Sportverein 2020 Demografischer Wandel in seiner Auswirkung auf die Arbeit von Sportvereinen Demografischer Wandel Gliederung Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2003 haben 52 Prozent der Deutschen noch nie den Begriff „demografischer Wandel“ gehört. Jeder zweite junge Deutsche zwischen 15 und 25 Jahren kann mit dem Begriff des demografischen Wandels nichts anfangen. Ein Drittel ist zudem nicht bekannt, dass die deutsche Gesellschaft altert. Demografischer Wandel „In Deutschland sinkt seit Jahrzehnten die Zahl der Kinder, die Bevölkerung wird immer älter und durch Zuwanderung immer vielfältiger,Familienstrukturen und Lebensläufe wandeln sich, viele Städte und Regionen schrumpfen. Der demografische Wandel wird unsere Gesellschaft und unser Miteinander verändern. Welche vielfältigen Auswirkungen auf alle Lebensbereiche das mit sich bringt, beginnen wir in Deutschland gerade erst richtig zu erfassen.“ Bundespräsident Horst Köhler Forum Demografischer Wandel des Bundespräsidenten Gliederung Die Deutschen werden weniger älter internationaler weiblicher ärmer dicker und dümmer Demografischer Wandel Bildungssysteme reformieren Arbeitswelt anpassen Städte attraktiver machen Das „Schrumpfen organisieren“ Bundesländer neu strukturieren Bürgergesellschaft stärken Kinder- und familien-freundlicher werden Einwanderung steuern Demografischer Wandel Schlagworte: Kreisverkehr statt Kindergärten Spielzeugläden raus - Orthopädiebedarf rein Demografischer Wandel „Der Wolf ist auf eigenen Pfoten nach Deutschland zurückgekehrt und in die sächsische Lausitz eingewandert. Dort leben mittlerweile zwei Rudel mit ausreichendem Nachwuchs.” Nach dem Mensch kommt der Wolf! Bevölkerungsprognosen Nach der mittleren Variante der 10. Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes sind folgende demografische Entwicklungen zu erwarten: Die Bevölkerungszahl (derzeit rund 82,4 Millionen Einwohner) wird bis zum Jahr 2050 auf rund 75 Mio. Einwohner zu fallen. Demografischer Wandel Die Demografie berücksichtigt in ihren Vorausberechnungen drei Größen: Geburtenrate Lebenserwartung Bilanz der Zu- und Abwanderung Bevölkerungsprognosen Annahmen: Geburtenrate von 1,4 Kindern/Frau durchschnittliche Lebenserwartung von 86,6 Jahren bei den Frauen bzw. 81,1 bei den Männern ein jährlicher Wanderungssaldo von 200.000 Personen Geburtenrate Die Geburtenhäufigkeit liegt mittlerweile bei etwa 1,4 Kindern pro Frau. Um die Bevölkerungszahl (ohne Zuwanderung) konstant zu halten, müsste die Geburtenzahl bei 2,1 liegen. Lebenserwartung Die Lebenserwartung ist in den vergangenen 100 Jahren um über 30 Jahre gestiegen und wird bis 2050 durchschnittlich um weitere 6 Jahre wachsen. Jeder heutige Geburtsjahrgang kann mit einem um 2 bis 3 Monate längeren Leben als sein Vorjahrgang rechnen. Zu- und Abwanderung Die Zuwanderung aus dem Ausland hat bisher ein Schrumpfen der Bevölkerungszahl verhindert. In der Vergangenheit (1983 bis 2003) betrug die Nettozuwanderung nach Deutschland rund 200.000 Personen pro Jahr. Deutschland schrumpft und altert Immer mehr alten werden immer weniger junge Menschen gegenüberstehen. Während aktuell auf 100 Personen im Erwerbsalter 44 Rentner kommen, werden es im Jahr 2020 rund 55 und im Jahr 2050 gut 80 sein. 2005: 2050: 20 % jünger als 20 Jahre 19 % älter als 65 Jahre 15 % jünger als 20 Jahre 30% älter als 65 Jahre Deutschland verändert sich Der Bevölkerungsanteil der Zugewanderten wird stark zunehmen, besonders in Großstädten, wo er um 2010 bei den unter 40jährigen die 50-Prozent-Marke erreichen wird. 2050 haben über 50 % der unter 30-Jährigen eine Zuwanderungsgeschichte. Regionale Unterschiede Der demografische Wandel entwickelt sich regional sehr unterschiedlich, vor allem die neuen Bundesländer schrumpfen und altern schneller und früher, während es in Westdeutschland noch Regionen geben wird, die (vornehmlich von Binnen-) Wanderungen profitieren. Regionale Unterschiede Deutschland zerfällt in Schwund- und Boomregionen NRW Rückgang der Einwohner in NRW bis zum Jahr 2050 um knapp 11 % auf etwa 16.167.000 (2005: 18.075.352). Regional sehr unterschiedlich. „Weniger der absolute Rückgang der Einwohnerzahl, sondern vielmehr dieser Alterungsprozess ist das eigentliche Problem der zu erwartenden demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren.“ NRW NRW Rheinland Unter 21-Jährigen im Rheinland: unter 1: bis 2010: - 6 % unter 3: bis 2010: - 6 % 3- bis unter 6: bis 2015: - 12 % 6- bis unter 11: bis 2020: - 18 % 12- bis unter 21: bis 2025: - 20 % 16- bis unter 21: bis 2010: + 6 %, bis 2025: - 18 % Demografischer Wandel und der organisierte Sport Die Deutschen verändern sich – Was kann der organisierten Sport tun? Erster Schritt: Zweiter Schritt: Die genaue Analyse Transfer in den organisierten Sport „Was bedeutet es für die Sportvereine“ Demografischer Wandel und der organisierte Sport Die bevorstehende demografische Wirklichkeit trifft den organisierten Sport als größte nationale Personenvereinigung mit derzeit ca. 27 Mio. Mitgliedern substantiell. Entscheidend für die Mitgliederentwicklung ist die Altersstruktur. Sinkende Mitgliederzahlen für alle Altersklassen (mit Ausnahme der über 60-Jährigen, die im Jahr 2050 die am stärksten besetzten Jahrgänge sein werden. Demografischer Wandel und der organisierte Sport Wollte man die derzeitige Mitgliederzahl halten, müsste der Organisationsgrad in den einzelnen Bevölkerungsgruppen teilweise um bis zu 20 Prozent erhöht werden. Den höchsten Organisationsgrad im DOSB weisen männliche Jugendliche zwischen 7 und 14 Jahren auf. Diese Gruppe ist gegenüber ihrem Anteil an der Bevölkerung deutlich überrepräsentiert. Kinder- und Jugendsport Im Vergleich der Mitgliederzahlen der Sportjugend NRW zur Vergleichsgruppe der Personen unter 27 Jahren in NRW beträgt der tatsächliche Organisationsgrad: 1997: 39,80 % 2005: 42,09 % In der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre ist fast die Hälfte aller Mädchen und Jungen derzeit Mitglied in einem Sportverein in NRW. Kinder- und Jugendsport Organisationsgrade männliche Mitglieder in Prozent 1996 2005 0-6 16,38 23,25 7 - 14 63,85 75,04 15 - 18 63,03 60,91 19 - 26 44,61 38,09 Kinder- und Jugendsport Organisationsgrade weibliche Mitglieder in Prozent 1996 2005 0-6 16,17 22,48 7 - 14 46,87 57,54 15 - 18 41,56 40,61 19 - 26 26,86 21,25 Kinder- und Jugendsport Um die Mitgliederverluste im Kinder- und Jugendbereich zu kompensieren, wäre bei der Altergruppe der 7 - 14 -Jährigen (m) ein Organisationsgrad von 94 % und bei den Mädchen von 72 % notwendig. Kinder- und Jugendsport Leichtath Nordr.AK bis 26J.männlich 14000 12000 MItgliederzahl 10000 0-6 m 7-14 m 15-18 m 19-26 m 8000 6000 4000 2000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 0-6 m 2565 2219 2793 2925 3194 3023 3034 3044 2964 2853 7-14 m 9441 9312 9687 10145 10657 10737 11035 11061 11765 11843 15-18 m 3556 3446 3563 3208 3078 2881 2842 2883 2925 3042 19-26 m 3534 3276 3425 3206 2979 2850 2657 2613 2507 2443 Jahre Kinder- und Jugendsport Leichtath Nordr.AK bis 26J.weiblich 16000 14000 12000 Mitglieder 10000 0-6 w 7-14 w 15-18 w 19-26 w 8000 6000 4000 2000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 0-6 w 2676 2554 2980 3105 3350 3274 3091 2986 2927 2941 7-14 w 10806 10605 11119 11582 12237 12345 12419 12686 13546 13716 15-18 w 3318 3362 3425 3246 3128 3011 2961 3109 3134 3202 19-26 w 2917 2668 3021 2960 2596 2384 2333 2278 2150 2127 Jahre Szenario Demografische Entwicklungen: Niedrige Geburtenraten Dauerhafte Zuwanderung Frage: Wie leicht sind türkische Mädchen für die Leichtathletik zu gewinnen? Gesellschaftliche Entwicklungen übergewichtige Kinder Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen Politische Vorgaben: Die (wenigen) Kinder sind nachmittags in der Schule Szenario Sportanlagen im Jahr 2015? Szenario Sportvereine im Jahr 2015? Herausforderungen und zentrale Fragestellungen Reichen bewährte Handlungsstrategien und -konzepte aus, um den demografischen Wandel als Gestaltungschance zu verstehen? Gelingt es, genügend junge ehrenamtliche Nachwuchskräfte zu gewinnen und zu binden? Wird es zu einem „Gesundschrumpfen“ der Sportorganisation kommen (weniger Quantität - mehr Qualität)? Ruhrgebietsstudie: „Die traditionellen Schulsportarten (Turnen, Schwimmen, Leichtathletik) verlieren immer mehr an Bedeutung.“ Herausforderungen und zentrale Fragestellungen Wenn die Ganztagsschule zur Regelschule wird, muss es dann zu einer Neubestimmung des Verhältnisses von Schulund Vereinssport kommen? Werden die Älteren das Sagen in den Sportvereinen haben und lohnt es sich noch in die Jugendarbeit zu investieren? Werden einzelne Sportvereine ihre Kinder- und Jugendarbeit einstellen (müssen)? Wird der „Megatrend“ Gesundheit/Wellness, der Kinder und Jugendliche bisher kaum anspricht, die Leichtathletik spürbar erreichen? Herausforderungen und zentrale Fragestellungen Ist der Sportbetrieb noch aufrecht zu erhalten? Wie entwickelt sich die Sportstättenlandschaft? Können die Organisationsgrade im Jugendbereich noch gesteigert werden? Wie gelingt es neue Zielgruppen einzubinden? Wer treibt zukünftig welchen Sport? Demografischer Wandel und der organisierte Sport Die Deutschen verändern sich – Was kann der organisierten Sport tun? Erster Schritt: Zweiter Schritt: Dritter Schritt: Die genaue Analyse Transfer in den organisierten Sport „Was bedeutet es für die Sportvereine“ Die richtigen Maßnahmen ergreifen Maßnahmen Die Maßnahmen können drei Handlungsfeldern zugeordnet werden: Strukturelle Maßnahmen Programmatische Maßnahmen Strategische Maßnahmen Maßnahmen Handlungsansatz Zuwanderung Integration durch Sport Handlungsansatz Sportverein – Schule Sport im Ganztag Handlungsansatz „Ehrenamtliches Engagement“ Qualifizierungen (GH), J-Team Handlungsansätze Handlungsansatz „Gesundheit“ - KmmB, „schwer mobil“, Bewegungskindergärten Handlungsansatz „Ressourcensicherung“ - Politikfähigkeit, Interessenvertretung Handlungsansatz „Sportbetrieb“ - TS/TF, Kooperation Fachverbände Handlungsansätze „Zielgruppen“ Ist die Zukunft des Sports wirklich weiblich? Ist die Integration von Migrantinnen und Migranten in das Sportsystem die Lösung der demografischen Probleme im organisierten Sport in NRW? Ist die Öffnung für andere gesellschaftliche („bildungsferne“) Schichten möglich? Sportverein 2020 Die Chancen der Veränderung sind auch die Chancen der Erneuerung. Sportverein 2020 Klaren Kopf behalten Prognosen sind keine Fakten (Modellrechnungen) Bis 2050 soll der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Bevölkerung auf 16 Prozent abfallen. Von 1900 bis 2000 sank der Anteil von 44 auf 21 Prozent. Lernen braucht Bewegung! Sportverein 2020 Dan Aufm Vielen Dank für Ihr Interesse!