Seite 1 von 4 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 9 . 1 1 . 2 0 1 2 Schmerzende Hände und Füße Einen Jackenknopf schließen, eine Dose öffnen oder auf Zehenspitzen laufen: Was für die meisten Menschen selbstverständliche und alltägliche Bewegungen sind, bereitet anderen Mühe und kostet sie viel Zeit und Kraft. Nicht selten sind Schmerzen in Händen oder Füßen der Grund dafür. Doch diese Schmerzen können viele Ursachen haben: abgenutzte oder entzündete Gelenke, ein Unfall oder erblich bedingte Krankheiten. Lässt die Beweglichkeit der Finger nach, können auch die selbstverständlichsten Handgriffe zum Problem werden: Zahnbürste halten, Knöpfe auf- und zumachen oder Kartoffeln schälen. Es gibt für diese Fälle natürlich zahlreiche Hilfsmittel in Spezialgeschäften. Doch kleine Hilfen für den Alltag können Sie sich zu Hause auch schnell selbst bauen. Praktische Küchenhilfen Frühstücksbrettchen Sie können ein Frühstücksbrettchen aus Holz mit Nägeln so präparieren, dass die Schnitte beim Schmieren nicht mehr weg rutscht. Der Vorteil: Sie können auch mit wenig Kraft den Belag aufstreichen. Sie brauchen: ein Frühstücksbrettchen aus Holz, eine Bohrmaschine, einen Hammer, ca. sechs bis acht unbehandelte Holzdübel. Griffhilfe Ob Messer, Kartoffelschäler oder Suppenkelle – Sie können jedes Küchenutensil mit einem einfachen Isolierschlauch oder einem Fahrradgriff aus dem Baumarkt am Griff verdicken. Ziehen Sie den Isolierschlauch dazu einfach über den Griff. So können Sie kraftvoller zupacken und Besteck oder Werkzeug liegen sicherer in der Hand. Sie brauchen: einen Fahrradgriff, ein Stück Gartenschlauch oder Isolierband Nussknacker als Flaschenöffner Ein Nussknacker knackt nicht nur Nüsse. Sie können Ihn auch wie eine Zange zum Öffnen einer Flasche oder einer Zahnpastatube benutzen. Die häufigsten Schmerzverursacher in den Händen Arthrose Eine Knorpelschicht umhüllt unsere Gelenke. Sie nutzt sich im Laufe des Lebens ab. Gleichzeitig verändert sich die Zusammensetzung unserer Gelenkflüssigkeit, die eine reibungsund schmerzlose Bewegung ermöglichen soll. Arthrose ist also eine Alterserscheinung und keine Krankheit. Fast jeder 65-Jährige ist davon betroffen. Rheuma Rheuma wird auch rheumatoide Arthritis genannt. Es tritt auf, wenn die Gelenkinnenhaut in der Gelenkkapsel entzündet ist. Nach außen wird sie durch Schwellungen oder Knötchenbildung sichtbar. Rheuma verursacht ziehende Schmerzen und steife Gelenke, vor allem am Morgen. Die Ursache für diese Krankheit ist bislang ungeklärt. Als Auslöser werden erbliche Veranlagung, Rauchen und Infektionskrankheiten vermutet. Gicht Auch Gicht ist eine rheumatische Erkrankung, bei der sich zu viel Harnsäure im Blut bildet. Die Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken ab und verursachen dort schmerzhafte Entzündungen. Karpaltunnelsyndrom Zwischen Fingerspitzen und Handgelenk befindet sich eine Nervenbahn. Diese verläuft auf Höhe des Handgelenks durch den sogenannten Karpaltunnel. Ist dieser verengt, wird der Nerv geschädigt und es kommt zu Schmerzen 1 Seite 2 von 4 in der Hand oder einem Taubheitsgefühl in den Fingern. Fehlbelastungen Bestimmte Sportarten und Berufe belasten die Hände sehr stark. Dabei können Schmerzen in den Händen auftreten, die ähnliche Symptome wie bei Arthrose oder Rheuma hervorrufen. Korrigiert man die Fehlbelastung oder schont die Hand für eine Weile, verschwinden die Symptome. Tipp Bandagen helfen kurzfristig, überlastete oder geschädigte Gelenke zu stabilisieren und damit zu schonen. Die geeignete Form sollte mit einem Arzt oder Orthopäden abgesprochen werden. Es gibt verschiedene Fertigbandagen in Reformhäusern. Diese werden auch von der Krankenkasse bezuschusst. Leben mit einer Hand Sören W. ist Testperson für die neueste Generation myoelektrischer Prothesen. Sie werden über Batterie betrieben und messen über eine Elektrode die Muskelkraft. So kann Sören W. seine Handprothese allein über die Muskeln öffnen und schließen. Die neusten Modelle sind filigraner als frühere. Sören W. kann damit jetzt jeden Finger einzeln bewegen und nun auch Dinge tun, die sehr viel Feinmotorik erfordern. Vielleicht ermöglicht die Prothese ihm eines Tages seinen großen Traum in Erfüllung gehen zulassen: Er will einen Pilotenschein machen. Sören hat trotz der eingeschränkten Beweglichkeit seines linken Armes eine Ausbildung zum IT-Assistenten abgeschlossen, parallel das Fachabitur und einen LKWFührerschein gemacht. Für viele Handgriffe und auch für das Schreiben auf der Tastatur hat er sich eine eigene Technik angeeignet. Auf Hilfsmittel kann er meist verzichten. Schmerzende Füße Der menschliche Fuß besteht aus 26 Knochen, 33 Gelenken und 107 Bänder sowie 19 Muskeln und Sehnen. Wenn das Zusammenspiel dieser Bausteine nicht stimmt, fangen die Füße nicht nur an zu schmerzen, sondern können sich auch dauerhaft verformen. Häufige Ursachen sind z.B. zu schwere Traglasten, eigenes Übergewicht, häufiges Stehen oder die falschen Schuhe. Besonders ungesund sind Schuhe mit hohem Absatz. Ab und an getragen sind sie kein Problem. Doch hohe und enge Schuhe verursachen auf Dauer einen Spreizfuß, die häufigste Fehlstellung der Füße. Eine ebenfalls weit verbreite Fehlstellung sind Senkfüße. Dabei geben die Muskeln des Längsgewölbes nach. Der Fuß senkt sich. Um die Stabilität aufrecht zu erhalten, knickt oft die Ferse nach innen, der Knöchel spreizt nach außen – ein Knick-Senkfuß entsteht. Im Extremfall liegt der Fuß später mit der ganzen Fläche auf dem Boden auf - der Plattfuß ist entstanden. Druck und gequetschte Zehen führen zum Ballenzeh, dem Hallux valgus. Die große Zehe weicht nach innen ab. Das Gelenk dreht nach außen. Das schmerzt und kann langfristig Arthrose auslösen. Eng damit verbunden sind Hammerzehen. Weil es keinen Platz im Schuh gibt, drückt sich das Mittelglied der Zehen nach oben und reibt in der Folge oft schmerzhaft am Schuh. Titanplatte gegen Ballenzeh Manchmal ist die Verformung des Fußes so weit fortgeschritten, dass nur noch eine Operation des Ballenzehs (Hallux valgus) hilft. Bis vor kurzem wurden die Fehlstellungen der Knochen mit zwei Schrauben korrigiert. Das bedeutete für die Patienten, dass sie ihren Fuß oft wochenlang nicht belasten konnten, da das Auftreten sehr schmerzhaft war. Bei etwa zwölf Prozent aller Operationen kam es außerdem zu Komplikationen. Das Waldkrankenhaus Bad Düben bietet seit kurzem eine bessere Operationsmethode an. Je nach Schweregrad der Verformung werden Knochenkorrekturen vorgenommen. Eine dünne Titanplatte wird dazu seitlich am Fuß angelegt und mit vier Schrauben direkt am Knochen befestigt. Die Platte gibt es in verschiedenen Längen. So kann sie dem Fuß optimal angepasst werden und stützt den Fuß zusätzlich. So können die Patienten den Fuß sofort nach der Operation belasten. Der Druck bewirkt, dass die beiden Knochen beim Auftreten schneller zusammenwachsen. Das winkelstabile Implantat wird nach geraumer Zeit wieder entfernt. Angeborene Fehlstellungen Neben den Verformungen der Füße, die durch falsche Belastung zustande kommen, gibt es auch angeborene Fehlstellungen. Die Fehlstellung ist dann oft bei mehreren Familienmitgliedern gleichzeitig zu beobachten. 2 Seite 3 von 4 Die häufigsten angeborenen Fehlstellungen: Klumpfuß Der Vorfuß ist nach innen verdreht und das Fußgewölbe sehr tief. Klumpfüße treten bei Jungen doppelt so häufig auf wie bei Mädchen. Knickfuß Der Fuß ist nach außen gedreht und nach innen geknickt. Ursachen sind schwache Muskeln und Sehnen. Meist bildet sich ein kindlicher Knickfuß im Jugendalter von allein zurück. Spitzfuß Hierbei steht die Ferse nach oben und kann den Boden nicht berühren. Der angeborene Spitzfuß kann Folge einer Einengung im Mutterleib sein oder auch durch Fehlstellungen in den Beinen verursacht werden. Tipps für den Schuhkauf Laut einer Fußreport-Studie der Schuhindustrie mit bundesweit 10.400 Teilnehmern sind 80 Prozent der Menschen mit falschen Schuhen unterwegs. Mit den folgenden Tipps finden Sie den richtigen Schuh: • • • Schuhe mittags oder nachmittags kaufen! Die Beine und auch die Füße schwellen im Laufe des Tages an. Wichtig ist: gutes Abrollen bei flachen Schuhen! Mit einem einfachen Test kommen Sie zur richtigen Auswahl. Stellen Sie die Schuhe auf den Boden. Drücken sie auf die Spitzen. Ein Schuh, der dabei weiter nach oben kommt, garantiert ein besseres Abrollen. Viele kaufen zu kleine Schuhe. Folgender Test hilft die richtige Größe zu finden: Nehmen Sie die Sohle aus dem Schuh und stellen den Fuß darauf. Biegen sie die Sohle mit der großen Zehe nach oben. Die Sohle sollte länger als der Zeh sein Angenehmes für Hände und Füße Das beste Mittel für gesunde Füße ist das Barfußlaufen. Dabei rollt der Fuß so ab, dass er gleichzeitig die gesamte Wirbelsäule stabilisiert. Auch für Menschen, die schon schmerzhafte Verformungen haben oder unter einem diabetischen Fuß leiden, empfiehlt sich ein tägliches Training. Ideal ist ein Barfußpfad, der dem Fuß verschiedene Untergründe bietet. Der Fuß rollt so nicht nur korrekt ab, sondern wird auch noch zusätzlich von der Sohle her massiert. Sie können sich einen solchen Barfußpfad mit ausgedienten Kinderbadewannen selbst bauen. Stellen Sie die Wannen entlang eines Tisches oder Schrankes, um sich gut festhalten zu können: Füllen sie die Wannen nun mit unterschiedlichen Materialien, z.B. Wolldecken, Sand, Rindenmulch, Kieselsteine oder Laub. Mit einer ayurvedischen Massage gegen Arthrose Die Abhyanga-Massage wird in der traditionellen indischen Medizin angewendet und verbessert die Durchblutung im ganzen Körper. Schadstoffe werden durch das Schwitzen während der Behandlung ausgeschieden und auch die Zirkulation der Lymphe im Körper wird verbessert. Am Immanuel-Krankenhaus Berlin wird die Abhyanga-Massage zur Behandlung von Arthrose eingesetzt. Dort wird das speziell dafür verschriebene entzündungshemmende und kühlende Murivenna-Öl eingesetzt. Es enthält neben Sesamöl zahlreiche indische Heilpflanzen wie Karanja, wilden Spargel, Betelpfeffer und Extrakte aus dem Meerrettich-Baum. Ernährung bei Rheuma oder Arthritis Der Einfluss der Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen ist nicht eindeutig wissenschaftlich belegt. Wissenschaftliche Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine entsprechend angepasste Ernährung kann aber Schmerzen lindern und die Morgensteifigkeit der Gelenke vermindern. Entscheidend für die Ausprägung der Gelenkentzündungen ist die sogenannte Arachidonsäure, die teilweise vom Körper selbst gebildet wird. Sie ist vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten. Deshalb gilt: tierische Lebensmittel meiden und Nahrungsmittel bevorzugen, die die Bildung von Arachidonsäure im Körper hemmen. Das sind pflanzliche Öle, Nüsse und Fisch. Rezept - Walnusstaler (die herzhafte Alternative) Zutaten für ca. 30 Stück: 120 g Walnusskerne 250 g Weizenmehl ½ TL Salz 100 g Butter 1 Ei 2 EL saure Sahne 1 Eigelb zum Bestreichen 1 EL Wasser 3 Seite 4 von 4 Zubereitung: Die Hälfte der Walnüsse hacken. Diese mit Weizenmehl, Salz, kalter Butter, Ei und saurer Sahne zu einem glatten Teig verarbeiten. Den Teig zu einer Kugel formen, in Folie wickeln und 30 Minuten in den Kühlschrank stellen. Den Teig nochmals durchkneten und auf einer bemehlten Fläche etwa drei Millimeter dick ausrollen. Kreise von fünf Zentimeter Durchmesser ausstechen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Eigelb und Wasser verquirlen, die Plätzchen damit bestreichen. Die restlichen Nüsse grob hacken und die Kekse damit bestreuen. Die Plätzchen im Backofen bei 220°C etwa zwölf bis 15 Minuten backen, bis sie leicht gebräunt sind. Die Nusstaler nach dem Backen vom Blech nehmen und auskühlen lassen. Linderung durch Paraffinbad Paraffin ist ein Wachs, das zu Behandlungszwecken verflüssigt wird. Es besteht aus verschiedenen Alkanen (gesättigte Kohlenwasserstoffe), die keinen Eigengeruch besitzen. Warmes Paraffin fördert die Durchblutung, entspannt das Gewebe und macht es geschmeidiger. Als positiver Effekt öffnen sich die Poren der Haut und die Durchblutung wird angeregt. Zur Verstärkung der Wirkung können Sie zusätzlich Handschuhe tragen. Nach dem Einwirken wird die Folie samt Paraffin von der Haut abgezogen. Nun kann mit der eigentlichen Behandlung begonnen werden. Das Paraffinbad darf nicht bei Thrombose, akuten Entzündungen, Allergien und offenen Wunden eingesetzt werden. Außerdem dürfen Hände oder Füße nicht zu kalt sein- das Paraffin erkaltet sonst zu schnell. Gerade im Winter ist ein Paraffinbad für die Haut an den Händen besser als jede Handcreme. Die anregende Wirkung des Paraffinbades wird auch in der Rheumatherapie genutzt. Eine verbesserte Durchblutung lindert die Schmerzen. Deshalb ist das Paraffinbad besonders geeignet für Patienten, die an Arthritis, Schleimbeutelentzündung, Muskelspasmen und chronischen Gelenkentzündungen leiden. Die Muskeln werden durch die Wärme entspannt und so optimal auf kommende Behandlungen vorbereitet. Gewöhnlich sollten Sie Hände oder Füße ca. viermal, im Wechsel mit kurzzeitigen Trocknungsphasen, in das Paraffinbad tauchen. Bei der Behandlung sollten Sie ihre Hände oder Füße mehrmals in das Paraffinbad tauchen. Wiederholen Sie diese Prozedur bis eine Wachsschicht Ihre Hände und Füße komplett überzieht. Anschließend wickeln Sie Ihre Gliedmaßen in Frischhaltefolie. Durch die Folie kann die Feuchtigkeit nicht entweichen und bleibt in der Haut. So eingepackt sollten Hände und Füße höchstens 15 Minuten schwitzen. Anschrift: MDR FERNSEHEN, Redaktion "Hauptsache gesund" 04360 Leipzig Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund E-Mail: [email protected] Thema der Sendung am 06.12.2012, 21:00 Uhr: "Diagnose Bandscheibenschaden" 4