14. Vorlesung(PCI) Inhalt: - Thermodynamische Größen im Van-der-Waals-System mit einer Komponente Bestimmung des Phasengleichgewichts im System mit einer Komponente I. Thermodynamische Größen im Van-der-Waals-System mit einer Komponente Die bisherigen Betrachtungen zu Mehrphasensystemen haben sich auf die Verwendung der idealen Gasgleichung beschränkt. Wie sieht aber nun die „realistischere“ energetische Betrachtung eines solchen Systems aus? Nutzen wir im Folgenden also die Van-der-Waals-Gleichung für unsere Betrachtungen. Da wir im VdW-Diagramm Volumen gegen Druck (bei konstanter Temperatur) auftragen, ist die Helmholtz-Energie das von uns zu verwendende Potential. Stellt man die VdW-Gleichung nach dem Druck um, setzt mit A P V T gleich und multipliziert beidseitig mit V, so ergibt sich die Helmholtz-Energie eines VdW-Systems mit n V An,V nRT ln b a V n 2 Die molare Helmholtz-Energie des Systems ist dann V n V Am n, V Am Vm RT ln b a n V n Dabei ist die molare Innere Energie U m n, V a n V und die molare Entropie V S m n, V R ln b n II. Bestimmung des Phasengleichgewichts im System mit einer Komponente Die molare Helmholtz-Energie Am(Vm) soll bei konstanter Temperatur bekannt sein als Funktion des Molvolumens Vm=V/n. Die Helmholtz-Energie eines Systems mit Stoffmenge n ist dann Ages(T,V,n) = n·Am(T, V/n) Im 2-Phasengebiet sind Volumen und Stoffmenge für beide Phasen festzulegen. Aus dem Volumen V 1 und der Stoffmenge n1 ergibt sich das Molvolumen in Phase1 zu Vm1=V1/n1. Die Kenndaten der Phase 2 sind dann V2=VV1 , n2=nn1 und Vm2=V2/n2 . Die Helmholtz-Energie des Systems im 2-Phasengebiet ist dann Ages(V,n) = n1·Am(V1/n1)+ n2·Am(V2/n2) wobei das Gleichgewicht durch das Minimum von Ages gegenüber der Variation von n1 und V1 gekennzeichnet ist. Das Extremum von Ages ist festgelegt durch die Bedingungen A V V1 Ages Am V1 m 0 V n V n n V 1 1 1 T n T n 1 (1) und Ages 0 n 1 A V V A V V1 V V1 V1 V V1 n1 Vm 1 12 n n1 Vm A A m m n n n 2 n n n n n n 1 T 1 1 n 1 T 1 n 1 (2) Diese Gleichungen lassen sich schreiben als Am Vm1 Am Vm 2 Vm T Vm T (1a) und A A Am Vm1 Vm1 m Vm1 Am Vm 2 Vm 2 m Vm 2 Vm T Vm T (2a) Die Formulierungen (1a), (2a) haben gegenüber (1), (2) den Vorteil, dass sie ohne die Wahl einer vorgegebenen Systemgröße V, n unmittelbar die Auswertung der im Gleichgewicht stehenden Phasen erlauben. Da der Druck durch den Ausdruck A A P m V T Vm T gegeben ist, garantiert Gleichung (1), bzw. (1a) dafür, dass der Druck in beiden Phasen zur Einstellung des Gleichgewichtes gleich sein muß. Gleichung (2), bzw. (2a) sorgt für die Gleichheit einer anderen Größe in beiden Phasen. Die Gleichung (2a) läßt sich mit Hilfe des obigen Ausdrucks für den Druck umschreiben zu Am Vm1 Vm1 P1 Am Vm 2 Vm 2 P2 was identisch ist mit Gm Phase1 Gm Phase2 Dies ist in Übereinstimmung mit der früheren Feststellung, dass die molare Gibbs'sche Energie von zwei im Gleichgewicht stehenden Phasen übereinstimmen muß. Anmerkung: Im Fall eines einkomponentigen Systems ist die molare Gibbs'sche Energie identisch mit dem chemischen Potential des Stoffes! Die vorstehenden Ergebnisse erlauben auch die Rechtfertigung von zwei Vorgehensweisen zur Bestimmung der Gleichgewichtsphasen bzw. der Angleichung eines VdW-Graphen auf den vom streng mathematischen Verlauf nicht erfaßten Zweiphasenbereich: 1. Graphische Bestimmung durch Anlegen der Tangente an die Kurve der Funktion A m(Vm): Die Konstruktion erzwingt, dass die Steigung der Kurve in den beiden Berührungspunkten identisch sein muß mit der Steigung der Tangente. Genau dieser Zusammenhang wird durch die Gleichungen (1a) und (2a) beschrieben. Denn mit Hilfe von (1a) läßt sich (2a) umformen zu A Am Vm1 Am Vm 2 Vm1 Vm 2 m Vm1 Vm 2 (3) und zu Am Vm1 Am Vm 2 Am Vm1 Am Vm2 Vm1 Vm 2 Vm Vm (3a) Diese Gleichung besagt, dass die Steigung der Tangente übereinstimmt mit der Steigung der Kurve A m(Vm) in den Berührungspunkten. In der „Umgebung“ der Schleifen im VdW-Diagramm gibt es dafür nur zwei mögliche Punkte: Diese sind identisch mit den Phasenübergangsdrücken bzw. –volumen. 2. Die Maxwell-Konstruktion: Zur Ermittlung der beiden Phasen im P-V-Diagramm wird die Maxwell-Konstruktion verwendet. Diese Vorschrift besagt, daß ein horizontale Linie so gezeichnet werden muß, daß die beiden abgeteilten Fläche gleich groß sind. Abbildung, eines der Diagramme ohne Farbe, aber mit Kennzeichnung der beiden abgeteilten Flächen Dieses Vorgehen läßt sich interpretieren als die Suche nach dem Druck P Sat, bei dem die Volumenarbeit bei der Kompression des Dampfes bis zur Flüssigkeit identisch ist mit der Volumenarbeit, die man entlang der tatsächlichen Kurve leisten müßte. Die entsprechende mathematische Formulierung lautet: Psat Vm,vap Vm,liq Vm , vap PV dV m m Vm , liq Vvap PV P dV 0 m sat m Vvap Vliq PV dV m m Psat Vvap Vliq Vliq P P P(Vm )* (Vvap -Vliq ) PSat* (Vvap -Vliq ) = V V Deswegen müssen die Beträge der Flächen beider Van-der-Waals-Loops gleich sein bzw. die Flächen müssen sich bei Beachtung des Vorzeichens zu Null summieren. Diese Überlegung kann ohne Probleme auf unsere Betrachtung der Helmholtz-Energie zurückgeführt werden: Die rechte Seite der Gleichung läßt sich umformen zu Vvap 0 PV dV m Vliq m A Psat Vvap Vliq AVvap AVliq m Vm1 Vvap Vliq Vm womit Gleichung (3) reproduziert wird. 3