Vorbeugende Maßnahmen am Kind

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Hebamme
Heinke Duckeck
Peine
QM Handbuch
Vorbeugende Maßnahmen am Kind
Augentropfen oder Augensalbe:
Nach der Geburt werdet Ihr gefragt, ob Euer Kind Augentropfen bekommen soll. Ihr solltet dazu schon
vorher eine informierte Entscheidung getroffen haben und nicht davon ausgehen, dass jedes Angebot
von Medikamenten schon gut sein wird für Euer Kind. Sonst würden sie ja gar nicht fragen.
(Manchmal vergessen sie das auch.)
Hintergrund:
vor über 130 Jahren kam Silbernitratlösung zur allgemeinen Anwendung als einmalige
Augentropfengabe direkt nach der Geburt, um zu verhindern, dass das Kind erblindet, weil es sich mit
Gonokokken infiziert haben könnte. Silbernitrat ist wirksam gegen Gonokokken, in dem es sie durch
eine entzündliche Reaktion am Auge herausspült. Gonokokken sind die Krankheitserreger einer
Geschlechtskrankheit.
Silbernitrat kommt heute kaum noch zur Anwendung, sondern es werden antibiotische
Augentropfen oder Augensalbe einmalig verabreicht. Sie wirken nicht gegen Gonokokken. Man
hofft damit den Chlamydien und Streptokokken der Gruppe C den Gar aus zu machen. Die Wirkung
ist umstritten. Chlamydien sind auch nur sexuell übertragbare Erreger und die sind bei Ihnen laut
Mutterpass zu Beginn der Schwangerschaft nicht nachgewiesen worden (wenn doch, wurden sie
inzwischen eliminiert). Streptokokken können sich durchaus im Geburtskanal aufhalten, ohne dass
man sie bemerkt. Eine Augenentzündung ist in der Regel behandelbar.Ein Anstieg der
Bindehautentzündungen ist meines Wissens seitdem nicht beobachtet worden. Die Gabe von
antibiotischen Tropfen kann zu Resistenzen und Allergien führen.Eine Behandlung von tatsächlichen
Bindehautentzündungen scheint hier heutzutage sinnvoller zu sein.
Dem Kind werden auch Vit. K Tropfen in den Mund gegeben. Direkt nach der Geburt und jeweils
noch mal bei der U2 und der U3.
Vitamin K ist ein wichtiger Baustein der Blutgerinnung. In der Leber werden hiermit
Gerinnungsfaktoren aufgebaut. Es ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten, besonders in Blattgemüse,
Kohl, Spinat, Karotten und Milch. Kinder, die voll gestillt werden, erhalten weniger Vitamin K als
Kinder, die mit industriell hergestellter Säuglingsnahrung ernährt werden, da dieser Vitamin K
zugesetzt wird. Muttermilch enthält in der ersten Milch (Kolostrum) die höchste Menge an Vitamin K.
Ein Mangel an Vitamin K kann zu Neugeborenengelbsucht, Blutergüssen, Darm- und Nabelblutungen
und in seltenen Fällen auch zu einer Hirnblutung führen.
Empfehlungen:
Die deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde empfiehlt allen Kindern direkt nach der Geburt, bei der
2. und bei der 3. Vorsorgeuntersuchung jeweils 2 mg Vitamin K zu geben. Das ist etwa 2000mal mehr
als durch die Muttermilch täglich aufgenommene Menge. Ein Teil dieser Dosis wird vom Kind bis zur
nächsten Gabe gespeichert.
Bei der Entlassung aus der Klinik bekommen Sie vermutlich Tabletten für Ihr Kind mit, die ab dem 6.
Tag gegeben werden sollen. Sie enthalten meistens nur Vit D, manchmal auch mit Fluor.
Die Vorstufe von Vitamin D wird im Organismus gebildet, in der Haut gespeichert und mit Hilfe von
Sonnenlicht (UV-B Strahlung) zu Vit D umgewandelt. Vitamin D reguliert den Kalzium- und
Phosphathaushalt im menschlichen Körper und ist besonders wichtig für den Knochenbau. Ein
Mangel an Vitamin D führt zu Störungen im Knochenbau und kann zu Rachitis führen; zuviel Vitamin
D kann die Nieren und andere Organe durch Kalkablage-rungen schädigen. Erhöhtes Vit D-MangelRisiko besteht bei:
-Früh- und Mangelgeborenen,
Erstellerin: Heinke Duckeck
Version 2 v. 27.01..2012
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Vorbeugende Maßnahmen am Kind
-Kindern mit chron. Leber- u. Nierenleiden
-selbst hergestellter Babynahrung.
Nach aktuellem Forschungsstand wird ein gestilltes, reifes Neugeborenes ausreichend mit Vit D
versorgt, wenn es täglich für eine Stunde nach draußen ans Tageslicht kommt und die Mutter sich in
einem guten Ernährungszustand befindet.
Muttermilchersatznahrung ist mit Vit D angereichert.
Empfehlungen:
Um alle Kinder zu schützen, empfehen Kinderärzte, jedem Kind Vit D zu geben, oft in Verbindung mit
Fluorid. Nach neuesten Forschungsergebnissen empfiehlt sich die alleinige Gabe von Vitamin D
täglich ab dem 7. Lebenstag bis zum Ende des 1. Lebensjahres in Form von Vigantol-Öl oder 500 IE
Vitamin D als Tablette.
Das Salz des Fluors ist ein für den menschlichen Körper essentielles Spurenelement, 95% davon in
Zähnen und Knochen. Es findet sich in der Natur im Trinkwasser, regional unterschiedlich hoch, in
Schwarztee und zugesetzt in manchem Speisesalz und einigen Fertigprodukten. Fluorid stabilisiert
den Zahnschmelz und dient zur Vorbeugung und Behandlung von Karies. Karies entsteht durch
Mikroorganismen, unzureichende Zahnhygiene und häufiger Aufnahme von Zucker.
zu viel Fluorid führt Jedoch zu weißen Schmelzflecken an den bleibenden Zähnen (Fluorose =
Knochenverhärtung). Neueste Forschung weist der lokalen Fluoridanwendung größere Bedeutung zu
als der Gabe von Fluorid-Tabletten.
Die Meinungen zur Effektivität und zur Behandlungszeit gehen weit auseinander.
Empfehlungen:
Nach dem 6. Lebensmonat individuelle Fluoridgabe in Absprache mit dem Zahnarzt.
Von systemischer Fluoridgabe in Tablettenform wird abgeraten, um eine evtl. Überversorgung zu
vermeiden.
Die DGZMK /Dt. Gesellschaft f Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) empfiehlt keine Gabe vor dem 6.
Lebensmonat; wie auch der Deutsche Hebammenverband.
Die DAKJ (Deutsche Akademie für Kinderheilkunde und Jugendmedizin) empfiehlt die tägliche Gabe
von 0,25 mg Fluorid in Tablettenform, kombiniert mit Vitamin D.
Karies könnt Ihr zunächst vorbeugen, in dem Ihr die Bakterien, die in Eurem Mund sind, nicht an das
Kind weitergebt. Also: Keine abgeleckten Schnuller in den Babymund, auch keine abgeleckten
Löffel!
Ich habe hier versucht nach bestem Wissen meinen Informationsstand wieder zu geben. Bitte
informiert Euch bei Bedarf weiter.
Quellen:
Hebammen Seminar Neugeborenen Prophylaxen Hebammenverband Nds 2008,
Flyer „Neugeborenen Prophylaxen“ des Hebammenqualitätszirkels Leer/ostfriesland
Ersteller: Heinke Duckeck Erstellungsdatum: 27.11.2012 V2
Erstellerin: Heinke Duckeck
Version 2 v. 27.01..2012
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