PURTSCHER Helmut Strahlungsquellen A) Allgemeines: Typische spektroskopische Analysegeräte bestehen meist aus fünf Komponenten: 1. einer stabilen Strahlungsquelle 2. einem für die einfallende und emittierte Strahlung durchlässigen Probenbehälter 3. einer Vorrichtung zur Auswahl eines begrenzten Spektralbereichs für die Messung 4. einem Strahlungsdetektor, der die emittierte Strahlung in ein brauchbares (normalerweise elektrisches) Signal umwandelt 5. einem Signalprozessor plus Auswertungseinheit (PC, Software) Den meisten spektroskopischen Analyseverfahren ist gemeinsam, dass die zu messenden Spektren (ausg. Gammaspektren) üblicherweise durch Wechselwirkung der zu untersuchenden Materie mit elektromagnetischer Strahlung erzeugt werden. Diese Wechselwirkungen können unterschiedlicher Art sein, wobei man insbes. folgende Phänomene unterscheidet: Absorption Emission Streuung Fluoreszenz Phosphoreszenz Chemilumineszenz Dazu werden für die jeweiligen Spektralbereiche entsprechende Strahlungsquellen benötigt. Die folgende Abbildung zeigt den kompletten Bereich elektromagnetischer Strahlung von extrem lang- bis extrem kurzwellig. Im Folgenden werden Strahlungsquellen für den UV/Vis-, Infrarot- und Röntgenbereich beschrieben. 1 PURTSCHER Helmut Grundsätzlich unterscheidet man bei den Strahlungsquellen zwischen Linien- und Kontinuumstrahlern. Die folgende Abbildung zeigt übereinander gelegt ein Linien- und ein Kontinuumspektrum: a) Linienstrahler: Quellen elektromagnetischer Strahlung, die nur Strahlung bestimmter Wellenlängenbereiche aussenden. Typische Linienstrahler sind etwa Quecksilberdampflampen. Wird Quecksilber in diesem Lampentyp erhitzt, so verdampft es und sendet Licht ganz bestimmter Wellenlängen aus (diskontinuierliches Spektrum): 254 nm, 265 nm, 280 nm, 302 nm, 313 nm, 334 nm, 365 nm, 405 nm, 436 nm, 492 nm, 546 nm, 578 nm, 623 nm und 691 nm (zT in obiger Grafik dargestellt). Vorteile gegenüber einem Kontinuumstrahler sind die höhere Intensität sowie die schmalen Wellenlängenbereiche, die mit relativ kleinem Aufwand isoliert werden können. Nachteilig hingegen ist, dass nur Licht bestimmter Wellenlängen zur Verfügung steht, die nicht immer mit der optimalen Absorption der zu messenden Substanz zusammenfallen. b) Kontinuumstrahler: Von einem Kontinuumstrahler spricht man, wenn die Strahlung sich lückenlos über ein größeres Wellenlängengebiet erstreckt. Typische Beispiele für Kontinuumstrahler sind zB Wolframfadenlampen, Deuteriumlampen und Xenonlampen. Siehe die folgende Tabelle mit Beispielen für Linien- und Kontinuumstrahler für den UV- bis IR-Bereich. 2 PURTSCHER Helmut In der klassischen UV/VIS-Spektrometrie oder zB in Dioden-Array-Spektrometern für den UV/VIS-Bereich werden ebenso wie in praktisch allen Typen von IR-Spektrometern Kontiuumstrahler verwendet. In der Atomabsorptionsspektrometrie hingegen werden Linienstrahler benutzt. Kontinuumsstrahler werden dort lediglich zur Untergrundkorrektur eingesetzt. B) UV/Vis-Spektroskopie: Als Strahlungsquellen kommen in modernen Spektralphotometern sehr häufig zwei Lampentypen zum Einsatz. Für den sichtbaren Bereich (VIS) setzt man WolframHalogenlampen ein, für den UV-Bereich eine spezielle Gasentladungslampe, die sogenannte Deuteriumlampe. a) Wolfram-Halogenlampen: Sie enthalten Halogendampf (Jod oder Brom) unter niedrigem Druck. Halogenlampen werden mit höheren Temperaturen betrieben als andere Glühlampen. Der Glaskolben besteht aus Quarzglas, das wesentlich stärker erhitzt werden kann als das übliche Lampenglas, so dass die Abmessungen des Kolbens viel kleiner sein können. Der Wellenbereich der Wolfram-Halogenlampen geht von ca. 290 nm im niedrigen UV-Spektralbereich bis 900 nm im tief roten Spektralbereich. Gewöhnlich wird nur der Bereich von 360 bis 800 nm genützt. Der spektrale Bereich unterhalb von 320 nm wird zB von Deuteriumlampen abgedeckt. Das Halogen in der Lampe dient dazu, Spuren verdampften Wolframs als Halogenid zum Glühfaden zurück zu transportieren und nach Zersetzung (Halogen wird wieder frei) das Metall dort wieder abzuscheiden. Dadurch erhöht sich die Lebensdauer des Glühfadens Um die Lampen dennoch nicht zu stark thermisch zu belasten, sollten sie nicht ständig aus- und eingeschaltet werden. Oft schaltet man das Spektralphotometer daher morgens ein und erst abends wieder aus. b) Deuteriumlampen (D2-Lampen): Deuteriumlampen für den UV-Bereich sind Gasentladungslampen. Eine Gasentladungslampe besteht aus einem Quarz-Glaskolben (UV-durchlässig!), der mit einem unter niedrigem Druck (etwa 10 mbar) stehenden Gas gefüllt ist. Generell treten beim Stromdurchgang durch Gase, die unter einem geringen Druck stehen, Gasentladungen auf, die sich durch spezifische Leuchterscheinungen bemerkbar machen. Das Spektrum der ausgesandten Strahlung ist dabei vom Füllgas abhängig. In den Glaskolben sind Anode und Kathode eingeschmolzen. Beim Anlegen einer Spannung von beinahe 100 V an die Elektroden wandern die im Gas enthaltenen freien negativen Elektronen zur positiven Anode. Dabei werden die Elektronen beschleunigt und stoßen mit den 3 PURTSCHER Helmut Atomen des Füllgases zusammen. Die Bewegungsenergie ist dabei so groß, dass einzelne Elektronen aus den Atomhüllen herausgeschlagen werden und als freie Elektronen zur Anode fliegen. Das positiv geladene Atomion fliegt zur negativen Kathode. Die aus den Atomen herausgeschlagenen Elektronen erhöhen die Leitfähigkeit des Gases, wodurch der Strom plötzlich innerhalb von μs stark ansteigt. Wenn die Energie nicht ausreicht, um ein Elektron aus der Atomhülle herauszuschlagen, kann dieses auf ein höheres Energieniveau (Schale im Bohr´schen Atommodell) angehoben werden. Bei Zurückfallen auf das alte oder ein anderes niedrigeres Energieniveau wird die aufgenommene Energie in Form elektromagnetischer Strahlung wieder frei. In Spektralphotometern werden meistens Gasentladungslampen mit einer Füllung aus Deuterium D2 verwendet. Diese Lampen zeichnen sich durch konstante Energieabgabe im ultravioletten Bereich zwischen 180 nm und 370 nm aus. Vor Beginn der Messung muss das Spektralphotometer mindestens 15 - 30 Minuten eingeschaltet sein. Auch dieser Lampentyp sollte nicht ständig ein- und ausgeschaltet werden. c) Xenonbogenlampen: Diese Lampen erzeugen intensive Strahlung, indem Strom durch eine Xenonatmosphäre fließt. Das Spektrum ist über einen Bereich von ca. 250 bis 600 nm kontinuierlich, wobei die höchste Intensität bei ca. 500 nm erreicht wird. In einigen Geräten wird die Lampe durch regelmäßige Entladungen über einen Kondensator phasenweise betrieben; dabei werden hohe Intensitäten erreicht. C) Infrarot-Spektroskopie Strahlenquellen sind meist elektrisch beheizte, glühende Keramiken oder Metalle. a) Nernst-Stift: Keramischer Zylinder mit 1 bis 2 mm Durchmesser und ca. 20 mm Länge, bestehend aus Oxiden der Seltenen Erden (zB Zirkoniumoxid ZrO2). Die Elektroden, die mit den Enden des Zylinders verschmolzen sind, bestehen aus einem Platinmetall. Mit dem Nernst-Stift werden Temperaturen um ca. 1500 °C erzielt. Sein Vorteil ist die große Strahlungsausbeute im Infrarot-Bereich, sein Nachteil die Sprödigkeit des Materials. b) Globar-Stift (Silit-Stift): Stab aus Siliciumcarbid (SiC) von ca. 5 mm Durchmesser und bis ca. 50 mm Länge. Er wird elektrisch auf Temperaturen zwischen 1000 und 1650 °C erhitzt und emittiert Strahlung im Wellenlängenbereich von 4 bis 15 µm (mittleres bis fernes IR, s. Tab. auf S. 2). Die elektrischen Kontakte müssen gekühlt werden. Die Energien der Spektren von Nernst- und Globar-Stiften sind vergleichbar, nur unterhalb von 5 µm ist die Leistung des Globar höher. c) Nickel-Chrom-Spirale: Eine IR-Strahlungsquelle mit etwas geringerer Intensität, dafür aber längerer Lebensdauer als Nernst- oder Globar-Stift, besteht aus einer kompakt gewickelten Spirale aus einer Ni/CrLegierung, die elektrisch auf ca. 1100 °C aufgeheizt wird. d) Quecksilberbogen 4 PURTSCHER Helmut In der Ferninfrarot-Region des Spektrums (Wellenlänge >50 µm) liefert keine der oben beschriebenen thermischen Quellen genügend Energie. In diesem Bereich verwendet man daher häufig einen Hochdruck-Quecksilberbogen. Diese Vorrichtung besteht aus einer quarzummantelten Röhre, die Quecksilberdampf bei Drücken über einer Atmosphäre enthält. Die durch den Dampf fließende Elektrizität bildet eine interne Plasmaquelle, die im Ferninfrarotbereich kontinuierliche Strahlung liefert. 5 PURTSCHER Helmut D) Röntgen-Spektroskopie Röntgenstrahlen entstehen durch starke Beschleunigung von Elektronen oder durch hochenergetische Übergänge in Elektronenhüllen von Atomen. Beide Effekte werden in der Röntgenröhre ausgenutzt, in der Elektronen zunächst von einer Glühwendel (Kathode) aus beschleunigt werden und anschließend auf die Anode treffen, in der sie stark abgebremst werden. Hierbei entsteht Röntgenstrahlung als kontinuierliche sog. Bremsstrahlung sowie Wärme. Bei diesem Vorgang werden Elektronen aus den Elektronenschalen der Metallatome herausgeschlagen. Die Löcher in den Schalen werden durch andere Elektronen aufgefüllt, wobei Röntgenstrahlung mit einer elementspezifischen Energie entsteht (sog. charakteristische Röntgenstrahlung mit einem charakteristischen Linienspektrum des beschossenen Anodenmaterials. Da man bei einem Einsatz der Röhre in der instrumentellen Analytik (zB in der Röntgenfluoreszenz-Spektroskopie) nicht unterscheiden könnte, ob dieses Linienspektrum zB von einer Chrom-Anode oder von Chrom aus einer untersuchten Probe stammt, muss man das charakteristische Linienspektrum zuvor herausfiltern. Schematische Darstellung einer wassergekühlten Röntgenröhre: C – die Anode sitzt auf einem Wasserkühler (W in, W out = Wasserzu- und Abfluss) Die Anoden sind heutzutage meist aus Keramiken, wobei die Stellen, auf welche die Elektronen auftreffen, aus Molybdän, Chrom, Wolfram, Gold oder Rhodium bestehen. Bei dem Prozess des Beschleunigens und der Abbremsung entsteht nur zu 1% Röntgenstrahlung und zu 99 % Wärme. Abb. links: eine moderne Mikrofokus-Röntgenröhre für die instrumentelle Analytik mit Ringanode und magnetischer Fokussierung des Elektronenstrahls, der auf ein dünnes Wolframtarget trifft und dort Röntgenstrahlung erzeugt. 6