. Verluste werden den Börsenteilnehmern täglich gutgeschrieben bzw. belastet und so verhindert, dass sich Gewinne oder Verluste akkumulieren. In diesem Beispiel wird von einem DAX-Future ausgegangen. Der analoge Vorgang gilt auch für andere Index- sowie für Zins-Future-Kontrakte. Kontrakt: FDAX MAR 99 Tick-Größe: 0,5 Punkte Position: Long 10 Kontrakte Tick-Wert: EUR 12,50 Kauf bei: 4.976,5 Punkten 9 Auch hier soll eine Vertiefung vorerst vermieden werden. Wichtig erscheint vor allem : Die Kontraktpartner investieren immer nur ein Bruchteil dessen, was ein Future-Kontrakt wert ist. Aufgrund der Hebelwirkung bei derivativen Instrumenten und des enorm hohen Verlustrisikos müssen die Sicherheitsleistungen in Form von Bargeld oder Wertpapieren hinterlegt werden. Zur besseren Risikoüberwachung wird das Margin täglich berechnet. d) Der Future Preis Die Preise von Financial Futures weisen eine enge Beziehung zu den Preisen der Basiswerte auf. Die Differenz der beiden wird als Basis bezeichnet. BASIS = FUTURE-PREIS – KURS DES BASISWERTES Die Basis besteht, weil zwischen Abschluss und Fälligkeit des Kontraktes eine bestimmte Zeitperiode verstreicht. Bis zur Fälligkeit des Kontraktes könnte der Anleger den Gegenwert des am Kassamarkt benötigten Kapitals Gewinn bringend anlegen. Dem Halter einer Future-Position entgeht dafür der Ertrag, den eine Investition in den Kassamarkt während der Laufzeit des Kontraktes abwerfen würde. Je näher das Fälligkeitsdatum rückt, desto kleiner wird die theoretische Basis (Basiskonvergenz). Am Fälligkeitsdatum ist die Basis null, der Future-Preis entspricht dann dem Kurs des Basiswertes. Desweiteren wird der Future-Preis von einigen anderen Faktoren bestimmt. So zum Beispiel von der Höhe des Zinssatzes, dem aktuellen Wert des Underlyings, usw. Das wird klar, wenn man sich überlegt, dass ein Investor, der in Futures investiert, dieses Kapital nicht zinsbringend anlegen kann, 10 ihm gehen also eventuell Zinsen verloren. Ist der Zinssatz hoch, um so höher ist der theoretische „Zinsverlust“, der Future-Preis ist also höher als bei niedrigen Zinsen. Je länger die Laufzeit des Kontraktes ist, desto stärker wirken sich die Einflussfaktoren der Basis auf die Preisbestimmung der Future-Kontrakte aus. e) Grundstrategien Wie unter Punkt a) bereits erwähnt, kann ein Anleger mit Futures denkbar einfache Positionen eingehen. Wir befassen uns in diesem Fall mit der Long Future- und der Short Future Strategie. Long Future Hält der Anleger eine Long-Future-Position, muss er für eventuell während der Laufzeit auftretende Verluste Variation-Margins nachschießen und bei Fälligkeit des Kontraktes den Barausgleich leisten, falls der zugrunde liegende Index wider Erwarten sinken sollte. Bei einem Anstieg des Index erhält er den Barausgleich. Hält der Anleger eine Long-Future-Position, erhält er bei steigendem Future-Preis Gutschriften aus dem täglichen Gewinn- und Verlustausgleich (VariationMargins). Bei fallenden Kursen muss er laufend Variation-Margins nachschießen. Der Käufer eines Future setzt also auf steigende Preise. Das Risikoprofil einer Long-Future-Position ist somit identisch mit dem eines Aktienportfolios. Steigende Preise Sinkende Preise Gewinn aus Indizes-Futures Verluste aus Indizes-Futures Gewinn- und Verlustprofil am Laufzeitende, Long-Index-Future Short Future Bei einer Short-Aktienindex-Future-Position muss der Investor bei einem Anstieg des FuturePreises die Differenz zum Verkaufspreis in bar bezahlen, bei einem Rückgang des Future-Preises 11 erhält er Gutschriften. Short-Positionen in Aktienindex-Futures haben deshalb das gleiche GewinnVerlust-Profil wie ein Leerverkauf eines Aktienportfolios. Steigende Preise Sinkende Preise Verlust aus Indizes-Futures Gewinn aus Indizes-Futures Gewinn- und Verlustprofil am Laufzeitende, Short-Index-Future 12