Visite am 22. November 2016 im NDR Fernsehen Themen: Fruchtsäfte – Vorsicht vor der Zuckerfalle Fersensporn – was hilft? Neuer Impfstoff schützt vor Gürtelrose im Alter Integrative Krebstherapien Wie gut sind Tapeverbände zum Selberkleben? Abenteuer Diagnose: TRAPS Fruchtsäfte – Vorsicht vor der Zuckerfalle Fruchtsäfte profitieren nach wie vor von ihrem guten Ruf, und wer sich etwas Gutes tun will, greift schnell zu O-Saft, Cranberry, Aronia, Multivitamin und Co. Doch neben den beworbenen Antioxidantien und gesunden Vitaminen enthalten die Säfte vor allem eines: Zucker. Selbst Hinweise wie „Ohne Zuckerzusatz“ oder „frisch gepresst“ machen sie nicht gesünder, denn Obst enthält in der zu Saft verarbeiteten Menge von Natur aus schon hohe Anteile an Fruchtzucker, dass es mit Cola mithalten kann. Auch das Vitaminversprechen kann da nicht halten, da die hohe Zuckermenge so schädlich ist, dass sie die positiven Effekte der Vitamine leicht zunichtemacht. Gefahren der Fructose Fruchtzucker – auch Fructose genannt – ist für den Menschen besonders problematisch, da er doppelt so süß schmeckt wie andere Zuckerarten und dementsprechend auch viel verlockender ist. Aus diesem Grund wird er von der Lebensmittelindustrie bevorzugt zum Süßen eingesetzt, was die täglich eingenommene Zuckermenge noch unübersichtlicher macht. Hier sind sich Ernährungswissenschaftler und Mediziner einig: Besonders Fruchtzucker ist in größeren Mengen verantwortlich für Übergewicht, Fettleber, die Entstehung von Diabetes II und erhöhte Blutfettwerte. Der Mechanismus im Körper funktioniert dabei wie folgt: Fructose hat die Eigenschaft, vom Dünndarm extrem schnell aufgenommen zu werden. Wenn zu viel davon im Körper ist, etwa nach einem großen Glas Fruchtsaft, wandelt dieser es in Fett um und lagert es in der Leber ein. Geschieht das nun über einen längeren Zeitraum, kommt es zur gefürchteten Fettleber und den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken und Folgeerkrankungen. Frisch ist besser Wer sich wirklich etwas Gutes tun will, sollte also lieber zu frischem Obst greifen. Denn während Säfte die Gefahr an einem Diabetes zu erkranken erwiesenermaßen steigern, können frische Obstsorten wie zum Beispiel Trauben, Äpfel oder Orangen das Risiko sogar senken. Außerdem enthält frisches Obst neben Vitaminen auch viele Ballaststoffe und vor allem gesunde Sekundärstoffe, die im Saft nur gering, oder gar nicht mehr vorhanden sind. Aber auch mit frischem Obst soll man es nicht übertreiben: Als Richtwert sollten täglich nicht mehr als 3 Handvoll davon gegessen werden. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Björn Paschen, Internist und Diabetologe Diabetologische Schwerpunktpraxis Harburg Am Wall 1, 21073 Hamburg Tel. (040) 55 77 533 00, Fax. (040) 55 77 533 01 E-Mail: [email protected] Internet: diabetologie-hamburg.de/ Prof. Dr. Christian Sina, Gastroenterologe und Institutsdirektor Institut für Ernährungsmedizin Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck E-Mail: [email protected] Internet: www.innere1.uni-luebeck.de/klinik/l-gastro.html/ Dr. med. Anne Fleck, Fachärztin für Innere Medizin, Rheumatologie, Präventiv- und Ernährungsmedizin E-Mail-Formular: www.docfleck.com/kontakt Internet: www.docfleck.com Weitere Informationen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. Godesberger Allee 18, 53175 Bonn Tel. (0228) 3776 600, Fax. (0228) 3776 800 Internet: https://www.dge.de/ Fersensporn – was hilft? Wenn stechende Schmerzen auf der Unterseite der Ferse bereits die ersten Schritte am Morgen zur Qual machen, liegt das oft an einem Fersensporn. Die häufigsten Ursachen dafür sind schlechtsitzende Schuhe, Übergewicht, aber auch Fehlbildungen, wie ein zu flaches Fußgewölbe. Durch längere Fehlbelastung kann sich schließlich die Sehnenplatte (Plantarfaszie) unterhalb des Fußes entzünden, die sein Längsgewölbe absichert. Dabei entstehen kleine Risse, die der Körper nun mit Kalkeinlagerungen auffüllt, um die empfindliche Region zu entlasten. Diese Kalksubstanz sammelt sich mehr und mehr an, und unterhalb der Ferse entsteht schließlich ein dornähnlicher Fortsatz – der Fersensporn. Zwei Therapien sind notwendig Als erstes kann mithilfe einer Einlage, die das Gebiet der entzündeten Sehnenplatte entlastet, der Schmerz gelindert werden. Durch zusätzliche Therapiemaßnahmen muss die Entzündung gestoppt werden. Dazu kann mit einer mehrwöchigen Röntgentherapie die entzündete Stelle bestrahlt werden. Allerdings kommt es hier zu einer erhöhten Strahlenbelastung, weshalb diese Behandlung nur für Menschen ab ca 60 Jahren in Frage kommt. Erfolg versprechend ist bei jedem zweiten Patient die Behandlung mit Stoßwellen. Diese ist zur Zeit noch keine Kassenleistung, sie kostet rund 90 Euro pro Sitzung. Der Gemeinsame Bundesausschuss prüft, ob die Stoßwellentherapie bei Fersensporn zukünftig in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen wird. Aktive Mithilfe ist wichtig Auch wenn die Schmerzen schließlich verschwunden sind, bleibt es wichtig, dass die Füße regelmäßig trainiert werden, sonst kann es erneut zum Auftreten der Erkrankung kommen. Entscheidend ist , mit verschiedenen Übungen die Füße zu stärken und wieder zu sensibilisieren. Bereits ein einfaches, regelmäßiges Training mit vielen Dingen, die sich im Haushalt finden, kann der Erkrankung effektiv vorbeugen: 1. Greifen Hier soll versucht werden, Gegenstände mit den Zehen zu greifen. Beginnen kann man damit, ein kleines Handtuch zu heben. Eine etwas fortgeschrittene Variante ist, Murmeln zu greifen, um diese dann in einen Behälter zu füllen. Trainiert wird dabei der gesamte Bewegungsapparat. Die Übung soll dem Fuß seine ursprüngliche Stabilität zurückgeben. 2. Sensibilisierung Diese Übung kann leicht im Sitzen und nebenbei, zum Beispiel am Schreibtisch, ausgeführt werden. Dazu rollt man einfach einen Gegenstand wie einen Igelball oder eine Walnuss mit der Fußsohle hin und her. Dies trainiert auf Dauer die Bewegungsfähigkeit und sensibilisiert zudem die Nerven. 3. Fußparcours In diesem Training tritt man – zunächst im Sitzen – auf einige Kieselsteine oder Walnüsse. Vorsichtig steht man dann langsam auf, um den Fuß etwas mehr zu belasten. Auch an den Außenrändern sollte der Fuß durch langsame Gewichtsverlagerung belastet werden. Dies kann unangenehm sein, trainiert aber Nerven, Muskeln und Sehnen. Den gleichen Effekt hat das Balancieren auf einem auf dem Boden liegenden Springseil. 4. Dehnung Muskeln werden durch Dehnungen entspannt und Sehnen wieder flexibler gemacht – der Fuß gewinnt an Flexibilität. Dazu legt man ein Handtuch um den Fuß, und zieht ihn im Sitzen mit gestrecktem Bein vorsichtig in Richtung Körper, bis man die Dehnung deutlich in der Wade spürt. Alternativ kann man sich mit den Zehen auf eine Treppenstufe stellen, und die Füße durch langsames Vorbeugen dehnen. Interviewpartnerin im Studio: Dr. Christoph Bäumer, Orthopäde Centrum für Orthopädie und Schmerztherapie Dockenhudener Straße 27, 22587 Hamburg Tel. (040) 866 931 0, Fax. (040) 866 931 11 E-Mail: [email protected] Internet: www.orthopaede-hamburg.de/ Interviewpartner im Beitrag: Dr. Jürgen Heide Praxis für Strahlentherapie Stadter Straße 154, 21075 Hamburg Tel. (040) 866 910 80, Fax: (040) 866 910 810 E-Mail: [email protected] Internet: www.strahlentherapie-harburg.de/ Björn Schmitt, Orthopädietechniker Sanitätshaus Meyer Sand 35 21073 Hamburg Weitere Informationen: Deutscher Pilates-Verband e.V. Geschäftsstelle Hippmannstraße 13, 80639 München Tel. (0151) 1200 3653 Internet: www.pilates-verband.de/pilates/vorteile/gesunde-fuesse/ Neuer Impfstoff schützt vor Gürtelrose im Alter Fast jeder Mensch in Mitteleuropa hat als Kind einmal die Windpocken gehabt und trägt seitdem den Auslöser, das sogenannte Herpes-Zoster-Virus in seinem Körper. Es siedelt sich im Rückenmark an und verbleibt dort meist ein Leben lang. Für gewöhnlich richtet es keinen Schaden an, da es den menschlichen Körper als Wirt betrachtet und diesen selbst zum Überleben braucht. Doch ist das Immunsystem geschwächt, etwa durch eine chronische Erkrankung, Stress, oder ab über 50 Jahren auch altersbedingt, kann sich das Virus reaktivieren und eine Gürtelrose auslösen. Schmerzhafter Verlauf Die Folgen dieser neurologischen Erkrankung sind sehr unangenehm: Heftiger, oft halbseitiger Hautausschlag im Rücken- und Brustbereich, Bläschenbildung sowie brennende Schmerzen gehören zu den unverkennbaren Symptomen. In diesem Fall sollte man unverzüglich zum Arzt gehen, da der Krankheit direkt nach dem Ausbruch noch mit antiviralen Medikamenten entgegengewirkt werden kann. Doch selbst wenn die Haut nach einer Gürtelrose wieder ganz geheilt erscheint, können die starken Schmerzen durch permanente Schädigung der Nerven dauerhaft bleiben oder auch urplötzlich zurückkehren. In diesen Fällen sprechen die Ärzte von einer Postherpetischen Neuralgie oder PostzosterNeuralgie. Kommt es zu dieser chronischen Folgeerkrankung, hilft nur eine Schmerztherapie mit regelmäßigen Spritzen. Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, entwickelten Wissenschaftler bereits vor einigen Jahren einen Impfstoff, der aber lediglich bei jedem zweiten wirkte und zudem keinen Patienten mit geschwächtem Immunsystem verabreicht werden kann. Genau diese Menschen sind aber am meisten vom Risiko betroffen, eine Gürtelrose zu bekommen. Neuer Impfstoff stark verbessert Nach weiteren Jahren intensiver Forschung können die Mediziner nun einen neuen Impfstoff mit stark verbesserten Eigenschaften präsentieren: Dieser konnte bei etwa 97 Prozent der Probanden den Ausbruch einer Gürtelrose verhindern, und hält nach bisherigen Messungen pro Impfung etwa drei Jahre vor. Der Hauptvorteil des neuen Impfstoffes ist aber, dass nun auch Menschen mit u.a. altersbedingter Immunschwäche geimpft werden können. Auch Patienten die Medikamente wie Immunsuppressiva nehmen müssen, können mit dem neuen Stoff geschützt werden. Getestet wurde der neue Impfstoff bisher an über 30.000 Patienten ab 50 Jahren. Bis er die Zulassung erhalten darf, muss er allerdings noch weitere Studien durchlaufen. Dann könnte in einigen Jahren die Gürtelrose endgültig der Vergangenheit angehören. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Tino Schwarz, Chefarzt des Zentrallabors Krankenhaus Stiftung Juliusspital Würzburg Juliuspromenade 19, 97070 Würzburg Tel. (0931) 39 30, Fax. (0931) 393 1004 E-Mail: [email protected] Internet: www.juliusspital.de/ Dr. Frank Petzke, Klinikleiter Schmerzmedizin Schmerz-Tagesklinik und -Ambulanz Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Göttingen Robert-Koch-Str. 40, 37099 Göttingen Tel. (0551) 39 66 120, Fax. (0551) 39 86 76 E-Mail: [email protected] Internet: www. med.uni-goettingen.de/ Univ. Prof. Dr. Michael P. Schön, Facharzt für u. a. Dermatologie und Dermatohistologie Universitätsklinik Göttingen Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen Tel. (0551) 39 66 401, Fax. (0551) 39 66 841 E-Mail: [email protected] Internet: www.dermatologie.med.uni-goettingen.de/ Prof. Dr. Stefan W. Schneider, Klinikdirektor Klinik für Dermatologie und Venerologie Universitätsklinikum Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Tel. (040) 7410 52 630, Fax. (040) 7410 54 861 E-Mail: [email protected] Internet: www.uke.de/ Weitere Informationen: Robert Koch Institut Fragen und Antworten zur Schutzimpfung gegen Varizellen Internet: www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Varizellen/FAQListe_Varizellen_Impfen.html#f2407414 Integrative Krebstherapien Diagnose Krebs: Nach dem ersten Schock und belastenden Therapien hoffen viele Betroffene auf unterstützende und lindernde Effekte aus der Naturheilkunde, zum Beispiel VitaminCocktails und Pflanzenextrakte zur Stimulierung des Immunsystems. In Deutschland gibt es mehr als 500 so genannte biologische Krebsmittel, in der Regel fehlen jedoch wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit. Viele Ärzte halten einen unbestimmten Nutzen der natürlichen Methoden für möglich, wissen selbst aber wenig darüber. Schulmedizinische Krebstherapie nicht abbrechen Wer auf schulmedizinische Therapien verzichtet, gibt auch einen Teil der Heilungschancen auf. Daher sollten Chemotherapie und Bestrahlung nicht wegen einer alternativen Therapie abgebrochen werden. Der betreuende Arzt sollte wissen, welche Therapien der Krebskranke zusätzlich anwendet. Denn zusätzliche Behandlungen können die Haupttherapie beeinträchtigen oder den Krebs sogar verschlimmern. Nicht alles hilft bei jedem Krebs und in verschiedenen Stadien. Schädlich ist eine Zusatztherapie auch, wenn sie nichts nützt, den Patienten aber finanziell belastet und so in Schwierigkeiten bringt. Unseriöse Krebstherapeuten erkennen Immer wieder werden Fälle von unseriösen Therapeuten bekannt, zum Beispiel die experimentelle Therapie eines Heilpraktikers mit der Substanz 3-Bromopyruvat (3BP), bei der drei Menschen starben. Bei alternativen Krebstherapien ist in folgenden Fällen große Vorsicht geboten: Der Anbieter besteht darauf, dass alle schulmedizinischen Behandlungen wie Chemound Strahlentherapie abgebrochen werden. Er besteht auf einen langfristigen privaten Behandlungsvertrag. Die Wirksamkeit der Therapie wird allein mit Referenzen, Empfehlungen und Fallberichten "belegt", aber ohne anerkannte wissenschaftliche Publikationen. Die Sprache der "Belege" klingt wissenschaftlich und ist für Nicht-Mediziner schwer zu verstehen. Die Therapie wirkt angeblich gegen alle Krebserkrankungen in allen Stadien und gegen andere schwere Erkrankungen wie AIDS und Multiple Sklerose. Die Methode wird als natürlich, sanft und zugleich nebenwirkungsfrei angepriesen. Angeblich wurde eine Vielzahl von Erkrankten geheilt, die von Schulmedizinern bereits aufgegeben wurden. Der Anbieter verweist auf eine Verschwörung schulmedizinischer Ärzten und der Pharmaindustrie, die den Durchbruch einer alternativen Methode verhindern soll. Verfahren der komplementären Onkologie Zunehmend werden alternative Krebstherapien auch in der Schulmedizin erforscht und eingesetzt. Meist handelt es sich um Verfahren aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, der Pflanzenheilkunde, der Ayurvedischen Medizin sowie um Entspannungstechniken und Meditation. Dazu zählen: Aus der Hanfpflanze synthetisch gewonnen Substanzen (Cannabinoide) sollen Schmerzen lindern sowie Übelkeit und Erbrechen bei Strahlen- und Chemotherapien lindern. In Deutschland sind Cannabinoide ab 2017 kontrolliert zugelassen. Der Effekt von Mistelextrakt auf die Stärkung des Immunsystems ist wissenschaftlich umstritten. Eine Misteltherapie kann subjektiv die Lebensqualität steigern. Bei bestimmten Krebsarten kann die Einnahme aber gefährlich sein. Weihrauch wird bei Hirntumoren als zusätzliches Mittel gegen Gewebeschwellungen eingesetzt. Bei einer Strahlen- oder Chemotherapie sollen Enzyme (Papain, Chemotrypsin, Trypsin, Glutathion) und Pflanzen (Ingwerwurzel, Shiitake-Pilze) Nebenwirkungen wie Haarverlust, Erbrechen und Nerven-Gefühlsstörungen lindern. Eine Ernährungstherapie soll einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen vorbeugen. Bei Betroffenen mit Leberkrebs und Darmkrebs sollen ernährungsmedizinische Ansätze lebensverlängernd wirken können. Eine onkologische Sporttherapie soll das Immunsystem stärken, die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität erhöhen. Auch Tai-Chi und Quigong werden Krebskranken häufig empfohlen. Meditation kann die negativen psychischen Folgen einer Krebserkrankung reduzieren. Selen nicht immer sinnvoll Das Spurenelement kann der Körper nicht selber herstellen, sondern muss es mit der Nahrung aufnehmen. Sowohl in der Prävention als auch in der Krebstherapie wird Selen als unerlässlich angesehen: Das Mineral hilft, schädliche Radikale einzufangen, stabilisiert Immunzellen und kann die DNA reparieren. Zudem soll der Stoff vor Nebenwirkungen einer Strahlen- oder Chemotherapie schützen. Allerdings stehen zellschützende Mittel wie Selen oder bestimmte Vitamine im Verdacht, auch die Krebszellen zu schützen. Daher sollten diese Mittel erst als Nachsorge zur Chemotherapie in der Aufbauphase eingenommen werden. Krebszellen töten, ohne gesunde Zellen zu schädigen Die Schwierigkeit im Kampf gegen Tumore besteht nicht darin, Krebszellen abzutöten. Das wäre mit einfachen Hausmitteln wie Alkohol oder Salz möglich. Dabei werden jedoch auch gesunde Körperzellen geschädigt. Voraussetzung für eine Krebstherapie ist, dass Mediziner Medikamente finden, die ausschließlich in Krebszellen wirken, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Interviewpartner im Studio: PD Dr. Jutta Hübner, Fachärzten für Innere Medizin, Hämatologie und Internistische Onkologie Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Kuno-Fischer-Straße 8, 14057 Berlin Tel. (030) 322 932 951, Fax. (030) 322 932 966 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebsgesellschaft.de/ Interviewpartner im Beitrag: Priv.-Doz. Dr. Isabell Witzel, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Zentrumsleiterin Brustzentrum Universitätsklinikum Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Tel. (040) 7410 23800, Fax. (040) 7410 54355 E-Mail: [email protected] Internet: www.uke.de/ Weitere Informationen: Stiftung Deutsche Krebshilfe Buschstr. 32, 53113 Bonn Tel. (0228) 729 900, Fax. (0228) 729 9011 E-Mail: [email protected] Internet: www.krebshilfe.de/ Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Kuno-Fischer-Straße 8, 14057 Berlin E-Mail: [email protected] internet: www.krebsgesellschaft.de/ Ratgeber: Jutta Hübner: Komplementäre Onkologie: Supportive Maßnahmen und evidenzbasierte Empfehlungen. Alle Komplementärsubstanzen als Patienteninformation. (mit CD-ROM) 380 S.; Schattauer (2008); € 46,80 Prof. Dr. Richard Béliveau, Dr. Denis Gingras: Krebszellen mögen keine Himbeeren. Nahrungsmittel gegen Krebs 216 S.; Kösel (2007); € 21,95 Wie gut sind Tapeverbände zum Selberkleben? Man sieht die grellen Klebebänder oft am Körper vieler Spitzensportler, und helfen sollen sie gegen schmerzende Gelenke und Muskelverspannungen. Kinesiotapes kommen in bunten Farben daher und sehen aus, wie etwas zu groß und lang geratene Pflaster. Entwickelt wurden sie bereits vor über 40 Jahren von einem japanischen Chiropraktiker, ursprünglich um Gelenke von Patienten mit Sportverletzungen nicht ruhigzustellen, sondern gezielt mit umwickeltem Band zu mobilisieren. Heute werden die speziellen Klebestreifen auch dafür verwendet, um auf schmerzenden Körperpartien wie Waden oder Rücken die Muskulatur zu massieren. Doch trotz der schicken Farben und futuristischen Optik gibt es wissenschaftlich bislang keinen Nachweis für eine Wirksamkeit der Tapes. Viele Sportler stört das nicht: Sie schwören auch ohne die nachgewiesene Wirkung auf das bunte Baumwollgewebe und sind überzeugt davon, dass sie bei Behandlungen von Schulterschmerzen, Tennisellenbogen und ganz generell Muskeln und Gelenken die gewünschten Effekte bringen. Selbst wenn es sich nur um einen Placebo-Effekt handelt, fühlen sich die Streifen offenbar für viele Menschen gut an und kommen daher bei einer Vielzahl von Erkrankungen zum Einsatz – unter anderem bei Migräne, Arthrose und der Behandlung von Kniegelenken, aber auch bei Bandscheibenvorfällen und Problemen mit dem Sprunggelenk. Wer die rund 10 Euro teuren Kinesiotapes einmal selbst ausprobieren möchte, sollte dies am besten von einem Experten, zum Beispiel dem Arzt oder Physiotherapeuten, machen lassen. Aber auch der eigenen Anwendung steht nichts im Wege, wenn man dabei ein paar Dinge beachtet: 1. Wenn sich Schmerzzustände nicht bessern, sollte man nach spätestens einer Woche einen Arzt aufsuchen. 2. Auch bei immer wiederkehrenden Schmerzen sollte man sich unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen. 3. Bei Hautausschlägen oder juckender Haut müssen die Bänder entfernt werden. Manche Menschen können vor allem auf den wasserfesten Kleber der Bänder allergisch reagieren. 4. Die Bänder sollten nur dort angelegt werden, wo man die Technik auch sicher beherrscht. Schließlich sollen Gelenke unterstützt und Muskeln sanft massiert werden, und das geht nur, wenn sich die betreffenden Stellen auch gut erreichen lassen. Sollen die Bänder ernsthaft therapeutisch angewendet werden, ist ein Arztbesuch in jedem Fall notwendig. Denn vor dem Einsatz der Tapes muss zuerst eine klare Diagnose gestellt werden, um dann über die gezielte Anwendung, korrekte Körperhaltung und die richtige Klebetechnik zu sprechen. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Ulrich Peschel, Facharzt für Orthopädie, Physikalische Therapie und Rehabilitation Asklepios Klinik, Rückenzentrum St. Georg Lohmühlenstraße 5, Haus O, 20099 Hamburg Tel. (040) 1818 85 26 23 E-Mail: [email protected] Internet: www.asklepios.de/ Dr. Christian Hauschild, Orthopäde Orthopädische Praxis Steinrader Weg 2, 23558 Lübeck Tel. (0451) 433 73 Internet: www.orthopaede1.homepage.t-online.de/ Weitere Informationen: Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) LV Hamburg und Schleswig-Holstein e.V. Winterhuder Weg 8, 22085 Hamburg Tel. (040) 47 74 08, Fax. (040) 47 37 82 E-Mail: [email protected] Internet: www.physio-deutschland.de/ Abenteuer Diagnose: TRAPS Anne H. hat sich eigentlich schon mit ihrem Schicksal abgefunden. Seit nunmehr 18 Jahren hat die heute 28jährige immer wieder starke Fieberschübe und messerstichartige Schmerzen im Bauch. Sie erinnert sich noch heute: Es beginnt als Kind nach einem Urlaub in Tunesien. Statt Sonnenbräune und Entspannung kommt die damals 10jährige mit heftigen Bauchschmerzen und Fieberattacken zurück. Anfangs vermutet die Familie einen Erreger, doch die Symptome kommen wieder und wieder – über 18 lange Jahre. Dementsprechend umfangreich ist auch die Liste ihrer Krankenhausaufenthalte: An 14 Kliniken vermittelt die engagierte Hausärztin ihre Patientin Anne H., immer wieder ließ sie Magen- und Darmspiegelungen machen. Und da die Krankheit direkt nach dem Urlaub anfing, machten sich auch renommierte Einrichtungen wie das Hamburger Tropeninstitut und die Medizinische Hochschule in Hannover auf die Suche nach exotischen Erregern und Parasiten. Doch gefunden wurde nichts. Aufgrund der ähnlichen Symptome äußern die Ärzte als ersten Verdacht das „Familiäre Mittelmeerfieber“, aber auch diese Diagnose kann sich nach einer Erbgutanalyse nicht bestätigen. Auch Annes Großonkel verfolgt die Krankheit seiner Verwandten, seit er als Notarzt erstmalig zu der 10jährigen gerufen wurde. Denn Dr. Lutz Spiegel ist Internist. Seit sie 16 ist, lässt er das Mädchen von Kopf bis Fuß durchchecken, wälzt Literatur und recherchiert im Internet. Eigentlich kommt er neben seiner Arbeit selbst kaum zum Fernsehen, doch an einem Abend bleibt er an einer Sendung hängen, die seine Frau zufällig eingeschaltet hat. Dr. Spiegel wird hellhörig, denn je länger die Sendung Abenteuer Diagnose läuft, desto mehr Symptome gleichen sich dort mit denen seiner Großnichte. Heftige Bauchschmerzen und Fieberattacken ein Leben lang – kann das alles bloß ein Zufall sein? Im Mittelpunkt der Sendung steht ein Mann mit den gleichen Beschwerden, sowie der Rheumatologe Dr. Thomas Neumann aus Jena, der dazu die Diagnose einer seltenen Erberkrankung finden konnte. Aufgeregt bestellt Dr. Spiegel seine Großnichte gleich am nächsten Tag in seine Praxis, nimmt sofort Blutproben und lässt sie in einem bayrischen Speziallabor mit einem Gentest untersuchen. Drei Wochen später liegt das Resultat auf dem Tisch: Anne H. hat tatsächlich dieselbe Krankheit, das sogenannte TNF-Rezeptor-Assoziierte-Periodische-Syndrom, kurz TRAPS genannt. In jedem gesunden Immunsystem werden tausende von Abwehrzellen im Körper aktiviert, um Feinde wie Bakterien oder Viren zu bekämpfen – doch bei dieser Erkrankung bildet der sogenannte TNF-Rezeptor im Falle einer Infektion oder bei stärkerem Stress unkontrolliert Alarmstoffe. Die Folge: Das Immunsystem unterscheidet nicht mehr zwischen Freund und Feind, richtet die Attacken auch gegen den Körper. Dadurch werden Symptome wie Fieber und schmerzhafte Entzündungsreaktionen ausgelöst. Weltweit ist Anne H. eine von nur 200 Patienten mit dieser so seltenen Erkrankung und kann sich jetzt von den Spezialisten um Dr. Thomas Neumann in Jena behandeln lassen. Mittlerweile ist Anne H. glückliche Mutter und auch ihrer Tochter Mia geht es gut. Einen Test auf TRAPS möchte sie beizeiten aber trotzdem bei ihr machen lassen, rein vorsorglich. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Lutz Spiegel, Internist und Praktischer Arzt Erich-Weinert-Ring 25a, 39317 Güsen Tel. (039344) 229 E-Mail: [email protected] Dr. Thomas Neumann, Oberarzt Klinik für Rheumatologie z.Zt. Kantonshospital St. Gallen Rorschacherstraße 95, CH – 9007 St. Gallen Tel. (0041) 71 494 11 32, Fax. (0041) 71 494 63 11 E-Mail: [email protected] Internet: www.rheumatologie.kssg.ch/ sonst: Universitätsklinikum Jena Klinik für Innere Medizin III Universitätsklinikum Jena Tel. (03641) 9326846, Fax. (03641) 9326847 E-Mail: [email protected] Internet: www.kim3.uniklinikum-jena.de/ Dr. Julian Grosskreutz, Oberarzt, Leiter der Neuromuskulären und ALS-Ambulanz Klinik für Neurologie Universitätsklinikum Jena Bachstraße 18, 07743 Jena Tel. (03641) 9 323 426, Fax. (0364) 9 323 422 E-Mail: [email protected] Internet: www.neuro.uniklinikum-jena.de Weitere Informationen: Zentrum für Interdisziplinäre Rheumatologie, klinische Immunologie und Autoimmunerkrankungen (INDIRA) Otfried-Müller-Str. 10, 72076 Tübingen Tel. (07071) 29 84095, Fax. (07071) 29 2763 E-Mail: [email protected] Internet: www.medizin.uni-tuebingen.de/Zuweiser/Zentren/Rheumazentrum+– +INDIRA/Autoinflammation+Reference+Center+Tübingen+(arcT)+/Informationen+für+Pati enten_+Familien+und+andere+Interessierte.html/ (Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise.) Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 4156-0 Fax (040) 4156-7459